Margaret Forster - Die Dienerin

Es gibt 20 Antworten in diesem Thema, welches 4.898 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von bird.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Margaret Forster -Die Dienerin


    Rückwärtiger Umschlagtext:
    London im Jahr 1844: die junge Elisabeth Wilsons tritt in den Dienst der Dichterin Elisabeth Barrett. Als diese, nach ihrer heimlichen Hochzeit mit Robert Browning, aus dem Haus des Vaters fliehen muss, begleitet die Dienerin als einzige Vertraute das junge Paar nach Italien. Margaret Forster, intime Kennern des 19. Jahrhunderts, schildert das auf Fakten beruhende Schicksal der E. Wilson "und führt uns mit großer Genauigkeit und Intensität vor, wie eine junge Frau aus einer verarmten Familie Nordenglands unentbehrlich wird für die kranke, hochverehrte Dichterin. ...Ein viktorianisches Zeitbild, zart wie eine Miniatur gemalt.". 'Frankfurter Allgemeine Zeitung'


    Meine Eindrücke bisher:
    Forster schreibt halb im Erzählstil, halb in Briefen, die Wilson an ihre Mutter schreibt, so dass zwei Perspektiven entstehen. Es bringt sowohl Spaß, Wilsons Gedankengängen zu folgen, als auch die Sicht der Erzählerin Forster zu erleben, die Wilsons Gedankengänge teilweise erklärend weiterführt.
    Ich mag Bücher, die im 19. Jahrhundert spielen und wenn Forster eine Kennerin ist, auch das Sittenbild korrekt wiedergeben wird.
    Bis jetzt ein erfrischendes Buch. Ich freue mich aufs weiterlesen.

    🐌

    Einmal editiert, zuletzt von Kandida ()

  • Hier werde ich gespannt mitlesen. Das Buch steht nämlich auch noch auf meiner Wunschliste.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich werde auch Mäuschen spielen. Das Buch habe ich vor langer Zeit gelesen und weiß nichts mehr davon. Eine Auffrischung des Inhaltes könnte sogar zu einem Reread führen, denn es gibt verschiedene Gründe, dass es mich anspricht.

  • Wilson - die Dienerin.
    Anfangs erscheint sie schüchtern, klein, zart unscheinbar. Doch mit der Zeit bemerkt man, dass ein starker Charakter unter der zarten Hülle zu stecken scheint.
    So ist sie scheinbar die einzige der Bediensteten, die keine Angst vor dem Herrn hat.
    Auch schafft sie es, unaufdringlich, aber beharrlich, ihre labile, kränkliche Herrin, Miss Elizabeth, dazu zu bewegen, ab und zu in den Park zu gehen.
    Miss Elizabeth und Wilson beginnen eine Freundschaft.
    So liest Miss Elizabeth Wilson gerne aus ihren Briefen vor und Wilson erkennt, dass sie an ihrem eigenen Briefstil arbeiten muss.
    Ich bin gespannt, ob sich der Stil ihrer Briefe an ihre Mutter im Laufe des Buches verändern wird. Noch klingen die Briefe fast kindlich naiv, staunend.

    🐌

  • Anfangs erscheint sie schüchtern, klein, zart unscheinbar. Doch mit der Zeit bemerkt man, dass ein starker Charakter unter der zarten Hülle zu stecken scheint.
    So ist sie scheinbar die einzige der Bediensteten, die keine Angst vor dem Herrn hat.


    Was ist denn mit Minnie Robinson? Die hat doch auch keine Angst vorm Herren.


    Bei Interesse zum Weiterlesen empfehle ich:
    Margaret Forster: Elizabeth Barrett-Browning. A biography (wenn man das noch bekommt - es ergänzt den Roman und lässt Miss Elizabeth etwas positiver erscheinen).
    Und bei sehr großem Interesse "The Barretts at Hope End. Diary by EBB", das allerdings die Zeit vor Wilson, 1830-31 abdeckt.


    Allerdings bekommt man beim Lesen des Romans zum Ende hin einen leichten Hass auf "Mrs. Browning". Also ist man ihr in der Biografie vielleicht erst mal nicht so wohlgesonnen.


    Sehr interessant fand ich im Roman die vielen kleinen Einwürfe der Autorin, z.B. den Kommentar zum Hühnerfleisch für Flush oder später zum Haus von Wilsons Mutter.



    LG von
    Keshia

    Ich sammele Kochbücher, Foodfotos und Zitate.


    <3 Aktuelle Lieblingsbücher: "The good people" von Hannah Kent, "Plate to pixel" von Hélène Dujardin und "The elegance of the hedgehog" von Muriel Barbery.

  • Ich müsste die Stelle suchen, aber sinngemäß stand dort, dass selbst Minnie Robinson Angst vor dem Herrn hat.
    Einzig der "Leih"Diener Timothy ist ähnlich unbefangen. Und zu ihm fühlt sich Wilson ja auch hingezogen.


    Ich frage mich die ganze Zeit, ob Miss Elizabeth ihre Krankheit nicht pflegt. Evtl ist sie depressiv, aber ich kann mir vorstellen, dass gutes Essen, frische Luft, Sonnenschein und Bewegung eine Besserung bringen könnte. Mich macht es wuschig, wenn Leute sich "gehen lassen". :rollen:

    &#128012;

  • Ich habe das Buch vor ca. 12-13 Jahren gelesen und war davon recht angetan. Ich kann mich noch ungefähr an die Atmosphäre erinnern. Die Dienerin, als handfeste Frau, die nicht jammert, war mir wesentlich sympathischer als Elizabeth Barrett-Browning, denn diesen Eindruck:



    Ich frage mich die ganze Zeit, ob Miss Elizabeth ihre Krankheit nicht pflegt. Evtl ist sie depressiv, aber ich kann mir vorstellen, dass gutes Essen, frische Luft, Sonnenschein und Bewegung eine Besserung bringen könnte. Mich macht es wuschig, wenn Leute sich "gehen lassen". :rollen:


    hatte ich auch ein wenig.


    Viel Spaß weiterhin mit dem Buch! :winken:

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

  • Die Schnellste bin ich irgendwie nicht. Aber nach wie vor - das Buch gefällt mir.


    Timothy hat eine andere geheiratet, doch trotz der anfänglichen Enttäuschung Wilsons- es war wohl doch die richtige Entscheidung. Mittlerweile steht ja auch schon ein neuer Verehrer vor der Tür.


    Wilson scheint sich von ihrer Familie abzunabeln. Woran mag es liegen? Vielleicht an der Hoffnung, ein besseres Leben leben zu können?

    &#128012;

  • Teil 1 beendet. Wer hätte gedacht - außer dass es natürlich in der Buchbeschreibung steht -, dass Miss Elizabeth aus ihrer Lethargie erwacht, heiratet und sogar dem Elternhaus entflieht und ins Ausland geht...?
    Was ist das überhaupt für eine Geschichte mit dem Vater, der mit allen Mitteln verhindert, dass die Kinder heiraten und ihrer Wege gehen? Sympathisch macht es ihn nicht gerade.

    &#128012;

  • Ich frage mich die ganze Zeit, ob Miss Elizabeth ihre Krankheit nicht pflegt. Evtl ist sie depressiv, aber ich kann mir vorstellen, dass gutes Essen, frische Luft, Sonnenschein und Bewegung eine Besserung bringen könnte. Mich macht es wuschig, wenn Leute sich "gehen lassen". :rollen:


    Im Roman entsteht der Eindruck teilweise, wird aber später revidiert.
    In der Realität gab es wohl mehrere Faktoren, da die "Krankheit" schon mit ca. 11 Jahren begann. Es wurden m.W. zwei mögliche Ursachen vorgeschlagen - ich glaube, eine war Typhus? - aber sicherlich haben auch andere Aspekte zu dem Zustand beigetragen.
    Die Ursprungskrankheit, die wohl vor allem Schwindel und Kopfschmerzen sowie undefinierbare Schmerzen wie Seitenstechen verursachte, wurde behandelt, in dem Miss Elizabeth über ein halbes Jahr in einer Klinik praktisch an eine Art Bett gefesselt war - das natürlich nur im übertragenen Sinne - das von der Decke hing ("spine crib"). Außerdem wurde jede Art Aktivität, besonders aber Lesen und Schreiben, von diesen Ärzten verboten. Man muss bedenken, dass sie erst ca. 12 Jahre oder so alt war und ein halbes Jahr einfach mit einer Bediensteten alleine an diesem Kurort blieb (auch auf eigenen Wunsch, um zu genesen). Danach fanden sich wohl alle mit der "Krankheit" ab.
    Die damaligen Ärzte behandelten die Erkrankung wie eine Wirbelsäulenerkrankung, obwohl sie selbst diese Diagnose ausschlossen (Logik! :rollen: ).
    Der zweite Faktor ist das im Buch erwähnte Laudanum, also Opium, dass sie schon im Teenageralter nahm. Dies wurde sowohl zum Schlafen als auch zum Beleben eingesetzt; von ihr aber weitgehend als Schlafmittel genommen, von dem sie zunehmend abhängiger wurde. Es wird diskutiert, wie abhängig - ob es nur eine nicht abzulegende Gewohnheit war oder sie körperlich abhängig war - aber man kennt die genaue Dosis nicht. Auch dies könnte aber zu ihrem frühen Tod beigetragen haben.


    Hinzu kommt sicherlich eine Depression, von der man ja heute weiß, dass sie auch jahrezehntelang bestehen kann.


    In der Kindheit war Miss E wohl sehr aktiv, aktiver, als damals für viele Mädchen üblich (klettern, laufen, reiten), dies wurde aber ab ca. dem 11. Lebensjahr auch zunehmend unschicklich.
    Dazu kommt, dass sie ja zusammen mit ihren Brüdern Privatunterricht erhielt, also genau das gleiche lernte, wie die Brüder - unter anderem Griechisch und Latein - die Brüder allerdings mit 14 ins Internat kamen, sie aber nicht.
    Das war wohl ein sehr großer Rückschlag für sie, über den sie lange nicht hinwegkam, zumal sie selbst sah, dass sie mehr Ehrgeiz als ihr etwa gleichaltriger Lieblingsbruder - "Bro", der im Roman auch erwähnt wird - hatte. Bro schrieb etwa aus dem Internat über Stockschläge auf die Hände, die ihn tagelang nur unter Schmerzen schreiben ließen, woraufhin sie trotzdem noch seine Möglichkeiten beneidete, für die sie gern diese Schmerzen in Kauf genommen hätte.


    Sie lernte dann autodidaktisch weiter, unterrichtete auch die jüngeren Brüder und hatte in den 20ern - also mit ca. Mitte 20 - eine Art Schulmädchenliebe für einen älteren, blinden ehemiligen Griechischprofessor (Mr. Boyd, der auch im Roman genannt wird. Von dieser Besessenheit handelt größtenteils das Tagebuch. Hier merkt man auch, dass sie sehr aktiv werden konnte, wenn sie motiviert war, aber ansonsten nicht viel tun musste, außer die jüngeren Kinder zu unterrichten. Während die Schwester mit der Tante zusammen nach dem Tod der Mutter auch den Haushalt führen musste).


    Im Tagebuch betont sie immer wieder, wie gut es ihr geht, wenn sie Mr. Boyd besuchen kann (an anderen Tagen kommt sich nicht aus dem Bett). In der Biografie gibt es etwa eine Stelle, an der Berichtet wird, wie sie ihren Vater nutzte, um bestimmte Leute nicht besuchen zu müssen - er verbot das dann halt und sie konnte einen Grund angeben - aber als sie selbst Mr. Boyd besuchen wollte, den Vater intensiv bequatschte, dass es ihre Pflicht sei und keinesfalls ihre Gesundheit gefährde... :zwinker:
    Im Tagebuch berichtet sie unter anderem davon, dass sie jedes STück von Eurpides lesen will und das auch in den genannten ca. 2 Jahren schafft und am Ende, kurz vor einem Umzug, den gesamten Prometheustext von Aischylos innerhalb von 14 Tagen quasi ohne Pause übersetzt - weil sie ihrem Mentor Mr. Boyd beweisen wollte, dass sie das kann bzw. sein Lob erringen wollte. In diesen 14 Tagen war Krankheit also auch kein Thema.


    So wird es eine Mischung aus Gewohnheit, psychosmatischen Beschwerden, mangelnder Motivation/ Ziellosigkeit - es gab keinen Grund, um aufzustehen oder rauszugehen - und auch Aktivität/ Tagesstrutktur, Depression, Morphiumeinnahme, echter Krankheit und auch Bestärkung von außen (Familienmitglieder baten sie oft, sich auszuruhen bzw. schonten sie und baten sie nicht zu gemeinsamen Aktivitäten) sein.


    Dazu kommen die im Roman angedeuteten extremen Ängste, sowohl Sozialphobie (Fremde zu treffen) als auch wohl zahlreiche andere Phobien (Angst vor Geistern = Toten, zahlreiche diffuse, nicht näher erklärte Ängset, also evtl. so etwas wie Angststörung). Diese trat wohl während der Ehe etwas in den Hintergrund, also bei Beschäftigung/ Ablenkung/ interessantem Tagesprogramm, kann sich aber auch prima ausbreiten und verstärken, wenn man weitgehend alleine ist und keinen hat, der einen großartig motiviert, etwas zu tun, bei dem man sich nicht nur mit der Angst befassen muss. Es wird oder wurde m.W. diskutiert, ob die Ängste auch mit der Morphiumeinnahme zu tun hatten.


    Von Crow, der Vorgängerin von Wilson, wird berichtet, dass sie trotz Schwangerschaft noch mehrfach bei Miss E auftauchen musste, und Miss E auch erst nach der Einstellung von Wilson über Crows Kündigung in Kenntnis gesetzt wurde, aus Angst der Familie, dass sie sonst die Situation nicht bewältigen könnte. Dabei betrachtete sie selbst Crows "Vorgehensweise", unverheiratete schwanger zu werden und überhaupt sich zu verlieben und zu heiraten, als Verrat, den sie großzügig vergab, aber eben persönlich nahm. Das Dienstmädchen also quasi als persönlichen Besitz, der keinen Anspruch auf eigenes Gefühle außerhalb der Dienstbeziehung hat, jedenfalls nicht auf Ausleben dieser. Dies scheint aber relativ normal gewesen zu sein (also das Missachten der Gefühle der Dienerschaft durch die Höhergestellten).


    LG
    von Keshia

    Ich sammele Kochbücher, Foodfotos und Zitate.


    <3 Aktuelle Lieblingsbücher: "The good people" von Hannah Kent, "Plate to pixel" von Hélène Dujardin und "The elegance of the hedgehog" von Muriel Barbery.

    Einmal editiert, zuletzt von Keshia ()

  • Wow! Vielen Dank, Keshia, für deine Ausführungen. Ich kenne ja tatsächlich nur dieses Buch.
    So beleuchtet, bekommt ihr Verhalten ein ganz anderes Gesicht. Ein schlüssiges Bild.


    Dennoch finde ich es fast schon unverantwortlich, wenn man einen kranken Menschen praktisch in seinem Zimmer isoliert. Nicht motiviert, an die frische Luft zu gehen oder - das fand ich fast schon erschütternd - sie an Weihnachten nicht mit ins Weihnachtszimmer zu nehmen. Ich weiß, sie hat sich praktisch geweigert, aber dennoch....
    Andererseits darf sie einen Hund halten - diese dreckigen, schmutzigen Wesen.... :zwinker:


    Meines Wissen waren Dienstboten zu dieser Zeit ja fast Leibeigene, hatten in ihrem Dienstverhältnis kaum Rechte. Und bekamen sie kein Zeugnis, weil sie z.B. aus nichtigen Gründen entlassen wurden, war es kaum möglich, eine adäquate neue Stellung zu finden. Der einfachste Wechsel war der, soviel ich weiß, wenn eine Dienstherrin sie einer anderen abwarb.


    Auf alle Fälle hast du mein Interesse geweckt, mehr über Miss Elizabeth zu lesen. :winken:

    &#128012;

  • Was ist das überhaupt für eine Geschichte mit dem Vater, der mit allen Mitteln verhindert, dass die Kinder heiraten und ihrer Wege gehen? Sympathisch macht es ihn nicht gerade.


    Es gibt eine etwas absurd klingende Theorie: Die Barretts hatten ja eine Plantage in Jamaika, also waren Sklavenbesitzer. Der Vater soll Angst gehabt haben, dass seine Vorfahren sich mit Sklaven vermischt hätten und einige mein(t)en in den Gesichtern der Kinder entsprechende Züge sehen zu können. Der Vater soll also von dieser Möglichkeit gewusst haben und durch das Verbot der Heirat versucht haben zu verhindern, dass diese Blutlinie sich weiter fortsetzen kann.


    Alle Töchter, die heirateten, wurden dann auch enterbt und er sprach kein Wort mehr mit ihnen. In wie weit das natürlich stimmt und in wie weit Mr. Barrett vielleicht auch einfach nur einen Schuss an der Waffel hatte, weil er nach dem Tod der Ehefrau überfordert war mit Trauer, Schulden und Familienorganisation, ist vielleicht auch schwer zu erfassen. Jedenfalls scheint er sich vor dem Tod seiner Frau den Kindern gegenüber ganz anders verhalten zu haben als später, er war offener und nicht gefürchtet.
    Im Tagebuch wird auch schon klar, dass eine etwas missbräuchliche Beziehung zwischen Vater und Töchtern besteht, denn Miss E schreibt dort immer wieder, wie sehr sie ihren Vater liebt und dass man alles tun müsse, also alles zurückhalten oder das eigene Verhalten ändern/ zensieren, damit es ihm gut ginge, dass man ihm keine weitere emotionale Last auferlegen dürfe. Die Liebe ist also schon extrem an Schuldgefühle geknüpft, die allerdings im Tagebuch nicht so sehr durchscheinen, weil Mr. Boyd der Mittelpunkt ist. Auch hier wird klar, dass "etwas nicht stimmt", weil Miss E sich über Gebühr mit seinen vermeintlichen Gefühlen ihr gegenüber auseinander setzt, Wörter, Sätze, Mimik nach den Besuchen analysiert, sich fragt, ob sie etwas Falsches getan hat, ob er sie nun schätzt oder nicht. Man könnte vermuten, dass sie verinnerlicht hatte, dass sie keine Fehler machen darf, um von einem Mann geliebt zu werden (allerdings hetzt sie auch ganz schön gegen vermeintliche "Konkurrentinnen", die dem blinden Mr. Boyd ebenfalls griechische Texte vorlesen...).



    LG von
    Keshia

    Ich sammele Kochbücher, Foodfotos und Zitate.


    <3 Aktuelle Lieblingsbücher: "The good people" von Hannah Kent, "Plate to pixel" von Hélène Dujardin und "The elegance of the hedgehog" von Muriel Barbery.

  • Oh, ich wusste, da muss etwas dahinter stecken. Normal ist so ein Verhalten jedenfalls nicht.
    Spannend, was du alles weißt, Keshia. :smile:

    &#128012;

    Einmal editiert, zuletzt von Kandida ()

  • Hat mit dem Inhalt des Buches eher wenig zu tun, fand ich aber trotzdem interessant: die Plantage der Barretts auf Jamaica wurde später von Johnny Cash gekauft, der dort auch zeitweise gewohnt hat :smile:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Mittlerweile bin ich im Endspurt.
    Mich hat das Buch zum Nachdenken gebracht. Wie aussichtslos war doch irgendwie die Situation der Dienerschaft. Wie schwer war es, daraus auszubrechen, eine Familie zu gründen. Wie egoistisch die Herrschaft - in diesem Fall die Brownings.
    Stellen sich einerseits gern als "Freunde" dar, aber wenn es drauf ankommt, ist ihr Verhalten gar nicht mehr freundschaftlich. Für Wilsons ist es sehr schwer eine vernünftige Perspektive zu finden. Besonders, da ihr Ehemann ja ebenfalls "nur" Diener ist.

    &#128012;

  • Wenn man selbst keine Nachteile hat, ist es leicht, freundlich zu sein. Aber wenn man Zugeständnisse machen muss, ist es eine ganz andere Sache. Da ist man sich selbst doch näher, zumal als Chef. Das Buch erinnert mich sehr an "Das Haus am Eaton Place". Da ging es gleich um die gesamte Dienerschaft und ihr Verhältnis zu den Herrschaften.

  • Ja, das stimmt. Es wird noch eine lange Zeit so bleiben.
    Sogar meine Oma hat so etwas noch erzählt. Als die Kinder des Gutsherren des angrenzenden Gutes mit Pferden durch den Garten ihrer Eltern geprescht sind und das ganze Gemüse zertrampelt/zerstört haben, hieß es, als sich beschwert wurde- schließlich war das eine Lebensgrundlage meiner Urgroßeltern - "da waren die Herrschaften wohl etwas ungestüm". Keine Entschuldigung und schon gar keine Wiedergutmachung. :grmpf:

    &#128012;

  • Die letzten nicht mal 100 Seiten. Und es nervt mich irgendwie immer mehr, dass es Wilson immer wieder zu den Brownings zieht. Statt ihr Leben zu leben, hockt sie wieder am Bett der Herrin, die ja eigentlich schon lange nicht mehr ihre Herrin ist, die ihr zwar so manches mal weitergeholfen hat, ihr her genauso oft buchstäblich einen Dolch in den Rücken gestoßen hat.
    Fernandino - eine einzige Enttäuschung. Wie hätte wie mit ihm zusammen so wunderbar einen Pensionsbetrieb aufbauen können. :grmpf:

    &#128012;

  • Forster zeigt hier sehr schön auf, was es bedeutet, im 19. Jahrhundert zur Unterschicht, Dienerschaft zu gehören. Mit Gedeih und Verderb dem Wohlwollen der Herrschaft ausgeliefert. Zwar waren Wilson und Elizabeth Barrett Browning so etwas wie Freundinnen, doch kam es darauf an, war diese Freundschaft nichts wert. Im Gegenteil, sie wurde dazu benutzt, um Wilson ein Stückweit unter Druck zu setzen. Diese Perspektivlosigkeit, die fast schon Unmöglichkeit, diesem Leben zu ntkommen,hat mich fast schon belastet. Dabei hatte Wilson es noch verhältnismäßig gut getroffen.


    Mich hat es im Laufe des Buches immer mehr genervt, dass Wilson – egal, was die Herrschaft ihr antat – immer zu ihnen gehalten hat, ihnen immer und immer wieder verziehen hat. Selbst nach dem Schritt in die Selbständigkeit – Wilson war immer für die Herrschaft da und diese nahm es auch gerne an. Eigentlich eine sehr einseitige Beziehung, wenn nicht die Browning ab und an plötzlich und unerwartet meinten, Wilson etwas Gutes tun zu müssen.


    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Geschrieben ist das Buch sehr schön. Ich habe es gerne gelesen. Und auch wenn ich Wilsons Verhalten teilweise nicht nachvollziehen kann, war sie mir doch sympathisch. Ich habe mit ihr gelitten, mich mit ihr gefreut, hätte sie manches Mal schütteln können und habe mich gefragt, was hätte ich an ihrer Stelle anders gemacht. Aber genau das ist schwer, bin ich doch in einer ganz anderen Zeit aufgewachsen.

    &#128012;

    Einmal editiert, zuletzt von Kandida ()