Selma J. Spieweg - Boris & Olga: Die Zeitmaschine des Arabers (Clockwork Cologne

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    Selma J. Spieweg - Boris & Olga: Die Zeitmaschine des Arabers (Clockwork Cologne


    Toller zweiter Teil der Steampunk-Serie


    Boris und Olga sind auf dem Weg nach Sibirien, um sich dort ihren Traum vom eigenen Häuslein in der Einsamkeit zu verwirklichen, weit ab vom Krieg und den Menschen, die hinter Boris eingebauter Technik her sind. Aber den beiden ist keine Ruhe vergönnt: plötzlich tauchen überall seltsame Zeichen auf, die sie in eine bestimmte Richtung lotsen wollen. Der Zar braucht Hilfe, aber nicht für die Gegenwart.


    Was habe ich mich für Boris und Olga gefreut, dass sie nun endlich nach den turbulenten Ereignissen aus Band 1 etwas Ruhe haben – aber damit wird nichts! Der Zar braucht dringend die Hilfe des blauen Kriegers Boris und der zwölfjährigen Olga. Und auch wenn ich dem Zaren sein Tun im ersten Band noch nicht so ganz verziehen habe, ist es unabdingbar, dass die beiden ihm helfen, denn das Zukunftsszenario, dass der Zar entwirft, ist ein Albtraum.


    Diesmal führt die Reise die beiden Protagonisten und den Leser nach Cöln und seine Unterwelt, wo es zu einigen Querverbindungen zu Ereignissen aus den anderen Clockwork-Cologne-Romanen von Simone Keil und Susanne Gerdom gibt. Diese Verbindungen sind absolut schlüssig und raffiniert in dem Roman verwoben. Es macht Spaß, immer wieder bereits bekannten Figuren und Ereignissen zu begegnen. Der Leser bekommt diesmal ein paar Antworten, was den Riss im Zeitkontinuum angeht, der im ersten Band zur Sprache kommt. Dabei wird schnell klar, dass sich auch für Boris und Olga die Zeitebenen verschieben, wenn sie plötzlich die Zukunft vor der Vergangenheit erleben.


    Immer wieder begegnet man Figuren, die bereits im ersten Buch ihren Auftritt hatten – bei manch einem Charakter hätte man gerne auf ein Wiedersehen verzichtet, aber sie sind teilweise anhänglich wie ein Furunkel am Allerwertesten. Aber auch eine Reihe neuer Figuren betritt die Bühne, bei denen man ebenfalls nicht weiß, wie man sie einschätzen soll, ob man ihnen trauen kann oder nicht.


    Während Boris im ersten Band der absolute Befehlsempfänger war, der nie gelernt hat, selbständig zu denken (was auch nicht erwünscht war) und niemanden hatte, der ihm Zuneigung entgegengebracht hat, wird im zweiten Band klar, dass sein Zusammensein mit Olga auch ihn verändert hat. Immer öfters wägt er sein Tun ab – und auch an seiner unterwürfigen Zarentreue hat er zwischenzeitlich gearbeitet, was mir (und Olga) sehr gut gefallen hat. Boris tritt in diesem Buch eindeutig mehr in den Vordergrund.


    Besonders haben mir es wieder die stillen Momente im Buch zwischen Boris und Olga angetan, die sich gegenseitig gut tun und sich ohne viel Worte verstehen. Beides sind einsame Menschen, die in dem jeweils Anderen ihren Lebensinhalt gefunden haben und für den sie bereit sind, bis zum Äußersten zu gehen.


    Das Buch ist zwar in sich relativ abgeschlossen, aber dennoch würde ich gerne so schnell wie möglich wissen, wie es mit Boris und Olga weitergeht. Ich würde übrigens empfehlen, die Serie um Boris und Olga chronologisch zu lesen.


    Für das Buch und die gesamte Clockwork-Cologne-Serie:
    5ratten + :tipp:

    Liebe Grüße

    Karin

  • Klappentext:
    Zu lange diente Boris, der verschlossene Außenseiter, in der Armee des Zaren. Gemeinsam mit dem Straßenkind Olga sucht er Frieden und Zuflucht in Sibirien. Während die freche Olga in dem stillen Mann ihren strahlenden Ritter sieht, glaubt Boris, das Mädchen sei eine Wahnvorstellung. Schließlich weiß er, dass er den Verstand verloren hat. Plötzlich erscheinen geheimnisvolle Zeichen , die Boris nicht deuten kann, und der Wunsch, von der Welt vergessen zu werden, rückt in unerreichbare Ferne. Als Boris den Zeichen folgt, fällt er ausgerechnet jenem Wissenschaftler in die Hände, der ihn einst als Versuchsobjekt missbrauchte. Während er seinem Peiniger hilflos ausgeliefert ist, meldet sich ein alter Bekannter zurück. Anstatt dem verzweifelten Helden zu helfen, fordert er Gehorsam ein und beauftragt Boris mit einer verhängnisvollen Mission. Sofern er es schafft, die nächsten Sekunden zu überleben.


    Informationen:
    Das Buch ist Teil der Steampunk Welt „Clockwork Cologne“, die von den drei Autorinnen Susanne Gerdom, Simone Keil und Selma J. Spieweg geschaffen wurde. Für das Verständnis des Buches muss man die Bücher der anderen Autorinnen nicht kennen. Für das Verständnis dieses Buches ist es allerdings erforderlich Band 1 über Boris & Olga („Tod dem Zaren“) gelesen zu haben.


    Inhalt:
    Die Geschichte um Olga und Boris geht rasant weiter. Obwohl die Beiden es bitter nötig hätten mal zur Ruhe zu kommen und Vertrauen zueinander und zur restlichen Welt aufzubauen, werden sie direkt wieder mit einem Auftrag konfrontiert, der sie in die Unterwelt nach Cöln führt. Dort treffen sie auf alte Bekannte und finden neue Freunde. Diese scheinen mehr über Boris & Olga zu wissen, als es zu diesem Zeitpunkt möglich sein kann – und der Riss im Zeitkontinuum bringt alles durcheinander.


    Meine Meinung:
    Eine sehr gelungene Fortsetzung des ersten Bandes. Mir persönlich gefiel er tatsächlich sogar noch besser, weil ich die Szenen in der Cölner Unterwelt großartig finde. Eine perfekte Kulisse, die man schon von Gerdom/Keil kennt, die Selma J. Spieweg aber sehr gut aufgreift und atmosphärisch lebendig werden lässt. Auch mag ich die Verbindungen zu den anderen Büchern sehr gerne – und diese Verbindungen, kleinen Details und Hinweise sind in diesem Band stärker zu finden, als im letzten Band. Auch, wenn es mich häufig verwirrt, mag ich Geschichten um Zeitrisse / Zeitreisen etc., weil es so viele Möglichkeiten für die Entwicklung der Charaktere und der Handlungsstränge bietet. Genau diese Entwicklung habe ich in diesem Band wiedergefunden und mich sehr darüber gefreut.
    Sehr gut gelungen finde ich die charakterliche Weiterentwicklung von Boris & Olga. Es ist schön ihnen bei ihrer Reise zu sich selber und zu einem mehr an Vertrauen zu anderen Menschen begleiten zu dürfen.
    Ich finde, dass es besonders bei mehrbändigen Romanen schwierig ist ein gutes Ende zu finden. Dies ist hier perfekt gelungen. Die wichtigsten Handlungen erfahren einen Abschluss / eine Auflösung, aber es beleiben noch genügend „Cliffhänger“, um mich sehr neugierig auf den nächsten Band zu machen.
    Auch hier gibt es wieder eine absolute Leseempfehlung!


    5ratten

  • Meine Meinung:


    "Die Zeitmaschine des Arabers" ist der zweite Teil der "Clockwork Cologne: Boris und Olga"-Reihe von Selma J. Spieweg und hat mir noch besser gefallen als der erste Band. "Clockwork Cologne" ist eine Steampunk-Reihe von Simone Keil, Susanne Gerdom und Selma J. Spieweg. Die drei Autorinnen schreiben jeweils eigene Reihen mit ihren eigenen Figuren, die unabhängig voneinander gelesen werden können. Doch ich werde nie müde zu betonen: Alle "Clockwork Cologne"-Bücher haben eine einmalige, aber doch auch zusammengehörige Atmosphäre, die man sich nicht entgehen lassen sollte, wenn man Steampunk mag.


    Der zweite Band von Boris und Olga startet wieder wie gewohnt im eiskalten Russland, in dem die beiden auf der Suche nach ihrem Häuschen in Sibirien sind. Doch natürlich ist ihnen nicht lange Ruhe gegönnt und sie laufen alten Bekannten über den Weg, die mal wieder alles durcheinander und ganz viel Hektik bringen. Bald verschlägt es die beiden nach Cöln, wo auch der größte Teil der Handlung spielen wird. Es war gleichzeitig schön und verwirrend, die altbekannte Stadt mal aus völlig neuen und unschuldigen Augen zu sehen, Boris und Olga sind schließlich zum ersten Mal dort. Schön war es, weil man unglaublich viel aus den anderen Romanen wieder erkennt und weil Selma J. Spieweg versteckte Verweise auf die anderen beiden Reihen einwebt. Diese zu entdecken macht unglaublich viel Spaß, und falls man die anderen Bücher noch nicht kennt, macht das bestimmt auch Lust mehr von dieser Stadt zu erfahren. Der Handlung kann man übrigens ohne Verluste folgen, auch wenn man die Verweise noch nicht verstehen kann. Diese sind quasi ein extra Sahnebonbon.


    In "Die Zeitmaschine des Arabers" gab es wieder einige Aspekte, die diesen Steampunk-Roman zu etwas ganz Besonderem gemacht haben: Wie im ersten Teil waren das wieder Boris, Olga und die spezielle Beziehung der beiden, dazu kam — wie der Titel schon erahnen lässt — ganz viel Chaos, das die besagte Zeitmaschine verursacht hat. Wer hat denn nun auf welcher Zeitebene mit wem — und warum? Und wer wusste zu dieser Zeit was und was nicht? Einige Zeit war ich — und waren wir in der Leserunde — unglaublich verwirrt. Die Spekulationen und möglichen Theorien haben allerdings unglaublich viel Spaß gemacht. Noch mehr, als das Puzzle sich langsam aber sicher zusammengesetzt hat und man die Spiele mit der Zeit verstanden hat.


    Boris und Olga sind Figuren, die ich noch lange im Herzen tragen werde. Die Kommunikation ist oft noch ziemlich holprig und ihre Beziehung ist manchmal von niedlichen Missverständnissen geprägt (deutlich gemacht durch die beiden Sichtweisen, in denen der Roman geschrieben ist), dennoch sind die beiden ein absolut herzliches Vater-Tochter-Pärchen, das sich aufeinander verlässt und voneinander lernt und das dieser Reihe ihren Mehrwert gibt.


    "Die Zeitmaschine des Arabers" ist eine rundherum gelungene Fortsetzung von "Tod dem Zaren", die uns nach Cöln führt und in der die Zeit ganz schön viel Chaos anrichtet. Nach dem ersten Band sollte man also unbedingt weiter lesen — oder natürlich überhaupt erst mal anfangen. Und sowieso, Clockwork Cologne: toll!


    5ratten :tipp:

  • Boris ist mit Olga im tiefsten Sibirien unterwegs, um sich dort ein Häuschen zu bauen und von der Welt vergessen zu werden. Wenn nur die Zeichen nicht wären, die Boris nicht deuten kann. Als er ihnen folgt, fällt er ausgerechnet dem Wissenschaftler in die Hände, der ihn einst missbraucht hat, und erhält vom Zar einen Auftrag: Er soll die Zeitmaschine des Arabers vernichten …


    Bereits nach einigen Sätzen war ich wieder ganz nah bei Boris, dem ich etwas Ruhe und Frieden mehr als gegönnt hätte. Mir ging da auch einfach das Herz auf, weil man so schön verfolgen kann, wie er langsam auftaut, Emotionen zeigt und sich immer mehr Gedanken macht. Wobei er ja felsenfest davon überzeugt ist, dass er den Verstand verloren hat und Olga eine Halluzination ist.


    Wo Boris ist, ist Olga nicht fern. Auch an ihr hänge ich, wenn auch nicht ganz so intensiv. Dafür bringt sie mich öfter zum Grinsen und hat einen gewissen Einfluss auf meine Essensplanung. Die beiden entwickeln ein sehr inniges Verhältnis, trotz der so unterschiedlichen Wahrnehmung ist der eine der Anker des anderen. Der Mittelpunkt und Halt in einer oft düsteren Welt.


    Die Geschichte spielt überwiegend in Cöln, einer anfangs sehr bedrückenden Stadt. Dort wird die Handlung auch mit den beiden anderen Reihen aus dem Clockwork-Cologne-Universum verbunden: „Guy Lacroix“ von Simone Keil und „Magnus“ von Susanne Gerdom. Die beiden Reihen sind keine Voraussetzung, um das Buch zu verstehen, aber man ist mit einigen Figuren und Orte dann schon vertraut. Ich kenne nur den ersten Band von „Guy Lacroix“, daher war ich in Cöln zumindest nicht ganz fremd. Und ich hatte Spaß daran, mich bei der einen oder anderen neuen Figur zu fragen, ob diese nicht eine Schöpfung von Autorin x ist.


    Das Spiel mit der Zeit bzw. dem Riss im Zeitkontinuum ist großartig, die verschiedenen Zeitlinien sorgen ja für einiges Chaos. Besonders gelungen fand ich, wie sich die Ereignisse am Ende zu einem stimmigen Gesamtbild zusammensetzten – nur eben in einer anderen Reihenfolge. Seltsame Reaktionen machten auf einmal Sinn und geheimnisvolle Andeutungen wurden nachvollziehbar.


    In diesem Buch gab es wieder viel Potential zum Mitleiden, aber auch eine so rührende Szene, die mich tatsächlich zum Weinen gebracht hat. Ich habe einige neue fesselnde Figuren kennengelernt, die ich in mein Herz geschlossen habe – und auf ein Wiederlesen hoffe. Auf die Begegnung mit einigen alten Bekannten hätte ich dafür gerne verzichtet, die haben mir doch ganz schön zugesetzt. Als „Trostpflaster“ gab es aber Luftschiffe, ich liebe Luftschiffe! Und heiße Schokolade.


    „Die Zeitmaschine des Arabers“ war für mich eine unheimlich spannende, abwechslungsreiche und emotionale Lektüre, die viele Eindrücke hinterlässt und sogar den ein oder anderen Lachanfall verschuldet hat. Wunderbar komplex, teilweise verwirrend und mit einer großartigen Entwicklungsgeschichte. Ich bin unsagbar stolz auf Boris und hatte sehr viel Spaß mit diesem Buch!