Heimito von Doderer - Die Strudlhofstiege (Dritter Teil)

Es gibt 23 Antworten in diesem Thema, welches 6.740 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kandida.

  • Wir schreiten weiter im Weben des Netzes - R. Stangeler und Melzer werden als Hauptpersonen und Alter Egos des Autors sichtbarer, weitere Ankerpunkte der Handlung im späteren Teil des 3. Abschnitt sind Editha, Etelka und Asta.
    Am Anfang des 3. Abschnitts spielen Paula und ihr Umfeld eine größere Rolle (Auftritt und Charakterisierung von Thea; der Mieter wird zur Definitionsgrundlage einer ganzen Wortfamilie..) - dann driftet die Handlung von ihnen weg, aber man ahnt schon, dass sie wahrscheinlich im letzten Abschnitt noch eine Rolle spielen werden.


    Im Reigen der Personen wird das Konzept des Romans für mich sichtbarer - ich hab es so empfunden, dass der handlungsmäßig zwar abwesende Krieg '14-'18 insofern eigentlich eine große Rolle spielt, als es gerade für die männlichen Protagonisten oft um das v.a. gefühlsmäßige Anknüpfen an die Zeit/eigene Person vor dem Krieg geht?! Die Erinnerungen an einige Erlebnisse vor dem Krieg tauchen immer wieder auf: Die Erlebnisse Melzers mit Laska, die Momente Stangelers an der Mühle und die Szenen auf dem Tennisplatz.. genau diese Szenen, die für mich beim Lesen des ersten Buchteils so verwirrend unmotiviert auftauchten.
    Auch "Die Stiege" wird immer mal wieder als Angelpunkt dargestellt.


    Etelka jongliert mit 4 Männern, Editha tut Ähnliches, aber um Einiges "innerlich unbeteiligter" - in Eulenberg hat sie ein "würdiges" Gegenüber..
    Asta und auch Paula bleiben weiter die am positivsten gezeichneten Frauen.
    Einiges wird aufgebaut, was wohl dann im 4. Abschnitt seine "Entladung" finden wird..


    (Ich habe gemerkt, dass ich mich leichter mit dem Roman tue, wenn ich größere Stücke "in einem Rutsch" lese - muss ich mich doch jedes Mal erst wieder "hineinlesen" - daher hab ich den 3. Abschnitt trotz einiger Zähigkeiten fertiggelesen und mach jetzt dann eine Pause.. Nach meiner längeren Lesepause musste ich z.B. erst noch mal nachsuchen, was denn zum 2. und was zum 3. Abschnitt gehört - hoffe, alles stimmt jetzt soweit..)


    Zu Stil und Art der Beschreibungen von Szene und Personen bleibt für mich das Meiste so, wie ich's bisher geschrieben hab - die Personen differenzieren sich glücklicherweise auch innerlich aber doch etwas mehr (bei so vielen Seiten kann das ja gar nicht ausbleiben.. ;) ). Seltsam leblos bleiben für mich immer noch die "Liebesbeziehungen" (trotz teilweise offensichtlicher Bemühungen des Autors), aber andere Qualitäten machen das dann durchaus wett.


    (Sollen wir "Lieblingsstellen" suchen und sammeln?)

    Einmal editiert, zuletzt von Alice ()


  • (Sollen wir "Lieblingsstellen" suchen und sammeln?)


    Damit hätten wir früher anfangen sollen. Ich hätte schon einige.



    (Ich habe gemerkt, dass ich mich leichter mit dem Roman tue, wenn ich größere Stücke "in einem Rutsch" lese - muss ich mich doch jedes Mal erst wieder "hineinlesen" - daher hab ich den 3. Abschnitt trotz einiger Zähigkeiten fertiggelesen und mach jetzt dann eine Pause.


    Mir geht es genauso. Es macht einen großen Unterschied, wenn ich länger dranbleibe, anstatt nur kurze Passagen zu lesen. In den letzten zwei Tagen habe ich etwa 100 Seiten gelesen, die mir richtig gut gefielen, nicht zuletzt, weil ich die Personen immer besser kenne. Auch die Handlung wird übersichtlicher und spielt hauptsächlich in der Zeit nach dem Krieg.



    Seltsam leblos bleiben für mich immer noch die "Liebesbeziehungen" (trotz teilweise offensichtlicher Bemühungen des Autors), aber andere Qualitäten machen das dann durchaus wett.


    Das empfinde ich jetzt deutlich anders. In die diversen Ehen hat sich Monotonie eingeschlichen, aber gleichzeitig entstehen neue Beziehungen mit der üblichen Intensität einer neuen Liebe oder der Anspannung durch unterdrückte Gefühle. Gerade Fraunholzer leidet doch sehr, da kann ich wirklich mitfühlen. Auch Rene ist viel menschlicher. Die Szene, als er dieses lang vergessene Medaillon herauszog und sich erinnerte, fand ich schön.


    Hängt das "leblos" vielleicht mit der Gleichgültigkeit Etelkas zusammen, die mehrere Männer nebeneinander hat, ohne für einen wirklich etwas zu empfinden? Sie ist in diesem Abschnitt sehr präsent und drückt ihm einen Stempel auf.



    Am Anfang des 3. Abschnitts spielen Paula und ihr Umfeld eine größere Rolle (Auftritt und Charakterisierung von Thea; der Mieter wird zur Definitionsgrundlage einer ganzen Wortfamilie..) - dann driftet die Handlung von ihnen weg, aber man ahnt schon, dass sie wahrscheinlich im letzten Abschnitt noch eine Rolle spielen werden.


    Diese Episode hat mich einigermaßen verwirrt. Hat es mit dem Zigarettenschmuggel etwas auf sich? Das Thema wird kurz angekratzt und dann wieder zurückgestellt. Ich denke auch, dass hier noch etwas nachkommt.
    Ach ja, nun weiß ich endlich, woher unser User Scheichsbeutel seinen Namen hat :zwinker:.

  • Ich bemüh mich doch mal, ein paar Stellen zu zitieren, die mir in diesem Teil besonders gut gefallen haben (manchmal hab ich einen kleinen Bleistiftstrich an den Rand gemacht - leider nicht ganz konsequent..):
    (Ich schreib mal Seitenzahlen dazu, weil's gerade leicht geht - hoffe, wenigstens einige haben die gleichen..)



    Die folgende Stelle knüpft in ihrem Bild genau an eine vorherige an, die mir auch aufgefallen war und die ich jetzt nicht mehr finde, obwohl sie jemand von Euch auch schon zitiert hat, soweit ich mich erinnere (es ging darum, dass manchmal stille Wasser.. auch einfach flach sind, denke ich.. erinnert sich jemand??) :
    ".. anderen Ursprungs wie etwa die Wahrhaftigkeit ihres Mannes, welche sie sehr hoch anschlug: diese hier aber war im Vergleiche dazu kein klares Wasser, auf dessen Grund man die Steine sieht, sondern ein so seichtes, dass sie daraus hervorstanden." (dtv S. 383)


    Natürlich finde ich die Zihal'sche Nomenklatur eine wirklich nette Idee :
    ".. ein Chemiker würde Verbindungen von solchem Salze Zihaloide, ein Botaniker derartige Gewächse Zihaloideen benennen." (dtv S. 392)


    Die uterale Raison der Frauen, die verschiedentlich auftaucht, entspricht wohl der Auffassung des Zeitgeistes?! (Das weibliche Denken ist ja erst neuerdings höhergerutscht.. :rollen:)
    Das später so genannte negerhafte Staunen (S. 543) ist wohl ähnlich einzuordnen..
    Wie steht's mit: "Sie war längst 33, da wird man halt langsam ein Mann" (S. 435) ?? *g*


    Ein wirklich nettes Bild :smile: fand ich,
    "dass man sich das Leben mit überflüssigen Problemen vollstellt wie ein Fenster mit Kaktussen" (S. 419)


    Hellsichtig, wie Doderer für den Fall einer Scheidung bedenkt, dass
    "der Austausch ganzer Bauteile eines schon fortgeschrittenen Lebens immer riskiert bleibt, auch bei vortrefflichstem, ja verbesserndem Ersatze.." (S. 423)
    (Auch das Bild unmittelbar davor von der Lebensader, die abgeschnürt und kräftig durchblutet wird,
    "weil für's ganze Geflecht das Blut nicht mehr recht langt",
    ist auf etwas bösartige Art doch ziemlich gut..)


    Schön fand ich die Überlegungen zu den Ankunftszeiten von Zügen auf S. 446 unten.. (dass man in neueren Zeiten Schnelligkeit gegenüber der Bequemlichkeit der Kunden immer den Vorrang gibt..)


    "Das Nicht-Erwähnen einer Sache kann zur unbewussten Gepflogenheit werden" (S. 453)


    "Der Umweg .. über die Strudlhofstiege .. war für ihn unabweisbar" (S. 473)
    .. und auf den Seiten 490ff noch mal ein längerer Abschnitt über die Stiege selbst..


    .. der Abschnitt über männliche und weibliche Sprache auf S. 498 (dtv)..


    (Ist es nicht bezeichnened, wie sich gerade Stangeler und Melzer als Alter Egos des Doderer so sympathisch werden??)


    Schön der Vergleich von Editha und der ihm viel angenehmeren Asta mit ihrem jeweils früherem Selbst durch Melzer..
    Als er Asta eine für ihn wertvolle Erinnerung anvertraut, ist ihm denn auch
    ".. als hätte er ein Depot an den richtigen Ort gelegt."


    Super fand ich die Wendung "heillose spinatgrüne Erhabenheit" (S. 531)



    Ich hoffe, das ist jetzt nicht zu viel gewesen.. :-/ sollte auch ein wenig "Wiedergutmachung" dafür sein, dass ich dann doch ab und an so über das Buch meckere (.. und es sicher auch wieder tun werde.. ;) ) - ich weiß aber schon jetzt, dass es mir sicher nicht leid tun wird, es gelesen zu haben. :)

    Einmal editiert, zuletzt von Alice ()

  • Ja, Doderer versteht es, manches sehr originell zu umschreiben. Er ist schon ein Sprachgewaltiger, in manchen Fällen könnte man ihn sogar als Sprachvergewaltiger bezeichnen. Ich mag seinen Humor, aber hin und wieder finde ich ihn schon sehr frech. Zum Beispiel, als er im 4. Teil jemandem ein "gelsenhaftes Gesicht" zuschreibt. Aber insgesamt betrachtet mag ich solche ungewöhnlichen Wortspielereien und -schöpfereien.



    Ich hoffe, das ist jetzt nicht zu viel gewesen.. :-/ sollte auch ein wenig "Wiedergutmachung" dafür sein, dass ich dann doch ab und an so über das Buch meckere (.. und es sicher auch wieder tun werde..


    Das ist doch in Ordnung! Das Buch muss nicht jedem gefallen. Wir sind ja hier, um uns darüber auszutauschen, und dann ist es legitim, wenn du zum Ausdruck bringst, was dir nicht gefällt.

    Einmal editiert, zuletzt von Doris ()

  • Alice
    Danke für das Einstellen der Zitate. Da sind schon wirkliche Bonmots darunter. Dass ich aus der lange zurückliegenden Lektüre mir nur zwei Zitate herausgeschrieben habe (ich hab vorhin nachgesehen), verdeutlicht mir wieder, wie schlurig ich damals gelesen habe. Ich geb's zu: das Buch hat mich seinerzeit überfordert.

    "Den Alltagsdingen den Charme des Neuen zu verleihen und ein dem Übernatürlichen ähnliches Gefühl hervorzurufen, indem die Aufmerksamkeit aus der Lethargie des Gewohnten erweckt und auf den Reiz und die Wunder der vor uns liegenden Welt gelenkt wird."

    (William Wordsworth)


  • Ich geb's zu: das Buch hat mich seinerzeit überfordert.


    Mir ging es damals mit Manns "Zauberberg" so. Mit Hilfe einer Leserunde habe ich ihn bewältigt. Alleine hätte ich ihn wohl nie mehr zur Hand genommen (ich hatte das Gefühl, ich bekomme Depressionen...).
    DasDiskutieren mit Mitlesern empfinde ich als absolut hilfreich.
    Und auch die Strudlstiege hätte ich allein wohl nie zur Hand genommen. :winken:

    🐌

  • Oh ja, der "Zauberberg" gehört auch zu den Büchern, mit dem ich damals nicht zurande kam und nur oberflächlich gelesen habe (daher auch meine Signatur) - bis auf die Passagen mit Clawdia Chauchat.
    Euch allen weiterhin viel Vergnügen beim "Doderern". :winken:

    "Den Alltagsdingen den Charme des Neuen zu verleihen und ein dem Übernatürlichen ähnliches Gefühl hervorzurufen, indem die Aufmerksamkeit aus der Lethargie des Gewohnten erweckt und auf den Reiz und die Wunder der vor uns liegenden Welt gelenkt wird."

    (William Wordsworth)

  • Eine Frage habe ich, vielleicht habe ich auch etwas überlesen:
    Sind Roserl P. und Rosa Zihal geb Oplatek die selbe Person?
    Ich bin beim zeitlichen Ablauf nicht sicher, mir fiel aber auf, dass beide Puppen besitzen, insbesondere einen Judas Inschariot mit enorm großer Nase. (bei mir S. 361)

    🐌


  • Aber du bleibst doch noch dabei...?


    Ja gewiss, wenn auch nur als Zaungast.:popcorn:

    "Den Alltagsdingen den Charme des Neuen zu verleihen und ein dem Übernatürlichen ähnliches Gefühl hervorzurufen, indem die Aufmerksamkeit aus der Lethargie des Gewohnten erweckt und auf den Reiz und die Wunder der vor uns liegenden Welt gelenkt wird."

    (William Wordsworth)


  • Eine Frage habe ich, vielleicht habe ich auch etwas überlesen:
    Sind Roserl P. und Rosa Zihal geb Oplatek die selbe Person?
    Ich bin beim zeitlichen Ablauf nicht sicher, mir fiel aber auf, dass beide Puppen besitzen, insbesondere einen Judas Inschariot mit enorm großer Nase. (bei mir S. 361)


    Ich hatte nicht den Eindruck, dass es dieselbe Person ist. Ich kann mich allerdings nur vage an eine Erwähnung der Judas-Puppe erinnern, daher würde ich jetzt nicht mehr beschwören, dass es tatsächlich zwei Personen sind. Roserl wurde ganz am Anfang als zukünftige Gattin von E. P. erwähnt, aber ich kann jetzt nicht sagen, ob sie sich später scheiden ließen. Manche der Leute kamen mir nebensächlich vor, da gehen mir dann irgendwie mehr Details durch die Lappen.

  • Doris
    Hm. Ja. Mir war nur der Judas aufgefallen und oftmals gibt es ja durchaus Hinweise, die später evtl wichtig werden könnten. Ich behalte es im Hinterkopf.
    Aber ehrlich - ohne meine kleinen Notizen zu den Personen wäre ich verloren. Dass der Doderer da den Überblick behalten hat.... Dass er die handelnden Personen auf eine Wand geschrieben hat, wird für mich immer wahrscheinlicher. :breitgrins:


    Moreland
    Da war ja was. :winken:

    🐌

  • Ich mache mir Sorgen um Edelka. Sie scheint irgendwie keine Bodenhaftung zu haben, eine Affäre nach der anderen.
    Asta bleibt weiterhin der Fels in der Brandung und hät zu ihrer Schwester.


    Ich habe allerdings nicht verstanden, warum der alte Stengeler der Meinung ist, seine Kinder könnten nicht ohne ihn, insbesondere Asta und René. Einzig Edelka hätte sich âbgenabelt.
    Ich würde eher denken, Asta hat ihren Weg gefunden, während Edelka mir labil erscheint, allerdings ihren Vater vielleicht nur nicht mehr in ihr Leben hinein lässt.
    Es mag aber auch sein, dass der Vater in erster Linie den finanziellen Aspekt meint.



    René befindet sich, so sehe ich das, ebenfalls in einer schwierigen Situation, da seine Beziehung mït Grete auch irgendwie auf wackeligen Beinen steht.


    Asta ist für mich die einzige der Geschwister, die sich in einer soliden Beziehung befindet.

    🐌

  • Hallo meine lieben Mit-Doderer :smile:,
    ich habe meine kleine Lesepause nach dem zweiten Teil beendet und bin dank Wochenende und keinerlei anderen Verpflichtungen bis Seite 480 gekommen.


    Paula ist für mich bisher die positivste Frauenfigur im ganzen Roman, was aber wahrscheinlich einfach daran liegt, das sie einen ganz normalen Mann gefunden hat und - zumindest bisher - keine Affären nebenbei laufen hat.
    Thea kam wohl vor dem dritten Teil auch schon kurz vor, da ich aber dummerweise kein Personenverzeichnis angelegt habe, weiß ich nicht mehr genau, in welchen Zusammenhang, aber wahrscheinlich irgendwie mit dem mir sehr suspekten Rittmeister, der von Mary K. an einer anderen Stelle ja mal als "Krankheit, die jeder einmal durchstehen muss" beschrieben wird. Sie scheint ein kleines Dummerchen und dem Rittmeister ziemlich hörig zu sein.


    Was ich nicht so ganz verstanden habe, war diese Sache mit den Zigaretten, aber vielleicht hört man ja später noch was davon.
    Warum nur verbringt Melzer seine Zeit mit diesem Eulenfeld? Aber er scheint ja eher ein Typ zu sein, der sich in solche Situationen hineintreiben lässt, anstatt aktiv die Richtung zu bestimmen. Auch bei Mary K. und Asta ist ja einfach nicht in die Pötte gekommen und hat die Damen so an andere verloren. Jetzt scheint es ihm ja Editha angetan zu haben, was leider auch nicht gerade ein gute Wahl ist...


    Ja, das Beziehungs- und Affärenkarusell dreht sich immer weiter. Allen voran Etelka scheint hier von ehelicher Treue kaum jemand etwas zu halten und sogar Asta bandelt, um ihrer Schwester willen, mit einem jüngeren Mann an. Wahrscheinlich war das zu dieser Zeit und in dieser Gesellschaftsschicht so üblich, aber Etelka scheint jedes Maß verloren zu haben, mal sehen, wo das noch endet!

    :lesen: Anthony Powell - The Kindly Ones <br /><br />Mein SUB<br />Meine [URL=https://literaturschock.de/literaturforum/forum/index.php?thread/32348.msg763362.html#msg763362]Listen


  • Schöne Zitate hast du hier nochmal aufgeschrieben, Alice, die meisten davon sind mir auch aufgefallen.


    Warum man aber mit 33 langsam zum Mann wird, weiß ich allerdings auch nicht. Vielleicht weil die typisch weiblichen , oft ja gleich als hysterisch bezeichneten Gefühlsregungen dann langsam nachlassen und man rationaler und vernunftbetonter wird? :zwinker:
    Bei Etelka stimmt diese Theorie allerdings nicht, was man an ihrer backfischartigen Reaktion auf den Brief ihrer "Lieblingsgeliebten" Imre sehen kann. Asta sagt dazu auch lieber gar nichts und nimmt die ältere Schwester nur in den Arm. Aber Etelka fehlt wohl auch Astas Hals- oder Schwimmkrause, die sie ja immer über Wasser hält.

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  • Zum Ende des dritten Teils wird es ïrgendwie grünlastig.
    Rund um Melzer herum grünt es. Im Hotelzimmer aquarienartige grüne Luft , dann grüne Hänge, grüne Landschaft, grüner Moos.
    Leider habe ich letzte Nacht gelesen und hatte nichts zum markieren dabei, aber das war schon auffällig.

    &#128012;

  • puh, letzte Nacht habe ich den dritten Teil beendet.
    Meiner Meinung nach haben sich die Charaktere der einzelnen Personen sich hier nochmals weiter herauskristallisiert.
    So ist Etelka entweder ein sehr unglücklicher Mensch oder aber sehr leichtfertig. Nach einigen Andeutungen Doderers glaube ich eher ersteres.
    Ich mag keine Menschen, die sprunghaft von einem Partner zum anderen wechseln, gar mehrere gleichzeitig haben und dabei keinerlei Rücksicht auf die Gefühle der Anderen nehmen. Bei Etelka - und bitte, ich bin kein Experte - würde ich fast eine Depression vermuten.
    Melzer entwickelt sich zu einem vertrauensvollen Freund. Er ist einfach nur nett und hilfsbereït, spielt aber in diesem ganzen Beziehungskarussell keine große Rolle (bisher?).
    Asta bleibt die nette Person, als die sie sich eigentlich schon die ganze Zeit darstellt. Aber auch sie scheint hilflos, ob des Verhaltens ihrer Schwester. Versucht zu retten, was nicht mehr zu retten ist.

    &#128012;


  • Meiner Meinung nach haben sich die Charaktere der einzelnen Personen sich hier nochmals weiter herauskristallisiert.


    Ja, wir lernen die Charaktere immer besser kennen, aber schließlich begleiten wir sie jetzt ja auch schon eine ganze Weile. Langsam wird es auch übersichtlicher.



    So ist Etelka entweder ein sehr unglücklicher Mensch oder aber sehr leichtfertig. Nach einigen Andeutungen Doderers glaube ich eher ersteres.


    Das ist auch meine Meinung. Mir kommt sie vor, als sei sie ständig auf der Suche nach einem bodenständigen Mann, der ihr Halt gibt. Ganz alleine kann sie nicht sein, deshalb rennt sie von einer Affäre in die nächste. Die Beziehung mit Fraunholzer ist für sie nur ein Spiel, obwohl er wirklich viel für sie empfindet. Und mit ihrer Schwester Asta, die immer so zufrieden wirkt, hat sie natürlich das Paradebeispiel vor Augen, wie es eigentlich ablaufen sollte. Depressionen sind da durchaus im Bereich des Möglichen.


    Aber nicht nur bei Etelka sieht es schlecht aus. Da sind schon mehrere Ehen festgefahren und neue Verhältnisse haben sich entwickelt. Ich frage mich, ob das aus lauter Langeweile passiert oder ob sie sich gegenseitig einfach nicht genug schätzen.

  • Zwar begleiten wir die Figuren schon lange, dennoch bin ich der Meinung, sie entwickeln sich auch absolut weiter.
    Denn auch Doderer hat die Figuren sehr lange begleitet - und viel intensiver, würde ich behaupten.
    Und sie sind erwachsen geworden, das ist zu merken.

    &#128012;