Den Prolog fand ich ziemlich verstörend, alles wirkte irgendwie surreal und beängstigend. Die Autorin hat hier Matts Stimmung wirklich grandios eingefangen. Man fragt sich, was wohl passiert ist und ich denke mal, hier geht es um die Vergewaltigung, die im Amazon-Klappentext erwähnt wird. Matt will nicht wahrhaben, was passiert ist und verdrängt alles sofort. Ein bisschen habe ich hier an "Forbidden" denken müssen, dieses "Oh nein, warum passiert das ausgerechnet mir?"-Gefühl war dort auch sehr präsent.
Nach dem sehr gelungenen Prolog ging es ziemlich ruhig weiter. Mir sind besonders die kurzen Sätze aufgefallen. Sie wirken auf mich gleichzeitig locker, aber auch eindringlich.
Lola scheint ein ganz tolles Mädchen zu sein, mit ihr kann man bestimmt viel Spaß haben und sie und Matt passen gut zusammen. Lola hätte ich gern als beste Freundin. Auch der gemeinsame Kino-Mittwoch mit ihrem Papa hat mir sooo gut gefallen. Wunderschön, wie eng bei den beiden die Bindung ist. Wobei ich dann irgendwann auch dachte: Ist das nicht vielleicht ein bisschen zu viel? Dann auch noch die gemeinsame Band. Ich hoffe, der Vater schafft es noch, sich ein eigenes Leben aufzubauen, grade jetzt, wo seine Tochter langsam flügge wird.
Matt hingegen hat eigentlich gar keine Bindung an seine Eltern. Auch irgendwie traurig: Lola hat nur noch ihren Papa, der gibt ihr aber so viel - und Matt hat zwei Elternteile, aber emotional sind die extrem weit von ihm entfernt. Da sieht man mal wieder, dass Geld allein nicht glücklich macht. Auch dieses aufgeräumt Haus mit Hausmädchen - ich finde die Vorstellung ganz schrecklich. Wie Matt mag ich auch Häuser lieber, die vielleicht etwas chaotisch sind, aber dafür bewohnt und persönlich wirken. Kinderzeichnungen, Urlaubsmitbringsel, Poster, ein vollgestopftes Bücherregal...all das macht doch aus einer Wohnung erst ein Zuhause.
Matts Bruder scheint mir auch nicht besonders glücklich zu sein (bei dem Namen, den ich vorher noch nie gehört habe, dachte ich erst, er wäre ein Mädchen). Sie bekommen materiell, was sie brauchen (z.B. den eigenen Trainingsraum), aber ich wollte so nicht leben. Matt darf ja überhaupt keinen Spaß und Urlaub haben. Da sind Lolas Origami-Kraniche viel mehr nach meinem Geschmack :smile:
Interessant fand ich die Einblicke in das Turmspringen. Damit habe ich mich bislang überhaupt nicht beschäftigt. Ob es wohl jedem Springer so geht wie Matt - zwischen Angst und Adrenalin?
Abgesehen vom Prolog baut sich das Buch sehr langsam auf und ich hoffe, dass es bald etwas an Fahrt aufnehmen wird. Gegen Ende des Abschnitts habe ich angefangen, mich ein bisschen zu langweilen.