Daniel Keyes - Blumen für Algernon

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    Hallo, allerseits!


    Gestern habe ich mit angehaltenem Atem die letzten Seiten dieses Buches gelesen und mit Tränchen in den Augen beschlossen, ein Rezension zu schreiben. Eh voilà:


    Inhalt:
    Charlie Gordon ist 30 und geistig zurückgeblieben. Mit seinem IQ von etwa 70 kann er zwar als "Putzfrau" in einer Bäckerei arbeiten, aber viele Dinge im Leben bleiben ihm völlig unerschlossen.
    Bis sich einige Professoren, Psychiater, Chirurge, etc. dazu entschließen, Charlie als erstes menschliches Versuchsobjekt für eine intelligenzsteigernde Operation zu verwenden. Am Anfang scheint alles gut zu verlaufen, Charlie wird tatsächlich klüger und klüger, saugt immer mehr wissen in sich auf, bis dann die Labormaus Algernon (an der die Operation zuvor ebenfalls erfolgreich ausgeführt wurde) sich plötzlich geistig zurückzuentwickeln scheint...


    Meine Meinung:
    Dieses Buch besteht eigentlich nur aus den Progress Reports, die Charlie Gordon schreiben muss, um seine Veränderung für die Nachwelt festzuhalten. Das hat mir sehr gut gefallen, weil man richtig mitverfolgen kann, wie zuerst Charlies Rechtschreibung, später sein Wortschatz und die Themen über die er schreibt, sich verbessern.
    Bald erkennt er, dass die Leute, die er für seine Freunde hielt, sich in Wahrheit über ihn lustig machen und ihn absichtlich in Schwierigkeiten bringen. Ebenso fällt ihm zum ersten Mal auf, dass seine frühere Lehrerin nicht dieses höhere, furchtbar intelligente Wesen ist, sondern auch eine Frau, für die er sich aus anderen Gründen interessieren könte.


    Erst ist es faszinierend, Charlie zu begleiten, ihm zuzusehen, wie er Wissen aufnimmt, bis er zwanzig Sprachen spricht, sich in sämtlichen naturwissenschaftlichen Themen besser auskennt als viele Professoren, und wie er doch emotional ein Teenager bleibt.


    Recht viel mehr kann ich nicht verraten, nur dass das Buch gegen Ende hin wirklich berührend wurde (noch mehr als am Anfang :zwinker: ) und dass ich mir die eine oder andere Träne nicht verkneifen konnte. Außerdem bringt einen Charlies Geschichte wirklich zum Nachdenken. Darüber, was wichtig ist, was einen Menschen ausmacht und ob Wissen wirklich Macht ist. Ob es nicht vielleicht besser ist, manchmal im Dunkeln gelassen zu werden, und dafür zufrieden zu sein?


    Flowers for Algernon erhält somit eindeutig 5ratten

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()

  • Super Wendy!!


    Absolut lesenswert, sehr "gefühlsduselig" im positiven Sinne des Wortes und wie an anderer Stelle schon gesagt, noch nach zwanzig Jahren denke ich an dieses Buch!!


    Meine Ausgabe (deutsch) hieß damals einfach "Charly". Weiß jemand, ob es da einen Unterschied gibt zu "Flowers for Algernon" bzw. "Blumen für Algernon" oder ist der Titel einfach nur in Anlehnung an das englische Original geändert worden?


    Daniela

    bitte wühlt bei booklooker mal in meinen Angeboten (elahub) - ich verkaufe für die Katzenhilfe Göttingen :) -

  • Ich schätze, der Titel hieß auf Deutsch früher Charly, weil es auch einen Film gibt, der so heißt - der hat, glaube ich, auch einige Preise abgeräumt. :zwinker:

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  • Wendy, Wendy... Du kriegst jetzt hier mal so langsam ein Rezensionsverbot. Deinetwegen wächst mein SUB ständig (najaaaa... vielleicht nicht ganz nur Deinetwegen... aber trotzdem :grmpf:).


    Eine Frage habe ich zum Cover: Steht es in direktem Zusammenhang mit dem Inhalt?


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Das Cover, das ich unten in meine Rezi angefügt habe, ja. Die kleine Maus ist der liebe Algernon - soviel kann ich ja verraten. :zwinker:


    Bezgl. Rezensionsverbot: :zunge: Ich muss mich ja am Forum "rächen" für die vielen Buchtipps, die meinen SUB wachsen lassen.

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Huhu Wendy,


    o.k.... Du hast es geschafft. Das Buch ist schon auf dem Weg zu mir :zunge:


    Liebe Grüße
    nimue

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  • Hallo,


    bis zu meinem Urlaub musste das Buch auf mich warten, aber es hat sich gelohnt:


    Meine Meinung:


    Der geistig retardierte 31-jährige Charlie Gordon arbeitet als Putzhilfe in einer Bäckerei und ist eigentlich ganz glücklich. Wenn da nicht der Wunsch wäre, "intelgent" zu werden. Zwar besucht er die Schule für geistig retardierte Erwachsene und lernt mühsam lesen und schreiben. Doch das genügt ihm nicht und so stellt er sich einem neuen Forschungsprojekt zur Verfügung, lässt sein Gehirn operieren in der Aussicht, sich zu einem Genie zu entwickeln. Seine Entwicklung hält er in Fortschrittsberichten fest und freundet sich allmählich mit der Versuchsmaus Algernon an, die sich vor Charlie der gleichen Operation unterziehen musste. Beide werden immer intelligenter und es scheint so, als ob der Versuch geklappt hätte, doch je mehr Charlie versteht, desto mehr entwickelt er sich auch zu einem völlig anderen Menschen.


    Daniel Keyes Roman erschient zuerst als Kurzgeschichte und gehört inzwischen zu den unbestrittenen Klassikern des Science Fiction Genres. Inzwischen wurde "Blumen für Algernon" mehrfach preisgekrönt und es besteht sogar eine Filmadaption unter dem Namen "Charly". Die Geschichte ist im Stil von Charlies Entwicklung gehalten: Zuerst einfach, mit vielen Rechtschreibfehlern, schließlich immer komplexer und intelligenter. Nach und nach wird Charlie bewusst, dass er als geistig retardierter nie als Mensch angesehen wurde und das stimmte nicht nur ihn sehr traurig. Der 31-jährige erschien mir mit jeder Seite liebenswerter und sein Fortschritte faszinierender - erst erscheinen sie ganz schleichend, bis und ganz plötzlich bewusst wird, dass er uns mit seinem Verstand zu überflügeln beginnt.


    "Blumen für Algernon" ist Sozial- und Gesellschaftskritik in einem und verleitet zum Nachdenken und Philosophieren bis man sich irgendwann fragt, ob es wirklich Glück bedeutet, ein Genie zu sein. Welche Eigenschaften machen das Menschsein aus? Besitzt unsere Seele Intelligenz? Ist es Glück, alles begreifen zu können?


    Wie konnte ein solches Buch nur aufgrund seiner Zukunftsvision bezüglich der weit fortgeschrittenen Operationstechniken in der Neurochirurgie als Science Fiction definiert werden? Doch auch mir würde die Einordnung schwerfallen. Auf jeden Fall wünschte ich mir in Zukunft noch viele begeisterte LeserInnen für das Buch und finde es faszinierend, dass es in den USA sogar bereits zur Pflichtlektüre in Schulen gehört. Ein wunderbares, einfühlsames, trauriges Buch.


    5ratten

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.


  • Wie konnte ein solches Buch nur aufgrund seiner Zukunftsvision bezüglich der weit fortgeschrittenen Operationstechniken in der Neurochirurgie als Science Fiction definiert werden? Doch auch mir würde die Einordnung schwerfallen. Auf jeden Fall wünschte ich mir in Zukunft noch viele begeisterte LeserInnen für das Buch


    Liebe nimue,


    der Roman basiert auf einer Kurzgeschichte des Autors von 1959. 1966 erweiterte er diese Story zu einem Roman und vor 40 (in Worten: Vierzig) Jahren war vieles noch Science Fiction, was heute fast Realität ist.


    Ansonsten kann ich mich Deiner Empfehlung nur anschließen. Es gehört schon seit Jahrhzehnten zu meinen persönlcihen TopTen.


    Und wem diese wunderschöne Ausgabe zu teuer ist, unter dem Titel "Charly" wurde der Roman bereits mehrmals bei Heyne als SF veröffentlicht (übriges auch 1968 verfilmt) und ist des öfteren als second hand zu bekommen. Es lohnt sich auf jeden Fall.


    LG Dyke

  • Hallo dyke,


    wie schön, dass Du Dich ab und zu hier meldest :winken:


    Hast Du die Kurzgeschichte oder den Roman gelesen? Mich würde mal interessieren wie sehr sich die beiden Versionen unterscheiden.


    1966 erweiterte er diese Story zu einem Roman und vor 40 (in Worten: Vierzig) Jahren war vieles noch Science Fiction, was heute fast Realität ist.


    Obwohl ich annehme, dass sich an der Aktualität da nichts geändert hat - die Geschichte selbst ist ja heute auch noch längst keine Realität. Und trotzdem zeitlos aktuell.


    Liebe Grüße
    nimue

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  • Hallo,
    hier kommt eine weitere begeisterte 5-Ratten-Rezesion. :winken:


    Zum Inhalt
    Charly Gordon ist 32 Jahre alt, mit einem IQ von gerade mal 68 jedoch geistig und emotional auf der Entwicklungsstufe eines Kindes. Eine neu entwickelte Gehirnoperation soll ihm dazu verhelfen, intelligent zu werden. Zunächst scheint alles gut zu laufen, Charly lernt in rasanter Geschwindigkeit und entwickelt sich bald zu einem wahren Genie – doch dann treten an der Versuchsmaus Algernon, welche dem selbem Experiment unterzogen wurde, Folgen auf, die auch auf Charly’s Entwicklung schreckliche Auswirkungen haben könnten…


    Meine Meinung
    Daniel Keyes hat mit Blumen für Algernon, das früher unter dem Titel Charly, Endwicklung eines Menschen erhältlich war, ein Buch geschrieben, das mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt und derart emotional aufgewühlt hat, wie es selten zuvor einem Autor gelungen ist.
    Der Leser verfolgt Charly’s Entwicklung anhand dessen Fortschrittsberichte, welche er im Zuge des Experiments regelmäßig verfassen muss. Diese Art Tagebuch setzt ein, als Charly in die engere Auswahl für das Forschungsprojekt kommt, an dem er auf Anraten seiner Lehrerin Miss Kinnian, die ihn auf der Mittelschule für retardierte Erwachsene unterrichtet, teilnehmen möchte, um „intelgent“ zu werden. So finden sich in den ersten Fortschrittsberichten zahlreiche Rechtsschreib- und Zeichensetzungsfehler, die das Lesen der ersten 40 Seiten zwar ein wenig erschweren, jedoch deutlich aufzeigen, auf welchem geistigen Niveau Charly sich gerade bewegt. Im Laufe der Zeit werden die Berichte immer ausgefeilter, Charly’s Ausdrucksvermögen steigert sich und er ist zum ersten Mal in seinem Leben in der Lage, klar zu denken und Dinge miteinander in Verbindung zu setzen. So erkennt er, welche Rolle er als ‘Schwachsinniger’ in der Gesellschaft tatsächlich gespielt hat und was Menschen, die er für Freunde hielt, wirklich über ihn denken. Vor allem aber beginnt er, sich an seine Kindheit zu erinnern. Diese episodenhaften Rückblenden, in denen Charly berichtet, wie seine Umgebung und vor allem seine Familie mit ihm umgegangen sind, haben mir immer wieder Tränen in die Augen getrieben. Schonungslos und realitätsnah wird beschrieben, wie der Junge von seiner Mutter, die nicht wahrhaben will, dass ihr Kind anders ist, misshandelt wird. Bis er schließlich ins Heim abgeschoben wird.
    Diese Beschreibungen und die Erkenntnisse, die Charly durch das Projekt gewinnt, machen das Buch für mich zu einem ganz besonderen Werk, das emotional berührt und zum Denken anregt. Auch wenn die Idee der Gehirnoperation utopisch scheint, so kann man sich doch vorstellen, dass ein Großteil der geschilderten Problematik im Umgang mit Retardierten durchaus der Realität entspricht.
    Für kurze Zeit ließ mich Daniel Keyes die Welt durch Charly’s (mal trübe, mal klare) Augen sehen. Eine Leistung, die ohne Zweifel mit der vollen Punktzahl belohnt werden muss.


    FAZIT: Keine leichte Kost für zwischendurch. Lässt man sich aber auf dieses Buch ein und setzt sich mit der Thematik auseinander, so lernt man, mancherlei Dinge vielleicht aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.


    Bewertung: 5ratten

  • Ich bin erst hier auf das Buch aufmerksam geworden und es hat mich berührt und begeistert und nachdenklich und traurig gemacht...


    Deshalb:
    5ratten und :tipp:

    viele Grüße<br />Tirah

  • Es gibt von Daniel Keyes noch mehrere Bücher, darunter ein - wie ich meine - ebenso lesenswertes Werk: "The minds of Billy Milligan" in deutsch glaube ich als "Die Leben des Billy Milligan" erschienen. Billy Milligan leidet unter multipler Persönlichkeitsspaltung. Anfangs ist es etwas schwierig zu durchschauen, aber im Laufe des Buches versteht man immer besser. Ein Satz ist mir bis heute im Gedächtnis geblieben, obwohl es bestimmt schon 20 Jahre her ist, dass ich das Buch gelesen habe. Daniel Keyes erklärt genial einfach, wie eine multiple Persönlichkeit "tickt": "Es ist wie auf einer Theaterbühne mit einem Spotscheinwerfer. Mehrere Personen stehen auf der Bühne, aber immer nur eine im Spotlicht. Die anderen sind immer da und bekommen alles mit. Die Person im Spotlicht jedoch ist diejenige, welche momentan "nach aussen auftritt, mit seiner Umwelt interagiert". Sinngemäß wiedergegeben, hat mir das schlagartig die "Funktionsweise" einer multiplen Persönlichkeit erschlossen. Sicher kann man darüber reflektieren, ob es überhaupt möglich ist, 10 oder mehr Personen "in sich" zu haben, aber das ist nicht der Punkt. Hier wird auf faszinierende Weise dargestellt, mit welchen Problemen ein dermaßen innerlich zerissener Mensch unter Umständen zu kämpfen hat. Eine verschlossene Welt, in die man in der Regel keinen Einblick hat.


    Das Buch ist aufwühlend und ergreifend, die einzelnen Personen könnten unterschiedlicher nicht sein und ergeben zusammengenommen doch nur eine Person: Billy Milligan. Auch dieses Buch von Daniel Keyes hat mich wie "Charly" berührt und bewegt und ich kann es nur empfehlen.


    --Haddock

    Einmal editiert, zuletzt von Haddock ()

  • Der Autor hat einige gute Bücher geschrieben.


    Ebenfalls lesenswert finde ich Kontakt radioaktiv. Es schildert die Geschichte eines Mannes der auf der Arbeit durch radioaktiven Staub kontaminiert wird. Er kontaminiert ebenfalls seine Frau und fortan beginnt für die beiden ein gesellschaftliches Spießrutenlaufen. Freunde und Bekannte meiden sie, weil sich ja niemand "anstecken" möchte. Zu allem Übel wird die Frau auch noch schwanger und bringt ein mißgebildetes Kind zur Welt.


    Im Prinzip kann man Radioaktivität auch durch Aids oder eine andere Krankheit ersetzen. Die Folgen dürften für die Betroffenen gleich sein. Das Buch macht einen doch sehr nachdenklich und betroffen. Hat mir gut gefallen.

  • Ich mach es kurz, da ihr alle schon so schöne Rezensionen geschrieben habt: Flowers for Algernon ist eines meiner Lieblingsbücher. Ich fand es auch sehr, sehr berührend und traurig. Gerade wie sich seine Mitmenschen Charly gegenüber verhalten - vor und nach seiner Veränderung, fand ich schlimm. Wo er doch so ein sympathischer Kerl ist. Und natürlich die Erfahrungen und Gedanken, die mit der Intelligenz kommen. Ich muss zugeben, dass ich da auch ein paar Tränchen verdrückt habe. :breitgrins:
    Da kann ich auch nur sagen:


    :tipp:


    @Haddock & vallenton: Die Bücher hab ich noch auf meiner Wunschliste. Ich hoffe, sie werden mal neu aufgelegt. Bücher aus den 80ern sind meistens schon etwas muffig.


    Liebe Grüße,
    Polkadot

    Liest:<br />Matt Ruff - Bad Monkeys

  • Ich habe mir das Buch letztes Jahr aufgrund der vielen guten Meinungen hier ertauscht. Ich habe noch eine alte Ausgabe mit dem Titel Charly von 1972. Das Buch ist zum Kopfschütteln, zum Weinen und zum Nachdenken. Rezi spar ich mir, weiter oben ist eigentlich schon alles gesagt worden. Einfach lesen.


    Ein absoluter :tipp:

    "Man hat in der Welt nicht viel mehr, als die Wahl zwischen Einsamkeit und Gemeinheit." A. Schopenhauer

    :blume::engel::katze:

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    Charlie Gordon hat nur einen IQ von 68, wäre aber unheimlich gern so klug wie seine ganzen Freunde in der Bäckerei, wo er als Reinigungskraft arbeitet. Deswegen ist er begeistert, als er die Möglichkeit bekommt, durch eine Operation intelligent zu werden. Bei Algernon, der weißen Labormaus, hat das hervorragend geklappt, und Charlie hofft nun auch auf Erfolg. Allein schon, damit er endlich einmal gegen Algernon im Labyrinth gewinnt...


    Der Anfang liest sich etwas anstrengend, weil man ausschließlich aus Charlies "progris riports" erfährt, was geschieht. Diese soll er nämlich im Auftrag des Arztes regelmäßig verfassen und seine Gedanken, Gefühle und Erlebnisse niederschreiben. Obwohl Charlie nur aufgrund seines Ehrgeizes überhaupt Lesen und Schreiben gelernt hat, ist seine Rechtschreibung ziemlich übel. Er schreibt eben, wie er die Wörter spricht oder versteht. Das kommt einerseits wunderbar authentisch rüber, ist aber andererseits auch etwas anstrengend.
    Mit der Zeit bessert sich das allerdings, denn als seine Intelligenz zunimmt, beginnt er gezielt, in Wörterbüchern nachzuschlagen und Grammatikbüchern zu lesen. Ebenso ändert sich der Inhalt der Berichte, da Charlie jetzt seine Umwelt und seine "Freunde" ganz anders wahrnimmt. Und mit seiner intellektuellen Weiterentwicklung hat er auch verstärkt mit seinen Emotionen und Moral zu kämpfen.


    Zitat


    I am just as far away from Alice with an I.Q. of 185 as I was when I had an I.Q. of 70. And this time we both know it.


    Besonders schockierend waren die Geschichten, die er aus seiner Kindheit erzählt. Die und auch die Aussagen der Wissenschaftler werfen ein sehr kritisches Licht auf den hohen Stellenwert der Intelligenz. Dieses Zitat bringt deren Ansichten ziemlich deutlich zum Ausdruck:


    Zitat


    In place of a feeble-minded shell, a burden on the society that must fear his irresponsible behavior, we have a man of dignity and sensitivity, ready to take his place as a contributing member of society.


    Neben der Geschichte von Charlie mache ich mir ehrlich gesagt aber auch Gedanken über Algernon. Wie intelligent muss ein Tier werden, um zu erkennen, dass es gefangen ist? Das dann tatsächliche darunter zu leiden beginnt, weil es "versteht", was mit ihm geschieht?


    Faszinierend finde ich, dass man ja eigentlich von Anfang an weiß, was geschehen wird. Allein schon der Klappentext verrät das ja. Man sollte meinen, dass das einen Großteil der Spannung wegnimmt, aber dem ist keineswegs so. Im Gegenteil kommt dadurch meiner Ansicht nach noch ein viel intensiveres Lesen zustande. Gewisse Anzeichen oder Hinweise, die man sonst vielleicht übersehen hätte oder Geschehnisse, bei denen man schon jetzt weiß, dass es wohl nicht gut enden wird.
    Und so schlimm gerade der letzte Teil des Buches ist, das Ende hat (zumindest auf mich) wieder einen recht versöhnlichen Eindruck gemacht. Gerade der Funken Hoffnung, den ich gebraucht hatte.


    5ratten

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  • Schön, eines meiner Lieblingsbücher! Ich glaube, ich muss es unbedingt mal wieder lesen :herz:



    Neben der Geschichte von Charlie mache ich mir ehrlich gesagt aber auch Gedanken über Algernon. Wie intelligent muss ein Tier werden, um zu erkennen, dass es gefangen ist? Das dann tatsächliche darunter zu leiden beginnt, weil es "versteht", was mit ihm geschieht?


    Mit dem heutigen Stand der Wissenschaft ist es gar nicht so abwegig, dass Tiere (vor allem Säugetiere) wissen, dass sie gefangen sind und darunter leiden. Natürlich verstehen sie, was mit ihnen passiert. Das ist bei Nutztieren so und auch bei Zootieren (sonst würden diese Tiere nicht immer wieder versuchen auszubrechen wie vor kurzem erst der Tiger in Nürnberg, der sogar eine Pflegerin getötet hat). Bei Algernon ist das natürlich sehr überspitzt dargestellt, aber es ist ja längst bewiesen, dass die meisten Tiere ein Bewusstsein haben (Schweine erkennen sich z.B. im Spiegel und sind damit "höher" entwickelt als Hunde).

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • @Nimue:
    Ja, bei unseren "normalen" Tieren ist das denke ich schon schlimm genug. Doch gerade bei Algernon, von dem immer mal wieder behauptet wird, er sei intelligenter als viele Menschen im Raum, hat mich das ziemlich getroffen. Vor allem, weil sich auch keiner der Wissenschaftler überhaupt Gedanken darüber zu machen scheint.

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