Rebecca Gablé - Der Palast der Meere

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    Freibeuter, Diebe und die Waringhams zur Zeit Elisabeth I.


    Lady Eleanor of Waringham lebt schon seit ihrer Kindheit bei Königin Elisabeth I. Sie ist mit ihr aufgewachsen und ihre Freundin geworden. Nun unterstützt sie die Königin, indem sie alles sieht und hört was dieser sonst entgehen würde. Eleanor ist das „Auge der Königin“. Gleichzeitig erlebt der Leser die Seite des Hofes und bekommt hautnah die politischen Einzelheiten der Epoche mit. Aber auch Intrigen gegen die Königin werden aufgedeckt und dann hat El auch noch ihr eigenes Leben, welches sie vom Hof wieder fortführt direkt in die Unterwelt Londons, denn ihr Geliebter ist ein Meisterdieb.


    Der zweite Handlungsstrang entführt den Leser gemeinsam mit Isaac of Waringham quer über die Weltmeere und zurück. Isaac ist der Bruder von El und mindestens genauso verwegen. Er macht als Freibeuter Kariere und sorgt dafür, dass man sich ein bisschen wie in einem Piratenfilm beim Lesen dieses Buches fühlt. Isaac ist verwegen und mutig und dabei stehst darauf bedacht auch den Schwächeren zu helfen. Er selbst gerät von einem Abenteuer ins nächste und zwischendurch auch mal in Schwierigkeiten, aus denen er aber nach Piratenmanier wieder herausfinden kann.


    Die fiktiven Charaktere der Familie Waringham sind hier wunderbar eingearbeitet in historische Fakten und umgeben von historischen Persönlichkeiten. Man könnte direkt vergessen, dass es sich hier um einen Roman handelt und nicht um eine historische Abhandlung. Die Handlung hat die Autorin jedenfalls glaubhaft geschildert. Es macht einfach Spaß mit El und Isaac ins 16. Jahrhundert einzutauchen und ihnen dabei zuzusehen wie sie ihr Leben und ihre Herausforderungen meistern. Das Leben am Hofe von Elisabeth I. wirkt lebendig und echt. Aber genauso wie die Abenteuer der fiktiven Charaktere geschildert werden, werden auch historisch belegte Charaktere mit eingebunden. Da ist zum Beispiel Francis Drake, der ja wohl jedem ein Begriff ist, die Autorin hat hier einmal ein ganz anderes Bild des Freibeuters gezeichnet. Die Wege von ihm und Isaac kreuzen sich immer wieder, ihre Karrieren sind ähnlich gestaltet. Es macht einfach Spaß zusehen wie die Zwei immer mal wieder aufeinandertreffen und Drake dabei nicht immer, als der strahlende Held hervorgeht, wie man ihn sonst aus alten Filmen kennt. Auch die Beziehung zu Mary Stewart, der Königin von Schottland ist wunderbar wiedergegeben. Der Autorin ist es gelungen, ein glaubhaftes Bildnis dieser beiden so wichtigen Frauen dieser Epoche zu gestalten.


    „Der Palast Der Meere“ ist bereits der fünfte Band um die fiktive Familie Waringham, aber man könnte ihn auch problemlos einzeln lesen, da jedes Buch für sich von einer neuen Generation erzählt. Allerdings gibt es immer wieder Querverweise über die Familie oder über andere Protagonisten, die der Familie nahestehen. Es macht also eindeutig mehr Spaß hier zu lesen, wenn man die Vorgänger bereits kennt. Gerade bei „Der Palast der Meere“ handelt es sich um die Kinder von Nick of Waringham aus dem Vorgänger, „Der Dunkle Thron“ und damit schließt diese Geschichte direkt an den Vorgänger an. Dies ist auch gut so, da die politischen Ereignisse so weitererzählt werden. Zwei unterschiedliche Handlungsstränge sorgen zudem für Spannung. Während Eleanor am Hof lebt, fährt Isaac zur See, nur hin und wieder treffen sich die Beiden auf der Burg deren von Waringham. Tauschen ihre Erlebnisse aus und lassen die Leser teilhaben an ihrem Leben. Mir haben beide Handlungsstränge gut gefallen, egal ob mit El am Hof oder mit Isaac zur See, beides war aufregend. Ein bisschen zum Durchatmen dann die Szenen im Kreise der Familie, aber genauso wunderbar zu lesen. Auch wenn es hier eine Vielzahl von Protagonisten gibt und die Handlungsschauplätze immer wieder wechseln hat mir das Lesen hier sehr viel Spaß gemacht und die knapp 1000 Seiten waren mir persönlich viel zu knapp.


    Wie immer ist diese Ausgabe mit allem ausgestattet, was das Leserherz begehrt. So ist am Anfang ein Personenregister vorhanden, welches historische Protagonisten kennzeichnet und von den fiktiven Charakteren trennt. Kleine Zeichnungen sorgen für die richtige Stimmung beim Lesen und ein ausführliches Nachwort am Ende klärt Fiktion und Wahrheit. „Der Palast Der Meere“ ist ein gelungenes Buch, welches alles beinhaltet was ich von einem guten historischen Roman erwarte. Er sorgt für Lesespannung und Lesegenuss und sollte in keinem Bücherregal fehlen.


    5ratten

    Einmal editiert, zuletzt von nirak ()

  • Mit „Der Palast der Meere“ hat die Autorin Rebecca Gablé eine gelungene Fortsetzung der Waringham- Reihe geschrieben. Dieses Buch ist bereits der fünfte Teil, lässt sich jedoch auch gut ohne Vorkenntnisse aus den vorherigen Büchern lesen. Jedoch ist es empfehlenswert, wenn man diese bereits kennt, da so manche Anspielungen auf die bisherigen Familienverhältnisse besser nachvollziehbar sind.


    Inhaltsangabe (Quelle: Klappentext):
    London 1560: Als Spionin der Krone fällt Eleanor of Waringham im Konflikt zwischen der protestantischen Königin Elizabeth I. und der katholischen Schottin Mary Stewart eine gefährliche Aufgabe zu. Ihre Nähe zur Königin schafft Neider, und als Eleanor sich in den geheimnisvollen König der Diebe verliebt, macht sie sich angreifbar. Unterdessen schleicht sich ihr fünfzehnjähriger Bruder Isaac in Plymouth als blinder Passagier auf ein Schiff. Nach seiner Entdeckung wird er als Sklave an spanische Pflanzer auf der Insel Teneriffa verkauft. Erst nach zwei Jahren kommt Isaac wieder frei? unter der Bedingung, dass er in den Dienst des Freibeuters John Hawkins tritt. Zu spät merkt Isaac, dass Hawkins sich als Sklavenhändler betätigt? und dass sein Weg noch lange nicht zurück nach England führt...


    An erster Stelle möchte ich die Gestaltung des Buches loben. Das Cover hat mich sowohl vom Motiv als auch von der Farbgestaltung sofort angesprochen. Außerdem passt es sehr gut zu der jeweiligen Neugestaltung der vorherigen Bücher – ich mag es, wenn anhand der Covergestaltung ein Zusammenhang einer Reihe erkennbar ist. Auch ein hilfreiches Personenregister ist beigefügt, das ich gerne mal zu Rate gezogen habe. Am jeweiligen Kapitelanfang ist eine dazugehörige Szene grafisch dargestellt. Das finde ich ebenfalls sehr ansprechend und man erhält einen kleinen Einblick in die Personen.
    Der Schreibstil von Rebecca Gablé hat mich auch diesmal wieder begeistern können. Als Leser hat man sofort ein Bild vor seinem geistigen Auge und fühlt sich einfach wohl. Ich hatte das Gefühl, alte liebgewonnene Freunde wieder zu besuchen und habe mich daher schon sehr auf Waringham gefreut. Dies hat zur Folge, dass ich sofort mitten in der Geschichte war und keine Probleme hatte, in die Story rein zu finden. Auch die umfangreiche Recherche, welche Gablé geleistet hat, ist sofort erkennbar. So werden liebevolle Anekdoten in die Geschichte eingeflochten und mit den fiktiven Handlungen verwebt. Auch lernt man als Leser noch das ein oder andere Wissenswerte über die damalige Zeit und die historischen Persönlichkeiten, welche diese bevölkert haben. Ein hilfreiches und aufschlussreiches Nachwort ist ebenfalls beigefügt. In diesem wird nochmal darauf eingegangen, was den Fakten und was der Fiktion der Autorin entspringt – oder auch, welche Fakten von ihr in die entsprechende Richtung interpretiert wurden sind. Mir hat dieses Nachwort gut gefallen, es hat das Buch noch zusätzlich abgerundet und noch die ein oder andere Frage geklärt. So habe ich z.B. noch einiges über Mary Stuart oder die damals herrschenden Religionskriege zwischen den Papisten und den Reformierten gelernt.
    Wie bereits erwähnt, ist dies der langersehnte fünfte Teil der historischen Waringham- Reihe. „Der Palast der Meere“ lässt sich jedoch auch ohne Vorkenntnisse aus den bereits erschienenen Büchern lesen. Er ist auch für Quereinsteiger geeignet, da in diesem Band erneut eine folgende Generation thematisiert wird, welche neue Abenteuer erlebt. In diesem historischen Buch wird das 16. Jahrhundert thematisiert, welches auch als das elisabethanische Zeitalter in die Geschichte eingegangen ist. Daher ist es nicht verwunderlich, dass auch in „Der Palast der Meere“ ein Blick über den Tellerrand gewährt wird. Als Leser hat man dass Gefühl, dass diese herrschende Aufbruchsstimmung quasi greifbar ist. Plötzlich ist die bisher bekannte Welt zu klein, man will in fremde Welten segeln und diese erkunden. Der Fortschritt ist bemerkbar. Auch der königliche Hof wirkt viel moderner, wenn man die vorherigen Teile miteinander vergleicht ist ein deutlicher Unterschied erkennbar. Somit ist es nicht verwunderlich, dass Gablé diesmal die Geschichte aus der Sicht von zwei Protagonisten der Familie Waringham erzählt. In den beiden Erzählsträngen schafft es die Autorin gekonnt, die historischen Persönlichkeiten mit den fiktiven Charakteren zu vermengen, eine gemeinsame Perspektive zu verflechten und eine interessante und fesselnde Story zu erzählen. Aber auch die Nebencharaktere konnten mich überzeugen. Auch sie hatten ihre Ecken und Kanten, ihre eigene Persönlichkeit und hatten oftmals entscheidende Rollen. Besonders ist mir Gabriel, der König der Diebe mit seiner Art ans Herz gewachsen. Er ist einfach viel zu charmant, als dass man sich ihm entziehen könnte. Die beiden Protagonisten Eleanor und Isaac erhalten in etwa gleich viel Raum. Zusammen mit Eleanor erlebt man das Leben am königlichen Hof. Sie kennt Elizabeth I schon seit ihrer Kindheit und ist eine ihrer engsten Vertrauten. Eleanor fungiert als das Auge der Königin und in ihrer Position als Spionin erlebt sie so einiges. In ihrer Perspektive erfahren wir einiges über die politischen Gegebenheiten – auch Mary Stuart besuchen wir zusammen mit Eleanor. Auch erleben wir an ihrer Seite Elizabeth hautnah. Auf mich hat sie durchaus real gewirkt und auch schlüssig in sich. Ich hatte ein sehr konkretes Bild vor meinem geistigen Auge und konnte mich gut in ihre Position hineinversetzen. Später liest man auch einiges über die Unterwelt von London, über die Gilde der Diebe. Zusammen mit Isaac bereist man die fremden Welten. Als Heranwachsender hat er sich auf ein Schiff geschlichen, um seinem Schicksal zu entkommen. Er wächst an seinen Aufgaben und wird ein wirklich stattlicher Mann, der immer einen Spruch auf den Lippen hat. Nicht selten hat ihn seine ehrliche Art in gefährliche Situationen gebracht. Auch setzt er sich für die Betrogenen auf See ein, ist strikt gegen den Sklavenhandel und nimmt eine Art „Robin Hood“- Position ein. Durch Isaac lernen wir recht früh den jungen Francis Drake kennen – auch sein späteres Lebenswerk wird mit verfolgt. Nicht selten ist das Schicksal von Drake mit dem von Isaac verbunden. Die Erkundung der fremden Welten hat mir gut gefallen – man erhält u.a. Einblicke von Teneriffa oder Panama, über den Anbau und die Ernte des Zuckerrohrs und bekommt einen kleinen Grundkurs in das Leben als Seemann der damaligen Zeit. Die kurzen Gastspiele, welche in Waringham waren, waren für mich daher ein Ruhepol. Man konnte zwischen den zahlreichen Abenteuern durchatmen und durch den Rosengarten wandern. Diese Auftritte in Waringham waren rar gesät, umso mehr habe ich mich über diese gefreut.
    Mein einziger Kritikpunkt ist eigentlich, dass mir manchmal der direkte Einbezug des Lesers in die geschichtlichen politischen Vorgänge gefehlt hat. In den vorherigen Büchern hatte ich das Gefühl, aktiv am Entscheidungsprozess des politischen Ränkespiels teilzunehmen. Anders war es bei „Der Palast der Meere“ – hier wurden eigentlich nur die herbeigeführten Etappensiege berichtet und über mögliche Folgen diskutiert. Nicht selten wurde über mögliche Hochzeitskandidaten für Elizabeth I debattiert. Dennoch hat mir einfach etwas Hintergrundgeschehen gefehlt.
    Auch waren meine Erwartungen an das Buch andere – aber das möchte ich der Autorin nicht negativ ankreiden. Ich finde es rückblickend doch recht positiv, dass sie sich für diesen Weg der Geschichte entschieden hat. schließlich wollte man in diesem Jahrhundert über den Tellerrand schauen und neue Welten entdecken – schade fand ich es nur, dass Waringham doch recht kurze Gastaftritte hatte.


    Alles in allem ist „Der Palast der Meere“ von Rebecca Gablé ein gut recherchierter historischer Roman, der einen wirklich guten Einblick in das 16. Jahrhundert bietet. Dieses Buch hat es geschafft, mich zu fesseln – ich habe mit den Charakteren mitgefiebert und um diese gebangt. Auf Grund meines einen Kritikpunktes möchte ich 4,5 Sterne geben. Und von mir gibt es noch eine klare Leseempfehlung.


    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Zitat

    Wie bereits erwähnt, ist dies der langersehnte fünfte Teil der historischen Waringham- Reihe. „Der Palast der Meere“ lässt sich jedoch auch ohne Vorkenntnisse aus den bereits erschienenen Büchern lesen. Er ist auch für Quereinsteiger geeignet, da in diesem Band erneut eine folgende Generation thematisiert wird, welche neue Abenteuer erlebt.


    Danke für allem dafür, das wollte ich nämlich fragen :winken:

  • Weil ich das Buch zufällig in die Hand bekam, habe ich es gelesen, ohne den 4. Band der Waringham-Saga zu kennen, und kann bestätigen, dass man das Buch auch wie einen Einzelband lesen kann. Die seltenen Fälle, in denen tatsächlich auf frühere Waringham-Generationen verwiesen wird, sind so formuliert, dass alles vom Text her verständlich ist. Man kann also auch als völliger Neuling in Sachen Waringham seine Freude an diesem fünften Band haben.


    Die Waringham-Geschichte geht weiter; genauso wie die früheren Generationen führt die jetzige ein spannendes Leben, was nicht nur an der bewegten englischen Geschichte liegt, die wie üblich einen wesentlichen Teil der Handlung ausmacht. Dieses Mal dreht sich alles um Königin Elizabeth I. und ihre schottische Kusine Mary Stewart, die Anspruch auf den englischen Thron erhebt, und den Streit zwischen Katholiken und Protestanten. Von den Waringhams spielen mehrere Familienmitglieder wichtige Rollen, vor allem Eleanor als "Auge der Königin" und Isaac, dessen Idee, sich als blinder Passagier auf einem auslaufenden Segelschiff zu verstecken, sein ganzes Leben beeinflusst. Diese Passagen gefielen mir besonders gut, weil sie die Handlung immer wieder auf spannende Weise vom englischen Hof wegführen und so für Abwechslung sorgen. Wenn mich nicht alles täuscht, ist es das erste Mal, dass die Schauplätze vom englischen Kontinent "ausgelagert" werden. Aber keine Angst, es bleiben noch genügend Gelegenheiten, das englische Flair zu genießen.


    Zur Handlung muss ich nichts mehr erzählen, das wurde oben schon ausfühlich gemacht. Die Charaktere werden schön ausgefeilt dargestellt. Über die Jahre hinweg entwickeln sie sich gut nachvollziehbar. Auffallend ist, dass die wichtigsten Personen, egal ob weiblich oder männlich, neben ihrer geschlechtertypischen sanften oder rauhen Art auch gegensätzliche Seiten zeigen. Isaac war manchmal etwas zu unbekümmert und Eleanor erschien mir hin und wieder als zu tough. Mit ihren beiden Bodyguards und ihrem Netzwerk zu allen wesentlichen Personen war sie einen Tick zu modern. Die guten Beziehungen, Aussagen und Aktionen werden aber plausibel erklärt und sind deshalb akzeptabel.


    Der Umfang des Buches mit über 900 Seiten ist wieder beachtlich. Die unterschiedlichen Schauplätze von der Diebesbehausung bis zum englischen Thron mit dem entsprechenden Personal lassen jedoch keine Langeweile aufkommen. Rebecca Gablé nimmt sich Zeit, die Charaktere und Begebenheiten zu entwickeln. Fiktive und reale Persönlichkeiten bilden eine homogene Gemeinschaft. Auch für Nebenschauplätze oder -personen ist Platz, wodurch ein stimmiges Gesamtbild entsteht. So macht Geschichte Spaß!


    Auch nach dem 5. Band wird die Waringham-Saga nicht langweilig.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Meine Meinung:
    Für mich gehören die Wahringhams irgendwie ins englische Mittelalter mit all den politischen Entwicklungen die diese Zeit mit sich brachte. Deshalb war ich schon beim dunklen Thron etwas skeptisch. "Der Palast der Meere" konnte mich dann aber aus anderen Gründen nicht so richtig packen. Ich vermute das es für mich daran lag, das für mich ein Wahringham an den Hof gehört. Isaac gondelt aber lieber in der Weltgeschichte herum und interessierte mich daher nur mäßig. Auch wenn Gablé interessante historische Zusammenhänge aufgreift und vor allem Sir Francis Drake in einem anderen Licht erscheinen lässt - ich selbst mag einfach wenn die Wahringhams sich in die Politik einmischen. Sicher der Grund weshalb ich mit Eleanors Erzählstrang sehr viel mehr anfangen konnte. Auch wenn diese manchmal sehr modern wirkte und mir ihre familiäre Situation etwas zu dick aufgetragen war. Sie lag mir als Figur mehr. Der Vorteil war, das Isaac und sie beide recht ausgewogen im Mittelpunkt des Geschehens standen. Ich gebe aber zu das mir längere Kapitel ohne Sie nicht ganz so gefallen haben. Ich wurde mit ihrem Bruder einfach nicht warm. Elizabeth I. und ihre Hofdamen waren einfach viel spannender. Außerdem hatte ich immer wieder das Gefühl das die Autorin auch selbst nicht immer so große Lust auf ihr Thema hatte. Manches war sehr nach Wahringham Schema F abgekanzelt, obwohl sie andererseits neue Wege gegangen ist um auch der Zeit, in der der Roman spielt Tribut zu zollen. Mich hat das einfach nicht richtig überzeugt. Trotzdem würde ich vermutlich einen weiteren Roman der Reihe lesen. Zumindest die Zeit nach Elizabeth Tod wäre schon spannend. ;)


    3ratten

  • Rebecca Gablé


    Der Palast der Meere


    Waringham 5. Teil


    Isaac ist kein typischer Waringham, denn er will auf keinen Fall auf Waringham rumhocken und den Titel erben, sondern er will die Welt sehen, vorzugsweise die Neue Welt. Deshalb schmuggelt er sich als blinder Passagier auf ein Schiff. Und somit sind die Weichen für sein Leben als Seemann, Pirat und später auch Kapitän gestellt.


    Isaacs Schwester Elinor war die Milchschwester von Königin Elizabeth. Als Mädchen waren sie beste Freundinnen, und als Erwachsene ist Elinor Elizabeths Vertraute und Spionin. Diese Stellung ermöglicht Elinor ein für Frauen dieser Zeit sehr ungewöhnliches Leben.


    Diesen Teil habe ich als ungekürztes Hörbuch konsumiert. Leider muss ich sagen, dass es mir mit über 30 Stunden zum Schluss doch recht lang geworden ist. Explizit kritisieren möchte ich auch das erotische Fesselspielchen, was mir so gar nicht in die Geschichte zu passen schien. Im Ganzen reicht es nur für


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Für mich ist die Luft raus aus der Saga. Irgendwie hatte ich das Gefühl alles bereits anderweitig schon gelesen zu haben. Wieder einmal rebelliert ein Waringham-Spross gegen das vorgezeichnete Schicksal und läuft davon. Wieder einmal verhält sich eine Waringham-Tochter nicht standesgemäß und agiert wie eine Frau aus dem 21sten Jahrhundert statt wie eine Frau ihrer Zeit. Das gab es doch alles schon an anderer Stelle. Auch wenn sich der Roman trotz seines Umfangs sehr schnell wegliest, blieb bei mir das unbefriedigende Gefühl zurück, faden, aufgewärmten Brei vorgesetzt bekommen zu haben. Ob ich noch einmal einen Besuch bei den Waringhams machen würde, wenn ein weiterer Band herauskäme, kann ich nicht mit Sicherheit behaupten. Denn es geht mir wie Holden: die Waringhams gehören für mich ins Mittelalter.

  • Nun habe ich das Buch vor Monaten gelesen und schon ist so viel aus meiner Erinnerung verschwunden.
    Im Grunde habe ich von Beginn an befürchtet, dass mir das Buch nicht allzu gut gefallen wird, weil gerade die Zeit um Elisabeth I. und ihre problematische Beziehung zu Maria Stuart es mir angetan haben und die Erwartungen schwerlich erfüllt werden können. Von daher bin ich wirklich froh, dass Rebecca Gablé sich auch hier nah an historische Tatsachen gehalten hat.


    Zusätzlich ist aber leider Wasser in Büchern nicht ganz mein Ding. Mir geht es da ähnlich wie Holden: Die Episoden mit Isaac empfand ich als teils langatmig und weniger spannend. Immer wieder habe ich darauf gewartet, dass es wieder nach England ging. Eleanor ist dagegen ein Charakter ganz nach meinem Geschmack – sie hat Temperament, eine eigene Meinung, ist furchtlos und hat ein großes Herz.


    Trotzdem hätte ich mir insgesamt mehr Spannung, mehr Leben und Treiben der verschiedenen Stände gewünscht – gerade da hier nicht wieder Episoden von Kriegshandlungen in Frankreich den Platz brauchten. Die Personen haben es mir nicht so angetan wie sonst, teilweise verlief die Handlung langatmig und ich erinnere mich an viel weniger als noch bei den Vorgängern.


    Von den fünf Bänden hat mir dies am wenigsten gefallen - Waringham fehlte mir einfach zu sehr.
    Trotzdem lässt einen die Schreibweise wieder so problemlos in die Zeit eintauchen und man merkt nicht wie die Zeit verfliegt. Dennoch ein würdiger Abschluss der Reihe!


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Es geschah kurz nach Anbruch des neuen Jahres, zu einem Zeitpunkt,

    als die violetten und gelben Blüten der Mimosenbäume rings um die Ambulanz

    aufgesprungen waren und ganz Missing in Vanilleduft gehüllt war.


    Abraham Verghese – Rückkehr nach Missing

  • Der letzte Teil der Waringham-Saga ist der Grund, warum ich überhaupt keine Lust auf Gablés neuesten Roman habe.

  • Ich kann mich auch an vieles nicht mehr erinnern, aber trotzdem hat mir der 5. Band gut gefallen. Ist es nur die Verlagerung des Schauplatzes mit der Hauptperson aus England heraus, die euch nicht gefallen hat? Bei mir setzt normalerweise bei allen Reihen irgendwann ein Gefühl der Langeweile ein, die mir die nächsten Bände vermiest, weil sie oft nur ein Aufguss der früheren Bücher sind, aber das Setting auf ferne Inseln und vor allem die Fahrt dorthin haben meinen Geschmack genau getroffen. Ansonsten empfand ich das Buch in Bezug auf die Charakterisierung der Personen als ein echtes Gablé. Es war ein bisschen weniger König und Adel dabei, aber das war mir in den früheren Büchern ohnehin zu ausführlich.

  • Doris
    Bei mir ist es auch so, das die Wahringhams langsam halt auch irgendwie Klischee werden... Für mich gehören sie einerseits ins Mittelalter, andererseits finde ich aber auch, das die Autorin sich eben inzwischen mehr wiederholt in ihren Figuren und nur das Setting ein anderes ist. Das ist ja, was die Fans (und ich ja auch bis zu einem gewissen Punkt) wollen und mögen. Mir ist das aber zu wenig, da fehlt mir das wirklich Neue.

  • Dass die Handlung teilweise auf ein Schiff und ferne Insel verlegt wurde, hat mich überhaupt nicht gestört, ganz im Gegenteil. Was mir sauer aufstieß, war, dass dieser Band wieder ein Aufguss von bereits bekannten Themen war: Der Waringham-Sproß, der wegläuft und die Waringham-Tochter, die ein skandalöses Leben führt und wie eine Frau aus dem 21sten Jahrhundert agiert.

  • Es wird nicht einfach sein, nach all den Abenteuern um die Waringhams immer wieder etwas zu schreiben, das die Fangemeinde wie beim ersten Mal begeistert. Die Möglichkeiten werden weniger oder die Autorin läuft Gefahr, sich zu wiederholen. Den vierten Band der Reihe hatte ich schon ausgelassen, weil mir das endlose Königgedöns zu viel war, und den fünften hätte ich ohne die Schiffsreise und den Aufenthalt auf den Inseln nicht gelesen. Langsam bin ich der Waringhams müde und ich glaube, trotz der schönen Geschichte endet die Reihe für mich hier.

  • Interessant, dass hier viele kritisieren, dass das Buch zu typisch Gablé ist, denn das war der Grund, warum ich ihr eigentlich schon - fast - nach dem vorigen Waringham-Band abgeschworen hatte. Da sieht man wieder mal, wie unterschiedlich wir Bücher lesen, denn ich mochte das Buch, gerade weil ich es als eine willkommene Abwechslung von Schema Gablé betrachtet habe! Ja klar, wir haben wieder ein Mitglied des Hauses Waringham, das treu dem nicht immer einfachen Monarchen dient. Aber für mich hat sich diese Dynamik diesmal anders angefühlt, weil es nun erstmals zwei Frauen waren, Eleanor und Elizabeth I, und sie einander enger verbunden schienen, als jede andere Waringham-Paarung davor. (OK, vielleicht mit Ausnahme von Gründervater Robin und John of Gaunt.) Und in einem England mit einer mächtigen Frau auf dem Thron, die ihre Waringham eben wie eine Schwester liebt, war die mit allen Freiheiten lebende Eleanor für mich leichter zu schlucken als manche ihrer Ur...großmütter und vor allem -tanten.


    Und, ja, auch hier hatten wir sie wieder, die unmöglichen Lieben, aber diese Knoten haben sich so einfach aufgelöst, dass man sie kaum wahrgenommen hat.


    Isaac, ja, mit dem wurde ich auch nicht wirklich warm. Es ist interessant, ich mag Seefahrtsgeschichten eigentlich, aber hier habe ich mich immer gefreut, wenn wir wieder zu Eleanor und an den Hof zurückgekehrt sind, denn den Teil fand ich weitaus interessanter. Ich finde, Gablé ist es hier auch sehr schön gelungen, die Geschehnisse glaubwürdig zu schildern, bis hin zum Schicksal von Mary Stuart.
    Gut, verzichten hätte ich auf die Traumsequenz können, in der Eleanor Mary's Vergewaltigung durch Bothwell miterlebt. Es wird zwar ständig erwähnt, dass manche Waringhams einen Hang zum zweiten Gesicht haben, aber da das weder davor noch danach bei Eleanor aufgetreten ist, kam es etwas unglaubwürdig herüber und gab bei der Charakterisierung Marys noch weniger Sinn. Ich weiß, dass man auch bei der historischen Mary nicht weiß, ob ihr Bothwell das angetan hat und dass sie ihn trotzdem geheiratet hat. Aber genau das ist ja der Sinn eines historischen Romans, die Person zum Leben zu erwecken und uns zumindest zu ermöglichen, sie zu verstehen. Also, wenn sie das schon einbauen musste, hätte ich mir eine Szene gewünscht, in der Mary erklärt, warum sie sich dazu gezwungen gesehen hat.
    Bei Elizabeth hat das für mich gut funktioniert, dass man verstanden hat, warum sie ihren geliebten Dudley nie geheiratet hat.


    Wenn wir schon beim Meckern sind, vielleicht waren Spitznamen in der Zeit schon üblich, aber "El" ist mir gewaltig auf die Nerven gegangen. Also, nicht die Figur, die mochte ich, sondern dass man sie so genannt hat.


    Genug gemeckert. Was mir auch gefallen hat war die erweiterte Waringham-Familie, Francis und Lappidot, dessen Großvater sich offenbar doch nicht durchsetzen konnte bei der Namensgebung. (Das Ende ist so ziemlich das einzige, woran ich noch erinnern kann aus dem Vorgängerbuch über Nick und Mary Tudor.) Und dass so nach und nach alle ehemaligen Gablé-Familien erwähnt wurden, Durham natürlich, of Helmsby, all die Familien im Dunstkreis von Waringham und sogar die Mortimers, die offenbar immer noch Dichter hervorbringen.


    Ich bin nun wieder versöhnt mit Gablé und schließe es nicht aus, doch noch irgendwann ihre Ottonen-Reihe zu beginnen.

  • London 1560. Der fünfzehnjährige Isaac lebt bei seinem Onkel Philipp Durham. Als es Probleme in seiner Heimat gibt, bittet ihn sein Halbbruder Francis nach Hause nach Waringham zu kommen. Aber Isaac haut ab und schleicht sich in Plymouth als blinder Passagier auf das Schiff des Freibeuters John Hawkins. Als er entdeckt wird, wird er als Sklave an spanische Pflanzer auf Teneriffa verkauft. Erst nach zwei Jahren kommt Isaac wieder frei, unter der Bedingung, dass in den Dienst von John Hawkins tritt, der im Auftrag der Königin in die Neue Welt segelt.

    Währenddessen lebt seine Halbschwester Eleanor am Hof von Königin Elizabeth. Man nennt sie auch "das Auge der Königin", denn sie und Elizabeth wuchsen zusammen auf und kaum jemandem vertraut die Königin mehr. Allerdings fällt Eleanor als Spionin auch eine gefährlich Aufgabe zu, denn der Konflikt zwischen der protestantischen Elizabeth I. und der katholischen Königin von Schottland, Mary Stewart, spitzt sich immer mehr zu. Und dann verliebt sie sich in den geheimnisvollen König der Diebe und macht sich damit angreifbar, denn nicht alle gönnen ihr die Nähe zur Königin.

    Fast 30 Jahre begleiten wir dieses Mal die nächste Generation der Waringham-Familie. In erster Linie geht es um Eleanor und Isaac, aber auch deren Geschwister Francis und Isabella. Ich musste erst noch mal überlegen, aber dann fiel mir ein, dass sie die Kinder von Nicholas of Waringham sind. Eleanor und Francis hat er nie offiziell anerkannt, sie haben den Makel des "Bastards", während Isaac und Isabella die Kinder der zweiten Frau waren. Das alleine bietet schon Konfliktpotenzial, denn Eleanor hat keine guten Erinnerungen an ihren Vater, der ihrer Meinung nach die Mitschuld daran trägt, dass damals Mary Tudor, die Tochter von Henry VIII, Königin von England wurde und so ihren religiösen Wahn ausleben konnte und unzählige Menschen protestantischen Glaubens hinrichten ließ.

    Wie immer gelingt es Rebecca Gablé historische Fakten und Fiktion wunderbar miteinander zu verweben. Die komplette Handlung wird dadurch so authentisch, dass man glauben kann, dass sich alles genau so abgespielt hat und ein Isaac of Waringham zusammen mit den berüchtigten Freibeutern John Hawkins und Francis Drake gegen die Spanische Armada gekämpft hat.

    Der Schreibstil ist gewohnt flüssig und lebendig, es gibt spannende, lustige und emotionale Momente. Und wie immer sind die Charaktere vielschichtig und nicht einfach nur gut oder nur böse.

    Es wird klar, dass Elizabeth für die damaligen Verhältnisse eine starke Frau war, die niemals heiraten wollte, weil sie dann ihre Macht an einen König oder Prinzgemahl verloren hätte. Ob ein anderer Grund tatsächlich der ist, dass sie als Kind mitbekommen hat, wie ihr Vater Henry VIII. ihre Mutter, also seine Frau, Anne Boleyn hinrichten lassen hat und Elizabeth deshalb schwor, dass sie niemals heiraten werde....wer weiß?

    Im Nachwort schreibt die Autorin, dass ihrer Meinung nach viel dafür spricht, dass Elizabeth und Robin Dudley sich zwar liebten, aber kein Verhältnis hatten. Ein großes Opfer, denn mit ihrem Verzicht stellte sie das Wohl ihres Volkes über ihr eigenes.

    Abwechselnd begleiten wir Isaac auf See nach Afrika oder in die Neue Welt und Eleanor auf ihren Missionen für die Königin. So lernen wir auch die schottische Königin Mary Stewart kennen, ebenfalls eine faszinierende Persönlichkeit. Allerdings scheint es, dass ihr die Männer zum Verhängnis wurden. Wäre sie ein bisschen mehr wie ihre englische Cousine gewesen, wer weiß, vielleicht wäre für sie alles anders gekommen.

    Über den Zeitraum der Jahre lernen wir dann auch schon die nächste Generation der Waringham kennen. Auf der Burg gibt es mittlerweile eine Schule und das Gestüt ist im ganzen Land berühmt und die Pferde für die gute Zucht bekannt. Wieder darüber zu lesen, war fast wie nach Hause zu kommen.

    5ratten

    Ich kaufe keine Bücher. Ich adoptiere sie. :hexe:

  • Eleanor of Waringham ist die engste Vertraute der jungen Königin Elizabeth I., man nennt die Hofdame gar "das Auge der Königin", weil sie quer durch alle Schichten und Gruppen bestens vernetzt ist und am Hof und auch darüber hinaus wenig ihrer Aufmerksamkeit entgeht. Genau das, was Elizabeth sehr gut brauchen kann, sind ihre Untertanen doch immer noch gespalten in ihre eigenen Anhänger und diejenigen, die in ihre die Usurpatorin und in Mary Stuart die wahre Thronerbin sehen. Im Gegenzug ist Elizabeth auch eine der ganz wenigen Menschen, die von Eleanors heimlicher Liebe zu einem ganz und gar nicht standesgemäßen Mann wissen. Gemeinsam gehen die beiden Frauen durch persönliche Höhen und Tiefen, aber auch durch politische Verwerfungen und Skandale wie den rätselhaften Tod von Amy Dudley, der Frau von Elizabeths mutmaßlichem Geliebten.


    Eleanors Halbbruder Isaac nutzt als Halbwüchsiger die erstbeste Gelegenheit, um sich heimlich an Bord eines Schiffes zu schleichen. Er will aufregende, gefährliche Abenteuer erleben und die Welt sehen und ist gottlob einer der wenigen Waringhams, der nicht seekrank wird. Sein Versteck im Laderaum wird natürlich bald entdeckt, doch er hat Glück und darf an Bord bleiben. Entsetzt ist er allerdings, als er erstmals mit einem der damals wichtigsten Handelszweige in Berührung kommt, dem Geschäft mit afrikanischen Sklaven. Wie unmenschlich sie auf den langen Überfahrten behandelt werden, widerstrebt ihm zutiefst, im Gegensatz zu Francis Drake und anderen berühmten Kapitänen dieser Zeit, und bald findet er sich selbst in einer ausweglos scheinenden Situation wieder - mehr Abenteuer und Gefahr, als ihm lieb sein kann.


    Das Buch knüpft eng an den Vorgängerband an, wobei ich davon nach sehr langer Zeit nicht mehr allzu viel in Erinnerung hatte. Die wichtigsten Zusammenhänge werden aber nebenbei erläutert, so dass man die Vorgeschichte gar nicht zwingend kennen muss.


    Der Hof von Elizabeth I., die Segelschiffe, die den Atlantik kreuzen, exotische Inselchen und die Neue Welt, aber auch die Unterwelt von London bilden eine farbenprächtige Kulisse für die Handlung. Gut Waringham, wo Francis, der älteste Bruder der beiden Hauptdarsteller, nach guter alter Tradition Pferde züchtet und in der Nähe ein Internat betreibt, spielt diesmal nur eine Nebenrolle, hat aber auch ein paar schöne Auftritte. Das passt auch ganz gut zu dieser Zeit, in der vieles im Umbruch und im Aufbruch ist.


    Eleanor und Isaac sind sehr unterschiedliche Charaktere (die einander auch nicht so besonders mögen), und ihre Lebenswelten bilden einen interessanten Kontrast zueinander und sorgen für ordentlich Abwechslung beim Lesen. Politik und Ränkespiele am königlichen Hof sind genauso spannend erzählt wie die Widrigkeiten und Überraschungen des Seefahrerlebens. Für den Umgang mit dem heiklen Thema Sklaverei hat Gablé m. E. einen guten Weg gefunden, der die Ansichten der Gegner nicht zu modern wirken lässt und es dennoch vermeidet, den Sklavenhandel auch nur ansatzweise zu entschuldigen.


    Ein wenig schade fand ich, dass der letzte Zeitabschnitt, der unter anderem den Kampf der englischen Flotte gegen die spanische Armada thematisiert, im Vergleich zum Rest ein bisschen schnell abgehandelt wurde, und hier und da war mir doch zu viel des Zufalls im Spiel.


    Aber das sind nur kleine Kritikpunkte an einem insgesamt sehr süffig erzählten, unterhaltsamen und historisch fundierten Roman, der überdies in der Hardcover-Ausgabe auch noch schön ausgestattet ist mit hübschen farbigen Landkarten und von einem informativen Nachwort der Autorin abgerundet wird.


    4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Wenn ich mir Eure gesammelten Meinungen so durchlese, war es offenbar gut, dass ich zwischen dem letzten und diesem Waringham-Buch einige Zeit habe verstreichen lassen, so sind mir die Parallelen zu anderen Gablé-Büchern nicht ganz so sehr ins Auge gestochen.

    Gut, verzichten hätte ich auf die Traumsequenz können, in der Eleanor Mary's Vergewaltigung durch Bothwell miterlebt. Es wird zwar ständig erwähnt, dass manche Waringhams einen Hang zum zweiten Gesicht haben, aber da das weder davor noch danach bei Eleanor aufgetreten ist, kam es etwas unglaubwürdig herüber und gab bei der Charakterisierung Marys noch weniger Sinn.

    Das fand ich auch überflüssig, zumal es eben vorher wie nachher keinerlei Rolle mehr gespielt hat, dass Eleanor irgendwelche visionären Fähigkeiten haben sollte.

    Wenn wir schon beim Meckern sind, vielleicht waren Spitznamen in der Zeit schon üblich, aber "El" ist mir gewaltig auf die Nerven gegangen.

    Das fand ich tatsächlich auch unpassend und eher ins 20. als ins 16. Jahrhundert gehörig. Ellie hätte ich mir vielleicht noch angehen lassen.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Mir geht es so ähnlich wie dir, Valentine. Ich hatte lange Pause mit Gablé und so auch die Handlung von "Der dunkle Thron" völlig vergessen. Jetzt hat mir dieser Band, der uns in die Welt hinausführt und in die Gründungsphase der englischen Seemacht wirklich gut gefallen. Er ist wie immer gut geschrieben und mir gefällt es, wenn es nicht nur um Hofintrigen geht. Hier wird der berüchtigte Dreieckshandel zwischen Europa, Afrika und der Karibik ausführlich thematisiert, man erfährt auch sonst viel Nautisches. Die politischen Konflikte der Zeit nehmen auch wieder guten Raum ein, ohne dass man sich irgendwo weniger unterhalten fühlt.
    Natürlich ist diese König der Diebe - Geschichte und die Verwicklung von Eleanor darin sehr an den Haaren herbeigezogen wie überhaupt und oben schon mehrfach kritisiert Eleanors Handlungsmöglichkeiten kaum historisch möglich gewesen wären.
    Aber insgesamt ist es ein wirklich süffig zu lesender historischer Roman, der einen lange nicht so nervt wie viele andere Werke dieses Genres, weil er mit solidem Wissen und historischem Überblick für wichtige historische Weichenstellungen geschrieben worden ist. Für mich ein guter Waringham-Roman!