Willy Vlautin - Die Freien

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    Originaltitel: The Free, übersetzt von Robin Detje


    „Die Freien“, so nennen sich bewaffnete Freischärler, die Jagd auf die Menschen mit dem „Mal“ machen, die sie als Feind Amerikas ausmachen. Das (grünschwarze) Mal zeigt sich am Körper all derer, die sich feige zu drücken versuchen oder auch einfach zu selbstständig in ihrem Denken sind, so auch bei Jeannette und Leroy, die gemeinsam durch ein zerstörtes Amerika fliehen. Diese dystopische Science-Fiction-Roman-Zukunft nimmt zwar einen ansehnlichen Titel des Romans ein, findet aber nur in Leroys Kopf statt, der im Krankenhaus liegt, nachdem er zuvor in dem Veteranenheim, in dem er seit seiner Rückkehr aus dem Krieg lebt, versuchte, sich umzubringen. Die anderen beiden Hauptfiguren sind der Nachtpfleger Freddie des Heims und die Krankenschwester Pauline, die ihn nun im Krankenhaus pflegt.
    Pauline ist eine gute Seele, die wirklich zu helfen versucht. Besonders liegt ihr im Moment die junge Jo am Herzen, die sich von den Jungs, mit denen sie in einem Abbruchhaus lebt und die sie nur ausnutzen, mehr geliebt fühlt als von ihren christlichen Eltern. Wenn die Liebe zu Gott wichtiger ist als die Liebe zu deinen Nächsten, stimmt etwas nicht, zeigt Vlautin an ihr. Pauline hingegen opfert sich auch noch in ihrer Freizeit auf, in dem sie sich um ihren psychisch gestörten Vater, der ihr meist mit Ablehnung begegnet, kümmert. Freddie, dem zweiten Hauptprotagonisten geht es noch schlechter. Seine Frau hat ihn mit den Töchtern verlassen, die Alimente und die Schulden für die (nicht von der Krankenkasse übernommenen) Behandlungen der einen Tochter wachsen ihm trotz zweier Jobs über den Kopf und sein Chef ist ein nutzloser Versager, der sich um Nichts kümmert, aber den von Freddie erwirtschafteten Gewinn abschöpft.


    Vlautins Thema sind die Verlierer des amerikanischen Traums: abgehängt, ausgenutzt, chancenlos. Das Buch ist so bedrückend, weil es so alltäglich und glaubwürdig ist. Schicksale wie Freddie oder Pauline oder auch Leroy gibt es zu Tausenden und ihre Chancen auf eine Besserung ihrer Situation gehen gegen Null. Um so erstaunlicher wie nett sie dabei bleiben und wie unkritisch. Gesellschaftskritik gibt es nur von Nebenfiguren, die Hauptfiguren sehen es als ihre Pflicht an, ihre Aufgaben zu schaffen und wenn das nicht klappt sind sie selber schuld, egal wie schlecht die Ausgangssituation war. Das Ende belohnt ihre Nettigkeit, das Leben nimmt eine, wenn auch nur kleine positive Wendung, die Hoffnung machen soll. Das gönne ich zwar den Figuren, ist mir aber etwas zu süßlich und letztlich dann auch zu unkritisch in den Schlussfolgerungen.


    Insgesamt wirkt „Die Freien“ aber deprimierend realistisch, ein gelungenes Buch über den misslungenen amerikanischen Traum. :tipp:


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus: