Zunächst einmal: Ich bin froh und gleichzeitig entsetzt, dass ich mich nicht getäuscht habe, es gibt tatsächlich einen durch Zahlen belegten, besorgniserregenden Verfall der Rechtschreibfähigkeit.
Ich habe ja immer Sokrates' Satz im Hinterkopf über die Jugend von heute ("Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.") und deshalb habe ich mich öfter mal zur Ordnung gerufen, wenn ich mich über Fehlerquoten aufgeregt habe, dass das vermutlich nur eine subjektive Wahrnehmung ist. Aber - nein. OMG !
Winterstein gibt dafür verschiedene Erklärungen, die im Zusammenwirken dann das Phänomen der nicht mehr beherrschten Rechtschreibung ergeben.
Dabei sind Klassiker wie:
[li]Der pädagogische Ansatz, Erst- und Zweitklässler nach Gehör schreiben zu lassen und nicht zu verbessern, hat zur Folge, dass eingeschliffene Falschschreibung nicht mehr auszumerzen ist.[/li]
[li]Es wird viel weniger gelesen (bei einem nie dagewesenen Angebot - schizophren).[/li]
[li]Die Medien (Fernsehen, Internet, Handy, soziale Netzwerke) bewirken weniger Lesezeit, eine Beschleunigung des Nachrichtenaustauschs, eine vollkommen andere Nutzung der Schrift.[/li]
[li]Die gestiegene Toleranz, Einsparung von Lektoraten (insbesondere im Journalismus, wo Aktualität die Maxime ist) und damit die Allgegenwärtigkeit von falsch Geschriebenem bewirkt eine Verbreitung von Fehlern.[/li]
[li]Gewandelte Einstellung zum Geschriebenen (früher: Ewigkeit. heute: Vergänglichkeit)[/li]
[li]Rechtschreibreform[/li]
An dieser Stelle befinde ich mich gerade und finde die aufgezeigten Hintergründe zur Rechtschreibreform gelinde gesagt haarsträubend!
Alles in allem finde ich das alles bedenklich, weil ich mir keine Lösungsansätze für das Problem vorstellen kann. Aber vielleicht schreibt Winterstein auch hierzu etwas.