01 - Seite 5 bis 80 (Prolog bis Kapitel 9)

Es gibt 43 Antworten in diesem Thema, welches 7.422 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von HoldenCaulfield.


  • Was mir gerade noch einfiel und was ich als Charakterzug sehr interessant fand, ist Klemets Sorge, dass jemand seinen Schatten berührt. Gleich auf der ersten Seite des ersten Kapitels wird ja sehr oft beschrieben, dass er sich als Polizisten für einen sehr rationalen Menschen hält.


    Darüber bin ich auch gestolpert, und fand es ziemlich seltsam. Ich meine, von so einen Aberglauben auch schon einmal in einem anderen Zusammenhang gelesen zu haben. Da muss ich nochmal nachforschen. :gruebel:


    Klemet ist seiner Herkunft nach also Sami, aber er scheint diese Tradition nicht zu 100% zu leben. Klar, sonst wäre er auch nicht Polizist. Trotz seiner Avancen Nina gegenüber ist er mir nicht unsympathisch, und ich würde gern mehr über seinen Hintergrund erfahren. Wurde eigentlich schon erwähnt, wie alt er ist? Wenn er seit 10 Jahren bei der Rentierpolizei ist, kann er vielleicht höchstens 40 sein. Nina ist in jedem Fall deutlich jünger, da sie gerade erst ihre Ausbildung absolviert hat.


    Überhaupt, dass es so etwas wie eine Rentierpolizei gibt, ist mir neu und finde ich kurios.


    Ich weiß nicht wie es euch geht, aber ich kann mir absolut nicht vorstellen, wie es ist, ohne Tageslicht zu leben. MIttlerweile ist die Sonne für ca. 1 1/2 Stunden am Tag zu sehen. Ich finde das ziemlich beklemmend.


    MIttlerweile hat sich meine anfängliche Skepsis auch gelegt und ich habe mich besser eingelesen. Jetzt komme ich auch schneller voran. Irgendwie passt der nüchterne Schreibstil ja auch zur Umgebung und Stimmung. :smile: Ich habe die kalte und verschneite Landschaft jedenfalls gut vor Augen.


  • Ich kann kein Schwedisch, aber für mich sah es aus wie z.B.: Britain's got Talent. Mir war auch nicht bewusst, dass er gewonnen hat. Interessant fand ich, dass einer der Juroren geweint hat.


    Wie Jodeln ist das überhaupt nicht.


    Das mit dem Sieg habe ich woanders her: bei den YouTube-Sachen gab es einen Film wo drüber Stand 2014Winner. Überprüft habe ich das allerdings nicht. Das mit dem Weinen ist mir auch aufgefallen... ich habe halt vermutet, dass es so eine Sendung in dem Stil ist....

    Einmal editiert, zuletzt von TochterAlice ()

  • Das 17 Jahrhundert war ganz krass was exenvefolgungen anging, lies z.B. mal über die Hexenprozesse von Salem (USA). Die kamen Ende des 17 Jh erst richtig in Fahrt.


    Mensch, ich hatte mich wirklich gefragt, wo den rote Lappen (i.e. Tücher) erwähnt werden! :totlach:


    Ich weiß nicht, ob die Sami tatsächlich Kommunisten sind, oder ob das einfach wieder nur gesagt wird, um sie herabzuwerten. Olaf scheint in die Richtung zu tendieren, zumindest wenn man Kommunisten mit Rebellen gleichsetzt.


    Ich hatte mich explizit auf Mitteleuropa beschränkt - dass es das in Amerika noch gab,weiß ich .... und in irgendwelchen anderen europäischen Gegenden auch, also offenbar auch im Norden
    zu den roten Lappen - Tja, die haben halt den Putzfimmel :breitgrins:
    Und auch wenn sie damit nur abgewertet werden sollen - irgendwo muss diese Assoziation ja herkommen . Ich fände es interessant, etwas darüber zu erfahren.

  • Ich hatte mich explizit auf Mitteleuropa beschränkt - dass es das in Amerika noch gab,weiß ich .... und in irgendwelchen anderen europäischen Gegenden auch, also offenbar auch im Norden
    zu den roten Lappen - Tja, die haben halt den Putzfimmel :breitgrins:
    Und auch wenn sie damit nur abgewertet werden sollen - irgendwo muss diese Assoziation ja herkommen . Ich fände es interessant, etwas darüber zu erfahren.


    Ich habe mal nachgeforscht und ein paar interessante Artikel gefunden.


    Die Mitteleuropäer waren überzeugt, dass Satan (und die Hexen) aus dem hohen Norden kamen.


    http://www.ub.uit.no/northernlights/ger/myths02.htm


    Allein im 17 Jh gab es in Norwegen 140 Hexenprozesse.


    Und schau mal hier unter Punkt V:


    Die Lapplandhexen und die Hexenverfolgung


    Zitat

    Von 1593 bis 1695 hielten die Zivilgerichte in den drei Bezirken, die zusammen das arktische Norwegen ausmachen (Nordland, Troms und Finnmark), Gericht über 37 Samen. Von diesen wurden zwanzig Männer und acht Frauen auf dem Scheiterhaufen verbrannt.



    und:


    Zitat

    Während der Jahre zwischen 1639 und 1749 wurden in der Region des schwedischen Lapplands 73 samische Männer und drei samische Frauen verfolgt unter Anklage, Trommeln zu benutzen und Opferrituale zu begehen. Allerdings erhielten nur wenige von ihnen die Todesstrafe.

    Was ist wertvoller, Wissen oder Fantasie? Es ist die Fantasie, denn das Wissen hat Grenzen.  - Albert Einstein

  • Vorleser
    Dankeschön, das ist wirklich sehr interessant. Samische Magier/ Zauberer, davon hatte ich noch nichts gehört (was natürlich nichts heißen will, skandinavische Geschichte zählt definitiv nicht zu meinen starken Seiten :zwinker:)

  • @ Kleiner Hase und Tochter Alice: bitte, gerne. Dafür sind Leserunden ja so schön, dass man sich austauschen kann. :)


    Über Hexenverfolgung in Skandinavien und Samen etc hatte ich bislang auch keine Ahnung. :winken:

    Was ist wertvoller, Wissen oder Fantasie? Es ist die Fantasie, denn das Wissen hat Grenzen.  - Albert Einstein

  • Nochmal zur Hexenverbrennung: (da kommt mein früheres Studium durch *gg*)
    Die Hexenverbrennungen sind allgemein! nicht in das Mittelalter zu ziehen! Das ist ein allgemeiner Irrtum, der zum Teil auch durch bestimmte historische Romane mit gefestigt wurde. Es beginnt tatsächlich erst in der frühen Neuzeit. Das ist also erst ab dem 15. Jahrhundert der Fall. Geballt wird das sogar erst im 16. und 17. Jahrhundert.
    Es gab übrigens dann bis ins 18. Jahrhundert hinein Hexenverbrennungen, auch und gerade in Europa. Die letzte Hexe in Deutschland (zumindest die überliefert ist) 1775 verbrannt. Insofern verwundern die obigen Aussagen über die Verfolgungen gegenüber der Samischen Bevölkerung nicht!


    Vorleser
    Ich hab das so verstanden, das er Sami und Kommunisten alle in einen Topf wirft und umrührt. Finnland liegt ja zur Grenze von Russland. Das heißt er hat die Sowjetzeit sehr stark miterlebt. Der Einfluss Russlands auf Finnland war sehr hoch. Daher sicher auch seine Abneigung.


    Zum Jodeln: Schaut euch mal andere Joik Videos an. Ich finde da gibt es manchmal schon Ähnlichkeiten^^


    Zu Samischer "Magie" "Schamanismus" etc: Ich hab von den Samen als eigenständiges Volk so eigentlich erst richtig in der letzten Zeit erfahren. Mir war gar nicht bewusst das z.B die Bezeichnung Lappen damit gleichgesetzt wird (und eben abwertend gemeint ist, die Macht der Sprache...). Was ich bei Truc momentan sehr schätze ist die Tatsache das er sich bemüht kein Klischeehaftes Bild zu zeichnen, das sie überhöht oder die Vorurteile schürt. (Bei Lars Pettersson fand ich z.B das er sehr viel Alltagsrassimus einfließen lässt ohne diesen zu reflektieren oder deutlich zu machen, das es die Figuren sind die so denken und nicht er selbst).


  • @ Kleiner Hase und Tochter Alice: bitte, gerne. Dafür sind Leserunden ja so schön, dass man sich austauschen kann. :)


    Ich fühle mich auf jeden Fall jetzt schon klüger als gestern morgen. :breitgrins:



    Danke auch dir, Holden, für deine Ausführungen. :winken:

  • Ich bin nun auch vollends durch mit diesem Abschnitt und möchte noch ein paar Eindrücke beisteuern.


    Witzig finde ich, dass ihr euch alle über die Hexenverbrennung und ihre zeitliche Verortung im Prolog Gedanken gemacht habt. Frau Miramis tickt mal wieder ganz anders :breitgrins: ich hab mir nämlich überlegt, ob es zu dieser Zeit - immerhin 1693 - schon Doggen gab. Darüber bin ich erstmal gestolpert, während ich dem Autor die Hexenverbrennung ohne weiteres abgenommen habe. Und: ja, es gab sie schon, hat meine Recherche ergeben. :zwinker:


    Der Priester im Prolog will von Aslak ja wissen, wo er sie versteckt hat - was genau, erfährt man nicht. Ich bin aber der Überzeugung, es handelt sich um eine samische Trommel, und Aslak hat sie auf der kleinen Insel versteckt, unter dem Heidekraut. Ist das die Trommel, die später dann in der Jetztzeit gestohlen wird? Oder taucht sie als weitere Trommel erst noch auf? Schön, dass man als Leser schon von Anfang an spekulieren kann.


    Zu den Rentieren. Das finde ich ja total spannend, dass es eine eigene Rentierbehörde und eine eigene Rentierpolizei gibt. Das wusste ich noch nicht, obwohl ich mich mit dem Thema und überhaupt mit Lappland schon befasst habe; schließlich werde ich mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit in den nächsten Jahren dort hin reisen, das ist fest eingeplant. Deswegen habe ich auch schon einige Filme darüber gesehen und wusste zum Beispiel über die Markierung der Ohren der Rentiere Bescheid. Wir haben hier zuhause auch einiges an Bildbänden über Norwegens Norden, die ich mir heute mal gekrallt habe - die dort abgebildeten Rentierzüchter sehen exakt so aus, wie ich mir Mattis vorstelle. Samt Schmutz und Rentierblut an den Händen. Dieser Job ist kein Zuckerschlecken und wir können nur erahnen, welche Entbehrungen und Härte diesen Menschen aufzwingt. Da sind ein sauberer Kittel und eine ordentliche Wohnung nun mal zweitrangig.


    Sehr schön dargestellt vom Autor sind auch die politischen Befindlichkeiten. Da sind ja völlig unterschiedliche Strömungen am Werk, und wir haben bereits im ersten Abschnitt die unterschiedlichsten Ansichten. Am nächsten steht mir noch Nina, denn sie ist genauso unbedarft wie ich es wäre, wenn ich mit all diesen Dingen konfrontiert wäre. Damit hat der Autor eine Figur geschaffen, mit der sich die meisten Leser identifizieren können, und die in ihrer Unbedarftheit genau die Fragen stellt, die ich auch gestellt hätte.


    Klemet gefällt mir auch sehr gut; er steht irgendwie zwischen allen Stühlen. Von Geburt her Sami, aber nicht unbedingt eingefleischter Verteter. Dennoch hat er das Erbe in sich, was zum Beispiel sein Verhältnis zu seinem Schatten aufzeigt. Andererseits vertritt er die Obrigkeit und hat sich an Recht und Gesetz zu halten, sogar noch mehr, er vertritt das Gesetz. Bei den Samis ist er der Abtrünige, bei seinen Kollegen der Quoten-Sami, der nicht mit offenen Karten spielt. Solche Konstellationen mag ich sehr gerne in Romanen, sie sorgen für den Zündstoff in der Handlung. Ich bin gespannt, wie sich das im Falle Klemet entwickeln wird. Und ob es irgendwann soweit kommen wird, dass er sich zwischen seinem Erbe und seinem Job entscheiden muss.


    Ansonsten hat mir natürlich wie euch auch die Rückkehr der Sonne gut gefallen, noch mehr aber hat mich die Beschreibung der Nordlichter fasziniert. Ich finde, hier ändert der Autor auch seinen Schreibstil und kommt gar nicht mehr so trocken rüber, sondern es wird fast ein wenig poetisch. Dieser Kontrast zur ansonsten sehr knappen Sprache gefällt mir sehr gut und ich erhoffe mir mehr von diesem Wechselspiel.

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel


  • noch mehr aber hat mich die Beschreibung der Nordlichter fasziniert.


    Die möchte ich unbedingt bald mal sehen. Sie sind einfach wunderschön! :herz:

  • @ Miramis: Stimmt, über die Doggen habe ich nicht nachgedacht, aber da sie schon in 'Das Feuerzeug' von hans Christian Andersen eine Rolle spielen hätte ich es vermutlich auch nicht angezweifelt wenn es mir aufgefallen wäre (obwohl Andersen mehr als 100 Jahre später lebte).


    Das mit der Rentierbehörde und der Rentierpolizei finde ich auch interessant. Typische Bürokratie, und im Grunde skandalös, dass die 'Herrscher' sich als solche aufspielen und da einmischen.

    Was ist wertvoller, Wissen oder Fantasie? Es ist die Fantasie, denn das Wissen hat Grenzen.  - Albert Einstein

  • Ich hab nun auch den ersten Abschnitt beendet und tue mich noch etwas schwer mit dem Buch. Das ist so eine ganz andere Welt.


    Grausig fand ich ja den Prolog. Wirklich schlimm, wie mit den samischen Ureinwohnern umgegangen wurde :sauer:
    Über Joiks hatte ich schon mal in einem anderen Norwegen-Buch gelesen, da ging es aber nicht so deutlich um die brutale Vergangenheit.


    Der Sprung zur Gegenwart ist ziemlich hart, finde ich und da hatte ich dann echt Probleme. Wer sind Nina und Klemet, was genau ist ihr Job? Sie sind Polizisten, aber irgendwie keine richtigen. Nina ist neu und hat noch ähnlich wenig Durchblick über Land und Leute, wie ich :breitgrins:


    Im Laufe der nächsten Kapitel löst sich die Verwirrung dann teilweise, aber man wird als Leser da schon ziemlich reingeworfen und muss schauen wie man zurechtkommt.


    Aufgefallen ist mir natürlich die Namensgleichheit von Aslak zu dem Mann aus dem Prolog. Und der heutige Aslak scheint noch sehr ursprünglich zu leben. Auf ihn bin ich also sehr gespannt.


    Wer den armen Mattis umgebracht und verstümmelt haben könnte, dazu hab ich noch nicht mal ansatzweise eine Theorie.

    LG, Dani


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  • @Dani
    Stimmt, man muss sich wirklich erstmal in dieser Welt zurecht finden. Ich hatte schon das Gefühl das es für mich einfacher war, eben weil ich schon andere Bücher mit der Thematik gelesen hatte. Vor allem Lars Petterssons Roman geht ähnlich düster mit dem Thema um. Das hat es mir sicher einfacher gemacht in die Handlung einzusteigen. (Christine Kabus Roman Töchter des Nordlichts hat mich damit echt angefixt *g*)

  • Ja, die Kabus Bücher habe ich auch gelesen - aber da herrscht ja eine ganz andere Stimmung, etwas "weichgespülter" :zwinker:

    LG, Dani


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  • Das hier ist eigentlich das totale Winterbuch :breitgrins:


    Ganz toll beschrieben fand ich die Freude der Menschen über die Rückkehr der Sonne. Auch wenn man heute weiß, dass und wann sie wiederkommt, es ist dennoch ein Fest!


    Erinnert mich bitte nächsten Winter jemand an 40 Tage ohne Sonne, wenn ich über unseren Winter jammere!

    LG, Dani


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