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Das Buch:
Alethea, genannt Ally, und ihre jüngere Schwester May Moberley wachsen Mitte des 19.Jahrhunderts in einem eher unkonventionellen Haushalt auf:
Ihr Vater hat sich als Maler und Innenarchitekt einen Namen gemacht, während ihre Mutter Elizabeth sich unermüdlich für in Not geratene Frauen einsetzt, über die Bedürfnisse ihrer eigenen Töchter hingegen rigide hinweggeht.
Ally arbeitet hart für ihr Ziel, eine der ersten als Ärztin zugelassenen Frauen ihrer Zeit zu werden, doch eigentlich ringt sie damit vor allem um die Anerkennung ihrer Mutter - ein aussichtsloser Kampf.
Wird Ally ihr eigenes Lebensglück den überzogenen Erwartungen ihrer Mutter opfern oder gelingt es den neuen Freundinnen von der Universität und Tante Mary mit ihrer liebevoll-turbulenten Familie, Ally zu zeigen, dass man anderen auch helfen kann, ohne dabei ein Leben voller Verzicht und Selbstverleugnung führen zu müssen?
Meine Meinung:
Sarah Moss nimmt den Leser mit auf eine faszinierende Zeitreise, die uns heute unfassbar erscheinende Einschränkungen vor Augen führt, unter denen die weibliche Bevölkerung damals zu leiden hatte. Elizabeth Moberley bekommt die Auswirkungen durch ihre ehrenamtlichen Einsatz für die mittellosen und ausgestoßenen Frauen in Manchesters Armenvierteln unmittelbar zu spüren und impft ihrer Tochter Ally von Kindesbeinen an ein, dass es für Frauen nur einen Weg aus der drohenden Fremdbestimmung und lebenslangen Abhängigkeit gibt: Bildung und das Ergreifen eines eigenen Berufes.
So bewundernswert ich Elizabeths klaren Blick auf die Nöte der Frauen und die Verantwortlichkeit der Männer dafür fand, desto erschreckender ist es, wie sie durch ihren Erziehungsstil geradezu verhindert, dass sich ihre Töchter zu selbstbewussten, klar denkenden und verantwortlich handelnden Heranwachsenden entwickeln können. Dies ist umso erschütternder, da der Leser im ersten Teil des Buches Elizabeth als junge Frau kennenlernt, die ebenfalls zeitlebens unter ihrer strengen, asketischen Mutter leidet und um deren Anerkennung kämpft.
Im Klappentext wird Elizabeth als "streng christlich" beschrieben, was mir schwer im Magen liegt. Zwar leistet sie Großartiges für die "gefallenen" Frauen in ihrem Umfeld und setzt sich unermüdlich dafür ein, dass ihren Töchtern eine bessere berufliche Zukunft und neuartige Freiheiten offen stehen, doch ihr Umgang mit anderen ist nicht geprägt vom Gedanken der christlichen Nächstenliebe. So unerbittlich und hart wie sie mit sich selbst umgeht, drillt sie auch ihre Töchter zu Höchstleistungen. Während May erkennt, dass die Forderungen ihrer Mutter nicht zu erfüllen sind, reibt sich Ally zwischen Hausarbeit, Schule und Ehrenamt auf und enttäuscht ihre Mutter dennoch ständig durch ihre angeblichen "Nachlässigkeiten" und "hysterischen Anfälle".
Ich fand es sehr beklemmend zu verfolgen, wie sehr Ally die Maxime ihrer Mutter verinnerlicht hat, so dass sie selbst als Studentin fern vom Elternhaus bestrebt ist, möglichst alles so zu machen, wie es ihrer Mutter gefallen würde - einer Mutter, die keinerlei Interesse zeigt am Leben ihrer Kinder, außer, um sie zu demütigen und auf ihre Fehler hinzuweisen.
Zwischen den einzelnen Kapiteln finden Zeitsprünge statt, so dass man Elizabeth als jungverheiratete Frau, unglückliche Mutter sowie Allys Werdegang als Schülerin und Studentin gut verfolgen kann. Unvorhergesehene Entwicklungen und Verluste treffen den Leser auf diese Weise besonders überraschend, da er sie lediglich im Rückblick erfährt und sich erst allmählich ein Bild machen kann, was in der Zwischenzeit passiert ist.
Auch Sarah Moss' Figuren überzeugen ausnahmslos; hier gibt es keine klischeehaften Darstellungen oder Schwarz-Weiß-Malerei. Sie verzichtet auf Bösewichte und übermenschlich starke Frauenfiguren; stattdessen haben die Individuen in Sarah Moss' Universum allesamt ihre Stärken und Schwächen, kämpfen nicht selten selbst als Erwachsene noch gegen die Dämonen der eigenen Kindheit an und können sich durchaus ambivalent verhalten - wie im echten Leben.
Sarah Moss schafft es, dass der Leser die handelnden Personen nicht sofort in eine Schublade einsortiert, sondern zu verstehen versucht, warum sie sich so verhalten.
Ich habe Allys beschwerlichen Weg voller Anteilnahme verfolgt und dabei viel über die unvorstellbaren Repressalien erfahren, denen Frauen zur damaligen Zeit ausgesetzt waren. Dies macht umso aufmerksamer in Bezug auf heutige Zustände, so dass wir dankbar und froh sein können über das Erreichte, aber auch wachsam, wo erkämpfte Freiheiten und Chancen bedroht sind oder wo es immer noch Ungerechtigkeiten gibt.
Gerne hätte ich noch mehr erfahren über Allys Tätigkeit als Ärztin - in der Arbeit mit sogenannten "Wahnsinnigen" und "Geistesgestörten" liegt ihr großes Interesse, und Elizabeths Tätigkeit in der Frauenbewegung lässt Ally kritisch die Umstände hinterfragen, die diese Frauen ins Asyl gebracht haben. Leider endet "Wo Licht ist" kurz nach Allys Abschluss an der Universität, doch zu meiner Freude habe ich festgestellt, dass es einen Folgeband gibt, "Signs for lost children".
Auch Allys lebhafte und selbstbewusste Schwester May, von der ich gerne mehr gelesen hätte, spielt in einem anderen Buch der Autorin eine Rolle, "Schlaflos" (OT: "Night Waking").
Fazit:
"Wo Licht ist" kann ich allen empfehlen, die Interesse haben an Entwicklungsgeschichten und psychologisch stimmig gezeichneten Figuren vor dem Hintergrund der Frauenbewegung im England des 19.Jahrhunderts.
Ich vergebe
und