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  • Hier startet die Leserunde zu "Der Ewige" von Joann Sfar.


    Postet hier bitte erst, wenn Ihr mit der Lektüre begonnen habt und etwas zum Buch zu sagen oder zu fragen habt. Die Beiträge "Buch liegt bereit, ich fange heute Abend an" ziehen das Ganze zu sehr in die Länge und passen besser in den Buchvorschlag. Außerdem wäre schön, wenn Ihr darauf achtet, nicht einzeln zu sehr vorzupreschen, damit wir zusammen bleiben und damit auf einem ähnlichen Stand spekulieren und diskutieren können. Als Faustregel gilt, nicht mehr als ein Abschnitt pro Tag.


    Zum Abschluss: bitte denkt auch daran, dass ein wichtiger Teil der Leserunden Eure Rezensionen anschließend sind und stellt diese am Ende der Runde zeitnah hier im Forum und auf literaturschock.de direkt ein.
    Zahlreiche Rezensionen hier und die Streuung auf anderen Seiten steigern bei den Verlagen die Attraktivität von solchen Aktionen: Denkt daran, dass die Teilnahme an der Runde und die Rezensionen die "Gegenleistung" für die Freiexemplare sind.


    Hier könnt ihr über Seite 9 bis 74 schreiben.
    Spoilermarkierungen sind aufgrund der Abschnittseinteilung nicht vorgesehen.

    LG, Dani


    **kein Forums-Support per PN - bei Fragen/Problemen bitte im Hilfebereich melden**

  • Hallo liebe Mitleserinnen und Mitleser :winken:


    ich habe schon mal angefangen und werde jetzt direkt etwas über den ersten Abschnitt schreiben. Ich weiß nicht genau, wie viel ich am Wochenende schaffe, weil meine kleine Tochter krank ist und hohes Fieber hat :heul: Ich hoffe, dass ich aber den Anschluss nicht verliere.


    Ich muss gestehen, dass mich dieser erste Abschnitt etwas irritiert hat. Meine Erwartungen an das Buch (ausgelöst durch den Klappentext) waren, dass das Buch hauptsächlich in der Gegenwart spielt, eine beginnende Liebesbeziehung zwischen einem Vampir und einer Therapeutin, viiiiele Gespräche (wg. Therapeutin) und Humor beinhaltet.


    Da habe ich wohl sehr stark daneben gelegen :zwinker:


    Wir lernen Jonas und seinen Bruder Kain kennen. Wobei beide Namen ja sehr symbolträchtig sind :zwinker:
    Die beiden sind desertierte Soldaten und geraten in Kampfhandlungen. Während Kain sich versteckt und dem Kampf entkommen kann, stürzt Jonas sich in den Kampf, um seine Männer nicht alleine zu lassen und wird getötet. Wir erleben auch mit, wie sich seine Verwandlung zum Vampir vollzieht.
    Kain schlägt sich zu Jonas Verlobten durch, erzählt ihr von dem Tod seines Bruder und nimmt sie statt dessen selbst zur Verlobten - einerseits um sie vor den Verbrechern zu schützen, andererseits weil es dem jüdischen Glauben entspricht (?).


    Also Kain ist - dem Namen entsprechend - eher unsympathisch gezeichnet: er agiert viel nach dem Lustprinzip, nimmt sich was er bekommen kann, und neigt dazu Tatsachen so lange zu drehen, dass sie für ihn passen mit einer deutlichen Neigung zur Gewaltbereitschaft. Kummer über den Tod seiner Geliebten und des gemeinsamen Kindes scheint er nicht zu kennen, die Trauer über den Tod um seinen Bruder nehme ich ihm nicht so recht ab.


    Jonas ist eher so der religiös-musikalische Typ mit viel Ehrgefühl (vielleicht etwas zu viel) und ganz verliebt in seine Verlobte. Gesetze und Gebote scheinen ihm viel zu bedeuten und er versucht ein rechtschaffenes Leben zu führen.


    Merij ist die Schwester der getöteten Geliebten von Kain. Ich bin mal gespannt, wie es mit ihr weiter geht. Jonas geht davon aus, dass sie tot ist. Ich bin mir dessen nicht so sicher, da der Autor sich sehr viel Platz genommen hat, um sie und ihre Reaktionen und Verhaltensweisen zu beschreiben. Das Abbeißen des Penis fand ich übrigens ziemlich *ürgs*


    Jelena kann ich gar nicht richtig einschätzen. Es herrscht eine deutliche Kluft zwischen dem Bild, das Jonas von ihr hat und ihren Verhaltensweisen. Dass sie sich so schnell und mit Haut und Haar auf Kain einlässt hätte ich nicht vermutet.


    Bisher bin ich noch nicht sooo überzeugt von dem Buch, bin aber auf die weiteren Entwicklungen gespannt.

  • Hallo zusammen,


    ich bin mit dem ersten Abschnitt ebenfalls durch. Meine Erwartungshaltung bezüglich des Romans war ursprünglich - wie bei Lärche - eine ganz andere dank des Klappentextes, aber ich habe mir dann einen Blick ins Buch bei amazon gegönnt und war dadurch schon ein wenig vorbereitet zumindest auf den Anfang.


    Es geht ziemlich derb zur Sache und ich kann nicht gerade sagen, dass wir da ein Wohlfühlbuch lesen. Das Blut fliesst in Strömen (und auch andere Körperflüssigkeiten), die Kriegsteilnehmer sind brutal und sadistisch, an manchen Stellen wird meine Ekelgrenze empfindlich nahe gestreift. Trotzdem ist sie da, die Faszination des Schrecklichen und ich muss sagen, ich hab mich noch keine Sekunde gelangweilt.


    Jonas ist eine absolut spannende Figur - einerseits der Edle, der Künstler, der Frauenversteher, andererseits ein Anführer der Kosaken und blutbehaftet wie die anderen auch. Seine Transformation zum Vampir fand ich absolut packend, das hat der Autor wirklich gut verstanden zu schildern. Offen ist die Frage, warum er überhaupt zum Vampir werden konnte - als Einziger in einem Haufen Leichen. Hängt es mit Jelena zusammen? Immerhin ist da eine zeitliche Komponente mit im Spiel - Jonas erwacht, als sie sich zum ersten Mal Kain nähert. Ob es da eine Verbindung gibt, wird vielleicht noch im Laufe der Lektüre beantwortet.


    Zu Kain - er ist das glatte Gegenteil von Jonas, grob und ungehobelt, triebgesteuert und skrupellos. Kontrastreicher hätte der Autor die beiden nicht zeichnen können. Anscheinend ist er aber als Überlebenskünstler sehr viel geschickter als sein Bruder, sonst wäre er wohl kaum heil nach Odessa gekommen und würde nun Jelena den Hof machen - auf seine ungehobelte, ungestüme Art und Weise.


    Womit ich im Moment wirklich gar nichts anfangen kann, ist die diese jüdische Komponente in der Geschichte. Hat das eine Bedeutung oder ist es nur schmückendes Beiwerk? Der Ewige, ich dachte eigentlich, der Titel spielt auf den Vampir an. Aber im Kontext der Geschichte ist von Gott die Rede, wenn vom Ewigen gesprochen wird. Oder wandelt sich das noch, sieht Jonas sich irgendwann selbst als "Der Ewige"? Wie ihr seht, bin ich einigermaßen verwirrt. Auch Jonas' Gedanken zu den Engeln fand ich erstmal ziemlich verstörend, und dass er fliegen kann ebenfalls.


    Jetzt bin ich mal auf die Eindrücke von euch anderen gespannt und innerhalb der Geschichte auf die Weiterentwicklung, vor allem was Jonas nun mit Merij vorhat - wird sie etwa auch auferweckt als Vampirin? Spielt sie noch weiterhin eine Rolle in der Geschichte?

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Hallo Ihr Lieben,


    ich habe heute auch schon den ersten Abschnitt gelesen und bin noch nicht so richtig warm mit der Geschichte.



    Ich muss gestehen, dass mich dieser erste Abschnitt etwas irritiert hat. Meine Erwartungen an das Buch (ausgelöst durch den Klappentext) waren, dass das Buch hauptsächlich in der Gegenwart spielt, eine beginnende Liebesbeziehung zwischen einem Vampir und einer Therapeutin, viiiiele Gespräche (wg. Therapeutin) und Humor beinhaltet.


    Da habe ich wohl sehr stark daneben gelegen :zwinker:


    Meine Erwartungen waren genau die gleichen und bis jetzt immer eher entsetzt, dass das Buch viel brutaler ist, als ich gedacht hätte. Hatte mich auch auf lustige Psycho-Gespräche eines Vampirs eingestellt, aber bis jetzt ist mir das Lachen eher vergangen.


    Außer viel Gemetzel und dem immer zur Gewalt bereiten Kain, kann ich irgendwie auch noch nicht wirklich viel zu dem Buch sagen. Jonas ist mir sehr passiv. Schon lebend hat er sich lieber zurück gezogen und sich von seiner Verlobten anscheinend auch aus der Ferne noch kommandieren lassen und auch als Vampir ist er nicht wirklich aktiv. Bis jetzt lässt er sich von seinen Trieben steuern und nimmt für mich viel zu einfach hin, dass er wieder auferstanden ist. Bis jetzt denkt er ja anscheinend auch noch, dass er ein Engel ist?!?



    Merij ist die Schwester der getöteten Geliebten von Kain. Ich bin mal gespannt, wie es mit ihr weiter geht. Jonas geht davon aus, dass sie tot ist. Ich bin mir dessen nicht so sicher, da der Autor sich sehr viel Platz genommen hat, um sie und ihre Reaktionen und Verhaltensweisen zu beschreiben. Das Abbeißen des Penis fand ich übrigens ziemlich *ürgs*


    Oh ja, die Nummer mit dem Penis fand ich auch richtig heftig. Bäh, so was will ich eigentlich immer gar nicht lesen. :kotz: Ich glaube übrigens schon, dass sie tod ist. Obwohl es stimmt, dass sie natürlich immer wieder oft erwähnt wurde, aber meinem Gefühl nach, denke ich, dass sie auch tod bleibt. :breitgrins:



    Jelena kann ich gar nicht richtig einschätzen. Es herrscht eine deutliche Kluft zwischen dem Bild, das Jonas von ihr hat und ihren Verhaltensweisen. Dass sie sich so schnell und mit Haut und Haar auf Kain einlässt hätte ich nicht vermutet.


    Ich auch nicht. Aber andererseits passt das ja dann doch gut ins Bild. Sie gibt sich zwar als taffe Frau, aber eigentlich will sie doch von einem Mann dominiert werden. Zumindest habe ich das Gefühl, dass der Autor ihren Charakter so zeichnen wollte. :rollen: :zwinker:



    Womit ich im Moment wirklich gar nichts anfangen kann, ist die diese jüdische Komponente in der Geschichte. Hat das eine Bedeutung oder ist es nur schmückendes Beiwerk? Der Ewige, ich dachte eigentlich, der Titel spielt auf den Vampir an. Aber im Kontext der Geschichte ist von Gott die Rede, wenn vom Ewigen gesprochen wird. Oder wandelt sich das noch, sieht Jonas sich irgendwann selbst als "Der Ewige"? Wie ihr seht, bin ich einigermaßen verwirrt. Auch Jonas' Gedanken zu den Engeln fand ich erstmal ziemlich verstörend, und dass er fliegen kann ebenfalls.


    Ja, das geht mir auch so. Diese jüdische Verbindung kann ich auch noch gar nicht einordnen und kann auch mit den immer wiederkehrenden Hinweisen auf den Glauben mir noch keinen wirklichen Reim machen. Das mit dem "Ewigen" stimmt. Ich bin auch davon ausgegangen, dass im Titel damit Jonas gemeint ist, aber jetzt wo du es schreibst, stimmt es, dass damit im Buch selber immer Gott gemeint ist. Hm, mal gucken, wie sich das noch einfügt.


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • .
    Wir lernen Jonas und seinen Bruder Kain kennen. Wobei beide Namen ja sehr symbolträchtig sind :zwinker:


    Das ist mir auch aufgefallen.



    Kain schlägt sich zu Jonas Verlobten durch, erzählt ihr von dem Tod seines Bruder und nimmt sie statt dessen selbst zur Verlobten - einerseits um sie vor den Verbrechern zu schützen, andererseits weil es dem jüdischen Glauben entspricht (?).


    So richtig nachvollziehen kann ich das nicht, warum er so handelt. Er war doch gar nicht so arg scharf auf sie, und zum treuen Ehemann ist er doch auch nicht geboren - warum also? Vielleicht um sich unter dem Deckmantel eines bürgerlichen Lebens zu verstecken, wo er doch immerhin Deserteur ist?



    Das Abbeißen des Penis fand ich übrigens ziemlich *ürgs*


    Irgendwie ganz schön bizarr - und das was ich meine, wenn ich sage, meine Ekelgrenze wird da gefährlich nah tangiert.



    Jelena kann ich gar nicht richtig einschätzen. Es herrscht eine deutliche Kluft zwischen dem Bild, das Jonas von ihr hat und ihren Verhaltensweisen. Dass sie sich so schnell und mit Haut und Haar auf Kain einlässt hätte ich nicht vermutet.


    Aus ihr werde ich auch nicht schlau. Offenbar ist sie doch nicht so brav und redlich, wie Jonas sich das vorgestellt hatte. Ob sie dem Vampir Jonas wohl irgendwann begegnen wird? Und wie wird diese Begegnung wohl verlaufen? Stelle ich mir sehr interessant vor...

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel


  • Schon lebend hat er sich lieber zurück gezogen und sich von seiner Verlobten anscheinend auch aus der Ferne noch kommandieren lassen und auch als Vampir ist er nicht wirklich aktiv. Bis jetzt lässt er sich von seinen Trieben steuern und nimmt für mich viel zu einfach hin, dass er wieder auferstanden ist. Bis jetzt denkt er ja anscheinend auch noch, dass er ein Engel ist?!?


    Kam dir das auch so vor? Ich fand es ja irgendwie aberwitzig, wie er so zufällig heraus findet, dass es ihm gut tut, wenn er Blut trinkt - zuerst von dem Raben, dann von seinem Pferd.

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel


  • Kam dir das auch so vor? Ich fand es ja irgendwie aberwitzig, wie er so zufällig heraus findet, dass es ihm gut tut, wenn er Blut trinkt - zuerst von dem Raben, dann von seinem Pferd.


    Für mich war es gefühlt immer so, dass das eigentlich eher Instinkt ist, der ihn dazu bringt, aber kein bewusstes Nachdenken. Und er zeigt auch gar keine Reaktion darauf. Ein paar Stunden vorher war er noch ein Mensch und hätte wohl nie einfach mal so sein Pferd in den Hals gebissen und das Blut getrunken. Dann kommt er zu sich, denkt schon mal gar nicht darüber nach, wie es sein kann, dass er so ein Gemetzel überlebt hat und macht sich dann auch keine Gedanken darüber, dass er jetzt halt Blut trinkt. Irgendwie schon etwas schwach für mich.


    So richtig nachvollziehen kann ich das nicht, warum er so handelt. Er war doch gar nicht so arg scharf auf sie, und zum treuen Ehemann ist er doch auch nicht geboren - warum also? Vielleicht um sich unter dem Deckmantel eines bürgerlichen Lebens zu verstecken, wo er doch immerhin Deserteur ist?


    Ja, ich hatte das so verstanden, dass er sich so in einem bürgerlichen Leben verstecken kann und nicht gleich als Deserteur auffällt. Ansonsten passt die Heirat überhaupt nicht zu ihm.


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • Hallo Ihr, :winken:


    Übers Wochenende hat sich leider mein Internet verabschiedet, so dass ich die Leserunde per tapatalk begleite.
    Gut machbar, allerdings ist das Zitieren echt schrecklich.
    Ich werde auf eure Beiträge also ohne Zitieren eingehen und hoffe, dass es kein Durcheinander gibt ;)


    Miramis und Tammy - ihr habt es beide erwähnt: ich hatte ebenfalls angenommen, dass sich der Titel auf den Vampir bezieht und es scheint tatsächlich eine Art "Gott" gemeint zu sein.


    Tammy, dass Jonas denkt, dass er ein Engel ist, fand ich auch reichlich bizarr. Dabei hat mich am meisten irritiert, dass auf der einen Seite Edgar Allen Poe zitiert wird (leider finde ich gerade die Stelle nicht mehr wieder) - die Brüder also belesen (und eh eher gebildet wirken) und dann kommt er nicht auf die Idee ein Vampir zu sein?!


    Ja, ihr habt wahrscheinlich recht. Kain hat die Ehe gewählt, um nicht als Deserteur aufzufallen.


    Das Treffen von Jelena und Jonas Stelle ich mir für beide Seiten sehr interessant vor ;)

  • Hallo zusammen,


    der erste Abschnitt lässt mich - ehrlich gesagt - ein wenig irritiert zurück. Sicher habe ich erwartet, dass erzählt wird, wie der Vampir zum Vampir geworden ist, aber die meiste Zeit dreht sich die Handlung ja eher um andere Dinge. Jonas und sein älterer Bruder könnten unterschiedlicher nicht sein: während der erstere musikalisch ist, gerne Geige spielt und sich für seine Kosaken verantwortlich fühlt, hat Kain nur eines im Sinn: Sex. Dabei ist ihm völlig egal, mit welcher Frau, ob sie bereits von ihm schwanger ist oder ob andere zugucken oder gar mitmachen. So weit, so gut. Was mich ein bisschen gewundert hat, ist, dass alle Frauen geradezu auf ihn zu warten scheinen - ist er so anziehend oder sind Haydee und Merij nur so gelangweilt?
    Noch verwunderlicher ist dann aber Jelenas Reaktion, als Kain bei ihr ankommt und ihr vom Tod seines Bruders - ihres Verlobten - erzählt. Warum heiratet sie Kain? Seine Denke kann ich da noch eher nachvollziehen, da er so ein bürgerliches Leben annimmt und vielleicht weniger Gefahr läuft, als Deserteur aufzufliegen. Fragt sich eigentlich nur noch, warum Jelena. Vorher schien Kain ja nicht sonderlich große Stücke auf sie zu halten - und sie wusste das...
    Kain wirkt auf mich sehr unsympathisch. Er ist weitestgehend empathielos und sein Leben besteht im Großen und Ganzen daraus, dass er sich das nimmt, was er möchte. Jonas hingegen ist eher ein ruhigerer Typ, der sich reichlich Gedanken (vor allem über seine Verlobte Jelena) macht und auf mich durchaus religiös wirkt, denn er betet nicht nur im Kapfesgetümmel, sondern macht sich beispielsweise auch um die Aufhebung der Regeln zu koscherem Essen in einer Notlage Gedanken. Ansonsten ist mir aber nicht so recht klar, warum der Glaube der Brüder nun erwähnenswert ist. Soll der noch eine größere Rolle spielen? Erstaunt hat mich bei Jonas sein Kampfeswille. Ist er sonst eher zurückgezogen und für sich, so wirft er sich anschließend in die Schlacht und den Tod. Da die Gruppe zuvor als Deserteure an einem Fluss lagerten, nehme ich mal an, dass er das alleine aus Ehrgefühl seinen Männern gegenüber tut, denn er hat durchaus ein Verantwortungsgefühl für "seine" Kosaken. Interessant ist hierbei auch, dass die beiden jüdischen Offiziere so akzeptiert sind, denn immerhin war Antisemitismus ein riesiges Problem dieser Zeit (was ja auch mehrfach Erwähnung findet).
    Auch wenn der erste Abschnitt reichlich Szenen parat hält, die ich so nicht hätte lesen müssen und die ich auch im Nachhinein nicht verstehe (da ich sie in ihrer Derbheit nicht nachvollziehen kann), so gibt es durchaus auch Schilderungen, die mir gefallen haben: allen voran Jonas' Wandlung zum Vampir.
    Jetzt bin ich zugegebenermaßen sehr gespannt auf die Verbindung zur Jetzt-Zeit in New York...


    Liebe Grüße
    dubh

    Liebe Grüße

    Tabea

    Einmal editiert, zuletzt von dubh ()

  • Was ich vorhin vergessen habe: mir gefällt die Art, wie Sfar erzählt. Kurz, präzise und ...äh, ja... explizit. Damit meine ich jetzt nicht die Sex- oder Geschlechtsteile-Szenen! Irgendwie schildert der Autor einfach die einzelnen Bilder so knackig, dass ich mich sofort in ihnen wiederfinde. Zum Beispiel die Erwähnung der Raben, wie sie frustriert sind als auf ihre "Beute" Schnee fällt und sie davonfliegen - nicht ohne sich die Lage der Leichen einzuprägen. Im Grunde nur wenige Zeilen und dennoch habe ich die Szenerie direkt vor meinem inneren Auge. Oder die Szene, als Kain auf die beiden jungen Juden trifft... Oder Jelenas Vater, der mit einziger Nüchternheit über seine Affäre nachdenkt. Ebenfalls nicht viele Worte der Umschreibung und trotzdem sehe ich die Geschehnisse nahezu vor mir.
    Kurzum: ein Szene ist wirklich haarsträubend, mehrere ziemlich scheußlich, aber Sfar zeichnet die Armosphäre und die einzelnen Situationen in meinen Augen gekonnt.

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Hallo ihr Lieben,


    sorry dass ich so spät erst einsteige, aber ich habe am Wochenende noch ein Testlese-Buch verschlungen und der Ewige hat mich leider so gar nicht packen können, so dass ich ihn erst einmal weggelegt habe. :redface:


    Ich hatte wir ihr auch etwas völlig anderes bei diesem Roman erwartet und fühle mich durch den Klappentext schon etwas getäuscht. Es wäre wirklich besser gewesen, ich hätte die Leseprobe gelesen und hätte mich schon eine bessere Vorstellung davon bekommen, was mich in diesem Buch erwartet. :rollen:
    Dass es dermaßen derb, zotig und splattermäßig zur Sache geht – wie hier beim Einstieg in die Geschichte-, damit habe ich leider überhaupt nicht gerechnet.
    Ich habe ja schon einige historische Bücher zum 1. Weltkrieg gelesen, aber die hier geschilderten Szenen übertreffen in ihrer Brutalität und Grausamkeit wirklich alles – die geschilderten Details sind echt heftig.
    Sollten hier amüsante Szenen dabei gewesen sein, so konnte ich sie bei all den Gräueltaten nicht mehr wahrnehmen.


    Ich hoffe ja nur, dass es dann bald einen Cut mit Zeitsprung gibt nach New York und es etwas amüsanter wird. :zwinker:


    Jonas und sein älterer Bruder Kain sind ja schon extrem unterschiedlich.
    Bei dem feinfühligen, zurückhaltenden Jonas fragt man sich ja schon, wie er überhaupt Offizier bei den Kosaken werden konnte, denn das Kämpfen passt ja nicht so ganz zu seinem Charakter.
    Kain ist einem auf Anhieb unsympathisch.
    Er erscheint mir ein gerissener Hund zu sein, ein Opportunist und Egozentriker, der bei all seinen Handlungen auf seinen Vorteil bedacht ist.
    Hmm und die zuvor so keusche Jelena ist nach der Todesnachricht von ihrem Verlobten sofort bereit Kain zu heiraten.
    Das hat mich schon etwas gewundert – hatte sie Angst sonst bei diesem Gangsterboss zu landen?
    Jonas Wandlung bzw Auferstehung zum Vampir war ja toll beschrieben, wie er da als blutsaugender Zombie sein Pferd erobert und eine ganze Horde Kosaken in die Schlacht führt ohne es zu bemerken.
    Etwas komisch finde ich die Vorstellung wie er quasi engelsgleich in seinem zerfetzten Mantel durch die Lüfte schwebt. :breitgrins:
    Ich habe mich allerdings auch gefragt, wieso die Transformation ausgerechnet bei ihm geschehen ist.
    Den Auslöser habe ich nicht ganz mitbekommen …


    Spannend, ob sehr sich sein ganzer Charakter immer mehr durch sein Vampirsein verändern wird.
    Die beiden Bauernmädchen Haydee und Merij kann ich überhaupt nicht einordnen und bin gespannt, ob sie noch weiter eine Rolle in der Geschichte spielen werden?


    Puh eine wirklich verworrene und sehr bizarre Geschichte – kein wirkliches Lesevergnügen wenn ich ehrlich bin, sondern eher anstrengend!
    Mal sehen wie es weitergeht ... :rollen:


  • Was mich ein bisschen gewundert hat, ist, dass alle Frauen geradezu auf ihn zu warten scheinen - ist er so anziehend oder sind Haydee und Merij nur so gelangweilt?


    :lachen:



    Warum heiratet sie Kain? Seine Denke kann ich da noch eher nachvollziehen, da er so ein bürgerliches Leben annimmt und vielleicht weniger Gefahr läuft, als Deserteur aufzufliegen. Fragt sich eigentlich nur noch, warum Jelena. Vorher schien Kain ja nicht sonderlich große Stücke auf sie zu halten - und sie wusste das...


    Ich habe es so interpretiert, dass sie als Verlobte eines jetzt toten Mannes ein "schlechtes Karma" hat und andere Männer sie nun nicht mehr haben wollen würden. Kain als Jonas Bruder sei der einzige, der sie noch davon erretten kann als "alte Jungfrau" zu enden.



    Ansonsten ist mir aber nicht so recht klar, warum der Glaube der Brüder nun erwähnenswert ist. Soll der noch eine größere Rolle spielen?


    Da weiß ich auch noch nicht so recht, was ich davon halten soll...



    Ich habe mich allerdings auch gefragt, wieso die Transformation ausgerechnet bei ihm geschehen ist.
    Den Auslöser habe ich nicht ganz mitbekommen …


    Ich habe auch keine Erklärung gefunden. Meine Hypothese ist, dass der Autor durch das nicht-erklären wieso es ausgerechnet Jonas getroffen, darstellen wollte wie das Schicksal "funktionier"- Manchmal trifft es einfach einen Menschen und man hat keine Erklärung dazu...oder sie kommt noch im weiteren Verlauf des Buches :zwinker:



    sorry dass ich so spät erst einsteige, aber ich habe am Wochenende noch ein Testlese-Buch verschlungen und der Ewige hat mich leider so gar nicht packen können, so dass ich ihn erst einmal weggelegt habe. :redface:


    Puh eine wirklich verworrene und sehr bizarre Geschichte – kein wirkliches Lesevergnügen wenn ich ehrlich bin, sondern eher anstrengend!
    Mal sehen wie es weitergeht ... :rollen:


    Ich bin da sehr bei dir :winken:


  • Ich habe es so interpretiert, dass sie als Verlobte eines jetzt toten Mannes ein "schlechtes Karma" hat und andere Männer sie nun nicht mehr haben wollen würden. Kain als Jonas Bruder sei der einzige, der sie noch davon erretten kann als "alte Jungfrau" zu enden.


    Wobei ich das eher als Erklärung der Tante wahrgenommen habe. Aber sicherlich ist das in der damaligen Zeit ein überzeugendes Argument gewesen...

    Liebe Grüße

    Tabea


  • Was ich vorhin vergessen habe: mir gefällt die Art, wie Sfar erzählt. Kurz, präzise und ...äh, ja... explizit. Damit meine ich jetzt nicht die Sex- oder Geschlechtsteile-Szenen! Irgendwie schildert der Autor einfach die einzelnen Bilder so knackig, dass ich mich sofort in ihnen wiederfinde.


    Ja, das geht mir auch so. Der Schreibstil erzeugt sofort Bilder im Kopf - auch welche, die man gar nicht haben will... Ich denke, das liegt unter anderem auch daran, dass der Autor Regisseur und Comiczeichner ist - damit hat er wohl einen ganz speziellen, vor allem bildhaften Zugang zum Geschichtenerzählen.



    Ebenfalls nicht viele Worte der Umschreibung und trotzdem sehe ich die Geschehnisse nahezu vor mir.
    Kurzum: ein Szene ist wirklich haarsträubend, mehrere ziemlich scheußlich, aber Sfar zeichnet die Armosphäre und die einzelnen Situationen in meinen Augen gekonnt.


    Da stimme ich dir voll zu, der Sprachstil ist wirklich bemerkenswert, wobei natürlich die Übersetzung berücksichtigt werden muss.


    Ich kann mich auch nicht des Eindrucks erwehren, dass der Autor sich da mal richtig ausgetobt hat - alle Bilder, die er nicht zeichnen durfte, sind hier in Schriftform festgehalten.



    Ich hatte wir ihr auch etwas völlig anderes bei diesem Roman erwartet und fühle mich durch den Klappentext schon etwas getäuscht. Es wäre wirklich besser gewesen, ich hätte die Leseprobe gelesen und hätte mich schon eine bessere Vorstellung davon bekommen, was mich in diesem Buch erwartet. :rollen:


    Dass es dermaßen derb, zotig und splattermäßig zur Sache geht – wie hier beim Einstieg in die Geschichte-, damit habe ich leider überhaupt nicht gerechnet.


    Ich denke, wir sind alle ein wenig überrollt von der Brualität der Geschichte. Ob das unbedingt geschickt war vom Verlag, dieses Buch so harmlos zu präsentieren? Mit dem Cover und Klappentext wird vermutlich ein ganz anderes Zielpublikum angesprochen. Aber gut, ich bin kein Vermarktungsexperte und bestimmt hatten die Macher ihre Gründe. Jetzt müssen wir halt sehen, wie wir mit dem Splatter zurecht kommen. :zwinker:

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel


  • Ich denke, das liegt unter anderem auch daran, dass der Autor Regisseur und Comiczeichner ist - damit hat er wohl einen ganz speziellen, vor allem bildhaften Zugang zum Geschichtenerzählen.


    Da hast Du bestimmt recht. Jedenfalls kann ich mir vorstellen, dass in Sfars Kopf einiges abgeht, während er die Sätze zu Papier bringt. :zwinker: Ziemlich düstere Comics kommen mir da in den Sinn... Oder Filme - etwa im Stile von 300.


    Zitat

    Da stimme ich dir voll zu, der Sprachstil ist wirklich bemerkenswert, wobei natürlich die Übersetzung berücksichtigt werden muss.


    In der Dunkelheit sah sie nur mit den Fingerspitzen. (S.58)


    Zusammengekauert auf ihren Zweigen, beschlossen die finsteren Vögel einmütig, lieber zu warten, bis das Fleisch wärmer wurde. (S.30)


    Mit Hunger im Bauch geisterten die verlassenen Tiere an den Orten des Gemetzels umher. (S.31)


    Diese Sätze sind nur Beispiele dafür, wie gelungen der Autor die jeweiligen Bilder oder aber die Atmosphäre einfängt. Nicht zwingend schön, aber ziemlich klar. Ich finde das wirklich faszinierend...


    Zitat

    Ich kann mich auch nicht des Eindrucks erwehren, dass der Autor sich da mal richtig ausgetobt hat - alle Bilder, die er nicht zeichnen durfte, sind hier in Schriftform festgehalten.


    Ja, ich denke, das könnte es perfekt treffen!


    Zitat

    Ich denke, wir sind alle ein wenig überrollt von der Brualität der Geschichte. Ob das unbedingt geschickt war vom Verlag, dieses Buch so harmlos zu präsentieren? Mit dem Cover und Klappentext wird vermutlich ein ganz anderes Zielpublikum angesprochen. Aber gut, ich bin kein Vermarktungsexperte und bestimmt hatten die Macher ihre Gründe. Jetzt müssen wir halt sehen, wie wir mit dem Splatter zurecht kommen. :zwinker:


    Ja, die Vermarktungsschiene ist echt interessant! Für mich klang der Klappentext fast ein bisschen nach Romanze: ein junger ukrainischer Vampir verliebt sich in eine amerikanische Psychologin. Klar, vor Blut sollte man bei Vampirgeschichten (Teenie-Lovestorys mal ausgeschlossen) nicht unbedingt zurückschrecken, aber die doch recht eindeutige Darstellung von rüden Sexszenen, Zähne-an-Penis-Kastrationen und Tötungen sind da nicht zwangsweise mit inbegriffen.
    Splatter trifft es bislang ganz gut - dann hätte ich aber das Herz und die weiße Farbe auf dem Cover weggelassen. :zwinker:

    Liebe Grüße

    Tabea


  • Ja, das geht mir auch so. Der Schreibstil erzeugt sofort Bilder im Kopf - auch welche, die man gar nicht haben will... Ich denke, das liegt unter anderem auch daran, dass der Autor Regisseur und Comiczeichner ist - damit hat er wohl einen ganz speziellen, vor allem bildhaften Zugang zum Geschichtenerzählen.


    Hihi - genau das habe ich mir auch gedacht!
    Leider lässt sich bei seinen tollen Schilderungen das einmal in Gang gesetzte Kopfkino gar nicht mehr abschalten ... :sauer:



    Ich kann mich auch nicht des Eindrucks erwehren, dass der Autor sich da mal richtig ausgetobt hat - alle Bilder, die er nicht zeichnen durfte, sind hier in Schriftform festgehalten.


    Ich bin mir da gar nicht mal so sicher, ob er diese Szenen nicht auch bei seinen Comics so umgesetzt hat.
    Aber irgendwie ist es dann doch noch einmal etwas anderes als es zu lesen, finde ich.


    Interessehalber habe ich ja mal nachgesehen, ob es von Sfar irgendwelche Comics in der Bib gibt - war aber leider eine Fehlanzeige.
    Die Cover, die ich bisher gesehen habe, finde ich eigentlich sehr interessant und insgesamt scheinen viele seiner Comicfiguren und Plot nun in veränderter Form auch in seinem Buch aufgegriffen worden zu sein.
    Gut möglich, dass Fans seiner Comics eher von diesem Buch angesprochen werden. :zwinker:



    Ob das unbedingt geschickt war vom Verlag, dieses Buch so harmlos zu präsentieren? Mit dem Cover und Klappentext wird vermutlich ein ganz anderes Zielpublikum angesprochen. Aber gut, ich bin kein Vermarktungsexperte und bestimmt hatten die Macher ihre Gründe.


    Ja darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht.
    Insgesamt halte ich es aber vor allem auch noch zusammen mit diesem "niedlichen" Cover für eher ungeschickt, völlig falsche Erwartungen zu wecken ... :zwinker:


    Splatter trifft es bislang ganz gut - dann hätte ich aber das Herz und die weiße Farbe auf dem Cover weggelassen. :zwinker:


    Das sehe ich ganz genauso ... :breitgrins:
    Sehr irreführend!


    Zitat

    Diese Sätze sind nur Beispiele dafür, wie gelungen der Autor die jeweiligen Bilder oder aber die Atmosphäre einfängt. Nicht zwingend schön, aber ziemlich klar. Ich finde das wirklich faszinierend...


    Sfar kann wirklich hervorragend Stimmungen einfangen und mit wenigen Worten das Wesentlich rüberbringen.
    Ich finde das auch sehr faszinierend!

    Einmal editiert, zuletzt von bookstars ()


  • Guckt mal - ich habe hier das Cover eines seiner Comics gefunden - der Vampir sieht schon ziemlich genau so aus, wie auf "unserem" Cover. Könnte tatsächlich eine Hommage an den Comicstil des Autors sein.
    Wobei ich dann tatsächlich immer noch Probleme mit dem Klapptentext habe :zwinker:


    Vampir_Cover_web_neu1.jpg


    Ich habe hier auch noch ein Interview mit ihm gefunden:


    Interview in der "Welt"


    Spannend finde ich zu lesen, dass er selber auch Jude ist und ein Teil seiner Familie aus Osteuropa kommt. Der Vampir von dem oben gezeigten Cover scheint "der traurige Ferdinand" zu sein - eine Gestalt, die ihn schon seit Mitte der 80er Jahre begleiten würde.

  • Lieben Dank für deinen Link, den werde ich gleich mal lesen. :smile:


    Ja der traurige Ferdinand scheint wirklich unser Jonas zu sein ... der sieht echt putzig aus!