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Originaltitel: El tango de la Guardia Vieja
Dreimal im Leben begegnen sich der Eintänzer, Gauner, Gigolo Max und die reiche und elegante Mecha in ihrem Leben. Das erste Mal auf einem Ozeandampfer in den goldenen Zwanzigern, das zweite Mal in Südfrankreich kurz vor dem Zweiten Weltkrieg und zuletzt im Italien der ausgehenden 1960er. Dazwischen endet eine Epoche. Auch wenn es zeitlich bzw. örtlich nicht ganz hinkommt, musste ich beim Lesen immer wieder an die Filme Titanic und Der große Gatsby denken, die dort gelebte Eleganz bis hin zur (aber immer stilvollen) Extravaganz, war genau die Gesellschaft, die die natürliche Umgebung Mechas und das „Jagdrevier“ von Max ausmachten. Und über allem schwebt der Tango.
Die Geschichte wirkt ein wenig wie in Sepia getaucht: Die Geschehnisse in den 1960ern – Mecha ist mit ihrem Sohn, einem Weltklasse-Schachspieler zu einem Wettkampf in Italien, wo Max mittlerweile recht mittellos in einem „zivilen“ Beruf arbeitet, angereist – bilden die Rahmenhandlung, innerhalb der Max‘ Gefühle für Mecha wieder zum Leben erwachen und ihn sich an die vorigen Begegnungen erinnern lassen. Dabei dominieren Äußerlichkeiten, der Autor lässt sich viel Zeit für Beschreibungen von Kleidung und Umgebung oder kleinen Handlungen, wie das Anzünden einer Zigarette.Der Stil ist insgesamt eher kühl und distanziert, nur kleine Gesten verraten die Anziehungskraft der beiden füreinander. Die vorrangige Stimmung des Buches ist die Nostalgie, das Zurückdenken an Gefühle, die gesellschaftlich inakzeptabel waren und deswegen unterdrückt wurden, als Leser trauert man um die verpassten, nicht einmal als solche wahrgenommenen Gelegenheiten, die doch das ganze weitere Leben der Protagonisten prägten. Vielleicht hätten sie ja glücklich werden können…
„Dreimal im Leben“ ist ein ruhiges Buch, sogar die durchaus vorhandenen Actionszenen (gefahrlos war Max‘ Leben nicht) steigern das Tempo nicht, mir fehlte zwischendurch schon mal der Anreiz unbedingt weiterlesen zu wollen. Insgesamt mochte ich aber die Stimmung, die der Autor erzeugt hat und bin froh, es gelesen zu haben.