Lesley Truffle - Hotel du Barry oder das Findelkind in der Suppenschüssel

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    London, kurz nach dem 1. Weltkrieg. Man begibt sich in die Welt des Hotels du Barry und lernt das Leben der obersten Etagen und auch das der Angestellten kennen.
    Eine Angestellte findet dort ein Baby und zunächst kümmert sich die ganze Belegschaft um das Kind, um sie vor einem Leben im Waisenhaus zu bewahren. Als der Hoteleigentümer Daniel du Barry von dem Baby erfährt, ist er hingerissen von dem kleinen Mädchen. Für Cat beginnt ein wunderschöne Kindheit und sie bekommt alles im Hotel mit, das vielleicht nicht immer für Kinder bestimmt ist.
    Dann begibt der homosexuelle Daniel du Barry sich in eine Zweckehe mit Edwina, damit die Leute nicht über ihn reden und ihn seine ruhe lassen. Doch Edwina hat andere Pläne und auch für Cat verändert sich vieles zum negativen.


    Mir hat das Buch sehr gut gefallen und das Leben im Luxushotel, mit all seinen Bewohnern und Angestellten, die in viele Machenschaften verstrickt sind, hat mich sehr gut unterhalten.
    Die Charaktere sind wirklich lebensecht und liebenswert beschrieben und die meisten mochte ich von Anfang an. Der Schreibstil war etwas gewöhnungsbedürftig, da einiges etwas Frivol und sehr offen rüberkommt, aber ich habe mich schnell an die Sprache gewöhnt.
    Ich fand es wirklich sehr unterhaltsam und habe mich gerne im Hotel du Barry verzaubern lassen.


    4ratten

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    "Ich bin Cat Du Barry und fürchte mich vor nichts. Ich bin die alleinige Herrin meines Schicksals." (Cats Leitspruch, Buchauszug)
    London 1919 im Hotel Du Barry macht das junge Zimmermädchen Mary Maguire eine wundersame Entdeckung, in einer großen Unterhose an einer Wäscheleine steckte ein vergnügtes Baby. Eigentlich hatte sie sich zu einem Stelldichein mit dem ersten Pagen Sean Kelly hier verabredet gehabt als sie das Baby entdeckte. Sofort war die ganze Belegschaft informiert, man wollte das niedliche Mädchen nicht der Polizei übergeben, den sonst wäre es in ein Waisenhaus gekommen. Stattdessen ernannte man kurzerhand Mary als seine Mutter und jeder sollte sich um das Baby kümmern, bis es alt genug ist. Doch zufällig entdeckte Hotelbesitzer Daniel Du Barry das Baby in einer Suppenschüssel, wo Mary es hineingegeben hatte, damit sie ihre Arbeit verrichten konnte. Daniel sofort entzückt, adoptiert die Kleine und nannte sie fortan Caterina Anastasia Lucinda Du Barry (kurz Cat). Er geht eine Zweckehe mit Edwina ein, da Daniels Liebe den Männern gehörte. So wächst Cat zwischen Luxus und Armut gleichermaßen auf, den alle kümmern sich rührend um sie. Cat wächst wohlbehütet auf und Daniel liebt sie abgöttisch, während Edwina keine richtige Bindung zu Cat entwickelt. So erlebt sie jede Menge Abenteuer im Hotel, aber auch auf Reisen mit Daniel.


    Meine Meinung:
    Das Buch ist mir mit dem schönen Cover und dem herrlichen Titel sofort aufgefallen. Die Leseprobe war auch sehr heiter, durch den trockenen, britischen Humor und hat es mich in den Bann gezogen. Doch dieses Buch hat bei weitem mehr zu bieten als nur Humor, es ist emotional, tiefgreifend, teils auch unanständig, schamlos, spannend und traurig. Ich habe mich jedenfalls sehr gut unterhalten mit den Geschichten und Abenteuer rund um das Hotel Du Barry. Lesley Truffle ist hier wirklich ein ausgezeichnetes Debüt gelungen, das man wirklich nur weiterempfehlen kann. Ein bisschen fühlte ich mich in die Zeit Oliver Twist, David Copperfield oder Jane Eyre hineinversetzt, nur das es das Baby bei Daniel Du Barry wirklich sehr gut getroffen hatte. Erst später erlebt sie auch andere Zeiten, auf die ich nicht eingehen werde, um nicht zu viel zu verraten. Der Schreibstil ist wundervoll und bildhaft, so das man sich sehr gut in das Buch und die Zeit hineinversetzen kann. Diesen warmherzigen, liebevollen und großmütigen Hotelbesitzer und das tolle Personal, hätte ich gerne kennengelernt. Eine Geschichte, bei der man eintauchen kann in das England des 20. Jahrhunderts und die von mir 5 von 5 Sterne bekommt.

  • Weiß eigentlich jemand, wieso es das Buch auf englisch nur als E-Book und als Hörbuch gibt?

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Das musst du wohl amazon fragen... laut Verlags-HP gibt es durchaus ein englisches Paperback.

    LG, Dani


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  • Lesley Truffle - Hotel du Barry oder das Findelkind in der Suppenschüssel
    London, 1919


    Als das Stubenmmädchen und der Page sich gerade gegenseitig einen Dienst erweisen, wissen sie noch nicht, warum die Wäscheleine so fröhlich hin und herschaukelt. Hausdame Bertha Brown platzt in die Szene hinein und findet daran ein "aufgeknüpftes" Baby vor, welches kunstvoll in eine beige Funktionsunterhose drapiert wurde.
    Dank Form und Farbe des "Liebestöters" kann man sicher gehen, dass deren ehemalige Besitzerin nicht für den quiekenden Inhalt verantwortlich ist. Im biblischen Sinne jedenfalls nicht. Das Kleine hat zwei herausragende Merkmale, es trägt ein goldenes Armband und seine Augen sind violett.
    Während der Saison beherbergt das Hotel du Barry viele übermütige Debütantinnen.
    Im allgemeinen Verdrängungstaumel, der nach dem Krieg herrscht, wird ausschweifend gefeiert, besonders die Reichen lassen es krachen, als gäbe es kein Morgen mehr. Die Suche nach der leiblichen Mutter wird diskret sein müssen.
    Bertha ruft Sean und Mary zur Ordnung und ein herbeigeeilter Doc Ahearn bestätigt die Gesundheit des kleinen Kuckucks und der Hoteldedektiv Jim Blade beginnt sofort mit der Bestandsaufnahme:


    "Ausgesetztes Baby. Lebendig und wohlauf. Zwei oder drei Monate alt.
    07:02 Uhr, 14 Juni, 1919.
    Fundort, Wäscheleine des Hotel du Barry, hintere Waschküche.."


    Hausdame Bertha will nie wieder ein ausgesetztes Kind dem Waisenhaus überlassen, für ein namenloses Kind, ist dies so ziemlich der unfreundlichste Ort, an dem es aufwachsen könnte. Berthas Entschluss steht, sie werden das Baby behalten und gemeinsam aufziehen. Die "Führungsetage" darf nichts davon erfahren.


    Der Säugling wird in eine mit Nerz ausgelegte silberne Suppenterrine gebettet und die edlen bestickten Servietten sind als "Windel" gerade gut genug. Vom Pagen bis zum Kammerdiener, teilen sich die Angestellten die Betreuung des Babys.


    Während der turbulenten Arbeitszeit wird ein Servierwagen verwechselt und das darin schlummernde Baby, landet bei Daniel du Barry höchstpersönlich.
    Auch der Besitzer des mondänen Hotels kann sich dem glucksenden Charme des kleinen Mädchens nicht entziehen. Er benennt sie nach seinem Lieblingschampagner: Caterina Anastasia Lucinda.
    Und somit ist das Hotelbaby offiziell.
    Jahre vergehen und "Cat" - wie sie von jedem genannt wird - wächst in schwelgenden Luxus auf, der ihr nichts bedeutet, im Vergleich zu ihrer Hotel-Familie. Ihren Adoptiv-Vater, Daniel du Barry liebt sie hingebungsvoll.


    "Du bist jetzt alt genug, um dir in meiner Bibliothek selbst auszusuchen, was du lesen willst. Denke darüber nach, wie du deinen Geist formen und was für ein Mensch du sein möchtest, wenn du groß bist."


    Eine wundervolle "Upstairs/Downstairs-Romanze", ein ganzes Hotel liegt einem ausgesetztem Säugling zu Füßen. Ein spannendes Gesellschaftsportrait der Bohème der Nachkriegsjahre, ironisch warmherzig, berührend und sehr unterhaltsam.
    Das soziale Netzwerk der Patchwork-Family birgt natürlich auch jede Menge Intrigen, leichte Frivolitäten und humorvolle Turbulenzen.
    Nichts für Moralaposteln, daher meine Empfehlung für dieses kleine Juwel!


    5ratten:tipp:

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    Das Romandébut "Hotel du Barry" oder das Findelkind in der Suppenschüssel" von Lesley Truffle erschien als HC 2017 im Verlag HarperCollins, Germany.

    "Im berühmten Hotel du Barry lebt Cat in ihrer eigenen Welt. Am liebsten schwänzt die Ziehtochter des Hoteldirektors ihre Ballettstunden, um in der Bibliothek zu schmökern. Oder sie schnappt sich ihr Notizbuch oder forscht in den labyrinthischen Gewölbekellern nach ihrer eigenen Geschichte. Jemand hat sie damals hier zurückgelassen - und sie wäre keine echte du Barry, wenn sie diesem Rätsel nicht auf die Spur kommen könnte. Doch als ein tragischer Unfall die Londoner Oberschichte in Aufruhr versetzt, besteht bald kein Zweifel: Hier gehen gefährlichere Dinge vor sich, als die makellose Hotelfassade vermuten lässt...."
    (Quelle: Klappentext)


    Meine Meinung:


    Die Geschichte beginnt mit einem Baby an der Wäscheleine, das von Mary Maguire, einem Hausmädchen des Hotels gefunden wird. Das Personal berät sich kurzerhand und wechselt sich mit der Betreuung des kleinen Mädchens ab, um es nicht der öffentlichen Jugendhilfe anheimgeben zu müssen...
    Eines Tages wird es zum Schlafen in die silberne Suppenschüssel gelegt, die für den Direktor, Daniel du Barry, bestimmt ist: Wird Mary das Mädchen als eigene, uneheliche Tochter ausgeben? Wie wird der Direktor reagieren? Da Daniel du Barry ein wahrer Gentleman ist (für mich die sympathischste Figur von allen), adoptiert er kurzerhand das kleine Mädchen, das fortan unter dem Namen Caterina Anastasia - Kurzform Cat - im Hotel aufwächst. Das Hotelpersonal ist entzückt, da Cat ein neugieriges, wenn auch sehr schläfriges Kind ist, das gerne lernt und sich am liebsten in der Bibliothek des "Vaters" bedient... Einzig Edwina Lamb, die um ihr eigenes Wohl am meisten bedacht ist und eine Art viktorianisches Gehabe dem Dienstpersonal entgegenbringt, ist weniger gut auf die Ziehtochter zu sprechen: Statt Ballettstunden zu nehmen und die Etikette der Oberschicht zu erlernen, um später "eine gute Partie" zu machen - möglichst noch mit Adelstitel - ist Cat viel lieber in ihrer geliebten "Familie" bei Mary Mary, Bertha, Sean, Jim, Henri und den Zimmermädchen, die sie gemeinsam großziehen. Später wird sie sich der Kunst verschreiben und wird nach dem tragischen Unfall, der sich auf dem Hoteldach abspielte, von Edwina, die nun das Imperium leitet (wann immer dazu Zeit ist, da zwischenmenschliche Kontakte und Sex allerorten immer die höchste Priorität ist, und dies nicht nur bei ihr), wo es dieser möglich ist, gegängelt.


    Während einige Hotelangestellte - so z.B. Sebastian, erst einmal abwandern, bleiben andere wie z.B. Jim Blade, der auf alles immer ein Auge hat als Hoteldetektiv, um mit Cat gemeinsam herauszufinden, was sich tatsächlich am Tag des Unfalls im Hotel ereignet hat...


    Der Schreibstil ist zuweilen bissig, sarkastisch und eingängig zu lesen. Ein ironischer Unterton ist mit Humor gepaart, allerdings kam die Geschichte für mich nicht so schnell 'in Fahrt'. Das erste Romandrittel langweilte mich und ich quälte mich etwas durch die Seiten, die eine mondäne Welt beschreiben, in der viele Charaktere irgendwie für mich an der Oberfläche blieben - ebenso wie ihr Verhalten. Ich konnte mich den Figuren nicht nähern, sie blieben zumeist Fremde, auch die Hauptprotagonistin selbst. Einzig Daniel du Barry, vermögender Hoteldirektor mit einem ausgeprägten Faible für die Unterstützung ärmerer Gesellschaftsschichten, Obdachloser schien mir recht sympathisch. Allerdings ist auch hier die Geschichte so angelegt, dass es fast eine Karrikatur ist, wenn etwa ein Hoteldirektor ein Weihnachtsfest vor der Hoteltür für alle Bedürftigen und Obdachlosen der Stadt gibt - etwas dick aufgetragen.
    Der Unterhaltungswert ist hoch; plätscherte die Beschreibung alles Möglichen (einschließlich der Beziehungen innerhalb des Personals) so vor sich hin wie das Wasser der Themse, so erhöhte sich der Spannungsfaktor nach dem Unfall doch noch: Was war wirklich an dem fraglichen Abend passiert?


    Um dies herauszufinden, müssen sich einige Verbündete Cats, allen voran Mary, Jim, Bertha und Sean sehr anstrengen, die Wahrheit ans Tageslicht zu zerren; sie bedienen sich dazu makabrer, aber sehr wirkungsvoller Mittel....


    Gelungen ist es der Autorin, die Welt des Hotels immer wieder wie ein (eleganter) Mikrokosmos zu beschreiben, so etwa das mondäne Dachcafé, das nach Plänen der Medicis vergleichbar angelegt wurde. Eine gewisse Schlüpfrigkeit, erotische Passagen sind während des gesamten Romans zu finden; der Schreibstil ist stellenweise ironisch-heiter, auch komisch und transportiert neben den Dialogen (einige von ihnen haben schon was ;) auch die nicht minder witzigen Gedankengänge der jeweiligen Akteure.


    Fazit:


    Ein Roman mit sehr hohem Unterhaltungswert, der den Mikrokosmos inclusive halbseidener Gestalten eines Luxushotels beschreibt sowie das detektivische Gespür einer jungen Frau, die an einer Wäscheleine zurückgelassen wurde. Da mir hier trotz Komik und Humor doch sehr eine Sinnhaftigkeit und Tiefgang fehlen; die Figuren für mich nicht wirklich erkennbar waren und doch einiges an der Oberfläche blieb, gebe ich 3 Sterne - wobei 1 Stern dem Schreibstil von Lesley Truffle gewidmet ist; 2 Sterne für die Romanhandlung - das Potential ist jedoch sicher noch ausbaufähig.


    3ratten

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

    Einmal editiert, zuletzt von Sagota ()

  • Lesley Truffle - Hotel du Barry oder das Findelkind in der Suppenschüssel


    London 1919. Seit im Keller des ehrenwerten Hotel du Barry ein lachendes Baby an der Wäscheleine gefunden wurde, besteht kein Zweifel: Hier ist etwas Besonderes im Gange. Prompt beschließt die bunte Belegschaft, die Kleine vor dem Waisenhaus zu bewahren – und hätte das Zimmermädchen Mary das Baby nicht ausgerechnet zum Schlafen in eine silberne Suppenschüssel gelegt, hätte der Hoteldirektor Daniel du Barry vielleicht nie bemerkt, welche wundersame Geschichte sich hier ereignet ... (Quelle Amazon)


    Meine Meinung:


    Die Lektüre des Buches lässt mich zwiespältig zurück. Das Baby Cat, benannt nach einer Champagnermarke, ist die titelgebende Figur des vorliegenden Romans. Viel Zeit konnte ich mit dem Baby nicht verbringen: Bereits nach wenigen Kapiteln kann das Kind schon lesen und ist Stammgast in der Bibliothek des Hoteldirektors und Ziehvaters Daniel du Barry. Genauso schnell geht es im Buch weiter: Aus dem Kind wird ein Teenager und die Ereignisse überschlagen sich. Es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Figuren, die zu Beginn des Buches ausführlich eingeführt wurden, verschwinden plötzlich sang- und klanglos, sei es in einer anderen Anstellung oder durch kriminelle Machenschaften. Dafür wimmelt es im Buch plötzlich von jungen (zwielichtigen) Männern, aber bis auf deren Namen erfährt man nicht viel von ihnen, sodass man Gefahr läuft, den Überblick zu verlieren. Die Autorin scheint selbst den Überblick verloren zu haben: Sie mixt Erotik (häufig) und Romantik mit Mord und Totschlag, mischt Intrigen und Übersinnliches dazu, löst aber viele der Handlungsstränge nicht auf, sondern lässt sie im Sand verlaufen. Ich habe mich zum Beispiel gefragt


    Nichtsdestotrotz gab es auch amüsante und skurrile Stellen, die mich begeistert haben. Als Cat einem Verstorbenen aus "Lady Chatterley" vorliest, meint die Autorin:


    "Irgendwo auf dem Friedhof von Kensal Green drehte (Name im Spoiler)



    sich im Grab um. So hatte er sich die Zukunft nicht vorgestellt." (S 79/eBook)


    Wegen Sätzen wie diesen erhält das Buch von mir schlussendlich doch noch


    3ratten

    Liebe Grüße

    Danglard

  • Die Angestellten des eleganten Londoner Hotel du Barry trauen ihren Augen kaum, als sie sehen, was da in den Tiefen des Kellerlabyrinths unter dem Hotelgebäude an der Wäscheleine hängt: ein waschechtes Baby, fein säuberlich in einer riesigen Unterhose verstaut!


    Die Kleine wächst der bunten Schar von Bediensteten schnell ans Herz und sie fürchten, man könne sie ihnen wegnehmen, wenn ihre Existenz ans Tageslicht kommt, doch schließlich ist es der Hotelbesitzer Daniel du Barry höchstpersönlich, der das entzückende Dingelchen adoptiert und ihm den hochtrabenden Namen Caterina Anastasia Lucinda verpasst. Cat, wie sie bald von allen genannt wird, wird in den turbulenten 20er und 30er Jahren im Hotel groß und bleibt dabei stets der Liebling des Personals und ihres Adoptivvaters. Nur dessen kaltherziger und berechnender Gattin ist dieser Emporkömmling von Mädchen ein großer Dorn im Auge, ist sie doch ihre Konkurrentin um das Erbe der du Barrys, und sie macht Cat das Leben schwer, wo sie nur kann.


    Irgendwann beginnen sich dann auch merkwürdige Dinge im Hotel zuzutragen, und Cat weiß nicht, wem sie wirklich trauen kann ...


    Ein herrlich altmodisches Grandhotel mit seinen grandiosen Sälen, geschäftigen Küchen, versierten Hausdamen, in allen Lebenslagen findigen Concierges und koketten Zimmermädchen ist eine phantastische Kulisse für einen Roman - erst recht in den bewegten Roaring Twenties und der darauffolgenden Zeit. Der Beginn mit dem ausgesetzten Baby an der Wäscheleine mutet zwar vielleicht ein bisschen arg märchenhaft an, ist aber durchaus ein hübscher Aufhänger (no pun intended :breitgrins: ).


    Schade nur, dass auch der Rest des Buches konstruiert wirkt. Es zeigt zwar charmante Ansätze und hat ein paar sympathische Charaktere, doch die Umsetzung kommt platt und klischeebeladen daher. Die Guten sind unglaublich gut, mildtätig und selbstverständlich wunderschön, während die Bösen eindimensional böse sind, ohne dass richtig klar wird, warum, und in den meisten Fällen auch noch unattraktiv oder gar abgrundtief hässlich sind. Cat selbst wächst natürlich zu einer großen Schönheit mit viel Köpfchen heran. Dafür, dass sie so clever sein soll, legt sie aber ab und an eine erstaunlich miserable Menschenkenntnis an den Tag.


    Die Handlung ist mit unrealistischen Entwicklungen nur so gespickt, und der Plot wird immer seltsamer und verliert sich unlogisch in seinen eigenen Wirrungen. Sehr schade auch, dass sich das anfangs noch spürbare Zeitkolorit der wilden Zwanziger immer mehr verliert und man irgendwann überhaupt nicht mehr merkt, dass das Buch nicht in der Gegenwart, sondern vor 90 Jahren spielt.


    Noch ein großer Nervfaktor: Fast die komplette Hotelbelegschaft hat es permanent darauf abgesehen, an allen möglichen und unmöglichen Orten jemanden flachzulegen bzw. selber flachgelegt zu werden, und die Personenbeschreibungen sind oft unerträglich schwülstig formuliert, während die Wortwahl an anderen Stellen wohl witzig sein soll, auf mich aber nur plump oder gar unflätig wirkt. (Ich habe wirklich keine Probleme mit deftiger Ausdrucksweise, aber sie muss echt wirken, was sie hier absolut nicht tut.)

    Die Übersetzung trägt dazu noch ihr Übriges bei durch häufig viel zu moderne Formulierungen oder die unschöne Angewohnheit, Begriffe unübersetzt zu lassen. "Tattoo" und "Shopping" sind heutzutage gängige Wörter auch im Deutschen, aber 1920 hätte man ganz sicher noch von "Tätowierung" und "Einkaufsbummel" gesprochen, um nur zwei Beispiele zu nennen.


    Ich habe mich bis zum Ende durchgequält, weil ich auf die Auflösung gespannt war und hoffte, dass das Buch noch die Kurve zum Besseren kriegt, aber das war leider verschwendete Lesezeit.


    2ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen