Daniela Ohms - Winterhonig

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    Kurzbeschreibung:


    "Winterhonig" erzählt von einer lebensgefährlichen Liebe in einer archaischen, grausamen Welt, die noch gar nicht so lang Geschichte ist. Inspiriert von den Erlebnissen ihrer eigenen Großmutter, lässt uns Daniela Ohms die Zeit des Zweiten Weltkriegs aus Sicht der Landbevölkerung erleben: Das harte, entbehrungsreiche Leben, das Mathilda als zehntes Kind eines Bauern führt; die Anstrengungen, die der junge Karl unternimmt, um seine Abstammung vor den Nazis geheim zu halten; die Liebe der beiden, die nicht sein darf, bringt sie Mathilda doch in große Gefahr; die Schrecken des Krieges, der drohende Tod durch Bomben oder Verrat. Und über allem die Hoffnung.



    Zu diesem Buch gibt es ab dem 06.05. eine autorenbegleitete Leserunde. Anmeldeschluss für Freiexemplare ist der 22.04. Wer mag noch mitlesen?

  • Meine Meinung zum Buch:


    Titel: Wenn nur noch die Liebe dir Halt geben kann…


    Wer mich kennt, der weiß, dass ich historische Romane unheimlich gerne lese, bevorzugt diejenigen, die während der Weltkriege spielen und so fand ich zu diesem Buch mit dem recht ungewöhnlichen Titel und dem nüchternen äußeren Erscheinungsbild. Gespannt begann ich mit der Lektüre, die mich emotional mehr als nur ergriffen hat.


    In der Geschichte geht es um die kleine Mathilda, die bereits in jungen Jahren ihre Mutter verliert. Von der vielköpfigen Familie kann sie keinen Halt erwarten, hat der Vater genug damit zu tun alle satt zu bekommen. Und dann lernt Mathilda Karl kennen, der ihr den Halt gibt, den sie immer gesucht hat. Doch Karl trägt ein Geheimnis mit sich, dass nicht nur ihn in große Gefahr bringt. Wie soll Mathilda damit nur umgehen?


    Das Besondere an diesem Roman ist wohl, dass er auf wahre Begebenheiten beruht, die die Großmutter der Autorin erlebt hat, was das Geschilderte noch intensiver macht.


    Daniela Ohms gelingt es hier vor allem ein klares Bild der damaligen Zeit zu liefern. Werden sonst eher berühmte Persönlichkeiten beleuchtet, so steht hier die hart arbeitende Arbeiter- und Bauernklasse im Vordergrund, die mit den Entbehrlichkeiten des Krieges zurechtkommen müssen. Mit klaren, einfachen Worten gelingt es der Autorin den harten Alltag der Protagonisten darzustellen und das so realistisch, dass man das Gefühl hat direkt dabei zu sein.


    Beide Hauptakteure schließt man direkt ins Herz. Gleich zu Beginn des Romans hätte ich Mathilda gern in die Arme genommen und getröstet, weil es sonst niemand tut. Trotz ihres harten Schicksals geht sie ihren Weg und steht für die Liebe ihres Lebens ein. So viel Mut zur Zeit der Nationalsozialisten muss man erst einmal haben. Ich habe sie jedenfalls sehr bewundert. Bei Karl steht sein Geheimnis sehr stark im Fokus. Ich fand gut, dass man nicht direkt erraten konnte, was es ist, sondern dass Frau Ohms den Leser selbst hinter das Rätsel kommen lässt. Er ist einfach ein so unglaublich liebenswerter Kerl. Aber auch die Nebencharaktere wissen zu überzeugen, hat jede Figur doch etwas Einzigartiges.


    Besonders gut gefallen hat mir zudem, dass die Autorin die Schrecken des Krieges keinesfalls beschönigt. Sie werden zwar nicht blutig dargestellt, aber so dass man sich alles problemlos vorstellen kann und regelrecht mitleidet. Auch scheut sie sich nicht davor lieb gewonnene Charaktere sterben zu lassen, doch ich will hier nicht zu viel verraten.


    Ansonsten hat der Roman alles, was ein gutes Buch braucht: Liebe, Intrigen, Freundschaft, Zusammenhalt und viel mehr.


    Fazit: Ein mehr als überzeugender historischer Roman, der mich tief ins Herz getroffen hat und von dem ich noch lange zehren werde. Mit einfachen Worten: Ganz großes Kino! Lasst euch dieses Lesehighlight bloß nicht entgehen. Von mir gibt es eine uneingeschränkte Leseempfehlung. Klasse!


    Bewertung: 5ratten und :tipp:

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)


  • Wow, das hört sich wirklich toll an.

    " Der Moment bestimmt die Geschichte - die Liebe 💖 ein ganzes Leben lang"

  • Ich kann mich der Beurteilung wie oben nur anschließen: Unbedingt LESEN!!!


    Meine Rezension:


    Bei dem Roman "Winterhonig" von Daniela Ohms handelt es sich um den ersten Roman im Genre "Historischer Roman" der Autorin und vorab ist zu sagen, dass dieses Histo-Début ein sehr gelungenes ist!Verlegt wurde der Roman (HC, gebunden) im Knaur Verlag (2016) und umfasst auf überwältigende und sehr berührende Weise ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte (1930 bis zur Nachkriegszeit 1947); veranschaulicht am Schicksal eines Liebespaares aus gesellschaftlich unterschiedlichem Stand und deren Familien. Verortet ist der Roman sowohl im Westfälischen, nach Kriegsbeginn dann auch in Nordfrankreich und in Russland.....


    "Eine lebensgefährliche Liebe in einer harten, bäuerlichen Welt"(Quelle: Buchrückentext, Ausschnitt)


    Das Glas Winterhonig symbolisiert im Roman die schmerzhaften Trennungen durch den Verlauf der Geschichte zwischen Mathilda und Karl, den beiden Hauptprotagonisten, aber auch die Hoffnung, von der beide durch die Kraft ihrer unerschütterlichen Liebe nicht ablassen....


    Meine Meinung:



    Daniela Ohms schafft es, den Leser in diese Geschichte mittels ihres wunderbaren Schreibstils, gekennzeichnet durch Klarheit und Emotionen, tief eintauchen zu lassen; die Lebenswelt Karls, der auf einem Gutshof und Gestüt im Paderborner Land arbeitet und 19 Jahre alt ist, als er die 14jährige Mathilda kennenlernt, sich zum einzigen Fürsprecher und Beschützer des Bauernmädchens, das als 10. Kind das Licht der Welt in der Familie Alvering erblickt, entwickelt. Das Leben Mathildas ist von Beginn an durch harte Arbeit, Verzicht, Disziplin und Gottesfurcht geprägt, die die Werte in der bäuerlichen Familie darstellen. Die Lebenswelten beider Protagonisten werden dem Leser anschaulich und fast plastisch vor Augen geführt und lassen Bilder entstehen, die den 30er Jahren entstammen..... Die drohende NS-Herrschaft und der Ausbruch und Verlauf des 2. Weltkrieges sind ebenfalls sehr authentisch am Leben der Familie Alvering und der der Gutsherren dargestellt:


    Das plötzliche Verschwinden Karls und die sozialen Unterschiede ihrer Herkunftsfamilien und der Gutsherren stellt für Mathilda's Gefühlswelt immer wieder eine große Herausforderung dar; jedoch lernt sie durch Karl (und durch ihre eigene Intelligenz und Klugheit), Dinge zu hinterfragen und Vorurteile abzubauen...
    Besonders gelungen fand ich die Tatsache, dass die Atmosphäre des Krieges - sowohl im Westfälischen auf dem Hof und dem Gestüt - als auch durch Karl selbst, der von Kindesbeinen an ein guter Reiter - in der Kavallerie der Wehrmacht zuerst in Nordfrankreich und später auf dem Ostfeldzug gen Russland berichtet, spürbar und nacherlebbar ist: Diese Hintergründe eines irrsinnigen Krieges, der NS-Diktatur und besonders der damit einhergehenden 'Rassengesetze' lassen den Leser schlucken; für mich war es keine leichte Kost, zumal es zu meiner eigenen Familiengeschichte (Mutter) Parallelen im Leben der Mathilda gab und ich daher emotional sehr eingebunden war...


    Der 'rote Faden' der sehr engen und liebevollen Beziehung zwischen Karl und Mathilda bleibt über den ganzen Roman hin bestehen; die Gefahr dieser im Geheimen blühenden Liebe ebenso.


    Der Stil von Daniela Ohms ist klar und flüssig zu lesen, emotional und stark berührend in den Dialogen wird der Leser zurecht nicht geschont, was die Gesetze der 'Braunhemden' an Auswirkungen für Juden und Zigeuner mit sich brachten...
    Die Autorin hat durch umfassende Recherchen den 'Russlandfeldzug' der 6. Division der deutschen Wehrmacht nachgezeichnet und das Grauen für Mensch und Tier - hier das Pferd - in Worte gefasst: Emotional war für mich (wiederum, das habe ich selbst einmal recherchiert) die Tatsache schwer zu verkraften, dass Selma, ein wunderbares (ausgebildetes) Pferd Karls, zum Ende wie 1,4 Mio. (!!! lt. Schätzung, siehe Wikipedia) weiterer Pferde im WW II sein Leben ließ (und Pferde vertrauen ihrem Reiter)....
    Nichts wurde geschönt dargestellt, zum Ende des Romans, der auch die Vernichtung und Ausgrenzung bis hin zur Ermordung ethnischer Minderheiten einbezieht, haben auch die daraus resultierenden Traumata der einstigen 'Täter' ihren Raum.


    Durch "Winterhonig" wurde m.E. auch historischen Personen und Offizieren des Widerstands im Nationalsozialismus - hier in der Person von Georg von Boeselager (sowie seinem Bruder Philipp) posthum ein literarisches Denkmal gesetzt, das diese mehr als auch verdient haben (von Boeselager starb im Jahre 2008).


    Fazit:


    Ein sehr spannender, berührender, informativer und auf einer wahren Lebenserinnerung der Großmutter der Autorin beruhender historischer Roman, der inhaltlich und stilistisch seinesgleichen sucht; gut recherchiert ist, authentisch - und viele Gefühle der Trauer, aber auch der Hoffnung beim Leser hervorzurufen vermag: Dafür gibt es von mir 5 Sterne am Bücherfirmament und 100° auf der "Histo-Couch" mit einer klaren Leseempfehlung sowie einem großen Dank an die Autorin und den Verlag!
    Ein sehr persönliches Nachwort gibt Aufschluss über real vorkommende historische Personen und Abgrenzung zu fiktiven Romananteilen: Auch sei auf die HP der Autorin hingewiesen, da sich dort weitere interessante Hintergrundinformationen zum Buch finden!



    :tipp: 5ratten

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

    Einmal editiert, zuletzt von Sagota ()

  • Meine Rezension


    Hier wird die Geschichte von Mathilda und Karl erzählt. Mathilda begegnet Karl schon als junges Mädchen von 9 Jahren Anfang der 30iger Jahre. Karl kommt auf das Nachbargut als Pferdeknecht, ins Paderborner Land. Mathilda spürt von Anfang eine Verbindung, zu dem jungen Burschen der aus der Fremde kam. So wird er schnell, zu einer Stütze für ein kleines Mädchen, dass nur eins von 10 Geschwistern ist. Zudem ist sie eine Halbweise. Die Mutter starb, als sie 6 Jahre alt war, und fehlt überall. Von ihrer Freundschaft und Liebe wird hier erzählt. Eine Liebe, die in den Zeiten des Zweiten Weltkriegs kaum eine Chance hatte. Karl verbirgt etwas und flieht nicht nur vor seiner Vergangenheit. Die Angst, auch Mathilda mit ins Unglück zu stürzen, ist immer gegenwärtig. Wie tief ihre Gefühle füreinander wirklich sind, merken sie erst, als der Krieg schon ausgebrochen ist und es keine Zukunft mehr für sie geben kann.


    Mathilda und Karl halten per Post Kontakt zueinander. Auf diesem Wege erst erfährt der Leser aus berührenden Briefen von der jeweiligen Vergangenheit der Zwei. Zeitangaben vor jedem Kapitel erleichtern das hin und her springen zwischen den Zeiten. Mal spielt die Geschichte im Jahre 1933 und dann wieder im Kriegsgeschehen 1940/41. Davon wie sie sich kennenlernten, wie Karl sein Leben verlaufen ist und wie sich ihr Alltag gestaltete, erzählen die Briefe. Man lernt sie immer besser kennen und verstehen. Auch begreift man schnell, wie hart das Leben für die Menschen damals war. Mit Karl ist man direkt im Krieg dabei und erlebt die Schrecken hautnah. Mathilda erzählt davon, wie schwer das Leben als jüngste von 10 Kindern gewesen ist. Wie schwer es gerade für die Frauen war, den Betrieb auf dem heimischen Bauernhof am Leben zu halten. Die Brüder waren ja alle im Krieg und der Vater für die Feldarbeit eigentlich schon zu alt. So bleibt alles an den Frauen hängen. Daniela Ohms beschreibt das Leben eindrucksvoll und authentisch. Es fällt schwer, das Buch überhaupt mal aus der Hand zu legen. Allerdings ist es auch nicht immer einfach zu lesen und Taschentücher sollten schon bereitstehen. Der Krieg wird mit seiner ganzen Grausamkeit genauso geschildert wie die heiteren Tage. Den auch diese gab es für Mathilda und Karl und auch für die Geschwister von Mathilda. Mir hat Winterhonig sehr gut gefallen, ich konnte gut mit den Protagonisten mitfiebern, trauern und bangen. Aber auch lachen und hoffen. In schweren Zeiten wachsen die Menschen zusammen und die Werte verändern sich. Auch hier ist dies deutlich zu spüren. Die Autorin hat genau die richtigen Worte gefunden, um diese wundervolle Geschichte einer großen Liebe richtig zu erzählen.


    In einem Nachwort klärt Daniela Ohms Fiktion und Wahrheit und erzählt davon, dass die Geschichte einen realen Hintergrund hat. Vor allem, wie sie zu der Idee zu diesem Buch kam. Geschichten mit realem Hintergrund sind mir die Liebsten. Winterhonig ist mir direkt ins Leseherz gegangen.


    5ratten :tipp:

  • Fesselnder und emotionaler historischer Roman



    Mathilda wächst als jüngstes von 10 Geschwistern auf einem Bauernhof im Westfälischen auf. Als sie erst 6 Jahre alt ist, stirbt ihre Mutter und ihr Leben verändert sich dadurch sehr. Sie ist die Kleine, noch zu nichts nutze, nie macht sie etwas wirklich gut und führt so eine Art Schattendasein in ihrer Familie. Der Vater wirkt hart und eine der älteren Schwestern ist offenkundig seine Lieblingstochter. Die älteren Mädchen ziehen Mathilda auf oder beachten sie kaum. Einzig ihr Bruder Joseph kümmert sich um sie, dennoch ist sie recht allein in der großen Familie.


    Als auf dem Nachbarsgut der Pferdeknecht Karl einzieht, findet Mathilda zum ersten Mal einen echten Freund. Der einige Jahre ältere Junge kümmert sich freundschaftlich und liebevoll um das einsame und empfindsame junge Mädchen.


    Als sie älter werden, verlieben sie sich ineinander, doch dann kommt der Krieg. Außerdem hütet Karl ein Geheimnis, das eine Beziehung zwischen ihnen unmöglich macht und von dem unter keinen Umständen irgendjemand erfahren darf!


    Daniela Ohms erzählt eine Geschichte, zu der sie durch die Lebenserinnerungen ihrer eigenen Großmutter inspiriert wurde. Im Nachwort geht sie darauf ein, was davon wahr ist und wieviel ihrer eigenen Phantasie und Interpretation entstammt.


    Für den Leser setzt sich die Geschichte nach und nach zusammen. Sie beginnt mitten im Zweiten Weltkrieg, Karl ist an der Front in Frankreich und Mathilda kehrt nach ihrem Pflichtjahr auf den elterlichen Hof zurück. Nachdem zwischen ihnen lange Funkstille herrschte, beginnen sie nun, einander zu schreiben. In Briefen und Rückblenden erfahren wir, wie sie sich kennengelernt haben und einander näherkamen und was schließlich zum Bruch zwischen ihnen geführt hat.


    Der Autorin gelingt es sehr gut, den Gegensatz zwischen dem zwar harten, aber dennoch immer noch relativ friedlichen Leben auf dem Land und dem Grauen des Krieges zu schildern. Viele Detailbeschreibungen zeigen den enormen Rechercheaufwand, der hier betrieben wurde, auf mich wirkte die Geschichte dadurch sehr fundiert und authentisch.
    In den Rückblenden wird deutlich, wie sich die Stimmung überall langsam, aber sicher ändert und verschärft.
    Und über alldem liegt das Geheimnis um Karl, das dieser um jeden Preis wahren will und muss und dessen Auffliegen nicht nur sein Leben in Gefahr bringen würde!


    Ein unglaublich fesselnder und emotionaler historischer Roman! Die knapp 600 Seiten verflogen nur so, ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Die Verknüpfung einer fiktiven, aber ganz besonderen Liebesgeschichte mit detaillierten und gut recherchierten historischen Fakten hat mich wirklich begeistert und diese Geschichte wird noch eine ganze Weile nachhallen!


    5ratten

    LG, Dani


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  • Mathilda, von den meisten Tildeken genannt, hat keine einfache Kindheit. Als ihre Mutter früh stirbt, wird es für das jüngste Kind einer Kleinbauernfamilie aus dem Paderborner Land nicht einfacher. Nicht nur, dass alle Geschwister tüchtig mit anpacken müssen, nein, für das kleine Mädchen geht auch die liebevolle Nähe verloren. Zum Glück hat sie Joseph, ihren vier Jahre älteren Bruder, der sie beschützt und der ihr ein sehr guter Vertrauter ist. Durch ihn lernt Mathilda Karl kennen - ein älterer Junge, der auf dem herrschaftlichen Gut der von Steineckens als Stallbursche arbeitet. Doch die Zeiten könnten nicht schlechter für eine derartige Freundschaft stehen: nicht nur, dass der Vater als überzeugter Katholik nichts von den ostpreussischen und protestantischen Gutsbesitzer hält, nein, es ziehen noch deutlich dunklere Wolken am Himmel auf, denn die Nazis gelangen an die Macht. Doch trotz allem lassen sich Gefühle nicht einfach unterbinden und so wird aus einer beinahe geschwisterlichen Nähe, die viel Trost zu spenden vermag, eine innige Liebe...


    Knapp 600 Seiten umfasst dieser Roman der Autorin Daniela Ohms und ich kann nur sagen, dass keine einzige davon zu viel ist. Schon die ersten Seiten haben einen unglaublichen Sog auf mich ausgeübt, so dass ich das Buch kaum weglegen konnte. Daniela Ohms hat ein solch bemerkenswertes Feingefühl für ihre Figuren - allen voran natürlich Mathilda und Karl, aber auch Joseph - dass ich nach wenigen Kapiteln meinte, sie zu kennen. Hinzu kommt die Kulisse, der ich anfangs mit einem Fragezeichen entgegen geblickt habe: gerade die Zeit des Zweiten Weltkrieges kenne ich doch verstärkt aus der Perspektive von Stadtbevölkerung oder aber aus dem Blickwinkel derer, die verfolgt wurden. Hier widmet sich die Autorin einer einfachen, sehr gläubigen und hart arbeitenden Landbevölkerung - für mich ein ungewohnt neuer Blick. Denn auch wenn der Krieg lange weit entfernt scheint, erscheinen schon bald seine Schatten auf dem heimischen Hof: da nach und nach viele Männer an die Front müssen, bleibt die harte Arbeit, die zum Überleben aller wichtig ist, an den Frauen hängen. Und dann ist da noch die Liebe zwischen Karl und Mathilda - eine Liebe, die einfach nicht sein darf und doch so wichtig ist, weil sie vor allem auch Hoffnung schenkt.


    Ein wunderschöner Roman, der sowohl den unmenschlichen Facetten des Dritten Reiches, den düstersten Szenen des Krieges und den Entbehrungen als auch den sehnsuchtsvollen Momenten einer tiefen Liebe und der Hoffnung, die Liebsten wiederzusehen, gerecht wird. Dabei hat mich besonders beeindruckt, dass die Autorin immer wieder reale Figuren und Geschehnisse mit in die Handlung eingewoben hat - ein Zeichen für die ausgiebige und gelungene Recherche, auf der das Buch unter anderem fußt. Zudem ist dieser Roman der Großmutter Daniela Ohms gewidmet; der Frau, die sie zu ihrem Buch inspiriert hat.


    Für mich ist "Winterhonig" eine Bereicherung, die schon jetzt zu meinen Lesehighlights des Jahres 2016 zählt. Ein emotional ergreifender, authentisch wirkender Roman, der mich durchgehend gepackt hielt und von dem ich mich nur schwer trennen konnte.


    5ratten und ein :tipp:

    Liebe Grüße

    Tabea

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    Titel: Winterhonig
    Autorin: Daniela Ohms


    Allgemein:
    585 S., Knaur, 2016


    Inhalt:
    Mathilda wächst als eines von 10 Kindern, wärend der 30er Jahre im Paderborner Land auf. Der Vater ist streng und die Geschwister werden eher als Gruppe gesehen nicht so sehr als eigenständige Personen. Einzig der Knecht Karl ist ein wahrer Freund für das junge Mädchen. Als der zweite Weltkrieg aussbricht, ändert sich Mathildas Leben von Grund auf. Nicht nur wird aus ihrer Freundschaft zu Karl, die große Liebe, auch sieht Mathilda die Welt mit neuen Augen. Sie erkennt die Verfolgung der Juden und Roma, bemerkt die Intrigen die zwischen Dörfern gesponnen werden. Doch dann verschwindet Karl auf einmal. Welches Geheimnis hat er vor ihr verborgen? Einzig ein Glas Winterhonig bleibt ihr erhalten...



    Bisher:
    Ich habe eigentlich nur einen Roman der Autorin gelesen. "Der geheime Name" ist allerdings unter ihrem Pseydonym Daniela Winterfeld erschienen (keine Angst das kann man auch auf ihrem Blog nachlesen, ist also alles öffentlich). Ich war so begeistert, das sie wohl alles schreiben könnte, ich würde es lesen. :breitgrins:
    Da sie mit "Winterhonig" ein Thema aufgegriffen hat, das mich interessiert, war schnell klar, welchen ihrer Romane ich als nächsten Lesen würde.


    Bisher habe ich eigentlich noch gar nicht soo viel gelesen. Sondern vor allem die Aufmachung bewundert, die mir persönlich sehr gefällt. Außerdem habe ich im hinteren Teil schon zwei Rezepte gefunden und da es momentan regnet, fand ich das Rezept für Bratäpfel besonders ansprechend. :breitgrins:

  • Ich bin gespannt, wie es dir gefällt. In unserer Leserunde gingen die Meinungen etwas auseinander, von "zu ausführlich" bis zum "Jahreshighlight" war da alles dabei :zwinker:

    LG, Dani


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  • Bisher gefällt mir vor allem, das die Autorin sehr lebendig schreibt. Ich kann mir die ganze Gegend und auch den Hof, auf dem die Handlung bisher hauptsächlich spielt, gut vorstellen. Gerade auch was an Arbeit anfällt und welche schwierige Beziehung zwischen den Geschwistern und dem Vater herrscht.
    Ws gibt auch eine Handlung die Karl in Frankreich begleitet. So erhält man auch einen Eindruck ganz guten Eindruck von ihm. Klar ist auf jeden Fall, das er ein Geheimnis hat, dessen Aufdeckung gefährlich für ihn wäre. Ich tippe mal auf Jüdische Vorfahren oder z.B Sinti und Roma in der Familie. Mal sehen, was es sonst sein könnte *g*

  • @Dani
    Ich glaube ich weiß, was mit zu ausführlich gemeint sein könnte. :lachen: Ich finde das ja ganz wunderbar und kann richtig schön in die Handlung eintauchen. Da ich ja von dem anderen Roman (Der geheime Name) so begeistert war, wundert mich das ja zugegebener Maßen nicht sehr. Ich finde die ganze Geschichte wirklich toll erzählt und ich bin so gespannt welches Geheimnis Karl verbirgt.


    Zeitlich kenne ich mich ganz gut aus und finde das Ohms sehr schön gelingt das alles einzufangen. Glaubwürdig und gleichzeitig nicht schöngefärbt. Man kann sich gut vorstellen das es solche Menschen gab. Außerdem mag ich wie sie die Liebesgeschichte von Mathilde und Karl erzählt. Da es immer wieder Rückblicke gibt, hat man das Gefühl die erwachenden Gefühle mit zu erleben und die Liebe wachsen zu sehen. Ich konnte jedenfalls heute im Zug kaum aufhören zu lesen und war etwas traurig als die Zugfahrt plötzlich schon rum war.
    Ich bin jetzt etwa bei der Hälfte angelangt und werde heute lieber nicht mehr weiterlesen - ich möchte noch ein ganz klein wenig etwas von "Winterhonig" haben. :breitgrins:

  • So langsam mischen sich immer ernstere Themen in die Handlung. Im Grunde lässt sich Mathildas Entwicklung dadurch auch besser nachvollziehen. Mit der Zeit wird sie kritischer, versteht Zusammenhänge nun besser und stellt sich unangenehme Fragen z.B. was ist eigentlich mit dem jüdischen Händler geschehen, der in ihrer Kindheit durch den Ort kam?
    Mir ist inzwischen übrigens ziemlich klar, welches Geheimnis Karl hat. Ich finde diesen Punkt aber tatsächlich nicht so wichtig, viel interessanter ist für mich, was passieren wird, wenn dieses doch noch gelüftet wird. Wie werden die verschiedenen Figuren reagieren. Und was ist dabei z.B mit Mathildas Vater.


    Schade finde ich dagegen, das ihre Geschwister sehr außen vor gelassen sind. Gerade auch ihre Schwester Katharina wird dadurch sehr einseitig beschrieben. Das auch sie in ihrer Rolle nicht immer glücklich sein könnte - immerhin muss sie den Haushalt führen und hat kaum eine Wahl - das kommt auch ihrer kleinen Schwester nicht so ohne weiteres in den Sinn.


  • @Dani
    Ich glaube ich weiß, was mit zu ausführlich gemeint sein könnte. :lachen:


    Ich glaube, du bist noch gar nicht bei dem Teil, in dem das besonders kritisiert wurde :zwinker:


    Warte mal ab, bis du zum

    kommst!

    LG, Dani


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  • Mir ist inzwischen übrigens ziemlich klar, welches Geheimnis Karl hat. Ich finde diesen Punkt aber tatsächlich nicht so wichtig, viel interessanter ist für mich, was passieren wird, wenn dieses doch noch gelüftet wird. Wie werden die verschiedenen Figuren reagieren. Und was ist dabei z.B mit Mathildas Vater.


    Ah, wir haben in der Leserunde lange gerätselt bzw. hatten zwar auch einen Verdacht, aber waren eben noch lange unsicher, ob das wirklich die Auflösung ist.

    LG, Dani


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  • @Dani
    Kann sich natürlich noch alles ganz anders herausstellen, aber dann wüsste ich nicht, was es sonst sein sollte. ;) Für mich erklärt sich nur so sein Verhalten und seine gleichzeitigen Privilegien auf dem Gut. Ich bin aber natürlich gespannt ob ich damit auch Recht behalte :breitgrins:
    Bisher gefällt es mir aber wirklich gut. - Deinen Spoiler habe ich jetzt trotzdem mal gelesen und werde extra berichten *g*

  • Gewisse Vorahnungen hatte ich bei der Lektüre bezüglich Karl auch - ich denke, das bleibt nicht aus, wenn man sich mit diesem Thema generell häufiger beschäftigt. Aber dennoch war dann nicht alles so, wie ich es angenommen habe. :breitgrins:
    Langatmig fand ich den Roman an keiner Stelle. Im Gegenteil, ich hätte gerne noch weiter gelesen, weil ich es - trotz des Grundthemas - als echtes Wohlfühlbuch empfunden habe.
    Und zu Danis Spoiler: gerade auch dieses Thema fand ich super interessant. Zumal die Autorin einfach richtig gut recherchiert hatte. Sehr gut nachvollziehbar und toll, dass sie hier die Realität hat durchblicken lassen.

    Liebe Grüße

    Tabea

  • dubh
    Mir geht es wie Dir, ich finde es auch nicht langatmig. - Ich hab ja mal Geschichte studiert und die Themen im Roman waren sozusagen ein Spezialgebiet von mir. Das merke ich natürlich, wenn ich Romane lese, die in dieser Zeit angesiedelt sind. Was mir hier gefällt ist auch, das die Autorin über ein ländliches Mileu schreibt. Meistens ist dann doch eine größere Stadt im Mittelpunkt.

  • Mir hat die "ungewöhnliche" Gegend auch gefallen. Wie du schon sagst, sonst sind es meist eher die Großstädte oder Ostpreußen :zwinker:

    LG, Dani


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