George Orwell - 1984

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  • So, nun komme ich endlich zum Antworten.


    Dito, war das Weekend in Prag und ansonsten hatte ich immer Besuch bis spät Abends…



    Oh ja, die Psychologie ist auf jeden Fall eine Wissenschaft, es geht ja ganz oft nicht nur um rum"gelaber" und Interpretation, sondern auch total viel um Biologie und Chemie. Auch die ganzen Experimente, die gemacht werden, werden hoch wissenschaftlich durchgeführt. Ich muss mir ganz oft anhören, dass Psychologie ja keine Wissenschaft ist, beim "Science Pub Crawl" letztes Jahr waren auch nur Mathe, Bio, Chemie und Physik dabei, aber diese Leute irren sich boxen
    Denke halt nur, das Wort psychologiewissenschaftlich gibt es nicht :D


    Da hast du wohl recht, ja.
    Ich finde die Psychologie sehr interessant, aber, und das gilt für alle Wissenschaften, nicht das Mass aller Dinge. Solange Wissenschaften ethisch vertretbar sind, habe ich damit auch kein Problem wenn Gelder dafür eingesetzt und unter anderem auch verschwendet werden. Aber gerade die Psychologie beinhaltet in meinen Augen sehr viel Schwachsinn. Da werden einfach viel zu viele Tierversuche betrieben, für Dinge die ja sowieso logisch sind und meines Erachtens keinen wissenschaftlichen Beleg benötigen, oder nicht einmal von Bedeutung sind. So z.B. ein Affenbaby von seiner Mutter trennen und total isolieren um zu sehen, dass dies zu Verhaltensstörungen führt, oder der Pawlowsche Hund, oder ganz schlimm, die Erforschung der Depression..


    Aber zurück zu 1984, schliesslich möchtest du das ja studieren. Ich wollte nur mal mein Verhältnis zu der Psychologie abgeben – welche ich teils selber auch sehr wertschätze.
    Mathe, Physik, Bio, und Chemie sind berechenbar, was bei der Psychologie wohl nur zu einem kleinen Teil der Fall ist. Der Geist ist eben nie 100% belegbar und insbesondere nicht 1:1 übertragbar. Eine Geisteswissenschaft eben - die sollte man nicht unterschätzen, aber immer mit Vorsicht geniessen. Mir sind aber die Voraussetzungen des SPC nicht bekannt. Kann und will da keine Meinung vertreten.



    Stimmt auch. Ich muss sagen, ich bin ja auch eine von den Personen die sagt, meinetwegen kann der Staat mich gerne überwachen, ich hab nichts zu verbergen. Wenn es hilft, Gewalt und Terror einzudämmen :schulterzuck: Bei einer Kamera in meinem Schlafzimmer die mir ständig patriotisches Zeug vorquatscht, ist bei mir aber auch Schluss. Aber wer weiß, wie das in ein paar Jahren aussieht...


    Wer Sicherheit der Freiheit vorzieht ist zurecht ein Sklave (Aristoteles)
    Wer Freiheit für Sicherheit aufgibt, wird beides verlieren (Benjamin Franklin)


    Das Argument mit dem nichts zu verbergen zu haben höre ich immer wieder. Kapiert habe ich es noch nie.
    Wir leben in einem Rechtssystem in dem Schuld und nicht Unschuld bewiesen werden muss - und das ist gut so. Ein wenig Freiheit gegen Sicherheit ist ja ok, aber gerade dieses nichts zu verbergen haben halte ich für das Käsestück in der Mausfalle.


    In seinem eigenen zu Hause überwacht und manipuliert zu werden ist natürlich das absolute no-go, aber es fängt doch schon viel früher an und der Missbrauch wird immer viel grösser als der Nutzen sein.



    Ich glaube, du hast recht. Die Hauptrevolution, so wie ich das verstanden habe, war in den 50ern und 60ern, und Winston ist kurz davor geboren worden (irgendwann in den 40ern?), wird also eine normale Kindheit gehabt haben. Andererseits ist die NS Zeit auch relativ rasch vorangeschritten. Hitlers Machtergreifung wurde von ihm selbst ja auch als Revolution bezeichnet, auch wenn es keine richtige war (ich erinnere mich an rege Diskussionen im Geschichtsunterricht...). Ist natürlich nicht das gleiche, aber ich denke die "Verblendung" der Masse war da ähnlich. Natürlich ist in 1984 die ganze Welt mitgezogen, und es geht nicht nur um ein Land, aber ich sehe das ähnlich wie du, dass es eben wichtig war, den Protagonisten beide Seiten erleben zu lassen.


    Ja stimmt, sowas kann auch ganz schnell gehen – zumindest bei der Masse.



    Genau aus dem Grund fände ich es halt interessant, noch mehr Einblick in das Denken anderer Charaktere zu bekommen. Wie oft ertappen sich die Menschen dabei, wie sie thoughtcrime (sorry, kenne leider den deutschen Begriff nicht) begehen, also irgendwie verräterische oder unglückliche Gedanken haben? Dass kaum jemand seine Unzufriedenheit ausleben und an die Öffentlichkeit tragen würde, ist klar, aber man denke zum Beispiel an den Charakter am Ende, der irgendwann anfängt, im Schlaf gegen die Partei zu reden. Passiert das oft, und wissen zumindest manche Menschen tief in sich drin, dass ihr Leben nicht wirklich Glück bedeutet?


    Ja das wäre möglich. Wenn Julia keine Spionin des Liebes-Ministeriums war (ganz ausschliessen kann man das ja nicht, da der Leser nur Winstons Willensbruch miterlebt) und man ihr Glauben schenken kann, dann gibt es offenbar einige die zumindest für Sex* ein Risiko eingehen und sich ihrer Freiheit beraubt fühlen.
    Die Geschichte kann man wirklich beliebig auslegen, ohne zu einem endgültigen Entschluss zu kommen. Das finde ich auch ganz gut so, es lässt Interpretationsfreiraum.


    Ich bin der Meinung noch mehr Einblick hätte das Buch nur unnötig in die Länge gezogen, weil es nicht um Menschenschicksale, sondern um die Struktur der absoluten Macht geht. Darum, dass die Mittel der Unterdrückung (je fortgeschrittener die Technik) als wie besser werden, bis sie eines Tages unbezwingbar und fast unsichtbar wird.


    *Die absolute Macht in 1984 kontrolliert auch unsere Ur-Triebe – Sex und Gewalt - absolut. Warum man Gewalt kontrolliert ist ja noch verständlich. Man lenkt die natürliche Boshaftigkeit auf die gewünschten Ziele. Evtl. reichten diese ganzen Hasspredigten etc. wirklich schon aus und man benötigt gar keine Soldaten und Kriege um die Gewalt der Menschen zu kontrollieren. Aber warum nimmt man ihm die Freude am Sex weg? Mit Sex lässt sich doch auch ganz gut kontrollieren…
    Vielleicht deshalb, um so die Rebellen ausfindig zu machen und dann genauer zu studieren? Vielleicht werden millionen Julias eingesetzt? Vielleicht prüfte sie, ob er eine Gefahr für die Partei darstellt?



    Nochmals (ich weiß du hälst davon nichts :breitgrins::( Gibt es überhaupt eine Macht an der Spitze, oder ist das ein selbsttragendes System ohne wirkliche Macht? Der grosse Bruder als fiktive - im wohle der Menschheit - agierende Macht. Jemandem dem man vertrauen kann..(oder ein Trugschluss)



    Ja, und alle Menschen handeln so, wie die Partie es verlangt. Das ist für mich Macht :breitgrins:



    Ja irgendwie schon, aber evtl. die einzige die nicht korrumpiert. Zumindest bleibt auch dieser Spielraum offen. Wenn ich mich richtig erinnere bekommt man keine Belege für die wirkliche Existenz des Big Brothers und auch nicht, ob da jemand die Fäden zieht?



    Ich entscheide jetzt einfach mal, aktiv nicht darüber nachzudenken. Dafür bin ich noch zu jung und lebensfroh :err:



    Hrrhrr das kann ich verstehen. :breitgrins:



    Ja, aber es heißt ja auch in Goldsteins Buch, dass die drei Staaten eigentlich gar keinen richtigen Krieg mehr führen, sondern alles nur noch inszeniert ist, da kein Vorteil mehr daraus entstehen würde, feindliches Gebiet zu erobern. Teilweise wird ja sogar angedeutet, dass die Partei selbst ab und zu Bomben auf das eigene Volk abwirft, um eben einen Krieg vorzugaukeln und den Patriotismus zu schüren. Dann bräuchte man im Endeffekt auch keine Soldaten.


    Ja wie weiter oben bereits geschrieben, wäre das natürlich auch möglich. An Goldstein habe ich allgemein schon zu lange nicht mehr gedacht. Vielleicht ist er auch nur eine Erfindung der Gedankenpolizei. Eigentlich müsste ich das Buch nochmals lesen, um über Details reden zu können.



    Da bist du der Experte. Was Orwell dachte und wollte, kann ich nicht wirklich sagen. Dafür habe ich mich in das Thema zu wenig eingearbeitet. Aber vielleicht war er einfach wirklich eine sehr pessimistische Person und wollte sagen "So wird es enden, und nicht anders, die Menschheit ist verloren". Und wer weiß, vielleicht hatte er ja Recht :verschwoerung:


    :breitgrins:


    Nein ein Experte bin ich sicher nicht – dafür habe ich noch zu wenig von ihm gelesen. Aber so ne Grundbasis habe ich und zudem sind auch seine Zitate sehr aufschlussreich, um seinem Denken näherzukommen.
    Diesen Schuss Pessimismus erwähnte er mal in Warum ich schreibe. Er hatte einen Hang für naturalistische Romane mit negativem Ausgang. Durch sein bewegtes Lebens hatte er auch allen Grund dazu.

  • Ich habe das Buch beim zweiten Lesen abgebrochen :sauer: Nicht, weil mir 1984 nicht gefallen hat. Ich fand es sehr bedrückend und bin im Moment nicht in der Stimmung für dieses Thema. Ob ich es noch einmal lesen werde? Wahrscheinlich nicht, denn schon beim ersten Lesen ähnliche Gefühle und habe mich sehr schwer getan.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Warum wolltest du es denn nochmals lesen?


    1984 ist schon sehr bedrückend bis zutiefst deprimierend. Aber es ist auch genau so genial. Habe mich auch eher schwer getan mit der Lektüre und die Genialität erst nach einem gewissen Abstand entdeckt.
    Ein zweites Mal werde ich es aber wahrscheinlich auch nicht lesen...


    (Bin mir nicht ganz sicher, ob du das Buch jetzt zweimal abgebrochen, oder eben doch einmal ausgelesen hast?)

  • Der Titel stand auf einer Liste, die Lektüre war schon lange her und ich dachte mir "warum nicht?". Beim ersten Mal habe ich es fertig gelesen.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.


  • George Orwell war nicht nur ein scharfsinniger Pathologe der Systeme, er war auch ein verdammt guter Visionär - was er mit 1984 bewiesen hat. 1984 ist Zeitlos! Es Entstand nach dem Nationalsozialismus und wurde sicher dadurch inspiriert - Aber es ist aktuell wie nie zuvor. Wir sind bereit uns freiwillig überwachen zu lassen. Immer mehr Kameras an öffentlichen Plätzen, die ganzen Organisationen ala NSA, jeder hat mindestens so einen Kasten bei sich - der PC (mit Web Cam) und ein Smartphone und und und. Da könnte man jetzt eine endlose Liste aufzählen. Gesetze ändern sich im Namen der Sicherheit auf kosten der Freiheit...


    Bzgl. des "Visionärs": 1984 ist zweifelsohne ein eindrückliches Werk und Orwell hat sicherlich seine diagnostischen Verdienste, die ich ihm nicht streitig machen will. Aber seine Dystopie als Vision gegenwärtiger westlicher Gesellschaften anzuwenden, funktioniert m.E. nur bedingt.


    Zum einen hat Orwell für 1984 zeitgenössische Phänomene aufgegriffen (Stalinismus, NS sicherlich auch sowie seine Erfahrungen beim BBC) und sie ins Extrem gesteigert. D. h. einiges, was in dem Roman beschrieben wird: die ideologische Verfälschung von Tatsachen, die Korrumpierung der Sprache, die Unterdrückung des Einzelnen zugunsten der Gesellschaft oder einer charismatischen Führergestalt, hat es damals bereits gegeben. Orwell hat es dann nochmals zugespitzt.


    Zum andern basiert Macht in 1984 vornehmlich auf Unterdrückung - anders als in den modernen Gesellschaften des Westens. Zwar hat jeder "mindestens so einen Kasten bei sich", wie du schreibst, aber das mehr oder minder aus freien Stücken und nicht, weil es staatlicherseits aufgezwungen wird. Wenn ich es richtig erinnere, hält Winston sich in einem toten Winkel seiner Wohnung auf, wo das Kameraauge nicht hinreicht und er unbemerkt sein Tagebuch schreiben kann. Überspitzt gesagt, ist es heute doch eher so, dass die heutigen Winstons sich aus der Ecke hervorwagen, um mitten in die Kamera hinein (nenn' es Facebook, Twitter oder wie auch immer) ihr Tagebuch zu schreiben: was habe ich heute gemacht, gegessen, gelesen etc. Sie tun dies, so steht zu vermuten :breitgrins:, weil es ihnen Spaß macht und nicht, weil sie jemand dazu zwingt. Also statt reiner Unterdrückung/Kontrolle eher eine Verschränkung von Macht und Lust, wie sie der Philosoph Michel Foucault in einigen seiner Schriften beschrieben hat. Übrigens hat er auch über Überwachung geschrieben und dafür das Modell des "Panoptismus" entworfen. Sehr lesenswert!

    "Den Alltagsdingen den Charme des Neuen zu verleihen und ein dem Übernatürlichen ähnliches Gefühl hervorzurufen, indem die Aufmerksamkeit aus der Lethargie des Gewohnten erweckt und auf den Reiz und die Wunder der vor uns liegenden Welt gelenkt wird."

    (William Wordsworth)

    Einmal editiert, zuletzt von Moreland ()

  • Ja stimmt schon…


    Primär sehe ich in 1984 ein Exempel einer unbezwingbaren Weltordnung – also noch immer eine Zukunftsvision und folgedessen, wie du schreibst, nur bedingt auf unsere moderne westliche Gesellschaft anzuwenden.


    Warten wir also erstmal ab was uns unsere westliche Gesellschaft noch bringen wird. Dann wenn wir Stück für Stück Privatsphäre gegen Sicherheit und Komfort getauscht haben und es zu Gesetzen machten – so z.B. einen Indenditäts-Chip in unserem Körper – so weht automatisch ein anderer Wind.
    Die technischen Möglichkeiten überragen die der orwellschen Welt schon längst, aber darum geht es nicht. Erst müssen neue Gesetze kommen und dann werden diese Mittel einem auch mit Gewalt aufgezwungen werden.


    Schließlich wird ja auch jetzt das Gesetz – wenn nötig – mit Gewalt durchgesetzt und aufgezwungen und nicht zu vergessen, dass in Kriegszustand nochmals andere Gesetze gelten…
    Zudem:
    Dem Zwiedenken kann man auch eine metonymische Bedeutung geben und es ganz allgemein einem Mittel zur freiwilligen Gehorsamkeit des Volkes einem Staat gegenüber sehen.


    Klar schimmern in 1984 einige zeitgenössischen Phänomene durch – es ist eben ein Orwell Buch. Und natürlich wird er nicht der einzige gewesen sein der etwas über die Totalitarismus prophezeit hat, aber er ist der Schriftsteller der diesbezüglich so viel gesehen hat. Gebe es seine Romane und Essays nicht, so würden wir heute wohl nichts von seinem Scharfsinn wissen. Romane erreichen das Volk und im Gegensatz zu den Zeitungen sind sie vor Zensur geschützt. 1984 bleibt im Kopfe kleben und ist für alle Menschen zu verstehen.


    Den Philosophen habe ich mir notiert...


  • Den Philosophen habe ich mir notiert...


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    Ist vom Stil her (vielleicht auch der Übersetzung geschuldet) zunächst ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber ich fand die Lektüre sehr erhellend und die Argumentation einleuchtend.

    "Den Alltagsdingen den Charme des Neuen zu verleihen und ein dem Übernatürlichen ähnliches Gefühl hervorzurufen, indem die Aufmerksamkeit aus der Lethargie des Gewohnten erweckt und auf den Reiz und die Wunder der vor uns liegenden Welt gelenkt wird."

    (William Wordsworth)


  • Hmmm ... Michail Bulgakow hat da andere Erfahrungen gemacht ...


    Ja Kunstfreiheit wird nicht immer gegeben - das ist wohl leider so...
    In Orwell sah man eben keine Gefahr, da er gegen den Kommunismus gekämpft hat und auch 1984 mehr danach ausschaut...


    Moreland
    Ok danke für den Tipp.

  • Von diesem Buch habe ich definitiv etwas anderes erwartet. Orwell beschreibt eine dystopische Welt, er bleibt dabei aber sehr theoretisch und wenig handlungsorientiert. Eigentlich passiert auch nicht wirklich etwas in dem Buch. Die Handlung könnte man in einer Seite zusammenfassen und auch Charakterentwicklungen sehe ich kaum. Stattdessen wird sich auf die Beschreibung einer Welt beschränkt, die mir das ein oder andere Schmunzeln abrang. Wieso? Man merkt,wie alt das Buch ist. Viele der beschriebenen dystopischen Sachen sind bereits Realität, ohne einen großen Schrecken auszulösen. Aber am belustigsten fand ich das Rohrpostsystem, was als Mülleimer benutzt wurde. Erstmal ist Rohrpost schon so lange nicht mehr aktuell, und zudem kann man doch nicht ernsthaft glauben, dass der "Müll" dort wirklich weg geht und nicht irgendwo aufgefangen und ausgewertet wird?


    Also mir war das Buch alles in allem zu theoretisch und durch den historischen Einschlag der Entstehung und die ständige Bezugname auf Hitlerdeutschland und Stalinrussland auch inhaltlich zu sehr eingestaubt.

  • Ich habe das Buch mal für die Schule gelesen und war begeistert. Dass es schon älter ist und damit in gewissen Punkten technisch überholt, kann man dem Autor, finde ich, nicht zum Vorwurf machen. Es geht ja in erster Linie um die dargestellte Gesellschaft.

  • Ich habe das Buch 2-mal gelesen. Einmal in der Jugend, da fand ich es ganz gut aber irgendwie altbacken. Und ein zweites Mal im Rahmen meiner mündlichen Masterprüfung (Thema war unter anderem eben das Genre der dystopischen Literatur). Beim zweiten Mal fand ich das Buch super. Hauptsächlich weil es eben so durch und durch dystopisch und grundlegend für dieses Genre ist. Als richtige "Narrative" sehe ich es garnicht, eher so als...hm. Darbietung, und als Festlegung von Archetypen von Dsystopia, wenn das Sinn macht? Natürlich würde ich den Roman aber nicht als einzigen Einfluss auf dystopische Literatur bezeichnen, nicht falsch verstehen.


    Du hast Recht, Avila , an so wirklich viel Charakterentwicklung erinnere ich mich auch nicht. XD


    Und so ein Rohrsystem...:D in einer Industriefirma, in der ich während der Sommerferien mal gejobbt habe, da gab es so ein Rohrpostsystem - und das gibt es jetzt noch (das ist vielleicht 8 Jahre her). Und da haben die Leute immer wieder Bonbon-Papierchen reingetan um die anderen zu ärgern :S8o

  • Also mir war das Buch alles in allem zu theoretisch und durch den historischen Einschlag der Entstehung und die ständige Bezugname auf Hitlerdeutschland und Stalinrussland auch inhaltlich zu sehr eingestaubt.

    Kann ich nur unterschreiben, deshalb habe ich das zweite Lesen abgebrochen. Aber ich hoffe, dass die kleinere Leserin das Buch irgendwann liest, weil ich finde, dass es viel Diskussionsstoff gibt. Dann würde ich es wahrscheinlich auch ein drittes Mal versuchen.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich finde nach wie vor vor allem interessant, wie Orwell hier die Macht von Sprache einbaut. Wie das Neusprech die Wirklichkeit mitverändert. Das sind Dinge die sind nach wie vor aktuell.

    Ja, das ist auch der Teil des Buches der sich mir, immer öfter, geradezu aufdrängt in den letzten Jahren.

    Das Buch ist im ersten Lesen teilweise zäh (wobei ich es wesentlich besser zu lesen fand als "Schöne neue Welt" von Huxley), aber es wirkt nach.

    Von den Sternen kommen wir, zu den Sternen gehen wir.

    Das Leben ist nur eine Reise in die Fremde.”

    (aus: "Die Stadt der träumenden Bücher")



  • Ich habe das Buch mal für die Schule gelesen und war begeistert. Dass es schon älter ist und damit in gewissen Punkten technisch überholt, kann man dem Autor, finde ich, nicht zum Vorwurf machen. Es geht ja in erster Linie um die dargestellte Gesellschaft.

    Zum Vorwurf mache ich dem Autor ja auch nichts, aber wenn mir sowas auffällt (ob positiv oder negativ), werde ich es auch benennen. Es gibt halt auch einfach Bücher, die mit der Zeit überholt sind oder lediglich aus einer historischen Perspektive gelesen werden können. Und wenn Dystopien zur Orwells Zeit was ganz neues waren (weiß ich ehrlich gesagt nicht, ob das so war), so kann man schon sagen, dass es mittlerweile wesentlich mehr und wie ich finde, bessere dystopische Weltenentwürfe gibt.

  • Zum Vorwurf mache ich dem Autor ja auch nichts, aber wenn mir sowas auffällt (ob positiv oder negativ), werde ich es auch benennen. Es gibt halt auch einfach Bücher, die mit der Zeit überholt sind oder lediglich aus einer historischen Perspektive gelesen werden können. Und wenn Dystopien zur Orwells Zeit was ganz neues waren (weiß ich ehrlich gesagt nicht, ob das so war), so kann man schon sagen, dass es mittlerweile wesentlich mehr und wie ich finde, bessere dystopische Weltenentwürfe gibt.


    das stimmt schon, allerdings finde ich, dass Orwells Entwurf schon extrem nah an die aktuelle Realität kommt. Das hat man bei vielen Entwürfen nicht unbedingt, auch wenn sie vielleicht spannender und unterhaltsamer sein mögen. Bei 1984, das immerhin Ende der 40er geschrieben wurde, bringt er so einiges konkret auf den Punkt. z.B. die Teleschirme und die damit verbundene Kontrolle. Das hat ja auch Bradbury in Fahrenheit 451 mit drin, auch wenn das Buch 4 Jahre nach 1984 veröffentlicht wurde.


    Es gibt viele Bücher aus dieser Zeit, bei denen die Kritik wesentlich mehr Augenmerk bekommt, als der Unterhaltungswert.


    Viele moderne dystopische Werke knüpfen da in den Grundsätzen an diese Bücher an und legen dabei auch mehr Wert auf den Unterhaltungswert als auf die Kritik, was nicht einer gewissen Ironie entbehrt.


    Überhaupt muss ich gestehen, dass in der Dystopie die alten Werke wesentlich kritischer sind und dadurch durchaus trockner wirken, als modernere Werke.

    ~~ noli timere messorem ~~

  • das stimmt schon, allerdings finde ich, dass Orwells Entwurf schon extrem nah an die aktuelle Realität kommt.

    Das stimmt, was aber auch zeigt, dass seine dystopische Welt fast eher eine realistische ist. Deswegen finde ich es aus einer historischen Perspektive betrachtet auch nicht so schlecht, aber manche Sachen sind einfach überholt, wie die Rohrpost. Aber das ist an sich ja auch nicht schlimm.



    Überhaupt muss ich gestehen, dass in der Dystopie die alten Werke wesentlich kritischer sind und dadurch durchaus trockner wirken, als modernere Werke.

    Da hast du Recht. Da kommt es dann drauf an, was man haben möchte. Einen Roman, der kritisiert oder der unterhält. Gelungen finde ichvon den ganz modernen Sachen zB "Qualityland", da es beides tut. :)

  • Da hast du Recht. Da kommt es dann drauf an, was man haben möchte. Einen Roman, der kritisiert oder der unterhält. Gelungen finde ichvon den ganz modernen Sachen zB "Qualityland", da es beides tut. :)

    das liegt noch auf meinem Sub und ich bin sehr gespannt drauf. Kling kenne ich bisher nur von seiner kabarettistischen Arbeit :)

    ~~ noli timere messorem ~~