Jeremiah Pearson - Die Täuferin

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    Kristina ist 17 Jahre alt, als sie mit einer kleinen Gruppe Gleichgesinnter von Böhmen in Richtung Mainz zieht, um andere Menschen das Lesen zu lehren. Eine nicht ungefährliche Mission, denn im Jahr 1517 ist es dem „niederen Volk" nicht erlaubt zu lesen und zu schreiben. Das ist nur dem Adel und der Kirche vorbehalten. Schließlich besteht sonst die Gefahr, dass die einfachen Leute zu viel wissen und gegen die Obrigkeit aufbegehren. Schon ihre Eltern und ihre ältere Schwester wurden deswegen als Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Zusammen mit ihrem gerade angetrauten Ehemann Berthold, der doppelt so alt ist wie sie, Grit, Ott, Frieda, Rudolph und Simon begibt sie sich auf die gefährliche Reise.
    Es ist nicht nur die Mission selbst, die gefährlich ist. Auch der Krieg ist eine Bedrohung, denn ihr Weg führt sie mitten in eine blutige Schlacht. In dieser kämpft der Soldat Lud, ein Höriger aus dem Dorf Giebelstadt. Für seinen Herrn, den Ritter Dietrich Geyer, zieht er mit einigen jungen Männern aus dem Dorf in den Krieg gegen die Osmanen. Lud ist ein Hitzkopf, der immer mit dem Kopf durch die Wand muss und dem Gerechtigkeit über alles geht. Oft redet er sich um Kopf und Kragen und nimmt auch vor höher gestellten Personen kein Blatt vor den Mund. Einzig Dietrich Geyer toleriert dies.
    Kristina und ihre Leute stoßen auf dem Schlachtfeld zu ihnen und versorgen die Verwundeten. Der Trupp nimmt sie schließlich mit nach Würzburg, lässt sie aber vor den Toren der Stadt frei. Hier wollen sie einen verbündeten Drucker aufsuchen, der ihnen bei ihrer weiteren Mission helfen soll, ihre Schriften zu verbreiten. Keine einfache Aufgabe, denn überall lauert die Gefahr, entdeckt und als Ketzer verurteilt zu werden…

    Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Ich wusste natürlich, dass früher nicht alle Menschen lesen und schreiben konnten, aber dass darauf die Todesstrafe stand, wenn gewöhnliche Menschen andere das Lesen lehrten, das war mir so gar nicht bewusst. Da kann man nur froh sein, dass sich die Zeiten geändert haben, sonst wäre mir ja dieses Buch entgangen. *g*
    Der Autor wechselt in den jeweiligen Kapiteln die Erzählperspektiven zwischen Kristina und Lud, so dass man auch mal Teile der gleichen Handlung aus der jeweiligen Sicht des anderen erfährt, was mir gut gefallen hat. Später kommen dann noch zwei weitere Charaktere hinzu.
    Sehr schön finde ich auch das Cover sowie die Karte auf der Innenseite. Auch eine Auflistung aller Personen gibt es zu Beginn, was immer sehr hilfreich ist.


    Kristina mochte ich gleich, sie hat einen starken Willen und trotz allem, was sie schon erlebt hat, geht sie unbeirrt ihren Weg. Auch Marguerite, Grit, war mir gleich sympathisch.
    Ebenso ging es mir mit Lud. Durch die Pocken hat er seine gesamte Familie verloren und ist selbst durch die Krankheit entstellt. Er hat keine Angst vor dem Tod und tut alles, damit „seine" Jungs aus dem Krieg wieder heimkehren können. In Dietrich Geyer von Giebelstadt hat er einen strengen, aber gerechten Herrn, der eine Art Vaterfigur für ihn ist. Er will Lud sogar das Lesen beibringen, wenn sie wieder daheim sind.
    Das Ende war für mich sehr aufwühlend und emotional. Einige Fragen bleiben offen und lassen genug Spielraum für eine Fortsetzung, die hoffentlich kommen wird.


    Abschließend kann ich sagen, dass mich das Buch nicht nur sehr gut unterhalten hat, ich habe auch mal wieder Interessantes über unsere deutsche Geschichte erfahren. Und das von einem amerikanischen Autor. ;)


    Hierfür gibt es 4ratten plus :marypipeshalbeprivatmaus:

    Ich kaufe keine Bücher. Ich adoptiere sie. :hexe:

    Einmal editiert, zuletzt von Blackfairy71 ()

  • Das ist wirklich ungewöhnlich, deutsche Geschichte von einem Amerikaner vermittelt zu bekommen. Aber zudem natürlich interessant, und nach deiner Einschätzung ist die Umsetzung ja wohl gelungen...

    Das Leben ist das schönste Märchen. Hans Christian Andersen

  • Dass es eine Leserunde zu dem Buch geben wird, habt ihr gesehen? :winken:

    LG, Dani


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  • INHALT
    „Lerne…finde die Wahrheit…Deine eigene Wahrheit…“


    Böhmen, 1517. Kristina ist noch ein Kind, als ihre Eltern auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden. Sie seien Ketzer, so das Urteil, Feinde der katholischen Kirche. Weil sie daran glaubten, dass jeder Mensch das Recht hat, Lesen zu lernen. Jahre später will Kristina ihr Werk fortführen. Mit einer kleinen Gruppe Gleichgesinnter macht sie sich auf die gefährliche Reise nach Deutschland, um Verbündete in Mainz zu unterstützen. Doch unterwegs lauern nicht nur Ketzerjäger, sondern auch der Krieg. Bald liegt Kristinas Schicksal in der Hand eines einzigen Mannes: des hitzköpfigen Bauernkriegers Lud.
    (Quelle Luebbe-Verlag)


    MEINE MEINUNG
    „Die Täuferin“ ist der gelungene Auftakt einer opulenten Historiensaga aus der Feder des amerikanischen Autors Jeremiah Pearson und ist zugleich der Debütroman des erfolgreichen Drehbuchautors von Kino- und Fernsehproduktionen. Seine „Der Bund der Freiheit“-Trilogie ist zu Beginn des 16. Jahrhunderts angesiedelt, einer sich im Umbruch befindlichen, äußerst unruhigen und historisch bedeutsamen Zeitepoche in Deutschland und Europa. Sie widmet sich den Anfängen der Reformationsbewegung und den sich daraus entwickelnden Bauernkriegen, bei denen die unter Fronarbeit und Leibeigenschaft leidende bäuerliche Bevölkerung sich von der jahrhundertealten Unterdrückung und Ausbeutung der hohen Adligen zu befreien versucht und um Bildung und Freiheit kämpft.
    Bereits in seinen Historischen Anmerkungen im Vorwort erläutert der Autor den Lesern die für den Roman zum Verständnis notwendigen und sorgsam recherchierten, geschichtlichen Hintergründe. Sehr hilfreich sind auch das ausführliche Personenregister zur besseren Orientierung und die beiden historischen Karten von Deutschland und Würzburg im Jahre 1517.
    Pearson gelingt es im Laufe der Handlung sehr gut, dem Leser die teilweise komplizierten politischen und religiösen Hintergründe jener Zeit in zahlreichen Episoden äußerst anschaulich, detailliert und authentisch näher zu bringen. So wird der Leser mit den unterschiedlichsten Problemen der damaligen Zeit konfrontiert und kann sich gut in die Lage der Figuren hineinversetzen und ihre Motivation verstehen. Sehr einfühlsam und plastisch schildert der Autor die Auswirkungen der Leibeigenschaft, die vielfältigen Schrecken der Kriegszüge und Pocken für die Bevölkerung, aber auch die gnadenlose Verfolgung Andersgläubiger durch die Kirche und ihre Handlanger. Darüber hinaus vermittelt er einige interessante Einblicke in das Gedankengut der sehr selbstherrlichen Mächtigen von Kirche und Staat in jener Zeit und den neuen Glaubensgrundsätzen der „Ketzer“ auf der anderen Seite. Pearson versteht es sehr gut, den Leser trotz einiger etwas langatmiger Passagen zunehmend ins fesselnde Geschehen hineinzuziehen und den Spannungsbogen zudem durch geschickt gewählte Wechsel von Erzählsträngen und verschiedenen Schauplätzen behutsam immer mehr zu steigern. Teilweise nutzt er zum Spannungsaufbau Cliffhanger an Kapitelenden und sich überschneidende Schilderungen des Handlungsfortgangs aus unterschiedlichen Sichtweisen. Insgesamt ist der Roman sehr flüssig und mitreißend geschrieben, die Sprache ist allerdings der damaligen Zeit nicht angepasst und wirkt recht modern.
    Die beiden sehr sympathischen Protagonisten Lud und Kristina sind sehr gut gelungen und mit ihren Eigenheiten vielschichtig und glaubwürdig charakterisiert, wodurch sie sehr authentisch wirken. Weniger gelungen waren allerdings einige Charaktere der Nebenfiguren, die teilweise eher stereotyp, blass und schwarz-weiß gezeichnet waren. Insbesondere Berthold, Kristinas Ehemann, erscheint mir viel zu unsympathisch, negativ und schablonenhaft gezeichnet, so dass ich ihm seine Rolle als Anführer der Täufergemeinschaft nicht abnehmen konnte und sein späteres Schicksal leider als vorhersehbar empfand.
    Sehr schön herausgearbeitet ist hingegen die undurchschaubare, schillernde Persönlichkeit des Buchdruckers Witter mit seiner mysteriösen Vergangenheit, den die Gruppe um Berthold in Würzburg kennen lernt, und dessen Schicksal bald mit ihnen untrennbar verflochten ist. Geschickt wurden auch Verwicklungen um einige historisch verbürgte Persönlichkeiten wie beispielsweise Ritter Dietrich Geyer von Giebelstadt oder Konrad Prinz von Thüngen mit der fiktiven Handlung rund um die Protagonisten Lud und Kristina verwoben.
    Schade nur, dass dem Roman keinerlei Hinweise auf die benutzten historischen Quellen beigefügt wurden und für geschichtlich interessierte Leser zusätzliche Hintergrundinformationen über historische Fakten in einem ausführlicheren Anhang fehlen.
    Sehr aufwühlend und offen endet der erste Band der Trilogie, so dass man sehr neugierig ist, was das Schicksal für die beiden sympathischen Protagonisten Lud und Kristina in der Fortsetzung bereithalten wird.


    FAZIT
    Insgesamt ist der Auftaktband „Die Täuferin“ ein thematisch sehr interessanter, spannend erzählter historischer Roman mit einer glaubwürdigen Handlung, der mich trotz einiger Längen gut unterhalten hat.
    Eine lehrreiche und unterhaltsame Geschichtsstunde!


    4ratten

  • Böhmen 1517: Die Eltern und die ältere Schwester der inzwischen 17-jährigen Kristina wurden vor Jahren als Ketzer hingerichtet. Sie wurden auf dem Scheiterhaufen verbrannt, weil sie Menschen das Lesen lernen wollten und verbotene Bücher druckten. Kristina setzt nun mit einer Gruppe Gleichgesinnter das Vorhaben ihrer Eltern fort. Von Böhmen aus machen sie sich auf den Weg nach Deutschland, doch schon der Weg dorthin erweist sich als sehr gefährlich und die Gruppe gerät mitten in den Krieg hinein.


    Mein Leseeindruck:


    Historische Romane gehören zu meinem Lieblingsgenre, und somit war ich auf den Beginn dieser neuen Saga doch sehr gespannt und neugierig. Es hat ein wenig gedauert, bis ich mich eingelesen hatte. Die Handlung war durchaus interessant, aber sie konnte mich lange nicht wirklich packen. Ich hatte keine Schwierigkeiten, das Buch auch mal zur Seite zu legen. Doch dann ab der Hälfte etwa nahm die Geschichte Fahrt auf und wurde - für mich - spannender. Nun war ich doch gefesselt von der Story und bin jetzt auch sehr gespannt auf den Folgeband.


    Die Figuren sind zum größten Teil recht gut gezeichnet, so dass ich mir ein Bild von ihnen machen konnte. Ein paar Figuren blieben für mich allerdings auch eher blass, aber da sie eigentlich nur Nebencharaktere waren, war das in Ordnung und hat den Lesespaß nicht beeinträchtigt.


    Der Schreibstil ist angenehm und für einen Historischen Roman auch "passend". Das Buch lässt sich flüssig und leicht lesen.

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    Die Hörigen aus Giebelstadt


    Anfang des 16. Jahrhunderts lebt in Böhmen in einem kleinen Dorf Namens Kunwald eine Gemeinschaft von gläubigen Christen. Sie verstecken sich hier vor der katholischen Kirche, da sie der Meinung sind jeder Mensch hat das Recht über sein Leben selbst zu bestimmen und auch Lesen und schreiben zu können. Sollten sie jemals entdeckt werden, droht ihnen der Tod auf dem Scheiterhaufen. Kristina wächst in dieser Gemeinschaft auf, sie macht es sich zu ihrer Aufgabe den Menschen auch außerhalb dieser Gemeinschaft das Lesen und Schreiben beizubringen. Gemeinsam mit einigen Gleichgesinnten begibt sie sich auf die gefahrvolle Reise nach Mainz.


    Auf ihrem Weg dorthin geraten sie mitten in einen Krieg. Nun sind sie auf das Wohlwollen eines einfachen Söldners angewiesen. Lud steht in den Diensten von Dietrich Geyer, Ritter von Giebelstadt. Lud ist ein Leibeigener ohne eigenes Recht, aber trotzdem seinen Herrn treu ergeben. Er selbst führt einen kleinen Trupp Soldaten aus seinem Dorf Giebelstadt an. Die Jungen vertrauen ihm und fürchten ihn gleichzeitig. Lud hat vor Jahren eine Pockenepidemie überlebt, ist aber davon schwer gezeichnet. Hier im Krieg treffen nun die gläubige Kristina und der hörige Lud aufeinander, ihr Schicksal scheint sich zu verbinden.


    „Der Bund der Freiheit“ ist der Auftakt einer Trilogie aus der Feder von Jeremiah Pearson. Der Autor hat schon einige Drehbücher erfolgreicher Filme wie zum Beispiel „Auf der Flucht“ geschrieben. Diese Buchreihe ist im original in Amerika bereits veröffentlicht und so kann der deutsche Leser hoffen, dass die folgenden zwei Bände auch bald erscheinen werden. Der deutsche Titel „Die Täuferin“ ist vielleicht nicht geschickt gewählt. Im Original heißt das Buch „The Villeins Trilogie“, was ja so viel wie Leibeigene oder Hörige heißt, und mit Täufern nicht so wirklich, was zu tun hat. So finde ich den Untertitel dann doch etwas irreführend. Die Gemeinschaft der Täufer wird in dieser Geschichte dann auch nicht unbedingt behandelt. Langsam werden nun die einzelnen Charaktere vorgestellt. Es beginnt mit Kristina und ihrer Gruppe, sie dürfen sich alle nach und nach selbst vorstellen und von ihrem jeweiligen Schicksal erzählen. So gibt es auch immer wieder nette kleine Geschichten um die Menschen und ihre Schicksale.


    Dann trifft der Leser auf Lud, er ist ein Leibeigener, der sich so seine Gedanken über das Leben macht und schon hinterfragt, ob alles so seinen richtigen Weg geht. Überhaupt werden in diesem ersten Band viele Protagonisten vorgestellt und es dauert eben ein paar Seiten, bis man wirklich in die Geschichte hineinfindet. Zudem gibt es mehrere Handlungsstränge, die zunächst unabhängig voneinander beginnen und erst später zusammenlaufen und sich dann auch wieder trennen. Die Charaktere sind ziemlich unterschiedlich und bunt gemischt. Auf den ersten Blick scheint nichts wirklich zusammenzupassen. Aber so nach und nach erschließt sich dem Leser das Geschehen. Interessant ist sicher die Beziehung von Lud zu seinem Herrn dem Ritter Dietrich Geyer, dieser sorgt sich sehr um seinen Untergebenen, fast schon zu sehr für die damalige Zeit.


    Kristina und ihre Gruppe werden auch gut dargestellt. Immer wieder gibt es auch Zweifel, ob ihr Weg der Richtige ist, dies wird nachvollziehbar geschildert. Der Leser lernt die Protagonisten somit immer besser kennen und verstehen. Vielleicht ist die ganze Geschichte historisch nicht immer korrekt aber es handelt sich hier ja auch um einen Roman und kein Geschichtsbuch. Der Erzählstil ist jeden falls angenehm zu lesen und die Protagonisten sind gut dargestellt und bekommen die nötige Zeit um sich zu entwickeln. Deutlich wird vor allem, dass es immer mehr Menschen gibt, die sich gegen die vorhandene Ordnung auflehnen. Nicht nur die Kirche wird sich aufteilen in katholisch und protestantisch, sondern auch die Bauern beginnen zu Fragen ob es nicht auch einen anderen Weg gibt sein Leben zu leben. Viele beginnen damit das Lesen zu lernen und somit auch zu hinterfragen, was richtig ist und was nicht. Dies ist natürlich nicht im Sinne der Kirche und des Adels, so werden die Menschen verfolgt, die versuchen diese Lehren von der Freiheit zu verbreiten.


    Schön sind die historischen Karten im Bucheinband. Gleich zu Beginn gibt es einen historischen Einblick und ein ausführliches Personenregister. Das Buch selbst ist noch einmal unterteilt in einzelne Teile, die jeweils betitelt sind. Vor jedem einzelnen Kapitel steht dann auch immer, um wen es sich handelt. So weiß der Leser genau, bei welchem Protagonisten er gerade ist und kann dadurch der Handlung gut folgen.


    Auch wenn es sicher das eine oder andere hier zu bemängeln gibt, ist der „Bund der Freiheit“ trotzdem ein schöner historischer Roman über den Beginn der Neuzeit. Am Ende will man einfach Wissen wie es mit Lud und Kristina und deren Leuten weitergeht. Ob sie am Ende ihre Freiheit und ihren Frieden finden werden. Also heißt es warten auf Band 2.



    4ratten

  • Inhalt
    Kunwald in Böhmen, 1517: Kristina ist Mitglied einer Gemeinschaft, die sich die Böhmischen Brüder nennt, deren Ziel es ist, die Menschen im Lesen zu unterweisen, damit diese die Heilige Schrift lesen und verstehen können. Dies ist jedoch der Kirche ein Dorn im Auge, will sie doch vorschreiben, was die Menschen zu glauben haben, und so werden die missionierenden Mitglieder dieser Gemeinde als Ketzer verfolgt.
    Zur gleichen Zeit südlich von Wien: Unter den verpflichteten Leibeigenen, die sich auf einem Feldzug gegen die Türken befinden, ist auch Lud aus Giebelstadt, der schon mehrfach im Krieg war und nun die Verantwortung für zwölf Spießträger aus seinem Dorf trägt. Doch sie sind nur Spielbälle in den Händen der Obrigkeit...


    Meine Meinung
    Als ich von diesem Roman, der den Auftakt einer Trilogie bildet, das erste Mal gehört habe, war mein Interesse sofort geweckt, finde ich die angesprochenen Themen wie Bauernaufstand und Reformation doch sehr spannend. Doch schon bald musste ich feststellen, das dieses Buch nicht ganz meine Erwartungen erfüllen konnte.
    So hatte ich erwartet, dass das Buch, wenn es schon diesen Titel trägt, auch von einer Anhängerin der Gruppierung handelt, die auch tatsächlich als Täufer bezeichnet wird. Stattdessen scheint es sich bei dem Titel aber um eine Fehlübersetzung oder -interpretation zu handeln, denn Täufer, auch als Wiedertäufer oder Anabaptisten bezeichnet, gab es zum Zeitpunkt der Romanhandlung noch gar nicht. Stattdessen wird im Roman explizit gesagt, dass es sich um die Gruppierung der Böhmischen Brüder handelt. Nun ist eine Fehldarstellung dieser Art kein allzu großes Problem, über das ich gerne hinweg sehe, wenn denn der Rest stimmt. Leider dämpfen zudem diverse Anachronismen den Lesespaß, so dass meiner Meinung nach von guter Recherche keine Rede mehr sein kann.
    Inhaltlich bietet der Roman noch nicht allzu viel, obwohl er mit gut 600 Seiten nicht gerade dünn ist. Bauernaufstand und Reformation sind nicht direkt Thema des Buches, vielmehr wird hier der Grundstein für die Fortsetzungen gelegt. Und so geht es hier überwiegend um den Krieg mit den Türken und machtlose Leibeigene, die der Willkür der Obrigkeit ausgesetzt sind sowie die Verfolgung der Ketzer, die ständig in Angst leben müssen, verraten und hingerichtet zu werden. Und obwohl auch diese Themen Spannung versprechen, kommt diese nur gelegentlich auf, oft genug plätschert die Handlung nur so vor sich hin und verliert sich in Details. Zusätzlich werden noch andere Themen angesprochen, die Pocken in Zeiten des Krieges oder auch die Vertreibung der Juden und Marranen aus Spanien, doch finde ich die Darstellung beider Themen nicht sehr gelungen.
    Auch die Charaktere hätten besser dargestellt sein können. Sehr schnell wird klar, welche Rolle hier wem zugedacht worden ist. So ist Kristina die gütige junge Frau, die fest in ihrem Glauben ist, ihr Mann Berthold ein Maulheld, der sich über seine Glaubensbrüder stellt, Lud der äußerlich hässliche, innerlich aber reine Leibeigene, der besonders unter den Hänseleien der Mitmenschen zu leiden hat, und Dietrich Geyer der edle Ritter, der sich, im Gegensatz zu seinen Standeskollegen, für seine Leibeigenen einsetzt. Obwohl ihre Rollen selbst klar definiert sind und sie meist wie vorhergesehen handeln, hat es eine ganze Weile gedauert, bis ich auch ein wenig Persönlichkeit bei ihnen entdecken konnte und halbwegs mit ihnen warm wurde. Das wurde durch die Vielzahl an Charakteren, von denen man kaum mehr als den Namen erfährt, noch unterstützt.
    Der Schreibstil ist für einen historischen Unterhaltungsroman passend, die Übersetzung konnte mich nicht komplett überzeugen, da hier Begriffe verwendet werden, die in der deutschen Sprache nicht üblich sind oder waren, beispielsweise Villani für die Leibeigenen.
    Zwar gibt es ein kurzes Vorwort und ein noch kürzeres Nachwort, in dem auf die Mission der Böhmischen Brüder und auf Dietrich Geyer eingegangen wird, doch fehlt eine Erklärung dazu, wie historisch korrekt das Erzählte wohl tatsächlich ist. Ein sehr ausführliches Personenregister und zwei Karten bieten eine sinnvolle Ergänzung.


    Fazit
    Ein eher schwacher Reihenauftakt, der vermuten lässt, dass die Geschichte erst im zweiten Band so richtig beginnt. Wer etwas über die Gemeinschaft der Täufer lesen will, ist mit diesem Roman nicht allzu gut beraten, wer sich dagegen einfach unterhalten lassen möchte und nicht viel Wert auf historische Genauigkeit und vielschichtige Charaktere legt, könnte möglicherweise seine Freude mit diesem Buch haben.


    2ratten