Anne Tyler - Die störrische Braut/Vinegar Girl

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    Anne Tyler - Die störrische Braut - Knaus-Verlag

    Baltimore, U.S.A.

    Der ambitionierte Mikrobiologe Dr Battista, steht wie immer, kurz vor dem Durchbruch.
    Der alleinstehende Witwer hat ein Haus mit Garten und zwei Töchter. Die 15jährige Bunny unterwandert den Haushalt,
    während die 29jährige Kate sich in Schadensbegrenzung übt. So ganz hat Bunny das Ordnungssystem ihres Vaters, nicht kapiert, aber es funktioniert.
    Überhaupt hat Dr Battista schon so manches fragwürdige "System" entwickelt.


    Das 3jahres-Visum seines russischen Assistenten Pjotr läuft ab und Dr Battista, der mal wieder einen großen wissenschaftlichen Schritt,
    auf sein Forschungsprojekt, der Autoimmunerkrankung, macht, ist mehr oder minder verzweifelt, Pjotr in dieser wichtigen Phase zu verlieren.


    Er heckt mit Pjotr einen Plan aus und will ihn pro forma mit seiner Tochter Kate verheiraten.
    Über die Antwort seiner Tochter macht Dr Battista sich keine Gedanken, er schießt schon einmal Beweisfotos, die ein "Paarsein"
    der beiden "Turteltäubchen" für die Einwanderungsbehörde dokumentieren sollen.


    Bis Kate kapiert, was da vor sich geht, hat der kluge Doktor schon die eine oder andere romantische Situation geschaffen.
    Er ruft seine Tochter ins Labor und stellt sie seinem Assistenten vor. Pjotr gefällt, was er sieht und spielt gerne mit.


    Das Kate eigenen Willen zeigt und sich somit zwischen ihm und sein geliebtes Forschungsprojekt stellt, hätte Dr Battista nie gedacht.
    Irgendwie schafft er es doch, dass sich seine Tochter, den stattlichen Russen einmal genauer ansieht. Der junge Biologe ist nett
    und scheint "ungefährlich", also will sie ihrem Vater den Gefallen tun.
    Als Pjotr dies merkt, will er die Regie übernehmen, es funkt.


    Es ist herrlich, wie manipulativ Kates Vater ist und sogar seine gefürchtete Schwester Thelma darauf hineinfällt und das "Netz" weiterspinnt.
    Plötzlich entsteht eine Entwicklung, die Dr Battista überhaupt nicht in Betracht zog. Die Liebe.


    Das Buch nimmt erfolgreiche Anleihen bei William Shakespeares berühmter Dramödie, "Der widerspenstigen Zähmung".
    Eigendynamik ist vorprogrammiert. Spannend, mit Wortwitz und Tempo.


    5ratten

  • Ich hatte Dani so verstanden, dass wir die Rezis in der Unterhaltungsliteratur posten sollten. Naja, sie wird sie schon verschieben, aus meiner Sicht passen sie hier sehr gut.


    Meine steht auch schon:


    Das Essigmädchen aus Baltimore präsentiert uns hier die großartige Anne Tyler, nämlich die 29jährige Kate Battista, eine junge Frau der Gegenwart. Dass sie ein wenig anders daherkommt als die üblichen Tyler-Figuren, ist sicher dem Umstand geschuldet, dass sie eine Adaption darstellt und zwar keine geringere als die des frechen Käthchens aus "Der Widerspenstigen Zähmung" des großen Shakespeare. Und da das Käthchen doch schon einige Jahrhunderte auf dem Buckel hat, scheint die moderne Kate gar nicht so besonders frech: Nein, bei ihr ist es etwas anderes: völlig frei von Ehrgeiz schmeißt sie ihrem Vater, einem mehr als zerstreuten Wissenschaftler, den Haushalt und teilt selbigen mit ihm und ihrer viel jüngeren, ausgesprochen hirnlosen Schwester Bunny. Dass der Heiratsvorschlag ausgerechnet vom Vater kommt, mag irritieren, entbehrt aber nicht einer gewissen Logik, denn dessen brillantem russischen Assistenten läuft das Arbeitsvisum aus und Professor Battista ist zu allem bereit, um die innovativen Resultate seiner Forschung zu sichern. Ja, das Umfeld, einen etwas chaotischen Haushalt im Hochschulmilieu hat die Autorin ganz tyleresk gewählt und selbstverständlich ist die Handlung in Baltimore angesiedelt, einen anderen Schauplatz gibt es bei der Autorin ja nicht. Einerseits also typisch Anne Tyler, andererseits etwas völlig Neues!


    Und auch wenn Kate gerade im Hinblick aufs Verkuppeltwerden ein wenig sehr fügsam daherkommt, verfügt sie über die ein oder andere Eigenschaft - durchaus nicht wenige davon - eines frechen Käthchens. Die Autorin hat ihre Handlung also durchaus dem shakespearschen Plot angepasst, ohne jedoch seiner immer mal wieder kritisierten chauvinistischen Haltung zu folgen. Leserinnen werden in der unkonventionellen, unbewusst faszinierenden und durchaus eigensinnigen Kate durchaus eine Schwester im Geiste, Leser hingegen eine faszinierende Frau entdecken.


    Und am Ende hat man das Gefühl, ein absolut abgerundetes Bild, einen vollkommenen Eindruck von allem zu haben und legt das Buch mit tiefer Befriedigung aus der Hand - und vielleicht auch mit ein bisschen Wehmut, denn wieder gibt es einen ungelesenen Tyler-Roman weniger, auf den man sich freuen könnte. Und ja, es gibt diesmal eine Art Fazit bzw. Resumee, aber es passt ganz genau.


    Anne Tyler bewerben zu wollen, würde bedeuten, Eulen nach Athen zu tragen: die Grande Dame der amerikanischen Literatur braucht keine Propaganda, schon gar nicht von einer "normalen" Leserin wie mir. Doch vielleicht kennt der ein oder andere sie doch noch nicht oder nicht gut genug: dieser Roman wäre eine tolle Gelegenheit, um Bekanntschaft mit der Autorin, ihrem so leichten und dabei so eleganten Stil, ihrer wunderbaren, glasklaren Sprache zu machen. Und auch, wenn dieser eher untypische Roman nicht ihr bester ist, garantiert er ein originelles Lesevergnügen von der ersten bis zur letzten Seite. Das einzige, was mich stört - warum kann der Roman nicht in der direkten Übersetzung aus dem Englischen "Das Essigmädchen" heißen, es würde so gut passen! Viel besser als "Die störrische Braut"!


    Und auch ich habe ein Fazit: Anne Tyler ist es gelungen, die frühneuzeitliche Handlung nachvollziehbar in die Gegenwart zu verlegen. Sie versteht es einfach, die Banalitäten des Lebens, das Alltägliche - eine Familie aus Baltimore - zu etwas ganz Besonderem, Einzigartigen werden zu lassen - so wie wir alle in unseren Leben gleichzeitig banal und einzigartig sind. Und eine solche Tyler-Familie hat sie in den shakespeareschen Plot eingebaut. Und auch das ist ihr einfach großartig gelungen, denn sie versteht es, mit einer Leichtigkeit zu schreiben, die das Buch auch als Unterhaltung genießen lässt: selbstverständlich auf allerhöchstem Niveau. Ich hoffe sehr, dass der Nobelpreis nicht mehr allzu lange auf sich warten lässt!
    5ratten

  • Anne Tyler: Die störrische Braut

    "Der Widerspenstigen Zähmung" neu erzählt


    Inhalt:


    Kate Battista lebt in Baltimore, ist Ende zwanzig, und ihre Lebensaufgabe besteht darin, neben ihrer nicht besonders erfüllenden Arbeit in einer Kindertagesstätte ihrem verwitweten Vater (einem Professor der Mikrobiologie) den Haushalt zu führen. Außerdem muss sie sich um ihre 15jährige, nicht sehr intelligente, aber eigensinnige Schwester Bunny kümmern. Doch wenn es nach ihrem Vater geht, soll Kate noch nützlicher für ihn werden: sie soll Pjotr, den weißrussischen Laborassistenten ihres Vaters heiraten, dessen Arbeitsvisum in Kürze abläuft, um ihm eine Arbeitserlaubnis zu verschaffen und damit die Fortführung der Forschungsarbeit ihres Vaters zu garantieren. Natürlich ist sie damit zunächst nicht einverstanden, doch die Ereignisse entwickeln sich und am Ende kommt es anders als sowohl Kate als auch ihr Vater anfangs beabsichtigten.


    Meine Meinung:


    Anne Tyler erzählt hier Shakespeares Komödie "Der Widerspenstigen Zähmung" neu und versetzt sie in die heutige Zeit. Ich habe "Die störrische Braut" parallel zum Shakespeare-Original gelesen und kann das nur empfehlen, denn so kann man direkt vergleichen, falls man das möchte.


    Das Buch von Anne Tyler hat mir ausgesprochen gut gefallen. Es liest sich leicht und beschwingt. Die Hauptperson Kate ist wesentlich sympathischer als die Katharina bei Shakespeare, die sperrig und kratzbürstig wirkt und manchmal unverständlich agiert. Shakespeares Frauen- und Männerrollen sind der damaligen Zeit entsprechend, die Handlung könnte nicht 1:1 in die heutige Zeit transferiert werden. Doch Anne Tyler gelingt dies fabelhaft, denn sie erzählt eine etwas andere Geschichte als Shakespeare. Sie übernimmt Äußerlichkeiten und Motive vom shakespeareschen Original: die Namen der Personen, die Familienkonstellation, das Heiratsthema, die äußeren Umstände der Hochzeit, der eindringliche Monolog von Kate ganz am Ende - all das erkennt man aus "Der Widerspenstigen Zähmung" wieder. Doch die Hintergründe und Handlungsmotive sind ganz andere. Verglichen mit dem Shakespeare-Original sind Rollen getauscht, auch die Zähmung erfolgt letztendlich etwas anders. Kate als Person rückt stärker in den Mittelpunkt, sie wird sehr greifbar geschildert, ihr Handeln und Denken wird sehr gut nachvollziehbar für den Leser. Auch Pjotr wächst dem Leser mit fortschreitender Geschichte ans Herz, und die Nebenpersonen haben ebenfalls Format.


    Die erzählte Geschichte ist unterhaltsam, hat Spannung und sprüht von Situationskomik und Wortwitz, die zum großen Teil aus Pjotrs Schwierigkeiten mit der englischen Sprache, und auch aus Kates etwas direktem und kompromisslosem Charakter entstehen. Doch trotz aller Leichtigkeit gibt es Tiefgang. Kate gewinnt Einsicht in die Erwartungen an Männer und an Frauen, ihre Aufgaben und Ziele im Leben. Auch als Liebesgeschichte funktioniert die Geschichte und ist glaubwürdig.


    Fazit: ein unterhaltsames, leichtes und dennoch tiefgründiges Lesevergnügen, nicht nur für Shakespeare-Liebhaber. Eines meiner Lese-Highlights 2016.


    5ratten


    P. S. Ja, ich würde das auch eher in die Unterhaltungsliteratur verschieben! Dani soll das entscheiden.

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

  • Ich ärgere mich jetzt fast ein bisschen, dass ich die Leserunde nicht mitgemacht habe, aber das war zeitlich nicht drin. Dafür ist das Buch jetzt nach all den schönen Rezis auf meinem Wunschzettel gelandet :smile:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Mir gehts ähnlich wie Valentine, mich hatte es erstmal inhaltlich nicht so angesprochen und für die Leserunde hätt ich auch wirklich keine Zeit gehabt. Aber jetzt ist das Buch ist definitiv vorgemerkt. Allerdings möchte ich unbedingt vorher noch "Der widerspenstigen Zähmung" lesen.
    Danke für die schönen Rezis :smile:

    Von den Sternen kommen wir, zu den Sternen gehen wir.

    Das Leben ist nur eine Reise in die Fremde.”

    (aus: "Die Stadt der träumenden Bücher")




  • Allerdings möchte ich unbedingt vorher noch "Der widerspenstigen Zähmung" lesen.


    Ja, das empfiehlt sich. Dann fallen einem die Parallelen viel besser auf.


    Schön, wenn wir euch (Firiath und Valentine) für das Buch begeistern konnten. Lest es, es lohnt sich bestimmt und auch mich würde interessieren, wie es euch gefallen hat.

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    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

  • Hallo,


    ich bin auf das Buch durch das Shakespeare Projekt aufmerksam geworden, habe die Leserunde leider verpasst, konnte es aber bei mir im Lesekreis vorstellen.
    Schon vorweg, leider kann ich die Begeisterungsstürme hier überhaupt nicht teilen (ich hoffe das wird jetzt kein Verriss), aber ich empfand das gesamte Buch als flach, vorhersehbar und klischeehaft. Und es war wirklich zu Beginn kein Spaß im Lesekreis ein Buch zu "verreißen" was ich ja selbst vorgestellt habe. Doch hinterher waren wir uns schon relativ einig.
    Warum?!


    Beginnen wir mit der Nebenfigur Bunny, schon die Adaption des Namens
    (Bianca) suggeriert die Dummheit und Oberflächlichkeit der Schwester und die dargestellten Teenager-Macken waren ohne jede Ironie, dabei hatte die Figur schon aus Shakespeare heraus Potential.
    Auch der Vater, dargestellt als zerstreuter Wissenschaftler, kam nicht glaubhaft rüber. Waren seine anfänglichen Versuche des Verkuppelns noch niedlich und zum Schmunzeln, wurde es spätestens beim 2. Lunchpaket unglaubwürdig. Pjodr der zukünftige Ehemann, ein Russe ohne Familie ohne auch nur einen Freund oder Bekannten, der zur Hochzeit kommt, ich weiß nicht. Ohne zu viel verraten zu wollen, hat mich die Reaktion und Tat am Ende total überrascht, das passt für mich gar nicht zu dem dargestellten Wesen in den ersten beiden Dritteln und ganz am Ende.
    Und nun zu Kate, wie hat mich diese Frau aufgeregt (die war ja fast so schlimm wie Madame Bouvary). Nur weil es beim Studium irgendwie schief gelaufen ist, bekommt sie den A... nicht mehr hoch. Sie versauert im Haushalt des Vater, schlägt sich halbherzig mit der Teenie-Schwester herum und selbst in der Kita, wo sie von den Kindern doch gemocht wird, ist sie passiv und gleichgültig. In jeder Hinsicht wird sie als unmündig, gleichgültig und weltfremd dargestellt. Ich habe lange gebraucht um die Motivation ihrer Entscheidung für die Hochzeit nachzuvollziehen und zu verstehen. Doch am Ende hat ihre Rede über Männer und den Raum den sie freigibt mich komplett umgehaun, was bitte sagt sie da?


    Im Zuge des Lesekreise habe ich mich ein wenig mit Frau Tyler beschäftigt und muss sagen, ja das Buch und die Aussagen passen zu ihr und ihrem Leben, aber meins ist die Grundstimmung auf keinen Fall. Ich konnte ihre Moral und ihre Ansprüche nicht teilen und auch wenn Shakespeare (vor 500
    Jahren!!!) ein solches Frauenbild entwarf, muss man dem heute auch in einer Adaption so nicht folgen. Ich habe mir mehr erwartet, neue Ideen, ein ausgefalleneres, überzeugenderes Ende, wenn schon in der Jetztzeit dann mit Frische und Spannung.


    Aber nicht nur inhaltlich auch sprachlich war ich vom Buch wenig überzeugt. Ja, es liest sich leicht und schnell, man könnte auch sagen, es stellt keine zu hohen Anforderungen an seinen Leser, ein Buch was sich mal eben schnell wegliest, ohne einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Die Personen bleiben flach, es werden Details beschrieben, die für mich in keinem Zusammenhang stehen und der einzige Spannungsbogen verpufft ohne irgendein Gefühl beim Leser zu erzeugen.


    Für mich war es eines der schlechtesten Bücher, die ich im Lesekreis vorgestellt habe, auch wenn es bei meinen Mitlesern insgesamt als mäßig, aber nicht so schlecht eingestuft wurde. Vllt. musste ich mich durch die Vorstellung auch zu viel damit Beschäftigen, aber hey, zumindest habe ich mal eben nebenbei noch einen recht guten Shakespeare gelesen (bei dem ich die Rahmenhandlung um Schlau auch ziemlich böse-lustig fand).


    Ich hoffe ich habe damit niemanden gekränkt.


    2ratten


    Viele Grüße
    schokotimmi


  • Wenn ich es nicht gewusst hätte, wäre mir der "Shakespeare" erst am Ende aufgefallen, als Kate auf der Hochzeitsparty ihre Rede zugunsten ihres frischangetrauten Pjotr schwingt, an einem Shakespeare-Projekt ist das wirklich meilenweit vorbeigetuckert, trotzdem hat es mir Spaß gemacht, mitzuspielen und auf "Parallelen-Suche" zu gehen. Vermisst habe ich die Widerborstigkeit von Kate, diese hier, war eher passiv und der Grund der Eheschließung hatte auch nichts mit dem Original zu tun, es wollte ja keiner Kate loswerden, im Gegenteil, der Vater wollte ja keine Veränderung. (Sprich: So viele Details haben für mich auch nicht zusammengepasst..)
    Wegen der 500 Jahre alten Moral:
    Wäre doch witzig gewesen, wenn sich in diesem Rahmen, der Mann, also Pjotr für sie ins Zeug gelegt hätte, wo alle doch dachten, er nähme sie nur, wegen der Greencard.


    Gefallen hat es mir trotzdem, tut mir leid, das es nicht so der Bringer für deinen Lesekreis war, liebe Grüße!

  • Hmmm..jetzt, wo du es erwähnst..ich war schon versucht, es in Erwägung zu ziehen.. :zwinker:


    Da hab ich ja Glück gehabt...


    Wenn ich es nicht gewusst hätte, wäre mir der "Shakespeare" erst am Ende aufgefallen, als Kate auf der Hochzeitsparty ihre Rede zugunsten ihres frischangetrauten Pjotr schwingt, an einem Shakespeare-Projekt ist das wirklich meilenweit vorbeigetuckert, trotzdem hat es mir Spaß gemacht, mitzuspielen und auf "Parallelen-Suche" zu gehen. Vermisst habe ich die Widerborstigkeit von Kate, diese hier, war eher passiv und der Grund der Eheschließung hatte auch nichts mit dem Original zu tun, es wollte ja keiner Kate loswerden, im Gegenteil, der Vater wollte ja keine Veränderung. (Sprich: So viele Details haben für mich auch nicht zusammengepasst..)


    Oh es ging mir ja gar nicht so sehr darum, dass es Originalgetreu wiedergegeben wird. Mich hätte auch ein anderes Ende überzeugen können, wenn es irgendwie originell und spannend gewesen wäre. Aber genau dieser Witz, die Besonderheit, ein Augenzwinkern hat mir bei Anne Tyler gefehlt.


    Grüße
    schokotimmi

  • Valentine

    Hat den Titel des Themas von „Anne Tyler - Die störrische Braut “ zu „Anne Tyler - Die störrische Braut/Vinegar Girl“ geändert.
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    Kate Battista ist Ende 20 und führt nicht gerade das, was man ein erfolgreiches Leben nennen würde. Sie arbeitet im Kindergarten, eher aus pragmatischen Gründen als aus reiner Kinderliebe, und wohnt immer noch zu Hause, um ihrem weltfremden Vater den Haushalt zu führen und ein Auge auf ihre sechzehnjährige Schwester Bunny zu haben. Die ist, wenn man Kate fragt, ein reichlich verzogenes Gör, und es knallt öfter mal kräftig zwischen den beiden.


    Einen Partner hat sie auch nicht, was den Vater eines Tages auf eine irrwitzige Idee bringt. Der glaubt nach vielen Fehlversuchen endlich vor dem großen Durchbruch seiner mikrobiologischen Forschungen zu stehen. Dafür braucht er unbedingt die Unterstützung seines bewährten Laborassistenten Pjotr - doch dessen Arbeitsvisum läuft in Kürze aus, und es steht in den Sternen, ob er eine Verlängerung erhält. Da denkt sich Papa Battista, Pjotr und Kate könnten doch heiraten, um das Problem zu lösen!


    Kate ist davon verständlicherweise alles andere als begeistert, aber der Vater lässt nicht locker, und Pjotr selbst beginnt ihr eifrig den Hof zu machen.


    Der Plot wirkt mehr als konstruiert, doch mit dem Wissen, dass es sich um eine moderne Neuinterpretation von Shakespeares "Der Widerspenstigen Zähmung" handelt, konnte ich das ganz gut hinnehmen und fand diese "Neuauflage" überraschend gelungen.


    Das Original ist aus heutiger Sicht nicht nur hoffnunglos altmodisch, sondern richtiggehend frauenfeindlich, daher war ich sehr gespannt, wie Anne Tyler den Stoff in die Gegenwart transportieren würde. Der Ansatz mit der Ehe, die das Visum absichern soll, erscheint plausibel, und die Umsetzung ist zwar vielleicht nicht immer sehr realitätsnah und in manchen Szenen ein bisschen klamaukig, aber dafür auch ziemlich amüsant.


    Dass hinter Kates zynischer Fassade viel Unsicherheit steckt, ist schön herausgearbeitet, und ich mochte auch Pjotrs unbeholfenen Charme. Die Schlagabtausch-Dialoge zwischen ihm und Kate habe ich gerne gelesen, vor allem, wenn er sich über die Eigenheiten der englischen Sprache wundert.


    Eine recht freie, aber gut gemachte Übertragung in die Moderne.


    4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen