02 - Seite 77 bis 146 (Kapitel 4 bis 7)

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 2.719 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Miramis.

  • Hier könnt ihr über den Inhalt von Seite 77 bis 146 (Kapitel 4 bis 7) schreiben.
    Spoilermarkierungen sind aufgrund der Abschnittseinteilung nicht vorgesehen.

    LG, Dani


    **kein Forums-Support per PN - bei Fragen/Problemen bitte im Hilfebereich melden**

  • In diesem Abschnitt hat sich die Handlung komplett zu Idroes Moeria und Roemaisa hin verlagert. Inzwischen gibts auch einen klaren Hinweis auf die zeitliche Verortung; im vierten Kapitel wird über zwei Bomben berichtet, die über zwei japanischen Städten abgeworfen wird, und damit wissen wir, dass wir am Ende des 2. Weltkriegs stehen. Also weit weniger früh in der Vergangenheit, als ich ursprünglich gedacht hätte.


    Die Geschichte von Idroes Moeria und seiner Frau Roemaisa fand ich sehr bewegend. Die Autorin behält dabei ihren nüchternen, beobachtenden Schreibstil bei und wird niemals emotional oder kitschig; ich finde, gerade das macht den Inhalt umso eindringlicher. Und obwohl die beiden so einige Schicksalsschläge zu verkraften haben, scheinen sie insgesamt doch ein erfülltes und erfolgreiches Leben zu führen. Besonders traurig fand ich den Anfang des Abschnitts, als Idroes gleich nach Beginn seines neuen Lebens an der Seite von Roemaisa von den Japanern deportiert wird und sie vor Kummer ihr Kind verliert. Wie groß die Freude, als er doch wieder auftaucht - ich hatte ihn insgeheim schon abgeschrieben. Die Rolle der Japaner in Indonesien muss ich wirklich mal nachrecherchieren; ich hab wirklich keine Ahnung davon, was in diesem Teil der Welt während des 2. Weltkriegs gelaufen ist. Jedenfalls nichts Schönes.


    Die Zigarettenproduktion expandiert - zwar bescheiden, aber immerhin. Und immer noch ist Djagad der große Konkurrent. Sehr schön finde ich übrigens die Darstellung der verschiedenen Zigarettenpackungen. Bei mir auf dem Reader sind die natürlich schwarz-weiß, wie ist das bei euch Print-Lesern? Habt ihr farbigen Zigarettenpäckchen?


    Mit was ich weniger anfangen konnte, war der Glaube der Indonesier, man müsse nach einer Geburt die Nachgeburt vergraben und bewachen. Das läuft bei mir unter "exotisch", verstehen muss und möchte ich das nicht. Zumal dabei so wenig Rücksicht auf die Befindlichkeiten der jungen Mutter genommen wird. Nichts desto trotz befürchte ich, dass am Ende doch irgendetwas passieren wird, was man im Nachhinein als Folge der missglückten Nachgeburtswacht interpretieren wird. Hierzu passt die Prophezeiung der Mak Iti, die behauptet, dass ein Konkurrent die Nachgeburt entwendet hat, um Idroes durch sein eigenes Kind Schaden zuzufügen. Wer das wohl sein wird? Tut sich bei euch da auch gleich ein Name auf? Ich bin jedenfalls gespannt.


    In großen Zeitsprüngen geht es weiter und ein Kapitel später kann das neu geborene Mädchen schon Zigaretten drehen. Jetzt haben wir auch den Bezug zum Titel, Dasiyah ist also das Zigarettenmädchen. Sie kann ganz besondere Zigaretten herstellen, da ihr Speichel so süß ist und sie den Tabaksaft verwendet, der sich an ihren Händen festhängt. Klingt irgendwie romantisch, finde ich. Mal sehen, wem sie damit noch alles den Kopf verdreht - außer ihrem Herrn Papa.

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel


  • Mit was ich weniger anfangen konnte, war der Glaube der Indonesier, man müsse nach einer Geburt die Nachgeburt vergraben und bewachen. Das läuft bei mir unter "exotisch", verstehen muss und möchte ich das nicht. Zumal dabei so wenig Rücksicht auf die Befindlichkeiten der jungen Mutter genommen wird. Nichts desto trotz befürchte ich, dass am Ende doch irgendetwas passieren wird, was man im Nachhinein als Folge der missglückten Nachgeburtswacht interpretieren wird. Hierzu passt die Prophezeiung der Mak Iti, die behauptet, dass ein Konkurrent die Nachgeburt entwendet hat, um Idroes durch sein eigenes Kind Schaden zuzufügen. Wer das wohl sein wird? Tut sich bei euch da auch gleich ein Name auf? Ich bin jedenfalls gespannt.


    Ich finde gerade solche Aspekte sehr interessante und aufschlussreich, aber ich hätte auch Völkerkunde studiert, wenn meine Abinoten besser gewesen wären. Diese Besonderheiten des jeweiligen Kulturraumes, in den die Handlung des Buches, das ich gerade lese, eingebettet ist, machen für mich gerade den Reiz der Lektüre aus. Was es mit dieser Nachgeburt auf sich hat, das fand ich besonders interessant, denn es ist eine Mentalität, die sich von der unsrigen so sehr unterscheidet, dass ich sonst gar nicht verstanden hätte, was die Protagonisten treibt und bewegt.
    Um wen es da aber genau geht - das ist auch mir noch nicht so ganz klar.

  • Ja die Geschichte von Idroes Moeria und Roemaisa war auch für mich eine spannende und bewegende. Ich weiß auch viel zu wenig über den 2. Weltkrieg im asiatischen Raum, über die Rolle der Japaner habe ich inzwischen ein paar Sachen gelesen, aber da ging es eigentlich vor allem um die Interaktion mit den USA. Von uns hier in Europa war das doch sehr weit weg, obwohl Japan ein Verbündeter Deutschlands war, aber das ist ganz sicher alles andere als ein ruhmreiches Thema. Dennoch eines, mit dem ich mich irgendwann gerne mal näher beschäftigen würde, aber nicht jetzt (ich sehe schon, dass ich das weit weg schiebe :zwinker:)


    Auch mir gefallen die Zeichnungen der Zigarettenmarken/päckchen sehr gut, die übrigens auch im Buch schwarz-weiß sind und gerade dadurch sehr eindringlich wirken. Ich finde, man achtet da viel mehr auf das jeweilige Motiv! Und dieses, finde ich, ist für die Handlung noch besonders relevant.


    Es ist ein regelrechter Zigarettenkrieg, der zwischen den beiden Konkurrenten entbrennt und den Dasiyah, das Zigarettenmädchen, durch ihren Einsatz und nicht zuletzt durch ihren magischen Speichel für sich entscheidet, der allerdings ihrem Vater, den sie zu verehren scheint, vorbehalten ist, bzw. die Zigaretten, die sie für ihn dreht. Ich muss ja gestehen, dass ich diesen Aspekt mit dem Speichel ein kleines bisschen eklig finde. Aber Dasiyah engagiert sich auch sonst sehr in der Zigarettenbranche und inspiriert ihren Vater sehr.


    Witzig und spannend finde ich auch die sprachlichen Feinheiten: Zigaretten werden getrunken, nicht geraucht (siehe S. 135). Und sie werden Asthmakranken empfohlen - unglaublich! Ob man das früher hier mit den Mentholzigaretten auch so gemacht hat?


  • Auch mir gefallen die Zeichnungen der Zigarettenmarken/päckchen sehr gut, die übrigens auch im Buch schwarz-weiß sind und gerade dadurch sehr eindringlich wirken. Ich finde, man achtet da viel mehr auf das jeweilige Motiv! Und dieses, finde ich, ist für die Handlung noch besonders relevant.


    Ah, danke! Nicht dass ich die Farbe großartig vermissen würde, aber sie wird ja auch jeweils mit den den Motiven beschrieben, deswegen war ich ein wenig neugierig.



    Ich muss ja gestehen, dass ich diesen Aspekt mit dem Speichel ein kleines bisschen eklig finde.


    Hm, jetzt wo du es sagst.... :breitgrins:



    Witzig und spannend finde ich auch die sprachlichen Feinheiten: Zigaretten werden getrunken, nicht geraucht (siehe S. 135).


    Das ist mir schon mal untergekommen, das war mir nicht neu. Ich glaube, bei Karl May hab ich das schon mal gelesen, dass Tabakrauch "getrunken" wird.



    Und sie werden Asthmakranken empfohlen - unglaublich! Ob man das früher hier mit den Mentholzigaretten auch so gemacht hat?


    Vielleicht hatte die spezielle Nelkenbeimischung sogar einen günstigen Einfluss auf das Asthma? Weil, es scheint sich ja doch um ganz andere Zigaretten zu handeln als die, die heute produziert und verkauft werden.

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Ja, es geht mittlerweile ausschließlich um Idroes Moeria und Roemaisa. Was ist denn mit Lebas und Tegar? Irgendwie hatte ich mir - nach dem Klappentext, von dem ich mich anscheinend immer irrleiten lasse - gedacht, dass Lebas und Tegar die Geschichte um das Zigarettenmädchen in einer Art "Roadtrip" herausfinden. Tja, manchmal kommt es anders und auch als man denkt. :zwinker:


    Es beschämt mich immer wieder, wie wenig ich über andere Länder und deren Geschichte weiß. Indonesien ist nur ein weiteres Beispiel dafür. Zugegeben, in Deutschland wird der 2. Weltkrieg nun mal aus der europäischen Sicht betrachtet - hier ist ja auch soviel passiert, dass man ganze Bibliotheken damit füllen könnte - aber da wird ganz schön viel vernachlässigt. Wenn ich mir meinen Geschichtsunterricht an sich betrachte ist das, glaube ich, fast ständig so. Irgendwer hat wohl mal festgelegt, welche historischen Ereignisse / Orte wichtig sind. Aus dem Grund finde ich es aber immer gut, wenn man mit Büchern noch etwas über andere Länder und deren Geschichte erfährt. Kurz vor dem "Zigarettenmädchen" habe ich ein Buch gelesen, welches in Kambodscha spielt - wieder ein dunkler Fleck auf meiner Landkarte, der sich etwas lichtet.


    So, nun aber zurück zur Geschichte. Puh, ganz schön viel passiert. Ich dachte ja auch schon, das war es mit Idroes. Und ehrlich gesagt kann ich Soedjagad schon verstehen, dass er dann sein Glück bei Roemaisa versucht hat. Später, bei der Druckerei, bekommt man ja mit, dass auch einige doch nicht zurück gekommen sind. Beeindruckend war, dass Roemaisa gewartet hat und überzeugt war, dass ihr Gatte noch lebt. Gut, dass sie Rückhalt durch ihre Familie hatte, denn wäre sie allein gewesen, hätte sie vielleicht sogar Soedjagads Angebot annehmen müssen, um zu überleben. Wobei ich mir das schlecht vorstellen kann, so wie Roemaisa ist. Sie packt ja sogar beim Zigarettengeschäft an und bringt es wieder einigermaßen zum Laufen als Idroes verschwunden bleibt.


    Aber er kommt ja zum Glück zurück und der Konkurrenzkampf zwischen ihm und Soedjagad kann weitergehen. Idroes denkt ja schon sehr fortschrittlich und macht sich aus ständig Gedanken, wie er sein Produkt und die Vermarktung verbessern kann. Das mit dem Passbild hatte er ja schon zwei Jahre vorher im Kopf, als er verschwand, bevor alle anderen das machten. Und er expandiert auch in andere Dörfer und sogar Städte. Er ist schon ganz gewieft und er scheint mir auch ein guter Chef zu sein, da er für die Zigarettendreher ja einen eigenen Raum in seinem Haus einrichten lässt.


    Und dann kommt endlich Dasiyah - sie scheint ja Jeng Yah zu sein, nach der Pak Raja verlangt hat. Ob Pak Raja dann wohl der Sohn von Soedjagad ist oder sein wird? Man hat zwar gehört, dass Soedjagads Frau recht gebärfreudig ist, aber es kamen keine Geschlechter oder Namen vor. Das mit der Nachgeburt finde ich auch ein wenig seltsam, aber andere Länder andere Sitten. Mir erschließt sich der Sinn nicht ganz, aber anscheinend ist es jetzt recht schlimm, dass die Nachgeburt verschwunden ist. Ich kann Roemaisa aber schon verstehen, dass die Typen ihr auf den Keks gegangen sind - hätten die nicht auch draußen bei ihrem Mann sitzen müssen und aufpassen? Stattdessen sitzen die in der warmen Hütte und drücken sich die Hintern platt. Und die Nachgeburt ist ja nur verschwunden, weil Idroes sich für seine Frau entschuldigen musste - obwohl sie ja völlig im Recht war. Welche schlechte Entwicklung wohl der verschwundenen Nachgeburt angehängt wird?
    Dasiyah scheint jedenfalls ein pfiffiges Mädchen zu sein, welches sich gleich im Zigarettengeschäft zu Hause fühlt. Und die Liebe zwischen Vater und Tochter ist sehr innig.

    Grüßle, Christina


  • Hm, jetzt wo du es sagst.... :breitgrins:


    Auch das Abschaben des Tabaksaftes von den Händen finde ich jetzt nicht sehr hygienisch... aber der Speichel toppt das natürlich noch. Na ja, es gibt ja viele exotische Dinge, die anscheinend gut schmecken. Spontan muss ich da an den Kaffee denken, der schon mal durch irgendein Tier durch ist, bevor er als Delikatesse verkauft wird... dann doch lieber ein wenig Speichel in der Zigarette. :breitgrins:



    Vielleicht hatte die spezielle Nelkenbeimischung sogar einen günstigen Einfluss auf das Asthma? Weil, es scheint sich ja doch um ganz andere Zigaretten zu handeln als die, die heute produziert und verkauft werden.


    Ich hab ehrlich gesagt so gar keine Ahnung, was in heutigen Zigaretten drin ist. Lauter Gift... denk ich mir zumindest. Aber nach wikipedia gehört Menthol oder Gewürznelke wohl zu den Zusatzstoffen, die Reize und Schmerzen in den Atemwegen reduzieren und das Rauchen "tiefer und beschwerdefreier" ermöglichen. Ich verstehe das eher so, dass wenn ein Mensch mit Atemwegsbeschwerden rauchen muss (!), dann doch lieber mit Menthol oder Nelke, damit es leichter ist, aber gut ist es allemal nicht. Und es wird bestimmt auch nicht besser, nur weil ich die Zigarette dann besser inhalieren kann.
    Ob der wikipedia Artikel allerdings das Verhältnis bei indonesischen Zigaretten in den 40er/50ern beschreibt, wage ich zu bezweifeln. Der Anteil der Nelken ist ja schon bei Idroes und Soedjagad unterschiedlich und auch bei den anderen Zigarettenherstellern, denen wir bis jetzt in dem Buch begegnet sind. Und zum Teil ja auch innerhalb der Zigarettenherstellung - wenn mal etwas nicht vorrätig ist oder gestreckt wurde. Aber ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass, egal wie hoch der Nelkenanteil ist, Rauchen gut für Asthma ist.

    Grüßle, Christina


  • Auch das Abschaben des Tabaksaftes von den Händen finde ich jetzt nicht sehr hygienisch... aber der Speichel toppt das natürlich noch. Na ja, es gibt ja viele exotische Dinge, die anscheinend gut schmecken. Spontan muss ich da an den Kaffee denken, der schon mal durch irgendein Tier durch ist, bevor er als Delikatesse verkauft wird... dann doch lieber ein wenig Speichel in der Zigarette. :breitgrins:


    Ich finde beides wenig appetitlich - Speichel und das Abschaben der Hände.



    Ich hab ehrlich gesagt so gar keine Ahnung, was in heutigen Zigaretten drin ist. Lauter Gift... denk ich mir zumindest. Aber nach wikipedia gehört Menthol oder Gewürznelke wohl zu den Zusatzstoffen, die Reize und Schmerzen in den Atemwegen reduzieren und das Rauchen "tiefer und beschwerdefreier" ermöglichen. Ich verstehe das eher so, dass wenn ein Mensch mit Atemwegsbeschwerden rauchen muss (!), dann doch lieber mit Menthol oder Nelke, damit es leichter ist, aber gut ist es allemal nicht. Und es wird bestimmt auch nicht besser, nur weil ich die Zigarette dann besser inhalieren kann.
    Ob der wikipedia Artikel allerdings das Verhältnis bei indonesischen Zigaretten in den 40er/50ern beschreibt, wage ich zu bezweifeln. Der Anteil der Nelken ist ja schon bei Idroes und Soedjagad unterschiedlich und auch bei den anderen Zigarettenherstellern, denen wir bis jetzt in dem Buch begegnet sind. Und zum Teil ja auch innerhalb der Zigarettenherstellung - wenn mal etwas nicht vorrätig ist oder gestreckt wurde. Aber ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass, egal wie hoch der Nelkenanteil ist, Rauchen gut für Asthma ist.


    Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass die im Roman erwähnte Tunke gesünder ist, als die heutigen Zusatzstoffe, eher im Gegenteil. Mir standen bei der Werbung für Asthmakranke auch sämtliche Haare zu Berge, genauso wie in der Szene, als die Männer nach der Geburt des Zigarettenmädchens die ganze Wohnung zuqualmen. Hier fällt es mir schwer, nicht verurteilend den Kopf zu schütteln - ich muss mir dann immer vor Augen halten, dass der Roman in einer Zeit spielt, in der über die Schädlichkeit des Rauchens noch nichts bekannt war.



    Mit was ich weniger anfangen konnte, war der Glaube der Indonesier, man müsse nach einer Geburt die Nachgeburt vergraben und bewachen. Das läuft bei mir unter "exotisch", verstehen muss und möchte ich das nicht.


    Das halte ich nicht für so ungewöhnlich. Man hört immer wieder, dass Paare die Nachgeburt ihres Kindes im Garten vergraben haben.


  • Auch das Abschaben des Tabaksaftes von den Händen finde ich jetzt nicht sehr hygienisch... aber der Speichel toppt das natürlich noch. Na ja, es gibt ja viele exotische Dinge, die anscheinend gut schmecken. Spontan muss ich da an den Kaffee denken, der schon mal durch irgendein Tier durch ist, bevor er als Delikatesse verkauft wird... dann doch lieber ein wenig Speichel in der Zigarette. :breitgrins:


    Ehrlich gesagt, reizt mich keines dieser Luxusgüter - gerade in Asien könnte ich mir vorstellen, dass das generell nicht mehr zeitgemäss ist, rennen die doch reihenweise nur noch mit Mundschutz durch die Stadt... Wobei, ich könnte mir vorstellen, dass das auch ernsthaft gesundheitsschädigend sein könnte, falls der/die "Speichelnde" irgendwelche Krankheiten in sich trägt.. genauso, wie Katzen, Affen oder was auch immer, die den Kaffee "vorbereiten"... Eigenartig, dass diese Aspekte fast nie angesprochen werden (also, im Buch wundert mich das nicht, weil es geht ja bei diesem Thema um vergangene Zeiten, wo das sicher noch keine Rolle spielte)

  • Dieser Abschnitt befasst sich ausschliesslich mit Idroes Moeria und Roemaisa. Die Geschichte um die beiden ist spannend und auch bewegend. Sie verbindet eine tiefe Zuneigung. Als Idroes Moeria verschleppt wird und seine Frau so tieftraurig ist, dass sie sogar das gemeinsame Kind verliert, das war schon sehr bewegend. Auch ich hatte vom geschichtlichen Hintergrund um Indonesien in dieser Zeit bis jetzt keine Informationen.


    Etwas vermisst hab ich hier weiteres zum gemeinsamen Trip der beiden Brüder. Mir gefiel diese zweite Erzählschiene sehr gut, da die beiden Stränge sind irgendwie aufeinander zu bewegten und man weitere Informationen bekam.


    Sehr speziell kamen mir das Abschaben der Hände und das Zukleben der Zigarette mit dem Speichel vor. Aber damals war es halt so üblich.


    Dasiyah schient ja, obwohl "nur" eine Tochter, ein ganz besonderes Mädchen zu sein. Sie interessiert sich sehr für das Zigarettengeschäft ihres Vaters und macht sich Gedanken um Verbesserungen der Marken. Ich denke auch, dass wir hier Jeng Yah kennengelernt haben. Die Möglichkeit, dass Indonesier nach dem Erwachsenwerden einen neuen Namen geben können, empfinde ich eigentlich als ziemlich gut, aber hier im Buch verwirrt es mich etwas. Man hat nicht unmittelbar die Information, um welchen späteren Charakter es sich handelt.

    Das sind keine Stirnfalten. Das ist ein Sixpack vom Denken.


  • Ob Pak Raja dann wohl der Sohn von Soedjagad ist oder sein wird? Man hat zwar gehört, dass Soedjagads Frau recht gebärfreudig ist, aber es kamen keine Geschlechter oder Namen vor.


    Den Gedanken hatte ich auch, bei, ich glaube, 5 Kindern ist doch bestimmt auch ein Sohn dabei :zwinker:


    Das halte ich nicht für so ungewöhnlich. Man hört immer wieder, dass Paare die Nachgeburt ihres Kindes im Garten vergraben haben.


    Dass mit der Nachgeburt rituelle Handlungen verknüpft sind, hatte ich auch schon wiederholt gelesen, aber das Vergraben im Garten hab ich noch nicht so oft gehört.

    Das sind keine Stirnfalten. Das ist ein Sixpack vom Denken.

  • Dass mit der Nachgeburt rituelle Handlungen verknüpft sind, hatte ich auch schon wiederholt gelesen, aber das Vergraben im Garten hab ich noch nicht so oft gehört.


    Ehrlich gesagt finde ich das viel unappetitlicher als die Sache mit dem Speichel und dem Tabaksaft. Dass die vergrabene Nachgeburt dann bewacht werden muss, ist auch klar - sonst würde sie sofort wieder von irgendwelchen Tieren ausgegraben werden. :breitgrins:


    Im Anhang wird ja auch etwas dazu erklärt; die Nachgeburt wird wie das jüngere Geschwisterkind des Neugeborenen angesehen. Aus völkerkundlicher Sicht mag das ja durchaus interessant sein, und zur Zeit von Dasiyahs Geburt wusste man es vermutlich nicht besser. Die heutigen Indonesier dagegen werden hoffentlich schon soweit Zugang zu Bildung und Wissen haben, dass sie Sinn und Zweck der Nachgeburt verstehen und nicht mehr Wöchnerinnen und Neugeborene mit ihrem Lärm, Tabakrauch und überhaupt mit ihrer Anwesenheit zum "Wacheschieben" belästigen.

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel