Anthony Powell - Tendenz steigend/A Buyer's Market

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  • Ich habe gestern nun auch das 4. Kapitel und damit diesen Band beendet.


    Im dritten Kapitel begleiten wir Jenkins nach Stourwater, wo er Jean Templer wiedersieht, die mittlerweile verheiratet ist. Nick fühlt sich ja anscheinend schon wieder zu ihr hingezogen und ich bin auch nicht ganz sicher, ob die Einladung von ihr zu sich nach Hause nicht einen etwas zweideutigen Charakter hatte. Es kommt nicht dazu, aber ich glaube irgendwie, dass Jean vielleicht irgendwann nochmal ein Rolle spielen wird.
    Auch Widmerpool taucht in Stourwater auf. Eigentlich geschäftlich, da er inzwischen für Magnus Donners arbeitet, doch er nutzt die Gelegenheit, um Jenkins sein Herz in Bezug auf Gipsy auszuschütten. Ich hatte ja erst kurz gedacht, dass Widmerpool für Gipsys Abtreibung zahlt, weil er dafür verantwortlich ist. Tatsächlich ist es so, dass er gar nichts damit zu tun hat, aber irgendwie von Gipsy dazu gebracht wurde, trotzdem dafür aufzukommen. :gruebel: Wie genau, werden wir wahrscheinlich wieder nie erfahren.


    Im vierten Kapitel findet nun Stringhams Hochzeit statt, allerdings scheint es sich nicht wirklich um einen sehr fröhlichen und glücklichen Tag zu handeln, schließlich sind beide Familien nicht sonderlich von der Verbindung angetan. Ich glaube auch nicht, dass Stringham Peggy wirklich liebt, ich denke, die beiden heiraten, weil es Zeit wird und man das in dieser Gesellschaftsschicht und Zeit einfach machte.
    Am selben Tag stirbt Mr. Deacon, sein Tod durch Sturz von der Treppe in einem Nachtclub ist zwar nicht gerade glamorös, aber wenigstens auch nicht langweilig. Gipsy nimmt nicht an der Beerdigung teil. Nick trifft sie aber - in einem Evakostüm mit hautfarbenem Body, das ich mir ziemlich seltsam vorstelle - in Deacons Atelier/Geschäft. Aus der Situation heraus schläft er wohl mit ihr, aber das muss der Leser wieder mehr erahnen, Jenkins bleibt auch in dieser Situation mehr als diskret.
    Am Ende des Kapitels ist Jenkins bei Widmerpool eingeladen und lernt dessen Mutter kennen. Außerdem nennen die beiden jungen Männer sich nun beim Vornamen, was damals wohl eine relativ große Sache war und von Widmerpool fast wie ein kleiner Heiratsantrag vorgetragen wird. :smile:


    Fazit: Glücklicherweise ändert sich im dritten Kapitel der Schauplatz, auf noch eine Party über Hunderte Seiten hätte ich auch keine Lust mehr gehabt. Aber das war ja eben im ersten Band auch schon so, mit dem Urlaub in Frankreich.
    Vom Erzähler haben wir zwar etwas mehr, aber auch wieder nicht wirklich viel erfahren. Seine Eltern sind zwar immerhin mal aufgetaucht, aber nur in ganz am Rande in der Paris Rückblende. Onkel Giles Meinungen und Ansichten werden zwar desöfteren zitiert, aber auch er taucht nur einmal kurz vor Jenkins Wohnung auf und verschwindet gleich wieder.
    Trotzdem habe ich auch diesen Band wieder ganz gern gelesen, vor allem wusste ich ja jetzt schon, auf was ich mich da eingelassen habe. :zwinker: Ich wäre also auch beim nächsten Band wieder mit dabei.

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  • Als er sich Jenkis durch dieses Gitterfenster zu erkennen gab, dachte ich wirklich, er wäre in ein Verlies gesperrt worden. Zur Belustigung der Damen beispielsweise.


    An so etwas hatte ich auch gedacht. Irgendwie hätte das zu Widmerpool gepasst. :smile: Er hat ja schon einige peinliche Situationen hinter sich und fabriziert kurz später auch gleich den nächsten, als er im Garten seines Chefs einen Unfall baut. Trotzdem kommt er voran, Ehrgeiz hat er anscheinen. Jenkins kann sa nur zuschauen und Widmerpools Aufstieg verfolgen. Ob ich Widmerpool mag oder nicht, kann ich allerdings immer noch nicht genau sagen.

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  • Mich wundert's ein bisschen, dass sich hier niemand über die Aktion mit dem Zucker aufregt. Klar, Widmerpool ist nicht gerade ein Sympath, aber das rechtfertigt ein solch respektloses Verhalten keineswegs. Damit passt Barbara hervorragend zu Tompsitt, der sich ebenfalls mehr als respektlos verhält (ich halte das irgendwie weniger für ein Aufbegehren der jüngeren Generation, eher für schlichtweg schlechtes Benehmen)


    Wenn die Zuckerdose nicht versehentlich offen gewesen wäre, wäre es ja auch eher ein (wenn auch vielleicht dummer) Partygag gewesen. Ich finde es auch schlimmer, dass sie sich danach nicht entschuldigt oder ihm sogar hilft, wieder einigermaßen brauchbar auszusehen. Anscheinend hätte sie, wenn sie das getan hätte, aber ihr Gesicht verloren und das geht in dem gesellschaftlichen Gefüge anscheinend gar nicht. Immerhin erkennen Jenkins und Widmerpool so, dass sie nicht weiter Zeit mit Barbara verschenden müssen...

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  • Ich hatte ja erst kurz gedacht, dass Widmerpool für Gipsys Abtreibung zahlt, weil er dafür verantwortlich ist. Tatsächlich ist es so, dass er gar nichts damit zu tun hat, aber irgendwie von Gipsy dazu gebracht wurde, trotzdem dafür aufzukommen. :gruebel: Wie genau, werden wir wahrscheinlich wieder nie erfahren.


    Ich frage mich immer noch, wie Gypsy ihn dazu brachte für die Abtreibung aufzukommen. Sie muss ihn irgendwie hinters Licht geführt haben, weil er anschließend zu wütend auf sie ist. Vielleicht hat sie ihm eine herzzerreißende Story über einen bösen Verführer vorgeschwindelt und er hat später herausbekommen, dass sie ständig Gast im Bett des gegenüber arbeitenden Verlegers (das war doch ein Verleger, oder?) ist.

  • Das klingt einleuchtend, yanni!


    Ich fand es auch schade, dass wir nicht erfahren haben, warum er Gypsy das Geld gegeben hat.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich dachte ja eigentlich, dass sie ihm eingeredet hat, dass er der Vater ist. Später hat er dann gemerkt, dass sie ihn gelinkt hat und wurde wütend. Mein zweiter Lösungsansatz war, dass sie ihn erpresste und drohte, seiner Mutter/ seinem Chef zu berichten, er habe sie in Schwierigkeiten gebracht und wolle nun nicht dafür gerade stehen.


  • Ich dachte ja eigentlich, dass sie ihm eingeredet hat, dass er der Vater ist. Später hat er dann gemerkt, dass sie ihn gelinkt hat und wurde wütend. Mein zweiter Lösungsansatz war, dass sie ihn erpresste und drohte, seiner Mutter/ seinem Chef zu berichten, er habe sie in Schwierigkeiten gebracht und wolle nun nicht dafür gerade stehen.


    Haben die beiden sich den vorher schon gekannt? Ich nahm an, sie hätten sich erst kennen gelernt, als Jenkins zusammen mit Widmerpool Mr. Deacon in Begleitung von Gpysy trafen. Widmerpool war doch vorher noch in Barbara verknallt, ich glaube nicht, dass er nebenbei mit einer anderen etwas laufen hatte. Aber man kann nie wissen.

  • Ich stellte mir das eher so vor: Widmerpool und Gipsy kamen sich näher. 2 Wochen später eröffnete sie ihm, dass sie schwanger sei und er der Vater. Ich kann mir vorstellen, dass Widmerpool das für bare Münze nahm. Damals war man noch nicht so aufgeklärt wie heute. Wen sollte er denn fragen, wie schnell eine Frau eine Schwangerschaft zweifelsfrei feststellen kann?


  • Ich stellte mir das eher so vor: Widmerpool und Gipsy kamen sich näher. 2 Wochen später eröffnete sie ihm, dass sie schwanger sei und er der Vater. Ich kann mir vorstellen, dass Widmerpool das für bare Münze nahm. Damals war man noch nicht so aufgeklärt wie heute. Wen sollte er denn fragen, wie schnell eine Frau eine Schwangerschaft zweifelsfrei feststellen kann?


    Ja, so könnte es auch gewesen sein. Schade, dass wir es nie erfahren werden, wie sie ihn dazu brachte. Dieses Szene hätte ich zu gern gelesen. :breitgrins:


  • Ich stellte mir das eher so vor: Widmerpool und Gipsy kamen sich näher. 2 Wochen später eröffnete sie ihm, dass sie schwanger sei und er der Vater.


    Wurde nicht schon in der Szene des ersten Zusammentreffens angedeutet, Gypsy habe "Probleme"?

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Wurde nicht schon in der Szene des ersten Zusammentreffens angedeutet, Gypsy habe "Probleme"?


    Sie sind ja gleich nach dem ersten Treffen zusammen auf die Party gegangen, aber ich meine mich zu erinnern, dass Deacon das nur zu Jenkins sagte.
    Ah, nein, ich habe es eben nachgelesen. Widmerpool erzählt Jenkins auf der Party, dass Miss Jones ihm von ihren Schwierigkeiten erzählt hat. Wenn er sie wirklich vorher schon gekannt hätte, dann müsste sei ihm ja nicht gerade auf dieser Party davon erzählen.

  • Ich hatte auch nicht den Eindruck, als ob die beiden sich kennen, als sie sich auf der Straße über den Weg gelaufen sind. Wobei es natürlich sein kann, dass uns Powell/Jenkins nicht alles erzählt hat ;)


    Ich glaube aber eher, dass Gypsy Widmerpools Hilfsbereitschaft ausgenutzt und ihn dann mit irgendwas verärgert hat.

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    Leonard Cohen





    Einmal editiert, zuletzt von Valentine ()


  • Wurde nicht schon in der Szene des ersten Zusammentreffens angedeutet, Gypsy habe "Probleme"?


    Ah, nein, ich habe es eben nachgelesen. Widmerpool erzählt Jenkins auf der Party, dass Miss Jones ihm von ihren Schwierigkeiten erzählt hat. Wenn er sie wirklich vorher schon gekannt hätte, dann müsste sei ihm ja nicht gerade auf dieser Party davon erzählen.
    [/quote]


    Das hatte ich überlesen - ich dachte nur Jenkins weiß von Gypsys Ungemach Bescheid.