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Es gibt 37 Antworten in diesem Thema, welches 8.301 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Martina.

  • Ich weiß nicht wie ihr das deutet, aber könnte es sein, dass Matt sein Spezialprojekt das Nachbauen von Simon ist? Ich habe mir das so vorgestellt, dass er ein Menschenmodel baut und mittels Flaschen und Co die Moleküle/ Atome eines Menschen darstellt. Hm und irgendwie kommen da auch Ameisen drin vor. Ob die in die Flaschen eingefüllt sind? Alles sehr rätselhaft.


    ...
    Matt befindet sich also aktuell auf der geschlossenen Abteilung. Den dortigen Alltag fand ich einfach nur grausam. :entsetzt: Da scheint mir ja das Leben im Gefängnis angenehmer. :rollen:


    Ich denke auch, er baut die chemische Formel eines Menschen. Eine sehr schräge Vorstellung. Das hätte ich sehr gerne genauer beschrieben gehabt. Sptäer erfährt man ja auch, dass er seine Wände vollgeschrieben hat. Das fand ich sehr berührend, dass sein Vater vor dem zweiten Anstrich diesen Satz hingeschrieben hat und Matt ihn zufällig liest.


    Der Aufenthalt in der geschlossenen Abteilung war für mich keineswegs grausam.
    Ein sehr nahes Familienmitglied von mir hat sich vor Jahren einmal selber in eine geschlossene Abteilung in der Psychatrischen Klinik begeben, wegen schwerer Depressionen und Suizidgedanken. Ich kenne mich also ein bisschen dort aus.
    Man muss es sich erst mal wie eine Krankenstation vorstellen. Dort wird man ja auch nicht den ganzen Tag unterhalten oder betreut. Vielmehr wird versucht, den psychisch Kranken mit den richtigen Medikamenten so einzustellen, dass er die Klinik irgendwann auch wieder verlassen kann, wenn der akute Schub sich gelegt hat. Es gibt Einzelsitzungen mit den Ärzten - aber nicht täglich - und es gibt eine Reihe von Therapie-Angeboten. Wie überall sind die vielleicht auch etwas unterbesetzt aber es geht vor allem darum, dass man sich und anderen nichts antut und die schlimmste Phase übersteht. Bewegungstherapie, Maltherapie, Musiktherapie - diese kann man nutzen, muss man aber nicht. Den Rest des Tages ist es so langweilig oder nicht, wie in jedem anderen Krankenhaus auch. Man kann sich mit den anderen Patienten unterhalten, lesen, Fernsehen oder ähnliches. Und man darf Besuch bekommen. Mein Verwandter durfte bald auch stundenweise die Station verlassen - auch ohne Begleitung, nachdem die Suizidgefahr gebannt war. Da ist er immer zum Joggen in den Park gegangen. Oder mit seinen Besuchern Spazieren oder Kaffeetrinken.
    Es wird in einer solchen Klinik schon versucht, die Patienten wieder möglichst schnell zu einem Leben außerhalb dieser Einrichtung zu bringen. Danach gibt es meistens eine mehrmonatige Tagesklinik, danach dann lockere Betreuung oder eigene Therapien.


    So ähnlich scheint es ja eigentlich auch bei Matt zu sein. Es wird immer wieder versucht, ihn mit seinen Medikamenten so einzustellen, dass er ohne die Klinik auskommt. Wenn er natürlich die Medikamente nicht nimmt, hat er wieder einen Schub und sieht seinen Bruder unter dem Bett.

    :lesen:






  • Ich vermute ebenfalls, dass Nanny Noo vor den Augen von Ernest vergewaltigt wurde.
    Auf die Sache mit der Axt bin ich aber nicht gekommen.
    Ob das wirklich wahr ist, werden wir vermutlich nicht erfahren.


    Den Abschnitt fand ich etwas verwirrend und die verschiedenen Erzählweisen haben es für mich auch nicht leichter gemacht. War das mit der Axt nicht vielleicht doch erfunden? Und wieviel war überhaupt war und wieviel übertrieben. An eine Vergewaltigung denkt man natürlich gleich aber es war alles etwas vage und man musste es sich mehr daraus zusammenreimen, dass danach von Schuld und Angst und ähnlichem gesprochen wurde. Manchmal ist es mir fast ein bisschen zu undeutlich, was Matt hier erzählt. Er kann natürlich nix dafür, aber trotzdem wäre Klarheit mir da manchmal lieber. So hänge ich mit meinen Empfindungen in der Luft.

    :lesen:






  • Ich denke auch, er baut die chemische Formel eines Menschen. Eine sehr schräge Vorstellung. Das hätte ich sehr gerne genauer beschrieben gehabt. Sptäer erfährt man ja auch, dass er seine Wände vollgeschrieben hat. Das fand ich sehr berührend, dass sein Vater vor dem zweiten Anstrich diesen Satz hingeschrieben hat und Matt ihn zufällig liest.


    Ja der Satz war echt etwas Besonderes. Toller Dad.



    Der Aufenthalt in der geschlossenen Abteilung war für mich keineswegs grausam.
    Ein sehr nahes Familienmitglied von mir hat sich vor Jahren einmal selber in eine geschlossene Abteilung in der Psychatrischen Klinik begeben, wegen schwerer Depressionen und Suizidgedanken. Ich kenne mich also ein bisschen dort aus.
    Man muss es sich erst mal wie eine Krankenstation vorstellen. Dort wird man ja auch nicht den ganzen Tag unterhalten oder betreut. Vielmehr wird versucht, den psychisch Kranken mit den richtigen Medikamenten so einzustellen, dass er die Klinik irgendwann auch wieder verlassen kann, wenn der akute Schub sich gelegt hat.


    Ja vielleicht ist das auch abhängig von der Klinik. Mein Dad war zwar nicht auf der geschlossenen, sondern auf der Normalstation einer psychatrischen Klinik und da war das Personal extrem unfreundlich und hat ihn teilweise ähnlich wie ein Kleinkind behandelt. Daher habe ich beim Lesen das als so grausam empfunden, weil ich die Erfahrungen meines Vaters im Kopf hatte.


    Ansonsten kann ich als freiheitsliebender Mensch mir einfach nicht vorstellen wie es ist "eingesperrt" zu sein. Ja es dient dem eigenen Schutz, aber irgendwie trotzdem beklemmend für mich. :redface:


    Achso und im übrigen mag ich auch Krankenhäuser absolut nicht. Bin froh, dass ich da schon ewig nicht mehr hin musste. Als Kleinkind war ich häufiger im Krankenhaus, ich selbst habe da keine Erinnerung mehr dran, aber im Unterbewusstsein vielleicht. Meine Eltern sagen jedenfalls heute noch, dass ich das als Kind gar nicht mochte (war unter 2 Jahre alt).

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)


  • Den Abschnitt fand ich etwas verwirrend und die verschiedenen Erzählweisen haben es für mich auch nicht leichter gemacht. War das mit der Axt nicht vielleicht doch erfunden? Und wieviel war überhaupt war und wieviel übertrieben. An eine Vergewaltigung denkt man natürlich gleich aber es war alles etwas vage und man musste es sich mehr daraus zusammenreimen, dass danach von Schuld und Angst und ähnlichem gesprochen wurde. Manchmal ist es mir fast ein bisschen zu undeutlich, was Matt hier erzählt. Er kann natürlich nix dafür, aber trotzdem wäre Klarheit mir da manchmal lieber. So hänge ich mit meinen Empfindungen in der Luft.


    Ich habe es für mich so interpretiert, dass da viel dazu gedichtet worden ist, denn das mit der Axt war wohl nie der Fall. An eine Vergewaltigung glaube ich ehrlich gesagt auch nicht, aber es war wirklich ein sehr verwirrender Abschnitt, in den man viel rein interpretieren kann, wenn man will.

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)

  • Ansonsten kann ich als freiheitsliebender Mensch mir einfach nicht vorstellen wie es ist "eingesperrt" zu sein. Ja es dient dem eigenen Schutz, aber irgendwie trotzdem beklemmend für mich. :redface:


    Achso und im übrigen mag ich auch Krankenhäuser absolut nicht. Bin froh, dass ich da schon ewig nicht mehr hin musste. Als Kleinkind war ich häufiger im Krankenhaus, ich selbst habe da keine Erinnerung mehr dran, aber im Unterbewusstsein vielleicht. Meine Eltern sagen jedenfalls heute noch, dass ich das als Kind gar nicht mochte (war unter 2 Jahre alt).


    Krankenhäuser finde ich auch furchtbar. :sauer: Bis auf die Geburt meiner zwei Söhne (und meine eigene :zwinker:) musste ich Gott sei Dank noch NIE selber ins Krankenhaus. Schon die Besuche anderer Kranker sind für mich der Horror.


    Das Eingesperrt sein haben mein Verwandter und ich so nicht empfunden. Ganz im Gegenteil war er froh, sich dort verkriechen zu können und er hatte ein Gefühl von Schutz und Ruhe. Man konnte sich ja auch auf der ganzen Abteilung frei bewegen. Nur, wenn man die Station verlassen wollte, musste man Bescheid geben, dann würde der Öffner von einer Krankenschwester betätigt. Also keine Schlüssel und nicht so richtig gefängnismäßig. Ich glaube, man darf das Ganze nicht als gesunder Mensch betrachten. Viele der Kranken begeben sich sogar freiwillig oder zumindest auf Anraten ihres Arztes freiwillig in solche Einrichtungen.

    :lesen:





  • Ich habe es für mich so interpretiert, dass da viel dazu gedichtet worden ist, denn das mit der Axt war wohl nie der Fall. An eine Vergewaltigung glaube ich ehrlich gesagt auch nicht, aber es war wirklich ein sehr verwirrender Abschnitt, in den man viel rein interpretieren kann, wenn man will.


    Meine Gedanken sind hier ganz ähnlich.

    :lesen:






  • Das Eingesperrt sein haben mein Verwandter und ich so nicht empfunden. Ganz im Gegenteil war er froh, sich dort verkriechen zu können und er hatte ein Gefühl von Schutz und Ruhe. Man konnte sich ja auch auf der ganzen Abteilung frei bewegen. Nur, wenn man die Station verlassen wollte, musste man Bescheid geben, dann würde der Öffner von einer Krankenschwester betätigt. Also keine Schlüssel und nicht so richtig gefängnismäßig. Ich glaube, man darf das Ganze nicht als gesunder Mensch betrachten. Viele der Kranken begeben sich sogar freiwillig oder zumindest auf Anraten ihres Arztes freiwillig in solche Einrichtungen.


    Liebe gagamaus,


    danke dass du uns an deinen Erfahrungen teilhaben lässt. Es ist immer spannend zu sehen was andere für Erfahrungen gemacht haben und ich finde es interessant wie private Ereignisse auch das Leseerlebnis beeinflussen können.


    Jetzt bin ich sehr gespannt wie dir der Schluss gefällt. :breitgrins:

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)

  • So zunächst einmal möchte ich an dieser Stelle sagen was ich ganz schrecklich an diesem Abschnitt fand. Es ist der Klinikaufenthalt wie Mathew ihn empfindet. Dieser geschilderte Tagesablauf ist gruselig und ich mag mir gar nicht vorstellen wie es sein muss in einer solchen "Endlosschleife" zu hängen. Das ist ja ein wenig wie "Und ewig grüßt das Murmeltier" :entsetzt: Das braucht niemand, oder?


    Leider weiß man immer nocht nicht genau was Mathew hat, aber ich finde die Szenen in denen er seinem Bruder jetzt ganz nahe ist einfach schön. Was mag er nun vorhaben, wenn er die Arztpraxis verlässt. Klar, er will zu diesem Campingplatz, aber dann?
    Vermutlich ist seine Krankheit ja vererbt. Da hat die Familie aber wirklich Pech.


    Rätselhaft ist in jedem Fall ja auch die Geschichte um Nanny Noo und Ernest. Ob er ganz übel verprügelt wurde?



    Noch kurz Gedanken zu Simons Krankheit ... Auf S. 207/8 spielen sie Ich sehe was, was du nicht siehst... und das fängt mit M und mit S an.... Multiple Sklerose ??? ist das die Krankheit ?? Trisomie 21 kklingt zwar wegen der runden Gesicher einleuchtend, aber irgendwie will ich da nicht so recht dran glauben.... Ach, keine Ahnung... wir werden es ja erfahren :D


    M und S, ach darüber habe ich gar nicht weiter nachgedacht, weil ich das in diesem Moment mit Mum und Simon abgehakt habe. Ich dachte nicht, dass es da eine weitergehende Bedeutung gibt. Der Vater sieht doch nicht hin und Mutter und Bruder/Simon kommen gerade heraus.

    Lesen ist meine Leidenschaft

  • Ich denke nicht, dass der Klappentext hier zuviel über die Geschichte verrät. All das, was dort steht ist dem Leser nach einigen gelesenen Seiten klar. Dass Matthew sich in einer psychiatrischen Klinik befindet und dort regelmäßig seine Medis bekommt, dass sein Bruder verunglückt ist und er sich die Schuld daran gibt.
    Ich bin schon so ein Klappentextleser und oft recherchiere ich auch den Autor vor/während des Lesens und schaue, was er noch so geschrieben hat ... :smile:


    Klappentexte lese ich selten, weil sie mich schon oft enttäuscht haben. Diesen hier habe ich auch nicht gelesen. Ich werde jetzt auch erst ganz am Ende des Buches einmal einen Nlick darauf werfen.


    Oh ja. Bittersüß!
    Einerseits ist es schön, zu erfahren, wie sehr Matt doch trotz allem von seinem Vater geliebt wird.
    Andererseits kann sein Vater ihn nicht mit seiner Krankheit akzeptieren - oder "noch" nicht.
    Am nächsten Tag wird die Wohnung ja weiter renoviert und sein Vater wird diesen Gedanken wieder mit weißer Farbe übermalen - dann ist wieder verschwunden. Das zeugt auch von völliger Hilflosigkeit.
    Er verschließt die Augen vor der Situation - fast so wie Kleinkinder beim Versteckspielen, die dann meinen, man würde sie nicht finden.


    Allerdings können viele Menschen ja auch nicht über ihren Schatten springen und zu den Gefühlen wirklich stehen. Ich denke gerade bei Männern ist das oft der Fall. Ich habe diese Geste auch als angenehm und liebevoll empfunden. Es ist doch besser als wirklich keine Gefühle zu haben, auch wenn es für den Betroffenen vielleicht schöner wäre er würde es zeigen. Wobei ich auch nicht weiß wie viel es Matt zuvor bedeutet hat, dass Nanny Noo so oft vorbeigekommen ist. Er mag sie schon und freut sich auch, aber sobald es außer der Reihe ist, gefällt es ihm ja auch nicht mehr.

    Lesen ist meine Leidenschaft

  • Also ich denke, dass die Sache zwischen Matt und seinem Vater nicht nur ein Krankheitsding ist sondern auch ein Vater-Sohn-Ding. Um wieder aus meiner Familien-Nähtasche zu plaudern: Mein Mann und meine Söhne hatten durchaus Situationen, wo sie sich erst mal heftig aneinander gerieben haben und sich vielleicht sogar NICHT verstehen wollten. Mit etwas Abstand und klärenden Gesprächen hat sich das dann später immer wieder eingerenkt und sie haben wirklich ein gutes und liebevolles Verhältnis zueinander. Aber in dem Alter, in dem Matt ist, sind Väter und Söhne oft nicht so gut aufeinander zu sprechen und verstehen einander nicht immer.


    Natürlich kommt hier im Buch noch die Krankheit von Matt dazu. Aber da habe ich das Gefühl, dass beide Elternteile schwer damit hadern. Ich vermute mal, das liegt auch daran, dass man von dieser Krankheit oft so wenig weiß und oft nicht erkennt, welches Verhalten krankhaft und welches "der normale Matt" ist. Und wie es weitergehen wird, was die Zukunft bringen wird. Diese Unsicherheit ist sicherlich auch sehr schwer.



    Liebe gagamaus,


    danke dass du uns an deinen Erfahrungen teilhaben lässt. Es ist immer spannend zu sehen was andere für Erfahrungen gemacht haben und ich finde es interessant wie private Ereignisse auch das Leseerlebnis beeinflussen können.


    Jetzt bin ich sehr gespannt wie dir der Schluss gefällt. :breitgrins:


    Um meine eigene Geschichte auch zu einem guten Ende zu bringen: Mein Verwandter hat nach langer Verhaltenstherapie und mit minimaler Medikation inzwischen sein Leben sehr sehr gut im Griff und ist im Privatleben wieder glücklich und fast ausgeglichen und im Job sehr erfolgreich und zufrieden. Den Klinikaufenthalt bezeichnet er als Wendepunkt zum Besseren in seinem Leben. Da man Depressionen nicht wirklich heilen kann, wird er immer aufmerksam auf sich achten müssen. Aber er ist ja nicht allein, sondern hat eine große Familie, die ihm hilft. :smile:

    :lesen:






  • Also ich denke, dass die Sache zwischen Matt und seinem Vater nicht nur ein Krankheitsding ist sondern auch ein Vater-Sohn-Ding. Um wieder aus meiner Familien-Nähtasche zu plaudern: Mein Mann und meine Söhne hatten durchaus Situationen, wo sie sich erst mal heftig aneinander gerieben haben und sich vielleicht sogar NICHT verstehen wollten. Mit etwas Abstand und klärenden Gesprächen hat sich das dann später immer wieder eingerenkt und sie haben wirklich ein gutes und liebevolles Verhältnis zueinander. Aber in dem Alter, in dem Matt ist, sind Väter und Söhne oft nicht so gut aufeinander zu sprechen und verstehen einander.


    Das ist bei uns zuhause genau so. Mein Vater und mein Bruder geraten auch ständig aneinander und trotzdem lieben sie sich.
    Mein Vater will nicht, dass mein Bruder die selben Fehler macht wie er, mein Bruder fühlt sich ständig kontrolliert. Dazu kommt noch, dass die beiden sich sehr ähnlich sind und da gerät man einfach aneinander. Für mich ist das bei Matt und seinem Vater daher auch vor allem ein Vater-Sohn-Ding.



    Um meine eigene Geschichte auch zu einem guten Ende zu bringen: Mein Verwandter hat nach langer Verhaltenstherapie und mit minimaler Medikation inzwischen sein Leben sehr sehr gut im Griff und ist im Privatleben wieder glücklich und fast ausgeglichen und im Job sehr erfolgreich und zufrieden. Den Klinikaufenthalt bezeichnet er als Wendepunkt zum Besseren in seinem Leben. Da man Depressionen nicht wirklich heilen kann, wird er immer aufmerksam auf sich achten müssen. Aber er ist ja nicht allein, sondern hat eine große Familie, die ihm hilft. :smile:


    Danke, dass du dieses Erlebnis mit uns geteilt hast. Depressionen oder allgemein psychische Erkrankungen sind meist sehr schwer zu mindern oder zu heilen. Ich freue mich, dass es deinem Verwandten soweit gut geht und er ein einigermaßen normales Leben führen kann.

  • gagamaus,


    ich konnte mich in Matt gut hineinversetzen, auch wenn ich eine andere Diagnose habe als und nicht an Schizophrenie erkrankt bin. Ich hatte auch keine Selbstmordgedanken, aber 2010 eine schwere depressive Episode nach dem Tod meiner Mutter. Seitdem bin ich Frührentnerin, kann meinen Beruf nicht mehr ausüben. Zudem kommt, dass letztes Jahr bei einer Routinesache (Gallenoperation) zum Glück oder wie man es nimmt, ein gutartiger Hirntumor festgestellt wurde. Wegen diesem brauche ich mir zunächst keine Gedanken machen, er muss erst einmal nur durch regelmäßige Kontroll-MRT beobachtet werden.


    Ob dieser Hirntumor aber auch mit zu meiner psychischen Veränderung beigetragen hat, kann ich nicht so genau sagen.


    Nach mehreren Aufenthalten, auch auf einer geschlossenen Abteilung, kann ich nur sagen, eingeschlossen habe ich mich vielleicht nur bei meinem ersten Aufenthalt gefühlt. Anfangs hatte ich mich auch teilweise geweigert, meine Medikamente zu nehmen, weil ich mit den Nebenwirkungen nicht zurecht kam. Mittlerweile habe ich die richtige Medikation für mich gefunden.


    Der Alltag vor allem auf einer geschlossenen Abteilung ist nicht immer einfach, weil man a) auf die unterschiedlichsten Mitpatienten trifft und mit der eigenen Erkrankung beschäftigt ist. Ich war froh, wenn ich auf die normale Station konnte, da man dort doch mehr Therapieangebote hat und sich freier bewegen kann.


    Jetzt lebe ich mittlerweile in einer betreuten WG, in der ich mich sehr gut aufgehoben fühle. Dort habe ich unter der Woche einen festen Stundenplan mit verschiedenen Angeboten wie Ergotherapie, Sport, Schwimmen, Zeitungsgruppe, Frauengruppe, Teestube etc. Auch feste Aufgaben, die den gemeinsamen Haushalt und Putzplan betreffen, gehören dazu. Jeder Bewohner hat natürlich so seine Aufgaben und jeder hat sein eigenes Zimmer. Wir haben eine Gemeinsschaftsküche und einen gemeinsamen Wohnraum. An den Wochenenden finden in loser Folge Freizeitangebote und Ausflüge sowie Disco statt. Sowie gehe ich mit einer Mitbewohnerin regelmäßig Sonntags in die Kirche.


    Manchmal habe ich noch mit Angst- und Panikattacken zu kämpfen, wenn ich mich körperlich nicht so gut fühle. Auch bei banalen Sachen gerate ich leicht in Panik und denke, es könnte etwas Schlimmes sein, weil meine Mutter an Krebs gestorben ist.


    Nun, bis auf meinen Bruder, zu dem ich leider nicht mehr so den Kontakt habe, habe ich aber auch noch Unterstützung durch meine Schwester und meinen Schwager. Zu meinem Vater habe ich auch noch Kontakt, ich besuche ihn regelmäßig. Er lebt mittlerweile in einem Altenheim und ist an Parkinson erkrankt.


    Trotz meiner Erkrankung kann ich aber auch noch ein relativ normales Leben führen.

    Einmal editiert, zuletzt von Martina ()

  • Liebe Martina, es ist toll, wie ehrlich Du hier von Dir erzählst. Vielen Dank dafür. :knuddel:Man kann rauslesen, dass Du viel Kraft hast und trotz allem auf einem optimistischen Weg bist. Schön, dass Deine Familie Dich dabei so unterstützt. Ich hoffe, ich darf das fragen: Gehen Dir solche Bücher wie dieses hier, besonders nahe und fällt es Dir schwerer sie zu lesen oder hast Du vielleicht besonderes Interesse an diesen Themen? MIch interessieren solche Bücher um so mehr, seitdem ich eigene Erfahrungen damit gemacht habe. Dabei ist es auch egal, ob sie meine Erfahrungen bestätigen oder eher in eine andere Richtung gehen.


    Jeder hat mit seiner Erkrankung ein anderes Schicksal und die Vielfalt gerade bei diesen psychischen Krankheiten ist groß. Nach dem Tod meines Vaters hatte meine Mutter auch eine depressive Phase. Das war laut Arzt allerdings etwas anders als die Depressionen meines anderen Verwandten, der durch traumatische Kindheitserlebnisse und schwierige Eltern-Kind-Verhältnisse eine lebenslange Depression hat. Depressionen nach einem großen Verlust sind "ganz normal" und die hat jeder in verschieden starker Ausprägung. Sie hat eine Weile Medikamente genommen und es nach etwa 1 Jahr überwunden. Nach 35 Jahre Ehe dauerte es einfach seine Zeit, bis sie ihr Leben alleine wieder in den Griff bekommen hat. Die Familie und ein positives optimistisches Denken haben geholfen.

    :lesen:





  • Hallo Gagamaus,


    Nachruf auf den Mond war das erste dieser Art, aber ich bin sehr interessiert an weiteren Büchern dieser Art. Hast du ein paar Tipps für mich?


    Nachruf auf den Mond hat mich bewegt, aber schwer getan habe ich mich nicht damit.


    Ja, ich glaube dir, dass eine Depression ausgelöst durch traumatische Kindheitserlebnisse und schwieriges Eltern-Kind-Verhältnis (die ich zum Glück nicht hatte) etwas anderes sind, als eine Depression nach dem Tod eines nahen Verwandten.


    Leider begleitet mich meine depressive Phase schon länger als die deiner Mutter und ich denke sie wird mich auch noch weiterhin begleiten. Mir hat die Unterstützung durch meine Familie zwar auch geholfen, aber wie schon geschrieben, da meine Mutter am Krebs starb und ich einen, wenn auch gutartigen Hirntumor habe, bin ich leider etwas ängstlich, was Krankheiten betrifft. Zunächst muss dieser Hirntumor, es handelt sich um ein Akusticusneurinom nur beobacht werden, aber es kann sein, dass dieser irgendwann operiert oder bestrahlt werden muss, wenn er wächst.


    Meine genaue Diagnose lautet abhängige Persönlichkeitsstörung.http://de.wikipedia.org/wiki/A…%B6nlichkeitsst%C3%B6rung


    Ich habe gerade auch bei Wikipedia gelesen, dass Schizophrenie auch durch den Tod eines Familienmitgliedes verursacht werden kann. Auch wenn ich zum Glück keine Schizophrenie habe, den auslösenden Faktor haben Matt und ich also gemeinsam. Diesbezüglich scheint sich Nathan Filer also sehr gut informiert zu haben.

  • Ich finde es sehr berührend, dass ihr hier Eure ganz persönlichen Erfahrungen in die Diskussion einfließen lasst.
    Ich habe zuerst etwas damit gehadert, aber auch ich kannte Menschen, die an Schizophrenie erkrankt sind persönlich. Ich habe sogar das Wachsen und Ausbrechen dieser Krankheit hautnah miterlebt.
    Deshalb hat mich das Buch auch sehr berührt und nachdenklich gemacht, ich muss nun öfter an die lange zurückliegenden Ereignisse denken.
    Es ist schon lange her, ich war gerade einmal 20 Jahre alt, der Freund, um den es geht, vielleicht 1 Jahr älter.
    Kein guter Freund, ein Freund eines Freundes halt.
    Wie Matt hat auch dieser Junge relativ viel gekifft. Dass er sich irgendwann veränderte und ständig mit neuen Verschwörungstheorien aufwartete, das hat zunächst niemanden aus unserem Freundeskreis gewundert. Dann kam der Tag, an dem er mit irgendeinem Plattencover in meinem Zimmer saß und darauf in einem Muster drei mal die Zahl 6 erkannte. ( was stimmte ). Er aber war der Meinung, das sei ein Zeichen für ihn. Zwar sei die 6 die Zahl des Teufels, aber Jesus sei am 3.3. wieder auferstanden und er selbst habe an diesem Tag Geburtstag ( fatal ), die Zeichen würden sich häufen und er wüsste jetzt, dass er der neue Messias sei.
    Mir war er sofort unheimlich, ich hatte dann nicht mehr so oft Kontakt. Drei Wochen später ist er bei einem gemeinsamen Urlaub mit Freunden "ausgerastet", ein Messer war im Spiel. Er wurde durch die Polizei ( mit Anordnung von Amtsärzten ) zwangseingewiesen.
    Ich habe ihn dann in der geschlossenen Abteilung der Psychiatrie besucht.
    Ich fand es sehr viel schlimmer als Nathan Filer es ( aus Matts Sicht ) beschreibt.
    Ein eigenartiger Geruch, schlurfende Schritte, teilnahmsloses Personal. Der Freund in einem Bett, benebelt von Medikamenten, das Gesicht ganz weiß und dick aufgedunsen. Ich habe ihn kaum wiedererkannt. Allerdings hat er mich - glaube ich - auch nicht erkannt, Speichel lief ständig aus seinem Mund. Er konnte nicht wirklich sprechen.
    Ich habe es keine halbe Stunde dort ausgehalten.
    Kontakt hatte ich nicht mehr, aber er war sehr lange in diesem psychiatrischen Krankenhaus, zuletzt dann in dem angeschlossenen Wohnheim.


    Ich muss jetzt wieder so oft an diese Zeit denken ...

    Einmal editiert, zuletzt von irmi_bennet ()

  • Ich finde es auch ganz toll, wie offen ihr euch hier austauscht! Das macht solche Leserunden zu etwas ganz Besonderem, finde ich! :rudelknuddeln:

    LG, Dani


    **kein Forums-Support per PN - bei Fragen/Problemen bitte im Hilfebereich melden**

  • Wirklich eine intensive Runde. Dadurch, dass wir mehr von den Erfahrungen der anderen erfahren, kann man die Kommentare noch viel besser verstehen und einordnen. Und ein klitzekleines Bisschen kann man erahnen, wie kompliziert und weitgefächert das Feld der psychischen Erkrankungen wirklich ist.


    irmi_bennet Deine Beschreibungen gehen wirklich unter die Haut. :knuddel:

    :lesen:






  • Wirklich eine intensive Runde. Dadurch, dass wir mehr von den Erfahrungen der anderen erfahren, kann man die Kommentare noch viel besser verstehen und einordnen. Und ein klitzekleines Bisschen kann man erahnen, wie kompliziert und weitgefächert das Feld der psychischen Erkrankungen wirklich ist.


    irmi_bennet Deine Beschreibungen gehen wirklich unter die Haut. :knuddel:


    irmi_bennet, deine Schilderungen haben mich auch sehr bedrückt. Aber ich hoffe, dass es deinen Bekannten jetzt besser geht.