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"Wir werden alle ein Brühwürfel unserer eigenen Suppe." So urteilt die Mutter des Autors über den Charakter des Menschen, der sich ihr zufolge im Alter nicht abnutzt, sondern einkocht, wobei die Essenz herauskommt (S. 138). Eine spezielle Person? Aber Hallo! Beim Lesen dieses Romans, des Denkmals, das ihr eigener Sohn ihr gesetzt hat, wird deutlich, dass nicht nur ihre Kinder sie so sahen.
Die alte Dame - wir lernen sie hier kurz vor ihrem Tod kennen, einem Tod, den sie selbst sich wünscht, denn eigentlich ist sie noch ganz gut beisammen, vor allem geistig und das ist mehr, als viele Altersgenossen von sich behaupten könnten.
Ich muss gestehen, ich würde zu gern wissen, was ihr Landsmann und ungefährer Altersgenosse Hendrik Groen, dessen ehrliches Alterstagebuch "Eierlikörtage" gerade so boomt, über diese Dame sagen würde - ich glaube, sie wäre eine von denen, deren Histörchen er ab und an mal gerne lauschen würde, um sich dann aber wieder schnell zu verdrücken, wenn es gar zu garstig wird, denn das ist ein wesentlicher Charakterzug dieser Dame.
Sie hat es nie leicht gehabt und auch nicht leicht gemacht - weder sich noch anderen, teilweise auf richtig niederträchtige Art ihre Kinder gegeneinander ausspielend, dann wieder überraschend offen ihre Erinnerungen herauskramend - und die sind spannend, wenn auch unglaublich hart: zwei Weltkriege und ein japanisches Internierungslager in Indonesien liegen hinter ihr, zwei Ehen bzw. Beziehungen zu Männern, aus denen ihr Kinder blieben, eine schwierige und traurige Liebesbeziehung. Soweit wir wissen. Naja, einige wissen möglicherweise mehr, da ihnen bereits mehr über den Autor Adriaan van Dis bekannt ist bzw. sie sein Werk kennen. Ich bisher nicht und so fiel es mir recht schwer, mir dieses Buch, die Mutter des Autors und seine eigene extrem schwierige Beziehung zu ihr zu erschließen, auch wenn er großartig schreibt (und ebenso übersetzt wird) , mit Humor, Respekt, aber auch mit einer gewissen Distanz, die wohl ein Leben lang zwischen ihm und seiner mutter bestand.
Obwohl auf dem Cover als solcher bezeichnet, ist es eigentlich kein Roman, es sind eher (auto)biographische Erinnerungen, die auch für den Autor neu sind. Vieles packt die Mutter erst am Ende ihres Lebens aus, in der Hoffnung, dass man ihr dafür den Tod schenkt. Was ich damit meine? Lesen Sie selbst. Allerdings lassen Sie sich auf ein schwieriges Buch ein, auf eine Herausforderung, die gemeistert werden, Worte, die in ihrem Zusammenhang erst erobert werden müssen. Schwere Kost, allerdings mit leichten Untertönen und nichts für Leser, die einfach nur so unterhalten werden wollen!