Birgit Ebbert - Tod im Tee

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    Birgit Ebbert: Tod im Tee – Kriminalroman, Meßkirch 2016, Gmeiner Verlag, ISBN 978-3-8392-1946-1, Softcover, 277 Seiten, Format: 12,1 x 2,5 x 19,8 cm, Buch: EUR 9,99 (D), EUR 10,30 (D), Kindle Edition: EUR 8,99.


    Eigentlich hat Anja Henke, die Inhaberin der Hagener Krimi-Buchhandlung „Mord und Ortschlag“ gar keine Lust, ihren Mann Oliver – den Geschäftsführer einer Kulturstiftung – ins Theater an der Volme zu begleiten. Eine Laienspielgruppe führt dort anlässlich des 40. Todestags Agatha Christies ein Stück nach deren Kurzgeschichte „Die mörderische Teestunde“ auf. Einer von Olivers Mitarbeitern spielt mit, ein paar Schauspieler aus der britischen Stadt Torquay, Agatha Christies Heimatstadt, haben Rollen übernommen, und Freunde und Bekannte der Henkes werden im Publikum sein. Anja bleibt also gar nichts anderes übrig als mitzugehen.


    Ein echter Giftmord auf der Bühne
    Als ausgebildete Fotografin hat Anja natürlich ihre Kamera dabei. Ein Glücksfall, wie sich herausstellt. Denn der Zusammenbruch der Hauptdarstellerin Annegret Bäumler im ersten Akt gehört nicht etwa zum Stück. Die Darstellerin ist umgekippt, nachdem sie aus einer Teetasse getrunken hat. Der zufällig anwesende Arzt kann nur noch ihren Tod feststellen. Ein Giftmord auf offener Bühne!


    Die Polizei muss man gar nicht erst rufen: Kriminalhauptkommissar Gerd Neubert ist mit seiner Lebensgefährtin, der Künstlerin Rosina Schönberg, bereits im Publikum. Das Paar ist mit Anja und Oliver Henke befreundet. Gerne greift der Kommissar auch bei diesem Fall auf Anjas Fotos und ihre weit verzweigten Kontakte zurück. Wie in vielen anderen Städten und Gemeinden ist auch in Hagen der örtliche Einzelhandel ein Umschlagplatz für Tratsch und Informationen. Es ist schon öfter vorgekommen, dass Bürger lieber der Krimi-Buchhändlerin sachdienliche Informationen anvertrauten als der Polizei.


    Eine Amateurdetektivin mit vielen Kontakten
    Einige scheinen Anja Henke für so eine Art Detektivin zu halten. Das tut sie selber manchmal auch. ;) Zu gerne hört sie sich unter ihren Kunden und in ihrem Businessfrauen-Netzwerk um, wenn es in ihrer Stadt wieder mal einen interessanten Kriminalfall gibt. Und weil sie sich spontan sehr plausibel klingende Vorwände ausdenken kann, schafft sie es auch mühelos, mit wildfremden Menschen ins Gespräch zu kommen und sie geschickt auszufragen.


    Es ist so etwas wie ein Wettbewerb entstanden, wer schnelle an relevante Informationen kommt: der Kommissar oder die Amateurdetektivin. Gelegentlich vergisst Gerd Neubert sogar einen Moment, dass Anja gar keine Kollegin ist und erzählt ihr mehr als er dürfte. Durch ihre Kontakte zur Kulturszene und zur örtlichen Geschäftswelt ist Anja an diesem Fall tatsächlich näher dran als die Polizei.


    Die Ermordete, Annegret Bäumler, war als Übersetzerin tätig und hat auch im Immobilienbüro ihres Mannes mitgearbeitet. Ins Businessfrauen-Netzwerk ist sie nicht hineingekommen, weil ein Mitglied, das ebenfalls bei dem Theaterstück mitgespielt hat, dagegen war. Aus guten Gründen. Frau Bäumler war kein einfacher Mensch, um nicht zu sagen ein hinterhältiges Miststück. Leute, die sie zum Teufel gewünscht haben, gibt es also jede Menge. Aber wer hat sie dorthin befördert? In ihrem persönlichen Umfeld gibt es erstaunlich viele Menschen, die sich mit Giften und Giftpflanzen auskennen: Mediziner, Biologen, Heilpraktiker …


    Ein zweiter Mord. Wo ist die Verbindung?
    Dann geschieht ein zweiter Mord. Und auch dieses Opfer hatte etwas mit dem Theater zu tun. Das kann doch kein Zufall sein! Aber wegen einer Haupt- oder Nebenrolle bringt man doch niemanden um. Oder? Vielleicht gab es zwischen den Mordopfern noch eine andere Verbindung als die Laienspielgruppe. „Trotz der 190.000 Einwohner war die Stadt in mancherlei Hinsicht ein Dorf geblieben. Man traf sich immer zweimal und jeder kannte jeden.“, heißt es im Buch (Seite 134) Entsprechend komplex sind die Verflechtungen und so gibt es eine Menge Möglichkeiten, wie die beiden Morde zusammenhängen könnten. Ein Kunde der Krimi-Buchhandlung bringt Anja auf eine Idee – und der Wahrheit gefährlich nahe …


    Der Leser kann eifrig mitraten: Wer war’s? Warum? Woher kannten sich die Opfer? Wie kam der Täter ins Theater: als Mitwirkender, als Zuschauer oder als Unbefugter? Welches Gift hat er verwendet und wie hat er es dem ersten Opfer wirklich verabreicht? Ob man als Leser allerdings zum selben Schluss kommt wie Anja und der Kommissar, das sei dahingestellt. Ich bin ja froh, dass es nicht die Person war, die ich in Verdacht hatte …


    Eine erfreulich normale Heldin
    Hobbydetektivin Anja Henke und ihre Familie sind so sympathisch, weil sie so erfreulich normal sind und nur solche Probleme haben, die wir alle kennen: Wie kriegt man bloß alle Termine und Verpflichtungen unter einen Hut? Da muss Mama schon mal eine unautorisierte Befragung abbrechen, weil das siebenjährige Töchterchen irgendwo auf sie wartet. Das ist eine nette Abwechslung zu all den einsamen und gebrochenen Ermittlern, die man sonst so aus Krimis kennt.


    Ein dunkles Geheimnis gibt in dieser Reihe aber schon, und nicht nur deshalb warte ich sehnsüchtig auf Band 3: Irgendwas ist in der Karriere von Kriminalhauptkommissar Gerd Neubert nicht so ganz rund gelaufen. Hat er mal eine Auszeit genommen und beruflich was ganz anderes gemacht? Oder war er längere Zeit arbeitsunfähig krank? Ich verlasse mich darauf, dass er sich Anja gegenüber mal verplappert oder so viel Vertrauen zu ihr fasst, dass er es ihr absichtlich erzählt.


    Unbedingt mitlesen sollte man die Giftpflanzen-Sprüche, die einleitend über jedem Kapitel stehen. Sie sind lehrreich und haben den Charme von alten Bauernregeln: „Die positive Wirkung auf den Magen gilt nicht bei tödlicher Dosis von Kellerhals.“ (Seite 159). Klingt logisch.


    Die Autorin
    Birgit Ebbert, geboren 1962 in Borken/Westfalen, studierte in Bonn und Münster Erziehungswissenschaften, Psychologie und Soziologie. Nach Stationen in Stuttgart und Bochum und langjähriger Tätigkeit im Bildungsbereich lebt sie heute als freie Autorin in Hagen. Sie kann auf eine Vielzahl an Veröffentlichungen im Bereich Jugendbuch, Ratgeber und Lernhilfen zurückblicken. »Tod im Tee« ist ihr zweiter Roman mit der Krimibuchhändlerin Anja Henke als Ermittlerin.

  • Oh ja, "Tod im Tee" hat mir auch gut gefallen!
    Ich lebe in der Nähe von Hagen, wo die Geschichte spielt, kenne einige der Örtlichkeiten und das "Theater an der Volme", in dem der Mord stattfindet.


    Ein schöner lokaler Krimi, mit sympathischen und interessanten Figuren und einer Hauptakteurin, die Lust auf mehr macht!

    Liebe Grüße

    SheRaven