Zen Cho - Sorcerer to the Crown / Die Magier seiner Majestät

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 2.708 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von HoldenCaulfield.

  • Hallo ihr Lieben,


    endlich bin ich auch wieder bei einer Monatsrunde dabei und zum Glück hatte ich bei der Buchwahl ein gutes Händchen.


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    Inhalt:
    Zacharias Wythe ist der erste afrikanische Königliche Zauberer Englands. Und das ist das kleinste seiner Probleme. Nicht nur muss er sich den widersprüchlichen Forderungen der Königlichen Gesellschaft Unnatürlicher Philosophen stellen (worunter ihm nicht alle Mitglieder wohlgesinnt sind), sondern er muss sich auch um das Problem kümmern, dass der Feen-Königshof sich weigert, Großbritannien magische Ressourcen zur Verfügung zu stellen, die es so dringend braucht. Und jetzt will die Regierung auch noch Magie im Krieg gegen Frankreich einsetzen...
    Zudem gehen immer noch Gerüchte um, dass Zacharias seinen Vorgänger und Ziehvater, Sir Stephen Wythe, ermordet hat. All das wäre leichter, wenn Sir Stephens Geist aufhören würde Zacharias überall hin zu folgen. Als wäre das wahrhaftig nicht genug, sieht Zacharias sich vor einer weiteren Herausforderung: ein weibliches magisches Genie!
    Die ambitionierte Waise Prunella Gentleman hofft verzweifelt darauf, die Schule, in der sie ihr ganzes Leben verbracht hat, zu verlassen - ein Besuch beim Königlichen Zauberer scheint da genau die richtige Möglichkeit. Denn Prunella hat soeben die größte magische Entdeckung seit Jahrhunderten gemacht. Und sie hat vor, das beste daraus zu machen.


    Erste Eindrücke:
    Ich hatte schon mal eine kleine Geschichte von Zen Cho gelesen, die mich eher durch ihren charmanten Schreibstil als durch die Handlung begeistern konnte. Mit diesem ersten richtigen Roman scheint Frau Cho aber ihren Weg gefunden zu haben. Der Stil ist teils witzig, teils geradeaus, aber immer charmant und so überaus englisch, dass man sofort an Jane Austen denken muss.
    Zacharias Wythe hat wirklich allerlei Sorgen, und noch nicht alle davon sind mir klar. Aber gerade dieses langsame Entdecken macht Spaß. Dass er vom Geist seines Ziehvaters begleitet wird, ist eigentlich schon genug, aber er scheint auch einen Pakt mit den Feen geschlossen zu haben... sehr mysteriös und sehr spannend!


    Prunella Gentleman (was für ein Name, oder? :breitgrins:) ist einfach traumhaft! Die junge Zauberin indischer Abstammung hat genauso mit herablassenden Adeligen zu kämpfen wie Zacharias, aber Prunella lässt sich nicht unterkriegen. Sie hat eine wunderbar praktische Art. Wenn sie ans Heiraten denkt, dann nur weil es sinnvoll ist und ihr das Leben erleichtert. Auf dieselbe Art trifft sie die Entscheidung, Magie zu lernen. In ihrer Schule - und allen Schulen für magische Mädchen - wird nämlich nicht die Verwendung von Magie unterrichtet, sondern deren Unterdrückung! :entsetzt: Die Begründung ist so bescheuert wie glaubhaft für die Zeit, in der die Geschichte spielt. Der weibliche Körper und Geist kann solchen Mächten einfach nicht standhalten. Dasselbe wurde übrigens über Zacharias gesagt (der ist ja auch nicht "wirklich englisch", sondern Afrikaner), der es schlussendlich aber zum höchsten magischen Amt Englands geschafft hat.


    Man sieht also, das Buch bietet schon jetzt einige Schichten, die es zu entdecken gibt. Prunellas Geheimnis interessiert mich fast am meisten. Und ich hoffe, dass ich ein paar Feen treffen darf und noch mehr praktische Magie sehe. Bisher liest es sich wie eine leichtere, lustigere Version von Jonathan Strange und Mr. Norrell. :zwinker:

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog


  • Bisher liest es sich wie eine leichtere, lustigere Version von Jonathan Strange und Mr. Norrell. :zwinker:


    Das klingt in der Tat verlockend!

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Prunella ist wirklich herrlich.
    Sie weiß ganz genau, dass sie als Frau nicht weit kommt, solange sie keinen (vorzugsweise reichen) Ehemann ergattert. Also plant sie, Männer in sich verliebt zu machen - aber ganz und gar nicht böswillig. Sie weiß einfach, was Sache ist und versucht das Beste aus ihrem Leben zu machen. Heiraten, also praktisch in Sicherheit leben, dass sie nicht obdachlos oder hungernd sterben muss, und dann kann sie sich ihrer Bildung widmen. :breitgrins:


    Zacharias ist ebenso schockiert über sie wie entzückt. Zwischen den zweien bahnt sich bestimmt noch eine Romanze an, wobei sie bisher beide sehr zurückhaltend und höflich sind. Wie es sich halt gehört. Aber es knistert! Sprachlich ist das Buch weiterhin absolut charmant. Wie Jane Austen mit ein bisschen mehr Pragmatismus und Magie.

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Mein zweites Monatsrundenbuch wird wohl nichts mehr werden (zumindest nicht im Oktober), aber mit Sorcerer to the Crown hab ich, passend zum Thema, einen Goldgriff gemacht.


    Meine abschließende Meinung:
    Zacharias Wythe, als Sklaven-Kind von einem englischen Gentleman gekauft und aufgewachsen wie dessen leiblicher Sohn, leidet nicht nur aus einem Grund unter dem Tod seines Ziehvaters Stephen Wythe. Denn abgesehen von seinem Vermögen hinterließ Sir Stephen dem jungen Zacharias auch den Stab des Königlichen Zauberers. Zacharias musst schon kämpfen um mit seiner dunklen Haut überhaupt als Magier anerkannt zu werden - dass er nun der Vorsitzende aller Magier in England ist, nehmen ihm so manche Adelige übel. Zacharias schlägt sich also mit Intrigen, der immer schwindenderen Menge an Magie, dem Geist seines Ziehvaters und mit einem mysteriösen Fluch herum. Er hat wirklich beide Hände voll zu tun. Und dann kommt Prunella.


    Prunella Gentleman, ein halb-indisches Mädchen (bzw. junge Frau - zu der Zeit auf jeden Fall schon im heiratsfähigen Alter :breitgrins:), findet ihre Schule für magische Mädchen unsinnig. Denn Frauen ist es untersagt, Magie zu benutzen. Wenn nun in gutem Hause eine Tochter plötzlich die Gabe der Magie zeigt, wird sie prompt in ein Internat geschickt, wo sie lernen darf, wie sie ihr Talent unterdrücken kann. Dass mir das als moderne Leserin sofort widerstrebt hat, ist nur verständlich. Das frühe 19. Jahrhundert ist aber nicht einer Meinung mit mir. Aber Prunella ist es!
    Prunella Gentleman ist einfach der Hammer. Wer gerne Jane Austen liest und Heldinnen wie Lizzie Bennet oder Emma mag, der wird genauso entsetzt sein wie ich. Darüber, wie Prunella die gesamte Gesellschaft durchschaut und versucht das beste für sich daraus zu machen.
    Sie weiß, dass sie selbst nur dann ein Einkommen haben kann, wenn sie als Gouvernante oder Dienerin arbeitet. Aber Prunella will die Magie lernen. Sie braucht also eine Geldquelle fürs Überleben. Dass ein reicher Ehemann da die erste Wahl ist, mag für viele Frauen klar sein, aber Prunella ist einfach so wunderbar ehrlich. Sie hält nichts vom Verliebtsein, sie weiß wie das Leben spielt und wie unsicher ihr Platz in der Welt ist. Ein kleiner Schicksalsschlag und sie könnte krank auf der Straße leben...


    Zacharias mag zwar offiziell der Protagonist sein, aber Prunella stiehlt ihm auf jeder Seite die Show.
    Das Buch mag ein wenig Zeit brauchen um in Fahrt zu kommen, aber wenn man erst verstanden hat, wie dieses parallele England funktioniert, steht dem Vergnügen nichts mehr im Weg. Zen Cho trifft die Sprache ganz wunderbar und ich habe mich wirklich in eine Austen-artige Welt versetzt gefühlt. Die Dialoge sind herrlich, die Nebencharaktere gerade detailliert genug beschrieben um sie vor Augen zu sehen, aber nicht so genau, dass sie von der Handlung ablenken.


    Das Ende war zwar ein wenig vorhersehbar, aber der Weg dorthin hat mich einige Male positiv überrascht. Es wird geflogen, es wird gekämpft, böse Flüche müssen gebrochen werden und Prunella und Zacharias haben, so nebenbei, jeden Tag mit den vielen Vorurteilen anderer Menschen zu kämpfen. Ein wirklich tolles Roman-Debüt (Zen Cho hat davor schon einige Kurzgeschichten veröffentlicht). Es mag der erste Teil einer Serie sein, aber man kann es sorglos als Einzelband lesen. Die Geschichte ist in sich abgeschlossen, aber ich werde mir sicher auch die Folgebände besorgen wenn sie erscheinen. Von Prunella kann man einfach nicht genug bekommen.


    4ratten


    Liebe Grüße,
    Wendy

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Zen Cho - Sorcerer to the Crown

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    Inhalt
    Mit der Royal Society of Unnatural Philosophers steht es schlecht: Nicht nur, dass Englands Magie immer weiter abnimmt, jetzt hat auch noch ein schwarzer ehemaliger Sklave ohne Familiar die Position des Sorcerer Royal inne. Wohin soll das noch führen? Womöglich will er auch noch Frauen erlauben, Magie zu praktizieren...
    Zacharias Wythe hätte als erster farbiger Sorcerer Royal vermutlich ohnehin schon genug mit den Anfeindungen der anderen zu tun, auch ohne dass sich die Magie Englands in der Krise befände. Doch so kann er Prunella Gentleman, eine Waise, die großes Talent zeigt, etwas von unglaublichen Wert besitzt, aber eigentlich kein allzu großes Interesse an der Magie hat, erst recht nicht brauchen... Zumal sie sehr energisch und entschlossen ist und genau weiß, was sie will - nämlich einen Mann mit Vermögen und Ansehen...


    Handlung und Charaktere
    Wir haben im Wesentlichen die beiden Haupthandlungsstränge Zacharias als Socerer Royal auf der Suche nach einer Lösung für das Magieproblem und Prunella auf der Suche nach einer gesicherten Existenz (in Form eines Ehemanns und einer entsprechenden Stellung in der Gesellschaft). In deren Umfeld tummeln sich dann noch Nebenthemen wie Zacharias' Fluch, wie er überhaupt zum Sorcerer Royal wurde, die Anfeindungen gegen ihn aufgrund seiner Hautfarbe, tatsächliche Anschläge auf ihn, Prunellas Ausbildung als Magierin, die Familiars von Magiern etc.
    Leider kamen dabei die Aspekte, die mich am meisten interessiert hätten, etwas zu kurz. Viele Punkte werden nur recht knapp oder oberflächlich angesprochen - so zum Beispiel das Feenreich, das einmal kurz besucht wird. Oder wie genau die Magie in dieser Welt eigentlich funktioniert. Besonders nach dem Zusammentreffen der beiden Protagonisten verschiebt sich der Fokus gefühlt eher in Richtung Prunella, obwohl mich persönlich eher Zacharias interessiert hätte. Und wenn schon Prunella, dann hätte ich gern mehr über ihre Ausbildung zur Magierin erfahren - besonders diese eine Sache (oder vielmehr die drei...), die sie zu etwas ganz Besonderem macht.


    Über lange Strecken des Buches fühlte es sich für mich so an, dass die Handlung nicht wirklich in Fahrt kam - ich empfand sie als relativ zäh und nicht zielführend. Erst gegen Ende hat sie an Tempo gewonnen und konnte mich eher fesseln. Vermutlich liegt mein Hauptproblem dabei auch daran, dass ich mich zwar eigentlich mehr für Zacharias interessiert hätte, der sich allerdings recht passiv verhält und eher reagiert als agiert. Mit Prunellas Charakter, auch wenn er objektiv durchaus interessant und erfrischend ist - gerade auch gegen Ende des Buches hin - wurde ich einfach nicht wirklich warm.
    Das Ende hat mich persönlich vor allem in den Details überrascht, gerade Prunellas Aktion war heftig - folgerichtig und nachvollziehbar, aber trotzdem... Obwohl es sich um den ersten Band einer Reihe handelt, ist das Ende einerseits angenehm abgeschlossen, bietet aber andererseits genug Stoff für die Fortsetzungen.


    Stil
    Die Sprache und die Stimmung des Buches - Regency-Londoner Gesellschaft - haben mir gut gefallen, auch wenn es mich persönlich ein wenig gestört hat, wenn das Buch sich mal wieder nicht ganz hundertprozentig ernst genommen hat. Auch wenn ich hin und wieder schmunzeln musste. Mir hätte eine eindeutigere Entscheidung für mehr Humor da besser gefallen, so aber hat es mich immer ein wenig aus dem Fluss gebracht.
    Aber bei vielen anderen kommt das anscheinend ja wesentlich besser an ;)


    Fazit
    Das Buch hat viel Potenzial, von dem es meiner Meinung nach leider zu wenig ausschöpft. Deswegen bleibt dann doch ein leicht enttäuschtes "da hätte man mehr rausholen können" zurück. Trotzdem hat es mich gut unterhalten und ich wäre auch, je nachdem, worauf der Fokus der weiteren Bände liegt, den Fortsetzungen nicht abgeneigt. Andernfalls bleibt das Buch für mich einfach ein Einzelband, was auch problemlos funktioniert.


    3ratten

    Even when reading is impossible, the presence of books acquired produces such an ecstasy that the buying of more books than one can read is nothing less than the soul reaching towards infinity... - We cherish books even if unread, their mere presence exudes comfort, their ready access reassurance.

  • So ähnlich wie dir ging's mir auch, mit dem einen Unterschied, dass ich von Prunella gar nicht genug bekommen konnte. Ich fand sie einfach entzückend direkt und so ganz anders als man sich Frauen aus dieser Zeitperiode vorstellt. Die Art wie sie plant, ihre Zukunft zu sichern - nämlich durch die Heirat mit einem (vorzugsweise) reichen Mann - mag nicht unüblich sein, aber dass sie so offen darüber spricht und sich nicht dafür schämt, das fand ich äußerst erfrischend.
    Dass viel Potenzial besteht, das noch nicht ausgeschöpft wurde, fand ich auch, aber da es der erste Teil einer Serie ist, nehme ich das Zen Cho noch nicht so übel.

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog


  • Dass viel Potenzial besteht, das noch nicht ausgeschöpft wurde, fand ich auch, aber da es der erste Teil einer Serie ist, nehme ich das Zen Cho noch nicht so übel.


    Ich denke, ich warte mal ab, ob es einen weiteren Teil geben wird und wie der dann so ankommt.

    Even when reading is impossible, the presence of books acquired produces such an ecstasy that the buying of more books than one can read is nothing less than the soul reaching towards infinity... - We cherish books even if unread, their mere presence exudes comfort, their ready access reassurance.

  • Das klingt gut und noch besser (für mich) ist, dass Droemer Knaur im Herbst die Übersetzung rausbringt :zwinker:
    Die Magier Seiner Majestät

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    LG, Dani


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  • Zen Cho - Die Magier seiner Majestät - KNAUR


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    England
    Sir Stephen ist der Einzige, der dem kleinen Zacharias mit der dunklen Hautfarne eine Karriere als Magier zutraut. Vor einem Konzil sehr kritischer Zauberer, soll Zacharias seine Kunst beweisen und hat Erfolg. Sir Stephen adoptiert das begabte Kind.
    Als Sir Stephen stirbt, erbt er dessen Amt als königlicher Magier. Sir Stephen führt ein Leben als Geist weiter und ist manchmal sehr
    schlecht zu ignorieren, denn er mischt sich in des jungen Mannes Gedanken und sogar Gespräche.
    Die Damenwelt hält respektvoll Abstand, weil sie Zacharias´ exotische Aura für ganz und gar romantisch ansieht. Die Magier jedoch, haben aus Neid nur harsche Kritik für ihn und streuen das Gerücht, er habe sich sein "Erbe" gewaltsam verschafft.
    Die Magie schwindet in England und Zacharias soll etwas dagegen tun. Um all den Erwartungen und Verwünschungen auf diplomatische Weise zu entgehen, tut er einem Freund einen Gefallen und nimmt an seiner statt, dessen Auftrag an, einen Vortrag in einem
    "Hexeninternat" zu halten. Hierbei handle es sich um höhere Töchter, deren Geburt unerfreulicher Weise, mit dem Makel der Magie belastet ist. Frauen dürfen und sollen nicht zaubern und man traut es ihnen auch nicht zu. Man soll ihnen Manieren beibringen und sie
    sollen lernen sich zu kontrollieren, aber ebenso könnte man einem Kamel sagen, es solle um Mitternacht Polka tanzen.
    In ganz England scheint es eine "Dürreperiode" an Magie zu geben, doch dieses Haus voller quirliger Mädchen strotzt nur so davon.
    Zacharias verliebt sich in das junge Faktotum der Schule, Prunella Gentleman.
    Die hübsche Magierin hütet eines der größten Geheimnisse Englands..


    Tatsächlich liest es sich ein bisschen wie "Jane Austen mit einer Prise Magie", die stutzige Sprache der geckigen Halstuchfalter aus dem 19. Jahrhundert, verleiht dem Buch einen starken Akzent, der seltsamer Weise in dem Internat verloren geht.
    Spannende Fantasy, einfallsreich, abenteuerlich und sehr unterhaltsam, eine gute Wahl!


    4ratten

    Einmal editiert, zuletzt von SABO ()

  • Ein alternatives England zu Zeiten von Jane Austen: Zacharias Wythe wurde als kleiner Junge von Stephen gekauft und mit nach England gebracht, wo er als sein Adoptivsohn aufwuchs und in der Magie ausgebildet wurde. Nach Stephens Tod übernimmt er als sein Nachfolger das Amt des Magiers seiner Majestät, doch damit sind die wenigsten der anderen Mitglieder der magischen Sozietät einverstanden. Ein Schwarzer kann unmöglich oberster Magier sein und überhaupt, hat er nicht womöglich beim Tod seines Adoptivvaters und Vorgängers seine Finger im Spiel gehabt?


    Die zweite Hauptfigur ist Prunella, teilweise indischer Abstammung und damit ebenfalls mit einer zu dunklen Hautfarbe für die englische Gesellschaft gezeichnet. Sie wuchs als Mündel der Leiterin in einem Internat für magisch begabte adelige Mädchen auf. Diese lernen dort übrigens nur ihr magisches Talent zu unterdrücken, wird die Beschäftigung damit doch als äußerst unpassend für Damen angesehen. Als Prunella nach einem Streit mit einem der Mädchen zur reinen Dienstbotin deklariert werden soll, beschließt sie ihr Glück lieber in London zu suchen. Ihr Glück, das ist in ihren Augen ein reicher Ehemann.


    Zacharias erkennt ihr magisches Talent und würde sie, statt ihr nur bei der Suche nach einer lohnen Heirat zu helfen, viel lieber fördern. Allerdings muss er sich in erster Linie darum kümmern, seine eigene Stellung zu festigen.


    Was die Geheimnisse um Stephens Tod angeht, wird der Leser lange mit Andeutungen abgespeist, hier hätte ich eine frühere Aufklärung besser gefunden. Auch was den Aufbau der Welt angeht, fehlten mir Informationen. Wenn diplomatische Verwicklungen einen Gutteil der Konflikte begründen, hätte ich die verschiedenen Länder und Parteien gerne auf einer Karte platziert gehabt. Generell geht mir Cho zu wenig in die Tiefe, sondern deutet nur an, dabei hätte es genügend Gelegenheiten gegeben, die Figuren stärker auszubauen. Allerdings sind die Figuren durchaus rundherum sympathisch und in ihren Intentionen nachvollziehbar und gerade was die Nebenfiguren angeht, hat die Autorin ein paar nette Ideen gehabt. (Tante Georgina war klasse und auch Rollo gefiel mir sehr gut, als er sein wahres Ich offenbart hatte.)


    Was mir nicht so gut gefiel, war der Stil. Der Versuch, die Dialoge sprachlich passend zur Zeit klingen zu lassen, ist meiner Meinung nach nicht gelungen, die Ausdrucksweise wirkte auf mich unnatürlich und gekünstelt. Da Rezensionen zum Original die Sprache eher als gelungen empfinden, ist da möglicherweise beim Übersetzen nicht ganz der (für mich) passende Ton getroffen worden.


    Mein Gesamteindruck ist trotz meiner Mäkeleien positiv. Die Grundidee gefiel mir sehr gut, es haperte nur ein wenig bei der Ausführung. Da es der erste Roman der Autorin ist, gibt es da sicherlich noch Steigerungsmöglichkeiten bei zukünftigen Büchern. Ich werde die Autorin zumindest im Auge behalten.


    Übrigens: Eine Fortsetzung dieser Geschichte ist zwar nicht zwingend erforderlich, das Ende ist rund, wäre aber durchaus machbar und interessant zu lesen.


    4ratten

  • Vor ein paar Wochen habe ich schon mal versucht den Roman zu beginnen. Irgendwie kam ich aber nicht so richtig in die Handlung und hatte so das Gefühl, das musst Du nochmal liegen lassen. Ich bin froh das ich das so gemacht habe. Nach den ersten 20 Seiten, die ich etwas holprig fand, macht es mir nun richtig Spaß.


    Zum einen weil der Roman nicht nur den Rassismus jener Zeit - der Roman spielt um die Zeit von Napoleon herum - aufdeckt, sondern auch Sexismus mit hineinfließen lässt. So wird das Konzept von Magie auch daran verhandelt, wer diese ausüben darf. Frauen ist dies untersagt - mit den gleichen Legitimierungsstrategien wie das auch beim Thema Frauen und eine Universitären Laufbahn verhandelt wurde. Mir gefällt mir vor allem auch, wie diese beiden Punkte eingebunden werden. So gab es erstens historisch belegbar z.B. Kinder aus Verbindungen von Engländern und Kolonialisierten.

    Außerdem hinterfragten viele Frauen ihre Situation nicht zwingend, einfach weil sie auch so erzogen wurden, nicht zu hinterfragen ob ihre Rechte mit den herrschenden Gesetzen massiv eingeschränkt wurden. Das heißt natürlich nicht, das es keine Frauen gab, die das taten. Aber das war eben nicht die Mehrheit.


    Und ja ich stolpere über Begriffe wie "Neger" und ja ich habe mich tatsächlich sofort gefragt, ob das an dieser Stelle nötig wäre. Und ja auch wie das im Original heißt. Also ob etwa ein entsprechender Begriff auch im Original benutzt wird oder nicht. Gleichzeitig befinden wir uns in einer Zeit in der solche Begriffe aufgrund der herrschenden Vorstellungen nicht hinterfragt wurden. Deshalb stößt mir der Begriff aber trotzdem auf. Ich persönlich kann ihn hier aber in den zeitlichen Kontext verorten. Gebe aber zu, das ich an den Stellen wo er auftauchte, es nicht in jedem Fall als notwendig erachtet hätte ihn zu verwenden.


  • Bisher liest es sich wie eine leichtere, lustigere Version von Jonathan Strange und Mr. Norrell. :zwinker:


    Das klingt in der Tat verlockend!

    Ja diesen Vergleich finde ich auch sehr treffend.


    Die Seiten fliegen so dahin und die Handlung kommt rasch voran. Einzig die ein oder andre Entwicklung finde ich dadurch etwas zu schnell, aber es macht wirklich Spaß weiter zu lesen. Ein zweiter Teil ist bisher nur angekündigt (und das schon eine ganze Weile). Ich hoffe das er bald auch wirklich erscheint, ich hätte nämlich gerne mehr.

  • Insgesamt hat es mir einfach vor allem Spaß gemacht das ganze zu lesen. Da die Handlung sehr schnell voranschreitet, fand ich das einige Entwicklungen, die man meiner Meinung nach langsamer (und für mich spannender) in mehreren Bänden hätte unterbringen können.

    Trotzdem, gerade wenn man sich den Diversityaspekt und die Umsetzung anschaut, bin ich echt super zufrieden.


    Von mir gibt es: 3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Der nächste Band ist für 2019 angekündigt. Ich hoffe sehr er erscheint dann auch.