Arturo Pérez-Reverte - Dreimal im Leben

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    Originaltitel: El tango de la Guardia Vieja


    Dreimal im Leben begegnen sich der Eintänzer, Gauner, Gigolo Max und die reiche und elegante Mecha in ihrem Leben. Das erste Mal auf einem Ozeandampfer in den goldenen Zwanzigern, das zweite Mal in Südfrankreich kurz vor dem Zweiten Weltkrieg und zuletzt im Italien der ausgehenden 1960er. Dazwischen endet eine Epoche. Auch wenn es zeitlich bzw. örtlich nicht ganz hinkommt, musste ich beim Lesen immer wieder an die Filme Titanic und Der große Gatsby denken, die dort gelebte Eleganz bis hin zur (aber immer stilvollen) Extravaganz, war genau die Gesellschaft, die die natürliche Umgebung Mechas und das „Jagdrevier“ von Max ausmachten. Und über allem schwebt der Tango.


    Die Geschichte wirkt ein wenig wie in Sepia getaucht: Die Geschehnisse in den 1960ern – Mecha ist mit ihrem Sohn, einem Weltklasse-Schachspieler zu einem Wettkampf in Italien, wo Max mittlerweile recht mittellos in einem „zivilen“ Beruf arbeitet, angereist – bilden die Rahmenhandlung, innerhalb der Max‘ Gefühle für Mecha wieder zum Leben erwachen und ihn sich an die vorigen Begegnungen erinnern lassen. Dabei dominieren Äußerlichkeiten, der Autor lässt sich viel Zeit für Beschreibungen von Kleidung und Umgebung oder kleinen Handlungen, wie das Anzünden einer Zigarette.Der Stil ist insgesamt eher kühl und distanziert, nur kleine Gesten verraten die Anziehungskraft der beiden füreinander. Die vorrangige Stimmung des Buches ist die Nostalgie, das Zurückdenken an Gefühle, die gesellschaftlich inakzeptabel waren und deswegen unterdrückt wurden, als Leser trauert man um die verpassten, nicht einmal als solche wahrgenommenen Gelegenheiten, die doch das ganze weitere Leben der Protagonisten prägten. Vielleicht hätten sie ja glücklich werden können…


    „Dreimal im Leben“ ist ein ruhiges Buch, sogar die durchaus vorhandenen Actionszenen (gefahrlos war Max‘ Leben nicht) steigern das Tempo nicht, mir fehlte zwischendurch schon mal der Anreiz unbedingt weiterlesen zu wollen. Insgesamt mochte ich aber die Stimmung, die der Autor erzeugt hat und bin froh, es gelesen zu haben.


    4ratten

  • Das Cover finde ich, ebenso wie den Klappentext, absolut gelungen und passend zu der Geschichte. Leider hatte ich zu Beginn einige Probleme in die Geschichte hineinzufinden. Der Schreibstil ist recht komplex und zu Beginn gewöhnungsbedürftig. "Dreimal im Leben" ist somit kein Buch, dass man "mal eben kurz" liest. Auch größere Pausen sollte man beim Lesen vermeiden, da es sonst schwer werden könnte, wieder hineinzufinden.


    Besonders gut gefallen hat mir die Atmosphäre, die Arturo Pérez-Reverte in "Dreimal im Leben" schuf. Als Leser fühlt man sich an verschiedenste Orte versetzt und spürt das Leben in der jeweiligen Zeit. Und ich spürte es wirklich, sah die beschriebenen Orte, tanzte den Tango und lernte die Charaktere kennen. Denn auch diese sind unglaublich gut gezeichnet und authentisch. Auch wenn ich die beiden Protagonisten nicht unbedingt in mein Herz schloss - Mecha war mir viel zu kühl, Max hingegen zu arrogant - konnte ich mir die beiden sehr gut vorstellen. Eine gute Geschichte muss ja nicht zwangsläufig sympathische Charaktere beinhalten. Die Liebesgeschichte, die der Klappentext verspricht, konnte ich in diesem Buch nicht finden. Die beiden haben eine unglaubliche Anziehungskraft aufeinander, was auch die vielen Jahre in welchen sie sich nicht sahen, nicht verändert. Diese Anziehungskraft konnte ich fühlen. Doch eine starke Liebe konnte ich während des Lesens nicht ausmachen.


    Auch der Schreibstil konnte mich nicht ganz überzeugen. Viel zu oft wiederholten sich Worte oder Beschreibungen. An einigen Stellen hatte ich das Gefühl, dass der Autor mit aller Gewalt versuchte, einen Satz möglichst poetisch klingen zu lassen oder diesen unnötig verschachteln wollte. Der Schreibstil wirkte nicht immer natürlich sondern an einigen Stellen sehr gewollt. Wie bereits erwähnt ist er zudem nicht einfach zu lesen, sondern anspruchsvoll, was jedoch nicht als Kritik aufgefasst werden soll.


    Der Hauptgrund, weshalb ich in der Endwertung zwei Sterne abziehe, liegt an der Handlung selbst. Stellenweise konnte mich diese mitreissen. Ich liebte das Gefühl das ich beim Lesen hatte ebenso wie die Atmosphäre. An anderen Stellen widerum war ich von zu detailreichen Beschreibungen wie bspw. die genaue Einführung in den Tango, gelangweilt. Zudem verlor sich der Autor noch in zahlreichen Beschreibungen, Erklärungen und Fachsimpeleien eines Schachspiels.


    Fazit: Ein toller Roman der insbesondere durch die Zeichnung der Charaktere und der besonders dichten Atmosphäre begeistert. Die Handlung sowie der Schreibstil hingegen, konnten mich jedoch nicht ganz überzeugen. Empfehlenswert ist dieses Buch insbesondere, für Personen die Interesse an Tango oder Schach - oder im besten Fall sogar an beidem - haben. 3ratten