Dagmar Fohl - Alma

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    Der Hamburger Musikalienhändler und Cellist Aaron Stern muss 1939 Deutschland verlassen. Seine Tochter bleibt zurück. Als er nach dem Krieg schließlich nach Hamburg zurückkehrt, macht er sich auf die Suche nach seiner Tochter Alma.


    Aaron berichtet sein Leben und Erleben aus der Ich-Perspektive, was diese Geschichte besonders eindringlich macht.


    Obwohl Aarons Eltern Juden sind, gehören sie der evangelischen Kirche an. Musik ist in seinem Elternhaus allgegenwärtig. Als Aaron vierzehn Jahre alt ist kommt Hitler an die Macht. Später übernimmt Aaron das Geschäft seines Vater. Er lernt seine Frau Leah kennen. Die beiden verbindet die Liebe zur Musik. Dann wird er ins KZ gebracht und es dauert Monate bis Leah ihn herausholen kann. Sie wollen auswandern, kurz vorher wird Alma geboren. Sie ist ein Frühchen und würde die Reise nicht überleben. Schweren Herzens lassen sie sie das Baby bei einem „arischen“ Freund. In Kuba verweigert man ihnen die Einreise. Auch in Amerika dürfen sie nicht einreisen. Es geht zurück nach Europa. Vom Lager Westerbruck in den Niederlanden kommen sie schon bald nach Auschwitz. Aaron hält dank eisernem Überlebenswillen und der Musik durch.


    Wir alle wissen, was geschehen ist, und man mag sich das Grauen gar nicht vorstellen. Aber gerade darum, darf nicht vergessen werden, was geschehen ist, damit sowas nieder wieder geschieht. Allerdings zweifele ich im Moment gerade sehr, ob uns das Geschehen von damals wirklich eine Lehre ist.


    Ich bewundere Aaron für seinen Willen zu überleben. Viele seiner Leidensgenossen gehen lieber in den Tod. Aber er steht immer wieder auf in Gedanken an seine Tochter. Wieviel kann ein Mensch aushalten?


    Die Erinnerungen an das Erlebte verlassen ihn auch nach dem Krieg nicht und Albträume sorgen dafür, dass er es immer wieder erlebt. Soll er davon wirklich seiner Tochter berichten? Er hat Zweifel und lässt doch nichts unversucht, um Alma zu finden.


    Eine bewegende Geschichte.


    5ratten

  • Klappentext:
    Der Hamburger Musikalienhändler und Cellist Aaron Stern muss 1939 Deutschland ohne seine Tochter verlassen. Eine verhängnisvolle Odyssee beginnt. Er findet in keinem Land sichere Aufnahme und gerät in die Fänge der Nationalsozialisten. Nach leidvollen Erfahrungen als Schiffsflüchtling und Lagermusiker kehrt er schließlich nach Hamburg zurück. Eine berührende und abenteuerliche Suche nach seiner Tochter beginnt.



    Trotz oder gerade wegen des sachlichen und nüchternen Schreibstils der Autorin Dagmar Fohl, konnte mich ihr Roman "Alma" berühren und begeistern.
    "Alma" ist kein neues Buch - bzw. kein neues Thema, denn schon der ein oder andere Roman existiert, der in dieses Genre und zu diesem Thema passt. Dennoch kann sich dieser dünne Roman von seinen Mitläufern absetzen - durch mehrere entscheidende Punkte, wie eben schon erwähnt, den besonderen Schreibstil, den man mögen kann, aber nicht muss. Und doch trägt er wesentlich zur geschichte von Aaron Stern und seiner Tochter bei.
    Flucht - ein Thema, das nicht aktueller sein könnte. Gerade mit dem Vorwort schafft das Buch, den Leser in den Bann zu ziehen - und bietet den perfekten Einstieg in die Lektüre.
    Dort begegnet der Leser dem Protagonist Aaron Stern - dem Hauptcharakter. Aaron Stern wirkt authentisch, sympatisch und vor allem hatte er eines: Tiefe. Man konnte mit ihm mitfühlen, mitfiebern, war berührt und mitgenommen.
    Alles in allem ein perfekter Roman - trotz oder vielleicht auch wegen der geringen Länge -, der alles auf den Punkt bringt! Chapeau!



    Fazit: Starker Roman mit super Plot, authentischer Charakteren und einer angenehmen Erzählweise! Berührend, emotional, begeisternd!

  • Aaron Stern liebt die Musik und vor allem sein Cello, mit dem er hin und wieder trotz seines Lampenfiebers konzertiert. Gerade einmal 20, übernimmt er den Musikalienhandel seines Vaters und lernt in diesem Hamburger Geschäft die Liebe seines Lebens kennen, Leah. Obwohl die Zeichen immer düsterer werden und der Antisemitismus überdeutlich seine Gewaltbereitschaft beweist, schmieden Aaron und Leah Pläne. Sie heiraten und erwarten ein Kind, als Aaron erst ins Hamburger Konzentrationslager Fuhlsbüttel und dann ins KZ Sachsenhausen verschleppt wird.


    Ein Mensch, der in einem Lager wohnt, einerlei in welchem, ruft Ablehnung und Skepsis hervor. Er befindet sich in einer unfreiwilligen Situation, die ihn allmählich zermürbt, denn er wartet und weiß nicht, wann sein Lagerleben endet. (S.87)


    Einige Zeit später verlassen Leah und Aaron auf dem Passagierschiff St. Louis Hamburg - auf dem Weg nach Kuba. Nicht nur, dass sie ihre neugeborene Tochter zurücklassen müssen, nein, die rettende Reise wird zu einer Irrfahrt und für das junge Ehepaar erst der Beginn einer schrecklichen Odyssee. Was Aaron erlebt, ist kaum in Worte zu fassen.


    Ich konnte den Schmerz, den ich spürte, nur dadurch ertragen, dass ich erstarrte und schwieg. (S.154)


    Dagmar Fohl hat mit diesem Buch ein Kleinod vorgelegt, dass sehr eindrücklich von Verfolgung und größtmöglicher Unmenschlichkeit erzählt. Dass sie ihre Hauptfigur dabei in Ich-Form erzählen lässt, macht den schmalen Roman nur noch eindringlicher und berührender. So lassen sich die etwas mehr als 200 Seiten rasch lesen - aber nicht ohne nachzuhallen, nicht ohne sich im Kopf festzuhaken. Es ist die Geschichte eines Mannes, der zerbricht und dennoch nie die ganze Hoffnung fahren lässt. Wie er sich in dunkelster Stunde von den allerfinstersten Gedanken loslösen kann, das lohnt sich zu lesen.


    Die Tatsache, dass die Autorin ihren Roman den Flüchtlingen und Verfolgten widmet, und Esther Bejerano, eine Auschwitz-Überlebende, ein sehr aktuelles Vorwort hat schreiben lassen, zeigt, wie wichtig ihr Buch und die historischen Zusammenhänge, aus denen wir heute noch lernen können und müssen, ist.


    "Alma" ist ein Roman wider dem Vergessen und wichtiger denn je. Aber es ist auch ein enorm berührender, sprachlich sehr reduzierter, umso eindringlicher Roman. Ich hoffe sehr, dass er eine große Leserschaft findet, den er hat es in allen Belangen verdient.


    5ratten und ohne jeden Frage ein :tipp:

    Liebe Grüße

    Tabea

    Einmal editiert, zuletzt von dubh ()