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Nach dem Selbstmord seiner Tochter Peggy beschuldigt Edward Coleman deren jungen Ehemann Ray, sich nicht genügend um Peggy gekümmert zu haben. Bei Aufenthalten in Rom und Venedig versucht Coleman zweimal vergeblich, Ray umzubringen. Das seltsame Verhältnis der zwei Männer verwundert die Menschen in ihrem direkten Umfeld, doch keiner merkt, was tatsächlich los ist, weil die beiden die Angriffe verschweigen.
Viel gibt diese Inhaltsangabe nicht her, und so ist es auch mit dem Buch. Warum sich Coleman (mit seiner gegenwärtigen Freundin) und Ray gemeinsam in Venedig aufhalten, konnte ich nicht herausfinden. Obwohl das Verhältnis der beiden äußerst angespannt ist, treffen sie sich immer wieder, auch mit anderen Amerikanern, die sie in der Lagunenstadt kennen gelernt haben, und gehen gemeinsam zum Essen. Nach dem zweiten Mordversuch taucht Ray unter, und damit beginnen Spekulationen über seinen Verbleib, der auch die Öffentlichkeit aufmerksam macht. Es wird viel geredet, doch immer wieder nur über die selben belanglosen Themen, so dass die Handlung lange nicht von der Stelle kommt.
Als Thriller kann man das Buch nur mit Einschränkungen bezeichnen, als Krimi schon gar nicht. Wäre es mein erstes Buch von Patricia Highsmith gewesen, würde ich sicher kein zweites mehr lesen. Von der unterschwelligen Spannung, die sie sonst aufbaut, war hier nichts zu spüren. Die Charaktere bleiben farblos und oberflächlich. Große Sympathieträger sind sie allesamt nicht, so dass mir egal war, was mit ihnen passiert. Die Frage war eher, warum sich besonders der junge Witwer so komisch verhält. Hätte ich nicht noch auf einen finalen Überraschungseffekt gewartet, wäre das Buch ein weiteres Exemplar auf meinem Stapel der abgebrochenen Bücher gewesen. Wirklich gut gefallen hat mir einzig die herbstliche Atmosphäre des verregneten Venedig mit seinen vielen verwinkelten Gassen.
Abseits von der unterentwickelten Handlung könnte man sich noch Gedanken machen über das Verhältnis der zwei Männer aus Peggys Leben. Ihr Vater leidet natürlich unter dem frühen Tod seiner gerade einmal Anfang zwanzig Jahre alten Tochter, die er sehr geliebt hat, und hat als Sündenbock ihren verwitweten Ehemann auserkoren, der selbst unter dem Verlust leidet, aber so wenig Rückgrat und Selbstbewusstsein aufweist, dass er sich nicht mit dem nötigen Nachdruck gegen die Unterstellungen zur Wehr setzt. Keiner von ihnen macht den Eindruck, als würde er wirklich trauern, was sie nicht gerade viel Mitleid für sie auslöst. Letztlich hat mich die Geschichte so wenig interessiert, dass der minimal ausgeprägte psychologische Moment auch nichts mehr herausreißen konnte.
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