Kazuo Ishiguro - Never let me go/Alles, was wir geben mussten

Es gibt 56 Antworten in diesem Thema, welches 27.653 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kirsten.

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    Liebe Lesefreunde,


    vielleicht kennen einige von euch Kazuo Ishiguro durch seinen erfolgreichen Roman "The Remains of the Day" (dt. "Was vom Tage übrig blieb" - auch großartig verfilmt von James Ivory mit Emma Thompson und Anthony Hopkins in den Hauptrollen). Kazuo Ishiguro ist wurde 1954 in Japan geboren, lebt aber seit 1960 in Großbritannien und schreibt seine Bücher auf Englisch.


    Seit einiger Zeit nun gibt es ein neues Buch von ihm: "Nerver let me go", auf deutsch ettwas unbeholfen betitelt "Alles, was wir wussten". Ähnlich wie "All that Remains" beginnt auch "Never let me go" ganz ruhig und unaufgeregt. Die Protagonistin Kathy, nunmehr 31 Jahre alt, erzählt in einer Rückblende von ihrer vordergründig idyllischen Kindheit und Jugend im Internat "Hailsham". Aber schon bald beschleicht den Leser das ungute Gefühl, dass das Leben in "Hailsham" nicht ganz so normal und "heile" ist, wie es uns vordergründig erzählt wird...


    Mehr möchte ich von der Geschichte gar nicht verraten, um den Reiz des Buches nicht zu schmälern. Jedenfalls kann ich euch das Buch nur wärmstens ans Herz legen. Kazuo Ishiguro erzählt einfach wunderbar, seine Sprache und sein Erzählstil haben mich von der ersten Zeile an gefangen genommen. Zudem regt die Geschichte zum Denken an - über das (ethische) Thema des Buches als solches, aber auch über das Dasein des Menschen im Allgemeinen. Mehr kann man von einem Buch nicht verlangen.


    Hat jemand von euch das Buch gelesen? Wie fandet ihr es?


    P.S.: Ich habe das Buch im Original gelesen, kann also nichts dazu sagen, ob die Übersetzung gelungen ist.


    EDIT: Amazonlinks eingefügt. LG, Saltanah

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • Leider habe ich gerade den Fehler gemacht, mir das Buch bei Amazon anzusehen, weil "Was vom Tage übrig blieb" zu meinen Lieblingsbüchern zählt, während ich von "Als wir Waisen waren" vom gleichen Autor enttäuscht war.


    Mal wieder bin ich auf mehr als eine Rezension gestoßen, wo das Entscheidende verraten wird.


    Ich werde trotzdem nachsehen, ob ich das Buch in der Bücherei finde, denn bei zwei so gegensätzlichen Eindrücken interessiert mich noch ein dritter.


    Violetta

  • Obwohl das Buch in einem sehr ruhigen Erzaehlstil geschrieben ist, handelt es sich nicht um ein Wohlfuehlbuch.
    Die Atmosphaere in dem Buch ist beklemmend und raetselhaft. Und obwohl auch die Schueler des Internats in Hailsham einige Fragen haben, fuerchten sie sich vor der Antwort.
    Nach und nach erfahren die Schueler die ganze Wahrheit und wie sie damit umgehen, wird ganz undramatisch geschildert. Der Umgang der Schueler miteinander, ihre Wuensche und Hoffnungen werden gut und glaubwuerdig beschrieben.
    Mir hat das Buch zwar gut gefallen, aber insgesamt war es mir fast schon zu nuechtern geschrieben. Trotzdem ist es kein Buch, das man so schnell vergisst.
    Von mir bekommt es 4 Leseratten.
    4ratten

  • Hallo,


    das Buch hat mir außerordentlich gut gefallen. Geradlinig erzählt es eine besondere Geschichte, die durch zunächst viele Fragen distanziert, gleichsam fesselt und durch all die Menschlichkeit eine unvermeidbare Nähe aufbaut. Eine interessante Erfahrung mit einem aufwühlendem Thema. Unbedingt lesen!


    5ratten


    Gruß
    Murmel

  • Hallo,


    ich habe seit heute die ersten 4 Kapitel gelesen und ich kann mich nur anschließen. Mich beschleicht ständig ein ungutes Gefühl, ohne daß ich sagen kann warum genau. Ich habe permanent das Gefühl, daß um den heißen Brei herumgeredet wird.
    Ich bin aber schon soweit, daß ich denke, daß es sich wohl nicht um ein "normales Internat" handelt. Trotzdem scheint es den Schülern ja gut zu gehen. Was mich nur wundert:


    Spoiler bis Kapitel 4



    Wie Ihr seht, bin ich ziemlich verwirrt. Dieses Buch hat einen ziemlichen Suchtcharakter. Es fällt mir schwer es aus der Hand zu legen.


    Tina

  • Hallo tina,


    ich habe gestern abend im Bett auch noch die ersten 4 Kapitel gelesen. Schon auf der ersten Seite hat es mich gefesselt, als von "carer" und "donor" die Rede war. Ich liebe Bücher, die nicht von Anfang an alles erklären, sondern die Leserinnen das Rätsel langsam lösen lassen.


    Du hast sicher recht, ein "normales" Internat handelt es sich bei Hailsham nicht, und auch nicht um "normale" Kinder. Dies wird spätestens am Ende des 3. Kapitels klar, wo es heißt:


    Wie auch immer sich die Geschichte auflöst, so bin ich bisher von ihr begeistert.


    Spoilermarkierung ergänzt. LG, Valentine

    Wir sind irre, also lesen wir!

    Einmal editiert, zuletzt von Valentine ()

  • Hallo Saltanah


    ich habe gerade Part One beendet, also Kapitel 9


    Ich finde es bedrückend, daß die Kinder/Jugendlichen so gut wie kaum GEfühle zeigen. Wenn dann nur in sehr beherrschtem Ausmaß. Am Anfang war Thommy ja schon ein Hitzkopf, aber auch nicht sehr lange und alle anderen sind so "unkindlich". Sie benehmen sich sehr höflich und zuvorkommend, aber das paßt nicht zu Kindern.



    Hast du auf eine dieser vielen Fragen eine Antwort oder Vermutung? Ich finde das Buch wird immer merkwürdiger, was nicht heißt, daß es mir nicht gefällt. Es ist einfach ungewöhnlich, daß in einem Buch so um den heißen Brei herumgeredet wird und Fragen offengelassen werden wie in diesem.
    Ausserdem finde ich es ungewöhnlich daß die Person der Kathy in der 1. Person geschrieben, von einem Mann geschrieben wurde. Soll nicht heißen, daß es schlecht ist.


    Viele Grüße Tina (bin sehr verwirrt :confused::confused: )

  • Hallo Tina,


    ich finde eigentlich nicht, dass die Kinder keine Gefühle zeigen. Kathy erzählt allerdings sehr nüchtern, mit großem emotionalem Abstand, daher kommt wohl dein Eindruck. Gerade diese Emotionslosigkeit in dem Erzählstil finde ich eindrucksvoll: es handelt sich hier nicht um eine Anklageschrift "Seht, so furchtbar wurden wir behandelt" à la Boulevardpresse, sondern Kathy versucht zu verstehen, was damals passiert ist, und wie sie und die anderen Kinder ihr Leben verstanden.



    Ich habe mittlerweile den 2. Teil angefangen. Hier ergeben sich neue Fragen:


    Auf mich wirkt das Buch weiterhin beunruhigend und bedrückend und sehr gut.


    Zitat von "Tina"

    Es ist einfach ungewöhnlich, daß in einem Buch so um den heißen Brei herumgeredet wird und Fragen offengelassen werden wie in diesem.

    Das so wenig erklärt wird, liegt (in der Logik des Buches also) daran, dass Kathy ihre Geschichte ja ihresgleichen erzählt. Mehrfach sagt sie Sachen wie "du hast sicher ähnliches erlebt" oder "war das bei euch auch so?". Also sind dem Zuhörer die äußeren Begebenheiten bekannt, neu für ihn/sie ist nur Kathys persönliche Geschichte. Mir gefällt dies sehr gut.


    Spoilermarkierung ergänzt. LG, Valentine

    Wir sind irre, also lesen wir!

    Einmal editiert, zuletzt von Valentine ()


  • Ich werde wohl erst wieder gegen Abend zum weiterlesen kommen. Es ist ein faszinierendes Buch.


    Tina


    Spoilermarkierung ergänzt. LG, Valentine

  • Hallo!


    Ihr macht einen ja jetzt ganz neugierig!


    Leider habe ich trotz Violettas Wahrnung weiter oben, den Fehler begangen bei Amazon zu schauen. Ich dachte ein bisschen so über die Rezis lesen, kann ja nicht sooo viel verraten.Ein Fehler!


    WARNUNG!: Gleich die erste, sprich die aktuellste Rezi, verrät gleich im ersten Satz worum es geht :grmpf:
    Ich weiß wirklich immer nicht was die Leute damit bezwecken wollen :grmpf:


    Übrigends das Taschenbuch erscheint im Dezember 2006.


    LG
    Flor

  • Hallo Saltanah und Tina,


    eure Mini-Leserunde macht mich richtig neugierig auf das Buch. Bin schon sehr auf eure weiteren Eindrücke gespannt. :winken:

  • Oh Manno, manno, manno jetzt bin ich ganz kribbelig! Ich will das Buch auch haben... :sauer:

    Lese grade: "A long way down" (engl.) von Nick Hornby
    <br />Zuletzt gelesen:
    <br />&quot;Ritus&quot; von Markus Heitz
    <br />&quot;Extremely Loud and Incredibly Close&quot; (engl.) von J.S. Foer

  • Hallo Saltanah und alle anderen


    Jedesmal wenn die Kasette von Judi Bridgewater erwähnt wird, muß ich an eine CD denken die ich habe, weil so ähnlich aussieht wie das Cover der Kasette beschrieben wird. Joni Mitchell: Both Sides Now . (Höre ich übrigens gerade. Ich muß das ausnutzen, wenn mein Mann nicht zu Hause ist. Der findet diese CD zum die Wände hochlaufen :rollen:)Ich muß gestehen, daß ich direkt bei Amazon geschaut habe, ob es diese Platte wirklich gibt, aber ich habe sie nicht gefunden. Ist wohl ein erfundener Name. Ist Dir das auch so ergangen?


    ich bin gerade mitten im 15 Kapitel:



    Tina


    Spoilermarkierung ergänzt. LG, Valentine

  • Ich bin weiterhin völlig fasziniert von diesem Buch. Beim Lesen kommen mir ständig neue Ideen/Assoziationen und ich rätsele, wie es wohl ausgehen mag. Dabei ist es ja eigentlich nicht atemberaubend spannend geschrieben, sondern es liegt an der Geschichte an sich, die mich fesselt.


    Ich hatte nach Judi Bridgewater gegoogelt, aber nur Treffer bekommen, die auf Ishiguro verwiesen. In einer amerikanischen Rezension hieß es, dass Bridgewater wohl eine ausgedachte Figur wäre. Das von dir angehängte CD-Cover passt wirklich gut.


    Ich habe letzte Nacht noch das 15. Kapitel zu Ende gelesen und mir kam eine vollkommen neue Idee, was die Wichtigkeit der Kunst angeht:


    Bei meinem nächsten Buchhandlungsbesuch wird sicher das eine oder andere Buch von Ishiguro in meiner Tasche landen.


    Spoilermarkierung ergänzt. LG, Valentine

    Wir sind irre, also lesen wir!

    Einmal editiert, zuletzt von Valentine ()

  • Hallo Saltanah,


    ich verstehe was du meinst und der Gedanke ist mir auch gekommen.
    Ich habe heute (dank meinem Mann, der heute mit Tochter unterwegs war), das Buch zu Ende gelesen.


    Schon wieder ein faszinierendes Buch. In letzter Zeit hatte ich wirklich Glück mit meiner Buchauswahl.
    Dieses Buch, geschrieben von einem Mann, aus der Sicht einer jungen Frau, ist absolut bewegend. Obwohl, in einer teilweise sehr beklemmenden Stimmung, zieht das Buch absolut in seinen Bann. Die Geschichte ist so unglaublich, daß sie einen auf erschreckende Weise berührt und ich das Buch nbicht mehr aus der Hand legen wollte. Der Autor schafft es, was wenigen gelingt, einen quasi an der Hand, auf geradezu vorsichtiger Weise, durch die Geschichte zu führen. Es ist kein Buch, daß man am Ende aus der Hand legt und sich ein neues aus dem Regal nimmt. Die Geschichte arbeitet in einem und man muß sich wirklich damit auseinandersetzen, auch dann wenn die Geschichte an ihrem Ende angelangt ist.


    Ohne zu Zögern und mit absoluter Überzeugung
    5ratten


    Bis Ende des Buches:





    Auch dieses Buch kann ich jedem nur weiterempfehlen, daß ich, dank meiner Freunde in England, überhaupt gelesen habe.
    Ich bin schon gespannt Saltanah, wie Du das Ende empfindest.


    Liebe Grüße Tina

  • Ich kann Tinas Meinung nicht viel hinzufügen. Mich fesselte und bedrückte das Buch von der ersten bis zur letzten Seite. Inhaltlich und stilistisch habe ich nichts an ihm auszusetzen. Was das Buch aber wirklich gut macht, ist die Tatsache, dass Ishiguro den LeserInnen viel Denkarbeit überlässt. Er buchstabiert nicht vor, welchen Schluss wir aus der Geschichte ziehen sollen, sondern lässt Kathy die Geschichte sehr emotionslos erzählen und uns die "Moral von der Geschichte" herausfinden. Auch ich vergebe
    5ratten



    Spoilermarkierung ergänzt. LG, Valentine

    Wir sind irre, also lesen wir!

    Einmal editiert, zuletzt von Valentine ()

  • So, ich hab das Buch jetzt auch grad zu Ende gelesen. Anfangs fand ich es etwas zäh und irgendwie ohne Handlung, aber das hat sich auf den letzten 80 Seiten geändert.


    Im Moment bin ich doch etwas bedrückt über die Geschichte. Aber es ist ein gutes Buch, in jedem Fall.

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    Klappentext:


    Kathy ist 31 Jahre alt und arbeitet als Betreuerin. Wann immer sie durch England fährt und hinter Pappeln ein halb verborgenes Herrenhaus erspäht, wandern ihre Gedanken zurück nach Hailsham, zu jenem sonderbaren Schulheim, in dem sie ihre Kindheit verbrachte. Unwillkürlich steigen dann Erinnerungen an Tommy in ihr auf, der sich mit trotzigen Wutanfällen gegen Ausgrenzung durch die Mitschüler wehrte, denen er nicht kreativ genug war. Seine geheimsten Ängste und Wünsche vertraute Tommy ihr, Kathy, an, aber eine Liebesbeziehung ging er mit ihrer besten Freundin ein, mit Ruth. Sie alle wurden damals gut behütet in Hailsham, aber auch vollständig von der Außenwelt abgeschirmt. Die Aufseher erzählten den Kindern, dass sie später >spenden< und >betreuen< würden, aber was sich hinter diesen Begriffen verbarg, verriet ihnen niemand…


    Rezension:


    Ishiguro lässt seine Hauptprotagonistin, Kathy, ihre Lebensgeschichte, in der sie ihre engste Freunde, Tommy und Ruth, begleiten, erzählen. Anfangs ist es eine Geschichte wie sie du oder ich erzählen würden, einfache Kindheitserinnerungen über das Aufwachsen in einem Heim, in einer sehr natürlichen und auch nüchternen Sprachweise. Das außergewöhnliche an diesem Buch ist aber, das sich der Erzählstil auch nach der grauenvollen Offenbarung über das Heim und dessen Kinder nicht ändert. Man selbst ist schockiert und erwartet rigorose Handlungen der Hauptprotagonisten, aber es passiert nichts, als wäre es auch ganz normal und das erschreckende daran ist, für sie ist es normal, sie wurde so erzogen oder besser gesagt manipuliert, einer Gehirnwäsche unterzogen und ergeben sich ihrem Dasein ohne es gründlich zu hinterfragen.
    Gerade diese natürliche und nüchterne Erzählweise, als wäre das alles ein normaler Lebensweg, erschüttert einen nur noch mehr und stellt das Buch auf eine reale Ebene, die wie ich, erschreckender Weise, feststellen muß schon längst in unserer Realität festgesetzt hat und für mich und viele andere meistens als alltägliche Normalität angesehen wird.


    Höchste Empfehlung, unbedingt lesen.


    5ratten

    Einmal editiert, zuletzt von Alfa_Romea ()

  • Hier gibt es schon einen Thread zu dem Buch, allerdings unter dem englischen Titel.


    [size=7pt]Ich habe die Threads zusammengelegt. Danke, Saltanah! LG Alfa Romea[/size]

    Wir sind irre, also lesen wir!

    Einmal editiert, zuletzt von Alfa_Romea ()