Naja, ich weiß nicht. Nach einem eigentlich guten Start hat das Buch irgendwann angefangen, mich zu nerven und am Ende leider enttäuscht.
Von Anfang an: alleine schon Cover und Beschreibung lassen ja deutlich werden, dass es sich hier sicherlich nicht um harte Science Fiction handelt, sondern um eine YA-Romanze mit Scifi-Anteilen. Und das ist auch noch nicht mein Kritikpunkt, denn ich war bewusst auf der Suche nach einer leichten Romanze.
Dennoch erwarte ich mir von Autoren, die ihre Geschichte bewusst in die Zukunft legen, von dieser Zukunft auch etwas mitzubekommen. Tatsächlich ist das Buch aber fern jeglichen Wordbuildings, abgesehen vom Raumschiff und dem fremden Planeten hatte ich nämlich überhaupt nicht das Gefühl, die Handlung findet in der Zukunft statt und das liegt nicht daran, dass Tarver und Lilac fern jeglicher Zivilisation sind.
Man erfährt praktisch nichts über die technologische Entwicklung, aber auch nicht über die Hintergründe der gesellschaftlichen und politischen Entwicklung der Menschen.
Wieso darf Lilac nicht mal in der Gegenwart eines Jungens gesehen werden, ohne dass dieser sein Leben riskiert? Wieso wird sie wie ein Besitztum ihres Vaters behandelt und keiner wundert sich deswegen? Wie kann es sein, dass ein 18-jähriger schon ein wahnsinnig berühmter Kriegsheld ist? Das hört sich eher nach einer gesellschaftlichen Dystopie an, aber wir erfahren nichts darüber.
Mir ist schon klar, dass das hier ein Jugendbuch ist und der Fokus eben nicht auf diesen Aspekten liegt, aber dennoch bin ich der Meinung, dass man Jugendlichen durchaus mehr Komplexität und kritische Weltsicht zutrauen darf.
Außerdem sind da dann auch noch viele eher lieblose Details, die einfach nicht in ein Zukunftssetting passen. Die Menschheit jettet in riesigen intergallaktischen Raumschiffen von Planet zu Planet, die alle terrageformt werden, aber Soldaten tragen immer noch dog tags? Wirklich? Keine Mikrochips unter der Haut, die im Gefecht nicht zerstört werden können oder verloren gehen, sondern dog tags?
Oder Kleidung, keine größenvariable Kleidung á la Zurück in die Zukunft oder zumindest intelligente Textilien, die Regen abweisen oder was weiß ich? Stattdessen begegnen wir in chronologischer Reihenfolge: High Heels, einem Mechanikeroverall aus sehr rauen Stoff und Jeans und T-Shirt. Tut mir leid, das finde ich wirklich nicht glaubwürdig, aber vielleicht bin nur ich so skeptisch.
Und auch die Beziehung zwischen Tarver und Lilac, die für mich am Anfang die Geschichte noch ganz gut getragen hat, reichte irgendwann nicht mehr aus, um über die anderen Mängel hinwegzublicken. Vor allem, weil die Entwicklung dieser Beziehung irgendwo ab der Hälfte oder dem zweiten Drittel ziemlich ins Stocken kommt und sich dann damit begnügt, dass beide eben Seelenpartner sind, ist halt so. Was genau die beiden aneinander so anziehend finden, weiß ich leider nicht.
Und da wäre dann noch die permante Erwähnung von Lilac, dass
sie ohne Tarvers Hilfe keine zehn Minuten auf diesem Planeten überleben würde. Abgesehen davon, dass wir auch hier nicht wirklich erfahren, woher diese absolut unemanzipierte Sichtweise kommt und selbst wenn wir in Betracht ziehen, dass Tarver tatsächlich mehr Erfahrung in solchen Dingen hat, entspricht es leider einfach gar nicht dem, was dargestellt wird. Lilac wird nämlich sehr wohl als geschickte Elektrikerin mit Sinn zum Überleben gezeichnet und ich kann mir sehr wohl vorstellen, dass sie es alleine schaffen würde.
Wobei auch hier einiges inkonsistent ist. Lilac hat zum Beispiel noch nie in ihrem Leben echten Regen gesehen oder gespürt und wächst in einer Welt auf fern wilder Natur, aber binnen Sekunden auf einen Baum zu klettern, macht ihr überhaupt keine Probleme?
Wie gesagt, den Beginn des Buches fand ich tatsächlich gut und konnte über so manches noch hinwegsehen, das wurde mir aber leider zunehmend erschwert und am Ende konnte ich mich leider für keinen der beiden Protagonisten noch deren Welt so wirklich begeistern. Schade!