Aber anspruchslos ist das Werk sicher nicht...allein die Titel-Assoziationen sind so manigfaltig. Da lässt sich eine komplette Uni-Arbeit zu schreiben. Gerade im Titel liegt ja die Botschaft.
Na ja, für mich besteht schon in der Übersetzung des Titels eine Diskrepanz. "To kill" würde ich nie mit "stören" übersetzen. Und was die Assoziation betrifft - da würde ich höchstens ein biologisches Thema erwarten
Der Zugang ist sicher die Parallele die Lee aufzeigt: Der Mikro-Kosmos der Finch-Familie zum Makro-Kosmos, in dem Rassismus und Feindseligkeit herrschen. Und der ja auch wieder nur ein Mikro-Kosmos ist, verglichen mit der "großen weiten Welt". Diese Parallele muss man übertragen auf andere Kontexte und auf die zu dem Zeitpunkt jüngere Geschichte. Deshalb war das Werk visionär.
Was genau meinst Du mit visionär? Ich habe eher den Eindruck, dass zur Zeit, als dieses Buch erschien, die amerikanische Bevölkerung sehr sensibel auf das Thema Rassismus reagierte und jegliche Literatur, die sich halbwegs sachlich damit befasste, erfolgreich war. Onkel Toms Hütte, Roots oder Die Farbe Lila - um nur einige zu nennen - waren ähnliche Bestseller, die mir allerdings besser gefielen. Bei der "Nachtigall" blieb für mich als fader Nachgeschmack, dass der Farbige letzten Endes doch nur das bekommt, was er verdient.
Grüße
Doris