Stieg Larsson - Verblendung

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  • Da hast Du sicher recht in beidem. Gewalt ist exzessiv dargestellt, das ist heutzutage, besonders im Zusammenhang mit Sexualität, leider üblich - Sex sells. Im zweiten Teil, Verdammnis, wird das Ganze nochmal gesteigert.


    So weit bin ich gar nicht erst gekommen. Nach dem Hören der ersten zwei von acht CDs war mir Verblendung leider einfach zu langweilig. Ok, ich bin kein großer Fan von Hörbüchern - es mag also auch daran liegen - aber die Story schleppte sich wirklich so dahin. War auch so gar nicht mein Thema.

  • Es ist gar nicht so einfach den Inhalt von “Verblendung” zusammenzufassen. Ich tu mir schwer dabei, einschätzen zu können, wann schon zu viel verraten ist. “Verblendung” ist der erste Teil der Millenium-Triologie. Millenium heißt sie aufgrund der Zeitschrift, bei der Mikael Blomkvist, einer der Protagonisten, arbeitet. Er wurde wegen Verleumdung verurteilt und erlitt somit einen schweren Schicksalsschlag. Dennoch bekommt er neuen Job, der anfangs etwas wirr und uninteressant für ihn klingt, sich aber dann zu seinem interessantesten und auch gefährlichsten Auftrag entwickelt.Mikael soll die Familienchronik der Familie Vanger schreiben. Dieser gehört der in Schweden sehr bekannte Vanger-Konzern. Doch das ist nur ein Vorwand, um herauszufinden, wie Harriet Vanger gestorben war. Vorweg, ich habe den Film “Verblendung” gesehen, bevor ich das Buch gelesen habe. Er hat mir sehr gut gefallen, doch ich war von Anfang an skeptisch, ob das das Lesevergnügen nicht mildern könnte. Schließlich wusste ich bereits, wie es enden wird. Daher kurz ein paar Worte betreffend das Film-Buch-Vergleichs: Das Buch ist langwieriger und genauer als der Film. Natürlich musste wie so oft vieles gekürzt werden, um einen Film aus der Geschichte machen zu können. Es gibt einige kleine Abweichungen, aber grundsätzlich orientiert sich der Film sehr stark an der Handlung des Thrillers.


    Das Buch ist anfangs etwas langwierig. Die Protagonisten, Mikael Blomkvist und Lisbeth Salander, werden getrennt voneinander vorgestellt. Man weiß vorerst nicht, was diese Personen mit der eigentlichen Geschichte zu tun haben. Man weiß aber auch lange Zeit nicht, was die eigentliche Geschichte ist. Schließlich wird die Familie Vanger präsentiert. Aufgrund der unzähligen Familienmitglieder erstreckt sich das über einige Seiten, welche ich mehr oder weniger überflogen habe. Bei der Anzahl von Namen und Beziehungen zueinander hat man kaum eine Chance, sich alles zu merken. Ich hatte die Befürchtung, dass ich Personen verwechseln und durcheinander kommen würde, doch der Autor hat dies gut gelöst. Die wichtigsten Familienmitglieder sind einprägsam genug, und ansonsten wird zusätzlich zum Namen noch oft zum wiederholten Male erklärt, um wen es sich handelt.


    Erst nachdem man die Hälfte des Buches hinter sich hat, beginnt die Geschichte und somit der Thriller. Dann wird es richtig interessant, spannend und fesselnd. Alles wird langsam klarer und man kann das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Man will wissen, was mit Harriet passiert ist. Aber noch interessanter sind die vielen Geheimnisse, die die Familie Vanger zu verstecken versucht. Vor diesem Punkt habe ich öfter als nur einmal mit dem Gedanken gespielt, das Buch einfach abzubrechen.


    Ein weiterer Punkt, der mich gestört hat, ist, dass man während der ersten paar Seiten das Gefühl hat, man hätte eine schlechte Übersetzung in der Hand. Ich musste auf Grammatikfehler stoßen und einige Aussagen klangen für mich nicht flüssig. In meinen Augen hätte das ein Deutscher nicht so gesagt. Aber vielleicht weiß ich das als Österreicherin auch nur nicht. Komischerweise fiel mir im restlichen Buch nichts derartiges mehr auf.


    Ein Grund, warum das Buch aufgrund seiner Längen fesselnd ist, sind die Protagonisten. Mikael ist ein sehr sympathischer Mensch. Man kann seine Handlungen nachvollziehen und man bekommt Einblick in seine Psyche. Lisbeth ist ein sehr besonderer Mensch. Sie ist verschlossen und distanziert. Sie hat ihre Probleme, über die sie nicht gerne spricht und ihre Talente, die sie zu einem Geheimnis macht. Das macht sie zu einer sehr interessanten Persönlichkeit und als Leser möchte man unbedingt mehr über sie erfahren.


    Ich bin sehr gespannt darauf, wie der zweite Band “Verdammnis” wird. Ich hoffe, dass eine lange Einleitung diesmal ausbleibt, da im ersten Teil bereits genug gesagt wurde.


    Aufgrund des doch etwas eintönigen Anfangs gibt es nur:
    3ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

  • So viele ausführliche Antworten zu einem Buch - irgendwas muss ja dran sein....


    Auch ich habe atemlos gelesen und war gefesselt, wie die meisten hier. Als Thriller scheint es tatsächlich gelungen zu sein.


    Von der literarischen Qualität her muss man wohl einige Abstriche machen. Die Figuren sind mir teilweise zu oberflächlich bis klischeehaft gezeichnet, psychologische Tiefe fehlt. So finde ich kaum nachvollziehbar, dass Lisbeth nach einer Vergewaltigung ohne Schwierigkeiten oder zumindest Ambivalenzen mit Mikael ins Bett geht und sogar Vertrauen zu ihm fasst. Überhaupt scheint die Damenwelt Herrn Blomkvist reihenweise zu Füßen zu liegen - da sind wohl die eigenen Fantasien mit dem Autor durchgegangen.
    Sämtliche Beziehungen, die Mikael zu anderen Personen hat, laufen meiner Meinung zu glatt: Da ist die Tochter, der er nach eigener Aussage ein schlechter Vater ist. Aber naja, das Buch geht darüber hinweg. Da ist die Dreiecksbeziehung mit der verheirateten Erika, in der es keine echten Zweifel, keine Verletzungen, keine nennenswerten Zerwürfnisse gibt.
    Ähnlich geht es mir auch mit Lisbeth: Bei ihren Vorerfahrungen wären eigentlich tiefgehende Traumatisierungen zu erwarten, mindestens jedoch starke Selbstzweifel oder Selbstwertprobleme.
    Oder die Reisen nach London und Australien: Da reist man eben mir nichts, dir nichts hin, Anpassungsschwierigkeiten oder Jetlag können einen Mikael Blomkvist nicht erschüttern...


    Dennoch: Mikael und Lisbeth sind mir sympathisch. Es sind interessante Persönlichkeiten, und vielleicht gefallen sie uns Lesern ja gerade deswegen, weil der zermürbende Alltagskram an ihnen abzuprallen scheint. Das Buch fesselt, der Plot ist spannend und, soweit ich das beurteilen kann, solide recherchiert. Da bin ich gerne bereit, an der Figurenzeichnung ein paar Abstriche zu machen.


    Zumal ich die Darstellung von Gewalt gegen Frauen in der Form dieses Buches angemessen fand. Ich finde es gut, wenn sich dieses Themas in der Literatur angenommen wird und ich halte es für sehr gekonnt, die Übergriffe sachlich darzustellen, ohne in die Gefahr zu geraten, gewaltverherrlichend zu sein.


    LG
    hilde

    Ich bin ein trockener Workaholic. (Vince Ebert)

  • Ich habe das Buch nun auch gelesen, meine Ausgabe hat dieses Cover:


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    Es gibt darin im Anhang noch ein paar Extras zum Film.


    Meine Meinung:


    Auf den ersten Seiten werden die beiden Hauptprotagonisten eingeführt: Mikael Blomkvist, der umstrittene Wirtschaftsjournalist, der jede Menge Ärger am Hals hat und die junge Lisbeth Salander, die anders als alle anderen ist. Auf den ersten Blick hat das ungleiche Duo gar nichts gemeinsam, doch der Verlauf der Geschichte bringt die beiden zusammen und gemeinsam helfen sie dem Industriellen Henrik Vanger, Licht in seine familiären Angelegenheiten zu bringen.

    Im Zentrum der Geschichte steht die Großfamilie Vanger, deren Mitglieder man im Verlauf der Geschichte sehr detailliert kennen lernt. Und das ist ein ziemlich merkwürdiger Haufen. Die Personen werden sehr lebensecht dargestellt, haben Ecken und Kanten und wirkten auf mich sehr echt. Ich war so in der Geschichte drin, dass es auf mich fast wie eine echte Biografie wirkte. Da wird jeder Stein umgedreht und alles ausgeleuchtet. Für mich war es ein wahrer Genuss, zu beobachten, wie Mikael in der Familiengeschichte herum gewühlt hat.


    Die Spannung baut sich erst allmählich auf, der Anfang des Buches ist eher gemächlich und hat mich sogar ein wenig zweifeln lassen, ob es auch das richtige für mich sei. Aber spätestens ab Mitte der Geschichte will man einfach nur noch wissen, was mit Harriet Vanger passiert ist. Aber auch Lisbeths und Mikaels Geschichte war spannend zu lesen und an einer ganz bestimmten Stelle wollte ich das Buch am liebsten in die Tonne kloppen, so schockiert und wütend hat mich die Geschichte gemacht. Doch zum Glück habe ich weitergelesen, denn es hat sich wirklich gelohnt!Ich konnte das Buch schlussendlich gar nicht mehr aus der Hand legen und die letzten 250 Seiten habe ich in einem Rutsch ausgelesen.


    Den Film habe ich mir im Anschluss daran natürlich auch noch zu Gemüte geführt und möchte meinen, dass er ziemlich ausführlich war. Das wichtigste wurde gezeigt. Aber man bekommt natürlich längst nicht so viele Informationen wie im Buch. Weder zur Familie Vanger noch zur Wennerström-Affäre. Die Hintergründe sind im Buch einfach viel detaillierter und liebevoller dargestellt, ebenso die Beziehungen der Personen untereinander. Und es wurde auch ein klein wenig vorgegriffen auf den nächsten Teil der Millenium-Trilogie, allerdings ist das nicht so schlimm, denn man versteht es erst, wenn man den zweiten Teil gelesen hat. Mir persönlich hat das Buch besser gefallen, aber der Film ist auch absolut sehenswert.


    Für das Buch gebe ich: 4ratten

    Liebe Grüsse Hanni 8)

  • Es steht schlecht um Mikael Blomkvist. Sehr schlecht sogar. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere wird er vor Gericht wegen Verleumdung angeklagt. Doch just in diesem Moment erhält er vom Grossindustriellen Henrik Vanger einen seltsamen Auftrag: Mikael soll herausfinden, was mit Harriet Vanger geschah, die 1966 spurlos verschwand.

    Obwohl Mikael nicht von seinem Auftrag überzeugt ist und auch nicht glaubt, dass er etwas herausfinden wird, nimmt er an und zieht für ein Jahr nach Hedeby, um einem Gespenst aus der Vergangenheit nachzustöbern.

    Hilfe erhält der angeschlagene Journalist von unerwarteter Seite: Lisbeth Salander, Hackerin, hochintelligent, talentiert, sozial eher schwierig, hat Interesse am Fall "Harriet" gefunden und tut sich mit Mikael zusammen.
    Gemeinsam entdecken sie nicht nur, dass sie ein richtiges Dreamteam sind, sondern kommen auch dunkeln und verschwiegenen Geheimnissen aus der Vergangenheit und der Gegenwart auf die Spur, die so grausam sind, wie es sich keiner aus der Familie Vanger je hätte träumen lassen...

    Kein Krimi der letzten Jahre hat so hohe Wellen geschlagen wie "Verblendung" des Schweden Stieg Larsson. Im Allgemeinen tue ich mich mit Bestsellern eher schwer. Doch zu diesem Buch kann ich nur sagen: Es hat seinen Ruhm verdient!

    Die Geschichte besteht aus verschiedenen Handlungssträngen, die jedoch wunderbar in die Hauptgeschehnisse eingearbeitet sind und die Spannung noch mehr erhöhen. Bis etwa zur Mitte geht es eher ruhig zu, in den Ermittlungen, wie auch im Buch, doch dann geht es rund. Das Buch aus der Hand zu legen ist praktisch unmöglich.

    Man wird langsam aber sicher in die Geschichte hineingezogen, ohne dass der Leser sich des Soges des Buches überhaupt bewusst ist. Man möchte, muss (!) einfach wissen, wie es weitergeht.

    Die Personen sind glaubhaft und man schliesst sie ins Herz, obwohl sie alles andere als perfekt sind. Alle haben sie ihre dunklen Seiten und Charakterzüge, die nicht unbedingt sympathisch sind. Doch wären sie richtige Helden, würden sie weder ins Setting des kalten Schweden, noch in die Geschichte passen.

    Nach dem Lesen von "Verblendung" bleibt eigentlich nur noch eines übrig: Die nächsten Titel kaufen.


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    5ratten

    //Grösser ist doof//

  • Da es schon so viele ausführliche Rezensionen gibt, fass ich mich mal kurz (bin heut eh etwas schreibfaul ...).
    Ich finde das Buch spannend und habe deshalb auch gleich die anderen beiden gelesen :breitgrins:
    Mir gefällt das erste fast am besten von allen, deshalb hier:


    5ratten

    Liebe Grüße, Sille

  • Ähnlich wie meine Vorgängerin fasse ich mich aufgrund vieler ausführlichen Rezis mal kurz:


    Ich habe das Buch "notgedrungen" im Urlaub gelesen, da ich dachte vier Bücher reichen für zwei Wochen Urlaub :rollen: Ich musste also fast eine Woche vor Rückreise einen Buchladen mit deutschen Büchern in Spanien finden. Die hatten keine riesige Auswahl... unter anderem Stieg Larssons "Verblendung". Da ich schon viel davon gehört hatte kaufte ich es und verschlang es innerhalb von zwei Tagen! Ich konnte gar nciht mehr aufhören zu lesen, so sehr fesselten einen die Charaktere und die spannende Story!


    Deswegen: 5ratten

    &quot;Lesen ist wie Schlafen und Träumen - der Mensch ist in einer anderen Welt: man soll ihn nicht wecken.&quot;&nbsp; -Richard Benz- <br />:leserin:&nbsp;&nbsp; Karin Slaughter - Letzte Worte<br />&nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; Hermann Hesse - Siddharta<br />


  • Was mich irgendwie wundert: Kaum jemand scheint sich an dem (für mich schon) Übermaß an sexueller Gewalt zu stören, das sich durch den Roman zieht. Ich bin ja gar nicht mal sooo zartbesaitet, aber ich fand, dass die Sex- und Gewaltsszenen die Handlung schon sehr dominierten. Oder ist das heutzutage in diesem Genre einfach so ...?


    Da muss ich dir absolut recht geben. Ich finde dass Larsson in diesem Werk den Bogen etwas überspannt hat was die sexuelle Gewalt angeht.

    Auch sonst ist die Gewalt extrem präsent und wirkt teilweise abstossend.
    Dennoch, ich fand das Werk spannend und irgendwie haben mir die Charaktere, vor allem derjenige von Lisbeth Salander, zugesagt. Aber für mich ist es auch kein herausragendes Werk...


    Edit: Spoilerchen gesetzt

    Einmal editiert, zuletzt von Alfa_Romea ()

  • @ dtl-literatur
    Könntest Du bitte einen Teil deines Beitrages verspoilern - den, der einen Teil des Ende verrät - für alle die das Buch noch nicht oder noch nicht zu Ende gelesen haben? :winken:

    Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen, und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen.<br />Jean Anouilh

  • Für mich eines der besten Bücher der letzten Zeit - sowie die anderen beiden Bücher der Trilogie auch. So komplex und spannend - Hut ab!


    :tipp:

    Gruß suray

  • Stieg Larsson: Verblendung


    Da der Inhalt weiter vorne zur Genüge zusammengefaßt wurde, hier:


    Meine Meinung:


    Das Buch hat eine sehr lange Einleitung. Ich will nicht sagen, daß ich mich gelangweilt hätte, aber diese Wirtschaftsdinge und Verstrickungen der Wennerström- und sonstigen Firmen sind an mir vorbeigerauscht. Solche Dinge zu verstehen fällt mir immer sehr schwer. Das macht aber nichts, denn die Familiengeschichte der Vangers ist ja auch interessant und insgesamt ist das Buch überaus spannend. Ich habe es innerhalb von knapp 3 Tagen ausgelesen (allerdings kann man ja bei der Hitze momentan auch kaum etwas anderes tun als den ganzen Tag lesen).


    Die Hauptpersonen, Mikael Blomqvist und Lisbeth Salander, werden sehr ausführlich vorgestellt. Man bekommt ein plastisches, konsistentes Bild von ihnen, wobei Blomkvist mir ein bißchen zu sehr der lose Weiberheld ist, und Lisbeth Salander freilich höchst ungewöhnlich und extravagant ist. Aber warum nicht, sie ist sehr erfrischend. Einiges aus ihrer Vergangenheit wird nur angedeutet, ich denke mal, daß in den Folgebänden darauf noch näher eingegangen wird.


    Im Klappentext war die Rede vom "Ermittlerteam" Blomkvist und Salander, allerdings fand ich, daß man sehr lange warten muß - fast bis in die Mitte des Buches - bis die beiden sich endlich mal persönlich kennenlernen und ein Team werden.


    Ein paar kleinere Abzüge sehe ich in Sachen Realismus. Wir haben hier eine ziemliche Häufung von Sexual-, Gewalt- und Wirtschaftsverbrechen. Es gibt ja nun viele schwedische Krimiautoren (Mankell, Edwardson) und wenn ich diese Bücher lese, frage ich mich immer, ob es wirklich so viele Serienmörder, Psychopathen und kaputte Familien gibt in dem sozialen Schweden mit seinen nur 9 Mio Einwohnern. Das Verhältnis Schweinehunde zu normalen/sympathischen Menschen scheint mir hier doch sehr verzerrt. Na gut, es sind erfundene Geschichten, aber warum beschäftigen gerade solche Dinge die schwedischen Autoren immer so stark?


    Daß der Fall letzen Endes mit Hilfe von

    gelöst wird, erinnert mich sehr stark an die Bücher von Sjöwall/Wahlöö aus den sechziger/siebziger Jahren (die für mich immer noch die Referenzbücher schlechthin für schwedische Krimis mit sozialem Anspruch sind) und bei denen es in "Die Tote im Götakanal" ganz ähnlich zur Auflösung des Falls kommt.


    Jetzt lese ich, daß Larsson vorgehabt hat, 10 Bände zu schreiben - eine weitere Parallele zu Sjöwall/Wahlöö. Auch der Stil Larssons erinnert mich stellenweise an Sjöwall/Wahlöö, besonders diese genauen Beschreibungen z.B. wo penibel aufgezählt wird, was Blomkvist alles eingekauft hat, oder was er im einzelnen dann und dann getan hat, welche Bücher er liest usw.


    Übrigens liefern Sjöwall/Wahlöö in "Die Tote im Götakanal" eine viel plausiblere Erklärung für die

    , als Larsson dies in "Verblendung" tut:


    Den Film habe ich nun auch gesehen, fand ihn auch spannend, habe aber auch hier einige kleine Kritikpunkte. Ich denke, ich hätte die Filmhandlung niemals verstanden, wenn ich das Buch nicht vorher gelesen hätte, weil vieles viel zu knapp erwähnt wird. Die ganze mühsame Recherchearbeit Blomkvists fehlt. (Okay, wäre langweilig im Film.) Und es hat mich gestört, daß einige Dinge im Film anders dargestellt wurden als im Buch - und zwar auch ganz Wesentliches, so z.B.

    Trotzdem war der Film sehenswert - allein schon die Landschaft!!


    Natürlich werde ich Teil 2 und 3 lesen, sobald ich sie in die Finger bekomme (hoffentlich bald) und das Buch bekommt von mir, hauptsächlich wegen der Spannung


    4ratten


    [size=6pt](und hoffentlich habe ich alles richtig verspoilert, was zuviel verrät)[/size]

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

    Einmal editiert, zuletzt von kaluma ()

  • Meine Eindrücke:


    Das Buch konnte mich nicht von Anfang an fesseln. Der Autor nimmt sich die Zeit, seine Personen ausführlich einzuführen, ihr Leben und ihre Arbeit zu skizzieren, was ich mal mehr, mal weniger interessant fand. Doch Lisbeth hat mich von Anfang an fasziniert. Sie ist die ungewöhnlichste Persönlichkeit in diesem Buch und hat beim Lesen meine Beschützerinstinkte geweckt, ähnlich wie bei Mikael Blomkvist. Erstaunlich, wie der Autor solche Gefühle auf mich als Leserin transportiert hat.
    Der Fall von Wirtschaftskriminalität, der zu Beginn geschildert wird, hat mich nicht so sehr interessiert, da ich generell solche Dinge nicht so gerne lese. Ich hätte das Buch fast auf die Seite gelegt und bin sehr froh, dass ich durchgehalten habe.


    Doch nach und nach nimmt die Handlung Fahrt auf und vor dem Leser entfaltet sich eine vielschichtige, oft auch grausame und brutale Geschichte, die detailliert vom Autor erzählt wird und ab diesem Zeitpunkt wollte ich das Buch kaum noch aus der Hand legen, bis zum erstaunlichen Ende. Ich hätte nicht gedacht, dass die Ermittlungen in einem fast 30 Jahre alten Vermisstenfall, so spannend und erschreckend werden würden.


    Zuerst verlaufen die Geschichten von Lisbeth und Mikael parallel, bis sie beginnen gemeinsam zu ermitteln, was zu einem gemeinsamen Handlungsstrang führt. Doch selbst da bleibt Lisbeth die interessantere Person, die die unterschiedlichsten Gefühle bei mir als Leserin hervorgerufen hat. Das geht los mit Faszination, über Mitgefühl bis hin zu Entsetzen.
    Sie ist ein zerissener und zutiefst verletzter Mensch, der sich hinter Kaltschnäuzigkeit und Ablehnung von sozialen Kontakten versteckt.


    Für Mikael sind die Nachforschungen in Sachen Harriet Vanger zu Beginn eine willkommene Möglichkeit seinen Problemen zu entfliehen und seine Wunden zu lecken. Er verkriecht sich regelrecht auf der Insel, von der das Mädchen damals verschwand. Doch die wenigsten Mitglieder der Familie Vanger sind von seiner Tätigkeit begeistert und man fragt sich immer häufiger, wer da was zu verbergen hat.


    Auf S. 209 befindet sich der Stammbaum der Familie Vanger, der dafür sorgt, dass man beim Lesen nicht den Überblick über diese ungewöhnliche Familie verliert.


    Trotz des zähen Anfangs war das einer der besten Krimis, den ich in letzter Zeit gelesen habe.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    LG, Aurian

  • Die Hälfte hab ich ... irgendwie langweilt mich das Buch. Wirklich viel passiert nicht und mit Mikael kann ich mich auch nicht anfreunden.
    Aber noch hab ich ja ein paar Seiten vor mir ... :breitgrins:


  • Die Hälfte hab ich ... irgendwie langweilt mich das Buch. Wirklich viel passiert nicht und mit Mikael kann ich mich auch nicht anfreunden.
    Aber noch hab ich ja ein paar Seiten vor mir ... :breitgrins:


    Oh ja, dies ging mir vor ein paar Wochen auch so... Doch am Schluß habe ich nicht bereut dass ich durchgehalten habe.
    Wünsche dir noch viel Spaß und Spannung beim Lesen. :winken:

    "Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandelt." Mahatma Gandhi

  • @Holden. Jepp habe ich, denn dieser erste Teil wurde zum Schluss hin tatsächlich immer besser.
    Leider habe ich noch nicht geschafft eine ausführliche Meinung zu formulieren. Das kommt aber sicher noch. :zwinker:

    "Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandelt." Mahatma Gandhi

  • Die Bücher sind unglaublich, vorallem wenn man bedenkt was sich alles hinter der Anfangsstory verbirgt.
    Diese Verstrickungen und vorallem wie nüchtern die Hintergründe erzählt werden, unglaublich.


    Lisbeth ist der gelungenste Character in der Geschichte, ich finde sie bleibt die ganze Story hindruch undurchsichtig.


    Erstaunlicherweise fand ich sogar die Filme dazu ziemlich gut, sonst sind Verfilmungen eher mäßig gut.

    Ich habe Ruhe gesucht, überall und habe sie am Ende gefunden in einem engen Winkel bei einem kleinen Buche.


  • Erstaunlicherweise fand ich sogar die Filme dazu ziemlich gut, sonst sind Verfilmungen eher mäßig gut.


    Da muss ich zustimmen. Erst vor ein paar Tagen habe ich die Verfilmung des ersten Bandes gesehen (schwedisch mit dänischen Untertiteln :breitgrins:) und ich war wirklich begeistert. Ich habe eine skeptische Grundeinstellung zu Literaturverfilmungen, aber dieser Film ist gut gelungen. Nur das Ende hat mir überhaupt nicht gepasst, das Buchende gefällt mir um einiges besser.

    //Grösser ist doof//