Hallo allerseits,
eigentlich dachte ich, dass ich zu dieser Monatsrunde kein Thema eröffne, sondern einfach meine abschließende Meinung schreibe, wenn ich fertig bin mit diesem Buch. Aber gerade jetzt, vor der letzten Geschichte, muss ich doch los werden, wie begeistert ich bin.
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Inhalt
Eine Schwanenprinzessin, die wegen ihrer Knochen gejagt wird, ein trauriger Musiker und seine silberne Flöte, eine Ratte namens Maurice - diese drei bringen Gerechtigkeit in ein verzaubertes Dorf.
Eine Gruppe mutiger Kinder überlebt in einer verseuchten Welt voller Clowns aber ohne jedes Lachen.
Auf einer Inselstadt vereint der Mord an einem Kind zwei Liebhaber, doch Rache wird sie wieder trennen.
Nur ein Menschenopfer kann eine Stadt, gefangen in Eis und Dunkelheit, retten.
Aus Stroh gesponnenes Gold hat seinen Preis, aber nicht was du erwartest...
Erste Eindrücke:
Ich habe zwar noch eine Geschichte übrig, aber ich denke meine Meinung wird sich nicht mehr allzu sehr ändern.
Die Art, wie dieses Buch verkauft wird, hat mich schon ahnen lassen, dass ich hier richtig bin. Mit Märchen kann man mich immer ködern, besonders wenn sie ein bisschen düster sind, wenn nicht immer alles gut ausgeht, wenn die Grimm'sche oder Andersen'sche Version auf den Kopf gestellt wird - und all das macht Cooney mit so viel Talent, dass ich nur noch schwärmen will.
Die erste Geschichte - Life on the Sun - hat mir zuerst weniger gefallen. Hier kenne ich die Vorlage nicht (wenn es denn eine gibt), aber es gibt fliegende Teppiche, ein Volk, das vor dem Krieg flüchtet und ein junges Mädchen, das ihr Schicksal erfüllen muss. Es ist eine vergleichsweise kurze Geschichte in dieser Sammlung und ich bin im Laufe der Lektüre auch reingekommen, fand sie aber trotzdem einfach seltsam. Aber eine nette Dosis Magie und Mythologie waren dabei.
Ab der nächsten Geschichte, diesmal deutlich länger, war ich aber verliebt. The Bone Swans of Amandale, Titelgeber für die Sammlung, ist eine interessante Version des Rattenfängers von Hameln. Ein Dorf wird gänzlich von der bösen Bürgermeisterin kontrolliert, die wohl etwas von einem Troll in sich hat. Erzählt wird die Geschichte ganz herrlich von Maurice, einer Ratte, die menschliche Gestalt annehmen kann. Der fröhliche Ton dieser Ratte täuscht nicht ganz über die grausamen Dinge hinweg, die vor sich gehen. Schwäne werden gejagt um aus ihren Knochen ein Orchester zu bauen. Nur noch die Schwanenprinzessin, in die Maurice seit der Kindheit verliebt ist, lebt noch und es ist an der Zeit einen Plan zu schmieden um das Dorf von der Bürgermeisterin zu befreien. Hier treffen sich mehrere Märchen, allen voran natürlich die des Rattenfängers. Aber auch der Juniper Tree (eines der gruseligsten Märchen wenn ihr mich fragt) und natürlich ein bisschen Schwanenprinzessin - und obwohl diese Märchen eigentlich nichts miteinander zu tun haben, passen sie so perfekt zusammen wie Puzzleteile.
Mir hat Maurices Erzählweise das Herz gestohlen, weil er einfach köstlich unpassend ist und oft unter die Gürtellinie zielt. Das Ende ist bittersüß, also genau wie es mir gefällt.
In Martyr's Gem habe ich eine ganz neue Welt entdeckt. Ich weiß nicht, ob hier ein Märchen Grundlage ist oder ob die Geschichte einfach Cooneys Fantasie entstammt. Shursta, ein junger, wenn auch durchschnittlicher Mann, ist auserwählt eine der reichsten und mächtigsten Frauen der Insel zu heiraten. Die Gründe verrate ich nicht wegen Spoiler-Gefahr. Aber die Darstellung einer Wahlfamilie, die Art wie Fremde zusammen wachsen können und nicht nur Freunde, sondern eine richtige Familie werden, war einfach wunderschön.
Mein Favorit bisher - und der Grund, warum ich doch schon jetzt etwas schreibe statt bis zum Ende zu lesen - ist How The Milkmaid Struck a Bargain with the Crooked One, eine ganz großartige Version von Rumpelstilzchen. Gordie ist eine Milchmagd, die sich eigentlich nur um ihre Kühe kümmern möchte, und deren Vater seit dem Tod der Mutter nur noch betrunken ist. Seinetwegen entsteht das Gerücht, Gordie könne Stroh in Gold verwandeln - sie muss ein Feenkind sein! Prompt wird sie eingesperrt und gezwungen, die magische Tag zu vollbringen. Natürlich hat Gordie keinen tropfen magisches Blut und ist auf die Hilfe des kleinen, vernarbten, hässlichen Mannes angewiesen, der plötzlich erscheint.
Der Handlung von Rupelstilzchen wird eigentlich sehr genau gefolgt, nur das Drumherum ist neu und fantastisch und macht alles viel glaubhafter und magischer. Zu viel kann ich nicht verraten, aber in dieser Welt gibt es das Feenland, Wechselbälger, einen Krieg zwischen Menschen und Feen - und all das spielt in Rumpelstilzchens Geschichte mit hinein.
Diese Geschichte hat mir nicht nur gefallen, weil sie das Märchen so gut verpackt und neu erzählt, sondern auch weil es sprachlich toll war. Gordie reimt oft und gerne, meist ohne es zu bemerken. Wenn sie ihre Gefängniswärter oder den König verflucht, entstehen zufällig Reime, die der ganzen Geschichte eine tolle Melodie verleihen. Es macht einfach Spaß zu lesen und hält, trotz bekannter Märchenvorlage, doch eine Überraschung parat.
So, jetzt lese ich noch die letzte Geschichte der Sammlung und wenn Cooney diese nicht komplett versaut hat, gibt es für dieses Buch auch die volle Rattenzahl.