01 - Vorbemerkung, Vorwort, Dienstag, der 4. September

Es gibt 41 Antworten in diesem Thema, welches 7.711 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Skyline.

  • Hier startet morgen die Leserunde zu "Der Tag, als wir begannen, die Wahrheit zu sagen" von Susan Juby.


    Postet hier bitte erst, wenn Ihr mit der Lektüre begonnen habt und etwas zum Buch zu sagen oder zu fragen habt. Die Beiträge "Buch liegt bereit, ich fange heute Abend an" ziehen das Ganze zu sehr in die Länge und passen besser in den Buchvorschlag. Außerdem wäre schön, wenn Ihr darauf achtet, nicht einzeln zu sehr vorzupreschen, damit wir zusammen bleiben und damit auf einem ähnlichen Stand spekulieren und diskutieren können. Als Faustregel gilt, nicht mehr als ein Abschnitt pro Tag.


    Zum Abschluss: bitte denkt auch daran, dass ein wichtiger Teil der Leserunden Eure Rezensionen anschließend sind und stellt diese am Ende der Runde zeitnah hier im Forum und auf literaturschock.de direkt ein.
    Zahlreiche Rezensionen hier und die Streuung auf anderen Seiten steigern bei den Verlagen die Attraktivität von solchen Aktionen: Denkt daran, dass die Teilnahme an der Runde und die Rezensionen die "Gegenleistung" für die Freiexemplare sind.


    Hier könnt ihr über den Inhalt ab: Vorbemerkung, Vorwort und Dienstag, der 4. September schreiben.
    Spoilermarkierungen sind aufgrund der Abschnittseinteilung nicht vorgesehen.

    LG, Dani


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  • "Die Wahrheit ist wie eine Befreiung", behauptet Neil, der die 11.Klasse der Green-Pastures-Akademie für Kunst und angewandtes Design besucht. Gemeinsam mit seinen Mitschülerinnen und Freundinnen Dusk und der bisher namenlosen Ich-Erzählerin (aus dem Klappentext erfährt man, dass sie "Normandy" heißt) bildet er die sogenannte dreiköpfige "Wahrheitskommission", die es sich zum Ziel gesetzt hat, wöchentlich einem Mitmenschen eine heikle Frage zu stellen.
    Eine Frage, die sich eigentlich keiner zu stellen traut, obwohl sich alle brennend für die Antwort interessieren. Erstes "Opfer" ist eine Mitschülerin, die sich offensichtlich einer Schönheits-OP unterzogen hat.
    Erst zögern die Drei, sie darauf anzusprechen, doch da sie offensichtlich bemüht ist, ihre Aufmerksamkeit zu erregen, fasst sich Neil ein Herz und spricht sie auf ihr verändertes Aussehen an. Die Resonanz ist so positiv, dass Dusk sofort beschließt, "in einer Welt voller Lügen für mehr Wahrheit zu sorgen - geboren ist das Projekt "Wahrheitskommission".


    Über diese Wahrheitskommission und ihre Entstehung berichtet die Erzählerin im Rahmen eines Essays, das sie als Projektarbeit für den Unterricht einreichen möchte. Während ihre Freunde Dusk und Neil an Projekten aus dem Bereich der bildenden Kunst arbeiten, findet die Erzählerin, "dass Schreiben ebenso Kunst ist wie alles andere."
    Doch nicht immer wird die Wahrheit auch als Befreiung erlebt. In ihrem Vorwort deutet sie schon an, dass die Wahrheitskommission in relativ kurzer Zeit doch einige bedeutsame Konsequenzen gezeigt haben muss. Offensichtlich haben sich die drei Freunde über die Auswirkungen ihres Projekts keine Gedanken gemacht. Im Rückblick resümiert die Erzählerin, dass es besser gewesen wäre, sich auch mit dem Thema "Versöhnung" auseinanderzusetzen, also dem Umgang mit den neuen Wahrheiten. Denn offensichtlich kam dabei auch so manche Wahrheit ans Licht, die besser unausgesprochen geblieben wäre.


    So viel erst mal zur Handlung. Ich muss zugeben, dass ich das Buch nach kurzem Anlesen gestern erst mal beiseite gelegt habe. Vor allem mit den Fußnoten hatte ich doch meine Schwierigkeiten: "Andere finden, dass sie nerven und einen vom Haupttext ablenken" schreibt die Erzählerin in ihrem fiktiven Essay. Ja, genau so geht es mir damit. Aber ich habe mich zusammengerissen und noch einmal von vorne begonnen, und ich denke, das Buch und ich werden uns schon miteinander arrangieren können.
    Gut gefällt mir das ungewöhnliche Setting - eine künstlerische Akademie anstatt "normaler" Schule. Das ist mal was anderes! Auch die drei Protagonisten sind keine "typischen" amerikanischen Teenager, also gutaussehende, beliebte Sportskanonen. Jeder von ihnen hat besondere Talente und Fähigkeiten, hat aber auch seine Schwächen und Probleme, so dass man sich gut mit ihnen identifizieren kann. Wie die übrigen Mitschüler so sind, erfährt man in diesem Teil noch nicht, aber ich könnte mir schon vorstellen, dass Neil, Dusk und die Erzählerin auch innerhalb der Akademie noch einmal als besondere Gruppe angesehen wird, die ein bisschen "anders" sind. Dies ist ja auch so gewollt, wenn ich da an den internen Wettbewerb denke, wessen vergammelte Schuhe am längsten halten :zwinker:
    Die Grundmotivation der Freunde kann ich gut verstehen; auch heute im Arbeitsleben bekomme ich noch oft Situationen mit, in denen oft getratscht oder andere über jemanden ausgefragt werden, anstatt denjenigen direkt anzusprechen. Die Menschen mit Behinderung, mit denen ich arbeite, sind dagegen oft erfrischend direkt - ich saß mal in einer Feier neben jemanden, den ich nur vom Sehen kannte, und er schaute sich meinen verkorksten Pony an und fragte unverblümt, ob ich mir selbst die Haare geschnitten hätte. :breitgrins:
    Andererseits kenne ich auch Situationen, in denen man Dinge erfährt, die einen hinterher schwer beschäftigen oder sogar das Verhältnis zu einer anderen Person dauerhaft beschädigen, weil man nicht so genau weiß, wie man mit seinem Wissen jetzt umgehen soll. Manchmal erzählt man ja auch eine Notlüge, weil man jemand anderen nicht verletzen möchte. Ich denke, solche Erfahrungen werden die drei Freunde bei ihrer Wahrheitssuche auch noch machen.


    Die Grundidee mit dem Essay ist nicht neu, passt hier meiner Meinung nach aber gut, da ein Projekt - nämlich die Wahrheitskommission - beschrieben und ausgewertet wird. Die Erzählerin gibt am Anfang an, etwas nervös zu sein, aber sie hofft, schnell ins Schreiben hineinzufinden und ihren "überkandidelten Tonfall" (Meinung eines Lehrers) zu einem klaren und schnörkellosen Stil verbessern zu können.
    Dies finde ich authentisch; es soll ja auch schließlich so klingen wie von einer Elftklässlerin geschrieben. Wenn dabei von Anfang an ein druckreifes Essay mit allen möglichen Stilmitteln und Schnörkeln steht, fände ich das eher irritierend.
    Auch der Tonfall gefällt mir gut; schon jugendlich und flapsig, aber nicht so bemüht cool und abgebrüht, wie ich es von einigen anderen Romanen für diese Zielgruppe kenne.


    Heute nachmittag bin ich zum Grillen eingeladen, aber bis dahin habe ich noch ein bisschen Zeit zum Weiterlesen, was ich jetzt auch tun werde. Im nächsten Abschnitt wird wohl die Schwester der Erzählerin näher vorgestellt, über die schon einige Andeutungen gefallen sind. Ich bin gespannt :winken:

  • Bei mir herrscht gerade etwas Verunsicherung darüber, wie lang dieser 1. Abschnitt hier genau ist? Hier in der Überschrift steht ja nur etwas von "Dienstag der 4. September". Wenn ich im Buch gucke, dann sind das gut die ersten 36 Seiten oder so..Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das der komplette erste Abschnitt ist, zumal der zweite Abschnitt bei "Montag, der 17. September: Pale Investigations" beginnt..
    Was ist mit den Kapiteln zwischen "Dienstag der 4. September" und "Montag, der 17. September: Pale Investigations"?
    Die gehören doch hier noch mit zu oder?


    Ich habe Angst, dass ich hier sonst spoilere, wenn sie doch zum 2. Abschnitt gehören :redface:

  • "Pale Investigations" fängt auf Seite 89 an - bis dahin geht für mich der 1. Abschnitt.

    Viele Grüße Babsi


  • "Pale Investigations" fängt auf Seite 89 an - bis dahin geht für mich der 1. Abschnitt.


    So ist es gedacht! Wenn mir eine von euch die Seitenzahlen schreibt, füge ich die noch ein :winken:

    LG, Dani


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  • Pale Investigation S. 89
    Dienstag, 9. Oktober - In meinem Leben gibt es Probleme mit dem Leben .... Seite 181
    Freitag, 19. Oktober - Hochgradig verkorkst ... Seite 275

    Viele Grüße Babsi

  • Danke ihr Lieben! :)
    Ich war nämlich etwas irritiert, weil es bei Ruby Tuesday so klang, als wäre der Abschnitt nach Dienstag dem 4. September vorbei :)
    Aber dann kann ich ja jetzt ungeniert und ohne Bedenken meinen Senf Preis geben ;D


    Zunächst war ich ja sehr irritiert als eine Vorbemerkung der Autorin kam (die "auch überlesen werden kann"). Ich dachte "Huch, was möchte Susan Juby uns mitteilen?". Über den jugendlichen Stil hab ich mich dann beim Lesen der Vorbemerkung auch die ganze Zeit gewundert und als dann das erste Kapitel so richtig losging, da hab ich erst verstanden, dass die Autorin in dem Fall nicht Susan Juby sondern die Protagonistin Normandy war! :D Cooler Einstieg in die Geschichte, das hat auf jeden Fall irritiert und meine Aufmerksamkeit geweckt.


    Mit den Fußnoten...tja. Ich finde es okay, es stört mich nicht besonders, aber einmal, da war es eine sooo lange Fußnote, boah. Störend war es da eindeutig, dass die Fußnote auf der nächsten Seite weiter ging und der letzte "reguläre" Satz des Kapitels auch. Wie soll ich das alles verarbeiten?


    Im Zusammenhang mit den Fußnoten ist mir auch aufgefallen, dass Normandy im Essay uns Leser anspricht und in den Fußnoten nur ihre Lehrerin, das ist für mich manchmal auch etwas seltsam beim Lesen...fast so als könne sie sich nicht entscheiden, mit wem sie nun sprechen möchte.


    Nun haben wir ja ein Viertel des Buches rum und ich frage mich echt, warum im Klappentext die Gewichtung so auf die Sache mit der Wahrheit gelegt wird und es im Essay ja auch eigentlich um die Kommission gehen soll, aber eigentlich tratscht Norm die ganze Zeit nur über ihre Schwester Keira und darüber, wie sehr sie doch unter den Diana Chroniken leidet... :entsetzt:


    Klar, zu Beginn wurde erklärt, wie es zu der Kommission kam, aber dann kam sofort Keira und der rote Faden ging für mein Empfinden erstmal flöten. Dann kam Dusk mit der Sekretärin in Teil 2 der Wahrheitskommission und dann kam wieder das Thema Keira (in Form ihrer Agentin). Wenn das so weiter geht, bin ich echt enttäuscht!


  • Die Grundidee mit dem Essay ist nicht neu, passt hier meiner Meinung nach aber gut, da ein Projekt - nämlich die Wahrheitskommission - beschrieben und ausgewertet wird. Die Erzählerin gibt am Anfang an, etwas nervös zu sein, aber sie hofft, schnell ins Schreiben hineinzufinden und ihren "überkandidelten Tonfall" (Meinung eines Lehrers) zu einem klaren und schnörkellosen Stil verbessern zu können.
    Dies finde ich authentisch; es soll ja auch schließlich so klingen wie von einer Elftklässlerin geschrieben. Wenn dabei von Anfang an ein druckreifes Essay mit allen möglichen Stilmitteln und Schnörkeln steht, fände ich das eher irritierend.
    Auch der Tonfall gefällt mir gut; schon jugendlich und flapsig, aber nicht so bemüht cool und abgebrüht, wie ich es von einigen anderen Romanen für diese Zielgruppe kenne.


    Sehe ich auch so. Mir gefällt es auch, wie locker Normandy schreibt, ich musste wirklich des öfteren lächeln oder schmunzeln, weil ihr Stil sehr fröhlich frech erscheint und gut zu den Jugendlichen heutzutage passt. Auch dass sie Game of Thrones oder The Walking Dead erwähnt finde ich cool und zur Zeit passend :) Manchmal sind mir ihre Vergleiche zwar etwas zu abgehoben, aber es passt zu ihrem Künstlerdasein :)


  • Danke ihr Lieben! :)
    Ich war nämlich etwas irritiert, weil es bei Ruby Tuesday so klang, als wäre der Abschnitt nach Dienstag dem 4. September vorbei :)


    Nee, keine Sorge. Ich war nur schon müde und habe an der Stelle aufgehört, wollte aber noch meine ersten Eindrücke loswerden, so lange sie frisch sind :winken:

  • Mittlerweile habe ich auch weitergelesen und die Bekanntschaft mit Normandys Schwester Keira gemacht - jetzt ist mir auch klar, warum dieses Thema etwas mehr Raum benötigt.
    Bei Normandy habe ich eine starke Enttäuschung herausgelesen, was ihre Schwester betrifft. Klar, als Kind verehrt Normandy ihre künstlerisch begabte Schwester und möchte ihre Aufmerksamkeit. Die bekommt sie dann auch, allerdings ganz anders als erhofft, nämlich indem Keira mit den "Diana-Chroniken" berühmt wird; graphic novels, in denen Karikaturen ihrer Familie auftauchen. Nicht nett. Ich bin mir nicht sicher, was ich davon halten soll. Vielleicht fällt das ja wirklich unter den Begriff "künstlerische Freiheit" und für Keira haben ihre Figuren gar nichts mit ihrer echten Familie zu tun und sie wollte sich gar nicht öffentlich über sie lustig machen.
    Andererseits finde ich das dargestellte Familienleben schon arg befremdlich! Was sind denn das für Eltern, die sich so auf der Nase herumtanzen lassen?? Familienleben kann doch nicht bedeuten, dass drei Personen einen Eiertanz um eine vierte Person vollführen! Bei allem vermutlichen Stolz, den die Eltern für ihre begabte Tochter verspüren, aber das geht doch ein bisschen zu weit :grmpf:
    Normandy deutet an, dass in ihrer Familie überhaupt nicht über heikle Themen gesprochen wird, schon gar nicht über ihre Schwester und deren Arbeiten. Vielleicht fühlt sich Normandy deshalb so von der Idee einer Wahrheitskommission angesprochen.
    Der Abschnitt "Dienstag, der 4.September" endet damit, dass Normandy überraschend nächtlichen Besuch ihrer Schwester bekommt, die ihr das Geheimnis anvertrauen will, warum sie das College verlassen hat und wieder bei ihren Eltern eingezogen ist. Einerseits möchte Normandy schon gerne wissen, was da vorgefallen ist; andererseits hat sie auch Angst davor, was sie erfahren wird und dass sie der Sache eventuell nicht gewachsen ist. Kann ich gut verstehen; man stelle sich nur mal vor, dass einem die eigene Schwester ein schlimmes Erlebnis mitteilt und man findet nicht die richtigen Worte! Da würde man sich doch ewig Vorwürfe machen, dass man das Vertrauen nicht verdient und den anderen enttäuscht hat!
    Was nun genau vorgefallen ist, erfährt der Leser an dieser Stelle allerdings noch nicht. Geschickt, aber schon fies. Stattdessen beginnt der nächste Abschnitt mit dem zweiten "Opfer" der Wahrheitskommission: Dusk will sich die gefürchtete Schulsekretärin vornehmen und sie angesichts ihres Verhaltens gegenüber den Schülern fragen, ob sie ihren Job überhaupt mag. Ich hätte lieber erfahren, was es mit Normandys Schwester auf sich hat...
    Immerhin ist die Antwort eine überraschende; Mrs.Dekker hat gar nichts gegen Schüler; ihr Herz und ihre Gedanken gehören aber der Straußenzucht, ein Hobby, das aktuell mehr Sorgen und Frust als Freude veranlasst. Wie auch die erste Befragte, Aimee, freut sich Mrs Dekker, angesprochen worden zu sein, aber ich denke, das wird nicht bei allen der Fall sein. Ich bin ja mal gespannt, wann das erste Mitglied der Wahrheitskommission sich ein blaues Auge einfängt...

  • Anfangs war ich ein bisschen irritiert, weil ich voll drauf reingefallen bin, dass das Buch "nur" ein Essayprojekt für die Schule sein soll. Ich sehe gerade, Skyline ging es genauso ;)


    Ob ich die Fußnoten witzig oder nervig finde, weiß ich noch nicht so hundertprozentig. Einerseits reißen sie mich - wie Ms. Fowler offenbar auch im Unterricht angemerkt hat - aus dem Lesefluss, andererseits musste ich doch schon öfter darüber schmunzeln.


    Die Auswahl zwischen den drei Mottos fürs Buch hat mir hingegen gefallen, und auch Normandy und ihre beiden exzentrischen Freunde mag ich. Dawns, äh, Dusks Turnschuhe finde ich zwar ein bisschen unappetitlich, aber Neils Klamottengeschmack finde ich derart schräg, dass es schon wieder cool ist. Mal ehrlich: wer zieht bitteschön freiwillig 70er-Jahre-Polyesterklamotten an? Brrr! :breitgrins: Aber wenn der Typ, der drinsteckt, was hat, wie Neil offenbar, bin ich bereit, das hinzunehmen :breitgrins:


    Das Projekt Wahrheitskommission, aus einer Laune heraus geboren, scheint den Andeutungen zufolge irgendwann noch aus dem Ruder zu laufen, aber spannend ist der Ansatz allemal. Zu wissen, was hinter einer Fassade steckt, kann helfen, die Person - wie Mrs. Dekker - mit anderen Augen zu sehen und mehr Verständnis für sie aufzubringen. Dieses Wissen verleiht andererseits natürlich auch Macht, die leicht missbraucht werden kann.


    Normandys Familiensituation ist nicht gerade alltäglich mit einer Schwester, die schon als Teenager eine Berühmtheit ist, und zwar nicht als Teeniestar in Film oder Musik, sondern mit einer ernstzunehmenden Graphic Novel. Dass sie darin mit spitzester Feder ihre Familie karikiert, ist für die Betreffenden sicher hart. Das einfach hinzunehmen, erfordert eine ganze Menge Humor und Selbstironie, und zumindest Normandy - als Pubertierende eh schon unsicher - und die Mutter, die sowieso so leicht von allem überfordert ist, scheinen damit nicht so gut zurechtzukommen. Dass beide Eltern gerne einen kreativen Beruf ergriffen hätten, ihre Familien ihnen das aber nicht ermöglichen könnten oder wollten, ist natürlich fette Ironie des Schicksals.


    Keira hatte also was mit einem Dozenten. Finde ich bisher noch nicht sooo ungewöhnlich, allerdings muss da etwas Traumatisches vorgefallen sein, wenn sie nicht darüber spricht und das College verlassen hat.


    Der flapsige Stil gefällt mir ganz gut, ich finde da auch die Übersetzung recht gelungen. Allerdings finde ich es blöd, dass aus "Flanders", wie es im Original heißen muss, im Deutschen "Flandern" wird. Normandy ist ja auch nicht Normandie geworden.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





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  • Hm ... ich weiß noch gar nicht was ich sagen soll ....


    Ich ging (wie Ihr vermutlich auch) von einer ganz anderen Art von Buch aus. Ich dachte an eine Geschichte in der die 3 Freunde wöchentlich jemanden nach der Wahrheit befragen - und dann graben sie in irgend jemandes Keller eine Leiche aus oder kommen an andere schreckliche Wahrheiten.


    Was ich bisher gelesen habe, entspricht leider ganz und gar nicht meinen Vorstellungen.
    Die Fußnoten nerven mich zum Beispiel total. Und wenn eine Fußnote mehr Raum braucht als der Text auf dieser Seite .......



    Der flapsige Stil gefällt mir ganz gut, ich finde da auch die Übersetzung recht gelungen.


    Ich bin dem Jugendbuchalter schon lange entwachsen (was aber nicht heißt, dass ich diese nicht trotzdem gerne lese) und ich finde den Stil weder flapsig noch gelungen. :rollen:
    Für mich liest es sich aus Sicht der Erzählerin total emotionslos.


    Da ich Leserunden-Büchern immer einen Chance gebe, lese ich natürlich weiter und hoffe, dass ich noch irgendwie Zugang zu diesem Buch finden werde.


    Bisher haben sie 3 Leute nach der Wahrheit befragt.
    Die 1. Person - Aimee - wollte garantiert auf ihre sichtbaren Veränderungen angesprochen werden.
    Die 2. Person - Mrs- Dekker - fühlte sich geschmeichelt, dass sie jemand danach gefragt hat was sie empfindet in Bezug auf die Schule und die Schüler
    Die 3. Person - Tyler Jones - hat sich Bedenkzeit erbeten um die Frage zu beantworten


    Bisher ist also noch nix passiert was das Buch - für mich - auch nur ansatzweise spannend macht. Zumal man auch als Leser nichts von den Gesprächen mit den 3 Personen mitbekommt die nach der Wahrheit befragt werden. Man wird als außenstehender Betrachter neben die beiden Freunde gestellt, denen es ebenso ergeht und einfach warten müssen was bei dem Gespräch heraus kam.



    Bei Normandy habe ich eine starke Enttäuschung herausgelesen, was ihre Schwester betrifft. Klar, als Kind verehrt Normandy ihre künstlerisch begabte Schwester und möchte ihre Aufmerksamkeit. Die bekommt sie dann auch, allerdings ganz anders als erhofft, nämlich indem Keira mit den "Diana-Chroniken" berühmt wird; graphic novels, in denen Karikaturen ihrer Familie auftauchen. Nicht nett. Ich bin mir nicht sicher, was ich davon halten soll. Vielleicht fällt das ja wirklich unter den Begriff "künstlerische Freiheit" und für Keira haben ihre Figuren gar nichts mit ihrer echten Familie zu tun und sie wollte sich gar nicht öffentlich über sie lustig machen.


    Womöglich ist das tatsächlich so, dass sie damit nicht ihre Familie meint aber ihre Novels stark an ihre Familiengeschichte anlehnt. Die Eltern kamen mir nach der Betrachtung der Erstausgabe auch irgendwie so vor als ob sie genau so entsetzt gewesen sind wie Normandy, aber in Anbetracht, dass es sich um "Kunst" ihrer Tochter handelt, müssen sie sich freuen und schön tun. :rollen:


    Zitat

    Andererseits finde ich das dargestellte Familienleben schon arg befremdlich! Was sind denn das für Eltern, die sich so auf der Nase herumtanzen lassen?? Familienleben kann doch nicht bedeuten, dass drei Personen einen Eiertanz um eine vierte Person vollführen! Bei allem vermutlichen Stolz, den die Eltern für ihre begabte Tochter verspüren, aber das geht doch ein bisschen zu weit :grmpf:


    Dass man Rücksicht nimmt - keine Frage.
    Aber dass man sich die Haare nicht föhnen darf oder auf Zehenspitzen durch die Zimmer geht, finde ich auch befremdlich. Normandy flüchtet aus ihrem Zimmer, damit Keira Ruhe hat in ihrem Wandschrank zu arbeiten. Wobei aber nirgendwo zu lesen ist, dass Keira diese "Ruhe" einfordert.


    Bisher wurde - für meinen Geschmack - viel zu viel und zu lange Keiras Geschichte erzählt, der Entstehung der Novels und das Drumherum um Keira als von der Wahrheitskommission und ihren Projekten.


    Nun denn, wir werden sehen was noch folgt.

    Viele Grüße Babsi

    Einmal editiert, zuletzt von JanaBabsi ()

  • Von mir nur mal kurz ein kleiner Zwischenkommentar. Ich bin noch IM ersten Abschnitt, daher habe ich eure Kommentare auch noch nicht gelesen. Mir fällt es im Moment noch recht schwer in das Buch einzutauchen, da ich das Gefühl habe, die Ich-Erzählerin Normandy quatscht ohne Punjt und Komma auf mich ein, und zusammen mit den, für mich, absolut übertriebenen Fußnoten, leide ich im Moment irgendwie an einer Reizüberflutung :breitgrins:. Daher kann ich auch nie so viel auf einmal lesen, obwohl es vom Schreibstil her, keine Probleme gibt.
    Zum Inhalt schreibe ich dann was, wenn ich den Abschnitt komplett durch habe.

  • Interessant, wie unterschiedlich wir den Stil wahrnehmen. Die Fußnoten finde ich zwar auch manchmal etwas überflüssig (vor allem, wenn sie ihren eigenen Erzählstil kommentiert), aber ansonsten mag ich es irgendwie, wie mich Normandy hier vollquatscht.


    Mich stört auch nicht, dass Normandys eigene Familiengeschichte so viel Raum einnimmt. Da gibt es schließlich auch, wie's aussieht, einige unbequeme Wahrheiten zu entdecken.


    Dass die Eltern so extrem Rücksicht auf Keiras Exzentrizitäten nehmen, finde ich auch ein wenig übertrieben. Die haben wohl beide Angst, irgendwas zu tun, das den Erfolg ihrer Tochter schmälern oder gefährden könnte. Keira ist mir übrigens im Gegensatz zu ihrer Schwester nicht gerade sympathisch.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Dass die Eltern so extrem Rücksicht auf Keiras Exzentrizitäten nehmen, finde ich auch ein wenig übertrieben. Die haben wohl beide Angst, irgendwas zu tun, das den Erfolg ihrer Tochter schmälern oder gefährden könnte. Keira ist mir übrigens im Gegensatz zu ihrer Schwester nicht gerade sympathisch.


    Das geht mir genauso. Irgendwie traue ich auch dem Frieden nicht, jetzt, wo Keira ihrer Schwester plötzlich ihr Herz ausschütten möchte. Andererseits hat Normandy ja mittlerweile herausgefunden, dass es mit Keiras sozialen Kontakten auf dem Kunst-College nicht weit her ist.


  • Zum Inhalt schreibe ich dann was, wenn ich den Abschnitt komplett durch habe.


    Habe ich jetzt :zwinker:!
    So ganz angefreundet habe ich mich mit dem Buch immer noch nicht. Wie gesagt mich stören die Fußnoten sehr und ich habe wirklich das Gefühl mit Informationen nur so zugeschüttet zu werden. Ich finde das Buch bis jetzt auch noch nicht wirklich lustig. An der ein oder anderen Stelle recht amüsant, mehr aber auch noch nicht.


    Normandy und ihre Freunde machen auf mich einen recht "Nerd-Mäßigen" Eindruck, wobei ich gerade Dusk recht interessant finde.
    Keira und überhaupt die komplette Familie finde ich einfach nur extrem. Wie einige andere von euch, finde ich den Eiertanz der um Keira gemacht wird, ich sag nur Haare föhnen, unglaublich. Und eigentlich macht mich das recht wütend. Zum einen auf Keira, die sich so ein Verhalten herausnimmt, anscheinend ohne Empathie gegenüber den anderen Familienmitgliedern, zum anderen auch auf die Eltern, die sich nicht schützend vor ihr anderes Kind stellen.
    Interessieren tut mich das "Geheimnis" von Keira nun ja doch. Aber ich denke, dass es bis zur Enthüllung noch einige Fußnoten mehr geben wird :rollen:.


  • zum anderen auch auf die Eltern, die sich nicht schützend vor ihr anderes Kind stellen.


    Ja, das ist Normandy gegenüber wirklich unfair. Auch sie hat Talente, Wünsche, Träume und Bedürfnisse!

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Endlich konnte ich auch den ersten Abschnitt lesen. Leider bin ich mit dem Buch noch nicht besonders warm geworden. Normandy sagt ja gleich zu Anfang, dass die Fußnoten nerven können, und bei mir liegt sie da vollkommen richtig. Mich reißen sie immer wieder aus dem Lesefluss. Manchmal bemerke ich erst auf der Seite unten, dass ich eine winzig kleine Zahl im Fließtext übersehen habe und muss dann erst auf der ganzen Seite suchen, wo die Fußnote nun hingehört, denn oft hat es ja doch etwas mit der Textstelle direkt zu tun. Das ist ziemlich ärgerlich. Ich würde sie ja am liebsten ignorieren, aber manchmal finde ich sie doch einigermaßen wichtig.


    Dann gibt es da Formulierungen, wo sich mir einfach die Haare sträuben. Klar, das Ganze soll aussehen wie von einer Sechzehnjährigen geschrieben, aber so etwas möchte ich nicht lesen! Normandy erzählt kreuz und quer, was ihr gerade einfällt und wie ihr der Schnabel gewachsen ist. Ein Essay sollte schon etwas strukturierter sein. Im Übrigen können sich auch Sechzehnjährige schon grammatikalisch richtig ausdrücken. Und ob man in einem Schulprojekt unbedingt über die sexuellen Neigungen der Mitschüler und der Familienangehörigen schreiben würde, wage ich zu bezweifeln.


    Die Idee mit der Wahrheitskommission finde ich ja witzig und interessant. Aus diesem Grund wollte ich das Buch auch lesen. Leider spielte das bisher noch keine so große Rolle. Die bisherigen Wahrheiten haben mich nicht gerade vom Sofa gehauen.


    Auch Keira und Normandys ganze Familie finde ich interessant, wenn auch sehr strange. Ich bin gespannt, was Keiras großes Geheimnis ist, habe aber ein bisschen Angst, dass das gar nichts Weltbewegendes sein wird bei jemandem, der wegen einem Föhn schon austickt. Aber da lasse ich mich mal überraschen.

  • Auch die drei Protagonisten sind keine "typischen" amerikanischen Teenager, also gutaussehende, beliebte Sportskanonen. Jeder von ihnen hat besondere Talente und Fähigkeiten, hat aber auch seine Schwächen und Probleme, so dass man sich gut mit ihnen identifizieren kann.


    Dass die drei nicht so typisch sind, gefällt mir auch. Ich mag sie eigentlich schon alle drei sehr gern.


    Zitat

    Dies finde ich authentisch; es soll ja auch schließlich so klingen wie von einer Elftklässlerin geschrieben. Wenn dabei von Anfang an ein druckreifes Essay mit allen möglichen Stilmitteln und Schnörkeln steht, fände ich das eher irritierend.
    Auch der Tonfall gefällt mir gut; schon jugendlich und flapsig, aber nicht so bemüht cool und abgebrüht, wie ich es von einigen anderen Romanen für diese Zielgruppe kenne.


    Zwischen Normandys Geschreibsel und "einem druckreifen Essay mit allen möglichen Stilmitteln und Schnörkeln" ist aber noch viel Raum! Mein Sohn ist auch gerade in der 11. Der spricht vielleicht mit Familie und Freunden so wie Normandy, aber wenn er etwas für die Schule schreibt, sieht das ganz anders aus.




    Hm ... ich weiß noch gar nicht was ich sagen soll ....


    Ich ging (wie Ihr vermutlich auch) von einer ganz anderen Art von Buch aus. Ich dachte an eine Geschichte in der die 3 Freunde wöchentlich jemanden nach der Wahrheit befragen - und dann graben sie in irgend jemandes Keller eine Leiche aus oder kommen an andere schreckliche Wahrheiten.


    So etwa hatte ich die Geschichte auch erwartet ;)




    Mich stört auch nicht, dass Normandys eigene Familiengeschichte so viel Raum einnimmt. Da gibt es schließlich auch, wie's aussieht, einige unbequeme Wahrheiten zu entdecken.


    Das stört mich auch nicht, und ich erwarte auch, dass diese Wahrheitskommission auch in Normandys Familie etwas zu tun bekommt.

  • Der Einstieg in das Buch ist mir wirklich schwer gefallen, jetzt langsam läuft es etwas besser. Aber so wirklich warm werde ich gerade nicht mit dem Buch.
    Ganz übel für mich sind dabei die Fussnoten. Wie die Autorin selbst schreibt, reissen sie einen immer wieder aus der Geschichte heraus.
    Bisher finde ich auch die Wahrheiten, die herausgefunden worden sind noch nicht weltbewegend.
    Den Umgang der Familie mit der Schwester empfinde ich als mehr als misteriös. Auch das ihr niemand sagt, daß sie sich durch ihre Darstellung in ihren Büchern verletzt fühlen und quasi das ganze Leben der Familie unter ihr leider und eingeschränkt ist. Wenn es um Wahrheit geht, müsste in der eigenen Familie von Normandy mit gestartet werden. Denn ehrlich scheinen sie schon länger nicht mehr miteinander zu sein. Als Tochter fände ich es mehr als schade, daß meine Familie sich so verstellt, wenn sie mir mir zusammen lebt.
    Ich hoffe nicht, daß das was Normandys Schwester wiederfahren ist, nicht die typische Sache aus Jugendbüchern ist.