Ulrike Renk - Die australischen Schwestern

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    Kurzbeschreibung:


    Drei Schwestern – und ein Ziel


    Das Leben dreier Schwestern, die am Ende des 19. Jahrhunderts ihren Weg gehen – eine als Rückkehrerin ins ferne Deutschland, die anderen im wilden Australien


    Gegen den Willen ihrer Eltern heiratet Wilhelmine Lessing, ein Nachfahrin des Dichters, im Jahr 1882 in Sydney einen deutschen Einwanderer – Rudolph te Kloot. Gegen Widerstände zieht sie ihre Kinder auf. Ihre Töchter müssen ihr Leben viele Gefahren auf sich nehmen. Während Carola, die Älteste, nach Deutschland zurückkehrt, bleiben Hermine und Eva in Australien – die eine heiratet einen Baptisten, während die andere die Ehe ablehnt. Alle Frauen verbindet eines: ihr Willen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.



    Zu diesem Buch gibt es ab dem 25.09. eine autorenbegleitete Leserunde. Es sind noch Freiexemplare zu vergeben. Anmeldeschluss dafür ist der 11.09.. Wer mag noch mitlesen?

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    Ulrike Renk: Die australischen Schwestern, Berlin 2015, Aufbau Verlag, ISBN 978-3-7466-3120-2, Softcover, 509 Seiten, Format: 13,4 x 3,4 x 20,5 cm, Buch: EUR 12,99, Kindle Edition: EUR 7,99.


    Plötzlich stiegen Elsa die Tränen in die Augen. „Eine Mutter lässt ihr Kind nicht im Stich. Nicht so.“ und dann brachen ihre Wut und ihre Verzweiflung hervor, sie weinte und weinte. Um ihn, um sich, um ihre Mutter Minnie, die gestorben war und ihre Kinder zurücklassen musste, um Carola, die von ihrem Vater weggeschickt worden war, so wie Otto von Lily. Und Großmutter war auch von ihren Eltern an die Tante und den Onkel gegeben worden. Das schien etwas zu sein, was sich in der Familie wiederholte. (Seite 361)


    Australien um die vorige Jahrhundertwende: Wie die Großeltern der Schwestern Carola, Mina und Elsa te Kloot ins Land gekommen sind, haben wir im Vorgängerband DIE AUSTRALIERIN erfahren. Gegen den Willen der wohlhabenden Familie hat Emilie Bregartner aus Othmarschen den Kapitän Carl Gotthold Lessing – einen Verwandten des Dichters Gotthold Ephraim Lessing – geheiratet und ist mit ihm und den Kindern um die Welt gesegelt, ehe sie sich in Australien niedergelassen haben. Acht Kinder hat das Paar und rund ein Dutzend Enkel.


    Zu Reichtum kommen sie nie, aber (Groß-)Vater Carl Gotthold legt großen Wert darauf, dass alle Kinder und Enkel eine gute Bildung genießen und für ihren Lebensunterhalt selbst aufkommen können. Auch die Mädchen.


    Carola muss nach Deutschland
    Äußerst kritisch ist Carl Gotthold immer mit den Verehrern seiner weiblichen Nachkommen. Keiner ist ihm gut genug. Besonders den Freund seiner Tochter Wilhelmine „Minnie“, Rudolph te Kloot, lehnt er massiv ab. Die beiden heiraten trotzdem. Kurz nach der Geburt des fünften Kindes stirbt Minnie und für die Großeltern Lessing ist es selbstverständlich, nun die verwaisten Enkel aufzuziehen, zumal auf den Schwiegersohn kein Verlass ist.


    Für seine älteste Tochter, die achtjährige Carola, hat der Witwer Rudolph te Kloot jedoch eigene Pläne. Er schickt sie nach Deutschland zu seiner Schwester Mathilde, deren Ehe mit Dr. Johann Ansing leider kinderlos geblieben ist. Was auf den ersten Blick wie eine gute Tat aussieht – ein Kind für die Schwester, eine verheißungsvolle Zukunft in einer großbürgerlichen Familie für die Tochter – hat in Wahrheit recht eigennützige und niedrige Beweggründe.


    Großmutter Emilia ist über die Entwicklung so untröstlich wie die nach Deutschland verschickte Enkelin. Als Emilia in Carolas Alter war, ist es ihr nämlich ganz ähnlich gegangen: Ihre Eltern sind zusammen mit dem jüngeren Bruder nach England ausgewandert, haben sie bei Onkel und Tante zurückgelassen und sich nie wieder um sie gekümmert. Doch es hilft alles nichts: Rudolph mag ein egoistischer Mistkerl sein, aber er ist der Vater der Kinder und kann über ihr Schicksal bestimmen.


    Carola trifft es in Deutschland erstaunlich gut. Ihre Zieheltern sind zwar nicht mehr die Jüngsten und leben recht zurückgezogen, aber sie lieben das Mädchen und materiell fehlt es ihr an nichts. Die Familie hat je einen Wohnsitz in Hamburg und Krefeld. Von Carolas schönen Kleidern, den Dienstboten, Opern- und Theaterbesuchen und Verwandten, die in Schlössern wohnen, können ihre Schwestern daheim in Australien nur träumen. Und das tun sie auch, wenn sie ihre Briefe lesen. Dafür haben sie etwas, das ihrer Schwester im fernen Deutschland fehlt: den Umtrieb und den Zusammenhalt einer großen, liebevollen Familie. Nicht dass die Schwestern einander etwas missgönnen würden. Es ist ihnen nur bewusst, dass sie in völlig verschiedenen Welten leben, nicht nur auf verschiedenen Kontinenten.


    Mina sucht ihren Weg
    Die zweitälteste te-Kloot-Schwester, Hermine „Mina“ ist noch unschlüssig, was sie nach der Schule mit ihrem Leben anfangen will. Sie muss nachdenken. Im permanenten Gewusel der Großfamilie geht das schlecht, also besucht sie Tante Till, die zusammen mit ihrem Ehemann Joseph Finney in Wentworth Falls in den Blue Mountains eine Schule leitet. Joseph ist nicht gerade ein Sympathieträger, er ist steif, unnahbar und ein Rassist.


    So ganz rund läuft die Ehe von Onkel und Tante nicht. Da hatten beide Partner wohl Erwartungen an die Beziehung, die sich nicht erfüllt haben. Aber Tante Till liebt ihren Mann und sieht ihm auch eine ausgesprochen egoistische Problemlösung nach.


    Mina ist diese Beziehung ein Rätsel, aber sie war ja noch nie verliebt, also kann sie da nicht mitreden. Das wird sich erst ein paar Jahre später ändern, wenn sie den angehenden Pastor William Cleugh Black kennenlernt, der natürlich vor den strengen Augen des Großvaters keine Gnade findet. Zu arm! Wird die Liebe ihren Weg finden?


    Elsa hat widersprüchliche Ziele
    Wenn Opa erst wüsste, wen sich die jüngste Tochter von Minnie te Kloot als künftigen Ehemann ausgeguckt hat! Die impulsive Elsa, genannt „Prinzessin“ hat sich nämlich schon als kleines Mädchen in den Kopf gesetzt, einmal ihren um zwei Jahre jüngeren Cousin Otto Evers zu ehelichen, den Sohn ihrer jung verwitweten Tante Lily, geborene Lessing. Als Teenager möchte sie das immer noch, und auch Otto ist interessiert – wenn auch nicht unbedingt am Heiraten ;) .


    Seit Tante Lily Evers eine Schaftstation in den Atherton Tablelands leitet, kommt sie nur noch selten zu ihrer Familie nach Sydney. An Weihnachten 1904 fahren Elsa und Tante Molly, die Lehrerin, zu ihr auf Besuch. Elsa stellt erstaunt fest, dass ihre Tanten sich fernab ihres Elternhauses auf einmal ganz anders benehmen und dass sie bei weitem nicht alles über die beiden weiß.

    Vielleicht ist es doch keine so gute Idee, den Schaffarm-Vetter zu heiraten. Womöglich ist es die bessere Entscheidung, eine moderne, selbstständige Frau zu werden.


    Cousin Otto sieht die Sache nicht so entspannt. Er empfindet das Verhalten seiner Mutter als skandalös und lässt sich zu einer dramatischen Aktion hinreißen, die weitreichende Konsequenzen hat.


    Eine wahre Geschichte
    Werden die te-Kloot-Schwestern ihren Weg machen? Welche Entscheidungen werden sie treffen? Wird sie das glücklich machen? Und werden sie einander jemals wiedersehen?


    Was immer die Mitglieder des Lessing-te-Kloot-Clans mit ihrem Leben anstellen: die Autorin kann man nicht dafür verantwortlich machen. Sie erzählt – und ergänzt plausibel, was nicht überliefert worden ist – aus dem Leben einer real existierenden Familie. Auch an den vielen ähnlich klingenden Namen trägt sie keine Schuld. In dieser Sippe wimmelt es vor Carls und Mathilden, es gibt Clara und Klara, Emilia, Emilie und Amalia, Wilhelmine und Hermine, Elisabeth, Elsa und Elsie ... Ulrike Renk hat ihr Möglichstes getan, die Personen mittels Spitz- und Kosenamen unterscheidbar zu machen. Der gezeichnete Stammbaum vorne im Buch ist trotzdem Gold wert.


    Ob es dramatische Familienkrisen sind oder Elsas erste Reitversuche und andere Alltagserlebnisse: Man taucht vollkommen in die Geschichte ein, hofft, bangt, leidet und freut sich mit den Schwestern und ihrem Anhang. Weil man weiß, dass es eine wahre Geschichte ist, muss man mit der ganzen Bandbreite von Glück und Unglück rechnen, die das Leben bereithält. Da zaubert keine fürsorgliche Autorin für die Lieblingsfigur eine glückliche Fügung oder ein Happy End herbei. Wenn eine der Personen ein Charakterschwein war und andere darunter gelitten haben, dann ist das in dem Buch eben so, auch wenn man es sich anders wünschen würde.


    Verschenkte Kinder, verhasste Schwiegersöhne
    Zwei Motive tauchen in der Geschichte der Lessings immer wieder auf: Kinder, die weggegeben werden und aus verschiedensten Gründen bei Verwandten großwerden müssen und Heiratspläne, die auf vehementen Widerstand in der Familie stoßen. Manchmal erweist es sich als gut, dass die Ehe trotzdem geschlossen wurde, in anderen Fällen folgt die Katastrophe auf dem Fuße.


    Wenn jemand eine Fehlentscheidung getroffen hat und ins Unglück gerannt ist, lässt Oma Emilia Lessing kein Selbstmitleid zu: „Das Leben hört nicht auf, nur weil es gerade nicht so läuft, wie man es sich vorstellt oder wünscht. Im Grunde genommen läuft es selten so, wie man es sich wünscht. Man darf auch ein paar Tage geknickt sein und jammern. (...) Aber dann, irgendwann, muss man die Ärmel hochkrempeln und sich wieder dem Leben stellen.“ (Seite 385) Eine kluge Frau! Und ihre Nachkommen lernen viel von ihr.


    Die deutschstämmigen Lessings und te Kloots sind Wanderer zwischen den Kulturen. Und so wundert es die te-Kloot-Schwestern auch nicht, als ihnen verschiedene Aborigine-Frauen unabhängig voneinander eröffnen, dass ihr Totem das Schnabeltier sei, das auch in zwei Welten zu Hause ist: im Wasser und an Land. Ob die Mädchen daran glauben? „Manchmal“, bekennt Elsa.


    Das Buch nimmt einen so gefangen, dass man regelrecht enttäuscht ist, wenn es nach rund 500 Seiten relativ abrupt aufhört. Auch wenn der Band zu Ende ist, die Lebensgeschichten der te-Kloot-Schwestern sind es noch lange nicht. Und so warten und hoffen wir auf eine Fortsetzung, in der die noch offenen Fragen beantwortet werden. Wer’s bis dahin nicht aushält, kann ja mal ein bisschen nach den Personen googeln ...


    Die Autorin
    Ulrike Renk, Jahrgang 1967, studierte Literatur und Medienwissenschaften und lebt mit ihrer Familie in Krefeld. Mehr zur Autorin unter http://www.ulrikerenk.de.

  • Nach dem Tod von Minnie ziehen ihre vier jüngsten Kinder zu den Großeltern. Nur die Älteste, die 8jährige Carola wird auf Befehl ihres Vaters nach Deutschland gebracht, wo sie bei seiner kinderlosen Schwester leben soll.


    Das Buch wird abwechselnd aus der Sicht der drei Schwestern erzählt. Carola erzählt über ihr Leben in Deutschland, Elsa und Mina wie es der grossen Familie in Australien ergeht. Nicht nur über sich selbst kann man lesen, sondern über jeden ihrer näheren Umgebung. Carola berichtet über den Bruder des Grossvaters und lernt ihre kleine Familie in Deutschland kennen, während es in Australien für Elsa und Mina vor Tanten nur so wimmelt. Die Geschwister werden erwachsen, aber das Band mit Carola reisst nicht, nie hören sie auf einander zu schreiben und einander zu vermissen. Mit den Jahren wird ihnen aber immer mehr bewusst, dass sie sich nicht wirklich kennen, trotz der vielen Briefe.


    "Die australischen Schwestern" beruht auf einer wahren Geschichte. Es hat mich beeindruckt, wie die Autorin die verschiedenen Schicksale zu einer spannenden und gefühlvollen Geschichte verbindet und jeder Person ihren eigenen Charakterzug gibt. Sehr interessant fand ich auch die Einstreuungen über die Aborigines und ihren Glauben.


    Das Buch liest sich angenehm und leicht. Am Anfang des Buches gibt es einen Stammbaum, so dass man sich als Leser schnell mit den vielen Personen zu Recht findet und immer weiss, wie sie miteinander verwandt sind.


    "Die australischen Schwestern" hat mich sehr gut unterhalten und ich kann es nur empfehlen, genauso wie sein Vorgänger, "Die Australierin".


    5ratten

  • Inhalt:

    Australien um die Jahrhundertwende (19. auf 20. Jh).


    Emilias Kinder sind mehr oder minder erwachsen, und ihre Enkelkinder werden auch langsam flügge.


    Wir verfolgen die Schicksale der Familien Lessing und te Kloot, die mittlerweile durch Heirat verknüpft sind.


    Während Carola te Kloot in Hamburg bei Tante und Onkel aufwächst, dürfen ihre jüngeren Geschwister im Schoße der Familie in Australien bleiben.


    Der Kontakt droht einzuschlafen, nach zehn Jahren der Trennung haben die Schwestern wenige Berührungspunkte.


    Dies ändert sich, als Mina sich dieser Entfremdung plötzlich bewusst wird, und sie ihre Schwester Carola wieder schriftlich in ihr Leben einbezieht.


    Hüben wie drüben gibt es die erste Liebe und die damit zusammenhängenden Probleme.




    Meine Meinung:




    Wie schon im vorhergehenden Band ‘Die Australierin’ zeichnet Ulrike Renk ein Familiengemälde der Zeit um die Jahrhundertwende. Da sich eine der Schwestern in der ‘Alten Welt’ befindet während ihre Geschwister, ihr Vater, und ihre Großeltern auf der anderen Seite der Erdkugel befinden, wird der Unterschied sehr schön deutlich.


    Man bekommt Einblicke in die Kultur und Traditionen der Aborigine, sowie vom Outback, und man erfährt etwas über die generelle Einstellung der weißen Einwanderer gegenüber den Ureinwohnern Australiens.


    Die Entwicklung, die die Schwestern durchmachen, und die Hindernisse, auf die sie dabei stoßen, werden sehr schön dargestellt.


    Die Sprache ist sehr schön, und der Stammbaum hilft dabei, alle Personen zuzuordnen, denn die Familie ist groß, und die Namen sind alle sehr ähnlich. Da der Roman auf wahren Personen und Schicksalen basiert, kann man diese Namensähnlichkeiten der Autorin nicht anlasten, aber es ist anfangs sehr verwirrend, und ich musste ständig den Stammbaum anschauen, um zu sehen wer wer ist.


    Es ist der Autorin hervorragend gelungen, Emotionen darzustellen, und entsprechend in mir zu erwecken; dabei wird es an keiner Stelle kitschig!


    Ein großartiges Buch mit viel Herz und Emotionen, sowie einem Einblick in das Leben zweier sehr unterschiedlicher Länder, Sitten, Gebräuche, und Gesellschaftsschichten. Ich warte gespannt auf den dritten Band.


    5ratten

    Was ist wertvoller, Wissen oder Fantasie? Es ist die Fantasie, denn das Wissen hat Grenzen.  - Albert Einstein

  • In "Die Australierin" hat Autorin Ulrike Renk die Lebensgeschichte der Emilia Lessing erzählt, einer jungen Frau aus guten Hamburger Verhältnissen, die den Kapitän Carl Gotthold Lessing geheiratet hat, mit ihm jahrelang um die Welt gereist ist, bevor sie sich in Australien niedergelassen haben.


    Die Fortsetzung erzählt nun die Geschichte von drei Enkelinnen Emilias. Emilias Tochter Minnie stirbt bei der Geburt ihres fünften Kindes. Die Großeltern wollen die Kinder bei sich aufnehmen und sich um ihre Erziehung kümmern, da der Vater Rudolf te Kloot dazu nicht in der Lage ist und auch nicht das Interesse an seinen Kindern zu haben scheint. Doch er besteht darauf, dass Carola, die älteste Tochter, nach Deutschland geschickt wird, um dort bei wohlhabenden Verwandten aufzuwachsen. Mina und Elsa, sowie die beiden kleinen Brüder, dürfen bei den Großeltern bleiben. Dementsprechend unterschiedlich verläuft der weitere Lebensweg der Schwestern. Carola ist zunächst totunglücklich darüber, dass sie von ihren Geschwistern und der ganzen Familie getrennt und nach Deutschland zu ihr völlig fremden Verwandten geschickt wird. Der Kontakt zur Familie in Australien droht einzuschlafen, doch die Schwestern schreiben einander jahrelang weiter, ihre Verbindung reißt nie ganz ab.


    Auch das Leben von Elsa und Mina in Australien ist spannend, geht es auch nicht nur um die beiden, sondern um die Familie als ganzes. Wir lernen hier weitere Familienmitglieder besser kennen, insbesondere die vielen Tanten, die zeigen, wie unterschiedlich das Leben von Emilias Kindern verlaufen ist. Allen gemeinsam ist jedoch der Familienzusammenhalt, der immer durchscheint und der bei allen Schwierigkeiten und Streitereien nie ernsthaft in Gefahr ist.


    Besonders faszinierend an diesem Buch ist das Nachwort, in dem die Autorin beschreibt, wie die Geschichte der Familien Lessing und te Kloot zu ihr kam. Denn das Leben der drei Schwestern hat sich Ulrike Renk nicht ausgedacht, sondern aus Briefen und sonstigen Dokumenten und Hinterlassenschaften zusammengesetzt, die ihr die Familie zur Verfügung gestellt hat. Die Lücken hat sie gekonnt und unterhaltsam mit eigener Phantasie gefüllt, so sind nicht alle Figuren historisch belegt und manche Episoden auch komplett erfunden, aber die gelungene Mischung macht das Buch für mich zu einem ganz besonderen Leseerlebnis.


    Am Ende ging es mir ein wenig zu schnell und schon war das Buch beendet, aber glücklicherweise soll es einen dritten Teil geben, so dass ich mich auf ein Wiedersehen freuen kann!


    4ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

    LG, Dani


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  • Nachdem ich "Die Australierin" von Ulrike Renk regelrecht verschlungen habe, war es natürlich keine Frage, dass ich auch die Fortsetzung "Die australischen Schwestern" unbedingt lesen muss. Aber - soviel vorweg - dieser Roman ist auch ohne Kenntnis des Vorgängers zu lesen, wenn man auch davon ausgehen darf, dass man dann eben hinterher bestimmt "Die Australierin" noch lesen möchte...
    Während "Die Australierin" von Emilia Lessing, einer jungen Frau, die in Hamburg aufgewachsen ist und dann mit ihrem Liebsten Carl Gotthold Lessing die Meere der Welt bereist, um sich dann in Australien niederzulassen, erzählt. "Die australischen Schwestern" widmet sich den Enkelinnen Emilias.
    Nachdem Minnie, Emilias Tochter, die gegen den Willen ihrer Eltern den deutschen Auswanderer Rudolph te Kloot in Sydney geheiratet hat und mit ihm in ärmlichen Verhältnissen gelebt hat, bei einer Geburt gestorben ist, kommen ihre fünf Kinder erst einmal zu den Großeltern. Doch Rudolf, der nicht in der Lage scheint, sich um seine Kinder zu kümmern, bestimmt, dass die älteste Tochter, Carola, zu seiner kinderlosen Schwester Mathilde nach Deutschland geschickt wird. Carola, von allen Tutt genannt, wird von ihrem Großvater auf dessen Dampfschiff nach Hamburg gebracht und schon auf der langen Seereise wird deutlich, dass das achtjährige Mädchen die Welt nicht mehr versteht und ihre große Familie sehr vermissen wird. Sie berichtet in Briefen an ihre australische Familie und schon bald wird deutlich, dass sich ihr Leben deutlich von dem ihrer Geschwister unterscheiden wird. Während die 'Australier' mit weniger zurecht kommen müssen und beispielsweise Kleidungsstücke unter den Kindern weitervererbt werden, lebt Carola in Hamburg und Krefeld mit ihrer Tante und dem 'Onkel Doktor' in sehr betuchten Verhältnissen... Neben dem Blickwinkel und den Erzählungen Carolas, die zunehmend "deutscher" wird, schildern aber auch noch zwei ihrer Schwestern die Geschichte: Mina, die sich noch nicht schlüssig ist, was sie mit ihrem Leben anfangen möchte, geht für eine Zeit in die Blue Mountains zu ihrer Tante Till. Diese lebt zwar etwas abseits, aber in einem für Mina unbekannten Luxus, und führt zudem eine etwas befremdliche Ehe mit Joseph Finney, der ein ziemlich egoistisches und bestimmendes Wesen an den Tag legt. Umso schöner, dass Mina in Wentworth Falls eine alte Bekannte der Familie trifft, der sie nicht nur vertraut, sondern die ihr auch helfen möchte, ihren eigenen Weg zu gehen.
    Die dritte im Bunde der australischen Schwestern ist Elsa, die jüngste Tochter Minnies. Auch sie wächst im Schoße der Lessing'schen Familie in Glebe auf und fühlt sich besonders zu Otto, ihrem Cousin hingezogen. Da freut sie sich natürlich besonders, dass sie einige Jahre später die Gelegenheit bekommt, den Jungen bei einem Besuch ihrer Tante Lilly wiederzusehen. Doch die Freude über die langersehnte Zusammenkunft mit Otto wird von den Eindrücken auf der angelegenen Schaffarm überschattet. Möchte Elsa nicht vielleicht doch ein weitaus moderneres Leben führen?
    Durch die Perspektivwechsel lernt man aber nicht nur die drei Hauptfiguren kennen, sondern natürlich auch die große Familie der Lessings... Die wichtigste Frage ist jedoch: werden die Lessing/te Kloot-Mädchen ihren Weg gehen? Werden sie - wie ihre Großmutter Emilia - ein gutes Leben führen, das zwar von viel Arbeit geprägt ist, aber auch von großem Glück?


    Bemerkenswerterweise erzählt die Autorin Ulrike Renk hier eine im Kern wahre Geschichte. Das, was nicht durch Briefwechsel und Dokumente überliefert und dadurch klar ist, verbindet sie gekonnt mit ihrem Erzähltalent und einer in meinen Augen sehr authentischen Handlung. Dabei bin ich - wie auch schon bei "Die Australiern" besonders beeindruckt von dem Talent, dass Ulrike Renk hier für ihre Protagonisten hat: an keiner Stelle hatte ich den Eindruck, dass es sich nur um ein paar Charaktere handelt, sondern ich hatte stets das Gefühl, dass die Autorin eine enge Bindung zu ihnen hat. Das macht diesen Roman sehr emotional und diese Tatsache hat mich von Anfang bis zum Ende der Lektüre sehr berührt. Auch wenn ich anfangs leichte Probleme hatte, den Überblick über das Personal zu behalten (aber aus diesem Grund gibt es ja einen Stammbaum, den ich häufiger dankbar bemüht habe), so habe ich vor allem die drei Schwestern, die die Geschichte weitestgehend erzählen, sehr schnell ins Herz geschlossen. Aber nicht nur dieses ausgesprochen liebevollen Händchen der Autorin für ihre Figuren ist es, was den Roman so besonders macht, sondern auch die Beschreibungen vom damaligen Leben, das natürlich besonders durch den deutlichen Unterschied zwischen dem deutschen Leben Tutts und dem großen und durchaus auch Zusammenhalt der Familie in Glebe, Australien deutlich wird. Wird es auch für Tutt, die ohne ihre Geschwister und geliebten Großeltern großwerden muss, Liebe und Anerkennung geben? Können die Australier ihren Weg gehen, auch wenn sie nicht die Mittel haben, wie Tutts Zieheltern?
    Und last but not least: ausgesprochen gut hat mit hier gefallen, dass wir mehr von der Kultur und Historie der Aborigines erfahren - aber auch dem Rassismus, der ihnen zu dieser Zeit besonders drastisch entgegen schlägt.
    Kurzum, bei "Die australischen Schwestern" stimmt einfach alles. Der flüssige Erzählstil trägt zusätzlich zur berührenden Geschichte noch dazu bei, dass ich den Roman kaum aus der Hand legen konnte. So ist dieses wunderschöne Buch viel zu schnell gelesen und ich freue mich schon jetzt auf den dritten Teil rund um die Lessings!


    Fazit: Das perfekte Buch für tolle Lesestunden, bei denen man direkt vom heimischen Sofa nach Australien abtauchen kann. Eine glasklare Empfehlung!


    5ratten und ein :tipp:

    Liebe Grüße

    Tabea

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    Interessantes Buch

    Australien 1891. Die drei Mädchen Carola, Mina und Elsa hatten ihre Mutter nach der Geburt ihres jüngsten Bruders verloren und ihre Leben verändert sich dadurch schlagartig. Ihr Vater Rudolph schickt Carola nach Deutschland zu seiner Schwester während Mina und Elsa mit ihnen Brüdern in Australien bei den Großeltern bleiben. Die Lebenswege drei sind sehr unterschiedlich, doch geben sie nicht auf, wenn es um ihre Träume geht. Sie kämpfen dafür.

    Eine sehr schöne Saga um das Leben von drei Schwestern, die auf wahren Begebenheiten beruht.


    Meine Meinung

    Das Buch ließ sich, wie schon der Vorgänger, leicht und flüssig lesen. Ich war schnell in der Geschichte drinnen, konnte mich auch gut in die Protagonisten hineinversetzen. Es begann mit Carolas Reise nach Europa zur Schwester ihres Vaters. Sie das Gefühl nicht von ihm geliebt zu werden. Denn warum sonst sollte er sie so weit weg geben? Die Tante würde sie erst kennen lernen. Zum Glück war auf der Überfahrt Tante Till mit Otto dabei, das machte es einen Tick leichter. Carola tat mir von Herzen leid und ich konnte den Mann, der sich ihren Vater nennt, nicht verstehen. In meinen Augen hat er seine Tochter praktisch an seine Schwester – die keine Kinder bekommen konnte – und ihren Ehemann verkauft. Auch die zurückgebliebenen Schwestern und auch Brüder taten mir leid, denn sie vermissten Carola schrecklich. Von ihrem Vater sahen sie nicht viel. Ich las in dem Buch weiter, wie es Carola bei ihrer Tante erging, wie sie erwachsen wurde. Und genauso konnte ich lesen, wie es allen anderen in Australien erging und wie Min praktisch den gleichen Trick anwandte, wie damals Emma und Carl, um etwas von ihrem Verehrer zu lesen. Es war spannend zu lesen, wie unterschiedlich die drei Schwestern aufwuchsen. Mina und Elsa in Australien ohne viel Personal, mussten viel selbst tun, hatten keine Zofe oder ähnliches. Carola in Hamburg oder Krefeld wuchs in einem reichen Haus auf, sie musste keine Küchenarbeit machen und musste Korsett tragen. Für mich war das Buch spannend, denn es war sehr interessant, packte und fesselte mich. Ich habe es genossen es zu lesen und wurde dabei sehr gut unterhalten. Es macht auch Sinn, den Vorgänger vorher gelesen zu haben, es geht aber auch ohne. Allerdings entgeht einem da eine schöne Portion Lesevergnügen. Von mir eine Weiterempfehlung sowie die volle Bewertungszahl. :tipp:


    5ratten

    Liebe Grüße

    Lerchie

    ____________________________

    nur wer aufgibt, hat schon verloren