Karin Kalisa - Sungs Laden

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    Ein modernes Märchen als Integrationsbeitrag?
    Viele vietnamesische Läden gibt es inzwischen am Prenzlauer Berg und einer der Ladenbesitzer ist Sung.
    Er hat einen kleinen Gemüse und Obstladen und jede menge Ladenhüter, die aber bleiben dürfen bis sie doch mal jemand kauft. Die Läden leben von Laufkundschaft und die vietnamesischen Betreiber verdienen ganz gut, aber richtig Reich wird man mit so einem Laden nicht. Die Kinder der Vietnamesen wachsen hier auf und sprechen fast nur Deutsch und sind eigentlich integriert, aber sie bleiben doch nur unter sich!


    "Sungs Laden" kommt bei einer weltoffenen Woche in der Schule ins Gespräch und allmählich ändert sich das Verhalten der deutschen und sie gehen langsam auf die Vietnamesen zu.


    Die Idee war von Karin Kalisa ja eigentlich gut, nur mich konnte die Geschichte nicht richtig erreichen. Der Schreibstil und die inhaltliche Verarbeitung fand ich sehr holprig und manche Sätze waren so verschachtelt mit so vielen Einzelheiten, die für die Geschichte selbst nicht wichtig waren und ich diese Dinge auch nicht vermisst hätte. Die eigentliche Geschichte verzögert sich und man liest sich durch langwierige Seiten, die manchmal keinen richtigen Sinn ergaben und haben zu sehr von der wirklichen Geschichte abgelenkt. Die Charaktere selbst waren mir zu Farblos und die Protagonisten waren eigentlich nur Randfiguren, die mich mit ihrer Geschichte nicht wirklich fesseln konnte.
    Vielleicht muss man für so ein Buch in Stimmung sein, bei mir hat es trotz vieler guter Bewertungen leider nicht geklappt und ich habe es sehr langatmig empfunden und habe manchmal ganze Seiten überblättert.


    Die Story selbst hätte schon Potenzial gehabt, aber Karin Kalisa hat es leider nicht geschafft, die Geschichte so zu schreiben, das mir das Buch wirklich gefallen hätte. Aber jeder Leser ist anders.


    2ratten

  • Karin Kalisa - "Sungs Laden" - C.H. Beck - Verlag
    Prenzlauerberg, Berlin
    An Minhs Schule soll jeder etwas typisches für sein Herkunftsland beitragen, so eine Art Weltentag als Schulaufführung. In Ermangelung von Sprache und kreativer Ideen, bittet er seine Großmutter Hien um Hilfe. Oma Hien geht mit Minh auf die Bühne und erweckt ihre Theaterpuppe zum Leben, Lehrer wie Schüler sind verzaubert. Ohne es zu wissen haben die beiden da etwas ins Rollen gebracht..
    Aber das ist erst der Anfang und der führt uns in die Vergangenheit von Minhs Vater Sung, dem Namensgeber dieses Buches.
    Die vietnamesische Familie Trans hat einen Gemischtwarenladen, Sung erledigt dort seine Hausaufgaben, rechnet mit Früchten aus der Auslage und lernt englisch anhand der Times aus dem Zeitschriftenregal. Ein kleiner Rebell wächst heran, mit langen schwarzen Haaren und einem geflochtenen Lederstirnband. Mit einem Einser- Abi will er trotzdem "nur" Archeologie studieren, Schulfreunde schütteln den Kopf.
    Sung lernt die Liebe kennen und was es heisst Adieu zu sagen, die Mädchen Sungs exotisches Aussehen, was seine Herkunft nicht genau bestimmen lässt, aber genau das, ist seine Absicht. Als Sungs Vater stirbt, bricht er das Studium ab, denn jetzt soll es sein Laden sein. Das Richtige zu tun bringt Sung fast an gesundheitliche Grenzen.
    Eine junge Frau tritt in sein Leben und hilft ihm dabei..
    Journalisten machen Fotos und die Guten gehen um die Welt. Angestachelt dadurch packt ein japanisches Ehepaar ihre Sachen und zieht auf unbestimmte Zeit nach Berlin.
    Als er die Theaterpuppe sieht, hat er eine Vision und gräbt eine alte vietnamesische Tradition wieder aus..
    Das Buch ist wie ein großes Wurzelgeflecht von dem aus viele rote Fäden gespannt und lose sind, jeder dem es bestimmt ist greift einen und alles kommt zusammen. Etwas Schönes und Großes entsteht, weil alle darauf zuarbeiten.
    Diese vielen kleinen Dinge, die da passieren, wo viele etwas dazu beitragen, sind warmherzig und gewitzt und optimistisch.
    Ich war fast etwas enttäuscht, als ich im Anhang las, das die lebendige Geschichte und deren Personen erfunden waren.
    Was für ein wundervolles Märchen!


    4ratten

  • Im Rahmen einer weltoffenen Woche in der Schule soll Minh ein Kulturgut aus Vietnam mitbringen, wo seine Wurzeln liegen. Zum Glück hat seine Großmutter Hien damals eine Marionette aus Vietnam mitgebracht und Minh nimmt beide mit in die Schule, nicht ahnend, was dadurch ausgelöst wird.


    Die Autorin spannt einen Bogen von Hiens Einwanderung als Vertragsarbeiterin in die damalige DDR, bis hin zu ihrem Laden, den sie später mit ihrem Mann und ihrem Sohn Sung in Berlin führt. Dort leben sie, wie viele Vietnamesen, unter ihren deutschstämmigen Nachbarn, ohne besonders wahrgenommen zu werden. Das ändert sich, als durch Hiens Auftritt mit ihrer Puppe ein Stein ins Rollen gerät, der dafür sorgt, dass die vietnamesische Kultur das Interesse der Berliner weckt und immer mehr für Faszination und Interesse sorgt.


    Immer wieder springt die Geschichte zu Nebenschauplätzen, die zeigen wie die vietnamesische Kultur die Berliner Bevölkerung mehr und mehr infiziert. Diese Kurzgeschichten sind locker miteinander verknüpft und laufen am Ende alle in Sungs Laden wieder zusammen.


    Besonders gut hat mir das friedliche Miteinander der Kulturen gefallen. Da gibt es keine fremdenfeindlichen Töne, sondern nur freundliches Interesse aneinander.


    Was für eine schöne, märchenhaft anmutende Geschichte, in einem tollen Schreibstil erzählt, dessen feiner Humor mich oft zum Schmunzeln gebracht hat. Allerdings muss man auch die nötige Geduld aufbringen und sich auf diese ruhige, sich immer wieder verzweigende Geschichte, einlassen.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Die Geschichte vom zunehmend vietnamesisch anmutenden Kiez fängt ja nett an, aber flacht später immer mehr ab. Zum Schluss zerbröselt die Handlung immer mehr, und ich habe nur noch quergelesen. Ständig werden neue Personen in das Geschehen geworfen, kurze Szene, belanglos, und weiter geht es mit jemands anderem. Damit bin ich nicht warmgeworden.


    2ratten

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Ich fand dieses kleine Buch ganz wunderbar. :)

    Die überraschende Keimzelle der Handlung an einer Schule am Prenzlauer Berg - mit der Erklärung des weit in der Vergangenheit liegenden Ursprungs..

    Das "Auseinanderlaufen" der Handlung im 2. Teil, das Fortlaufen der ausgelösten Welle beschreibend..

    ..und das Zurückkehren zur lieb gewordenen "Ausgangsbesetzung" mit Anknüpfung an das Ausgangsthema.

    Dazu die passende, wellenartig mäandrierende Sprache, die sich aber nie vordrängt, und deren Sätze auch nie sooo demonstrativ lang werden, dass es geradezu lästig ist.

    Das Buch ist nicht rosa zuckersüß - aber es spielt, nachdem die "bösen" Dinge geschehen sind und "darf" sich daher positiv daraus entwickeln. Dinge können so geschehen.

    Wie gesagt - ich hab's sehr gemocht.<3