Patricia Highsmith - Venedig kann sehr kalt sein

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 1.544 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von HoldenCaulfield.

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    Nach dem Selbstmord seiner Tochter Peggy beschuldigt Edward Coleman deren jungen Ehemann Ray, sich nicht genügend um Peggy gekümmert zu haben. Bei Aufenthalten in Rom und Venedig versucht Coleman zweimal vergeblich, Ray umzubringen. Das seltsame Verhältnis der zwei Männer verwundert die Menschen in ihrem direkten Umfeld, doch keiner merkt, was tatsächlich los ist, weil die beiden die Angriffe verschweigen.


    Viel gibt diese Inhaltsangabe nicht her, und so ist es auch mit dem Buch. Warum sich Coleman (mit seiner gegenwärtigen Freundin) und Ray gemeinsam in Venedig aufhalten, konnte ich nicht herausfinden. Obwohl das Verhältnis der beiden äußerst angespannt ist, treffen sie sich immer wieder, auch mit anderen Amerikanern, die sie in der Lagunenstadt kennen gelernt haben, und gehen gemeinsam zum Essen. Nach dem zweiten Mordversuch taucht Ray unter, und damit beginnen Spekulationen über seinen Verbleib, der auch die Öffentlichkeit aufmerksam macht. Es wird viel geredet, doch immer wieder nur über die selben belanglosen Themen, so dass die Handlung lange nicht von der Stelle kommt.


    Als Thriller kann man das Buch nur mit Einschränkungen bezeichnen, als Krimi schon gar nicht. Wäre es mein erstes Buch von Patricia Highsmith gewesen, würde ich sicher kein zweites mehr lesen. Von der unterschwelligen Spannung, die sie sonst aufbaut, war hier nichts zu spüren. Die Charaktere bleiben farblos und oberflächlich. Große Sympathieträger sind sie allesamt nicht, so dass mir egal war, was mit ihnen passiert. Die Frage war eher, warum sich besonders der junge Witwer so komisch verhält. Hätte ich nicht noch auf einen finalen Überraschungseffekt gewartet, wäre das Buch ein weiteres Exemplar auf meinem Stapel der abgebrochenen Bücher gewesen. Wirklich gut gefallen hat mir einzig die herbstliche Atmosphäre des verregneten Venedig mit seinen vielen verwinkelten Gassen.


    Abseits von der unterentwickelten Handlung könnte man sich noch Gedanken machen über das Verhältnis der zwei Männer aus Peggys Leben. Ihr Vater leidet natürlich unter dem frühen Tod seiner gerade einmal Anfang zwanzig Jahre alten Tochter, die er sehr geliebt hat, und hat als Sündenbock ihren verwitweten Ehemann auserkoren, der selbst unter dem Verlust leidet, aber so wenig Rückgrat und Selbstbewusstsein aufweist, dass er sich nicht mit dem nötigen Nachdruck gegen die Unterstellungen zur Wehr setzt. Keiner von ihnen macht den Eindruck, als würde er wirklich trauern, was sie nicht gerade viel Mitleid für sie auslöst. Letztlich hat mich die Geschichte so wenig interessiert, dass der minimal ausgeprägte psychologische Moment auch nichts mehr herausreißen konnte.


    1ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Du hast nicht viel verpasst. :rollen: Manchmal ist es kaum zu glauben, dass eine Autorin so viele gute Bücher schreibt und dann ein solcher Ausrutscher darunter ist. An einer schlechten Übersetzung kann es in diesem Fall nicht liegen, denn der Plot gibt einfach nicht mehr her. Gut - einen kleineren Vorfall gibt es noch im letzten Drittel, aber das ist im Grund ein Abklatsch der vorherigen Ereignisse und von daher weder spannend noch verständlich.

  • So genau kann ich das noch nicht sagen, denn allzu viele Bücher kenne ich noch nicht von ihr. "Carol" zum Beispiel ist schon anders, ist ja auch kein Krimi, aber stilistisch doch so, dass es Spaß macht, zu lesen. "Venedig" dagegen ist oberflächlich, banal, und entwickelt sich nicht.


    Kaufen werde ich erst einmal nichts mehr von ihr, aber in unserer Bücherei gibt es genügend Nachschub.

  • Mir persönlich gefällt ""Die zwei Gesichter des Januars" sehr. Und auch die Ripley Romane, weil ich Ripley sehr spannend konzipiert finde. Ich kann aber verstehen das Du erstmal vorsichtiger bist. Ich habe es ähnlich gehalten, die wenigsten Romane von ihr stehen bei mir tatsächlich auch im Regal. Dafür aber eine Highsmith Biografie, die ich mir mal aus England mitgebracht habe.