T.C. Boyle - World's End

Es gibt 14 Antworten in diesem Thema, welches 4.014 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kirsten.

  • Und endlich auch diesen Boyle abgehackt:


    Klappentext:


    In der Nacht seines 22.Geburtstages rast Walter Van Brunt betrunken und bekifft mit seinem Motorrad gegen eine Gedenktafel. Die Vergangenheit holt ihn ein, sein Vater, der vor zwanzig Jahren die Freunde verriet, sein Vorfahr aus dem 17.Jahrhundert, ein holländischer Neusiedler und Pachtbauer aus dem 17.Jahrhundert, von dem es heißt, er habe in der Auseinandersetzung, mit dem reichen Grundherrn versagt. ""World's End" ist ein listiges Gesellschaftsbild, das rafiniert mit der amerikanischen Geschichte soielt. T. Coraghessan Boyle ist ein großartiger Schriftsteller" (Die Presse), "die literarische Entdeckung Amerikas" (Die Zeit), "der Dickens des 20.Jahrhunderts" (Publisher Weekly)


    Eigene Meinung:


    Wer ein klassischen Boyle erwartet, bekommt ihn auch. Boyle lässt er den Leser zwischen Walter's Ahnen im 17.Jahrhundert und seinem Leben in der Gegenwart wechseln und langsam baut sich die Vebindung auf...
    Wie so oft strotzt der Roman vor Bosheiten und Geausamkeiten gegenüber allen Handlungsträgern und man darf gespannt sein ob das Ende für den Protagonisten Walter versöhnlich ist (wie in "America") oder zerschmetternd (wie in "Grün ist die Hoffnung").


    Ich bin ein ziemlicher Boylefan und fand das Buch - so wie all seine anderen Werke - echt genial. ich würde (wie jeder anderen Boyle Geschichte) fünf Leseratten verleihen, allerdings zieht sich der Roman stellenweise sehr in die Länge und anfangs verwirren die Sprünge zw. 17. und 20.Jahrhundert und die Anzahl der Personen etwas (zum Glück gibts hinten eine Übersicht über die wichtigsten handelnden Personen). Aber ich wurde gegen Ende immer lesedurstiger um endlich das Finale von "World's End" zu erfahren. Alles in allem:


    4ratten


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    Grüße,


    Ragle

    Einmal editiert, zuletzt von Alfa_Romea ()

  • Das Buch fand ich zwischendurch auch ziemlich zäh.


    Ein wenig hat mich der Stil und die Geschichte an Irving erinnert, aber den mag ich dann doch lieber.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





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    In World’s End erzählt Boyle zwei Geschichten parallel, die eine spielt 16xx, Nieuw Amsterdam ist gerade zu New York und handelt von den Problemen der Pächterfamilie van Brunt, nicht nur im Kampf gegen die Natur, sondern vor allem im Verhältnis zum Pachtherren van Wart. Die andere Geschichte spielt sich ca. 1968 zwischen den letzen (männlichen) Nachkommen der beiden Familien ab. In der Nacht seines 22. Geburtstages betrinkt Walter van Brunt sich und hat einen Unfall: an einer Gedenktafel, die von Vorfahren im 16. Jahrhundert berichtet, verliert er dabei einen Fuß, was nur der Auftakt zu neuen Verwicklungen ist und unter anderem dazu führt, dass er herauszufinden versucht, ob sein Vater wirklich ein Verräter in den Diensten der van Warts war.



    „Wassermusik“ vom gleichen Autor fand ich interessant und sprachlich mitreißend, World’s End empfand ich eher nervend. Der Stil erinnerte mich an John Irving unter Aufputschmitteln, das Buch wirkte gehetzt, aber ohne, dass inhaltlich genug zielgerichtetes passieren würde, um die Eile zu rechtfertigen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, die Geschichte würde in hohem Tempo ins Nichts führen.


    3ratten

  • Völlig zugedröhnt donnert Walter Van Brunt nach seiner eigenen Geburtstagsfeier mit dem Motorrad gegen eine Gedenktafel und erwacht im Krankenhaus, ohne seinen rechten Fuß. Nach diesem traumatischen Ereignis beginnt er, sich noch stärker mit seiner eigenen Familiengeschichte auseinandersetzen als bereits zuvor. Sein Vater verschwand, als Walter noch klein war, seine Mutter starb nicht viel später und er wuchs bei liebevollen Adoptiveltern auf, die sich jedoch stets bedeckt hielten, wenn es um die Vergangenheit und insbesondere Van Brunt senior ging. Während Walter versucht, sich mit seiner Behinderung abzufinden, fragt er sich gleichzeitig, ob sein Vater wirklich so ein Mistkerl war, wie immer zwischen den Zeilen anklingt, oder ob die Wahrheit vielleicht ganz anders aussieht.


    Parallel erzählt Boyle die Geschichte, die zu der schicksalsträchtigen Gedenktafel am Straßenrand führte, die Geschichte der ersten Van Brunts, die sich im 17. Jahrhundert als holländische Einwanderer im heutigen Staat New York niederließen und in ärmlichen Verhältnissen lebten. Jeremias, der älteste Sohn, steht hier im Mittelpunkt, der sich unter widrigsten Umständen durchs Leben schlug und dabei kaum eine Auseinandersetzung scheute. Eng verflochten mit dem Schicksal der Van Brunts ist auch dasjenige der Mohonks, einer Kitchawanken-Indianerfamilie, deren letzter verbleibender Nachfahre wiederum plötzlich in Walters Leben auftaucht.


    Boyle schreibt wie eine dreckigere, krassere Version von John Irving. Kein menschlicher Abgrund scheint ihm fremd zu sein, es geht ordentlich zur Sache in diesem Buch - Blut und andere Körpersäfte fließen reichlich, es wird gesoffen und gehurt und exzessiv gefressen, verraten, gekämpft und getötet. Einiges nimmt beinahe märchenhafte Züge an, manche Figuren wirken farcehaft überzeichnet, was ich eigentlich gar nicht so mag, und das Leid häuft sich insbesondere bei Jeremias schon in hiob-artiger Weise, aber Boyle hat es irgendwie hingekriegt, dass mich diese prallvolle Familiengeschichte auf zwei Zeitebenen nach leichten Anlaufschwierigkeiten ziemlich gepackt hat.


    Es ist ein bissiges, böses Gesellschaftsporträt, das hier gezeichnet wird, mit zwei Hauptfiguren, Walter in der Gegenwart und Jeremias in der Vergangenheit, die beileibe nicht immer richtig handeln, in ihrer Menschlichkeit dabei aber nie unsympathisch werden. Grundthemen beider Handlungsstränge sind universelle Themen wie gesellschaftliche Abhängigkeiten und Aufstiegsmöglichkeiten, der Umgang mit der eigenen Familiengeschichte, Leben mit körperlichen Handicaps (wobei ich es in Walters Geschichte als medizinischer Laie doch einigermaßen optimistisch fand, dass er

    ) und natürlich auch die Liebe, auch wenn die bei Boyle natürlich nicht auf rosaroten Wölkchen dahergeschwebt kommt.


    Sicherlich nicht jedermanns Sache, dieses Buch, aber mir hat es (im zweiten Anlauf nach 15 Jahren - ich glaube, beim ersten Durchgang war ich noch etwas zu jung) sehr gut gefallen, auch wenn es stellenweise zwischendurch ein wenig zäh wurde.


    4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich hab das Buch vor Jahren mal angefangen und vielleicht 100 Seiten geschafft. Boyles Schreibstil gefiel mir total gut, richtig schön böse und zynisch, aber in die Geschichte bin ich ganz schlecht reingekommen, so dass ich es dann gelassen habe. Deine Rezi hat mich jetzt wieder daran erinnert, dass es ja eigentlich noch auf dem SUB liegt. Ich denke, ich wage bald mal einen Neustart.


    Boyle und Irving haben schon ein paar Gemeinsamkeiten, da hast du recht, wobei Irvings Weltsicht deutlich positiver ausfällt, das gefällt mir dann doch auch besser. Boyles harter Realismus kann manchmal weh tun. :breitgrins:


  • Ich hab das Buch vor Jahren mal angefangen und vielleicht 100 Seiten geschafft. Boyles Schreibstil gefiel mir total gut, richtig schön böse und zynisch, aber in die Geschichte bin ich ganz schlecht reingekommen, so dass ich es dann gelassen habe. Deine Rezi hat mich jetzt wieder daran erinnert, dass es ja eigentlich noch auf dem SUB liegt. Ich denke, ich wage bald mal einen Neustart.


    Bin gespannt! Ich glaube, mir war das damals einfach zuuu böse und heftig, so als zartbesaiteter Teenie ;)


    Zitat

    Boyle und Irving haben schon ein paar Gemeinsamkeiten, da hast du recht, wobei Irvings Weltsicht deutlich positiver ausfällt, das gefällt mir dann doch auch besser. Boyles harter Realismus kann manchmal weh tun. :breitgrins:


    Sehe ich ganz genauso. Bei Irving gibt's doch immer noch ein paar Hoffnungsfünkchen.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Das ist interessant. Mir ging es genau andersrum. Ich habe erst einige Bücher von Irving gelesen, aber irgendwie war er mir immer ein Stück zu fern ab von der Realität und seine Figuren zu verschroben.
    Dann bin ich auf T.C. Boyle gestoßen und sein harter Realismus und v.a. seine wunderbar zynische Tragikomik hat mir gleich zugesagt.
    Ich mag beide Autoren, aber letztendlich ist mir Boyle lieber.


    (Es gibt bessere Bücher von ihm als World`s End)

  • Ich habe das Buch im Urlaub angefangen, bin aber nicht wirklich in die Geschichte hinein gekommen. Walters Geschichte fand ich interessant, die seiner Ahnen überhaupt nicht. Das hat mich zu sehr an ein anderes Buch erinnert, durch das ich mich vor nicht allzu langer Zeit gequält habe. Trotzdem habe ich es noch nicht aufgegeben, ich will einen neuen Versuch starten.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich habe World's End vor Jahren gelesen, und es ist der Grund, warum ich T. C. Boyle Romane auf meinem SUB anhäufe. Allerdings hat mir die Geschichte damals von Beginn an gut gefallen.
    Vielleicht solltest du es aber auch einfach mit einem anderen Roman von Boyle probieren? Es gibt ja deren nicht wenige, mit unterschiedlichen Themen und Erzählperspektiven, mein Eindruck war damals jedenfalls, dass Boyle ein ziemlich talentierter Autor ist. :winken:

    Auch ungelebtes Leben<br />geht zu Ende<br />- Erich Fried

  • "World's End" habe ich zweimal gelesen und fand es beim ersten Mal, als Teenie, irgendwie "too much". Beim zweiten Durchgang letztes Jahr war ich wesentlich angetaner, auch wenn ich es immer noch recht heftig finde.


    Aber Boyle hat auf jeden Fall Talent, ich mochte auch "América", "Talk Talk", "Wassermusik" und "A Friend of the Earth".

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich habe von T.C. Boye bisher Das wilde Kind gelesen, das mir gut gefallen hat. Deshalb will ich dem Buch noch auch die zweite Chance geben. Wenn ich dann nicht weiterkomme als beim ersten Mal, breche ich ab und versuche es mit einem anderen Buch von ihm.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • @ Kirsten
    In dem Fall empfehle ich "Wenn das Schlachten vorbei ist". das war mein erstes Buch von Boyle und gefiel mir sehr.

  • Ich habe heute morgen noch einmal mit World's end angefangen und bis jetzt die ersten vier Kapitel gelesen. Ich habe dieses Mal einen besseren Überblick über Personen und Zusammenhänge, aber ich denke immer noch, dass es ein eher zähes Lesevergnügen werden wird. Deshalb wird World's end mein Zweitbuch werden, dass ich in kleinen Häppchen zu meinem Morgenkaffee geniessen werde.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Meine Meinung
    Weiter oben wurde geschrieben, dass World's End stellenweise zäh war. Ich hatte eher den umgekehrten Eindruck. Stellenweise hat mir die Geschichte gut gefallen, aber hauptsächlich habe ich sie als zäh empfunden. Trotzdem bin ich froh, dass ich dem Buch eine zweite Chance gegeben habe. In einem Stück durchzulesen hätte ich wohl nicht geschafft, aber in kleinen Häppchen fand ich World's End gar nicht mal so schlecht.
    3ratten

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