Angela Thirkell - Tea Time bei Mrs. Morland

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 2.023 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von illy.

  • Pünktlich zum neuen Jahr habe ich mit meinem Monatsrundenbuch begonnen.
    Das Buch spielt in England der 1930er Jahre ist sogar schon 1933 veröffentlicht worden. Das hat mir am Anfang etwas "Respekt" eingeflößt, da ich dachte, dass ich mit Sprache und/oder Schreibstil nicht zurecht käme. Diese Sorge scheint aber unbegründet zu sein, die ersten 48 Seiten habe ich recht flott durchgelesen.
    Das erste was mir sofort aufgefallen ist, ist dieser sarkastische Humor (britischer Humor?), den die Hauptperson Laura Morland ausstrahlt. das Buch ist aus der "Ich-Perspektive" geschrieben und ich finde Mrs. Morland jetzt schon super sympathisch.
    Sie ist Witwe, hat 4 Söhne, wo von 3 schon aus dem Haus sind, und der jüngste im Internat (Eton). Diesen, Tony, hat sie gerade abgeholt, um mit ihm die Weihnachtsferien in ihrem Cottage auf dem Land zu verbringen. Mrs. Morland ist Schriftstellerin, eine die Schundgeschichten schreibt, aber von irgendetwas muss sie ja leben. Und nach nur einem Tag, weiß sie schon nicht wie sie die nächsten 4-5 Wochen mit diesem schwatzhaften, arroganten, dreckigen Kind, dass sie aber über alles liebt, überstehen soll :breitgrins:.
    Zusätzlich hatte sie gerade Besuch von der Tochter ihres Schriftstellerkollegens Mr. Knox, der auf einem Herrensitz, ihr Nachbar ist. Die Tochter, Sibyl, hat sich heftig über die neue Sekretärin ihres Vaters beschwert, denn diese verändere ihn absolut.
    Gott sei Dank hat Sibyl Tony zur morgigen Jagd eingeladen und Mrs. Morland kann ihn später aus Low Rising abholen und so die mysteriöse Miss Grey kennenlernen.
    Hier noch ein kleines Zitat, um den Humor dieses Buches darzustellen:
    Ich muss irgendwie Geld verdienen, das ist alles. Wissen Sie, mein Mann hat mir zu Lebzeiten nur Ausgaben verursacht, und jetzt, da er tot ist, ist er mir erst recht keine Hilfe, wenn er mich auch nichts mehr kostet.


  • schwatzhaften, arroganten, dreckigen Kind, dass sie aber über alles liebt,Ich muss irgendwie Geld verdienen, das ist alles. Wissen Sie, mein Mann hat mir zu Lebzeiten nur Ausgaben verursacht, und jetzt, da er tot ist, ist er mir erst recht keine Hilfe, wenn er mich auch nichts mehr kostet.


    :totlach:


    Das klingt nach meinem Beuteschema - ich bin schon neugierig, was du sonst noch über das Buch berichtest.

  • Auf Grund von Zeitproblemen bin ich erst ein Kapitel weiter gekommen. In dem hat Laura Morland nun aber die geheimnisvolle Miss Grey kennengelernt, die tatsächlich irgendwie, mhm tja, unsympathisch wirkt. Zum einen scheint sie eifersüchtig auf Mrs. Morland zu sein, da sie sich sehr gut mit Mr. Knox, dem Schriftsteller, versteht. die beiden verbindet eindeutig, der eigenwillige Humor. Zum andern ist sie sehr interessiert an Mrs. Morland Verleger. Irgendwie habe ich das Gefühl, sie könnte ihr noch irgend einen Strick daraus drehen. Außerdem hat sie es geschafft Mr. Knox von der geplanten Italienreise mit seiner Tochter Sibyl abzubringen. Nicht sehr freundlich.

  • Bis Seite 120 geschah jetzt folgendes:
    Zum einen scheinen sich zwei Paare zu bilden. Einmal Dr. Ford und Anne Todd, die sich aber noch ziert. Zum anderen Sibyl Knox und der Verleger Adrian. Da scheinen beide nur noch einen kleinen Schubser zu brauchen.
    Diese Kombination scheint wiederum Miss Grey nicht zu gefallen, denn sie scheint Adrian auch attraktiv zu finden. Auf der anderen Seite schmeichelt sie sich aber auch bei George Knox ein, für den sie sich unentbehrlich machen will und so auch gegen seine Tochter intrigiert. George mag Miss Grey, aber auch Laura Morland steht hoch in seiner Gunst . Nur ein bisschen konfus! :confused:


    Mrs Morland hingegen ist stetig genervt von Tony´s ununterbrochenem Gequatsche über Modelleisenbahnen (erschöpfende Vorträge), hat aber Tränen in den Augen, als Tony ihr ein selbstgeschriebenes (schlechtes) Gedicht vorliest.


    Generell kann man zu Miss Grey noch sagen, dass sie sich am Silvesterabend unmöglich benommen hat und die gängige Meinung in Mrs Morlands Haushalt über sie ist: Nicht unbedingt ein schlechter Mensch, aber neurotisch veranlagt, vielleicht sogar gefährlich.

    Ich mag das Buch sehr und unterhalte mich köstlich. Es ist recht schwer, dass hier so wieder zu geben, denn ganz viel lebt von der unterschwelligen Ironie und dem, was zwischen den Zeilen geschrieben steht.

  • Ich bin immer noch nicht durch, was aber nicht am Buch liegt, sondern an meiner knapp bemessenen Lesezeit.
    Nur noch mal: ich mag Laura Morland immer noch sehr, wegen ihrer scharfsinnigen und unkonventionellen Kommentaren. DAS trifft es eigentlich am Besten. Ich habe noch knapp Seiten vor mir, auf die ich mich sehr freue, denn es steht auch noch die Frage im Raum, ob man Miss Grey los werden kann, oder nicht :breitgrins:.

  • Angela Thirkell - Tea Time bei Mrs. Morland

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    Klapptext:
    England in den 1930er Jahren. Weihnachten steht vor der Tür, und die erfolgreiche Autorin Laura Morland verbringt die Feiertage gemeinsam mit ihrem jüngsten Sohn Tony auf dem Landsitz im pittoresken High Rising. Doch die verschneite Idylle wird empfindlich gestört, denn Lauras betuchter Nachbar und Freund, George Knox, hat eine neue Sekretärin, und diese wiederum hat höchst zweifelhafte Absichten - das erkennt Laura sofort. Not amused beschließt sie einzuschreiten. Kann die couragierte Lady ihren Freund aus den Fängen seiner Goldgräber-Sekretärin befreien - und am Ende mit ein bisschen Kuppelei auch noch George Tochter zu ihrer langersehnten Verlobung verhelfen?


    Meine Meinung:
    Angela Thirkell lebte von 1890 - 1961 und "Tea Time bei Mrs. Morland erschien im Original ("High Rising") bereits 1933. Am Anfang hatte ich daher Bedenken, dass ich der Sprache nicht folgen könne. Das war aber absolut so nicht der Fall. Das Buch ist flüssig und flott geschrieben und trieft von einer Art von Humor, die man vielleicht britisch bezeichnet, die vor allen Dingen aber recht skurril und ironisch ist. Meine Art von Humor, sozusagen.
    Das Buch umfasst 318 Seiten, die voll sind mit dem Leben der verschiedenen Charaktere, die am Ende alle gemeinsam eine Geschichte schreiben. Es gibt folgende Figuren:
    Als erstes natürlich Laura Morland, die Witwe, die sich mit dem Schreiben von "schundhafter Literatur" ihr Leben ganz gut ermöglichen kann. Sie ist oft verwirrt und direkt und hat eine sehr erfrischende Art. Drei ihrer Söhne sind erwachsen und außer Haus, der jüngste, Tony, lebt im Internat und ist nur in den Ferien zu Hause. Die Ferien verbringt Familie Morland auf dem Land in High Rising, ansonsten lebt Laura in London.
    Zu Tony Morland gibt es eigentlich nicht mehr viel zu sagen, außer dass er fürchterlich lange, ermüdende Monologe über seine Leidenschaft "Modell-Eisenbahnen" hält, die alle Erwachsenen auf den Nerv gehen und sie automatisch abschalten lässt, wenn Tony einmal anfängt.
    Anne Todd ist Lauras Sekretärin, die in High Rising als "alte Jungfer" lebt und ihre alte Mutter, eine sehr anstrengende Person, pflegt. Anne ist die Ruhe und Besonnenheit in Person und hat den ein oder anderen Verehrer, von denen sie nichts wissen will. Für sie steht ihre Mutter an erster Stelle und dann ihre Arbeit für Mrs. Morland.
    Zur Familie Knox gehören Vater und Tochter: George, ebenfalls Auror allerdings von geschichtlichen Sachbüchern, ist seit langer Zeit mit Laura Morland befreundet und ihrem Sohn Tony im "Punkt-und-Komma-losen" Quatschen zu Themen, die ihn interessieren nicht unehrlich. Er kann grob und aufbrausend sein, ist aber im Kern ein netter gutmütiger Mensch, der die Absichten seiner Sekretärin Miss Grey, durchaus wahrnimmt, sich aber nicht in der Lage sieht, diesen ein Ende zu bereiten.
    Sibyl Knox ist ein stilles, liebes, etwas einfältiges Mädchen, das Hunde züchtet und sich von Miss Grey überrollt fühlt und sich so Hilfe von Laura Morland erhofft.
    Dann gibt es noch Adrian Coates, Lauras Verleger und Freund, der sich erst ein wenig in sie verliebt, dann aber heftiger in Sibyl Knox und Dr. James Ford, der die alte Mrs. Todd betreut und die junge Miss Todd sehr bewundert und verehrt.
    Zusammen mit Lauras Freundin Amy Brikett, die Frau von Tonys Internatsdirektor, schaffen sie es alle zusammen hinter das "Geheimnis" von Miss Grey zu kommen und am Ende ein kleines Happy-End zu begehen.


    Wie gesagt, ich mochte Schreibstil und Humor und habe mich wunderbar unterhalten gefühlt. viel Tiefgang ist in diesem Buch nicht vorhanden, muss es aber auch nicht, um gut zu sein.
    Ich vergebe:
    5ratten

  • Irgendwie war ich der Illusion aufgesessen, dass es sich hierbei um einen Krimi handeln würde. :gruebel: Die einzigen Verbrechen passieren allerdings in den Romanen, die Mrs. Morland schreibt, einer zeitgenössischen (wir leben zu Beginn der 1930er Jahre) Variante des Genres „Romantic Suspense“. Damit finanziert sie ihr Leben und hat mittlerweile 3 ihrer 4 Söhne erfolgreich in die Welt hinausgeschickt. Der Jüngste ist noch da, nervt ein wenig mit seinem Redefluss, besonders zum Thema „Eisenbahn“, aber das wird sie auch noch überstehen, zumal er ja meist im Internat ist.


    Im Moment hat er aber frei und wir sind im Cottage auf dem Land, ihr Verleger hat seinen Besuch angesagt und sie ist neugierig auf die neue Sekretärin ihres Nachbarn, eines ernsthaften Schriftstellers gelehrsamer Werke. Das ganze Geschehen wird von ihr mit spitzer Zunge kommentiert, dabei ist sie aber nicht boshaft, sondern durchaus eine freundliche Figur. Von wem der Sohn den Redefluss hat, ist mir als Leserin allerdings klar, denn so überschwänglich empfand ich den ganzen Stil des Romans. Man kommt kaum zum Atem holen und sogar wenn gar nichts passiert, legt die Autorin trotzdem ein unglaubliches Tempo vor.


    Ich fühlte mich gut unterhalten, um die weiteren Bände der Barsetshire Chronicles (fast 30 Bände) lesen zu wollen, fehlte mir aber dann ein wenig echte Handlung.


    4ratten