Leander Sukov: Weshalb ich aus der evangelischen Kirche ausgetreten bin

Es gibt 25 Antworten in diesem Thema, welches 10.137 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von mabra.

  • Hallo ihr Lieben,


    Einen wichtigen Gastartikel über Asylpolitik und Verantwortung gibt es seit heute von Leander Sukov auf Literaturschock.


    Weshalb ich aus der evangelischen Kirche ausgetreten bin


    Viel Spaß beim Lesen!


    Wie immer freuen wir uns über eure zahlreichen Kommentare, hier und auf der Hauptseite oder bei Facebook!


    Liebe Grüße
    Suse

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Ja, Leute, die aus der Kirche austreten wollen, finden immer einen Grund.


    Nachvollziehen kann ich das nicht. Die Kirchen betreiben Flüchtlingsberatungsstellen, sie organisieren Hilfsvereine, sind oft die ersten Anlaufstellen vor Ort, sie sammeln Kollekten für die Flüchtlingshilfe. Pfarrerinnen und Pfarrer sind oft die Vertreter der Öffentlichkeit, die sich vor die Flüchtlinge stellen, oft noch vor den Politikern - besonders in Ostdeutschland. Aber wie gesagt: wer einen Grund sucht, um aus der Kirche auszutreten, der wird ihn finden.

    Einmal editiert, zuletzt von Tomke ()

  • Ja, das stimmt wohl mit dem Grund. Ist bei mir auch so. Ich tue Dinge immer aus einem bestimmten Grund. Das finde ich besser als: "Warum bist du aus der Kirche ausgetreten?" - "Keine Ahnung."


    ;)

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.


  • Ja, das stimmt wohl mit dem Grund. Ist bei mir auch so. Ich tue Dinge immer aus einem bestimmten Grund. Das finde ich besser als: "Warum bist du aus der Kirche ausgetreten?" - "Keine Ahnung."


    ;)


    :zwinker:


    Die Frage ist ja: Ist der Grund nachvollziehbar und schlüssig? Es gibt ja auch immer wieder Leute, die aus der evangelischen Kirche austreten, weil sie den Papst doof finden. (Ernsthaft!)


    Und da habe ich eben meine Zweifel, ob die Kirche sozusagen die passende Institution ist, um seine Empörung über verfehlten Umgang mit der Asylfrage rauszulassen. Ich würde sagen: eher nicht. Vor allem sind die Kirchen große Institutionen, in denen auch Menschen mit unterschiedlicher Meinung zusammenkommen.


    Überhaupt finde ich die Aussagen der beiden Bischöfe, die Leander Sukov so sehr aufregen, nicht so verwerflich. Dass wir leider nicht alle notleidenden Menschen der Welt bei uns aufnehmen können, ist eine bittere Tatsache. Dass wir vor allem den Menschen helfen müssen, die aus Kriegs- und Krisengebieten kommen oder die verfolgt werden, ist ein richtiger Grundsatz. Dass wir auf Dauer diesen Menschen nur helfen können, wenn wir nicht wahllos alle aufnehmen, die gerne kommen würden, ist auch klar. Denn dann würde unser System zusammenbrechen und wir könnten gar nicht mehr helfen. Und daher müssen wir Abstufungen vornehmen.


    Und nur, um es klar zu sagen: Ich bin sehr für Asyl, ich bin der Meinung, dass wir auch eine geregelte Einwanderung von Menschen brauchen, die keinen Asyltitel bekommen, sondern die einfach nur hier leben und arbeiten möchten. Und ich habe mir vorgenommen, sofort einen Runden Tisch oder eine Unterstützergruppe ins Leben zu rufen, sobald bei uns im Dorf ein Asylbewerberheim eingerichtet wird, damit Hass und Ablehnung überhaupt keine Chance bei uns haben. Aber auch das geht bei uns MIT der Kirche besser als ohne oder gegen sie.


  • Überhaupt finde ich die Aussagen der beiden Bischöfe, die Leander Sukov so sehr aufregen, nicht so verwerflich. Dass wir leider nicht alle notleidenden Menschen der Welt bei uns aufnehmen können, ist eine bittere Tatsache. Dass wir vor allem den Menschen helfen müssen, die aus Kriegs- und Krisengebieten kommen oder die verfolgt werden, ist ein richtiger Grundsatz. Dass wir auf Dauer diesen Menschen nur helfen können, wenn wir nicht wahllos alle aufnehmen, die gerne kommen würden, ist auch klar. Denn dann würde unser System zusammenbrechen und wir könnten gar nicht mehr helfen. Und daher müssen wir Abstufungen vornehmen.


    Es handelt sich um ein Menschenrecht. Wir brauchen die Zuwanderung dringend, weil zu wenige Menschen hier geboren werden. Wir haben Fachkräftemangel. Das System bricht zusammen, wenn wir uns dem weiter verwehren.


    Und die Kirche würde ich alleine wegen ihrer oft homophoben Einstellung nicht unterstützen :breitgrins:

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  • Es handelt sich um ein Menschenrecht.


    Nee. Zuwanderung per se ist kein Menschenrecht.


    Zitat

    Und die Kirche würde ich alleine wegen ihrer oft homophoben Einstellung nicht unterstützen :breitgrins:


    Das ist ein anderes Thema. Aber wie gesagt: wer einen Grund sucht, aus der Kirche auszutreten, der wird einen finden. Mir würden auch welche einfallen. Aber ich bleibe trotzdem dabei. :breitgrins:


  • Nee. Zuwanderung per se ist kein Menschenrecht.


    Sollte sie aber sein. Sie ist geschichtlicher Bestandteil aller Völker. Schon immer gewesen. Selbst innerhalb von Deutschland ziehen Menschen aus Sachsen nach Baden-Württemberg oder NRW, um dort bessere Arbeitsstellen zu bekommen. Insofern handelt es sich bei ihnen auch um "Wirtschaftsflüchtlinge", weil sie einen Ort verlassen, der ihnen keine Perspektiven bietet. Das ist ein grundlegendes Bedürfnis aller Menschen. Deutsche arbeiten in der Schweiz, leben auf Mallorca usw. Wir müssen damit beginnen, nicht mit zweierlei Maß zu messen. Vor allem, weil wir hauptschuldig sind an dem Elend in den betroffenen Ländern.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Da wird halt mit zweierlei Maß gemessen. Deutsche die auswandern um einen neuen Job zu suchen bekommen eine eigene Sendung auf vox.

  • Asyl ist ein Menschenrecht. Zuwanderung aber nicht. Denn: grundsätzlich hat jeder Staat, jede Gesellschaft bzw. jedes Gemeinwesen das Recht zu entscheiden, wer zuziehen (d.h. sich dauerhaft niederlassen, Grundbesitz erwerben, arbeiten darf) etc.


    So gilt natürlich innerhalb eines Staates für die Bürger dieses Staates Freizügigkeit. Einen Wirtschaftsflüchtling, der von Sachsen-Anhalt nach München umzieht, kann ich daher nicht einfach mit einem Wirtschaftsflüchtling vergleichen, der von Albanien nach Hamburg umziehen will. Denn der erstere zieht innerhalb seines eigenen Staates um. Ähnliches gilt für die Migrationsbewegungen innerhalb der EU, denn da haben die Staaten untereinander Freizügigkeit vereinbart.


    Ich muss eben akzeptieren, dass ich nicht einfach in die USA einwandern kann, um dort zu leben und zu arbeiten. Dass ich das nicht so einfach kann, verstößt aber nicht gegen mein Menschenrecht. Gleichwohl habe ich mehrere Jahre im EU-Ausland gelebt und meine Freizügigkeit sehr genossen. Und mir war dabei sehr wohl bewusst, dass das nicht selbstverständlich ist, sondern dass dies auf der Freizügigkeit beruhte, die die EU uns gebracht hat. Kollegen von mir mussten während dieser Zeit das Land wieder verlassen, weil sie eben keine EU-Bürger waren.


    Also: Migration hat es immer gegeben und wird es immer geben. Aber sie ist kein verbrieftes Recht oder gar ein Naturrecht oder Menschenrecht. Sie ist jeweils davon abhängig, welche Möglichkeiten der jeweilige Staat gewährt. Das war auch immer schon so.

  • Deshalb halte ich auch nichts von Staaten und den von Menschen geschaffenen Grenzen. Die Welt gehört uns allen.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.


  • Also: Migration hat es immer gegeben und wird es immer geben. Aber sie ist kein verbrieftes Recht oder gar ein Naturrecht oder Menschenrecht. Sie ist jeweils davon abhängig, welche Möglichkeiten der jeweilige Staat gewährt. Das war auch immer schon so.


    Das war auch immer schon so und deswegen muss es auch immer so bleiben?

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.


  • Deshalb halte ich auch nichts von Staaten und den von Menschen geschaffenen Grenzen. Die Welt gehört uns allen.


    Dem schließe ich mich an. Was mich oft wundert, viele Parteien fordern, dass man die Grenzen wieder dicht machen soll oder schärfer kontrolliert werden sollen, aber bisher forderte noch niemand, dass man doch alle Grenzen abschaffen könnte. Wir nennen uns Deutsche, Amerikaner, Engländer und so weiter, aber niemand sagt, dass er ein Weltbürger ist.
    Weil es in dem Artikel ja um die Kirche geht, sage ich mal, Gott ist nicht tot, aber als er gesehen hat, was er geschaffen hat, hat er sich entsetzt und angewidert aus dem Staub gemacht.

  • Das war auch immer schon so und deswegen muss es auch immer so bleiben?


    Nee. Das bezog sich auf das Argument, es habe immer Migration gegeben, daher sei es sozusagen normal und eine Art Grundrecht.


  • Deshalb halte ich auch nichts von Staaten und den von Menschen geschaffenen Grenzen. Die Welt gehört uns allen.


    Warum wollen denn die Migranten alle so gerne ausgerechnet nach Deutschland oder Skandinavien? Weil es hier gut funktionierende Staaten gibt, die ihren Bürgern Sicherheit, einigermaßen Wohlstand und gute Bildungschancen ermöglichen. Und warum laufen sie von da weg, wo sie herkommen? Weil ihre Staaten in Chaos und Anarchie versinken.


  • Warum wollen denn die Migranten alle so gerne ausgerechnet nach Deutschland oder Skandinavien? Weil es hier gut funktionierende Staaten gibt, die ihren Bürgern Sicherheit, einigermaßen Wohlstand und gute Bildungschancen ermöglichen. Und warum laufen sie von da weg, wo sie herkommen? Weil ihre Staaten in Chaos und Anarchie versinken.


    Das Problem daran ist, dass es bei uns in der Ersten Welt nur so gut läuft, weil das auf die Kosten dieser besagten Länder geht. Deshalb müssen sie weglaufen. Deshalb herrscht dort Chaos, Krieg, Verzweiflung. Und genau das machen Grenzen und Staaten. Für uns natürlich bequem und gut.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Wir müssen hier auch unterscheiden zwischen Zuwanderung und Asyl. Im Spiegel steht dazu etwas sehr wichtiges:


    Zitat

    Ob ein Mensch in Deutschland Asyl erhält oder nicht, darf zum Beispiel nicht von seiner Ausbildung oder Sprachkenntnissen abhängen. Entscheidend ist allein, ob er politisch verfolgt wird - was etwa auch bei Flüchtlingen aus Bürgerkriegsländern der Fall ist. Unmöglich ist es daher auch, über ein Zuwanderungsgesetz eine Höchstgrenze für Migration nach Deutschland einzuführen - weil es keine Höchstgrenze für die Aufnahme politisch Verfolgter geben kann.


    Debatte über Zuwanderungsgesetz: Einwanderung ist etwas anderes als Flucht

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Das Problem daran ist, dass es bei uns in der Ersten Welt nur so gut läuft, weil das auf die Kosten dieser besagten Länder geht. Deshalb müssen sie weglaufen. Deshalb herrscht dort Chaos, Krieg, Verzweiflung. Und genau das machen Grenzen und Staaten. Für uns natürlich bequem und gut.


    Das ist in mancher Hinsicht richtig und trifft in einigen Fällen zu, aber so pauschal gesehen stimmt es eben auch nicht. Viele der Probleme der Staaten, aus denen die Flüchtlinge jetzt kommen, sind auch hausgemacht.


  • Wir müssen hier auch unterscheiden zwischen Zuwanderung und Asyl. Im Spiegel steht dazu etwas sehr wichtiges:


    Die Unterscheidung hatte ich ja oben schon getroffen. Asyl ist ein Grundrecht und muss grundsätzlich gewährt werden. Da gibt es bei uns in Deutschland schon Nachbesserungsbedarf, denn das Grundrecht auf Asyl ist bereits schon jetzt nicht mehr im vollen Umfang gewährleistet.


    Aber Zuwanderung (Migration) aus anderen als aus Asylgründen ist ein Recht, das ein Staat gewähren kann, nicht muss. Und da darf es sehr wohl eine Begrenzung geben, wie sie auch andere Staaten (USA, Neuseeland, Norwegen, Schweiz) etc. haben.


    Mein Eindruck ist, dass es hier einige gibt, die gerne die Grenzen ganz und gar aufmachen wollen. Also: Asylbewerber, Migranten, sog. 'Wirtschaftsflüchtlinge' - alle sollen kommen dürfen, ohne Beschränkung.


    Wenn das hier jemand vertritt, würde ich gerne ernsthaft wissen, wie Ihr Euch das vorstellt. Wie soll das laufen? Wo sollen die Menschen wohnen, wo sollen sie arbeiten? Wie sollen sie die Sprache lernen? Wer soll für die Wohnungen bezahlen, wenn sie die Mieten nicht selbst zahlen können? Sollen sie Begrüßungsgeld, Taschengeld, Sozialleistungen erhalten? Sollen sie Hartz IV-Empfängern gleichgestellt werden? Wie werden sie krankenversichert?


  • Mein Eindruck ist, dass es hier einige gibt, die gerne die Grenzen ganz und gar aufmachen wollen. Also: Asylbewerber, Migranten, sog. 'Wirtschaftsflüchtlinge' - alle sollen kommen dürfen, ohne Beschränkung.


    Wenn das hier jemand vertritt, würde ich gerne ernsthaft wissen, wie Ihr Euch das vorstellt. Wie soll das laufen? Wo sollen die Menschen wohnen, wo sollen sie arbeiten? Wie sollen sie die Sprache lernen? Wer soll für die Wohnungen bezahlen, wenn sie die Mieten nicht selbst zahlen können? Sollen sie Begrüßungsgeld, Taschengeld, Sozialleistungen erhalten? Sollen sie Hartz IV-Empfängern gleichgestellt werden? Wie werden sie krankenversichert?


    Schau mal hier:


    http://www.vice.com/de/read/wi…-ihre-grenzen-oeffnet-998

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.


  • Aber Zuwanderung (Migration) aus anderen als aus Asylgründen ist ein Recht, das ein Staat gewähren kann, nicht muss. Und da darf es sehr wohl eine Begrenzung geben, wie sie auch andere Staaten (USA, Neuseeland, Norwegen, Schweiz) etc. haben.


    Nochmal: Aktuell gibt es keinen legalen Weg für Flüchtlinge nach Europa zu kommen. Sie dürfen beispielsweise nicht einfach in Flugzeuge sitzen und nach Berlin fliegen. Deshalb ist das Asylrecht gerade ziemlich für den A***

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.