Micaela Jary - Wie ein fernes Lied

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    Klappentext:


    Hamburg,1939: Verzweifelt sieht Marga dem Zug hinterher, mit dem ihr Jugendfreund Michael in die Ferne reist. Seit sie denken kann, ist sie in den jüdischen Klarinettisten verliebt, zahllose Stunden verbrachte sie mit ihm in den Tanzlokalen der Hamburger Swingjugend. Obwohl seine Herkunft ihn zur Emigration nach Paris zwingt, ist Marga fest entschlossen, ihn wiederzusehen. Denn ihre Liebe ist wie ein Lied, das niemals verklingt. Doch in dessen süße Melodie mischen sich schon bald die kalten Klänge des Krieges.



    Zu diesem Buch gibt es ab dem 28.08. eine autorenbegleitete Leserunde. Anmeldeschluss für Freiexemplare ist der 14.08. Wer mag noch mitlesen?

  • Eine Zeitreise in die Zeit der Swing-Jugend während des Nazi-Regimes


    Hamburg 1939: Die junge Marga muss am Hamburger Bahnhof Abschied von ihrer Jugendliebe Michael nehmen. Sie ist mit ihm aufgewachsen und schon lange heimlich in den jüdischen Klarinettisten verliebt, durch den sie den Swing und die Swingjugend der 1930er Jahre kennengelernt hat. Auch wenn die politische Lage Michael zur Emigration zwingt, ist Marga fest entschlossen, ihn wiederzusehen. Indem sie ihren großen Traum als Sängerin verfolgt, hofft sie auf ein Wiedersehen mit Michael.


    Paris 1999: die junge Studentin Andrea Cramer verdient sich mit Klavierspielen in Hotels nebenher etwas dazu, dabei fällt ihr ein älterer Mann auf, der interessiert ihrem Spiel lauscht. Als sie ihn ansprechen möchte, läuft er davon und es kommt zu einem tragischen Unfall.


    Das neue Buch von Micaela Jary entführte mich in eine Episode der Nazizeit, die mir bisher völlig unbekannt war: ich wusste bisher nichts von der Swing-Jugend, die als oppositionelle Jugendkultur im Nationalsozialismus aufgetreten ist. Umso spannender war es für mich, in diese Thematik und den Swing der damaligen Zeit abzutauchen.


    Das Buch wechselt immer zwischen zwei Zeitebenen, die Querverweise zwischen ihnen sind der Autorin sehr gut gelungen.


    Bis zum Schluss war ich mir nicht sicher, welche Wendung das Buch nehmen und wie es für die Protagonisten ausgehen wird. Das Ende fand ich stimmig und hat mir sehr gut gefallen.


    Marga Maibach ist eine Figur, die es dem Leser und ihren Mitmenschen nicht immer leicht macht. Sie ist unsterblich verliebt in Michael und diese Liebe wird über die lange Zeit, die sie von ihm getrennt ist, beinahe zur Obsession, über die sie manches Mal den Blick auf ihre wirklichen Freunde verliert. Teilweise agiert sie sehr impulsiv und unüberlegt und bringt damit ihre Umwelt in Gefahr.


    Für die Politik interessiert sie sich nur wenig, für sie steht die Musik und Michael an erster Stelle. Was ich an ihr aber toll finde, dass sie die Ideologie der Nazis völlig ablehnt, allerdings lässt es sich nicht vermeiden, dass sie als Orchestersängerin immer wieder mit Parteifunktionären zusammentrifft.


    Außerdem ist sie hoffnungslos naiv-romantisch, was mich öfters zum grinsen gebracht hat, wenn sich dann ihre Vorstellungen so ganz anders erfüllen. Sie hat Glück, dass sie einen sehr guten Freund an ihrer Seite hat, der ihr immer wieder aus der Patsche hilft und der, wie bald klar wird, mehr für Marga empfindet als nur Freundschaft. Leicht hat er es nicht mit Marga, die aufgrund ihrer Besessenheit für Michael ihn nicht immer so zu schätzen weiß, wie er es verdient hätte.


    Aber gerade, weil die Figur der Marga so reizt und nicht perfekt ist, finde ich sie besonders gut gelungen.


    Ein tolles Buch, das mich mit viel Swing zwischen den Zeilen in die damalige Zeit entführt hat.


    5ratten + :tipp:

    Liebe Grüße

    Karin

  • Meine Meinung zum Buch:


    Titel: Wenn die Musik dein Leben bestimmt...


    Nachdem ich mit großer Begeisterung "Das Haus am Alsterufer" gelesen hatte, war klar, dass ich von Micaela Jary auf jeden Fall wieder etwas lesen wollte und so freute ich mich schon sehr auf das vorliegende Buch, welches mich mitten ins Herz getroffen hat.


    In der Geschichte geht es um zwei starke Frauen. Zum Einen haben wir Marga Maibach, die sich im Sommer 1939 so richtig verliebt hat und sich als Sängerin während des Krieges auf die Spuren ihres Liebsten begibt. Wird es zu einem Wiedersehen kommen? Zum Anderen haben wir Andrea Cramer, die eine merkwürdige Begegnung mit einem älteren Herrn hat. Was wollte er bloß von ihr?


    Ein allwissender Erzähler führt uns durch die beiden Handlungsstränge, so dass wir aus den unterschiedlichsten Perspektiven etwas über die Geschichte erfahren. Die Handlung um Marga spielt ab 1939, die Handlung um Andrea sechzig Jahre später.


    Der Autorin ist es in diesem Buch sehr gut gelungen ein detailliertes Bild vom Krieg und den darin involvierten Menschen zu zeichnen. Als Leser spüren wir sehr intensiv wie der Krieg sich immer mehr auf die Menschen auswirkt. Doch nicht nur das, hat mir Frau Jary doch auch die Swing Kids der damaligen Zeit näher gebracht, von denen ich zuvor noch nie etwas gehört hatte. Die Musik spielt im Buch eine sehr große Rolle und zur Schau gestellte Lieder verstärken dies noch. Während des Lesens musste ich immer mal wieder zu dem ein oder anderen Lied recherchieren.


    Die dargestellten Akteure wachsen einem sofort ans Herz. Mir hat es vor allem Marga mit ihren Ecken und Kanten angetan. Anfänglich mochte ich sie nicht sonderlich, weil sie recht überzogen und sprunghaft agierte, aber sie entwickelt sich sehr gut im Roman. Aber auch die anderen Charaktere wie Harald mit seinem guten Herzen oder Michael mit der brennenden Leidenschaft für Musik wussten zu überzeugen.


    Die Handlung in der ferneren Vergangenheit nimmt einen deutlich größeren Teil ein, was mich persönlich aber absolut nicht gestört hat, da mich die Zeit um den 2. Weltkrieg ganz besonders interessiert.


    Das Ende der Geschichte lässt keine Fragen offen und hat mich zu Tränen gerührt. Selten hat mich ein Roman so emotional berührt wie dieser.


    Fazit: Ich habe wieder einmal etwas dazugelernt und fühlte mich wunderbar unterhalten. Ich kann nur eine klare Leseempfehlung aussprechen.


    Bewertung: 5ratten und :tipp:

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)

  • Die 17-jährige Marga und der Nachbarsjunge Michael Friedländer sind zusammen aufgewachsen. Beide lieben den Swing. Doch 1939 ist diese Musik tabu. Als der Halbjude Michael mit dem Swing-Orchester Bobby Schwan auf Tournee in die Schweiz geht, bietet sich ihm die Möglichkeit, weiter mit seiner Klarinette die geliebte Musik machen zu können und dem Einfluss der Nazis zu entgehen. Beim Abschied auf dem Bahnhof gesteht Michael Marga, dass er sie liebt. Da Marga schon lange in Michael verliebt war, steigert sie sich nun ihre Träume hinein. Als sich ihr die Chance bietet, mit dem Orchester Harry Alsen die Truppen zu unterhalten, sagt sie sofort zu in der Hoffnung Micheal wiederzusehen. In Paris glaubt sie ihn auf der Bühne eines Swing-Clubs entdeckt zu haben, doch schon ist er verschwunden. Wird sie ihn jemals wiedersehen?
    Andrea Cramer studiert Musik in Paris und verdient ihren Unterhalt als Pianistin in Foyers von Hotels. Ein alter Mann hört ihr mehrfach interessiert zu, doch bevor sie ihn ansprechen kann, ist er verschwunden. Bei einem Konzert mit ihrer Band ist er wieder unter den Zuhörer. Als sie auf ihn zugeht, flüchtet er und es geschieht ein Unfall. Der deutsche Journalist Frank Renner, der in Paris ist, um für eine Reportage über den Swing zu recherchieren, ist bei dem Unfall auch zugegen. Mit Andrea forscht er nach, warum der alte Mann namens Jules Delaborde den Kontakt zu Andrea meidet, obwohl er doch Interesse an ihr zeigt.
    Diese Geschichte liest sich wunderbar flüssig. Es war wirklich schwer, das Buch zur Seite zu legen. Ich wollte wissen, was diese beiden Handlungsebenen miteinander verbindet. Da ist natürlich die Liebe zum Swing, über den Evelyn Künneke sagte: „Swing! Mehr als nur ein Rhythmus ist das, ein fröhlicher Bazillus, ein Lebensgefühl, Fliegen können, compris? Ich meine, Swing hat man plötzlich im Bauch wie Ella den Blues oder meine Freundin Monica ihr Baby, und das kann man doch auch keinem erklären, oder?“ Doch diese Musik, welche die jungen Leute so lieben, ist unter den Nazis verpönt und dann sogar strikt verboten. So kommt es, dass aus der getanzten Lebensfreude gleichzeitig eine Möglichkeit wurde, sich dem Regime zu verweigern.
    Die Charaktere sind lebendig und authentisch beschrieben. In Margas Elternhaus spielte Politik keine Rolle und so ist auch für sie Politik kein Thema. Dabei sieht sie in ihrer Naivität die Zeichen der Zeit nicht. So bringt sie mit ihrer Direktheit sich und andere in Gefahr. Mit ihrem impulsiven Verhalten geht sie mir auf die Nerven und doch ist mir nicht unsympathisch, denn sie steht zu den Menschen in ihrem Umfeld. Sie idealisiert ihre Beziehung zu Michael und übersieht dabei, dass sie auch Gefühle für den hilfsbereiten und pragmatischen Harry hat, der sie immer wieder aus prekären Situationen rettet.
    Die sympathische Andrea Cramer ist vorsichtig bei Beziehungen. Obwohl sie Frank Renner sympathisch findet, hält sie ihn auf Distanz.
    Micaela Jary ist es wundervoll gelungen die Atmosphäre der damaligen Zeit spürbar zu machen, das schließt das Grauen genauso ein wie das lebhafte Swingen. Ich habe mitgefiebert, mitgehofft und mitgelitten. Immer wieder sind da Situationen und Verbindungen, mit denen ich so nicht rechnete. Ganz besonders das Ende hatte ich so nicht erwartet, doch es war stimmig und hat mich überzeugt.
    Absolute Leseempfehlung!



    5ratten

  • Die Liebe erträgt alles



    Die Liebe erträgt alles


    Marga liebt Michael, seit sie denken kann und ist fest entschlossen sich ihre Liebe vom Krieg nicht entreißen zu lassen. Die Sehnsucht nach ihrem Jugendfreund und die Liebe zum Swing bringt sie zur Tanzkapelle Harry Alsen und damit zum Abenteuer ihres Lebens.


    Wird sie Michael im fernen Paris finden und hat ihre Liebe eine Chance? Den jungen Musikern stehen harte Zeiten bevor und Harry steht Marga stets zur Seite. Wird sie zwischen die Fronten geraten oder die Liebe ihres Lebens finden?


    Andrea, die junge deutsche Pianistin lernt in Paris den Journalisten Fraank kennen der auf den Spuren der Swingjugend von damals recherchiert. Was hat der alte Mann der so andächtig ihrem Klavierspiel lauscht mit ihr und der Vergangenheit zu tun. Sie will es unbedingt herausfinden.


    Die Autorin Micaela Jary nimmt die Leser mit in die Welt des Swing, der Truppenbetreuung, der Liebe zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft und mitten hinein in die politischen Wirrnisse des zweiten Weltkrieges. Mit einfühlsamen Worten beschreibt sie was Marga bewegt und wie sie durch ihre impulsive Art nicht nur einmal sich und andere in Schwierigkeiten bringt. Durch die Verbindung mit der Gegenwart und Andreas Geschichte wird aus diesem Roman eine spannende Geschichte die den Leser fesselt und bis zur letzten Seite nicht mehr loslässt. Das überraschende Ende klingt noch lange nach, wie ein fernes Lied...


    5ratten:tipp:

  • Es handelt sich um einen Roman, der auf zwei Zeitebenen spielt.


    Da ist Marga, die zu Beginn des Jahres 1939 in ihren jüdischen Nachbarn Michael, einen Klarinettenspieler, verliebt ist.
    Aus einer Jugendschwärmerei ist bei ihr mehr geworden.
    Als sie ihn in den ersten Kriegswirren aus den Augen verliert schließt sie sich dem Tanzorchester Harry Alsen als Sängerin an.
    Da sie genau wie Michael die Swingmusik liebt, hofft die ihn bei einem Engagement in Frankreich zu finden, wo sie ihn vermutet.
    Doch zuerst geht es nach Dänemark....
    Als sie dann doch nach Frankreich kommt, trifft sie tatsächlich in Paris auf Michael, der unter dem Namen Jules Delaborde untergetaucht ist.
    Sind der wahre Jules und seine Familie Freunde oder Kollaborateure? Marga ist sich nie ganz sicher.
    Marga ist sehr behütet bei völlig unpolitischen Eltern aufgewachsen, daher gibt es immer wieder Situationen und Momente, denen Sie nicht gewachsen ist und sie bringt sich und die Musiker ein ums andere Mal in Gefahr.
    Aber immer ist Harry, der sich in sie verliebt hat, zur Stelle.


    im Jahr 1999 fällt der jungen Pianistin Andrea ein älterer Herr auf, der immer wieder in dem Hotel in dem sie spielt auftaucht, aber verschwindet, wenn sie ihn ansprechen will.
    Als sie ihm einmal hinterherläuft, wird er von einem Auto angefahren und landet im Krankenhaus.
    Andrea erfährt seinen Namen: Jules Delaborde
    Da sowohl er, als auch sein Sohn Maurice Delaborde jeden Kontakt ablehnen, beginnt Andrea mit Hilfe des Journalisten Frank Renner, den sie zufällig kennenlernt, über ihn zu recherchieren.
    Andrea erfährt immer mehr über einen Jules Delaborde, der während des zweiten Weltkrieges in Paris war und dort in einer Jazzband Gitarre gespielt hat.
    Aber auch, dass es einen zweiten Mann mit gleichem Namen gab, der Klarinette gespielt hat.
    Welchen Jules hat sie getroffen und warum hat er einen Privatdetektiv beauftragt etwas über sie, Andrea, heraus zu finden?
    Als sie dann zur gleichen Zeit von ihrer Mutter erfährt, dass diese ihre leiblichen Eltern nicht kennt ahnt sie, dass Jules Delaborde etwas mit ihrer eigenen Vergangenheit zu tun haben könnte.....



    Normalerweise mag ich bei Büchern, die auf zwei Zeitebenen spielen, immer die "historische Schiene" mehr. Hier jedoch waren beide Geschichten gleichermaßen spannend.
    Da ist Margas zermürbende Suche nach Michael, der Alltag im besetzten Paris, immer auf der Hut vor den Augen und Ohren der allgegenwärtigen deutschen Soldaten, die Angst aufzufliegen wenn sich Marga und Michael heimlich treffen. Aber auch die Bombenangriffe in der Heimat. Erst im Hamburg, dann später in Stuttgart.


    Und da ist Andrea, die mit ihrer Suche ganz langsam immer mehr erfährt über ein paar Musiker, die einer dunklen Zeit einfach nur Musik machen wollten und von der Geschichte überrollt wurden.


    Mir hat gefallen, dass man bis fast zum Schluss nicht ganz sicher sein konnte, wie Andreas und Margas Lebensgeschichten zusammenpassen.
    Nicht ob es bei dem alten Herrn um Jules Delaborde handelt oder um Michael Friedländer.
    Wer hat die Zeit von damals überlebt und wird Andrea den einen oder anderen treffen und sprechen können?



    Klasse war der Namensanhang der Musiker dieser aufregenden Zeit. Ich würde mir einen entsprechenden Soundtrack wünschen.



    Es handelt sich um das zweite Buch, das ich von Micaela Jary gelesen habe, aber es wird nicht das letzte gewesen sein!

    Einmal editiert, zuletzt von Katjuschka ()

  • Musik verbindet alle Zeiten


    Hamburg 1939: Die 17-jährige Marga steht am Bahnhof, um den Nachbarsjungen Michael Friedländer zu verabschieden. Mit ihm verbindet sie mehr als nur die Liebe zur Swing-Musik, die von den Nationalsozialisten verpönt und bald unter Strafe gestellt wurde. Schon lange ist Marga heimlich in Michael verliebt. Michael geht mit dem Swing-Orchester Bobby Schwan auf Tournee in die Schweiz, für ihn als Halbjude die Möglichkeit, vor den Nazis zu fliehen und gleichzeitig weiterhin mit seiner Klarinette Musik machen zu können. Ob und wann sich die beiden wiedersehen werden, weiß keiner von ihnen. Marga vertreibt sich die Wartezeit auf ihre große Liebe mit ihrem Musikstudium. Nebenbei geht sie als Sängerin mit Harry Alsen und seinem Tanzorchester auf Reisen und kommt so nach Dänemark und Frankreich, um zur Unterhaltung der Truppen beizutragen. In Paris sieht sie Michael in einem geheimen Swingclub auf der Bühne stehen, doch bevor sie ihn erreichen kann, ist er wieder verschwunden. Wird Marga ihn wiedersehen und endlich mit ihm ihr Glück finden?


    Paris 1999: Andrea Cramer studiert Musik und bestreitet ihren Lebensunterhalt als Pianistin in Hotelfoyers und mit Konzerten einer Frauenband. Eines Tages, während sie wieder im Hotel die Gäste unterhält, fällt Andrea ein alter Mann auf, der sie unentwegt beobachtet und dabei ihrer Musik lauscht. Als sie ihn nach ihrem Gastspiel ansprechen möchte, ist er verschwunden, doch einige Tage später bei einem Konzert mit ihrer Band in einem angesagten Pariser Restaurant sieht sie ihn erneut. Diesmal soll er ihr nicht entwischen, aber bevor sie mit ihm reden kann, kommt es zu einem Unglück. Dadurch lernt Andrea den deutschen Journalisten Frank Renner kennen, der für eine Reportage über den Swing nach Paris gekommen ist. Frank ebenso neugierig auf Andrea wie auf deren Geschichte über den alten Mann, der den Namen Jules Delaborde trägt. Was wird Andrea mit Franks Unterstützung herausfinden?


    Micaela Jary hat mit ihrem neuen Buch „Wie ein fernes Lied“ einen wunderschönen, teils historischen Roman geschrieben, der beim Lesen eine regelrechte Sogwirkung entwickelt. Der Schreibstil ist herrlich flüssig, einfühlsam und emotional, hier bleiben keine Wünsche offen. Der Spannungsbogen baut sich schön auf und wird durch die zwei zeitlich verschiedenen Handlungsebenen regelrecht unterstützt, die sich abschnittsweise abwechseln. Erst zum Finale wird dem Leser die Auflösung geboten, solange kann man miträtseln, wie die einzelnen Beziehungen und Verwicklungen wohl miteinander verbunden sind. Auch der historische Hintergrund über die Swing-Bewegung in Hamburg und deren Musik hat die Autorin sehr gründlich recherchiert, wobei sie Informationen aus erster Hand beisteuern konnte, stammt sie doch selbst aus einer Musikerfamilie, die der Swing-Musik ebenfalls zugetan war.


    Die Charaktere mit ihren Ecken und Kanten sind wunderbar skizziert und hauchen dem Roman Leben ein. Man kann sich ihrem besonderen Charme gar nicht entziehen. Marga ist einem behüteten Umfeld aufgewachsen, wo Politik keine Rolle spielte. Sie hat ein liebevolles Wesen, ist aber oftmals zu naiv, zu laut, zu egoistisch, sie macht sich bei ihren Handlungen keine Gedanken darüber, ob sie damit andere in Gefahr bringt. Harry Alsen ist ein hilfsbereiter und intelligenter, aber auch geheimnisvoller Mann, der für die Musik lebt und sein Herz verliert. Andrea Cramer lebt eher zurückgezogen, ist eher eine misstrauische Person, die sich bisher allein durchs Leben schlagen musste. Doch sie hat auch Träume und Sehnsüchte, die sie nur allzu gerne hinter einer Fassade versteckt. Frank Renner ist ein sympathischer und neugieriger Mann, der gern hinter die Geschichten sieht, um noch mehr zu finden.


    Mit „Wie ein fernes Lied“ ist Micaela Jary ein sehr schöner gefühlvoller Roman mit interessantem historischem Hintergrund gelungen. Der Leser ist von der ersten Seite an mitten im Geschehen, dabei rätselt man, fiebert mit, hofft und jubelt mit den Protagonisten, als wären es liebe alte Freunde, die man nicht missen möchte. Absolute Leseempfehlung für dieses regelrechte Kunstwerk! Chapeau, sehr gut gemacht!!!


    5ratten