[Ägypten] Muhammad al-Bissati - Häuser hinter den Bäumen

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    Klappentext:
    Sie bahnten sich ihren Weg durch die Menschenmenge auf dem Markt, ohne sich nach jemandem umzusehen. Viele Stimmen umgeben sie. Antar ist bleich und schaut besorgt. Er geht vor Mussaad her, hoch und hager. Schwankt. Er schiebt die Leute leicht beiseite. Mussaad keucht. Er spürt einen grossen Druck auf der Brust. Den Geschmack von Staub im trockenen Mund. Die Sonne ist grell. Seine Augen tränen. Er hält den Kopf zur Seite geneigt. Hin und wieder tastet er nach dem Griff des Messers. Antar spürt, dass er sich zu weit entfernt hat. Er schaut sich um. Über die Köpfe der Leute hinweg sieht er Mussaad verloren in de Menge. Er geht ein, zwei Schritte zurück, bis er wieder neben ihm ist. Sie haben die erste Biegung hinter sich gebracht. Die Strasse, vollgepackt mit Menschen, ist jetzt schnurgerade. Sie nähern sich der zweiten Biegung. Dahinter liegt Barakats Laden.


    Ende der 1960er Jahre, in einer Provinzstadt im Nildelta, ist Mussaad, der seine Frau bei einem Seitensprung erwischte, auf dem Weg zum Laden seines Metzgerkollegen Barakat, um den Kopf von dessen Sohn zu verlangen. Ein ägyptisches Drama bahnt sich an.
    Muhammad al-Bissati erzählt diese Geschichte um Eifersucht, Ehre und eine geheime Liebschaft in schlichten Sätzen, ohne viel Ausschmückungen und Dramatik.


    Das eigentliche Drama ist nicht der Ehemann, man mag ihn als Opfer dieser Schmach noch am ehesten verstehen, im Versuch seine Ehre wieder zu erlangen. Das Drama spiegelt sich im Verhalten der anderen Personen wieder. Die Resignation im Umgang mit diesem Ehebruch ist für den Leser greifbar und unfassbar zugleich. Alle, beteiligt, wie unbeteiligt, übernehmen ihre Rolle in diesem Stück.
    Es gibt keine Versuche, Mussaad zur Besinnung zu bringen, er will seine Frau Saadija und ihren Liebhaber Amir töten. Danach kommt er ins Gefängnis. Egal.
    Selbst Saadija ergibt sich ihrem Schicksal und wird während der Zeit des Wartens auf ihren Tod von ihrer Schwägerin bewacht. Auch hier fehlen Gefühle wie Mitleid und Verständnis. Neid und Gier prägen die Situation.


    Es wäre so leicht für alle Beteiligten die Situation zu ändern, doch handeln alle Akteure wie Schauspieler in einem Bühnenstück. Tendenzen die sich bis heute gehalten haben. Es fehlt meines Erachtens die Erkenntnis das Veränderungen von innen geschehen müssen, jedoch agiert der Ägypter lieber nach vermeintlich gesellschaftlichen Erwartungen.


    Alle, bis auf die Familie des Metzgers Barakat, die ihrem Sohn Amir zur Flucht verhilft.


    Muhammad al-Bissati, 1937 in Ägypten, in Gamalija (bei Port Said) geboren, studierte Wirtschaftswissenschaften und war als staatlicher Rechnungsprüfer jahrelang tätig und lebte in Kairo. Im Jahr 2000 wurde er für sein literarisches Werk mit dem in Dubai verliehenen Sultan-Uwaiss-Preis ausgezeichnet, dem arabischen Nobelpreis.
    Auf deutsch liegen im Lenos-Verlag, neben dem vorgestellten Buch, "Auf Besuch. Geschichten aus der arabischen Welt" und "Hunger" vor.
    Der Autor starb im Jahr 2012.


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