01- Seite 7 bis 61 (Kapitel 1 - 10)

Es gibt 18 Antworten in diesem Thema, welches 4.410 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von SABO.

  • Hier startet die Leserunde zu "Die Geheimnisse der Welt" von Lisa O'Donnell.


    Postet hier bitte erst, wenn Ihr mit der Lektüre begonnen habt und etwas zum Buch zu sagen oder zu fragen habt. Die Beiträge "Buch liegt bereit, ich fange heute Abend an" ziehen das Ganze zu sehr in die Länge und passen besser in den Buchvorschlag. Außerdem wäre schön, wenn Ihr darauf achtet, nicht einzeln zu sehr vorzupreschen, damit wir zusammen bleiben und damit auf einem ähnlichen Stand spekulieren und diskutieren können. Als Faustregel gilt, nicht mehr als ein Abschnitt pro Tag.


    Zum Abschluss: bitte denkt auch daran, dass ein wichtiger Teil der Leserunden eure abschließenden Rezensionen sind und stellt diese am Ende der Runde zeitnah hier im Forum und auf literaturschock.de direkt ein.
    Zahlreiche Rezensionen hier und die Streuung auf anderen Seiten steigern bei den Verlagen die Attraktivität von solchen Aktionen: Denkt daran, dass die Teilnahme an der Runde und die Rezensionen die "Gegenleistung" für die Freiexemplare sind.


    Hier könnt ihr über den Inhalt von Seite 7 bis 61 (Kapitel 1 - 10) schreiben.
    Spoilermarkierungen sind aufgrund der Abschnittseinteilung nicht vorgesehen.

    LG, Dani


    **kein Forums-Support per PN - bei Fragen/Problemen bitte im Hilfebereich melden**

  • Ich habe mir den ersten Teil zu Gemüte geführt und hatte zunächst ein paar Probleme damit, ihn historisch einzuordnen. Aber im Laufe der Kapitel wurden mehr und mehr Hinweise eingestreut und so war es irgendwann ziemlich klar, dass 1982 angesagt ist: das ist das Jahr, in dem die Geschichte angesiedelt ist. Margaret Thatcher ist Premierministerin, der Falkland-Krieg findet statt und Nicole gewinnt den Grand Prix mit "Ein bisschen Frieden".


    Michael ist ein Kind aus der Arbeiterklasse, die zu der Zeit in Großbritannien leider noch sehr benachteiligt war - gerade die Thatcherin liess es ihr Volk leider stark spüren. Kohle gibt es bei ihm zu Hause leider nicht sehr viel und auch sonst ist das Leben nicht gerade leicht. Seine Mutter wird auf dem Heimweg angegriffen (ich glaube ja nicht, dass es "nur" ein Exhibitionist war - dann würde sie woh kaum bluten).


    Den Erzählstil - aus der Sicht eines 11jährigen Jungen - finde ich teilweise niedlich, teilweise hart und oft recht anstrengend. Richtig sympathisch kommt Michael nicht rüber. Er ist eine Petze und auch sonst nicht gerade beliebt bei seinen Altersgenossen und neigt dazu, sich in die Angelegenheiten anderer Leute zu mischen. Über viele seiner Kameraden redet er nicht sonderlich freundlich - aber irgendwie ist keiner so richtig nett - oder die sozialen Strukturen hindern die Menschen daran, es zu sein. Irgendwie hackt man ganz schön aufeinander rum, ich kann es aber (fast) immer nachvollziehen. Man scheint unheimlich gern übereinander herzuziehen bspw. über die eine Nachbarin und ihren Schlag bei Männern...


    Aber Michael hat es ganz besonders auf Dirty Alice abgesehen. Oder mag er sie etwa gerade - glaube ich eher nicht!


    Gut gefallen hat mir die lustige Passage auf S. 44f. über Kate Calderwood : "Wenn sie das machen würde, dann würde ich sie für immer hassen und ihr sagen, dass sie aussieht wie ein Mann. Das wäre schlimm für sie, weil sie nämlich glaubt, sie sieht aus wie eine Frau."
    Gib's ihr, Michael!

  • Ich bin auch mit dem 1. Teil durch und muss zugeben, so richtig mitreissen konnte mich die Geschichte bis jetzt nicht. Die Perspektive des 11-jährigen Michael ist doch sehr naiv und eingeschränkt; das heißt, als Leser muss man ganz viel zwischen den Zeilen lesen, um mitzubekommen, um was es eigentlich geht.


    Eine sozial schwache Familie in den 80ern, die einige Probleme an der Backe hat - kaum Geld, da nur die Mutter berufstätig als Putzfrau ist, der Vater wohl arbeitslos, die Großmutter immer zwischen den beiden. Dann auch noch der Vorfall, der Rosemary so sehr aus der Bahn wirft - ich gehe mal von einer Vergewaltigung aus, die dem Jungen als Begegnung mit einem Exhibitionisten verkauft wird, wie unbeholfen. Das Ganze erzeugt eine Atmosphäre der Beklemmung und bei mir ein gewisses Unwohlsein - wie muss es wohl sein für ein Kind, in solchen Verhältnissen aufzuwachsen.


    Wobei Michael durchaus seine heile Welt verspürt und sich auf Dinge wie Süßigkeiten, Prügeleien und Mädels konzentriert; aber die Schieflage in seiner Familie nimmt er durchaus wahr, wenn auch auf seine Weise.


    Interessant finde ich, wie Rosemary auf ihr Erlebnis reagiert. Einerseits erscheint sie ganz klar traumatisiert (z.B. ganz deutlich bei dem misslungenen Versuch, abends auszugehen), andererseits scheint der Vorfall eine Initialzündung für ihre Weiterentwicklung zu sein; sie macht ein Fernstudium und beginnt Neues. Ist das ausschließlich Verdrängung oder ist da durchaus auch eine positive Tendenz zu sehen? Ich bin mir da noch nicht sicher. Ganz wenig ins Bild passt da der junge Hund, da hab ich richtig Bauchweh dabei. Ob er die Erwartungshaltung der Familie erfüllen und Rosemary eines Tages beschützen kann? Oder ist er ein weiteres Opfer dieser zerrütteten Verhältnisse? Wir werden sehen.


    Der Klatsch und Tratsch, der im Dorf herrscht, nervt mich total, ist mir aber nicht unbekannt. Ich glaube, den gibts überall...

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel


  • Ich bin auch mit dem 1. Teil durch und muss zugeben, so richtig mitreissen konnte mich die Geschichte bis jetzt nicht. Die Perspektive des 11-jährigen Michael ist doch sehr naiv und eingeschränkt; das heißt, als Leser muss man ganz viel zwischen den Zeilen lesen, um mitzubekommen, um was es eigentlich geht.


    Mir geht es genauso - ich empfinde das als ziemlich anstrengend!

  • Endlich kann ich meinen Senf zu diesem Buch abgeben. Der Funke ist bei mir schon so gut wie übergesprungen und auch wenn der Einstieg etwas schwer fiel, weil mir das: "Dad sagt.", "Ma sagt.", "Granny sagt." etwas auf die Nerven ging, aber mit der Zeit gewöhnte ich mich dran.


    Michael soll ja elf sein. Ich habe mit Kindern in dem Alter nichts zu tun, aber mein Gefühl sagt mir, dass sich Michael etwas kindlicher benimmt als er nach seinem Alter wäre. Was meint ihr?


    Mutter und Großmutter konnte ich mir richtig vorstellen wie sie Zigaretten paffend über die Leute her ziehen. Ich glaube das scheint hier die Lieblingsbeschäftigung zu sein, um den tristen Alltag zu vergessen.


    Habe ich das eigentlich richtig verstanden, dass nur Mutter Rosemary arbeiten geht und Vater Brian daheim ist? Irgendwie scheint er mal Maler oder so gewesen zu sein bzw. ist es immer noch, hat aber kaum Aufträge.


    An einen Exhibitionisten mag ich nicht glauben, es wird wohl eher ein Vergewaltiger gewesen sein. Warum sonst sollte sie so übel zugerichtet sein und nicht mehr bzw. kaum noch das Bett mit ihrem Mann teilen? Schlimm, dass sie das der Polizei nicht meldet und der Vater nun als Schläger dasteht.


    Allgemein scheint die Stimmung ja an einem extremen Tiefpunkt angelangt zu sein. Die Geschichte spielt scheinbar 1982 (ich dachte im ersten Moment noch früher), denn in dem Jahr gewann Nicole den Eurovision Song Contest.


    Ich bin gespannt, ob der Welpe Frankie nun Mama Rosemary etwas aufheitern kann. Ich kann verstehen, dass sie das nur schlecht verarbeiten kann, aber warum nur redet sie mit niemanden darüber? Wenigstens Granny oder Brian könnte sie sich doch anvertrauen, um es leichter zu haben. Ihre Frisur und ihre neuen Hobbys sprechen jedenfalls Bände, dass sie unbedingt jemand anderes sein will.


    Bin gespannt, was da noch so kommen mag...

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)


  • Den Erzählstil - aus der Sicht eines 11jährigen Jungen - finde ich teilweise niedlich, teilweise hart und oft recht anstrengend. Richtig sympathisch kommt Michael nicht rüber. Er ist eine Petze und auch sonst nicht gerade beliebt bei seinen Altersgenossen und neigt dazu, sich in die Angelegenheiten anderer Leute zu mischen. Über viele seiner Kameraden redet er nicht sonderlich freundlich - aber irgendwie ist keiner so richtig nett - oder die sozialen Strukturen hindern die Menschen daran, es zu sein. Irgendwie hackt man ganz schön aufeinander rum, ich kann es aber (fast) immer nachvollziehen. Man scheint unheimlich gern übereinander herzuziehen bspw. über die eine Nachbarin und ihren Schlag bei Männern...


    Ja der Erzählstil ist wirklich etwas anstrengend zu lesen. Michael ist in meinen Augen ein ganz normaler Junge, der sich an den Erwachsenen orientiert und die scheinen alle durchweg schlecht zu sein bzw. wirkt die ganze Stimmung so, denn jeder lästert über jeden und weiß etwas zu berichten. Wie sollen Kinder da anders werden?


    Zudem machen die Kinder ja einiges mit, wenn ich nur an Dirty Alice denke. Die Mutter tot, der Vater vor Trauer lebensunfähig und ihr 14 jähriger Bruder muss sich um alles kümmern. Wie soll das nur funktionieren? Da verwundert es kaum, dass sie dreckig aussieht, denn wenn die Mutter fehlt, dann gibt es eben niemanden, der die Wäsche macht und solche Dinge. Wirklich traurig... :sauer:

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)


  • Interessant finde ich, wie Rosemary auf ihr Erlebnis reagiert. Einerseits erscheint sie ganz klar traumatisiert (z.B. ganz deutlich bei dem misslungenen Versuch, abends auszugehen), andererseits scheint der Vorfall eine Initialzündung für ihre Weiterentwicklung zu sein; sie macht ein Fernstudium und beginnt Neues. Ist das ausschließlich Verdrängung oder ist da durchaus auch eine positive Tendenz zu sehen? Ich bin mir da noch nicht sicher.


    Ich habe es für mich so interpretiert, dass sie ein völlig anderer Mensch sein will und dafür alles tut. Die blanke Verdrängung, sonst nichts. Bisher sehe ich da leider gar keine positive Entwicklung für sie, was wirklich sehr schade ist. Auf mich wirkt sie unheimlich hilflos, aber wirklich helfen lassen will sie sich nicht und reißt ihre gesamte Familie in ein Loch... :rollen:


    Der Haarschnitt, die Hobbys, das Studium, alles spricht dafür, dass sie jemand völlig anderes sein möchte.

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)


  • Ich habe es für mich so interpretiert, dass sie ein völlig anderer Mensch sein will und dafür alles tut. Die blanke Verdrängung, sonst nichts. Bisher sehe ich da leider gar keine positive Entwicklung für sie, was wirklich sehr schade ist. Auf mich wirkt sie unheimlich hilflos, aber wirklich helfen lassen will sie sich nicht und reißt ihre gesamte Familie in ein Loch... :rollen:


    Der Haarschnitt, die Hobbys, das Studium, alles spricht dafür, dass sie jemand völlig anderes sein möchte.


    Grundsätzlich hast du schon recht, sie verdrängt ihr Problem. Aber dass sie ein Studium anfängt, finde ich doch eine sehr positive Entwicklung, unabhängig von den Beweggründen. Das hätte sie eigentlich längst machen können; am Anfang kam ja raus, dass sie nur wegen der Familie auf die Insel gegangen ist und auf eine Ausbildung bzw. ein Studium verzichtet hat.

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel


  • Endlich kann ich meinen Senf zu diesem Buch abgeben. Der Funke ist bei mir schon so gut wie übergesprungen und auch wenn der Einstieg etwas schwer fiel, weil mir das: "Dad sagt.", "Ma sagt.", "Granny sagt." etwas auf die Nerven ging, aber mit der Zeit gewöhnte ich mich dran.


    Ja, ich kann bei mir auch einen gewissen Gewöhnungseffekt feststellen. :zwinker:



    Michael soll ja elf sein. Ich habe mit Kindern in dem Alter nichts zu tun, aber mein Gefühl sagt mir, dass sich Michael etwas kindlicher benimmt als er nach seinem Alter wäre. Was meint ihr?


    Schwierige Frage, ich hab auch ganz selten mit Elfjährigen zu tun. Wo sind nur die Mamis unter uns? :breitgrins:



    Mutter und Großmutter konnte ich mir richtig vorstellen wie sie Zigaretten paffend über die Leute her ziehen. Ich glaube das scheint hier die Lieblingsbeschäftigung zu sein, um den tristen Alltag zu vergessen.


    Da kann einem der Vater fast schon wieder leid tun....



    Habe ich das eigentlich richtig verstanden, dass nur Mutter Rosemary arbeiten geht und Vater Brian daheim ist? Irgendwie scheint er mal Maler oder so gewesen zu sein bzw. ist es immer noch, hat aber kaum Aufträge.


    An dem Punkt tut er mir nicht mehr leid, er scheint sich ziemlich hängen zu lassen. Auf der anderen Seite ist es schwierig, die Situation von außen richtig einzuschätzen, zumal wir nur den Blick von Michael auf die Verhältnisse haben.



    Ich habe mir den ersten Teil zu Gemüte geführt und hatte zunächst ein paar Probleme damit, ihn historisch einzuordnen. Aber im Laufe der Kapitel wurden mehr und mehr Hinweise eingestreut und so war es irgendwann ziemlich klar, dass 1982 angesagt ist: das ist das Jahr, in dem die Geschichte angesiedelt ist. Margaret Thatcher ist Premierministerin, der Falkland-Krieg findet statt und Nicole gewinnt den Grand Prix mit "Ein bisschen Frieden".


    Daran kann ich mich noch gut erinnern. :breitgrins: :belehrerin:



    Richtig sympathisch kommt Michael nicht rüber. Er ist eine Petze und auch sonst nicht gerade beliebt bei seinen Altersgenossen und neigt dazu, sich in die Angelegenheiten anderer Leute zu mischen. Über viele seiner Kameraden redet er nicht sonderlich freundlich - aber irgendwie ist keiner so richtig nett - oder die sozialen Strukturen hindern die Menschen daran, es zu sein. Irgendwie hackt man ganz schön aufeinander rum, ich kann es aber (fast) immer nachvollziehen. Man scheint unheimlich gern übereinander herzuziehen bspw. über die eine Nachbarin und ihren Schlag bei Männern...


    Irgendwie eine komische Gesellschaft, diese Insulaner. Und die Kinder sind geprägt vom Verhalten ihrer Eltern und verhalten sich genauso schäbig. Echte Freundschaft scheint es hier nirgends zu geben. Am meisten nervt mich, dass es sich ständig um "wer mit wem" und "wer mit wem nicht" dreht, haben die wirklich nichts anderes im Kopf???

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel


  • Endlich kann ich meinen Senf zu diesem Buch abgeben. Der Funke ist bei mir schon so gut wie übergesprungen und auch wenn der Einstieg etwas schwer fiel, weil mir das: "Dad sagt.", "Ma sagt.", "Granny sagt." etwas auf die Nerven ging, aber mit der Zeit gewöhnte ich mich dran.


    Ich fand das gar nicht so tragisch - habe aber auch als Letztes einige Kinder- und Jugendbücher gelesen und bin wahrscheinlich noch im passenden "Modus". Ich habe gut in die Story gefunden und fühlte mich richtig hineinversetzt in die Vorstadtsiedlung mit den kleinen Sozialbauten in "orange" - fühle mich an einen Schüleraustausch erinnert, der ungefähr zur gleichen Zeit statt fand.


    Michael soll ja elf sein. Ich habe mit Kindern in dem Alter nichts zu tun, aber mein Gefühl sagt mir, dass sich Michael etwas kindlicher benimmt als er nach seinem Alter wäre. Was meint ihr?


    Man darf nicht vergessen, dass wir in den 80ern keine zig TV Programme und kein Internet hatten, wir waren damals mit 11wirklich noch Kind, das hat uns niemand wegnehmen können. Ich finde den kleinen Michael recht authentisch, ein Elfjähriger aus sehr einfachen Verhältnissen.


    Mutter und Großmutter konnte ich mir richtig vorstellen wie sie Zigaretten paffend über die Leute her ziehen. Ich glaube das scheint hier die Lieblingsbeschäftigung zu sein, um den tristen Alltag zu vergessen.


    Habe ich das eigentlich richtig verstanden, dass nur Mutter Rosemary arbeiten geht und Vater Brian daheim ist? Irgendwie scheint er mal Maler oder so gewesen zu sein bzw. ist es immer noch, hat aber kaum Aufträge.


    Ja, der Vater ist arbeitslos ( wie so viele in der Siedlung ), wird auch irgendwo gesagt.
    Sonst wären ja die ständigen Spaziergänge zum See nicht drin ...
    find ich übrigens sehr sympathisch, dass er mit Michael diese Runde dreht und Gespräche führt ...



    An einen Exhibitionisten mag ich nicht glauben, es wird wohl eher ein Vergewaltiger gewesen sein. Warum sonst sollte sie so übel zugerichtet sein und nicht mehr bzw. kaum noch das Bett mit ihrem Mann teilen? Schlimm, dass sie das der Polizei nicht meldet und der Vater nun als Schläger dasteht.


    Ich denke auch, sie ist ganz übel vergewaltigt worden. Der Typ hat ihr das ganze Gesicht zerschlagen, sie musste ja an mehreren Stellen genäht werden. Ich frage mich, ob sie denjenigen kennt oder ob es ein völlig Fremder war ... ihrem Mann und ihrer Mutter gegenüber scheint sie etwas zu verschweigen. Dass sie keine Anzeige erstatten möchte kann ich auf einer Seite sogar nachvollziehen - so, wie jetzt über ihren Mann getuschelt wird, so hätte man sie als Schlampe hingestellt.
    Rosemary beginnt, sich zu verändern. Erst zögerlich mit einer neuen Frisur, dann aber nachhaltig ...
    Das finde ich sehr spannend.


    Also mir gefällt das Buch bisher ganz gut!
    :winken:

  • Schwierige Frage, ich hab auch ganz selten mit Elfjährigen zu tun. Wo sind nur die Mamis unter uns? :breitgrins:


    Mein Sohn ist 10.
    Es gibt Jungs, die mit 11 noch ganz vertieft Sandburgen bauen - und es gibt welche, die sich schon für Mädchen interessieren ...
    Mich hat sogar mal vor ein paar Jahren ein Knilch in dem Alter auf der Straße nach Feuer für seine Zigarette gefragt.
    Alles in Allem passt das Verhalten Michaels ganz gut für einen Vorpubertierenden aus einem schottischen? Arbeiterviertel in den frühen 80ern!




    Richtig sympathisch kommt Michael nicht rüber. Er ist eine Petze und auch sonst nicht gerade beliebt bei seinen Altersgenossen und neigt dazu, sich in die Angelegenheiten anderer Leute zu mischen. Über viele seiner Kameraden redet er nicht sonderlich freundlich - aber irgendwie ist keiner so richtig nett - oder die sozialen Strukturen hindern die Menschen daran, es zu sein. Irgendwie hackt man ganz schön aufeinander rum, ich kann es aber (fast) immer nachvollziehen. Man scheint unheimlich gern übereinander herzuziehen bspw. über die eine Nachbarin und ihren Schlag bei Männern...


    Ich finde Michaels Denke und sein Verhalten eigentlich recht "normal" für einen Jungen aus beschriebenen Verhältnissen. Naja, er aht gepetzt - weiß aber selbst nicht so genau weshalb. ( aus Eifersucht ... ) Wenn ich mir die Menschen im sozialen Brennpunkt unserer Stadt so ansehe - das ist nicht überspitzt dargestellt hier - so ist es eben. Ich bin aber gespannt, wie sich die Geschichte entwickelt, vor allem um Rosemary.

  • @ Irmi: Danke für das Aufklären bezüglich des Verhaltens eines 11 Jährigen und ich gebe dir Recht, dass es damals ja kein Internet und Co gab und Kinder da noch Kinder sein konnten.


    Ansonsten finde ich auch, dass der Vater sich zumindest Zeit für seinen Jungen nimmt, er könnte ja auch sonst den halben Tag mit Saufen verbringen, aber das tut er nach dem Vorfall nun gar nicht mehr.


    Ich weiß nicht wie es euch ging, aber ich hatte die ganze Zeit Sorge, dass Michael nach der Sache ein Geschwisterkind bekommt und das dann vom Vergewaltiger stammt, das würde die Familie in meinen Augen endgültig zerstören, aber dazu kommt es scheinbar ja nicht. Wenigstens ein kleines Glück, wenn man das überhaupt so sagen kann/ darf.

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)

  • Hallo ihr Lieben,
    endlich konnte ich auch mit dem Buch beginnen (Wochenende ist bei mir immer ganz schlecht).


    Ich weiß noch nicht wirklich, wie ich es finden soll. Einerseits finde ich es total interessant, die Sicht eines elfjährigen Jungen zu lesen, der sich viele Dinge zusammenreimen muss, weil man nicht offen mit ihm spricht. Andererseits ist der naive Sprachstil aber auch sehr gewöhnungsbedürftig.


    Die Mutter ist wohl nicht nur überfallen, sondern auch vergewaltigt worden, nehme ich an. Sie reagiert auf die Nähe ihres Mannes doch sehr abweisend. Ähnlich wie ich es von Geschiedenen kenne, versucht sie, sich ein neues Leben aufzubauen, eine andere zu werden, neue Frisur, neue Hobbys usw. Natürlich wäre es am besten gewesen, zur Polizei zu gehen, aber ich kann ihre Bedenken gut verstehen. Selbst heute noch trauen sich viele Vergewaltigungsopfer das nicht. So wie in dieser Siedlung über andere getratscht wird, liegt sie mit ihrer Vermutung, dass man sie als Schlampe bezeichnen würde, wahrscheinlich ganz richtig. Schade nur, dass Brian das jetzt ausbaden muss und für einen Schläger gehalten wird. Dabei kümmert er sich doch recht liebevoll um Rosemary, auch wenn sie hin und wieder Streit haben.


    Interessant finde ich ja Granny. Sie scheint eine gute Beziehung zu ihrer Schwiegertochter zu haben.


    Süß fand ich ja Michael, als er Tricia nachgeht, damit sie nicht allein den Weg durch den Park nimmt. Er war wohl wirklich der Ansicht, er könnte sie beschützen.


  • Richtig sympathisch kommt Michael nicht rüber. Er ist eine Petze und auch sonst nicht gerade beliebt bei seinen Altersgenossen und neigt dazu, sich in die Angelegenheiten anderer Leute zu mischen. Über viele seiner Kameraden redet er nicht sonderlich freundlich - aber irgendwie ist keiner so richtig nett - oder die sozialen Strukturen hindern die Menschen daran, es zu sein. Irgendwie hackt man ganz schön aufeinander rum, ich kann es aber (fast) immer nachvollziehen. Man scheint unheimlich gern übereinander herzuziehen bspw. über die eine Nachbarin und ihren Schlag bei Männern...


    Aber Michael hat es ganz besonders auf Dirty Alice abgesehen. Oder mag er sie etwa gerade - glaube ich eher nicht!


    Unsympathisch finde ich Michael aber auch nicht. Er ist halt ein Kind, das noch seinen Platz in der Gesellschaft sucht und von zu Hause nicht unbedingt viel Hilfe dabei zu erwarten hat. Wie du schon sagtest, ist irgendwie keiner so richtig nett, jeder hackt auf jedem rum.


    Das Michael Alice mögen könnte, kam mir auch als Erstes in den Sinn. Auch wenn es bisher überhaupt keine Hinweise darauf gibt, außer dass er sich viel mit ihr beschäftigt.




    Ganz wenig ins Bild passt da der junge Hund, da hab ich richtig Bauchweh dabei. Ob er die Erwartungshaltung der Familie erfüllen und Rosemary eines Tages beschützen kann? Oder ist er ein weiteres Opfer dieser zerrütteten Verhältnisse? Wir werden sehen.


    Der Klatsch und Tratsch, der im Dorf herrscht, nervt mich total, ist mir aber nicht unbekannt. Ich glaube, den gibts überall...


    Auch wenn der Hund vielleicht keine Schutzfunktion hat, kann seine bloße Anwesenheit doch Gutes bewirken für die traumatisierte Rosemary. Das Streicheln, Kuscheln und die Verantwortung für das Tier ist einfach positiv zu bewerten.


  • Auch wenn der Hund vielleicht keine Schutzfunktion hat, kann seine bloße Anwesenheit doch Gutes bewirken für die traumatisierte Rosemary. Das Streicheln, Kuscheln und die Verantwortung für das Tier ist einfach positiv zu bewerten.


    Dieser Effekt ist mir schon bewusst und du hast auch vollkommen recht damit, dass das Tier in dieser Situation Gutes bewirken kann. Bauchweh hab ich dabei, weil es mir um das Tier selbst geht - am Ende ist der Hund traumatisiert, weil die Familie ihm nicht gerecht wird. Ja, so denken wir Hundebesitzer eben... leider aus Erfahrung. :sauer:

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel


  • Endlich kann ich meinen Senf zu diesem Buch abgeben. Der Funke ist bei mir schon so gut wie übergesprungen und auch wenn der Einstieg etwas schwer fiel, weil mir das: "Dad sagt.", "Ma sagt.", "Granny sagt." etwas auf die Nerven ging, aber mit der Zeit gewöhnte ich mich dran.


    Michael soll ja elf sein. Ich habe mit Kindern in dem Alter nichts zu tun, aber mein Gefühl sagt mir, dass sich Michael etwas kindlicher benimmt als er nach seinem Alter wäre. Was meint ihr?


    Dieses "Dad sagt.", "Ma sagt.", "Granny sagt." ist mir gar nicht aufgefallen :)


    Ich denke, Michael wirkt schon wie ein elfjähriger Junge. Die sind ja nicht alle gleich, aber mit elf kann man schon so sein ;)
    Jungs sind ja auch nicht ganz so reif wie Mädchen.




    find ich übrigens sehr sympathisch, dass er mit Michael diese Runde dreht und Gespräche führt ...


    Mir gefällt Brian bisher eigentlich am besten. Er versucht zu helfen, selbst auf Kosten seines eigenen Rufs.




    Bauchweh hab ich dabei, weil es mir um das Tier selbst geht - am Ende ist der Hund traumatisiert, weil die Familie ihm nicht gerecht wird. Ja, so denken wir Hundebesitzer eben... leider aus Erfahrung. :sauer:


    Okay, aber davon würde ich jetzt erst mal nicht ausgehen, es gibt keine Hinweise darauf.


  • Ich habe mir den ersten Teil zu Gemüte geführt und hatte zunächst ein paar Probleme damit, ihn historisch einzuordnen. Aber im Laufe der Kapitel wurden mehr und mehr Hinweise eingestreut und so war es irgendwann ziemlich klar, dass 1982 angesagt ist: das ist das Jahr, in dem die Geschichte angesiedelt ist. Margaret Thatcher ist Premierministerin, der Falkland-Krieg findet statt und Nicole gewinnt den Grand Prix mit "Ein bisschen Frieden".


    Fand ich schon lustig, das passt ja für uns deutsche Leser wie aufs Auge..aber böse hätten sie auf Nicole nicht sein müssen, denn dieser Bardo belegte ja nur den 7. Platz..irgendwie rührend die Reaktionen.
    Prinz Andrew war ja damals der blaublütige Held im Falklandkrieg.. Heutzutage ist ja Prince William die "Show"..ich mag ihn..
    Die eiserne Lady war genauso eisern wie ihr Haarspray..

  • So jetzt geht es weiter, die mir versprochene Internetverbindung gab es nicht und eine hübsche Bronchitis habe ich auch mitgebracht, also alles nach der Reihe..langsam geht es wieder, meine Notizen konnte ich gar nicht mehr zuordnen so dumm war es mir die ganze Zeit.


    Eine kleine schottische Insel, jeder kennt sich, wie ein Kaff sozusagen. Ich würde sagen ganz normale Unterschicht, da ist eine Fmilie, die aus einem arbeitslosem Vater, einer Frau, einem Kind und einer Granny besteht. Wie eine kleine Vorstadthölle. Fußball, zuviel Bier, Grand Prix, Thatcher..sind so die Themen über die man sich aufregt. Die Leute trinken ihre Pints miteinander, lästern gerne, meistens harmlos.
    Typisches Gespräch über eine hübsche Frau aus der Gemeinde: (In die der kleine Michael natürlich ein bisschen verknallt ist)
    Pa: Eine Schande, das sie ihr Mann verlassen hat
    Ma: Sie sieht aus wie eine Nutte
    Granny: Sie säuft wie Loch


    Michael hat Spielkameraden, Mädchen wie Jungs, die üblichen Kappeleien und Prügeleien, alles gut..bis eines Tages:
    Der Mutter etwas zustößt, keiner aus der Familie will mit dem kleinen Michael drüber reden, der ist aber wie immer sehr neugierig und erzwingt eine halbwegs zufriedenstellende Antwort.
    In dem Alter ist alles neu und was man nicht wissen soll, hört man durch Wände, vieles muss man sich zusammenreimen, Michael nimmt auch schon mal ein Wörterbuch zur Hand, kein Geheimnis scheint vor ihm sicher zu sein, aber diesmal ist es anders, es ist ernster, die kleine Welt von Michael gerät ins wanken und er will ihr tapferer Held sein.

  • Das Ganze erzeugt eine Atmosphäre der Beklemmung und bei mir ein gewisses Unwohlsein - wie muss es wohl sein für ein Kind, in solchen Verhältnissen aufzuwachsen.


    Wobei Michael durchaus seine heile Welt verspürt und sich auf Dinge wie Süßigkeiten, Prügeleien und Mädels konzentriert; aber die Schieflage in seiner Familie nimmt er durchaus wahr, wenn auch auf seine Weise.


    Weil Michael so ist, wie er ist, habe ich kein Unwohlsein oder Beklemmung gespürt, die Probleme der Welt scheint er auf seine ganz eigene Kind-Art zu lösen.
    Wie du gesagt hast, Süßigkeiten und Mädels etc lenken ihn immer davon ab, als wäre es sein Job, als Kind..