William Shakespeare - Was ihr wollt/Twelfth Night, or What You Will

Es gibt 37 Antworten in diesem Thema, welches 8.492 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Firiath.

  • Endlich wieder Shakespeare! Am 25. November starten wir mit


    Was ihr wollt/Twelfth Night, or What You Will
    Komödie in fünf Akten


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    Inhalt
    Nach einem Schiffbruch vor der illyrischen Küste wird Viola im letzten Moment gerettet, während ihr Bruder vermisst bleibt. Aus Gründen der Vorsicht verkleidet sie sich als Knabe Cesario und tritt in die Dienste des Herzogs Orsino. Dieser ist unglücklich verliebt in die Gräfin Olivia, die aber nur mit der Trauer um ihren Vater und ihren Bruder beschäftigt ist. Schließlich verliebt sie sich doch, allerdings in den "Knaben" Cesario. Die verkleidete Viola verliert ebenfalls ihr Herz, und zwar an den Herzog.
    Gräfin Viola hat noch einen zweiten Verehrer, der mit Hilfe von Violas Onkel versuchen möchte, sie zu erobern, während der Onkel sich davon Geld verspricht, mit dem er seine Saufgelage finanzieren will. Die beiden treiben ein gemeines Spiel mit dem Verwalter, bei dem Olivia auch eine Rolle spielt.
    Das klingt schon nach einem großen Durcheinander, aber als dann auch noch der totgeglaubte Bruder von Viola auftaucht, überschlagen sich die Ereignisse.



    Unsere kleine Runde freut sich über alle, die spontan mitlesen und -diskutieren möchten!


    Liebe Grüße
    Doris

    Einmal editiert, zuletzt von Doris ()

  • ... ich hab mit dem Stück heute begonnen und mich gestern noch kurz etwas informiert in meitnem neuen "Shakespeare - Handbuch" . Das hätt ich echt schon früher kaufen sollen.


    Der Titel "Zwölfte Nacht" bezieht sich auf die 12 Nacht nach Weihnachten, die letzte Raunacht, also "Heilig Drei König" am 6. Januar. Wahrscheinlich wurde das Stück an diesem Tag zum ersten Mal aufgeführt, zum Ende der Weihnachtszeit, die im elisabethanischen Zeitalter ausgelassen gefeiert wurde.


    Ich lese erstmals eine Ausgabe die von Erich Fried übersetzt wurde, bisher hab ich Shakespeare nur in den zweisprachigen Ausgaben, übersetzt von Frank Günther gelesen.
    Für mich ist es auch die erste Komödie, vorher hab ich nur Tragödien von Shakespeare gelesen. Ob es jetzt gerade klug ist mit dieser anzufangen, weiß ich nicht, weil ich vorhin gelesen habe daß sie den Höhepunkt und gleichzeitig das Ende der heiter-romantischen Komödien darstellt. In den späteren Komödien wendet er sich dann mehr den Tragikkomödien zu. Aber das ist jetzt so und ich schätz, es schadet nicht, ich hatte ja nie vor unbedingt eine chronolgische Reihenfolge einzuhalten.


    Mit dem Stück selber bin ich noch nicht sehr viele weiter als uns auch schon die Inhaltsangabe oben bringt. In der ersten Szene werden die handlungsbestimmenden Personen eingeführt und die nötigen Informationen ausgebreitet. Ein schwelgerisch schwärmender Herzog, eine junge , klare Viola, eine trauernde Olivia usw.
    Beim Namen "Junker Tobias von Rülps" hab ich schon gestutzt ..., aber im englischen Original heißt er "Sir Toby Belch" und belch heißt nichts anderes wie Rülpser ^^


    Bald auch schon einer der schönen Seitenhiebe Shakespeare auf die Öffentlichkeit ".. denn, ihr wißt, was Große tun, davon schwatzen immer gern die Kleinen" ) .


    Spätestens ab der 2. Szene war man drin und gespannt wie es weitergeht. Ilyrien ist übrigens der Küstenbereich der Balkanländer.

    Von den Sternen kommen wir, zu den Sternen gehen wir.

    Das Leben ist nur eine Reise in die Fremde.”

    (aus: "Die Stadt der träumenden Bücher")



  • Hallo, liebe Mitleserinnen,


    ich habe bislang nur den 1. Akt etwa bis zur Hälfte gelesen und muss mich erst wieder richtig einlesen. Mehr als den oben zitierten Inhalt weiß ich auch noch nicht. Wir sind spontan übers Wochenende unterwegs, deshalb kann ich jetzt auch nicht weiterlesen, aber immerhin auf ein paar deiner Gedankengänge eingehen, Firiath.



    ... ich hab mit dem Stück heute begonnen und mich gestern noch kurz etwas informiert in meitnem neuen "Shakespeare - Handbuch" . Das hätt ich echt schon früher kaufen sollen.


    Das habe ich auch, allerdings noch nichts zu unserem aktuellen Stück darin gelesen. Das Handbuch ist, aus meiner laienhaften Einschätzung, grundsätzlich empfehlenswert.




    Ich lese erstmals eine Ausgabe die von Erich Fried übersetzt wurde, bisher hab ich Shakespeare nur in den zweisprachigen Ausgaben, übersetzt von Frank Günther gelesen.


    Wer der Übersetzer meiner Ausgabe war, weiß ich gar nicht mehr genau. Es könnte Schlegel gewesem sein. Erich Fried sagt mir auf Anhieb nicht viel. Weißt du, von wann deine Übersetzung stammt? Ist sie schon sprachlich modernisiert oder noch so richtig altertümlich?




    Für mich ist es auch die erste Komödie, vorher hab ich nur Tragödien von Shakespeare gelesen. Ob es jetzt gerade klug ist mit dieser anzufangen, weiß ich nicht, weil ich vorhin gelesen habe daß sie den Höhepunkt und gleichzeitig das Ende der heiter-romantischen Komödien darstellt. In den späteren Komödien wendet er sich dann mehr den Tragikkomödien zu. Aber das ist jetzt so und ich schätz, es schadet nicht, ich hatte ja nie vor unbedingt eine chronolgische Reihenfolge einzuhalten.


    Ich glaube nicht, dass man die Stücke unbedingt in der chronologischen Reihenfolge lesen sollte. Sie sind jedes für sich so vielschichtig, dass man genug darin entdecken und seine Freude daran haben kann, auch wenn man den Höhepunkt des schriftstellerischen Schaffens schon kennt. Mit meinem bisschen an Ahnung könnte ich gar nicht einschätzen, welches ein frühes oder spätes Stück ist.




    Beim Namen "Junker Tobias von Rülps" hab ich schon gestutzt ..., aber im englischen Original heißt er "Sir Toby Belch" und belch heißt nichts anderes wie Rülpser


    Nach meinen Erfahrungen hängt es stark vom Übersetzer bzw. dem Übersetzungszeitpunkt ab, wie die eingedeutschten Namen lauten. Bei mir heißt der Bursche "Von Rülp", also nicht ganz so plakativ. Shakespeare hat ja gerne Eigenheiten einzelner Personen in ihrem Namen untergebracht, und zu Schlegels Zeiten war es beliebt, das genauso blumig ins Deutsche zu übernehmen. Mir wären die Originalnamen lieber gewesen. Bei vielen italienischen Namen wurde auch nichts eingedeutscht.

  • Zitat

    Ich lese erstmals eine Ausgabe die von Erich Fried übersetzt wurde, bisher hab ich Shakespeare nur in den zweisprachigen Ausgaben, übersetzt von Frank Günther gelesen.


    Erich Fried ist ein österreichischer Dichter und Übersetzer, bei Wikipedia heißt es über ihn in Bezug auf die Shakespeare-Übesetzungen: Gleichzeitig gilt er vielen als bedeutender Shakespeare-Übersetzer, dem es als erstem gelungen ist, die Sprachspiele des englischen Dramatikers ins Deutsche zu übertragen. .


    Ich bin mir fast sicher daß du mindestens ein Gedicht von ihm kennst "Was es ist... "
    Die Übersetzung ist von 1970. Vom ersten Lesen her wirkt sie auch modern und gut lesbar. Frank Günther übersetzt auch seit den 70'ern Shakespeare, insofern sind sie Zeitgenossen.
    Ich merk aber jetzt schon, daß mir die gewohnte zweisprachige Variante fehlt, ich fand das immer schön auf einer Seite den Originaltext und auf der anderen Seite die Übersetzung zu haben, über die Übersetzung an sich könnte man ja nur was im direkten Vergleich sagen.

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    (aus: "Die Stadt der träumenden Bücher")



    Einmal editiert, zuletzt von Firiath ()

  • Das ist übrigens mein erstes Shakespeare-Stück, das ich tatsächlich lese. Ich kenne zwar eine kleine Handvoll, aber das in der Regel von Verfilmungen oder Aufführungen.


    In meinem Vorwort gab es Hinweise zum Verständnis von Shakespeares Sprache und Beispiele seiner Wortspiele. Witzig dabei, dass wir uns als Deutsche gerade mit der ungewöhnlichen Wortstellung wohl leichter tun als die Muttersprachler.
    Und natürlich darf eine Erklärung der Herkunft des Basistexts und der Anpassungen (z.B. 'if' statt 'an') nicht fehlen. Den Abschnitt über Shakespeares Theater habe ich mir jetzt erst mal gespart und für später aufgehoben.



    Mit dem Stück selber bin ich noch nicht sehr viele weiter als uns auch schon die Inhaltsangabe oben bringt.


    Das ist man ja im Grunde auch am Ende des ersten Aktes noch nicht. Allerdings sehe ich das nicht als Manko, im Gegenteil ging mir die Entwicklung Orsino - Viola etwas zu schnell. Bzw. war eigentlich gar nicht vorhanden: Sie ist gerade mal drei Tage bei ihm, aber schon hat er sie zutiefst ins Vertrauen gezogen und sie sich in ihn verliebt. Nun gut, dann nehme ich das mal so hin.


    Mehr Entwicklung sieht man da schon zwischen Olivia und Cesario - ganz offensichtlich ist sie von ihm/ihr ja sehr angetan und stellt durch ihren Ring sicher, dass er auf alle Fälle wiederkommt.


    Sehr gut gefallen hat mir der Narr - ich bin mal gespannt, ob wir eigentlich noch erfahren, wo er sich eigentlich zeitweise herumgetrieben hat. Nicht, dass das jetzt besonders wichtig wäre, vermutlich war es auch einfach nur nötig, um ihn standesgemäß einzuführen.
    Überraschend schlagfertig kommt mir Maria vor - die trockenen Konter, die sie da manchmal gibt, sind nicht schlecht - schon fast eines Narren würdig ;)



    Ich bin mir fast sicher daß du mindestens ein Gedicht von ihm kennst "Was es ist... "


    Hey, das kenne ich - aber der Autor sagt mir zugegebenermaßen nichts.



    Ich merk aber jetzt schon, daß mir die gewohnte zweisprachige Variante fehlt, ich fand das immer schön auf einer Seite den Originaltext und auf der anderen Seite die Übersetzung zu haben, über die Übersetzung an sich könnte man ja nur was im direkten Vergleich sagen.


    Ich versuche mich an einer rein englischen Ausgabe - bei einer zweisprachigen wäre für mich die Versuchung, einfach nur das Deutsche zu lesen, zu groß. Für den Notfall hätte ich noch eine deutsche Komplettausgabe hier, in der ich nachschlagen könnte. Aber bisher geht es erstaunlicherweise recht gut - unbekannte oder unübliche Wörter und Formulierungen sind auf der linken Seite erklärt und momentan reicht mir das auch tatsächlich so aus.

    Even when reading is impossible, the presence of books acquired produces such an ecstasy that the buying of more books than one can read is nothing less than the soul reaching towards infinity... - We cherish books even if unread, their mere presence exudes comfort, their ready access reassurance.


  • im Gegenteil ging mir die Entwicklung Orsino - Viola etwas zu schnell. Bzw. war eigentlich gar nicht vorhanden: Sie ist gerade mal drei Tage bei ihm, aber schon hat er sie zutiefst ins Vertrauen gezogen und sie sich in ihn verliebt. Nun gut, dann nehme ich das mal so hin.


    Ich schaue parallel übrigens eine Verfilmung des Stücks und nachdem ich die entsprechende Szene gesehen bzw. gehört habe, muss ich meine Aussage doch etwas revidieren. Orsino hat ihr anscheinend ja sein Herz ausgeschüttet und sie extrem nah an sich herangelassen. Insofern ist es dann doch nicht so weit hergeholt, wenn sie sich in ihn verliebt.

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    Einmal editiert, zuletzt von Llyren ()


  • Erich Fried ist ein österreichischer Dichter und Übersetzer, bei Wikipedia heißt es über ihn in Bezug auf die Shakespeare-Übesetzungen: Gleichzeitig gilt er vielen als bedeutender Shakespeare-Übersetzer, dem es als erstem gelungen ist, die Sprachspiele des englischen Dramatikers ins Deutsche zu übertragen. .


    Der Sprachwitz geht bei manchen frühen Übertragungen verloren, das haben wir früher schon festgestellt. Shakespeare im Original ist für mich leider nicht machbar, da ginge mir noch mehr als nur der Sprachwitz verloren. Ich muss mir mal eine Bearbeitung von Fried ansehen. Mein Band enthält die alten Übersetzungen von Schlegel, D. Tieck und Baudissin und klingt entsprechend altertümlich, was mir glücklicherweise gefällt. Das Gedicht von Fried kenne ich übrigens; das hatte ich nicht erwartet.



    Das ist man ja im Grunde auch am Ende des ersten Aktes noch nicht. Allerdings sehe ich das nicht als Manko, im Gegenteil ging mir die Entwicklung Orsino - Viola etwas zu schnell. Bzw. war eigentlich gar nicht vorhanden: Sie ist gerade mal drei Tage bei ihm, aber schon hat er sie zutiefst ins Vertrauen gezogen und sie sich in ihn verliebt. Nun gut, dann nehme ich das mal so hin.


    Das Gefühl habe ich auch des öfteren bei Shakespeare. Aber oft erstreckt sich die Handlung nur über wenige Tage, wobei dann die ereignislose Zeit gar keine Erwähnung findet, und dann scheint manches einfach sehr schnell zu passieren.



    Überraschend schlagfertig kommt mir Maria vor - die trockenen Konter, die sie da manchmal gibt, sind nicht schlecht - schon fast eines Narren würdig ;)


    Bei Maria hat es den Anschein, als würde sie nur eine untergeordnete Rolle spielen, aber sie schiebt sich langsam mehr in den Mittelpunkt. Mir gefällt das, wenn scheinbare Nebenfiguren unerwartet mehr Einfluss bekommen.


    Kleine Hinweise gibt es schon, dass Cesario in Wirklichkeit Viola ist. Im I. Akt/4. Szene findet der Herzog, dass Cesario wie ein Mädchen aussieht, und im I./5. erklärt Viola sogar: "Ich bin nicht, was ich spiele", aber Olivia nimmt das nicht wahr.


  • Bei Maria hat es den Anschein, als würde sie nur eine untergeordnete Rolle spielen, aber sie schiebt sich langsam mehr in den Mittelpunkt. Mir gefällt das, wenn scheinbare Nebenfiguren unerwartet mehr Einfluss bekommen.


    Stimmt. Das wird vor allem gut, weil man ja eher geneigt ist, solche Figuren eher gering zu schätzen und nicht zu beachten. Umso schöner, wenn diese dann doch Bedeutung bekommen.



    Kleine Hinweise gibt es schon, dass Cesario in Wirklichkeit Viola ist. Im I. Akt/4. Szene findet der Herzog, dass Cesario wie ein Mädchen aussieht, und im I./5. erklärt Viola sogar: "Ich bin nicht, was ich spiele", aber Olivia nimmt das nicht wahr.


    Heißt sie bei Euch in den Szenen den Cesario? Bei mir heißt sie durchgehend Olivia. Dieses "Ich bin nicht, was ich spiele" hatte ich eher in Richtung "Ich bin nur der Bote meines Herrn" aufgefasst, aber so macht es natürlich mehr Sinn.


    In II./1. erfahren wir endlich (offiziell), dass Sebastian noch lebt. Erklärt, warum er sich auch zu Orsino aufmacht, wird nicht, oder? Liegt das einfach nur daran, dass der nun mal in der Gegend der entsprechende Herr ist?
    Interessant auch, dass Antonio Sebastian in der anscheinend ja doch erst kurzen Zeit, so liebgewonnen hat, dass er sogar sein Leben riskieren würde, um ihm an den Hof zu folgen...


    Mit den komischen Anfängen von II./3. konnte ich erst gar nicht anfangen - die erschienen mir eher sinnfrei. Aber als sich dann natürlich Maria eingemischt hat und jetzt Malvolio in die Irre führen will, wird das jetzt interessanter. Immerhin kriegen wir jetzt noch eine weitere Komlizierung hinzu: Malvolio -> Olivia -> Viola -> Orsino -> Olivia :breitgrins:

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  • ...bei einer zweisprachigen wäre für mich die Versuchung, einfach nur das Deutsche zu lesen, zu groß. Für den Notfall hätte ich noch eine deutsche Komplettausgabe hier, in der ich nachschlagen könnte. Aber bisher geht es erstaunlicherweise recht gut - unbekannte oder unübliche Wörter und Formulierungen sind auf der linken Seite erklärt und momentan reicht mir das auch tatsächlich so aus.


    Die Version klingt auch gut. Ich hab bei meinen zweisprachigen Versionen meist erst die deutsche Seite gelesen und dann die englische um den Sprachklang im englischen noch zu "hören"


    Welche Verfilmung siehst du den parallel ? Ich schau auch gern im Anschluß an ein Shakespearstück eine der Verfilmungen.



    ***


    Ich bin die Tage nicht weitergekommen, weil ich leider insgesamt keine Zeit hatte zum Lesen (Vorweihnachtszeit juhe .. , es geht schon los mit dem alljährlichen Terminmarathon) und abends meistens so platt bin daß ich viel zu früh wegschlafe...
    Ich bleib aber dran und spätestens am Wochenende hab ich den Anschluß.

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  • Firiath:
    Die, die ich spontan auf YouTube gefunden habe ;) -> Müsste die hier sein: http://www.imdb.com/title/tt0324342/?ref_=fn_al_tt_4
    Ich kenne eigentlich die von 1996, aber die DVD kann sich ja wohl niemand besorgen...
    Für andere Tipps bin ich durchaus dankbar.

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  • Stimmt. Das wird vor allem gut, weil man ja eher geneigt ist, solche Figuren eher gering zu schätzen und nicht zu beachten. Umso schöner, wenn diese dann doch Bedeutung bekommen.


    Ich finde überhaupt, dass die Nebendarsteller viel Raum bekommen. Im III. Akt wird das noch deutlicher. Das sind schon fast eigene kleine Stücke.



    Heißt sie bei Euch in den Szenen den Cesario? Bei mir heißt sie durchgehend Olivia.


    Du meinst bestimmt Viola. Auch in meiner Ausgabe heißt sie Viola, aber ich sehe sie immer als jungen Mann vor mir und dann eben als Cesario.



    Interessant auch, dass Antonio Sebastian in der anscheinend ja doch erst kurzen Zeit, so liebgewonnen hat, dass er sogar sein Leben riskieren würde, um ihm an den Hof zu folgen...


    Da greifst du einen vielsagenden Aspekt auf, der mir auch schon aufgefallen wird. Antonios Zuneigung ist ungewöhnlich stark ausgeprägt für eine reine Freundschaft. Ich denke auch, dass mehr dahinter steckt. In III./4 wird das noch viel deutlicher, da gerät Antonio nämlich wirklich in die Bredouille, als er - vor Liebe blind? - Viola/Cesario wegen der geschwisterlichen Ähnlichkeit mit ihrem Bruder verwechselt und ihr bei dem drohenden Duell zur Seite steht. Ich meine, schon in anderen Stücken solche Anspielungen gelesen zu haben. Offene Homosexualität gab es meines Wissens bei Shakespeare nicht, aber doch Situationen, die man auch zweideutig auslegen kann.



    Mit den komischen Anfängen von II./3. konnte ich erst gar nicht anfangen - die erschienen mir eher sinnfrei. Aber als sich dann natürlich Maria eingemischt hat und jetzt Malvolio in die Irre führen will, wird das jetzt interessanter. Immerhin kriegen wir jetzt noch eine weitere Komlizierung hinzu: Malvolio -> Olivia -> Viola -> Orsino -> Olivia :breitgrins:


    Und keiner kriegt die Kurve zu Malvolio. Ich habe heute den III. Akt gelesen und bin jetzt so richtig drin in der Handlung. Ganz einfach ist sie ja nicht mit den vielen Verwirrspielchen und einseitigen Zuneigungen, aber spätestens mit diesem Akt bekommen die Beteiligten ganz klare Konturen und erscheinen wie alte Bekannte. :smile:


  • Du meinst bestimmt Viola. Auch in meiner Ausgabe heißt sie Viola, aber ich sehe sie immer als jungen Mann vor mir und dann eben als Cesario.


    Äh, ja. Die zwei Namen werfe ich immer durcheinander.



    Offene Homosexualität gab es meines Wissens bei Shakespeare nicht, aber doch Situationen, die man auch zweideutig auslegen kann.


    Ja, in diese Richtung geht es definitiv.

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  • Hallo,


    ich bin auch noch dabei, sorry für die Verspätung und da mich Doris heute so lieb erinnert hat, wollte ich wenigstens noch ein Lebenszeichen von mir geben.
    Ich stecke mitten im 1. Akt der Schlegel Übersetzung, hatte mit der Kindle 0,00 EUR Ausgabe begonnen aber das war wirklich ein kraus.
    Ich habe auch noch ein English Original hier, aber da es derzeit sowieso schon drunter und drüber geht, habe ich leider keinen Nerv es komplett im Original zu lesen.


    Ich mag die Komödien von Shakespeare und ich freue mich und hoffe ich komme noch an euch ran...


    Grüße
    schokotimmi

  • Ich habe vorhin den 2. Akt beendet und lese nachher eventuell noch ein oder zwei Szenen weiter.
    In II./4 bekommt Viola sogar ihre Chance, Orsino ihre Liebe zu gestehen. Nur, dass sie natürlich nicht zugibt, dass sie in ihn verliebt ist. Tja, die Arme. Und wie sie vergeblich versucht, im Olivia auszureden :breitgrins:
    Die Formulierung von Viola gefällt mir übrigens sehr gut - schön verdeckte Andeutung (so nennt sie ja die Töchter zuerst und die Söhne erst im Nachhinein) und sprachlich sehr wohlklingend:

    Zitat


    I am all the daugthers of my father's house,
    And all the brothers too - [...]


    Der Streich, der Malvolio in II./5. gespielt wird, ist schon ziemlich grenzwertig und kann ja kaum gut ausgehen. Ihm einzureden, dass seine Herrin in ihn verliebt ist - nun gut. Aber ihn jetzt bewusst in Ungnade zu treiben ist schon heftig. Mal sehen wie das noch weitergeht, das habe ich gerade nicht mehr im Kopf. Außer dass ich ständig den Schauspieler mit verstörend blendendem Grinsen und gelben Strümpfen vor mir :breitgrins:

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  • Hallo,


    ich habe nun den ersten Akt gelesen un bin schon ganz begeistert. Eine wunderbare Zusammenstellung von Personen.


    Der Narr ist eine interessante Person, aber auch Olivia spielt eine tolle Rolle. Es scheint ja wieder eine Art "Beziehungskomödie" zu werden, da freue ich mich.
    Ich mag es wie mit den verschiedenen Charakteren gespielt wird.


    Bis jetzt merke ich noch nichts vom Ansatz der 12. Nacht, kommt als sicher später.


    Das Vertrauensverhältnisse und Beziehung recht schnell und mit wenig Erläuterung entstehen verwundert mich gar nicht, es ist ja immerhin ein Theaterstück. Für mich steht das immer außerhalb der Zeit. Ich warte mal wie es sich mit der 12. Nacht zusammenfügt.


    Grüße
    schokotimmi

  • Das Vertrauensverhältnisse und Beziehung recht schnell und mit wenig Erläuterung entstehen verwundert mich gar nicht, es ist ja immerhin ein Theaterstück.


    Ja.. das war mein Gedankengang dann auch. Erst war ich etwas verblüfft daß in der ersten längeren Passage mit Viola und dem Herzog nur im letzten Satz erwähnt wird, daß ja Viola ihn so gern für sich hätte, ohne jede Andeutung vorher Aber dann dacht ich mir eben auch. Es ist ein Theaterstück und so ist es natülich auch geschrieben. Möglicherweise wurde es auf der Bühne ja so geschrieben das der Schaupieler der Viola spielt eben schon in den vorherigen Dialog verliebt Blicke einstreuen soll, aber als Leser wird man natürlich einfach ohne Mimik vor vollendete Tatsachen gestellt.



    ***



    Interessant übrigens wenn man sich vorstellt daß zu Shakespears Zeiten ja alle Rolle von Männer gespielt wurden...
    D.h. in den Passagen in denen Viola Cesario ist, ist der Schauspieler also weniger verkleidet als wenn er Viola spielt, da ist alles nochmal verdrehter als es ohnehin schon ist.

    Von den Sternen kommen wir, zu den Sternen gehen wir.

    Das Leben ist nur eine Reise in die Fremde.”

    (aus: "Die Stadt der träumenden Bücher")




  • Interessant übrigens wenn man sich vorstellt daß zu Shakespears Zeiten ja alle Rolle von Männer gespielt wurden...
    D.h. in den Passagen in denen Viola Cesario ist, ist der Schauspieler also weniger verkleidet als wenn er Viola spielt, da ist alles nochmal verdrehter als es ohnehin schon ist.


    Das ist ja ein interessanter Gedanke, der ist mir noch gar nicht gekommen, aber stimmt - verkehrte Welt. So was würde ich gern mal als Aufführung sehen, wie damals. :breitgrins:


    Grüße
    schokotimmi


  • Ja.. das war mein Gedankengang dann auch. Erst war ich etwas verblüfft daß in der ersten längeren Passage mit Viola und dem Herzog nur im letzten Satz erwähnt wird, daß ja Viola ihn so gern für sich hätte, ohne jede Andeutung vorher Aber dann dacht ich mir eben auch. Es ist ein Theaterstück und so ist es natülich auch geschrieben.


    Es kann auch Liebe auf den ersten Blick sein. Aber es ist doch durchaus möglich, dass man sich einerseits einem Fremden leichter anvertraut und der solchermaßen ins Vertrauen Gezogene sich dann seinerseits mehr zu dem anderen hingezogen fühlt. Echte Sympathie auf beiden Seiten. Da reichen drei Tage, um sich völlig zu öffnen.



    Möglicherweise wurde es auf der Bühne ja so geschrieben das der Schaupieler der Viola spielt eben schon in den vorherigen Dialog verliebt Blicke einstreuen soll, aber als Leser wird man natürlich einfach ohne Mimik vor vollendete Tatsachen gestellt.


    Die Mimik macht tatsächlich sehr viel aus. Ein einziger Blick erzählt oft mehr als viele Worte. Die Stücke wurden ja in erster Linie für die Bühne geschrieben, da spielt die Körpersprache eine wesentliche Rolle.



    Interessant übrigens wenn man sich vorstellt daß zu Shakespears Zeiten ja alle Rolle von Männer gespielt wurden...


    In den paar Shakespeare-Stücken, die ich bisher gesehen habe, wurden die Frauenrollen natürlich von Frauen gespielt. Aber es wäre schon interessant, wie das damals ausgesehen hat. Ich glaube nur, dass die weiblichen Charaktere nicht so viel Ausstrahlung und Wirkung haben konnten, als wenn sie tatsächlich von Frauen gespielt worden wären. Dabei gibt es ein paar Stücken Frauen mit einer großartigen Ausstrahlung.


  • Echte Sympathie auf beiden Seiten. Da reichen drei Tage, um sich völlig zu öffnen.


    Auch wieder wahr.



    Die Mimik macht tatsächlich sehr viel aus. Ein einziger Blick erzählt oft mehr als viele Worte. Die Stücke wurden ja in erster Linie für die Bühne geschrieben, da spielt die Körpersprache eine wesentliche Rolle.


    Deswegen finde ich paralleles/anschließendes Verfilmungschauen wirklich eine gute Sache - da kriegt man sowas nämlich dann auch mit. Auch wenn ich aus Zeitgründen gerade etwas hinterherhinke.



    Mittlerweile bin ich mit Akt 3 fertig und möchte dazu ein paar Sachen anmerken:


    Was sie mit Malvolio anstellen ist schon wirklich heftig. Das würde ich vielleicht akzeptieren, wenn er mir vorher als Bösewicht etc. geschildert worden wäre. Aber wir doch nur ein paar knappe Zeilen bekommen, dass er angeblich jemanden bei Olivia in Verruf gebracht hätte (wobei ich mal anmerke, dass das nach so einem Verhalten zu urteilen, durchaus auch berechtigt sein könnte) und sonst ziemlich arrogant ist?
    Und jetzt ist er erstmal als Verrückter in einer dunklen Kammer weggesperrt. Klasse. Nein, tut mir leid, das hat für mich nichts mehr mit Streich zu tun.


    Die Szene, in der die beiden Möchtegern- oder vielmerh Möchteeigentlichüberhauptnicht-Duellanten voneinander "ferngehalten" werden müssen, ist köstlich! Eigentlich will überhaupt keiner bzw. haben beide die Hose voll (wenn ihr diesen Ausdruck erlaubt - so wird es glaube ich sogar im Stück beschrieben) und müssen eher festgehalten werden, um nicht wegzulaufen.
    Und wie war das? Sinn der ganzen Aktion ist nur, dass Sir Andrew dann bei Olivia besser da steht?


    Antonios Schmerz und Zorn, als er glaubt, Sebastian hätte ihn verleugnet, ist schwer zu lesen. Solche falschen Beschuldigungen sind mir immer extrem unangenehm und ich warte immer ganz ungeduldig darauf, dass sie dann endlich aufgelöst werden.
    Damit steht Cesario jetzt als Freundesverräter bei den anderen schon mal schlecht da. Aber immerhin hat Viola jetzt die Hoffnung, dass ihr Bruder noch leben könnte.

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  • Deswegen finde ich paralleles/anschließendes Verfilmungschauen wirklich eine gute Sache - da kriegt man sowas nämlich dann auch mit. Auch wenn ich aus Zeitgründen gerade etwas hinterherhinke.


    Eine Verfilmung habe ich mir einmal angesehen - ungefähr zehn Minuten lang, dann war das für mich erledigt. Ich weiß nicht einmal mehr, welches Stück das war. Wenn ich Shakespeare ansehe, dann nur im Theater. Da gefällt mir zwar auch nicht immer alles, aber doch bedeutend besser als im Film. Wenn es Personen aus Fleisch und Blut sind, die da agieren, ist das viel echter als auf einer Leinwand. Die Emotionen kommen besser zum Tragen und die Körpersprache kommt auch richtig zum Ausdruck.



    Was sie mit Malvolio anstellen ist schon wirklich heftig.


    Tja, das ist schon ein bisschen aus dem Ruder gelaufen, aber ich sehe es nicht so dramatisch. Zum einen handelt es sich um eine Komödie, da muss man mit derben Späßen rechnen. Toby und der andere Junker, der in meiner Übersetzung Christoph heißt, treiben es auch sonst gerne bunt, warum sollte also Malvolio geschont werden? Gibt nicht auch Shakespeare seinen Darstellern Namen, die zu ihrem Charakter passen? "Mal" bedeutet auf Italienisch und Spanisch so viel wie "schlecht, übel", das wäre ein Hinweis auf sein Wesen. Somit hat er bekommen, was er nach Ansicht der beiden Junker und auch Maria verdient. Außerdem muss man ja dem Publikum etwas bieten. Ich kann mir vorstellen, dass der Streich unter den Zuschauern gut angekommen ist. Wenn die bösen Chefs eins ausgewischt bekommen, freuen sich die Angestellten :zwinker:. Was "Volio" bedeutet und wie das dazupasst, weiß ich leider nicht.



    Sinn der ganzen Aktion ist nur, dass Sir Andrew dann bei Olivia besser da steht?


    Ich habe es so verstanden, dass Andrew Cesario als Rivalen ansieht und ihn auf diese Weise ausstechen möchte.