04 - Seite 219 bis Ende (ab Kapitel 12)

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 2.936 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Delena.

  • Hier könnt ihr über den Inhalt von Seite 219 bis Ende (ab Kapitel 12) schreiben.
    Spoilermarkierungen sind aufgrund der Abschnittseinteilung nicht vorgesehen.

    LG, Dani


    **kein Forums-Support per PN - bei Fragen/Problemen bitte im Hilfebereich melden**

  • Ich hab gestern noch den letzten Abschnitt gelesen und weiß nun über die Familiengeschichte Bescheid. Puh, da kommt ja nochmal ein ganz dunkles Kapitel indonesischer Geschichte, über das ich wiederum überhaupt nichts wusste.


    Aber mal von vorn; los geht es mit Soerajas Selbstfindungsproblemen. Es ehrt ihn ja, dass er nicht einfach Dasiyah heiraten und sich ins gemachte Nest setzen will. Aber leider ist diese Sinnkrise, ausgelöst nur durch das Geschwätz zweier Arbeiterinnen, der Ausgangspunkt für eine unheilvolle Entwicklung. Zunächst wirkt alles noch ganz harmlos; Soeraja bandelt mit der Kommunistischen Partei Indonesiens an und gewinnt sie als Geldgeber für seine Zigarettenproduktion. Dass dies ein beinahe tödlicher Fehler ist, ist ihm nicht klar.


    Die Geschehnisse in Indonesien von 1965 waren mir überhaupt kein Begriff bis jetzt. Dass es einen Putsch durch das Militär gab und in dessen Folge eine Million Menschen getötet wurde - da bin ich völlig blank, das hab ich überhaupt noch nie gehört. Soeraja ist hier wirklich zur absolut falschen Zeit am falschen Ort, und dieser September 1965 sorgt dafür, dass er mit Dasiyah niemals zusammen kommen wird. Ich fand diesen Teil der Geschichte sehr erschütternd, sowohl die fiktionale als auch die wirkliche.


    Ganz schlimm für Dasiyah - die Hochzeit fällt aus, ihr Liebster ist verschwunden und vielleicht sogar tot, sogar sie selbst gerät unter Verdacht und kommt nur ganz knapp und mit viel Glück aus dem Schlammassel heraus. Wieder sind es ihre Selbstgedrehten, die ihr Glück bringen.


    Tja, und wie es der Zufall oder der Teufel so will, gerät Soeraja unter den Einfluss von Pak Djagad, heiratet schließlich sogar seine Tochter. An diesem Punkt fragte ich mich noch, warum er denn in diesem Fall nicht eine eigene Zigarettenmarke etablieren wollte, um in seiner neuen Familie zu bestehen. Bei Dasiyah war ihm das doch noch so sehr wichtig; und die Zusammenlegung von Djagad und Raja war ja doch etwas ganz anderes. Am Ende kommt aber die Antwort auf diese Frage, er hat einfach das Zigarettenrezept von Kretek Gadis verraten und schwubs! war er im Geschäft. Was für ein böser Verrat gegenüber Dasiyah! Kein Wunder, dass sie ihm bei seiner Hochzeit die Lampe über den Schädel gezogen hat!


    Darauf wäre ich allerdings selbst nie gekommen, ich musste erst noch mit den drei Brüdern übers Land ziehen und den Spuren der Zigaretten folgen, um die Wahrheit zu erfahren. Dieser Teil hat mir noch einen Tick besser gefallen als die Rückblenden in die Vergangenheit. Dass Yeng Yah schließlich bereits seit langem tot ist, hat mich ein wenig erschüttert, obwohl dies von vornherein nicht ausgeschlossen war. Nun konnte Djagad seinen Frieden nicht mehr mit ihr machen, und bald darauf ist er auch schon tot. Schön, dass am Ende der leichtlebige Lebas hinter das gewichtige Geheimnis ihrer Dynastie und deren Erfolg kommt, als er die Zigarette raucht. Und sehr edel, dass die Brüder sich das so zu Herzen nehmen und das Unrecht wieder gut machen. Am Ende darf Lebas sogar einen Werbefilm für die Firma drehen. Ende gut, alles gut. :breitgrins:

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Man - die drei Brüder wie auch der Leser des Romans - gelangt an ein Ende, das durchaus rund ist. Es gab eine Menge von Mißverständnissen zwischen dem Paar, an denen die Beziehung schlussendlich scheiterte. Dasiyah musste einiges ertragen, weil sie die Braut eines Kommunisten war, hat diesem aber dennoch die Treue gehalten - er ihr aber nicht, ebenso wenig wie der Kommunistischen Partei (wobei letzteres sicher weder richtig noch erstrebenswert gewesen wäre). Nun hat die Konkurrenz doch noch gesiegt - um eine Generation versetzt sozusagen. Ein bisschen ist es wie Romeo und Julia auf Indonesisch, auch wenn ich denke, dass wenn Soeraja anders gehandelt hätte, es ein glückliches Ende für das Paar hätte geben können. Aber ich kann ihn gut verstehen, er sah sich selbst als einen Niemand und wollte einen Ausweg finden, ohne sich klarzumachen, was er sich und vor allem anderen antat.


    Ich fand es auch sehr interessant mit den historischen Details zu Indonesien, dem Kommunismus etc. und ihre Einbindung in die Geschichte war aus meiner Sicht durchaus gelungen.


    Wie es dann mit Soeraja weiterging, das fand ich nicht sehr ruhmreich - er hat die Familie seiner Liebsten quasi verraten - durch das Rezept für die Zigarettenproduktion. Wahrlich extrem heftig und es bleibt die Frage, ob Dasiyah überhaupt bereit gewesen wäre, mit seinen Söhnen zu kommen und ihm zu verzeihen, wenn sie noch gelebt hätte. Es war ja doch eine sehr heftige Abwendung von ihr, dabei waren sie und auch ihr Vater - der ja eigentlich von der Beziehung gar nicht so begeistert war - Soeraja gegenüber ausgesprochen loyal und haben seinetwegen eine Menge auf sich genommen und ertragen. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich Soeraja nicht so sympathisch finde, auch wenn ich einige seiner Handlungen nachvollziehen kann. Ich hoffe doch sehr, dass er im Laufe seines - offenbar recht langen - Lebens ausgiebig bereut hat.


    Die Zigarettengeschichte war sehr anrührend - die drei Brüder auf der Jagd nach "der" Marke. Überhaupt war die Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart und die Art und Weise, wie die Brüder alles in Erfahrung brachten, sehr gelungen, finde ich.


  • Darauf wäre ich allerdings selbst nie gekommen, ich musste erst noch mit den drei Brüdern übers Land ziehen und den Spuren der Zigaretten folgen, um die Wahrheit zu erfahren. Dieser Teil hat mir noch einen Tick besser gefallen als die Rückblenden in die Vergangenheit. Dass Yeng Yah schließlich bereits seit langem tot ist, hat mich ein wenig erschüttert, obwohl dies von vornherein nicht ausgeschlossen war. Nun konnte Djagad seinen Frieden nicht mehr mit ihr machen, und bald darauf ist er auch schon tot. Schön, dass am Ende der leichtlebige Lebas hinter das gewichtige Geheimnis ihrer Dynastie und deren Erfolg kommt, als er die Zigarette raucht. Und sehr edel, dass die Brüder sich das so zu Herzen nehmen und das Unrecht wieder gut machen. Am Ende darf Lebas sogar einen Werbefilm für die Firma drehen. Ende gut, alles gut. :breitgrins:


    Das hat mir auch sehr gut gefallen: eine gehörige Portion Moral, aber nicht auf der Silberplatte belehrend serviert, sondern eher hintergründig. Gerade durch seine lockere Art und seine Neigung zu Vergnügungen wie dem Rauchen ist es Lebas gegeben, den Dingen auf die Spur zu kommen - jeder kann auf seine Art und Weise, durch bestimmte Handlungen, hilfreich sein. Mir hat es auch gefallen, dass sie das Unrecht wieder gutmachen wollen, da haben sie ihren Eltern einiges voraus bzw. holen Versäumtes nach.


  • Wie es dann mit Soeraja weiterging, das fand ich nicht sehr ruhmreich - er hat die Familie seiner Liebsten quasi verraten - durch das Rezept für die Zigarettenproduktion. Wahrlich extrem heftig und es bleibt die Frage, ob Dasiyah überhaupt bereit gewesen wäre, mit seinen Söhnen zu kommen und ihm zu verzeihen, wenn sie noch gelebt hätte. Es war ja doch eine sehr heftige Abwendung von ihr, dabei waren sie und auch ihr Vater - der ja eigentlich von der Beziehung gar nicht so begeistert war - Soeraja gegenüber ausgesprochen loyal und haben seinetwegen eine Menge auf sich genommen und ertragen. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich Soeraja nicht so sympathisch finde, auch wenn ich einige seiner Handlungen nachvollziehen kann. Ich hoffe doch sehr, dass er im Laufe seines - offenbar recht langen - Lebens ausgiebig bereut hat.


    Wie heißt es so schön am Ende des 13. Kapitels: "Wahrhaftig. Er war nichts weiter als ein Mistkerl, der Glück gehabt hatte." Ein wahres Wort.


    Ich denke, die Erfahrung mit der Kommunistenverfolgung hat Soeraja verändert. Anfangs ist er ja noch sehr redlich und auf eigenen Erfolg bedacht, um vor seiner Liebsten und ihrer Familie gut dazustehen. Später geht es nur noch ums Überleben, da werden so manche moralischen Grundsätze über Bord geworfen.


    Was genau ihn bewogen hat, Dasiyah den Rücken zu kehren und Purwanti zu heiraten, erfahren wir gar nicht; das müssen wir wenn dann zwischen den Zeilen lesen. Zunächst schreibt er Dasiyah noch, aber irgendwann muss der Wendepunkt sein, an dem er sich umentscheidet. Vielleicht war es einfach bequemer so; in M. hätte er ja erst wieder ganz von vorn anfangen müssen und sich einen Geldgeber suchen müssen. Dazu noch sein Eintrag im Personalausweis. Da war der Weg, den er gewählt hat, letztendlich doch der bequemere. Interessant, dass ihn das am Sterbebett so umtreibt, aber in dieser Situation blickte er vermutlich zurück und bemerkte diesen "Stachel", der ihn piekst.



    Die Zigarettengeschichte war sehr anrührend - die drei Brüder auf der Jagd nach "der" Marke. Überhaupt war die Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart und die Art und Weise, wie die Brüder alles in Erfahrung brachten, sehr gelungen, finde ich.


    Ja, die Erzählung auf den verschiedenen Zeitebenen ist der Autorin wirklich gut geraten. Mir gefiel auch, dass die Geschichte keinen überflüssigen Balast enthält; kein Wort ist hier zuviel.

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel


  • Was genau ihn bewogen hat, Dasiyah den Rücken zu kehren und Purwanti zu heiraten, erfahren wir gar nicht; das müssen wir wenn dann zwischen den Zeilen lesen. Zunächst schreibt er Dasiyah noch, aber irgendwann muss der Wendepunkt sein, an dem er sich umentscheidet. Vielleicht war es einfach bequemer so; in M. hätte er ja erst wieder ganz von vorn anfangen müssen und sich einen Geldgeber suchen müssen. Dazu noch sein Eintrag im Personalausweis. Da war der Weg, den er gewählt hat, letztendlich doch der bequemere. Interessant, dass ihn das am Sterbebett so umtreibt, aber in dieser Situation blickte er vermutlich zurück und bemerkte diesen "Stachel", der ihn piekst.


    Ich muss gestehen, das fand ich ein bisschen schade, denn dafür hätte es mehrere Gründe geben können: am "moralischsten" und aus meiner Sicht am passendsten wäre sein schlechtes Gewissen gewesen, aber er hätte natürlich auch einfach den bequemeren Weg gehen können.


  • Mir gefiel auch, dass die Geschichte keinen überflüssigen Balast enthält; kein Wort ist hier zuviel.


    Dem kann ich dir nur 100% zustimmen. Ratih Kumala verzichtet auf unnötiges Kommentieren oder auf Gewäsch, welches die innere Befindlichkeit von soundso bis ins Kleinste ausbreitet. Das ist eine angenehme Abwechslung zu der momentan vorherrschenden Tendenz alles vorzukauen, so dass kein Raum mehr für eigene Gedanken bleibt.



    Was genau ihn bewogen hat, Dasiyah den Rücken zu kehren und Purwanti zu heiraten, erfahren wir gar nicht; das müssen wir wenn dann zwischen den Zeilen lesen. Zunächst schreibt er Dasiyah noch, aber irgendwann muss der Wendepunkt sein, an dem er sich umentscheidet. Vielleicht war es einfach bequemer so; in M. hätte er ja erst wieder ganz von vorn anfangen müssen und sich einen Geldgeber suchen müssen. Dazu noch sein Eintrag im Personalausweis. Da war der Weg, den er gewählt hat, letztendlich doch der bequemere. Interessant, dass ihn das am Sterbebett so umtreibt, aber in dieser Situation blickte er vermutlich zurück und bemerkte diesen "Stachel", der ihn piekst.


    Hier bin ich anderer Meinung. Ich kann mir vorstellen, dass ihn Angst und sein Überlebenswille und nicht Bequemlichkeit dazu getrieben haben, Dasiyah den Rücken zu kehren. Wahrscheinlich konnte er auch keine Zukunft für die beiden erkennen. Da Idroes Moeria in seinem Fahrwasser ebenfalls in Verdacht geriet, mit dem Kommunismus zumindest zu sympathisieren, konnte er ihm auch nicht im Hinblick auf den Personalausweis helfen. Schlimmer als das Auflösen der Verlobung und die Heirat von Purwanti finde ich den Verrat des Rezeptes. Er hatte schon bewiesen, dass er eine eigene Mischung zusammenstellen kann, ließ sich aber dazu herab die Erfolgsmarke zu kopieren. Wahrscheinlich war das der Preis für Soedjagads Schutz.


    Aber in meinen Augen hat er niemals aufgehört Jen Yah zu lieben. Anders kann ich mir Purwantis extreme Reaktion auf den Namen nicht erklären. Triebe ihn nur das schlechte Gewissen danach, sie noch einmal sehen zu wollen, würde seine Frau sich nicht so unversöhnlich verhalten.

  • So, ich hab den letzten Abschnitt eigentlich schon vor drei Tagen ausgelesen, aber irgendwie kann ich mich grad nicht richtig konzentrieren und meine Gedanken zusammen fassen. Aber ich versuch es jetzt mal.


    Ich finde es immer noch sehr gut, dass man so ganz nebenbei etwas über die Geschichte Indonesiens lernt und es ist erstaunlich, dass man sich der Ermordung von ca. einer Million Menschen nicht bewusst ist. Ich weiß, man ist eher mit den Dingen beschäftigt, die einen betreffen und so haben wir eben eine deutsche oder auch europäische Sicht, aber es ist schon erschreckend, wie wenig man über manche Länder und deren Geschichte weiß und bin froh, dass Autoren sich immer wieder solcher unbekannter Themen annehmen und sie wieder ins Bewusstsein bringen.


    Soeraja lässt sich vom Geschwätz der zwei Frauen ganz schön beeinflussen. Er will also unbedingt was eigenes auf die Beine stellen - aber sich bei der kommunistischen Partei einzuschmeicheln und deren Geld zu nehmen finde ich jetzt nicht unbedingt besonders selbständig. Er ist ja wieder von jemand abhängig - nur jetzt eben von der Partei. Und letztendlich zerstört diese Abhängigkeit sein Leben in den nächsten Jahren. Ehrlich gesagt fand ich es ziemlich feige, dass er zu Jeng Yahs Haus geht und als er dort die Männer sieht, sich verdrückt. Er versteckt sich und erkundigt sich überhaupt nicht, was mit Jeng Yah und ihrem Vater passiert ist. Ich meine, klar, er muss sich verstecken, damit er überlebt - aber irgendwie hätte ich da mehr erwartet.


    Und genauso sehe ich das, als er sich bei Soedjagad und Purwanti versteckt. Ich halte ihm noch zu Gute, dass er Jeng Yah immer noch liebt und nicht vergessen kann, aber letztendlich entscheidet er sich doch für ein Leben mit Purwanti und möchte mal wieder etwas eigenes beisteuern, um bei seinem Schwiegervater nicht als Schmarotzer dazustehen. Und da klaut er einfach Jeng Yahs Rezept für die Würztunke. Da kann man ihm jetzt nicht mehr so richtig glauben, dass er Jeng Yah liebt oder je richtig geliebt hat.


    Ok, ich lasse gerade kein gutes Haar an Soeraja, aber ich finde seine Aktionen allesamt feige und opportunistisch. Mir ist schon klar, dass die Situation damals für ihn nicht einfach war - aber eingebrockt hat er sie sich ja auch noch selbst. Er war ja schließlich kein Kommunist - er hat das Geld genommen und anscheinend völlig außer acht gelassen, dass es sich um eine politische Organisation handelt. Wenn er einfach nur Jeng Yah geheiratet hätte... aber schon klar, dann hätten wir ja nicht die Geschichte des Zigarettenmädchens kennen gelernt... seufz.... wie stand da: ein Mistkerl, der Glück gehabt hat. Ja, das trifft es genau.


    Ein gutes hat es aber: er hat es immerhin geschafft, drei drei Söhne zu zeugen, die über sich selbst hinauswachsen und das Unrecht versuchen wieder gut zu machen. So unterschiedlich die drei Söhne sind - so einig sind sie sich in dieser Aktion. Ich freue mich, dass sie Rukayah und Arum, Jeng Yahs Tochter, eine Entschädigung bekommen. Ich vermute auch, dass Dasiyah diese Entschädigung verächtlich beiseite geworfen hätte, denn sie ist tief gekränkt und verletzt worden, aber für Rukayah und ihre Nichte ist die Entschädigung genau richtig.


    Und sogar Tegar und Lebas kommen sich näher. Die Geschichte mit dem Zigarettenmädchen hat wohl Tegar ziemlich nachdenklich gestimmt und ihn seinen Bruder mit anderen Augen sehen lassen. Er gibt ihm eine Chance - natürlich mit einem Auge darauf, aber trotzdem, eine Chance. Mehr will Lebas ja gar nicht. Ich bin froh, dass wenigstens die dritte Generation ihren Frieden gefunden hat.

    Grüßle, Christina


  • Das hat mir auch sehr gut gefallen: eine gehörige Portion Moral, aber nicht auf der Silberplatte belehrend serviert, sondern eher hintergründig. Gerade durch seine lockere Art und seine Neigung zu Vergnügungen wie dem Rauchen ist es Lebas gegeben, den Dingen auf die Spur zu kommen - jeder kann auf seine Art und Weise, durch bestimmte Handlungen, hilfreich sein. Mir hat es auch gefallen, dass sie das Unrecht wieder gutmachen wollen, da haben sie ihren Eltern einiges voraus bzw. holen Versäumtes nach.


    Ja, das hat mir auch gut gefallen. Ich finde es sehr schön, dass die Söhne über das Vergangene nachdenken und das Unrecht wieder gutmachen wollen. Tegar geht jetzt mehr auf seinen Bruder Lebas ein und Lebas ist - zumindest in meinen Augen - ein wenig erwachsener geworden. Klar, er bekommt jetzt seinen Film, aber auch das er die Aufgabe übernimmt, die Wiedegutmachung zu überbringen und endlich im Namen der Firma etwas tut - das beweist mir, dass er auf dem richtigen Weg ist. Auch wenn er immer das Küken bleiben wird und bestimmt seinen Brüdern bald wieder auf den Keks gehen wird. :)

    Grüßle, Christina


  • Wie heißt es so schön am Ende des 13. Kapitels: "Wahrhaftig. Er war nichts weiter als ein Mistkerl, der Glück gehabt hatte." Ein wahres Wort.


    Ich denke, die Erfahrung mit der Kommunistenverfolgung hat Soeraja verändert. Anfangs ist er ja noch sehr redlich und auf eigenen Erfolg bedacht, um vor seiner Liebsten und ihrer Familie gut dazustehen. Später geht es nur noch ums Überleben, da werden so manche moralischen Grundsätze über Bord geworfen.


    Was genau ihn bewogen hat, Dasiyah den Rücken zu kehren und Purwanti zu heiraten, erfahren wir gar nicht; das müssen wir wenn dann zwischen den Zeilen lesen. Zunächst schreibt er Dasiyah noch, aber irgendwann muss der Wendepunkt sein, an dem er sich umentscheidet. Vielleicht war es einfach bequemer so; in M. hätte er ja erst wieder ganz von vorn anfangen müssen und sich einen Geldgeber suchen müssen. Dazu noch sein Eintrag im Personalausweis. Da war der Weg, den er gewählt hat, letztendlich doch der bequemere. Interessant, dass ihn das am Sterbebett so umtreibt, aber in dieser Situation blickte er vermutlich zurück und bemerkte diesen "Stachel", der ihn piekst.


    Ich glaube auch eher, dass es ein Stachel war, der ihn gepiekst hat, als das er wahrlich bereut hat. Denn diese Reue hätte er ja schon vor dem Totenbett in irgendeiner Weise zum Ausdruck bringen können.
    Der bequeme Weg - das ist ein wahrer Ausdruck. Soeraja hat den bequemen, leichten Weg gewählt, um sich am Ende als Zigarettenbaron vorzufinden, derweil er "die Liebe seines Lebens" hinter sich lässt. Hm... ich kann irgendwie nicht sehr viel gutes an ihm finden, egal wie ich es drehe und wende. Meine Sympathie ist bei Jeng Yah.

    Grüßle, Christina

  • Ich hatte den letzten Abschnitt so schnell durchgelesen, dass ich glatt vergessen hatte, hier etwas dazu zu posten.


    Was für ein schöner runder Abschluss für dieses feine Buch.


    Soeraja hatte die Lampe am Kopf wirklich verdient. Dass er eine andere Frau heiratet, hätte Jeng Yah möglicherweise noch verzeihen können, aber das Rezept zu stehlen war eindeutig ein zu grosser Vertrauensbruch.


    Die Erkundungstour der drei Brüder hat mir sehr gut gefallen, nur schade, dass die drei nur noch die Schwester von Jeng Yah persönlich kennenlernen konnten.



    Der bequeme Weg - das ist ein wahrer Ausdruck. Soeraja hat den bequemen, leichten Weg gewählt, um sich am Ende als Zigarettenbaron vorzufinden, derweil er "die Liebe seines Lebens" hinter sich lässt. Hm... ich kann irgendwie nicht sehr viel gutes an ihm finden, egal wie ich es drehe und wende. Meine Sympathie ist bei Jeng Yah.


    Auf jeden Fall. Sie hat ihr Leben lang viel gearbeitet und stand zu Soeraja. Er war mir am Ende auch gar nicht mehr sympathisch.


    Klasse, dass Lebas zum Schluss in die Firma mit einbezogen wird, das war sicher ein grosser Wunsch von ihm. Der gemeinsame Trip hat den Brüdern gut getan. Sie haben etwas über die Firmen- und Familiengeschichte erfahren und ich als Leserin etwas über die damalige Zigarettenproduktion, das gesellschaftliche Leben und die Geschichte Indonesiens.

    Das sind keine Stirnfalten. Das ist ein Sixpack vom Denken.


  • Ja, die Erzählung auf den verschiedenen Zeitebenen ist der Autorin wirklich gut geraten. Mir gefiel auch, dass die Geschichte keinen überflüssigen Balast enthält; kein Wort ist hier zuviel.


    Das habe ich auch so empfunden. Man konnte der Geschichte jederzeit folgen auch ohne "Füllmaterial".

    Das sind keine Stirnfalten. Das ist ein Sixpack vom Denken.