Jasper Fforde - Der Fall Jane Eyre/The Eyre Affair

Es gibt 139 Antworten in diesem Thema, welches 23.211 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von schokotimmi.


  • Sogar das Quarktier wurde schon mal kurz erwähnt :herz: Das hatte ich gar nicht mehr auf dem Schirm.


    Echt? Entweder habe ich das überlesen oder es kommt in Kapitel 4 vor.



    Die vielen kleinen literarischen Anspielungen sind toll. "Millon De Floss", der Historiker, leitet sich z.B. von George Eliots Buch "The Mill on the Floss" ab. Und den Namen Mycroft kennen zumindest die Sherlockianer unter uns doch auch schon aus einer anderen Ecke ;)


    Ja das ist echt herrlich.

    Liebe Grüße

    Karin


  • ... Sir Gordon Duff-Rolecks trägt bestimmt eine Rolex-Uhr.


    Herrje, und ich habe das Rolecks zigmal gelesen und überlegt, an was mich das jetzt erinnert :elch:



    So ganz nebenbei erfahren wir, dass sich in Thursday Nexts Welt der Krimkrieg seit geschlagenen einhunderteinunddreißig Jahren hinzieht. Das Thema bringt auch ernstere Töne in die skurrile Sache. Thursday selbst hat dort gedient, schreckliche Erinnerungen gewonnen und einen Bruder verloren, und Landen Parke-Laine, wohl ein Freund beider Next-Geschwister, hat ein Bein eingebüßt. Ich finde, Fforde macht das großartig, diese ernsten Themen auf tragikomische Weise zu schildern.


    Ja, das stimmt und ich habe mit sowas wie einem so langen Krieg niemals in dem Buch gerechnet. Was das angeht, wie Fforde diese Themen in das Buch einflechtet, bin ich ganz bei dir.

    Liebe Grüße

    Karin


  • Nein überhaupt nicht! Ich finde es total gut, wenn die Andeutungen entschlüsselt werden, ich habe keine einzige erkannt. Auch "pageturner" war mir kein Begriff; ich dachte, dass dieser Name vielleicht auf den berühmten Maler verweist, der ja auch schon Erwähnung gefunden hat.
    Die Andeutungen machen mit den Charme des Buches aus - deshalb: Danke!! :blume: Und - mehr davon... :smile:


    Ich finde das auch toll, wenn ihr hier die Andeutungen entschlüsselt - ich bin anfangs auch ziemlich auf dem Schlauch gestanden, bis ich kapiert habe, dass die Buchstabendreher gewollt sind :redface:

    Liebe Grüße

    Karin

  • Da ich Jane Eyre bisher überhaupt nicht kenne, sollte ich mich hier vielleicht mal informieren, damit ich dann später das Ende verstehen werde.

    Liebe Grüße

    Karin


  • Was ist eigentlich mit Spike? Ist er ein Vampir?


    Ich habe ihn zumindest für einen solchen gehalten wegen der bleichen Haut und der Abneigung gegen Sonnenlicht (vielleicht ist ja nur direkte Sonneneinstrahlung problematisch)? Werwolf wäre auch eine Möglichkeit, theoretisch.


    Zitat

    Aber warum arbeiten dann Virologen an dem Problem?


    Vielleicht gibt es ein Vampirvirus?



    Die Szene, als sich Thursday mit ihrem Vater trifft und alles einfriert (vor allem der stürzende Radfahrer), hat mir gut gefallen.


    Den fand ich auch klasse (und später ist der arme Kerl ja doch noch auf den Boden geknallt).


    Zitat

    Spannend finde ich auch, welche Verbrechen an der Tagesordnung sind.


    Geht mir genauso!


    Als erstmals das Ende von Jane Eyre erwähnt wurde, bin ich ganz kurz drauf reingefallen und habe gedacht, hä, das geht doch eigentlich ganz anders aus? :elch:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Werwolf wäre auch eine Möglichkeit, theoretisch.


    Ich bin auf die Idee wegen der notwendigen Injektion gekommen. Spike wirft Mr. Meakle vor, seine Medizin nicht zu nehmen, was der Grund ist, warum er sich immer in einen Wolf verwandelt. Nachdem ich die Stelle in der Schule noch einmal quergelesen habe, gebe ich euch recht: Vampirismus ist wahrscheinlicher.

  • 21. Kapitel (einschließlich)


    OMG! Zwei Kotzbrocken (entschuldigt den Ausdruck), mit denen sich Thursday gleichzeitig rumschlagen muss.


    [li]Dieser Schitt ist wirklich Shit. Ein skrupelloser, zynischer, eiskalter, arroganter Gierschlund. Dagegen finde ich Hades richtiggehend sympathisch. Und wie dumm er ist... Glaubt der wirklich, dass sich Hades so leicht schnappen lässt? Nicht in tausend kalten Wintern![/li]
    [li]Dann diese Daisy. Was ist das denn für eine ordinäre Zicke? Aber offensichtlich hat sie Grund zur Eifersucht, ihr Landy scheint nicht von ihr überzeugt zu sein. Da wird's noch mächtig Zoff geben :haue:.
    Und Thursday geht erstmal schießen - ganz großes Kino :bang:[/li]

    .

  • 23. Kapitel (einschließlich)


    Hades hat also mit Goliath = Schitt eine Rechnung offen. Ich dachte zunächst, dass sich das zu einem klassischen Gut (Thursday) gegen Böse (Hades) entwickeln würde - aber mitnichten. Da bekriegen sich zwei Schurken, von denen einer mieser als der andere ist. Nur weil hier die Literatur als Waffe missbraucht wird, ist Thursday (und ihre Familie) überhaupt involviert.


    Einige Worte zur Verfolgungsjagd: Mal abgesehen davon, dass ein Flugzeug gegen ein Auto immer gewinnt, ist das Fahren mit einem (noch dazu tiefer gelegten) Porsche über Wiesen und Felder absolut unmöglich. Ich musste selbst oft querfeldein über Wiesen fahren, um zu unserer Streuobstwiese zu gelangen. Das war selbst mit einer "hochbeinigen" und hochmotorisierten Limousine nur zu bestimmten Zeiten (wenn gemäht und trocken) möglich und da schon schwierig genug.
    Ja sicher, das Buch beansprucht alles andere als realistische Vorgänge - aber trotzdem... :pueh:

  • louzilla dass ist sicher kein normaler Porsche :zwinker: Dass darf man natürlich in diesem Buch nicht so ernst nehmen... aber soweit bin ich ja noch nicht.


    Ich hab grad erst das 5. Kapitel angefangen und Thursday darf /dürfte zu ihrer alten Einheit zurück, nimmt aber den niedrigeren Job in Swinton an. Bin gespannt was da jetzt so alles passiert.

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane

  • @louzilla: Ich habe mich auch gewundert, wie geländegängig Thursdays Porsche ist. Trotzdem hat mich die Verfolgungsjagd sehr amüsiert. :breitgrins:

  • Sehr realistisch war die Verfolgungsjagd in der Tat nicht, aber immerhin spannend (ich habe mich auch gefragt, wieso die anderen beiden Autos, die mir wesentlich stabiler erschienen als der Porsche, in Nullkommanix kaputtgeballert werden konnten, während Thursdays Auto kaum was abgekriegt hat - aber dieses Paradox gibt es ja auch in so ziemlich jedem Actionfilm).

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Bis Kapitel 28


    Was wohl passieren würde, wenn plötzlich massenweise Charaktere aus Büchern in der realen Welt auftauchten? :breitgrins: Ich würde ja durchaus gerne mal Mr. Rochester die Hand schütteln oder mit Atticus Finch plaudern, aber wenn die Figuren dann im Roman fehlten, wäre das natürlich eine Katastrophe!


    Schitt und Hades sind anscheinend doch zwei Paar Schuhe. Was verspricht sich Schitt von seiner Beteiligung an der Jagd auf Hades? Oder ist das andersrum zu verstehen, hat Schitt sich irgendwie bei diesem unfähigen Hicks "eingekauft"?


    Auf jeden Fall ist die Sache mit den Felixen noch gruseliger, als ich dachte :entsetzt: Die recyceln einfach das Gesicht des Urfelix :entsetzt:


    Daisy ist eine dumme Nuss, und Landen hat wohl Tomaten auf den Augen, wenn er die heiraten will :grmpf: Bowdens Heiratsabsichten auf Thursday finde ich wiederum schon fast wieder süß. Er scheint sie ja neben allen Vernunftsüberlegungen wirklich gern zu mögen.


    Die Verfolgungsjagd mit dem Flugzeug habe ich ja schon kommentiert, das war selbst mir, die ich sehr gerne zu einer guten Portion "suspension of disbelief" bereit bin, vor allem, wenn ich Autor, Plot und Figuren so mag wie hier, ein bisschen too much. Immerhin sind sie nicht noch mit dem Auto à la "Straßen von San Francisco" über den Fluss gesprungen.


    Hades ist ein wirklich skrupelloser Typ, so sehr, dass ich seine Beweggründe kaum verstehe bzw. verstehen will. Er tut die grässlichsten Dinge, nur weil er es kann, weil er weiß, dass es völlig daneben ist und weil es ihm Spaß macht? :entsetzt: Und jetzt will er mit seinen perfiden Methoden ausgerechnet Jane Eyre entführen? :ohnmacht: Das geht gar nicht, Mr. Hades!


    Victor Analogy beim Meeting dieser Meteoritenspinner war herrlich :totlach: Und am Ende regnet es dann tatsächlich endlich mal Sternenbröckchen, und sogar zielsicher :breitgrins:


    Thursdays Alptraum aus dem Krieg war wieder einer dieser ernsten Zwischentöne, die mir gut gefallen. Dadurch erhält sie als Figur eine Tiefenschärfe, die es in witzigen Büchern oft eben nicht gibt, und Fforde hält ganz nebenbei immer wieder Plädoyers gegen sinnlose Kriege.


    Die ganze rasante Geschichte mit dem Zeitloch habe ich nicht zu genau hinterfragt (ich war schon überfordert mit dem Nachdenken darüber, welche Auswirkungen es hat, wenn für Einzelpersonen die Zeit schneller oder langsamer läuft :spinnen: ), aber spannend war's und erklärt auch das Auftauchen des Autos samt Insassen an Thursdays Krankenhausbett. Und der Scherz am Ende mit der Landung im Jahr 2016 (ausgerechnet :breitgrins: ) hat mir auch gefallen.


    Ich hoffe sehr, dass das Manuskript heil gerettet werden kann und dass die Spur ins Penderyn-Hotel eine heiße ist.


    Die sozialistische Republik Wales finde ich ja äußerst witzig. Und Merthyr Tydfil, die Hauptstadt, ist, soweit ich das schon erzählt bekommen habe, nicht sehr glamourös, sondern eher verschlafen. Angeblich gibt es da hauptsächlich Regen, Hügel und Schafe :breitgrins:


    Ein paar Namens-Dinge sind mir noch aufgefallen:


    Der Gründer der walisischen Republik heißt Ulyanow, das dürfte eine Anspielung auf Lenin sein, der ja eigentlich Uljanow hieß.


    Felix heißt Tabularasa mit Nachnamen. "Tabula rasa" machen heißt ja so viel wie reinen Tisch machen, aufräumen, leerfegen. Und wenn einer eine leergefegte Identität hat, dann wohl er!


    Gelernt hab ich auch was - dass die Uranusmonde (fast?) alle nach Shakespeare-Figuren benannt sind, wusste ich nicht. Und die meisten Figuren im Meteoritenspinner-Kapitel tragen (Deck?)Namen aus der Astronomie wie Cassiopeia oder Ceres.


    Oswald Mandias ist bestimmt eine Anspielung auf Ozymandias, ein Gedicht von Shelley.


    Hier auch noch mal ein Link zu Wordsworths Narzissen-Gedicht:


    I Wandered Lonely as a Cloud
    Deutsche Version


    Beim Googeln bin ich gerade noch drauf gestoßen, dass die Narzisse die "Nationalblume" von Wales ist ;) (Ein anderes botanisches Symbol der Gegend ist übrigens Lauch :lachen: )

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Bis Kapitel 28
    Auf jeden Fall ist die Sache mit den Felixen noch gruseliger, als ich dachte :entsetzt: Die recyceln einfach das Gesicht des Urfelix :entsetzt:


    Die Sache mit den Felixen finde ich total cool. Sie zeigt, dass Hades eben doch zu menschlichen Regungen fähig ist. Gut - es macht ihn nicht besser...
    Weggeschmissen habe ich mich bei diesem Satz: "Sein Gesicht wurde in einem Papierkorb [...] gefunden." (Originalgesicht von Felix8). :lachen:


    Die recyceln einfach das Gesicht des Urfelix :entsetzt:

    Das ist noch viel sensationeller! :totlach:

  • [quote author=Valentine link=topic=43 008.msg937557#msg937557 date=1478633047]
    Die Verfolgungsjagd mit dem Flugzeug habe ich ja schon kommentiert, das war selbst mir, die ich sehr gerne zu einer guten Portion "suspension of disbelief" bereit bin, vor allem, wenn ich Autor, Plot und Figuren so mag wie hier, ein bisschen too much. Immerhin sind sie nicht noch mit dem Auto à la "Straßen von San Francisco" über den Fluss gesprungen.[/quote]


    Ich habe das als Persiflage auf die unmöglichen Autoverfolgungsjagden aus Hollywood verstanden und mich wie schon gesagt köstlich amüsiert. Statt durch dichten Stadtverkehr laviert sich Thursday zwischen gemein im Weg liegenden Kühen und sie rast statt durch ein Einkaufscenter durch einen Bauernhof mit panisch auseinander stobenden Henderln.


    [quote author=Valentine link=topic=43 008.msg937557#msg937557 date=1478633047]
    Thursdays Alptraum aus dem Krieg war wieder einer dieser ernsten Zwischentöne, die mir gut gefallen. Dadurch erhält sie als Figur eine Tiefenschärfe, die es in witzigen Büchern oft eben nicht gibt, und Fforde hält ganz nebenbei immer wieder Plädoyers gegen sinnlose Kriege.[/quote]


    Wenn man es genau betrachtet, ist Thursdays Welt sehr deprimierend und nur mit einer großen Prise an Humor zu ertragen. Ein übermächtiger Konzern, der ganze Nationen im Würgegriff hält und ein nie endender Konflikt, einfach furchtbar. Fforde gelingt es wie Pratchett der Welt in seinen Büchern einen Spiegel vorzuhalten, der bei allem Humor sehr nachdenklich macht.


    [quote author=Valentine link=topic=43 008.msg937557#msg937557 date=1478633047]
    Die ganze rasante Geschichte mit dem Zeitloch habe ich nicht zu genau hinterfragt (ich war schon überfordert mit dem Nachdenken darüber, welche Auswirkungen es hat, wenn für Einzelpersonen die Zeit schneller oder langsamer läuft :spinnen: ), aber spannend war's und erklärt auch das Auftauchen des Autos samt Insassen an Thursdays Krankenhausbett. Und der Scherz am Ende mit der Landung im Jahr 2016 (ausgerechnet :breitgrins: ) hat mir auch gefallen.[/quote]


    Zeitschleifen waren mir schon bei "Zurück in die Zukunft" zu hoch. Damals habe ich beschlossen, nicht mehr weiter darüber nachzudenken und das gezeigte/geschilderte einfach hinzunehmen. Der ChronoGarden Scherz über 2016 war genial :breitgrins:


  • Ich habe das als Persiflage auf die unmöglichen Autoverfolgungsjagden aus Hollywood verstanden und mich wie schon gesagt köstlich amüsiert. Statt durch dichten Stadtverkehr laviert sich Thursday zwischen gemein im Weg liegenden Kühen und sie rast statt durch ein Einkaufscenter durch einen Bauernhof mit panisch auseinander stobenden Henderln.


    Das ergibt natürlich äußerst viel Sinn! :pling: Satire ist an mich manchmal echt verschwendet :redface:


    Zitat

    Wenn man es genau betrachtet, ist Thursdays Welt sehr deprimierend und nur mit einer großen Prise an Humor zu ertragen. Ein übermächtiger Konzern, der ganze Nationen im Würgegriff hält und ein nie endender Konflikt, einfach furchtbar. Fforde gelingt es wie Pratchett der Welt in seinen Büchern einen Spiegel vorzuhalten, der bei allem Humor sehr nachdenklich macht.


    Genau deshalb mag ich seine Bücher. Selbst in seinen Jugendbüchern wird auf sehr amüsante Art viel Gesellschaftskritik deutlich.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Das ergibt natürlich äußerst viel Sinn! :pling: Satire ist an mich manchmal echt verschwendet :redface:


    Das ist mir aber auch nur bei der Diskussion über diese Szene aufgefallen. Beim Lesen dachte ich mir, dass die Verfolgungsjagd etwas überzogen, aber amüsant ist. :zwinker:


    Das ist genau das, was mir an Leserunden gefällt: man liest ein Buch in der Runde viel intensiver und reflektiert mehr darüber, als wenn man nur für sich alleine liest. Jedenfalls geht es mir so. :smile: