Finn-Ole Heinrich - Die Abenteuer der Maulina Schmitt - Ende des Universums

  • Finn-Ole Heinrich: Die erstaunlichen Abenteuer der Maulina Schmitt - Ende des Universums (Band 3)


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    Inhalt:


    Jetzt geht es um alles: große Geheimnisse und phänomenale, bestgehütete Suppenrezepte. Es geht um Sterne, Unendlichkeit, Leben und Tod.


    In Mauldawien, Maulinas geliebter alter Heimat, wohnt plötzlich wieder eine ganze Familie, nachdem Maulinas Vater eine zweite gegründet hat. Laut und flamingofarben tobt dort das Leben.


    Maulina erobert sich den Dachboden darüber: ihr Maultropolis. Hier haben alle Platz: Paul und Kurt, die Kröten, ihr Vater und sogar ihre Mutter Klara, irgendwie. In Plastikhausen, wo Maulina mit ihrer Mutter eigentlich wohnt, wird der Rollstuhl Rolf arbeitslos, was leider keine gute Nachricht ist. Klaras Krankheit ist kaum mehr aufzuhalten. Maulina müsste zaubern lernen. Weil sonst nichts hilft. Aber wie und wo lernt man das eigentlich?


    Eine Geschichte voller Anarchie und Zärtlichkeit, in der Lustiges und Trauriges durcheinandergehen... Heinrich und Flygenring sind ein Spitzenteam, ihre Bücher bemerkenswert unpädagogisch und einzig. (NDR Info)


    Meine Meinung:


    Den Kommentar von NDR Info habe ich von der Buchrückseite abgeschrieben, da ich ihn treffend finde. Der pädagogische Zeigefinger wird hier wahrhaftig nicht geschwungen, trotz des ernsten Themas.


    Maulinas Geschichte geht weiter, seit Band 2 ist wieder fast ein Jahr vergangen. Wenn man den Farbton des Covers sieht, ahnt man nichts Gutes. Und so ist es auch. Leider ist keine Heilung für Klaras Krankheit in Sicht, trotz einer kurzen Besserung zwischendurch. Maulina probiert alles: Suppenrezepte, Zauberei... Und wieder ist es faszinierend, wie sie mit der Situation (dem bevorstehenden Tod der Mutter, und Maulina weiß das auch) umgeht.


    Wieder gelingt es Finn-Ole Heinrich, in sparsamen und treffenden Worten die Krankheit von Maulinas Mutter zu beschreiben, ohne etwas zu beschönigen, aber auch ohne brutale medizinische Details. Maulinas Gedanken und Gefühle sind für den Leser miterlebbar.


    Und wieder findet daneben das ganz normale Alltagsleben statt. Maulina lebt, lernt, denkt nach, und philosophiert über das Leben, das Universum und das Weltall und unseren Platz darin, unterstützt von ihrem Großvater und von ihren Freunden. Sie richtet sich mit den Erinnerungsstücken an ihre Mutter eine Art Museum ein. Außerdem macht sie sich mit ihren neuen kleinen Brüdern vertraut, denn es ist absehbar, dass sie irgendwann demnächst zu ihrem Vater und seiner neuen Familie ziehen müssen wird. Das wird sanft vorbereitet. Dass ihr Lucy, die neue Frau ihres Vaters, zunächst suspekt ist, ist wohl nur zu verständlich (als einzige Person wird Lucy auch nicht besonders sympathisch gezeichnet).


    Die Zeichnungen in diesem Band sind in Orange gehalten, es gibt ganze orange Seiten, aber auch schwarze Seiten mit weißer Schrift, wenn es nötig ist. Auf den inneren Buchdeckeln sieht man Maulinas Universum, mit den wichtigen Personen und der Geschichte des Universums


    Besonders schön fand ich, dass bei aller Traurigkeit in dieser Geschichte das Leben weitergeht. Das Buch ist auch lustig und fröhlich und vergnüglich. Maulina ist traurig, sie ist fröhlich, sie sitzt am Bett ihrer Mutter im Krankenhaus, sie feiert eine Riesen-Garten-Geburtstagsparty mit ihren Freunden. Das alles hat nebeneinander Platz, ganz wie es im richtigen Leben auch ist und wie es wohl jeder von uns, der schon Angehörige verloren hat, auch kennt.


    Die große Botschaft dieses Buches: es umfasst alles, was zum Leben gehört (Fröhlichkeit, Glück, Alltag, Krankheit, Leid und Tod). Man kann träumen und wünschen, aber die Realität muss letztlich akzeptiert werden. Und das Buch sagt auch, was von Maulinas Mutter nach ihrem Tod bleibt. Finn-Ole Heinrich beweist, dass Kinder für große Themen wie Leben und Tod nicht zu klein sind. Wieder einmal kann ich seinen Umgang mit Sprache nur bewundern. Jedes Wort ist wohlüberlegt, hier ein kurzer Textauszug, um das zu illustrieren:


    35. Kapitel: Warten


    Es ist Nacht. Ich schleiche mit Paul über die Flure. Die Intensivstation liegt da wie ein riesiges, fremdes, schlafendes Tier. Im Zentrum grelles Licht, darum verdunkelte Kammern, minimales Zucken. Überall blinkt und piept und arbeitet etwas, die Schwestern und die Pfleger gleiten geräuschlos hin und her, als wären wir unsichtbar, und manchmal frage ich mich, ob wir wirklich hier sind. Mama wacht nicht mehr auf. Gestern war sie einmal ganz kurz da, nicht länger als ein Schwarztee ziehen muss, wortlos, nur ein Blick. Die Station ist eine Kapsel, eine Blase, die an die Wasseroberfläche steigt und sich auflösen wird in Nichts.
    (S. 157)



    Fazit: etwas anspruchsvollere, nachdenkliche Lektüre, empfehlenswert für Kinder ab 10-12 Jahren und auch für Jugendliche und Erwachsene. Die Maulina-Schmitt-Reihe ist eines meiner Highlights in den letzten Jahren.


    5ratten + :marypipeshalbeprivatmaus::tipp:


    hier nochmal die Links zu den beiden Vorgängerbänden:
    Band 1: Mein kaputtes Königreich
    Band 2: Warten auf Wunder

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

    Einmal editiert, zuletzt von kaluma ()