David Mitchell - Die Knochenuhren

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    Die Ordnung der Dinge: das ist ein Thema in gar vielen Romanen, gerne auch in solchen, die wie der vorliegende es tut, zumindest zeitweilig ins Fantastische übergleiten. Hier folgen wir der Hauptfigur Holly Sykes - die nicht immer im Vordergrund der Handlung steht, diese jedoch immer wieder auf die ein oder andere Weise aufmischt - für die Dauer von mehr als 50 Jahren und erleben eine Veränderung der Welt, die frappierend ist.


    Dazu gehört der Kampf zweier Mächte, einer guten und einer Bösen, in den Holly auf eigenartigste Weise hineingezogen wird. Sie hat schon früh Vorahnungen und verwirrende Erscheinungen, die sich auf eine überaus komplexe Art darstellen: Die Ordnung der Dinge - und zwar im großen Stil,- also die Ordnung der Welt betreffend - wird hier von Autor David Mitchell komplett durcheinandergewirbelt und zwar exakt von 1984 bis 2043. Wie er die Zukunft sieht? Es wird in den nächsten 27 Jahren große Veränderungen geben, die aber so realistisch sind, dass ich große Angst bekommen habe. Ein überaus komplexes Modell ist es, das David Mitchell erschaffen hat und das mit Visionen wie "1984" - einen Roman, auf den Mitchell m.E. durchaus anspielt, auf jeden Fall mithalten kann.


    Mitchell schreit anschaulich und fesselnd, fasziniert seine Leser durch immer neue Entwicklungen und Einschübe überraschender Art.


    Ein Buch für Fantasten, für Literaturfreunde und vor allem für Leser, die bereit sind, sich so richtig auf ein Buch einzulassen. Äußerste Konzentration ist hier von großer Relevanz, sonst geht einem schnell etwas durch - das habe ich am eigenen Leibe erlebt. Man darf sich nicht gehen lassen, muss bei jeder kleinsten Entwicklung auf Zack sein - ansonsten rächt es sich schnell und es kann passieren, dass man die letzten 50 Seiten nochmal lesen muss, um nicht aus der Bahn geworfen zu werden, was die Handlung angeht.


    Ein monumentales und überaus eindruckvolles Werk, das ich nicht so schnell vergessen werde und das mich in weiten Teilen fasziniert hat. Insgesamt waren es mir aber zu viele Charaktere, zu viele Protagonisten - auch wenn der Kreis sich mit der Eröffnung und dem Abschluss durch Holly Sykes schließt, war es mir "too much" und zwar "far too much"! Ich bin immer wieder kräftig ins Schleudern gekommen, obwohl der Stil mir sehr zusagte und der Plot mich faszinierte - aber ich wäre überaus dankbar gewesen für ein Personenverzeichnis und hätte mit dieser kleinen Hilfestellung auch wesentlich mehr vom Buch gehabt.
    4ratten

  • Inhalt


    An einem verschlafenen Sommertag des Jahres 1984 begegnet die junge Holly Sykes einer alten Frau, die ihr im Tausch für "Asyl" einen kleinen Gefallen tut. Jahrzehnte werden vergehen, bis Holly Sykes genau versteht, welche Bedeutung die alte Frau dadurch für ihre Existenz bekommen hat.


    Die Knochenuhren folgt den Wendungen von Holly Sykes' Leben von einer tristen Kindheit am Unterlauf der Themse bis zum hohen Alter an Irlands Atlantikküste, in einer Zeit, da Europa das Öl ausgeht. Ein Leben, das gar nicht so ungewöhnlich ist und doch punktiert durch seltsame Vorahnungen, Besuche von Leuten, die sich aus dem Nichts materialisieren, Zeitlöcher und andere kurze Aussetzer der Gesetze der Wirklichkeit. Denn Holly – Tochter, Schwester, Mutter, Hüterin – ist zugleich die unwissende Protagonistin einer mörderischen Fehde, die sich in den Schatten und dunklen Winkeln unserer Welt abspielt – ja, sie wird sich vielleicht sogar als deren entscheidende Waffe erweisen.


    Metaphysischer Thriller, moralische Betrachtung und Chronik unseres selbstzerstörerischen Handelns – dieser kaleidoskopische Roman mit seiner Vielfalt von Themen, Schauplätzen und Zeiten birst vor Erfindungsreichtum und jener Intelligenz, die David Mitchell zu einem der herausragenden Autoren seiner Generation gemacht hat.


    Rezension


    Was mir an diesem Buch gefallen hat, war die Protagonistin Holly, die man gleich im ersten Kapitel kennenlernt. Aber auch die Menschen um Holly herum sind interessante Persönlichkeiten. Auch die Schauplätze wurden sehr authentisch dargestellt und man kann sich beim Lesen die Umgebung sehr gut vorstellen. Ein weiterer Pluspunkt bei diesem Buch sind die vielen Details die der Autor über das ganze Buch verteilt hat. In jedem Kapitel findet man Verbindungen zu Dingen, die bereits in den Kapiteln zuvor passiert sind oder Personen, von welchen man bereits gelesen hat.


    Problematisch fand ich bei diesem Buch die teilweise zu großen Zeitsprünge von Kapitel zu Kapitel. Man lernt die Hauptfigur im ersten Kapitel als ein 15-jähriges Mädchen kennen und da sie mit jedem Kapitel zusehends älter wird, musste ich mich jedes Mal aufs Neue an sie gewöhnen.


    David Mitchell hat hier ohne Frage eine sehr interessante Welt erschaffen, jedoch scheint diese nicht ganz ausgearbeitet zu sein. Es bleiben so viele Fragen zu Themen offen, die immer wieder im Buch behandelt wurden, aber bis zum Schluss nicht geklärt wurden. Außerdem war mir nach dem Ende immer noch nicht ganz klar, was nun der rote Faden der Geschichte war.


    Mir haben insgesamt nur zwei Kapitel sehr gut gefallen und bei den restlichen Kapiteln fand ich es teilweise schwer voranzukommen, da meistens keine Spannung, sondern nur innere Monologe vorhanden waren. Das ist kein Buch für zwischendurch, sonder eines, in das man sich richtig hineinversetzen und auf Details achten muss. Ich würde das Buch trotz der Kritikpunkte weiterempfehlen, weil es zu solchen Büchern gehört, über die man nach dem Beenden immer noch nachdenkt.


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

  • David Mitchell - Die Knochenuhren


    Inhalt:
    Wir lesen hier die Geschichte von Holly Sykes von Ihrer Teenagerzeit bis ins hohe Altern und ihr Leben mit einer mystisch-außergewöhnlichen Gabe. Ihre Gabe und auch ihre hier dargestellten Bekannt- und Freundschaften stehen in Zusammenhang mit bösen und guten Mächten, die ein Dasein unter uns und einen Krieg gegeneinander führen. Es gibt auch mittelbar beteiligte Personen und Opfer die in diesen Konflikt hineingezogen werden.


    Meinung:
    Ich habe dieses Buch mit viel Freude begonnen und mich hat Holly zu Beginn ihres Abenteuers fasziniert. Ich war gespannt, wie der Autor die übersinnlichen Fähigkeiten und ihr Leben in der realen Welt verbindet. Ich kannte vom gleichen Autor "Cloud Atlas" und habe mir ähnlich Gutes erhofft. Leider hat diese Geschichte die vom Autor vllt. erhofften Botschaften nicht so gut transportieren können wie es im Wolkenatlas der Fall war.
    Beginnend und endend mit Holly, hat jedes Kapitel hat eine andere Hauptperson die mehr oder weniger mit Holly verbunden ist. Die Kapitel stellen chronoligisch Erlebnisse und wichtige Ereignisse in Hollys Leben dar, wobei in recht annehmlicher Spannungsbogen aufgebaut wird, doch leider wird dieser für mich in den letzten Kapiteln nur bedingt aufgelöst. Einige Fragen, die ich im Laufe des Lesens als interessant und auch bedeutend für die Geschichte empfunden habe, bleiben unbeantwortet. Bestimmte Entwicklungen der Geschichte wirken nicht stimmig, auch die Bedeutung mancher "Hauptpersonen" hat sich mir bis zum Schluss nicht erschlossen. Personen werden in einer gewissen Zeit sehr detailliert aufgebaut und ich habe mir davon auch eine entsprechend tiefe Verbindung mit Holly und der Handlung erwartet, doch hier bleibt das Buch leider schwach.


    Auch die Themen der gesellschaftlichen und umwelt-technischen Entwicklung wirken aufgesetzt und passten irgendwie nicht zum von mir verstandenen Kern der Geschichte. Ich kann die Kritikpunkte verstehen und nachvollziehen und ja, sie regen zum Nachdenken an, aber im Zusammenhang mit Holly und ihrer Geschichte waren sie ein merkwürdig verarbeiteter Hintergrund. Im Cloud Atlas (Entschuldigung wenn das schon wieder kommt) war das viel besser und nachvollziehbarer dargestellt...


    Insgesamt empfand ich es als eine sehr gelungene Idee, bin mit der Umsetzungen jedoch nicht zufrieden, zu viele Dinge bleiben ungeklärt, der rote Faden bzw. ein großes Ganzes verliert sich im Detail. Viele Personen und Szenarien werden sprachlich und inhaltlich schön aufgebaut, fallen aber am Ende in sich zusammen und man bleibt ratlos zurück.


    Aufgrund einiger längen v.a. gegen Ende hin war die Diskussion in der Leserunde entsprechend schleppend, über einige Dinge hätte man sicher tiefer sprechen und philosophieren können. Ich frage mich, ob hier vllt. eine Postleserunde besser gewesen wäre (wobei man sich einiges hätte notieren müssen).


    Insgesamt gibt es von mir enttäuschte 2ratten


    Viele Grüße
    schokotimmi

  • David Mitchell - Die Knochenuhren


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    OT: The Bone-CLocks
    OA: 2014
    816 Seiten
    ISBN: 978-3498045302


    Inhalt:
    An einem verschlafenen Sommertag des Jahres 1984 begegnet die junge Holly Sykes einer alten Frau, die ihr im Tausch für "Asyl" einen kleinen Gefallen tut. Jahrzehnte werden vergehen, bis Holly Sykes genau versteht, welche Bedeutung die alte Frau dadurch für ihre Existenz bekommen hat.


    Die Knochenuhren folgt den Wendungen von Holly Sykes' Leben von einer tristen Kindheit am Unterlauf der Themse bis zum hohen Alter an Irlands Atlantikküste, in einer Zeit, da Europa das Öl ausgeht. Ein Leben, das gar nicht so ungewöhnlich ist und doch punktiert durch seltsame Vorahnungen, Besuche von Leuten, die sich aus dem Nichts materialisieren, Zeitlöcher und andere kurze Aussetzer der Gesetze der Wirklichkeit. Denn Holly – Tochter, Schwester, Mutter, Hüterin – ist zugleich die unwissende Protagonistin einer mörderischen Fehde, die sich in den Schatten und dunklen Winkeln unserer Welt abspielt – ja, sie wird sich vielleicht sogar als deren entscheidende Waffe erweisen.



    Eigene Meinung:
    Mit seinem neusten Roman, Die Knochenuhren“ Ist David Mitchell wieder einmal ein hervorragendes Buch gelungen. Spannend bis zum letzten Kapitel, ja sogar bis zur letzten Zeiten, lässt er den Leser, die ganze Lebensspanne der Protagonistin erzählen. Auch wenn sie vor allem im ersten und im letzten Abschnitt zu Wort kommt und stellenweise sogar, ein wenig in den Hintergrund tritt, ist dieser Charakter der Dreh und Angelpunkt der Geschichte.
    Die einzelnen Abschnitte erzählen aus der Sicht verschiedener Personen. Manches wird der Leser zu Beginn nicht direkt verstehen, aber wenn man ein wenig Geduld hat, dann bemerkt man, wie nach und nach die Fäden zusammenlaufen und einen Sinn ergeben, so dass man sogar ab und an die ein oder andere Stelle noch einmal liest.
    Dies ist genau der Stil des Erzählens, welcher mir auch schon bei seinem Buch Cloud-Atlas unglaublich gut gefallen hatte. Dennoch unterscheiden sie die beiden Bücher sehr in ihren Inhalten.
    Wir gelangen auch hier in die Zukunft, aber in eine Erreichbare. Dies ist übrigens noch ein Punkt, welcher für mich das Buch persönlich so interessant machte, denn die Protagonistin ist fast zur selben Zeit geboren wie ich. Ich erinnerte mich an viele Dinge der 80er Jahre, erinnerte mich erstaunt, wieviel und wie schnell sich alles verändert hat und betrachtet beim Lesen gespannt, wie der Autor sich damit auch meine Zukunft vorstellt.
    Nun, dieses Bild der Zukunft, ist durchaus vorstellbar. Aus diesem Grund erhält der Roman eine gewisse Glaubhaftigkeit, und vor allem eine Warnung in mancher Hinsicht an den Leser heute. Dieses Buch hat mich tatsächlich darüber nachdenken lassen, wie ich gewisse Dinge vielleicht ein wenig anders handeln könnte.
    Schaut man sich die Charaktere des Romans an, so ist alles dabei. Gut und Böse, aber auch ambivalente Typen, die man auf den ersten Blick nicht wirklich einschätzen kann. Sie alle besitzen Tiefe, und sind lebendig, denn der Autor lässt sie reifen oder moralisch abstürzen. Bei den Charakteren handelt es sich um Menschen, wie Holly, aber auch um Wesen, welche nicht den Gesetzen der Zeit unterliegen und diese brisante Mischung aus realem Leben und Fantasy geben dem Buch einen ganz besonderen Charakter. Mitchell ist es auf perfekte Weise gelungen Fantasy und Realität in Einklang zu bringen.
    Allerdings bleiben gewisse Fragen offen und das Ende erscheint ein wenig abrupt, gerade so, als der Autor keine Zeit gehabt weiter zu schreiben und das ist wirklich schade, denn gerade von dem letzten Kapitel erhofft man sich als Leser doch die ein oder andere Erklärung und ich fand es nicht ganz so schön, dermaßen in der Luft hängengelassen zu werden.


    Dies wäre auch mein einziger Kritikpunkt. Ansonsten ist „Die Knochenuhren“ ein spannender, mystischer und charakterstarker Roman, der ruhig noch ein paar Seiten mehr vertragen hätte.


    4ratten

  • Hallo Tina,


    ich finde es sehr interessant, dass es trotz des Endes so eine gute Bewertung gibt. Bei mir hat dass Ende eigentlich fast alles "kaputt" gemacht, was vorher aufgebaut wurde und ich habe deshalb so schlecht bewertet. Ganz nach dem Motto, was nützen die tollsten Ideen, wenn sie am Ende lose aneinander hängen.


    Ich habe gesehen, dass das Buch insgesamt recht gut bewertet ist, vielschichtig, kritisch mit tollen Ideen. Vielleicht bin ich zu kritisch was das angeht und ich tue dem Autor unrecht, leider war es die Enttäuschung die hier meine Bewertung gelenkt hat...


    Grüße
    schokotimmi

  • ich finde es sehr interessant, dass es trotz des Endes so eine gute Bewertung gibt. Bei mir hat dass Ende eigentlich fast alles "kaputt" gemacht, was vorher aufgebaut wurde und ich habe deshalb so schlecht bewertet. Ganz nach dem Motto, was nützen die tollsten Ideen, wenn sie am Ende lose aneinander hängen.


    Vielleicht bin ich zu kritisch was das angeht und ich tue dem Autor unrecht, leider war es die Enttäuschung die hier meine Bewertung gelenkt hat...


    Nein, du hast schon Recht. Ich habe mich diesmal auch sehr schwer getan mit der Rattenvergabe und wirklich überlegt, ob ich überhaupt Ratten vergeben soll. Vielleicht wäre es besser, bei solchen Büchern darauf zu verzichten und nur in Worten die eigenen Meinung wiedergeben.
    Warum ich letztendlich doch so positiv bewertet habe hat den Grund, dass ich mich wirklich zu 90% ausgesprochen gut unterhalten habe bei diesen Buch, dass ich es sehr gerne gelesen habe und ich es super spannend fand.
    Ich mag David Mitchells Bücher und



    Ganz nach dem Motto, was nützen die tollsten Ideen, wenn sie am Ende lose aneinander hängen.


    Ja, ich kann diesen Gedanken absolut verstehen. Ich war auch wirklich von dem Ende richtiggehend enttäuscht. Ich hatte noch so viele Fragen und ich hätte gerne gewusst, was aus den anderen wirklich wichtigen Nebenfiguren wurde. Vielleicht habe ich es wirklich zu gut bewertet, aber dann denke ich immer wieder, dass ich mir ein Urteil über etwas erlaube, was ich selbst letztendlich nicht besser machen kann. Es erscheint mir dann so überheblich von mir. Andererseits sage ich auch, dieses und jenes Auto ist Scheiße und baue dennoch kein eigenes.


  • Ich mag den Cloud Atlas von David Mitchell, kenne sonst noch keine Bücher von ihm, hier gab es mir gedanklich manchmal schon fast zu viele Parallelen. Auch ein Grund warum ich gleich schlechter bewertet habe.


    Natürlich kann ich es auch überhaupt nicht besser machen, dass sollte ich mir immer mal wieder vor Augen führen. Trotzdem hat mich das Buch unzufrieden zurückgelassen und deshalb bin ich dann vllt. doch ein wenig überheblich und nehme mir die Kritik heraus...

  • David Mitchell: Die Knochenuhren


    Meine Meinung:


    Die Handlung in diesem Buch ist zunächst sehr breit angelegt und entwickelt sich sehr langsam. Man weiß lange Zeit nicht, wohin die Geschichte führen wird. Jedes der 6 Kapitel ist aus der Sicht einer anderen Hauptperson geschrieben, die Kapitel haben einen großen zeitlichen Abstand voneinander, so dass der zeitliche Rahmen der Geschichte schließlich fast 60 Jahre umfasst. Nur das erste und letzte Kapitel lesen wir aus der Sicht von Holly Sykes. Zentrale Personen aus den vorigen Kapiteln werden in folgenden nur am Rande erwähnt und ihr weiteres Schicksal wird, meist nur kurz, skizziert, doch Holly Sykes ist meistens mit von der Partie.


    David Mitchell mutet dem Leser zu, sich durch einen detailreichen Text voller Querbezüge und sozialer und literarischer Anspielungen zu kämpfen, den man aufmerksam verfolgen muss. Ich bin nicht sicher, ob ich alle Anspielungen als solche erkannt und verstanden habe, da mir die genaue Kenntnis der englischsprachigen Literatur und Gesellschaft fehlt. Zunächst werden nur Fakten und Ereignisse nebeneinander aufgereiht. Das liest sich zum Teil unterhaltsam, zum Teil verwirrend. Es gibt hier viele gute Ideen. Später macht es Spaß, die Puzzleteile zusammenzufügen. Auch die Gestaltung des Buchcovers erhält plötzlich ihren Sinn.


    Erst nach zwei Dritteln des Buches wird der zentrale phantastische Aspekt der Geschichte klar. Überzeitlichkeit und Seelenwanderung spielen hier eine Rolle, und es tobt ein Kampf zwischen Gut und Böse. Hier kommt Holly ins Spiel, die unwissentlich für diesen Kampf eine tragende Rolle spielt.


    Allerdings wird diese ganze kunstvolle Konstruktion dadurch ad absurdum geführt, dass alles am Ende im Sande verläuft und es kein richtiges Ergebnis und nur wenig Sinn in all dem Kampf gibt. Zu viele lose Enden verbleiben, zu viele Fragen bleiben offen, die eigentlich hätten geklärt werden müssen. Man fragt sich, warum der Autor gewisse Handlungsstränge und Personen überhaupt erst so breit angelegt hat, wenn sie letztendlich bedeutungslos sind. Am Ende steht nichts als eine nicht besonders phantasiereiche, pessimistische Zukunftsvision, die nicht zum vorangegangenen Geschehen passt. Philosophische Tiefe, einen tieferen Sinn der Überzeitlichkeit mit Bezug zur Menschheitsgeschichte sucht man hier vergebens. Die Geschichte bleibt oberflächliches Geplänkel. Doch wer einfach nur intelligent und kompliziert unterhalten werden möchte, wird an dem Buch sicher seine Freude haben.


    3ratten



    schokotimmi: Ich finde deine Meinung wohlbegründet und nachvollziehbar, ich war ja auch eher enttäuscht von dem Buch. Mit Überheblichkeit hat das nichts zu tun. Ich habe auch lange überlegt, ob das Buch überhaupt drei Leseratten verdient hat.

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

  • Oh weh, versteht mich bitte nicht falsch. Das mit dem Überheblich war überhaupt nicht auf Euch bezogen, sondern nur für mich persönlich, mein persönliches Gefühl, wenn ich einen Verriss schreibe. Ich hoffe ich habe jetzt niemanden gekränkt, denn so war es ganz sicher nicht gemeint. :redface:

  • Tina, jetzt kann ich dir nicht ganz folgen! Dich hat bestimmt niemand falsch verstanden. Mein Kommentar bezog sich darauf, dass schokotimmi meinte, wenn man selbst keine Bücher schreibt, sei es überheblich, sie zu kritisieren. Das sehe ich nicht so, ich finde man darf das durchaus trotzdem, wenn einem ein Buch nicht gefällt. Und dich hatte ich so verstanden, dass du das ganz genauso siehst!


    Alles klar jetzt? :winken:

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.


  • Vielleicht habe ich es wirklich zu gut bewertet, aber dann denke ich immer wieder, dass ich mir ein Urteil über etwas erlaube, was ich selbst letztendlich nicht besser machen kann. Es erscheint mir dann so überheblich von mir. Andererseits sage ich auch, dieses und jenes Auto ist Scheiße und baue dennoch kein eigenes.


    Ich war mich nicht sicher, ob es sich auf meinen allerersten Kommentar bezog, in welchem ich das Wort überheblich verwendetet, ohne damit aber irgendjemanden außer mir gemeint zu haben.
    :smile:

  • Saltanah

    Hat den Titel des Themas von „Die Knochenuhren - David Mitchell“ zu „David Mitchell - Die Knochenuhren“ geändert.