Faszination: Stefan Zweig

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  • Zitat

    Und worauf bitte stützt du nun diese Behauptung?


    Ich bin nicht sicher, ob das jetzt provozieren ist, oder Ernst gemeint ist. Egal. Ich bin heute sehr krank und müde und halte mich jetzt raus.
    Extrem viele wissen die Größe zu schätzen und das ist gut so.


    http://www.sbg.ac.at/ger/zweig/



    Weiteres ein Text aus einem Interview:


    Kein "Simmel-Faktor"
    "Stefan Zweig ist in der Nachkriegs-Rezeption oft als Autor zweiter Klasse mit 'Simmel-Faktor' eingestuft worden, was ihm definitiv nicht gerecht wird. Es gibt viele literarisch außergewöhnlich wertvolle Texte dieses zu Lebzeiten extrem erfolgreichen Schriftstellers mit Breitenwirkung", sagt der Direktor des neuen Salzburger Stefan Zweig-Zentrums, Klemens Renoldner.


    "Diese literarische Seite Zweigs neu zu positionieren ist die eine Aufgabe des Zentrums; die andere ist, den Europäer der frühen Stunde, den politischen und gesellschaftlichen Netzwerker, zu erforschen und historisch zu beleuchten."


  • Ich bin nicht sicher, ob das jetzt provozieren ist, oder Ernst gemeint ist.


    Beides. Zum einen kann man nicht von anderen Beweise erwarten und selbst mit "Das ist nämlich wirklich nicht wahr." argumentieren. Und zum anderen zeigen deine Beispiele, dass Zweig bedeutend war, was ich auch nie bezweifelt habe. Aber einem Vergleich mit Thomas Mann hält er trotzdem nicht Stand.
    Das ist als würde ich sagen: "Der K2 ist hoch, aber der Mount Everest ist höher.", was nicht gleichbedeutend ist mit: "Der Mount Everest ist hoch und der K2 ist ein Hügel."


    lg,


    mondpilz

  • der unsympathische despot mann! ja, er war super, ich habe es verstanden.


    ich habe NIE gesagt, dass zweig größer sei als mann, niemals. aber, mir gefällt zweig besser, weil das herz in den zeilen pocht. er war ein frauenkenner, ein charmanter mensch, das liest man heraus. seufz. große literatur, wirklich große.


    ich glaube auch nicht, dass mann noch in 100 jahren gelesen wird. nein. zweig eventuell, weil liebe gibt es immer.

  • Mensch Cori, warum reagierst Du denn so gereizt? Ich verstehe ja noch, dass Du es nicht magst, wenn Zweig als "mittelmäßiger" Schriftsteller bezeichnet wird - da gibt es sicher noch viel mittelmäßigere. :breitgrins:


    Andererseits (ich hoffe, Du nimmst mir den Einwurf jetzt nicht übel), glaube ich nicht, dass Thomas Mann in 100 Jahren verschwunden sein wird. Dafür steckt zu viel in seinen Romanen, die ja noch dazu zahlreiche Leser auch amüsieren. (Ich mag die Ironie von Th. Mann z. B. sehr.)


    Ob Mann unsympathisch war oder nicht, spielt eine immer unbedeutendere Rolle, je mehr Zeit verstreicht. Wen interessiert es heute noch, ob Sophokles, Euripides, Dante oder Bocaccio sympathisch waren? Sympathie ist etwas für Zeitgenossen eines Künstlers, sie verfliegt m. E. mit den Jahren und der zunehmenden Distanz zur Epoche des Künstlers.


    Aber wie gesagt, ich habe kein Problem, wenn jemand Zweig lieber mag als Th. Mann.

  • ich glaube auch nicht, dass mann noch in 100 jahren gelesen wird. nein. zweig eventuell, weil liebe gibt es immer.


    Wir werden es sehen - in 100 Jahren... :breitgrins:


    davon abgesehen, Thomas Mann hatte auch die Liebe zum Thema (nur anders als bei Zweig).


    Im übrigen, cori, vermute ich, dass dir Sándor Márai gefallen würde. Bei ihm dreht es sich meist um Liebesbeziehungen. :winken:


    Liebe Grüße
    mombour


  • Im übrigen, cori, vermute ich, dass dir Sándor Márai gefallen würde. Bei ihm dreht es sich meist um Liebesbeziehungen.


    Also DAS finde ich jetzt gemein. Marai und Zweig in einen Topf zu werfen. Tsts - wer macht denn sowas? Wie soll Cori denn bei solchen Angriffen wieder gesund werden? (Gute Besserung, übrigens.) :winken:

  • Also DAS finde ich jetzt gemein. Marai und Zweig in einen Topf zu werfen.


    Direkt in einem Topf wollte ich sie nicht werfen. Allerdings war auch Márai ein Emigrant. Ich meinte nur vom Thema her, vertrackte Liebesbeziehungen o.ä. sind sie vergleichbar. Ohne Márai mit Joseph Roth in einen Topf werfen zu wollen, sage ich ja auch gerne, Márai schrieb ebenso über den Untergang der k:u: k.-Monarchie wie Roth.


    Liebe Grüße
    mombour


  • Seine Werke lassen weniger Interpretationsspielraum zu, er hat nicht gerade etwas Neues in der Literatur geschaffen. Thomas Mann hat den Literaturnobelpreis bekommen (okay, nicht unbedingt das beste Argument).
    Eine Vorliebe für Zweig spielt sich m.E. eben hauptsächlich auf der Geschmacksebene ab. Er hatte - zumindest meines Wissens - keinen großartigen Einfluss auf die Literatur. Daher halte ich Mann für objektiv bedeutender, auch wenn ich Zweig auf der Geschmacksebene bevorzuge.


    Dass Zweig weniger Interpretationsspielraum zulassen soll, ist eine zweifach problematische Aussage, in der Bestimmung des Spielraums und im Angesicht der Tatsache, dass Zweig Anlass für viele Examensarbeiten und Dissertationen weltweit ist. Wie soll das gemessen werden? An der Anzahl der Arbeiten, ihrer Untersuchungsbreite oder -tiefe? An der Beliebtheit oder, alternativ, an Präferenzen in Studiengängen?


    Wer belegt wie den fehlenden oder kaum vorhandenen Einfluss Zweigs auf die Literatur? Gibt es dazu Untersuchungen? (Wie sieht es mit dem Film aus? Einige seiner Bücher wurden verfilmt.) Was heißt die Literatur? Zweig ist in Russland sehr beliebt, Mann hingegen nicht - was ein Stück weit der Sowjetideologie geschuldet sein dürfte. Bei dem nicht unerheblichen Sprachraum könnte sich eine Verschiebung ergeben, wenn man die Bedeutung in auch anderen Ländern als Westeuropa und den USA zulässt, zwei geographische Räume, auf die wir uns hier zumeist beschränken, implizit, ohne darüber nachzudenken. Dass es dafür pragmatische Gründe gibt, ist klar...


    Auch in einigen abgelegenen Staaten - wie Aserbaidschan - wird Zweig - auch nach 1989 - sehr geschätzt, von Lesern, Kritik und Akademia.


    Wen liest man in den anderen Ländern des ehemaligen Ostblocks, wen in Indien, in China, in den muslimischen Ländern? Zweig, Mann, beide?


    Liebe Grüße,
    mohan :winken:

    Einmal editiert, zuletzt von mohan ()

  • Zitat

    Im übrigen, cori, vermute ich, dass dir Sándor Márai gefallen würde. Bei ihm dreht es sich meist um Liebesbeziehungen.


    Ich liebe ihn. (Übrigens, das kein falsches Bild aufkommt - ich bin nur für anspruchsvolle Liebe zu haben, es kann nicht sein,dass ein brennendes cover
    meine nerven stört...!)


    @Vulkan: DANKE für die Genesungswünsche.
    mohan: wieso in Aserbaidschan? Das wär jetzt interessant!!!!


    al cori


  • mohan: wieso in Aserbaidschan? Das wär jetzt interessant!!!!


    Stefan Zweig unternahm 1929 eine Reise durch die Sowjetunion, wodurch sich starkes Interesse an ihm entwickelte. Er wurde in den 1930er Jahren ins Aserbaidschanische übersetzt. Zu dieser Zeit erfolgten die Übertragungen aus dem Russischen. Erst ab 1974 wurde er direkt aus dem Deutschen übersetzt (zuerst: Brief einer Unbekannten und Vierundzwanzig Stunden aus dem Leben einer Frau). Als Aserbaidschan am 21. 12. 1991 Mitglied der GUS wurde und die russische Sprache durchgesetzt wurde, kam es zu einer generellen Verdrängung aserbaidschanischer durch russische Übersetzungen. Nach 1992 wurde Zweig primär von Intellektuellen (Russisch-Restriktion) gelesen. Zweig war in Aserbaidschan Lehrstoff an Universitäten.


    Ach ja: auch von mir gute Besserung :smile:


    Liebe Grüße,
    mohan

    Einmal editiert, zuletzt von mohan ()

  • Interessant!!!! (Danke!) Das wusste ich gar nicht. Ich glaube einfach, ...jedes Land hat seinen Favoriten. Man kann es nicht, aber ich möchte es sagen: Dostojewski ist auch besser als Tolstoi. Meine Ansicht.


  • Interessant!!!! (Danke!) Das wusste ich gar nicht. Ich glaube einfach, ...jedes Land hat seinen Favoriten. Man kann es nicht, aber ich möchte es sagen: Dostojewski ist auch besser als Tolstoi. Meine Ansicht.


    Also ich glaube nicht, dass die Wertschätzung für Mann oder Zweig an der Nationalität hängt. Mir ist es herzlich egal, wer Schweizer, Österreicher oder Deutscher war - für mich ist die gemeinsame Sprache in Sachen Literatur dann doch wichtiger als solche Nationalismen.


    Und, Cori, wenn Du jetzt das Fass für Tolstoi und Dostojewski aufmachst, wundere Dich nicht. :zwinker:
    Ich kann zu Dostojewski nichts sagen, weil ich erst in ein paar Wochen mit "Verbrechen und Strafe" anfange. Ich bezweifle jedoch trotzdem zutiefst, dass Deine Aussage begründbar ist. Klar hat jeder das Recht auf ein eigenes Geschmacksurteil. Sobald man aber mit Begriffen wie "besser" oder "schlechter" hantiert - ohne weitere Einschränkungen, begibt man sich in sehr gefährliche Gebiete.


    Mich muss Dostojewski erst mal überzeugen - Wie Tolstoi in "Krieg und Frieden" die Monologe von Andrei und Nikolai gesponnen hat, wie er Pierre über sämtliche sozialreformerischen Projekte reden lässt und Andrei sie tun lässt, wie Tolstoi in "Krieg und Frieden" seine Geschichtstheorie entfaltet - all das soll Dostojewski erst mal nachmachen. Aber ich fürchte er wird es nicht tun - egal, dafür kann er wahrscheinlich andere Dinge ganz gut. :zwinker:

  • Hallo Vulkan, ich hab mich abgesichert mit dem Sätzchen: Meine Ansicht. Diesmal bin ich vorsichtig, ich hab schon Nitro um die Ohren bekommen.
    Al cori

  • @ Cori
    Ja, habe ich ja mitbekommen. Ich wollte ja nur noch mal sagen, dass ich mich von diesen allgemeinen Komparativen und Superlativen fern halten würde, solange man sie nicht auf ganz spezifische Eigenschaften oder Techniken eines Autors anwendet.
    Wobei mich mich der Gegensatz Tolstoi - Dostojewski interessiert. Vielleicht gibt es ja leseerfahrene Stimmen dazu?

  • Neulich las ich Drei Meister bzw. den Part zu Dostojewski und gute Güte, so ein mühsamer Schreibstil ist mir noch nie untergekommen.
    Irgendwie gibt er sich größte Mühe kompliziert zu schreiben. Das ist einfach nur nervig. Wenn es denn in irgendeiner Form schön wäre, dann würde ich ja noch darüber hinwegsehen, dass ich jeden Satz 2-3 mal lesen muss, bis ich ihn verstehe. Aber nein, es wirkt alles nur krampfhaft einen auf Intellektuell gemacht, ohne jeglichen Zauber..


    Stefan Zweig werde ich wohl nie mehr anrühren...

  • Sternstunden der Menschheit hat mir auch gut gefallen. Ich grübel grade ob ich noch was anderes gelesen habe (wenn dann aus der Bücherei). Kann es sein dass er eine Maria Stuart Biografie geschrieben hat?

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


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