Ich finde ja, dass seine Suche nicht besonders erfolgreich war und er das Gute und die Lebenskraft nicht gefunden hat (eher im Gegenteil) und ebensowenig den Grund dafür, dass seine Welt sich von ihrer Quelle abwendet. Das alles bleibt in Andeutungen und obwohl das Buch mir im Ganzen sehr gut gefallen hat, bleibt es mir gerade hier zu sehr im Ungefähren stecken.
Tja das ist bezogen auf Wills Suche wohl ein klassisches Beispiel für den eklatanten Widerspruch von Theorie und Wirklichkeit!
Du hast recht, das wird im weiteren Verlauf nicht weiter herausgearbeitet und muss vom Leser gedeutet werden.
Anfangs hatte ich noch darauf gewartet, dass Will über seine Erlebnisse reflektiert und in irgendeiner Weise Resümee zieht, aber nicht dergleichen geschieht.
Interessant ist ja, dass wir von keiner der Figuren etwas über ihre Gedanken und ihr Innenleben erfahren, sondern fast alles aus ihren reduzierten Dialogen und ihrem Handeln herauslesen müssen.
Und dennoch erhält man über sie ein unglaublich vielschichtiges, aussagekräftiges Bild!
Zitat
Ein anderer Aspekt, der der Natur entgegensteht, ist die Mühe, Arbeit, und menschliche Zähigkeit bei der Erreichung eines Ziels, aber auch die Vergeblichkeit menschlichen Strebens. In einem Augenblick (wie bei der Überquerung des Flusses) kann alles verloren und umsonst sein und das Leben ist vorbei. Der Mensch ist klein und schwach angesichts der Übermacht der Natur. Insofern hat Will Andrews dann doch Bekanntschaft mit den Kräften der Natur gemacht.
Ja, das kann man auch als Ironie des Schicksals oder einen Fingerzeig Gottes sehen - alles an was die Männer geglaubt und für das sie gekämpft haben, wird in einem winzigen Moment zerstört.
Es wäre ja spannend zu erfahren wie Emerson diese zerstörerische Naturgewalt gedeutet hätte - aber auch hierdurch kann der Mensch zu sich selber finden, demütig werden und das Falsche in seinem Tun erkennen.
ZitatDas Bild ganz am Ende des Buches hat mir gefallen: Will Andrews verlässt Butcher's Crossing in einer Art Umkehrung des klischeehaften Endes der Westernfilme, wo manchmal in den Sonnenuntergang geritten wird. Er reitet am Morgen Richtung Westen in die Dunkelheit und hat die aufgehende Sonne hinter sich. Das ist ein Bild dafür, dass der Westen weiter erobert wird, und auch dafür, dass er zwar die Dunkelheit vor sich hat, aber auch noch den ganzen langen Tag, und mit der Sonne im Rücken bekommt er hoffentlich einen besseren Blick auf die Dinge.
Das Ende des Romans hat mir auch sehr gut gefallen - eine spannende Interpretation von dir, das gefällt mir echt gut!
Es erstaunt insgesamt schon, dass Will am Ende zwar planlos aber doch irgendwie gefestigt den Ort und das Erlebte hinter sich lassen kann – er hat ein wahrhaftiges Abenteuer erlebt, dem Tod mehrfach ins Auge geschaut und vor allem überlebt!
Ob er die Erinnerungen an diese Zeit wohl jemals hinter sich lassen kann?