Gavin Extence - Libellen im Kopf
Kaufen* bei
Amazon
Bücher.de
Buch24.de
* Werbe/Affiliate-Links
Inhalt:
Das Leben hat seine Höhen und Tiefen. Die Kunst ist es, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Alles begann, wie es manchmal eben so ist, mit einem toten Mann. Er war ein Nachbar – niemand, den Abby gut kannte, dennoch: Einen Verstorbenen zu finden, wenn man sich nur gerade eine Dose Tomaten fürs Abendessen ausleihen möchte, ist doch ein bisschen schockierend. Oder sollte es jedenfalls sein. Zu ihrem eigenen Erstaunen ist Abby von dem Ereignis zunächst seltsam ungerührt, aber nach diesem Mittwochabend gerät das fragile Gleichgewicht ihres Lebens immer mehr ins Wanken, und Abby scheint nichts dagegen unternehmen zu können…
Meine Meinung:
Wie schon "Das unerhörte Leben des Alex Woods" läuft dieses Buch auf ein ernstes Thema hinaus, das auf unterhaltende Weise behandelt wird, aber im Klappentext/in der Inhaltsbeschreibung nicht erwähnt wird und für den Leser überraschend kommt. Wer sich diese Überraschung nicht verderben will, der lese meine Spoiler nicht, denn dort steht, was genau Abbys Problem ist.
Die Geschichte beginnt behutsam. Abby findet ihren Nachbarn tot auf, und wie sie darauf reagiert uns was sie danach tut, ist vielleicht etwas seltsam, aber durchaus im Rahmen des Normalen. In der nächsten Zeit führt sie ihr ganz normales Alltagsleben weiter, und ich fand es sehr faszinierend, wie ganz allmählich und unmerklich alles aus den Fugen gerät. Der Übergang von normal, aber etwas extravagant zu völlig abgedreht passiert schleichend. Irgendwann wird dem Leser klar, dass da etwas mit Abby gewaltig schiefläuft, und ich fand es unglaublich (aber dennoch schlüssig geschildert) wie man in einen solchen Zustand hineingeraten kann, ohne zu merken oder wahrhaben zu wollen, dass etwas mit einem nicht stimmt. Noch dazu mit dieser Vorgeschichte, die Abby offensichtlich haben muss - der Leser erfährt anfangs ihre Vorgeschichte nicht, sondern nur, dass sie eine Psychologin zu regelmäßigen Sitzungen aufsucht, nicht aber, warum.
Auch den umgekehrten Weg
(die Therapie von Abbys manisch-depressiver Störung in der geschlossenen Abteilung einer psychiatrischen Klinik)
fand ich hochinteressant und sehr nachvollziehbar geschildert, auch und gerade unter zwischenmenschlichen Aspekten.
Wie Gavin Extence im Nachwort schreibt, hat er selbst Erfahrungen
mit einer solchen bipolaren Störung. Was im Roman zu kurz kommt, im Nachwort aber von Gavin Extence erwähnt wird, ist der Aspekt des Einflusses von Drogen. Abby geht meines Erachtens viel zu leichtfertig damit um (erwähnt werden Speed und Ecstasy), auch scheint ihre Nikotinsucht überhaupt keine Rolle in der Therapie zu spielen. Ich frage mich manchmal, ob psychisch labile Menschen eher zu Suchtverhalten neigen, oder ob umgekehrt Suchtmittel psychische Störungen auslösen. Ich kann es nicht beantworten, aber Extence legt in seinem Nachwort einen Zusammenhang nahe. Die Grenzen zwischen Drogen und Medikamenten scheinen hier zu verschwimmen, und man kann da nicht vorsichtig genug sein - gerade mit einer solchen psychischen Störung würde ich die Finger von Drogen weg lassen! Ich hätte es schön gefunden, wenn Abby auch diesbezüglich dazugelernt hätte.
Das Buch endet sehr versöhnlich und positiv in momentaner Stabilität, aber es ist nicht klar, wie lange das so bleibt. Auch dies ist vermutlich realistisch.
Fazit: Ich fand diesen Einblick ins Seelenleben eines Menschen wie Abby hochinteressant. Eine halbe Leseratte Abzug wegen des Drogenaspektes.
+