Jo Baker - Im Hause Longbourn
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zum Inhalt:
Der Roman "im Hause Longbourn" spielt dort, wo "Stolz und Vorurteil" nicht hinkommt. Hier wird die andere Seite von Jane Austens berühmtesten Werks erzählt, nämlich von den Personen die hinter all dem stehen und dafür sorgen, dass alle Bennet-Schwestern immer gut aussehen und gut versorgt sind. Denn wer möchte nicht gern wissen, wer im Hintergrund die Wäsche wäscht oder Mrs. Bennet in all ihrem Selbstmitleid tröstet, wenn sich eine Heiratspartie für eine ihrer Töchter in Luft auflöst?
meine Meinung:
Die Autorin zeigt in ihrem Erstlingsroman auf, wie das Leben in einem Dienstbotentrakt wirklich war. Hier unten bei den Dienstmädchen Sarah und Polly, der Köchin Mrs. Hill und dem Hausdiener Mr. Hill gibt es eine ganz eigene Geschichte zu erzählen. Denn das Leben als Dienstbote war wirklich hart. Hier war körperlich schwere Arbeit für Frauen an der Tagesordnung. Die aggressive Seifenlauge frass sich beim Waschen in die jungen Hände bis sie bluteten, ein Einkauf in die Stadt dauerte aufgrund des beschwerlichen und unwegsamen Weges mitunter einen ganzen Tag und wenn die feinen Ladies Locken haben wollten, so gab es mit dem Heizstab auch Verbrennungen an Händen und Armen. Keine Frage das Leben als Dienstmädchen war schwer und der Autorin ist es gut gelungen diese Situation zu beschreiben und darzustellen.
Sarah jedoch möchte nicht ein Leben lang diese Arbeit verrichten und sich mit ihrem momenatenen Leben zufrieden geben. Daher kreisen ihre Gedanken häufig um einen Ausweg aus dieser Lage. Eine erste Veränderung geschieht dann, als der neue Stallbursche James auftaucht.
Neben den täglich anfallenden Arbeiten im Haushalt beginnt sich damit eine eigene Geschichte zu entwickeln, in deren Mittelpunkt die Dienstboten stehen. Diese wird immer wieder ergänzt durch Einschübe aus den oberen Stockwerken, denn natürlich müssen ja die Bennet-Mädchen von Sarah und Mrs. Hill versorgt werden. Durch diese kurzen Abschnitte wird die Geschichte mit den Hauptpunkten der Handlung aus "Stolz und Vorurteil" verknüpft. Allerdings sind diese kurzen Einblicke in Elizabeths und Janes Leben so interessant, dass ich mehr das Bedürfnis hatte, ihre Geschichte weiter zu verfolgen, oder Jane Austens Roman wieder zur Hand zu nehmen. Sarahs Leben entwickelt sich dem gegenüber nur langsam und konnte mich nicht wirklich fesseln.
Ich weiß nicht, ob sich die Autorin wirklich einen Gefallen getan hat, eine Geschichte zu so einem berühmten Werk zu verfassen. Im Vergleich zu Jane Austen kann Jo Baker eigentlich nur verlieren, sowohl sprachlich, als auch inhaltlich hat sie nicht die Feinheit die ein Austen-Roman ausmacht. Ich sehe auch nicht ganz den Sinn darin ein Ergänzungswerk zu einem Roman zu schaffen, dessen Sprache und Stil merklich aus einem anderen Jahrhundert stammt, außer den, aus der Publicity wegen der Verbindung zu "Stolz und Vorurteil" einen Profit zu schlagen.
Im letzten Drittel bewegt sich die Geschichte vollkommen von dem Geschehen in Longbourn weg, was zwar einerseits der Spannung ganz gut tut, aber mir auf der anderen Seite eine vollkommen losgelöste Geschichte präsentiert hat. Es kam mir vor, wie eine Geschichte in der Geschichte, um die alles irgendwie herum gesponnen werden musste.
Fazit:
Ich verstehe, dass die Autorin eine Ergänzung zu "Stolz und Vorurteil" verfassen wollte, aber ich habe mir darunter etwas anderes vorgestellt. Meiner Ansicht nach sollte ein solcher Roman dann auch sprachlich und stilistisch in etwa dem entsprechen, was der Ausgangsroman vorgibt. Das dies bei einem Jane Austen - Roman nicht leicht ist, ist gar keine Frage. Aber einfach nur eine langweilige Geschichte zu liefern und sie mit Ausschnitten aus "Stolz und Vorurteil" zu schmücken um die nötige Publicity zu bekommen, ist einfach zu wenig.
Daher doch recht magere: