Elizabeth George - Undank ist der Väter Lohn/In Pursuit of the Proper Sinner

Es gibt 76 Antworten in diesem Thema, welches 17.201 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kirsten.

  • Tut mir echt leid, dass ich hier so hinterherhinke. Gelesen habe ich bis Kapitel 26, aber ich komme einfach nicht dazu, abends zu Hause zu posten, wenn ich das Buch zur Hand habe :sauer: Die letzten Wochen waren wegen meines Vaters einfach Ausnahmezustand.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Für ich ist dieser Teil der Reihe derjenige, der am meisten konstruiert ist und bei dem ich am wenigsten folgen konnte. Es gibt viele kleine Begebenheiten, ohne die die Geschichte sich ganz anders abgespielt hätte. Die Telefonzelle ist nur eines von vielen Beispielen. Die Ermittlung läuft hin und her, weil immer neue Ansätze verfolgt werden. Die bringen auch immer Ergebnisse, die aber leider nicht für den Mordfall relevant sind. Das war mir ein bisschen zu viel "Gewurstel".


    Stimmt, die ganze Sache ist sehr konstruiert. Dadurch hatte man als Leser auch niemals eine Chance, durch eigene Überlegungen darauf zu kommen, wer der Mörder sein könnte, bis ganz zum Schluss.


    Ich werde mir in den nächsten Tagen die Verfilmung nochmal ansehen und Vergleiche ziehen. Irgendwie kann ich mich an diesen Film nur stückweise erinnern und an die Auflösung gar nicht. Vielleicht habe ich ihn auch gar nicht bis zum Ende angeschaut.



    Was mir sehr gut gefallen hat, ist der Titel. Der passt in weit mehr als einer Hinsicht :zwinker:


    Genau das habe ich auch schon gedacht.



    Tut mir echt leid, dass ich hier so hinterherhinke. Gelesen habe ich bis Kapitel 26, aber ich komme einfach nicht dazu, abends zu Hause zu posten, wenn ich das Buch zur Hand habe :sauer: Die letzten Wochen waren wegen meines Vaters einfach Ausnahmezustand.


    Lass dir Zeit, und alles Gute für deinen Vater, was auch immer mit ihm ist.

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

  • Bis Kapitel 27


    Die Beatties fand ich reichlich schräg und irgendwie auch ein bisschen traurig und habe schon in dem Moment, als sie befragt wurden, nicht an einen Zusammenhang mit dem Mord an Nicola geglaubt.


    Martin Reeve wird mir immer unsympathischer. Tricia mag ich auch nicht sonderlich, aber letztendlich ist sie mit ihrer Abhängigkeit eine schwer kranke Frau, der man helfen müsste. Stattdessen reagiert sich Reeve an ihr ab, als ihm klar wird, dass nun alles den Bach runtergeht, was er sich hinter der wohlanständigen MKR-Fassade in einer rechtlichen Grauzone aufgebaut hat.


    Die Forensikerin war ja eine ulkige Nummer. Fast fand ich sie ein bisschen zu überzeichnet, aber auch irgendwie lustig. Auf jeden Fall ist das ein interessantes Detail, was sie aufgedeckt hat, das ein neues Licht auf die Morde wirft. Haben wir es wirklich mit zwei Tätern zu tun, von denen der eine vollendet hat, was der andere begann?


    Nan Maiden mag ich immer noch nicht leiden, aber leicht ist es bestimmt nicht gewesen, mit einem Undercover-Cop verheiratet zu sein, der seine Rolle gelegentlich bis zum Äußersten treiben und mit einer Frau schlafen musste, um die Mission nicht zu gefährden. Doch ihre Tendenz zur Überbehütung legt sie auch ihm gegenüber an den Tag, als sich herausstellt, dass er der psychischen Belastung nicht gewachsen ist und körperliche Symptome entwickelt. Nicht gerade das, was Andy brauchte.


    Dass der seine Tochter getötet haben soll, glaube ich auch nicht. Oder doch? Gab es eine ungesunde Vater-Tochter-Beziehung, vielleicht gerade wegen dieser grässlichen Mutter? Etwas verquere Hirnwindungen scheint Andy Maiden zu haben, wenn er hofft, dass sich Upton an seine Tochter ranschmeißt und sie dazu bewegt, ihr Studium weiterzumachen und die Prostitution seinzulassen. Und diese Zeichnung mit Daddy, der aus der Badewanne steigt, war auch irgendwie gruselig, oder? Auf jeden Fall ist sein Auftauchen in London dank der Parkkralle nicht von der Hand zu weisen.


    Lynleys Ausraster gegenüber Reeve hat mich überrascht, so emotional wird er selten. Aber dieser Typ kann einen auch echt auf die Palme bringen! Überrascht war ich auch, dass Tricia noch lebt. Ich war sicher, Reeve hätte sie erwürgt. Die Hausdurchsuchung durch die beiden Gorillas fand ich irgendwie witzig. Geschieht dem aufgeblasenen Arroganzling recht, der ständig denkt, er könne mit allem davonkommen. Aber dass Barbara sich schon wieder aus ihrer eigentlichen Aufgabe ausklinkt, ist schon ziemlich doof von ihr. Wiederholte Nichterfüllung von Aufträgen ist nicht umsonst ein Abmahnungsgrund.


    Die Beziehungsprobleme mit Helen gehen mir ein bisschen auf den Wecker, aber offenbar steckt sie in einer ziemlichen Identitätskrise und hält sich für dumm und wertlos, weil sie nur daraufhin erzogen worden ist, irgendwann eine gute Partie zu machen. Gänzlich unverständlich ist mir das trotz aller Nerverei nicht.


    Den jungen King-Ryder kann ich gar nicht einschätzen. Einerseits bin ich mir relativ sicher, dass er eine wichtige Rolle in dem ganzen Fall spielt, andererseits frage ich mich, welches Motiv er gehabt haben soll, wenn er der Mörder ist. Dass er sich unter einem Vorwand in Cillas und Terrys Wohnung eingeschmuggelt hat, fand ich schon komisch - aber anscheinend hat er das Notenblatt von Chandler gesucht. Klasse fand ich ja, wo es dann tatsächlich aufgetaucht ist. Allerdings hoffe ich, dass King-Ryder oder sonstwer nicht dahinterkommt, sonst hat die nette alte Dame ein Problem.


    Eine Pfeilspitze ist also die Erklärung für den Zedernholzsplitter und die ungewöhnliche Wunde an Terrys Rücken. Der Tathergang wird immer merkwürdiger statt klarer, finde ich! Aber der Exkurs in die Welt des Bogenschießens war interessant. Und der Lederriemen, mit dem der Köcher am Oberkörper befestigt wird, hat mich an das Foto von King-Ryder beim Sportfest erinnert, in dem er auch mit einem Riemen quer über die Brust zu sehen war.


    Überhaupt stellen sich mir jetzt Fragen über Fragen. Wie kommt die Lederjacke in den Black Angel? Warum gibt Britton senior seinem Sohn ein falsches Alibi? Wirklich nur auf Veranlassung Samanthas? Und woher wusste wer-auch-immer, dass Terry, Vi und Nicola die Noten hatten und sie verticken wollten?

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    Leonard Cohen





  • Die Beatties fand ich reichlich schräg und irgendwie auch ein bisschen traurig und habe schon in dem Moment, als sie befragt wurden, nicht an einen Zusammenhang mit dem Mord an Nicola geglaubt.


    Traurig fand ich die beiden auch. Auf den ersten Blick wirkt ihre Beziehung zwar skuril, aber sie scheinen zufrieden zu sein. Aber sieht man nährer hin erkennt man, dass sie sehr darunter leidet weil er sich so egoistisch verhält.


    Und diese Zeichnung mit Daddy, der aus der Badewanne steigt, war auch irgendwie gruselig, oder?


    Das stimmt. Sie wirft ein neues, nicht sehr schönes Licht auf Nicole. Sie ist übrigens das Opfer, das ich am wenigstens leiden kann.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.


  • Das stimmt. Sie wirft ein neues, nicht sehr schönes Licht auf Nicole. Sie ist übrigens das Opfer, das ich am wenigstens leiden kann.


    Ich mag sie auch nicht sonderlich. Sowohl Vi als auch Terry sind mir viel sympathischer.

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    Leonard Cohen





  • Ich habe das Buch nun heute bis zum Ende gelesen und muss leider sagen, dass sich dieser Band für mich am Ende ziemlich gezogen hat.
    Wie teilweise schon erwähnt wurde, war mir dieser Fall zu konstruiert und auf zu vielen Missverständnissen und Zufällen basierend. Die Sache mit der Telefonzelle z.B. scheint mir doch etwas antiquiert, selbst wenn das Buch schon einige Jahre auf dem Buckel hat. Da hätte es doch bestimmt auch schon andere Möglichkeiten der Erpressung gegeben, bei der nicht die Gefahr besteht, dass die falsche Person an diese wichtigen Informationen kommt.


    Lynley hatte wegen seiner unbeugsamen Art Barbara gegenüber sicher einen Dämpfer verdient, aber dass er nun gerade gleich im nächste Fall nach Essex einen - in seinen Augen - folgenschweren Fehler machen muss, um Barbara verstehen zu können und sich wieder mit ihr zu versöhnen, war mir fast zu viel des Guten. Und die Erkenntnis zu seinem Verhältnis zu seiner Mutter? Das Wort Küchenpsychologie ist ja schon gefallen und außerdem - was hat das mit Barbara zu tun?


    Hm, das klingt jetzt alles ziemlich negativ, dabei hat mir das Buch über weite Strecken schon auch wieder Spaß gemacht. Ich halte es aber trotzdem für eins der schlechteren von Elizabeth George.
    Da mir jetzt schon die Augen zufallen, werde ich die nächsten Tage mal nochmal in aller Ruhe eure Kommentare durchlesen und nochmal meinen Senf dazugeben :zwinker:. Jetzt erst mal Gute Nacht :abinsbett:

    :lesen: Anthony Powell - The Kindly Ones <br /><br />Mein SUB<br />Meine [URL=https://literaturschock.de/literaturforum/forum/index.php?thread/32348.msg763362.html#msg763362]Listen

  • Ich bin jetzt auch endlich fertig.


    Dass King-Ryder der Täter war, hat mich nicht gewundert, ich hatte ja mit dem Lederriemen den richtigen Riecher. Das Motiv hat mich allerdings doch überrascht, ich hätte nie damit gerechnet, dass King-Ryder senior Chandlers Komposition geklaut und rotzfrech unter seinem eigenen Namen aufgeführt hat.


    Schade fand ich, dass sich die Geschichte der Brittons am Ende komplett im Sand verlaufen hat. Mich hätte interessiert, was weiter aus Jeremy, Julian und Samantha geworden ist. Gleiches gilt für die Reeves.


    Der Ausgang des Ganzen für die Maidens war ziemlich tragisch - hätten die beiden bloß mal miteinander geredet, statt aus falscher Fürsorge den anderen schützen zu wollen. Oh Mann.


    Dass sich Lynley und Barbara am Ende nach langem, zähem Ringen doch versöhnt haben, war echt überfällig, aber gefreut hat es mich doch. Lynleys Muttergedöns fand ich an der Stelle auch etwas fehl am Platz. Das wurde doch schon in "Mein ist die Rache" ausgiebig beleuchtet. Ich glaube ihm gerne, dass er sich mit seiner Mutter schwertut, aber wirklich ins Bild gepasst hat das hier nicht.


    Helen hat mir abgesehen von ein paar Beziehungsjammerszenen insgesamt gut gefallen in diesem Band, weil sie als eigenständige Person mit Einfühlungsvermögen und Hirn aufgetreten ist, besonders Barbara gegenüber. Und Nkata war auch klasse.

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    Leonard Cohen






  • Schade fand ich, dass sich die Geschichte der Brittons am Ende komplett im Sand verlaufen hat. Mich hätte interessiert, was weiter aus Jeremy, Julian und Samantha geworden ist. Gleiches gilt für die Reeves.


    Das fand ich auch schade, daß hier nichts mehr kam.

    Liebe Grüße

    Karin

  • Jetzt noch mal zu Euren Kommentaren:


    Zitat von odenwaldcollies

    Ich fand es keinen Fehler, daß Lynley Haddiyah zum Schluß noch sieht, so bekommt das Kind, das Barbara gerettet hat, auch noch ein Gesicht.


    Das hat mir auch gefallen!


    Zitat von kaluma

    Allerdings hatte ich bisher schon den Eindruck, dass Lynley das schon weiß und genau diese Lebenserfahrung schon hat.


    Im Zusammenhang mit Andy Maiden wurde doch auch der alte Fall geschildert, bei dem es einen IRA-Autobombenanschlag gab, den Lynley offenbar hätte verhindern können, wenn er nicht irgendeinen Fehler gemacht hätte. Das hätte letztendlich gereicht. Wobei ich Lynleys Schuldgefühle hier schon nachvollziehen kann. Der Mann war schließlich sein Mentor, und wenn er früher auf Barbaras Ermittlungsschiene aufgesprungen wäre, hätte sich der Mord womöglich aufgeklärt, bevor Andy sich umbringen konnte.


    Zitat von kaluma

    Dies ist der Punkt, wo mein Verständnis mal wieder vollkommen versagt und wo ich finde, dass Andrew und Nan Maiden vielleicht die tragischsten Figuren in diesem Buch sind. Die Tochter macht ihnen in ihren Augen Schande, aber solange niemand davon erfährt, ist das alles nicht so schlimm und die Ehre bleibt erhalten? Versteh ich nicht. Also Hauptsache, der schöne äußere Schein wird gewahrt - unter der Oberfläche kann ruhig alles verrottet sein.


    Das ist übel, aber gar nicht ungewöhnlich. Wie oft heißt es bei irgendeinem Vorkommnis als allererstes "Was sollen bloß die Leute denken?" :rollen: Anscheinend hatten die Maidens in jungen Jahren das Geld auch nicht so dicke - da kommt vielleicht die Furcht auf, dass bei bösem Klatsch über die Besitzer das Hotel nicht mehr gut läuft und sich das mühsam Aufgebaute zerschlägt.


    Zitat

    Interessant auch in diesem Zusammenhang der kurze Exkurs in Nicolas Kindheit und wie sie immer jeden Wunsch erfüllt haben wollte. Wodurch werden Kinder so? Leider wurde das nicht vertieft. Man kann den Grund wohl auch nicht immer so benennen und hat als Eltern nur begrenzten Einfluss auf den Werdegang seiner Kinder. Doch da scheint eine tiefe innere Leere zu sein, von der ich mich oft frage, warum Menschen sie haben. Und die lässt sich mit Geld und Besitz nicht füllen. Dies haben die Eltern Maiden ihrer Tochter allerdings nicht vermitteln können.


    Genau das ging Andy Maiden im Buch auch mal durch den Kopf. Aber da war es wohl schon viel zu spät, um Nicola noch zum Umdenken zu bringen, falls das überhaupt möglich gewesen wäre. Ich frage mich sehr oft, wie viel man mit der Erziehung tatsächlich ausrichten kann und wie viel einfach aus dem Charakter des Kindes heraus geschieht.


    Zitat

    Ich für mein Teil finde es ja ziemlich dumm, dass Nicola ihre juristische Ausbildung hingeschmissen hat, um durch Prostitution das schnelle Geld verdienen zu können. Man mag über Prostitution denken was man will, und sie vielleicht sogar als normalen Beruf empfinden, aber ich stelle mir dieses Leben, das Nicola da geführt hat, unglaublich langweilig vor. Will man als junger Mensch nicht eigentlich viel wissen, lernen, sich mit sinnvollen Inhalten beschäftigen?


    Sicher war das auf lange Sicht dumm und kurzsichtig, aber Nicola wollte eben das schnelle Geld, den Luxus, den Genuss, den Kick im Hier und Jetzt, statt "spießig" an später zu denken. Ob da auch eine Form der Rebellion gegen die wohlanständigen und etwas kleinkarierten Eltern im Spiel ist?


    Zitat von Kirsten

    Was mir sehr gut gefallen hat, ist der Titel. Der passt in weit mehr als einer Hinsicht


    Meinst Du den deutschen? Der hat mir hier ausnahmsweise mal fast besser gefallen als der englische, obwohl der auch nicht schlecht ist.

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    Leonard Cohen





  • Meinst Du den deutschen? Der hat mir hier ausnahmsweise mal fast besser gefallen als der englische, obwohl der auch nicht schlecht ist.


    Ich meinte tatsächlich den deutschen Titel. Den englischen hatte ich nicht so auf dem Schirm, weil ich das Buch auf deutsch gelesen habe. Aber er passt auch sehr gut.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Leider hab ich es nicht mehr geschafft, vor meinem Urlaub meinen abschließenden Eindruck zu posten, es war doch stressiger als geplant. Deswegen im Nachhinein und mit etwas zeitlichem Abstand zur Lektüre...


    Bis Ende


    Mit dieser Entwicklung habe ich nicht gerechnet, Elizabeth George konnte mich ein weiteres mal überraschen. Ich hatte zwar immer mit der Möglichkeit geliebäugelt, dass eigentlich Barbara die heiße Spur verfolgt und nicht Lynley, war aber vorsichtig, da ich oft schon daneben gelegen bin. Da hatte Barbara aber tatsächlich den richtigen Riecher und im Nachhinein erscheint ihr eigenmächtiges Verhalten dann doch gerechtfertigt, da es zum Ziel führte.


    Lynley dagegen hat einen rabenschwarzen Tag, denn erstens war er von Anfang an auf der falschen Fährte, hat sich nicht korrekt verhalten, da er befangen war und muss nun mit einem weiteren Toten klar kommen - ausgerechnet der Mensch, dem er eigentlich seine besondere Unterstützung zukommen lassen sollte, der Grund, warum er überhaupt hinzugezogen wurde. Das ist ganz schön starker Tobak. Noch dazu, wo es den Moment gab, an dem er die Tragödie hätte verhindern können.


    Andererseits ist Andrews Verhalten einfach nicht zu begreifen. Hat er gedacht, die Machenschaften seiner Tochter im Sado-Maso-Milleu bleiben unentdeckt, wenn er sich umbringt? Es ist doch klar, dass dann erst recht alles auf Tablett kommt und seine Ehefrau in jedem Fall davon erfährt. Was für eine kurzsichtige, verbohrte Denkweise - nur zu erklären mit seiner psychischen Auffälligkeit, die offenbar vom Dienst bei der Sondereinheit her rührt. Sehr tragisch, dass sie eigentlich alles wusste, aber die beiden nicht darüber reden konnten. Da weiß man gar nicht, was man sagen soll...


    Die ganze Erpressungsgeschichte mit den King-Ryders kam mir sehr konstruiert vor, aber das bin ich mittlerweile von Elizabeth George gewöhnt. Wie ihr schon erwähnt habt, diese Sache mit dem Telefon ist irgendwie schon seeehr zufällig, aber gut, ich nehme es so hin. Dass die beiden jungen Leute am Ende deswegen sterben mussten, ist auch kaum zu begreifen - so sinnlos das Ganze. Und die Geschichte um Julian, Samantha und Jeremy war wieder mal nur schmückendes Beiwerk, obwohl ich bis zum Schluss auch diese Gruppe auf dem Schirm hatte - jeder von ihnen hätte ebenfalls Täter sein können, so hat die Autorin es dargestellt.


    Die ganze Verflechtung zwischen Barbaras Fehlverhalten in Essex und Lynleys Selbstvorwürfen am Ende war mir etwas dick aufgetragen, da suhlt er sich ja gewissermaßen in seiner eigenen Schuld. Fast schon ein Gang nach Canossa... :breitgrins: Aber ich gönne es Barbara, dass sie in dieser Hinsicht auch nochmal eine Rechtfertigung ihres Verhaltens erfährt.


    Insgesamt hat mir der Krimi wieder gut gefallen, allerdings einen Tick weniger, als die beiden voran gegangenen. Der Fall stand im Vordergrund und die privaten Querelen waren eher Nebensache, so gehört sich das. :breitgrins:

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel


  • Jetzt noch mal zu Euren Kommentaren:



    Das hat mir auch gefallen!


    Eine starke Szene am Ende, ich fands klasse!



    Das ist übel, aber gar nicht ungewöhnlich. Wie oft heißt es bei irgendeinem Vorkommnis als allererstes "Was sollen bloß die Leute denken?" :rollen: Anscheinend hatten die Maidens in jungen Jahren das Geld auch nicht so dicke - da kommt vielleicht die Furcht auf, dass bei bösem Klatsch über die Besitzer das Hotel nicht mehr gut läuft und sich das mühsam Aufgebaute zerschlägt.


    Ja, nur: ist es weniger Skandal, wenn am Ende Andy als Mörder an der eigenen Tochter da steht? Das ist für mich viel schlimmer als wenn nur aufkäme, die Tochter ist im Milleu. Und mit seinem Tod endet eh alles an Aufgebautem, auch für seine Frau. Wie soll sie nach so einem Vorfall weiterleben und das Hotel aufrechterhalten? Wie gesagt, mir erklärt sich das nur durch seine psychische Störung, ansonsten müsste da doch der gesunde Menschenverstand anspringen...


    Sicher war das auf lange Sicht dumm und kurzsichtig, aber Nicola wollte eben das schnelle Geld, den Luxus, den Genuss, den Kick im Hier und Jetzt, statt "spießig" an später zu denken. Ob da auch eine Form der Rebellion gegen die wohlanständigen und etwas kleinkarierten Eltern im Spiel ist?


    Ich denke auch, dass hier das schnelle Geld verlockend war. Schließlich hatte Nicola ein gehöriges Anspruchsdenken, das alleine durch ihre Eltern oder einen etwaigen Ehemann wie Julian nicht hätte befriedigt werden können. Außerdem hatte sie ja immer noch Gelegenheit, ins Juristengeschäft einzusteigen, wenn das andere Geschäft nicht mehr so läuft. Obwohl, sie war doch eher der Typ für reich Heiraten. :breitgrins:

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel


  • Hat er gedacht, die Machenschaften seiner Tochter im Sado-Maso-Milleu bleiben unentdeckt, wenn er sich umbringt? Es ist doch klar, dass dann erst recht alles auf Tablett kommt und seine Ehefrau in jedem Fall davon erfährt.


    Das hat Andrew wirklich nicht bis zum Schluß durchgedacht. Zumal dann Nancy auch ganz alleine dagestanden und mit der Wahrheit konfrontiert worden wäre.

    Liebe Grüße

    Karin


  • [quote='Miramis','https://literaturschock.de/neuesforum/forum/index.php?thread/&postID=861210#post861210']Das hat Andrew wirklich nicht bis zum Schluß durchgedacht. Zumal dann Nancy auch ganz alleine dagestanden und mit der Wahrheit konfrontiert worden wäre.


    Ich fand das ziemlich egoistisch :sauer:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.