Antonia Michaelis - Das Institut der letzten Wünsche

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    Kurzbeschreibung:


    Die verträumte Mathilda arbeitet für eine Organisation, die sterbenden Menschen ihre letzten Wünsche erfüllt. Ein letztes Mal Schneeflocken spüren mitten im Hochsommer, Maria Callas live erleben oder in einem stillgelegten Vergnügungspark Riesenrad fahren – alles kein Problem, kleine Tricks inbegriffen. Das ändert sich, als Mathilda Birger begegnet. Er wünscht sich, vor seinem Tod noch einmal seine frühere Freundin Doreen und ihr gemeinsames Kind wiederzusehen. Mathilda soll sie für ihn suchen – nur will sie Doreen eigentlich gar nicht finden, denn sie hat sich auf den ersten Blick in Birger verliebt.



    Zu diesem Buch gibt es ab dem 08.05. eine autorenbegleitete Leserunde. Anmeldeschluss für Freiexemplare ist der 23.04. Wer mag noch mitlesen?

  • Antonia Michaelis, eine begnadete Märchenerzählerin


    Inhalt:
    Mathilda arbeitet im Institut der letzten Wünsche. Sinn und Zweck dieses Instituts ist es, todkranken Menschen einen letzten Wunsch zu erfüllen. Dabei können die Wünsche einfach oder ausgefallen sein. Mathilda und ihre Chefin Ingeborg sind sehr kreativ im Finden von Lösungen. Aus einleuchtenden Gründen lautet eine Regel des Instituts: Verlieb dich nie in einen Klienten. Doch als Birger, der Mann mit der Sturmfrisur und dem grauen Regenmantel, das Büro betritt, ist es um Mathilda geschehen. So klemmt sie sich anfangs nur halbherzig hinter die Erfüllung von Birgers letztem Wunsch, seine vor 15 Jahren verlorene Liebe wiederzufinden.


    Meine Meinung:
    Antonia Michaelis zählt zu meinen absoluten Lieblingsautoren. Ich liebe ihre skurrilen Figuren und ihren wunderbar poetischen Schreibstil, der angefüllt ist mit treffenden Metaphern. Ich liebe es, dass sie sich in ihren Büchern für die Schwachen einsetzt, dass sie einen aufrüttelt und zum Nachdenken und Handeln anregt. Dabei kann es schon auch mal vorkommen, dass eine Geschichte verstörend und schockierend wirkt. Letzteres trifft auf „Das Institut der letzten Wünsche“ nicht zu, alles andere schon. Damit werden sicher auch Leser ihre Freude daran haben, denen zum Beispiel „Niemand liebt November“ zu abgedreht war.


    Der vorliegende Roman beinhaltet eine wunderbar melancholische und doch auch irgendwie fröhliche Geschichte, die einem im einen Moment das Herz schwer werden lässt, im nächsten ein Lächeln ins Gesicht zaubert – eine Berg- und Talfahrt der Emotionen. Es ist nicht nur eine warmherzige Liebesgeschichte, sondern es wird auch der Umgang mit dem Tod bzw. mit todkranken Menschen thematisiert. Die Schulmedizin hat zum Ziel, das Leben eines Patienten so lange wie möglich zu erhalten. Was, wenn durch die Erfüllung eines „unvernünftigen“ Wunsches ein Mensch nun zwei Wochen früher, dafür aber glücklich, stirbt? Nun könnte man meinen, dass dieses Thema deprimierend wirkt. Dem ist überhaupt nicht so. Mit ihrem schrägen Humor, der auch vor dem Tod nicht halt macht, wirkt Antonia Michaelis dem entgegen.


    Als Leser wird man ganz nah an der Protagonistin Mathilda durch die Handlung geführt. So kommen ihre Gedanken und Gefühle direkt bei uns an. Ich mochte Mathilda von der ersten Seite an. Sie ist noch jung und wirkt immer etwas verloren, wenn es um sie selbst geht, wohingegen sie sich für ihre Klienten tatkräftig einsetzt.


    „Ich brauche auch Hilfe, dachte Mathilda. Ich bin fünfundzwanzig, und der Tod ist so viel älter und so viel erfahrener in dem, was er tut. Es ist wirklich schwer, täglich mit ihm zusammenzuarbeiten.“ (S. 241)


    Doch nicht nur Mathilda ist ein liebenswerter Charakter. Mein heimlicher Favorit war Eddie, Mathildas Wischmopp, äh, Hund. Es ist einfach zu herrlich, den Gesprächen zwischen den beiden zu lauschen. Eddie kann zwar nicht wirklich sprechen, aber Mathilda versteht natürlich trotzdem ganz genau, was er ihr sagen will. Und Sympathie und Antipathie ausdrücken kann Eddie ganz gut.


    Aber auch die meisten anderen Charaktere kann man leicht ins Herz schließen. Vor allem die todkranken Klienten, denen die Autorin viel Persönlichkeit eingehaucht hat. Zum Beispiel der alte Uhrmacher Jakob Mirusch, der sich nichts mehr wünscht als einen Spieleabend in einer Studenten-WG und der sich im Institut nützlich macht, bis eine passende WG gefunden ist. Oder Ewa Kovalska, die noch ein letztes Mal die Callas live erleben möchte. Sie alle wurden so liebevoll ausgearbeitet, dass man das Gefühl bekommt, sie schon ewig zu kennen. Und wer weiß, vielleicht ist die Ähnlichkeit zu dem alten Herrn in unserer Nachbarschaft ja kein Zufall? Eines zeichnet die meisten der Figuren aus: Sie sind auf ihre ganz eigene Art schrullig und verhalten sich nicht immer erwartungsgemäß.


    „Es war kalt hier oben, das Fenster schien nicht ganz dicht zu sein. Aber wer in diesem Haus war schon ganz dicht.“ (S. 409)


    So setzt sich der Roman aus vielen kleinen Einzelschicksalen zusammen, deren große Verbindung der Tod ist. Und doch sehe ich ihn als Plädoyer für ein menschenwürdiges Leben.


    Fazit:
    Ein wunderbar warmherziger Roman über die Liebe, den Tod und das Leben in der gewohnt poetischen und bildhaften Schreibweise von Antonia Michaelis. Ein modernes Märchen, das nicht unbedingt realistisch sein will. Eine Bereicherung für jedes Bücherregal. Ich kann dieses Buch nur empfehlen.


    5ratten

  • Wie der Titel des Buches ja schon andeutet, geht es in dieser Geschichte um letzte Wünsche und deren Erfüllung. Das Institut der letzten Wünsche hat es sich zur Aufgabe gemacht sterbenskranken Menschen ihren letzten Wunsch zu erfüllen. Das ist prinzipiell ja eine sehr schöne Idee und ich habe mich in diese Idee sofort verliebt. So hat mir auch der Einstieg ins Buch perfekt gefallen, denn Mathilda, die im Institut arbeitet, versucht dabei ein Pferd in die S-Bahn zu bekommen, weil eine ältere Dame sich gewünscht hat einmal in ihrem Leben auf einem Pferd in den Frühling zu reiten. Diese Vorstellung ist so absurd und verrückt und auch einfach nur schön, wenn man einmal davon absieht, dass das Pferd dieses Erlebnis vielleicht weniger gut findet.


    Es gibt viele Wünsche, die Menschen hegen und deren Erfüllung ein ganzes Leben lang in weiter Ferne liegt, aber so kurz vor dem Tod werden diese Wünsche wieder greifbar.
    Mathilde und ihre Chefin Ingeborg haben sich diesem Geschäftskonzept mit Leib und Seele verschrieben, weil es ihnen etwas ausmacht wie Menschen in Kliniken kurz vor dem Tod dahinvegetieren und ihre Wünsche ins Hintertreffen geraten, weil die Medizin den Tagesablauf bestimmt. Allerdings ist es auch nicht verwunderlich, dass das Institut auch Anfeindungen ausgesetzt ist. Was die einen als wunderbare Sache ansehen, ist für die anderen eine Quälerei von Menschen und grenzt an Sterbehilfe.


    In dieser Geschichte haben aber nicht nur todkranke Menschen Probleme, sondern auch Mathilda selbst. Diesen kann sie aber erst auf den Grund gehen, als sie die Bekanntschaft des sterbenskranken Kunden Birger macht, der das Institut damit beauftragt seine ehemalige Freundin Doreen wiederzufinden, die an dem Tag aus heiterem Himmel verschwunden ist, als er ihr einen Heiratsantrag machen wollte und das, obwohl sie von Birger schwanger war. Nun möchte Birger Doreen und sein Kind unbedingt noch einmal sehen. Aber Mathilda entwickelt Gefühle für Birger und die Erfüllung seines Wunsches wird hiervon überschattet.


    Antonia Michaelis hat mit „Das Institut der letzten Wünsche“ einerseits eine sehr fröhliche, freundliche, ermunternde und liebevolle Geschichte, aber andererseits auch eine sehr intensive, eindringliche, nachdenkliche und tiefschürfende Geschichte geschrieben. Man sollte nicht alles, was hier geschrieben steht, auf die Goldwaage legen und hinterfragen, aber man sollte sich auf die Geschichte und vor allem auf die in ihr enthaltenen Denkanstösse einlassen. Dann wird dieses Buch begeistern und noch lange nach dem Ende den Leser gedanklich bewegen.


    Wünsche sind wertvoll, wichtig und sollten gelebt werden, auch wenn sie nicht ins Leben führen, sondern andere Wege einschlagen. Manchmal jedenfalls.


    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Lesen ist meine Leidenschaft

  • Hinreißend schön und skurril

    Ein kleines Büro in einem Berliner Hinterhof leistet Großes, es erfüllt Sterbenden letzte Wünsche. So traurig das auch klingen mag, diese Geschichte brachte mich auch sehr oft zum Lächeln. Das liegt zum einen an den skurrilen Hauptpersonen Mathilda und Ingeborg und natürlich an Eddie, Mathildas Freund auf vier Pfoten. Und es liegt an dem leicht schrägen und gleichzeitig liebenswerten Schreibstil von Antonia Michaelis. Es ist mein erstes Buch dieser Autorin, von der ich im Vorfeld schon viel gehört habe.


    Sie hat eine wunderschöne Art, Dinge zu beschreiben und beim Namen zu nennen. Auch Dinge, die eigentlich gar nicht schön sind, wie z. b. eine Intensivstation: „Die Zeit tropfte zäh und langsam durch die Flaschen auf den Infusionsständern, die Sekunden flossen durch Schläuche, die Minuten sammelten sich in den Urinbeuteln der Katheter zu einem trüben, gelben Gewässer aus gelebtem Leben.“ (S. 56)


    Wer sich auf diese Geschichte einlässt, muss sich auch darauf einlassen. Der Tod ist allgegenwärtig, aber er ist nicht beängstigend. Denn Mathilda und Ingeborg haben es sich zur Aufgabe gemacht, ein bisschen Sonne in die letzten Tage zu bringen. Seit der Lektüre dieser wunderbaren Geschichte sehe ich einiges völlig anders, habe viele eingefahrene Verhaltensweisen überdacht. Dieses Buch hat etwas in mir verändert und allein dafür liebe ich es. Viele kleine Szenen gingen mir verdammt nah, ich musste oft mit den Tränen kämpfen, habe sie aber auch genau so oft weg gelächelt.


    Apropos Liebe … eine Liebesgeschichte gibt es natürlich auch. Und die ist so herrlich kitschbefreit und ganz und gar anders und derart skurril wie alles in diesem Buch. Zwischendurch sollte man Fünf gerade sein lassen, nicht alles lässt sich vernünftig erklären und ein bisschen Magie gehört zu diesem Buch einfach dazu.


    Antonia Michaelis spricht einige sehr sensible Themen fernab von Schwarz und Weiß an und man muss eine Weile nachdenken, sacken lassen und noch mal nachdenken. Dieses Buch hinterlässt Spuren und deshalb finde ich es nicht nur einfach schön, sondern auch ungemein wichtig!


    Fazit: Eine wundervoll skurrile Geschichte mit viel Tiefgang!


    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Mathilda arbeitet im Institut der letzten Wünsche. Ein kleines Unternehmen, das Sterbenden ihren letzten Wunsch erfüllt, ganz egal, wie ausgefallen dieser sein mag. Einmal als Prinzessin auf einem Pony durch den Park reiten, ein letztes Mal in der Spree schwimmen, obwohl es eigentlich viel zu kalt ist, ein letztes Mal Weihnachten erleben, egal welche Jahreszeit gerade herrscht – all das und noch viel mehr machen Mathilda und ihre Chefin und Freundin Ingeborg möglich.


    So erscheint der Wunsch von Birger Raavenstein, der vor seinem Tod seine frühere Geliebte Doreen und das gemeinsame Kind finden will, zunächst einmal nicht besonders außergewöhnlich. Doch schon bei der ersten Begegnung empfindet Mathilda ihm gegenüber anders als bei anderen Klienten. Sie stürzt sich mit voller Kraft in die Suche, pflastert Berlin mit Plakaten zu und spielt Detektiv. Doch Doreen scheint unauffindbar – und Birgers Zeit läuft ab. Aber wenn sie Doreen doch findet, was bedeutet das dann für sie selbst und Birger? Und dann ist da ja auch noch ihr Exfreund Daniel, der wieder zurück in Berlin ist. Hat ihre Beziehung noch eine Chance?
    Ich genieße die Bücher von Antonia Michaelis immer sehr. Allerdings muss ich zugeben, dass mich "Niemand liebt November" etwas überfordert hatte. "Das Institut der letzten Wünsche" ist nicht ganz so ausgefallen und war für mich wieder ein echtes Highlight, da der ganz besondere Erzählstil der Autorin hier von einer zwar ausgefallenen, skurrilen, aber nicht ganz so "verrückten" Geschichte nicht überlagert, sondern betont wird. Es gibt so viele kleine und große Szenen und Sätze in dem Buch, die ich mir am liebsten angestrichen oder herausgeschrieben hätte.


    Mathilda ist eine chaotische Hauptfigur, mit der ich mich zwar gar nicht identifizieren kann, mit der ich aber dennoch mitgefühlt habe. Aber vor allem die Nebenfiguren machen das Buch für mich zu einem echten Erlebnis. Und natürlich die Wünsche, die Gründe für die Wünsche und die oft sehr kreative Erfüllung durch das Institut.
    Wunderbar beschrieben fand ich auch die Reaktionen der Umwelt auf das, was Ingeborg und Mathilda da tun. Ich fürchte, es entspricht nur zu sehr unserer Realität, dass einer derartigen Organisation mit Misstrauen und Argwohn seitens Ärzten, Krankenhäusern und anderen offiziellen Stellen begegnet wird – aber ich hoffe, es gibt auch diejenigen, die erkennen, wie wunderbar so ein Wunscherfüllungsinstitut ist, und dass es am Ende nicht auf ein paar mehr Tage lebendig im Krankenhausbett, sondern vielleicht mehr auf einige glückliche Stunden irgendwo ankommen mag!


    Obwohl der Tod in diesem Buch natürlich einen großen Raum einnimmt, dominiert er die Geschichte an keiner Stelle. Natürlich gibt es traurige Momente, aber die Grundstimmung ist für mich trotz allem positiv.


    Ein wunderschönes Buch, dessen Geschichte zum Nachdenken anregt und vielleicht auch dazu, sich seine Wünsche zu erfüllen, solange man es kann und nicht zu lange damit zu warten!


    5ratten

    LG, Dani


    **kein Forums-Support per PN - bei Fragen/Problemen bitte im Hilfebereich melden**

  • Die Bücher von Antonia Michaelis sind für mich generell ein Muss. Die Geschichte um „Das Institut der letzten Wünsche“ konnte mich schon auf den ersten Seiten begeistern. Und diese Begeisterung hielt an, während jedes einzelnen Satzes.


    Der Schreibstil ist ein wahrer Genuss und berührte mich auf verschiedene Weisen. So kam es mehrfach vor, dass ich in einem Moment einen dicken Kloß im Hals hatte und im nächsten Moment lachen musste…und zwar richtig. Denn die Charaktere sind so liebenswert und witzig, dass es gar nicht anders geht. Ich kann nicht beantworten, welcher der Charaktere mir am besten gefallen hat. Die leicht verrückte Mathilda? Der zerstreute und stets verwuschelte Birger? Der fast menschliche Hund Eddie der sprechen kann oder es zumindest versucht? Herr Mirusch, der die Zeit repariert? Ich könnte ewig so weiter machen, denn ich habe mich in jeden einzelnen von ihnen verliebt und werde noch oft und gerne an sie zurück denken.


    Zu der Handlung selbst kann und will ich gar nicht zu viel verraten. Denn dies ist ein Buch, dessen Handlung man nur dann nachempfinden und begreifen kann, wenn man es selbst gelesen hat. Es geht um das Sterben, ein unbequemes Thema, mit dem jeder anders umgeht. In dieser Geschichte sind wir Teil vieler verschiedener letzter Wünsche, die alle auf ihre Art sehr berühren. Doch wir werden auch Teil von Mathilda’s Leben und suchen mit ihr gemeinsam nach Doreen und ihrem Kind. Die Handlung ist von der ersten Seite an spannend und es bleibt viel Platz für Spekulationen. Immer, wenn man denkt, dass man auf der richtigen Spur ist, kommt es doch anders. Das Ende beantwortet die meisten Fragen, die man sich während des Lesens stellte. Es lies mich nachdenklich und sehr berührt zurück.


    Fazit: Einfach wundervoll versteht es Antonia Michaelis ein bedrückendes Thema mit humorvollen sowie berührenden Szenen zu verweben. Unterstrichen wird diese ohnehin fantastische Geschichte durch liebenswerte Charaktere, die dem Leser von der ersten Seite an sympathisch sind, ihn zum Lachen, zum Weinen und zum Nachdenken bringen. Absolute Leseempfehlung.


    5ratten

  • Wer erfüllt den letzten Wunsch eines sterbenden Menschen?


    Mathilda hat ihre Ausbildung zur Ärztin kurz vor der Abschlussprüfung hingeworfen. Sie hat gemerkt, dass diese Arbeit nicht das ist was sie tun möchte. Zufällig begegnet sie Ingeborg, die dieses Schicksal teilt. Ingeborg ist Ärztin, hat ihren Job gekündigt und ein Institut gegründet für das sie gerade eine Angestellte sucht. Nun arbeitet Mathilda im „Institut der letzten Wünsche“.


    An dieses Institut kann sich wenden, wer sich selbst oder einem Angehörigen einen letzten Wunsch erfüllen lassen möchten. Voraussetzung dafür, das Institut in Anspruch nehmen zu können ist, dass derjenige, dessen Wunsch erfüllt wird, innerhalb der nächsten 6 Monate stirbt.


    So lernt Mathilda Birger kennen. Birger Raavenstein wird an Lungenkrebs sterben und sein letzter Wunsch ist es, dass das Institut seine Jugendliebe Doreen und ihr gemeinsames Kind findet. Für Mathilda wird es nicht einfach diesen Wunsch zu erfüllen, denn sie hat sich auf den 1. Blick in Birger verliebt.



    Das „Institut der letzten Wünsche“ ist eine sinnvolle Einrichtung. Alle Menschen haben Träume und Wünsche und schieben sie oftmals ihr ganzes Leben vor sich her. Meist aus Zeit- oder Geldmangel. Dann wird man krank und man fragt sich, warum man sich diesen einen großen Traum eigentlich niemals erfüllt hat. In Berlin gibt es dieses Institut, das die unmöglichen Dinge möglich macht und sich der ein oder andere Lebenstraum kurz vor dem Tod dann doch noch ermöglichen lässt.


    Mathilda und Ingeborg legen sich sehr ins Zeug um all die ausgefallenen Wünsche zu erfüllen. Schnee und/oder Weihnachten im Sommer, ein Spiele-Abend für einen älteren Herrn in einer Studenten-WG, ein letztes Bad im Fluss für einen MS-kranken Kunden. Aber für Mathilda hat der Wunsch von Birger Raavenstein Priorität, weswegen Ingeborg sie auch schon mal an ihre anderen Pflichten erinnern muss.


    Mathilda ist generell chaotisch veranlagt weswegen ich mit ihr nicht warm werden kann. Sie ist mir zu unstrukturiert und zu planlos. Ich kann ihr Tun und Handeln nicht immer nachvollziehen, manches entbehrt für mich jeglicher Logik. Zwischendurch stellte ich mir die Frage ob man unbedingt jeden Auftrag annehmen muss oder ob man auch wegen Undurchführbarkeit einen Wunsch ablehnen kann. Wie viele Lügen sind erlaubt wenn es um den letzten Wunsch eines Menschen geht? Heiligt der Zweck die Mittel weil ein dementer alter Herr noch einmal vor seinem Tod zum Mond fliegen möchte?


    Mathildas vordringliches Ziel ist es, Doreen und ihren Sohn zu finden. Sie möchte Birger gerne seinen letzten Wunsch erfüllen. Durch die Suche nach Doreen und ihren eigenen Gefühlen für Birger Raavenstein räumt Mathilda so ganz nebenbei in ihrem Leben auf, denn auch dort ist nicht alles wie es sein soll.


    Als Daniel, Mathildas Ex-Freund auf der Bildfläche erscheint, versteht man als Leser sofort, wieso das mit den beiden nicht geklappt hat. Die Unterschiede zwischen ihnen sind zu groß.


    Der Leser lernt einige Nebenprotagonisten kennen, denn auf 496 Seiten werden viele Wünsche erfüllt. Ans Herz gewachsen ist mir jedoch niemand.


    Der Schreibstil von Antonia Michaelis ist leicht schräg und unkonventionell. Die Idee hinter dem „Institut“ ist sehr schön. Leider ist in Bezug auf die Umsetzung und der Protagonisten der Funke bei mir nicht wirklich übergesprungen.


    2ratten

    Viele Grüße Babsi


  • Ich fürchte, es entspricht nur zu sehr unserer Realität, dass einer derartigen Organisation mit Misstrauen und Argwohn seitens Ärzten, Krankenhäusern und anderen offiziellen Stellen begegnet wird – aber ich hoffe, es gibt auch diejenigen, die erkennen, wie wunderbar so ein Wunscherfüllungsinstitut ist, und dass es am Ende nicht auf ein paar mehr Tage lebendig im Krankenhausbett, sondern vielleicht mehr auf einige glückliche Stunden irgendwo ankommen mag!


    Das Erschreckende an der Realität ist ja, dass im Krankenhaus keiner auf die Idee kommt, Sterbenden ganz banale letzte Wünsche zu erfüllen oder überhaupt danach zu fragen. Lieblingsspeisen (nicht den Kaviar, sondern vielleicht den frischen Tomatensalat oder ein Glas Orangensaft einer bestimmte Marke oder ein Cappuccino) und oft noch einml raus zu kommen.
    Dieser Punkt fiel mir tatsächlich erst auf, als jemand erzählte, wie ein Verstorbener, der mehrere Wochen im Krankenhaus lag, ganz beglückt zum Himmel sah, als er ein paar Tage vor seinem Tod noch einmal für ein paar Minuten im Rollstuhl nach draußen gefahren wurde.
    Vorher kam auch ich nicht auf die Idee, dass in den oft stickigen Krankenzimmern der Tod kommt, ohne dass man vorher wörtlich noch einmal die Sonne gesehen, die frische Luft geatmet hat (in vielen Krankenzimmern kann man ja auch nicht das Fenster ganz oder überhaupt öffnen).


    Eigentlich müsste es selbstverständlich sein, dass irgendjemand im Krankenhaus, vielleicht ein Seelsorger oder besonderer Beauftragter Sterbende oder Angehörige nach so etwas fragt - was wäre ihm/ ihr jetzt noch wichtig, womit könnte man ihm/ ihr noch mal eine kleine Freude machen?
    Noch ein letztes Glas Rotwein, ein bestimmtes Lied, ein bestimmtes Essen (das problemlos zu organisieren ist, halt nichts extrem Ausgefallenes), noch mal aus dem Lieblingsbuch vorlesen, die Kuscheldecke von zu Hause mitbringen, die Lieblingsfigur, von der Mutter geerbt, das Lieblingsparfüm auflegen oder auf Taschentücher geben zum Riechen etc.


    Daran denken Angehörige im Stress natürlich nicht.


    Leider kommt auch vom Krankanhauspersonal weder ein Gedankenanstoß noch überhaupt Verständnis dafür; nein, da wird noch kurz vor dem Tod das Trinken verboten, weil der Patient für den Tag zu viel Flüssigkeit aufgenommen hat.
    Statt zu fragen, was das Lieblingsgetränk wäre und ob man es ihm bringen kann, wenn sowieso schon jeder weiß, dass es nicht mehr lange dauert.


    LG von
    Keshia

    Ich sammele Kochbücher, Foodfotos und Zitate.


    <3 Aktuelle Lieblingsbücher: "The good people" von Hannah Kent, "Plate to pixel" von Hélène Dujardin und "The elegance of the hedgehog" von Muriel Barbery.

    Einmal editiert, zuletzt von Keshia ()

  • Hallo Ihr Lieben,


    nach der Leserunde mit der Autorin hier auch meine Meinung:


    Mathilda arbeitet in einem ganz besonderen Institut: Im Institut der letzten Wünsche. Ihre Aufgabe ist es sterbenden Menschen den letzten Wunsch zu erfüllen. Dabei gehen sie und ihre Kollegin zum Teil sehr kreativ vor, da es nicht immer so einfach möglich ist den letzten Wunsch zu erfüllen. Eines Tages steht Birker vor der Tür und äußert seinen letzten Wunsch. Obwohl es zu den Kernregeln des Instituts gehört, sich nicht in die Klienten zu verlieben, passiert Mathilda genau das. Doch Birker hat nicht mehr lange zu leben und sein letzter Wunsch ist es die große Liebe seines Liebes wieder zu finden. Mathilda befindet sich schnell in einem Gefühlschaos, aber dafür auch zu dem Weg zu sich selbst. Denn auch sie schleppt verborgene Wünsche und Sehnsüchte mit sich herum.


    Die Idee mit einem Institut, das sterbenden Menschen noch einmal einen letzten Wunsch erfüllt, finde ich sehr schön und der Zauber des Buches hatte mich schnell gefangen genommen. Die Wünsche sind zum Teil herrlich abstrus oder auch einfach direkt nachvollziehbar und es war eine Freude zu lesen, mit welchen kreativen Ideen Mathilda und ihre Chefin Ingeborg versuchen die Wünsche noch in Erfüllung gehen zu lassen.


    Dabei sind die auftauchenden Charaktere zum Teil wirkliche Unikate und es ist einfach schön über sie zu lesen und auch wenn der Tod unausweichlich im Raum steht, habe ich dann doch gerne darüber gelesen, dass sie alle mit einem Lächeln auf den Lippen schließlich sterben können.
    Mathilda ist dabei kein einfacher Charakter und erst sehr spät erfährt der Leser, was wirklich in ihr vorgeht und wieso sie tonnenweise Paracetamol-Tabletten in sich hinein pumpt. Jedoch habe ich auch in schwierigen Momenten sie gerne begleitet und fand ihre träumende Art und Weise sehr sympathisch.


    Obwohl das Thema im Buch kein Leichtes ist, hat es die Autorin geschafft, das Buch von allen Klischees frei zu halten und es zwar anrührend zu schreiben, aber trotzdem noch eine kleine Prise Humor mit einzustreuen. Irgendwie zeigt das Buch auch all die Dinge, die das Leben lebenswert machen und ist für mich ein lebensbejahendes Buch, trotz des doch schweren Hauptthemas.


    Alles in allem ein Buch, das auch ein bisschen zum Träumen einlädt und bei dem man als Leser trotzdem die Packung Taschentücher griffbereit haben sollte. Bis auf einige Längen ein schönes Buch, das ich gerne weiter empfehle und das mich neugierig auf andere Bücher der Autorin gemacht hat.
    Dafür vergebe ich gerne 4ratten


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • Es gehört zu ihrem Job, Dinge zu tun, mit denen sie sich nicht auskannten, die unmöglich schienen. Und es gehörte ab und zu zu ihrem Job nicht die ganze Wahrheit zu sagen zu Menschen, die wussten, dass ihnen nicht mehr viel Zeit blieb. Die aber alle noch einen sehnlichen letzten Wunsch hatten.


    Ingeborg Wehser, ehemalige OP-Schwester, betreibt in Berlin-Friedrichshain in einem kleinen Hinterhof in einem kleinen Raum ihr Institut der letzten Wünsche. Schwerstkranke Menschen, deren Angehörige ihnen gegen gute Bezahlung ihren letzten Wunsch erfüllen wollen, gehören zu ihren Kunden. Mathilda Nielsen, die Medizin studieren wollte, aber dann abgebrochen hat, ist hier angestellt und schlägt sich mit Wünschen herum, die nicht immer ganz leicht zu erfüllen sind:
    Frau Schmitz, die sich wünscht noch einmal in einem weißen Kleid auf einem schwarzen Pferd durch den Frühling zu reiten; Maik Wagner, der im Rollstuhl sitzt und im April noch einmal in der eiskalten Havel baden will; Birger Raavenstein, ehem. Anwalt in London sucht seine große Liebe Dooren Taubenfänger und ihren/seinen Sohn.
    Jakob Mirusch, der sich noch einmal einen Spieleabend wünscht, wie er sie in seiner Studentenzeit erlebt hat, und Ewa Kovalska, die sich wünscht, Maria Callas noch einmal auf der Bühne sehen zu dürfen, haben zwar auch letzte Wünsche, sind aber noch so rüstig, dass sie im Institut aushelfen, so gut es eben noch geht.


    Was nie hätte passieren dürfen, ist nun doch eingetreten: Mathilda verliebt sich in einen Klienten – Birger Raavenstein – versucht, seine ehemalige Freundin mit ihrem Sohn zu finden und geht mit ihm zsammen seine letzten Wege. Immer in der Hoffnung, ihn zu einer Operation überreden zu können, die eine geringe Aussicht auf Erfolg hat.


    Eine wunderbar einfühlsame, manchmal sehr emotionale Geschichte, bei der ich hier und da ein paar Tränchen verdrückt habe. Aber es gibt auch Szenen, bei denen sich meine Wundwinkel breit nach oben gezogen haben.


    Wir alle gehen irgendwann einmal diesen letzten Weg. Ich fand es schön darüber zu lesen, dass man sich vorher noch einen sehnlichen Wunsch erfüllen lassen kann.


    5ratten